Beiträge von Waballat ben Attar Athenodoros

    RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Athenodoros nickte, denn das war, was er gewünscht hatte und es kostete ihn nur die Empfehlung an einen Verwandten und keine einzige Drachme.


    Aber die Mahnung seines Gastfreundes bezüglich Shahnaz nahm er ernst, denn Ezra ben Abraham war ein integrer, uneigennütziger Mensch, soviel der Palmyrener wusste, und hätte keinen Vorteil davon gehabt, ihn zu warnen.

    Er antwortete:

    "Probleme mit dem Mädchen fürchte ich nicht.
    Erinnerst du dich noch an eine andere Sklavin in meinem Haus in Alexandria, die Caenis? Ich hatte die Kleine sogar recht gern. Es kam heraus, dass sie eine Hexe war. Ich habe sie sofort in die Auripigmentminen nach Kleinasien verkauft. Also sei gewiss, dass ich mit unbotmäßigen Dienern und Dienerinnen umzugehen weiß.
    "


    Wie viele Menschen grauste sich auch Athenodoros vor Hexerei und Flüchen. Dennoch waren die Arsengelbminen eine fürchterliche Strafe, selbst ein kräftiger Mann überlebte dort nur ein, zwei Monate.*


    Der nächste Punkt allerdings, der von Ezra angeführt wurde, betraf Athenodoros kostbares Leben persönlich, und er erschrak etwas:

    "Meinst du denn, der Shah von Persis schickt seine Spione bis hierher? Das wäre schlecht!"

    Die Perser bewiesen eine ganz und gar grausige Phantasie, was Strafen betraf und so wurde der Synhodiarches etwas bleich:

    "So sage dem Mädchen nichts von Heiraten", sagte er: "Nur dass ich sie selbst vor meinem lüsternen Sohn Alexandros bewahrt habe, ich hoffe, sie ist mir dankbar."


    Er fand wenig dabei, den abwesenden Alexandros zu beschuldigen:


    "Deine Argumente sind nicht von der Hand zu weisen. Bei Allat, irgendwelche wildgewordene Perser hier, das passt mir nicht die Vorstellung. Du scheinst dich so gut mit Prinzessin Shahnaz zu verstehen: Also welches Vorgehen würdest du mir raten?"




    Sim-Off:

    * Über das Auripigment **

    RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham




    Bei der Erwähnung der Schriftrolle aus dem Norden nickte er. "Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich sie Alexandros und seinem Sklaven vor Jahren einst in Alexandria verkauft hatte. Jedoch was diese neue Schriftrolle angeht, so kann ich dir derzeit auch noch nicht mehr sagen, als das was ich schon gesagt habe. Zuvor muss ich sie einmal mit eigenen Augen gesehen haben. Sollte ich sie erwerben, so kann ich sie gerne auch dir zeigen, jedoch denke ich nicht, dass man diese Art Schriftrollen im großen Stil importieren könnte. Sie kommt von sehr weit her, wer weiß schon von wo genau und wer sagt, dass sie nicht die einzige ihrer Art ist? Oder dieses mysteriöse Material sehr selten und schwer zu beschaffen? Bei wem würdest du eine entsprechende Order aufgeben wollen bei all den vielen verschiedensprachigen Zwischenhändlern entlang der Seidenstraße? Und selbst wenn dies möglich wäre, so würde ja selbst schon eine einzige Bestellung Jahre brauchen, bis sie wieder hier ankäme und was würde die mengenmäßig bringen? Eine Karawane voll solcher Rollen vielleicht? Ich fürchte, das wäre zu unlukrativ und dass wir uns auch weiterhin mit ägyptischem Papyrus behelfen müssen."

    "Deine Einwände sind recht und vernünftig.", sprach Athenodoros mit einem kleinen Lächeln: "Es ist nur so, dass ich Informationen sammle. Manchmal bleibt so eine Kenntnis lange im Wüstensand liegen, manchmal wird sie verschüttet oder vom Sturm davon getragen, doch zuweilen eröffnet sich etwas Neues, und wenn du da die Finger drin hast und herausziehst, sind sie mit Gold überzogen. Daher interessiert mich das neuartige Schreibmaterial als reine Möglichkeit. Die Augen offen halten ist nie ein Fehler; auch wenn es neunhundertneunundneunzig Mal sinnlos ist, kann es einen beim tausendsten Mal reich machen."


    Interessiert lauschte er dem Gespräch zwischen Ezra und Shahnaz ; gerade da er nichts verstand, bekam er die Gefühlsregungen gut mit. Die aufgeregte Stimme von Shahnaz klang lieblich wie der Klang der Ziegenglöckchen im Tal von Emesa. Da er sie nicht mehr nur als Sklavin sah, gewann er sogar Gefallen an ihrem hitzigen Temperament. Wie ihre Augen Funken sprühten! Wie hohheitsvoll ihre Gesten waren! Was für ein Prachtweib!

    Wieder begann sich die Vorfreude in ihm zu regen, als er sich vorstellte, wie Shahnaz in seinen Armen lag. Und nun gab die Süße gar nach und wollte Aramäisch lernen...wundervoll. Und sie aß - wer aber aß, wollte leben, das sah doch ein Blinder.


    "Wenn es sein muss, werde ich ihr Haupt mit dem Kranz schmücken und sie verschleiern. Vielleicht werde ich sie in einer Prozession von deinem Haus zu dem meinen führen lassen, mit Hochzeitsliedern und der Hymenaios-Hymne. Vielleicht werde ich ihr die Gaben reichen, die sogenannten Katachysmata, Blumen, Wasser, Reis, Feigen, Nüsse und Honig und sie im Brautgemach entschleiern.
    Aber lieber wäre mir freilich, das Prachtweib so auf mein Lager zu bekommen, ohne das ganze Hochzeitsgedöns.
    "
    , gestand Athenodoros:

    "Sobald sie ein Kind trägt, kann ich sie immer noch freilassen. Auf diese Weise kaufe ich keine Ware, die mir dann doch nichts bringt. Doch das wirst du ihr nicht sagen, wenn du sie in unserer Muttersprache unterrichtest, nicht wahr? Besser ist es, sie von meinen guten Absichten zu überzeugen. "


    Waballat ben Attar Athenodoros liebte niemanden außer sich selbst. Was er noch nicht gemerkt hatte, war, dass er alleine war.

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    Gynaikon


    Dies ist ein Gynaikon, das private Reich für eine Dame. Es ist ein großes Zimmer mit einem bequemen Bett, drei Truhen, einem Frisiertisch und Frisierstuhl, einem Spiegel und der Darstellung von Liebesszenen aus der griechischen Mythologie an den Wänden. Die warmen Farben und die erotischen Inhalte sollen zur Liebe geneigt machen. Ein  großes Fenster bietet eine herrliche Aussicht in den Garten; in dem hochgewachsene Palmen den gerade in den Sommermonaten so begehrten Schatten spenden.

    RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    "Warum Anippe kein Aramäisch kann? Wir haben in Alexandria nur Koiné gesprochen. Du weißt ja, wie Alexandra ist...war. Sie hatte wenig Interesse an Dingen , die außerhalb ihrer Nasenspitze lagen und außer ihrer Muttersprache nie etwas lernen wollen." ,

    Athenodoros sprach hier von seiner griechischen Gattin, Alexandros Mutter: "Ich fürchte, ich bin auch kein guter Lehrer. Zu ungeduldig." Er machte die entsprechende Handbewegung.

    Diese Jagd nach einer Schriftrolle empfand der Synhodiarchos als ungewöhnlich; fast schwirrte ihm der Kopf von all den Begriffen, die sein jüdischer Gast nannte: Sakisch...wer mochte eine Sprache sprechen, die keiner verstand... so fragte er nach dem einzigen, was ihm unmittelbar einleuchtete:

    "Diese Schriftrolle - ist sie von Wert? Und ein neues Schreibmaterial sagst du, leicht und dennoch glatt wie Marmor? Das klingt interessant und wäre eventuell etwas, von dem du mir ein paar Proben mitbringen könntest. Unsere Schriftgelehrten würden sich zu gerne von den Papyruslieferungen aus Aegyptus unabhängig machen. Ja, du hast äußerst erlesene Werke in deinem Laden, hattest du früher schon. Ich erinnere mich noch an dieses Pergament von dieser völlig phantastischen Geschichte aus dem Norden des Imperiums und noch darüber hinaus, es ging um einen Wolf, der den Mond fraß oder so ähnlich.Was hat das den Kindern gefallen! "

    Einen Moment lang tauchte eine Szene vor ihm auf, die er lange vergessen hatte: Eine Gruppe Jugendlicher auf einer Treppe, lauschend, während der Älteste ihnen vorlas und die Sonne goldene Kringel auf ihre Gesichter malte, ein friedliches Bild.


    Anippe lächelte. Auch sie erinnerte sich an die Geschichte, denn sie war eine dieser jungen Leute gewesen.

    Dann schaute sie respektvoll zu Shahnaz, wie sie ja richtig hieß. Nun verstand sie, warum die Neue sich so gesträubt und geweint hatte. Sie war eine wirkliche Prinzessin aus Persis und lehnte sich gegen ihr Schicksal auf. Anippe freute sich auf den Unterricht bei Ezra ben Abraham, der so ein feiner Herr war. Außerdem würde sie dann endlich mit Shahnaz sprechen können. Anippe wollte gerne wieder eine Freundin haben, seit ihre beste Freundin verkauft worden war. Obwohl: Vielleicht würde Shahnaz keine Sklavin bleiben, vielleicht ließ ihr Herr sie frei, um sie zu heiraten. Aber auch dann würde sich Shahnaz hoffentlich daran erinnern, WER denn von Anfang an freundlich zu ihr gewesen war, ohne von ihrem hohen Rang zu wissen. Anippe plante vor; sie fand sich ganz schön schlau.


    Auch Athenodoros erinnerte sich wieder an Shahnaz Gegenwart:

    "Bitte sag Shahnaz, dass sie Unterricht erhält. Und wenn sie sich benimmt, darf sie sich ab heute frei im Haus bewegen und muss nicht in die dunkle Kammer zurück. Sie darf mit den anderen Dienerinnen gemeinsam essen. Und .... ich werde ihr ein Zimmer geben, ein eigenes. Ich hoffe, sie weiß ihre Privilegien zu schätzen."

    Plötzlich behandelte er die junge Frau mit neuerwachtem Feingefühl:

    "Anippe bring Shahnaz einen Stuhl, sie soll mit uns essen. Und geh und lass das gynaikon* richten, danach kommst du wieder. "


    Anippe stellte den Stuhl zurecht. Dann richtete sie einen Teller mit einer Kleinigkeit von allen Leckerbissen und schenkte Wein gemischt mit Wasser ein, beides stellte sie auf den Tisch vor die Nähe des Stuhls und zeigte Shahnaz pantomimisch, dass sie Platz nehmen sollte. Danach gehorchte sie den Befehlen ihres despotés.






    Sim-Off:

    * Frauengemach/gemächer

    RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Zehn Drachmen war ein gepfefferter Preis, aber Unterricht bei Ezra ben Abraham war es vermutlich wert. Dennoch handelte Waballat einen kleinen Rabatt aus, das war er einfach seinem Ruf schuldig:

    "Zunächst Aramäisch bitte, denn wir leben nun mal hier in Palmyra. Und ich würde dich bitten, auch Anippe in den Unterricht mit dazu zunehmen, sie versteht die hiesige Sprache nicht, so dass sie nie alleine auf den Markt oder sonst wohin kann. Zwei Schülerinnen machen gewiss nicht mehr Umstände als eine und falls doch, so erlaube ich dir, Anippe zu schlagen. "

    Athenodoros hatte nicht viel Ahnung vom Unterrichten, das hatte ihn nie interessiert. Sein Sohn hatte die ganze Zeit über Sklavenlehrer gehabt. Schade, dass er weg war, auch er hätte Aramäisch gut brauchen können. ( Athenodoros schüttelte ärgerlich über sich den Kopf; er dachte heute entschieden zu oft an den Bengel, der ihn so aufgeregt hatte. Sollte er zum Hades gehen...):

    "Auf jeden Fall danke ich dir für die Mühe, die du dir mit Shahnaz machen möchtest. Die Empfehlung an meinen Verwandten gebe ich dir gerne."

    Er lachte:

    "Du hälst es irgendwie nirgends lange aus, Ezra ben Abraham. Kaum bist du in Palmyra heimisch, möchtest du weiter in den Osten. Und ich dachte, ich bin es, in dessen Adern Nomadenblut fließt. Du bist entschieden unruhiger... was ist es denn, was du in Hatra suchst? Nur eine alte Bekanntschaft?"

    RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    "Ich behalte sie. Da sie von edlem Blut ist, könnte ich sie freilassen und sogar heiraten. Als Ehegattin Nummer Zwei würde sie mir nicht zur Unehre gereichen.", sagte Athenodoros fast vetträumt: " Stell dir vor: Das Blut des persischen Königs in einer Linie der Bene Attar. Vielleicht würde mir Shahnaz Söhne schenken, die mich stolz machen. Weißt du übrigens, dass Shahnaz der Grund ist, warum Alexandros weggelaufen ist? ich hatte sie eigentlich für ihn bestimmt, damit er endlich ein Mann wird. Aber er meinte, sie wäre unglücklich - er war schon immer zu gefühlsvoll, der Junge. Wie seine Mutter Alexandra früher. Dann habe ich Shahnaz für mich beansprucht und das war richtig, denn solch eine Frau braucht einen starken Beschützer. "

    Athenodoros zwinkerte Ezra zu:

    "Vielleicht heirate ich sie aber auch nicht. Das werde ich entscheiden, wenn ich weiß, ob wir überhaupt zusammenpassen - in jeder Hinsicht. Wenn Shahnaz klug ist, kann sie in meinem Haus ihr Glück machen, wenn sie weiter klagt und heult, wird sie nichts anderes für mich sein als Anippe, ja, noch weniger, denn sie ist nicht einmal oikogenes - in meinem Haus geboren."

    Waballat ben Attar Athenodoros sprach hier ganz wie der Geschäftsmann, der er war. Was scherten ihn Glück oder Unglück anderer?

    "Kennst du vielleicht jemanden o Ezra, der Shahnaz in Aramäisch oder Koiné unterrichten könnte?", fragte er. So oder so, er wollte nicht jedesmal einen Übersetzer dabei haben, wenn er mit seinem Eigentum sprach.

    RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Alles war ananke oder fatum wie man in Latein sagte, oder hierzulande qisma, das von den Göttern zugeteilte Los, dem man sich nicht entziehen konnte - und schon gar nicht, wenn man den Schutz der phyle, des Stamms oder der Sippe verließ. Selbst sein Sohn Alexandros konnte durch seine unüberlegte Flucht aus dem Vaterhaus Piraten in die Hände fallen und in Sklaverei geraten. (Athenodoros hoffte allerdings, dass er dann so klug wäre, Lösegeld anzubieten.)


    Waballat ben Attar Athenodoros jedoch war kein Pirat und hatte kein Lösegeld nötig. Der Gedanke, eine echte persische Prinzessin zu Diensten zu haben, die ihm Yarhai für doch relativ wenig Geld überlassen hatte, erheiterte ihn ungemein. Die Götter hatten Shahnaz in sein Haus geführt und damit musste sie leben lernen.


    Das Geschrei und Toben der jungen Frau rührte ihn nicht, ärgerlich schnalzte er mit der Zunge; das Weinen störte ihn beim Nachdenken.

    "Ist schon gut, krieg dich ein Shahnaz", sagte er: "Bitte Ezra, frag sie, weshalb sie in Gefangenschaft geriet? Ich hätte vermutet, dass der Shah von Persis seine Töchter besser behütet."

    RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Athenodoros lachte dröhnend, machte aber ein nachdenkliches Gesicht: "Mein Preis für meine Empfehlung - bring mir weitere solche Geschichten wie diese dolle Erzählung über die Lindwürmer. Meine Erfahrung ist, dass hinter solchen Geschichten oft eine Wahrheit verborgen ist. Und wenn es keine Drachen sind, so liegt der Ursprung des Zauberfeuers von Hatra vielleicht doch in den Bergen Armeniens, und dort sollte man suchen. Desweiteren interessiert es mich, was während der parthischen Krönung geschehen ist. Wie gesagt, wenn du Augen und Ohren offen hälst, wäre das das Einzige, um was ich dich bitte. "


    Athenodoros wusste natürlich, wen er auf solche Geschichten ansetzte: Ezra war weise und durchaus in der Lage, Märchen und Wahrheit auseinanderzuhalten.


    Das nächste Thema ließ den Synhodiarchos noch ernster werden, denn es ging um das Schicksal all derjenigen, die zwischen Roma und Parthien aufgerieben wurden:

    "Jerusalem war die Heimat deiner Vorväter, nicht wahr?Trauriges Schicksal einer großen Stadt. Uns anderen zur Warnung. ", er schüttelte den Kopf:

    " Judäa selbst kann ich nicht beurteilen, aber mein Haus befand sich ja auch in Delta, eine annehmbarer oikos übrigens, und ich habe oft gebetet: O große Allat, sorge dafür, dass die Griechen sich nicht mehr für die Klügsten und die Juden sich nicht mehr für die Reinsten halten, dann kämen vermutlich beide Völker einmal zur Ruhe"

    Aufstände und Freiheitsbestrebungen schränkten den Warenverkehr ungebührlich und unnötig ein, zumindest war das seine Überzeugung.*


    "Alexandros hat Anippe gesagt, dass er zurück nach Alexandria möchte, ja.", sprach er: "Vielleicht hat er ihr gegenüber gelogen."Nun erschien eine Zornesfalte auf seiner Stirn:"Wenn jedoch Anippe mich belogen haben soll, dann gnaden ihr die Götter, denn dann werde ich sie gebührend bestrafen!"


    Sein Zornausbruch wurde vom Erscheinen von Shahnaz unterbrochen, die zwar etwas bleich, aber sehr lieblich aussah, was war sie doch für ein erlesenes Geschöpf.

    "Aaaaaa.... Anippe bringt meine persische Blume, ist sie nicht eine Schönheit?", sprach er mit breitem Lächeln:

    "Ich bin gespannt, was sie dir erzählen wird, Ezra ben Abraham."


    Anippe deutete mit dem Kopf auf den Juden und flüsterte Shahnaz zu: "Dies ist der Gast, von dem ich dir berichtet habe: Er kann Persisch." und schubste die neue Sklavin etwas nach vorne, damit beide Herren sie sehen und sprechen konnten.




    Sim-Off:

    * Es dauert noch 130 Jahre, bis sich Palmyra gegen das römische Reich erhebt.

    RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    "Ich finanziere Karawanen, ich selbst unterhalte keine Handelsniederlassungen. Es sei denn, du besorgst mir das Geheimnis des Hatrenischen Feuers, mit diesem Handel verdiente ich vermutlich mehr Geld als der Augustus selbst. "Das war natürlich als Scherz gemeint, der letzte Ausländer, der solche Spionagetätigkeit versucht hatte, war auf eine der grausigsten Weisen hingerichtet worden, die sich die östliche Welt so ausdenken konnte: scaphismos.

    "Aber auch in Hatra leben Bene Attar, gerne schreibe ich dir einen Brief an Nasri ben Attar, einen Verwandten und empfehle dich ihm als Gastfreund"

    Er gab Anippe einen Wink:

    "Du geh zu Shanase und richte sie etwas her, sie soll vor uns erscheinen", sagte er, und die grazile Alexandrinerin verschwand mit einer tiefen Verneigung.

    "Sobald Einzelheiten bekannt sind über den Phoenixaufstieg pfeifen sie gewiss in spätestens zwei Tagen die Vögel auf dem Parthischen Markt von den Dächern. ", meinte er:

    "Man kann heutzutage kaum noch etwas geheimhalten. "

    "Vor der römischen Besatzung waren die Griechen und Makedonen hier, und wenn Palmyra etwas richtig gemacht hat im Gegensatz zu Alexandria, war es, sich diese Leute nicht ins gemachte Nest setzen zu lassen. Schau doch einmal Alexandria - die ursprünglichen Aegypter leben in Rhakotis, einem recht elendigen Viertel. Hier jedoch haben wir uns das Heft nie aus der Hand nehmen lassen, und in der Boule sitzen nicht etwa Griechen sondern Vertreter der Vier Stämme."

    Man merkte Athenodoros an, dass er auf die Schlauheit der Palmyrener recht stolz war. Zum anderen Thema jedoch privater Natur:

    "Vielleicht hat dich dein Gott sogar gesegnet, da du ohne Nachkommenschaft geblieben bist. Mein Sohn ist eine einzige Enttäuschung. Ich wollte, dass er mir nachfolgt - er hat des Nachts das Haus verlassen. Angeblich wollte er zurück nach Alexandria, doch es fehlt jede Spur. Und was will er dort? Er ist jung, er weiß und kann nichts. Und alles nur, weil ich eine Sklavin für mich wollte, die ich ursprünglich für ihn gekauft habe. Respektlos der Junge! Du wirst das Mädchen gleich kennen lernen, es ist die Perserin, von der ich berichtet habe."

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    Sobald Waballat ben Attar Athenodoros ihre Dienste beim Abendessen nicht brauchte, lief Anippe in Begleitung einer anderen Sklavin zum kleinen Gästezimmer hin. Denn so wie Shahnaz jetzt aussah, nach Tagen im Dunkelheit weggesperrt, konnte man sie gewiss nicht vor die Herren führen. Sie hatte also die Erlaubnis, die neue Sklavin vorzubereiten.


    "Chaire, Shahnase, du sollst dich waschen und umziehen, und ich will dir dein Haar richten!", rief sie: "Heute ist ein Herr gekommen, der deine Sprache spricht, und dem kannst du alles erzählen! Und er wird dir wohl sagen, dass du gehorsam sein musst und froh, dass du hier bist! Und dann benimmst du dich gut, und wir können richtige Freundinnen werden!"


    Die andere Sklavin stellte eine Waschschüssel auf den Boden, goss Wasser hinein und streute einige Rosenblätter. Einen Schwamm legte sie auch hinein.

    "Komm her, aber lass die Augen zu, sonst brennt dir das Licht darin.", warnte Anippe und machte eine Geste mit der Bürste, die sie in Händen hielt.


    Sie verstand noch immer nicht, warum sich die Neue gegen die Liebe so sehr sträubte.


    Anippe selbst war eine verna, eine hausgeborene Sklavin. Seit ihre Erinnerung einsetzte, war Athenodoros wie ein launischer Gott in ihrem Leben präsent. Einst waren sie zu dritt gewesen, drei hausgeborene Sklavenkinder, ein Junge und zwei Mädchen; der Junge und seine Mutter waren schon lange tot, das andere Mädchen war vor ihrer Abreise in Alexandria weiter verkauft worden, und nur sie, Anippe, war jetzt noch übrig.


    Das war sie aber auch nur, weil sie fügsam und schlau war.


    Die Sklavin stellte sich hinter Shahnaz, drückte den Schwamm aus und begann sie behutsam zu säubern.

    "Der Herr, der Persisch spricht,  heißt Ezra,  o despota musst du ihn ansprechen, zumindest auf Griechisch. Er ist sehr nett.", plauderte sie weiter:

    "Schau, ich habe eine frische Tunika für dich. Und ein paar Tropfen Mandelöl - du hast ganz aufgesprungene Lippen. Musstest du viel weinen? Weine nicht mehr, liebe Shanase."


    Anippe plauderte wie ein Wasserfall, denn sie glaubte wie manche Leute, die wenig Erfahrungen mit fremden Sprachen haben, dass wenn sie nur laut genug und viel spräche, würde das andere Mädchen irgendwann schon alles verstehen.


    >>> Andron

    RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Yarhai ein ungehobelter schimpfender Affe… Athenodoros drehte sich auf der Kline um und nickte, wobei seine Augen vor Vergnügen funkelten:


    "Die Stammesfehden gibt es durchaus , aber sie führen nicht dazu, dass sich Bene Attar und die Mattabol an die Kehle gehen.", gab er zu bedenken:

    " Palmyra ist, wenn man es ausdrückt wie die Römer, befriedet, alle hängen wir an die Vene aus Gold, die den Fernen Osten mit dem Imperium verknüpft. Ich danke dir sehr , wenn du dir später die Zeit nimmst, die Neue zu befragen, Hatra...hmmm.... Mithridates hat Phraates ziemlich schnell entmachtet, allerdings scheint er besonnen zu sein, denn außer ein paar wirklich engen Freunden seines Bruders und der Bruder selbst , versteht sich, musste niemand sterben. Dennoch wird ein neuer Wind wehen – warten wir die ersten Münzen ab."


    Ezra würde wohl verstehen, was Waballat damit sagen wollte; die Arsakiden, die sich in der Nachfolge des großen Alexanders sahen, prägten Münzen ganz ähnlich denen des Makedonenkönigs; diejenigen, die sich von der westlichen Welt distanzierten, prägten Münzen im streng stilisierten parthischen Stil. Mittels der Münzabbildungen aber verkündete ein Herrscher sein Regierungsprogramm; das tat der König der Könige genauso wie der Augustus:


    "Also nun, ich habe nur gehört, dass etwas während des Phönixaufstieges des neuen Shahanshah geschehen sein soll, und wenn ich irgendetwas sage, so heißt das, dass ich tatsächlich nichts Näheres weiß. Das ist seltsam, denn normalerweise sind Handelskarawanen wahre Tratschweiber und Fama, die Göttin des Gerüchtes – merkwürdige Angewohnheit der Römer so etwas wie ein Gerücht zu vergöttlichen übrigens, wenn du mich fragst - ist schnell von Ktesiphon nach Palmyra geflogen. Vielleicht können sie dir in Hatra mehr erzählen"


    Er klopfte Anippe, die beide Herren bediente und sie keinen Moment aus den Augen ließ, auf den Hintern, aber es war eher eine leutselige Geste als anzüglich:

    " Ich habe leider keine Töchter, vielleicht wäre eine sanfte süße Tochter ja das Licht meines Alters geworden. Hast du eigentlich Kinder, Ezra? Ich habe dich das nie gefragt….", sagte er versonnen und wechselte damit einen Moment lang von der Politik des großen Nachbarn ins Private.

    Apollodoros musterte beide jungen Leute und grinste in sich hinein; meinte die parthische Dame tatsächlich, dieser junge Mann, der nichts hatte und keinen großen Namen trug, konnte sie beschützen?

    Der Palmyrener war ein Geschäftsmann, der bekam, was er wollte; und war es nicht durch Gold, so durch Drohung oder Diebstahl.

    Was ihm jedoch zu denken gab, war zweierlei: Der Sandsturm, den Nilofer erwähnte….eine Kleinigkeit nur, aber er hatte stattgefunden. Er selbst hatte davon gehört und kannte den ungefähren Zeitpunkt. Außerhalb der üblichen Jahreszeit für Stürme und ungewöhnlich heftig war er gewesen, so dass manche dachten, er sei eine Verwünschung der Götter.

    Vielleicht hatten sie die Tat des Shahanshah, der seinem Bruder das Erstgeburtsrecht stahl, doch nicht gutgeheißen.

    Aber nun erfuhr Waballat ben Attar Athenodoros, dass der Sturm nicht für alle ein Fluch gewesen war. Dem jungen Paar gegenüber gereichte er zum Segen. Tyche war vielleicht mit ihnen, vielleicht aber auch eine andere Gottheit.

    Sowas nahm er nicht auf die leichte Schulter; Geschäfte gingen nur gut, wenn der Segen der Götter auf ihnen lag.


    Zweitens: Die beiden Liebenden waren hier, in seinem Garten, und kein Kratzer entstellte sie.

    Irgendwie konnte Waballat nicht glauben, dass zwei Kaufmannskinder genug Geld aus ihrem Privatvermögen aufgetrieben hatten, sich zwei Reiseplätze in einer Karawane zu kaufen. Die Namen der genannten Väter waren ihm nicht geläufig, es konnten keine großen Handelsherren sein.

    Woher also hatten sie das viele Geld?

    Waballat würde an ein Verbrechen denken, doch danach sahen die beiden nicht aus. Sie machten den Eindruck unbedarfter, verliebter Jugendlicher. Er musste dringend noch einmal Jabel befragen, denn etwas an dieser Geschichte kam ihm nicht geheuer vor, was gar nicht so sehr an dem lag, was die beiden Parther berichteten, sondern an den ganzen Umständen.


    Der Palmyrener kniff die Augen zusammen, besonders Nilofer galt sein dunkler Blick. Sie war jung und schön.

    Eine Partherin- warum nicht? Er hatte keine Vorurteile.

    Nilofer war eindeutig eine erzogene junge Dame; ihr Griechisch klang ihm allerliebst, und wenn er ehrlich war, sprach sie es reiner als er mit seinem Alexandriner Dialekt.


    "Ihr seid meine Gäste, solange ihr es wünscht"., sprach Waballat ben Attar Athenodoros und lächelte mit etwas, das man mit gutem Willen für Herzlichkeit halten konnte:

    "Meine Dienerin Anippe wird euch in euer Zimmer führen und ein Bad richten, damit ihr euch erfrischt. Selbstverständlich dürft ihr kommen und gehen, wie ihr wollt; ich sage den Torwächtern Bescheid. Betrachtet das  Haus der Bene Attar ab heute als das eure."


    Sie sollten sich ausruhen. Sie sollten allen erdenklichen Luxus genießen. Besonders Nilofer sollte erkennen, wie leicht und angenehm und sorgenfrei ihr Leben unter seinem Dach sein könnte.

    Den Jungen…. Zweifellos würde er eine Stellung suchen, wenn er heiraten wollte, irgendwie musste er seine junge Familie ernähren. Der andere junge Kaufmann, ebenfalls einer der Bene Attar, der für Waballat arbeitete; Gereon, würde bald nach Alexandria aufbrechen. Wie wäre es, wenn er Phraotes vorschlüge, Gereon zu begleiten?



    Diesmal schaute Waballat auch Phraotes an:

    " Ach ja, eine Bitte habe ich noch von Gastfreund zu Gastfreund." sprach er:" Es gibt hier ein Zimmer, das abgeschlossen ist, ihr erkennt es, da eine nubische Wächterin es Tag und Nacht bewacht. Versucht niemals es zu betreten. Am besten geht ihr nicht einmal in die Nähe. Diese Bitte dient eurer Sicherheit, mehr ist es nicht. "


    Seine Stimme klang nun äußerst kalt und eindringlich, dann wechselte er wieder zum leichten Plauderton:

    "Und nun entschuldigt mich, ich habe zu tun, doch später würde ich mich freuen, euch zu einer ausführlichen deipnon, Abendessen, einzuladen"


    Waballat lächelte wieder sehr freundlich, doch sein Blick änderte sich nicht: "Anippe!"


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    Die alexandrinische Sklavin kam …". Bring meine lieben Gäste in ihr Gemach! Es soll ihnen an nichts fehlen! Du bist mir für ihr Wohlergehen verantwortlich", befahl er.

    Die junge Frau verneigte sich, ihr Blick galt Phraotes und Nilofer: “Sehr wohl, das große Gästezimmer ist hergerichtet.“, sprach sie: „Wenn die verehrten Gäste mir folgen – wie wünscht ihr angesprochen zu werden?"


    Anippes Stimme klang sanft und lieblich, aber in ihren Augen lag eine unbestimmte Traurigkeit.

    RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    „Ich bin bestimmt ein ungefeiter Geist, denn mich schlagen schöne Frauen auf jeden Fall in Bann.“, lächelte Waballat ben Attar:

    " Da du das Thema Schöne Frauen angeschnitten hast : Ich besitze eine neue Sklavin, die nur ihr Idiom spricht, Persisch. Der alte Gauner der Bene Mattabol, Yarhai hat sie mir als persische Prinzessin verkauft – als ob ich diesem Menschen ein Wort glauben würde! Doch sie ist erlesen schön, und da meine Anippe mir ausrichtete, du würdest ihre Sprache kennen, kannst du vielleicht mal mit ihr reden. Yarhai ben Mattabol ist übrigens genau so ein wirklicher Geschäftsmann, wie du es nennst, ehrgeizig und gerissen."


    Ein wenig verzog Athenodoros das Gesicht.

    Und Shanase deutlich machen, wo in Zukunft ihr Platz sein wird, dachte er herrisch. Wenn Shahnaz vernünftig werden würde, könnte sie ein gutes Leben in seinem Haus führen und von den gewöhnlichen Sklavinnentätigkeiten befreit werden.:

    " Später stell ich sie dir vor, wenn du mir diesen Gefallen tun könntest. Jetzt hätte ich Freude, mit dir ernsthaftere Gespräche zu führen. Du fragst nach dem Standortwechsel? Nun, wir Palmyrener haben seit altersher den Vorteil, dass uns sowie Römer als auch Parther vertrauen. Wer sonst als ein Palmyrener hätte gerade in Vologesias bei Ktesiphon einen Augustustempel weihen können?* Die Parther sind am Transport von serischen Produkten in das Imperium genauso interessiert wie wir. Der Machtwechsel in Parthien freilich….“ " ,

    der Synhodiarch setzte eine sorgenvolle Miene auf:

    "Der neue Shahanshah Mithridates scheint einen anderen Weg einschlagen zu wollen als Phraates, sein Bruder es wohl getan hätte. Schlecht für Palmyra, wenn du mich fragst..."

    Ungeduldig streckte er Anippe seinen leeren Becher hin und schlug ihr damit leicht auf ihre Hand, damit sie ihn füllte.


    Sim-Off:

    * Der Synhodiarchos Soadu im parthischen Vologesias( war RL jedoch vermutlich 10 Jahre später )

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    Die mitleidige Anippe war zum kleinen Gästezimmer geeilt, auf ihren Armen Decken, im Henkelkrug Wein und im Beutel Datteln und Käse zu Wasser und Brot.

    Schon vor der Tür hörte sie das Schluchzen der neuen Sklavin, mit fliegenden Fingern tastete Anippe nach dem Schlüssel, quitschend öffnete sich die Pforte.

    Trübes Licht fiel vom Flur in das Zimmerchen, dort hatte Anippe eine Kerze angesteckt. Es war mitten in der Nacht, alle Hausbewohner schliefen:

    "Shanase", flüsterte Anippe: "Shanase! Komm - nimm." Die junge Alexandrinerin konnte die neue Sklavin kaum erkennen, aber sie schaffte die Decken hinein, das Beutelchen mit Käse und Datteln und zum Schluss die Kerze.

    "Nimm, nimm das alles. Aber verstecke es. Wenn der Herr erfährt, dass ich dir geholfen habe, ergeht es mir schlecht."

    Anippe tastete nach den Händen des Mädchens:
    "Meine arme Shanase", sagte sie: "Tu doch einfach so, als seist du verliebt, aber ziere dich, so hälst du ihn hin.

    Der Kyrios ist garnicht so schlimm, wenn er glaubt, dass alles nach seiner Pfeife tanzt. Aber Widerstand mag er nicht, da wird er böse."

    Anippe umarmte Shahnaz ganz flüchtig, oh, wie kalt ihre Arme waren, wie sie zitterte:

    "Keine Angst", flüsterte sie beruhigend: "Ich komme wieder. Keine Angst ."

    Waballat las das Empfehlungsschreiben seines Verwandten Jabel und war neugierig auf die Kaufmannskinder aus Ktesiphon, die er ihm anempfohlen hatte.

    Er wusste beide gut versorgt und trat in den Garten. Da sah er sie schon: Ein Liebespaar? Der junge Mann versorgte seine Geliebte gerade, als sei sie seine Herrin; der Herr des Hauses schmunzelte etwas. Das alte Lied! Ein Sklave der Liebe. Hier mein Täubchen und dort meine Blume, zumindest bis man das Fräulein auf dem Lager hatte.


    Er ging zu ihnen hin: "Ich bin Waballat ben Attar, Synhodiarchos der Bene Attar"., stellte er sich vor: "Willkommen in meinem Haus. Du bist der junge Phraotes und du…." Er kniff die Augen zusammen, um den Papyrusstreifen zu lesen: "Barth Pakūr Meherzad", auch er benutzte ihr aramäisches Patronym "Tochter des Pakur Meherzad".


    Die junge Frau war wirklich von erlesener Schönheit...und beide waren sie jung und kräftig und auf der Flucht; es war ein Wunder, dass sie heil in Palmyra angekommen waren. Solche Fliehenden wurden für gewöhnlich eingefangen und in die Sklaverei verkauft. Wer sich außerhalb des Schutzes der Familie oder des Stammes begab, kam dabei um.

    Jabel musste sie beschützt haben. Sein Neffe war eigentlich kein gefühlvoller Mensch. Weshalb hatte er das getan?


    Auf jeden Fall war Barth Pakūr Meherza immer noch eine freie parthische Dame, keine Sklavin. Und trotz der Strapazen, die hinter ihr lagen….ihre milchige Haut, ihre dunklen großen Augen, ihre weiblichen Formen unter ihrer Tunika, sie war eine wahre Schönheit. Sie brauchte ein Zuhause.Sie brauchte jemanden, der sie beschützen konnte.


    Waballat ben Attar setzte sich zu den beiden jungen Parthern: "Erzählt mir von eurem Vaterhaus und warum ihr hier seid"., sagte er, und er schaute milde und gütig Nilofer an:

    "Vielleicht verrätst du mir auch deinen Eigennamen, mein liebes Kind..."

    Kaum hatte er das ausgesprochen, ärgerte er sich. Den Altersunterschied brauchte man nicht so zu betonen:

    "…. meine liebe Tochter des Pakur Meherza", verbesserte er sich.

    RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Ein wenig wunderte sich Athenodoros, wie höflich sein Gast Anippe gegenüber war. Ob sie ihm gefiel? Wie immer war Athenodoros nicht knausrig, und seine Gäste konnten von ihm haben, was sie begehrten. Anderseits schaute Ezra Ben Abraham das Mädchen nicht an wie ein Mann eine Frau ansah, sondern vielmehr...väterlich.


    Ezra Ben Abraham war so etwas wie ein Weiser, vermutlich stand er über den profanen Dingen der Natur. Waballat ben Attar Athenodoros war hingegen stolz auf die Kraft seiner Lenden.


    "Anippe habe ich als einzige Dienerin aus Alexandria mitgebracht.", erklärte Athenodoros trotzdem:

    " Aus Sentimentalität vermutlich, denn sie ist oikogenes, in meinem Haus geboren. Sie ist sanft und fügsam ", er lachte kurz auf:

    " Ich bin gebürtiger Palmyrener, doch es ist seltsam, wie mir Alexanders Stadt zur Heimat wurde. Dabei musste ich mehr als einmal um mein Leben fürchten, und einmal gar die Stadt verlassen. Den raschen alexandrinischen Geist, das Geschwätz in den Gassen, das vermisste ich. Das Unruhige, Rebellische, manchmal sogar mörderische Wesen der Alexandriner vermisse ich jedoch keineswegs – schlecht für Geschäfte. Palmyra ist schön ruhig. Weißt du übrigens, dass die Königin der Wüste in all den Jahren ihres Bestehens keinen Philosophen hervorgebracht hat? Keinen einzigen! "


    Nicht, dass er sich jemals viel aus Philosophen gemacht hätte.

    Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Porta >>>


    Athenodoros war bekannt, dass das hebräische Volk bestimmte Speisevorschriften hatte, und wenn er sie auch nicht gut beschreiben konnte, hatte sich sein Koch bemüht, und der Palmyrener hoffte, dass Ezra wie immer mit ihm nachsichtig sein würde.

    Auf vielen kleinen buntgemusterten Glasschalen waren Mus aus weißen Bohnen und aus Kirchererbsen mit Sesampaste, gekochte Eier, Scheiben von gebratener roter Beete mit Honig, Minzsalat angemacht mit Granatapfelmelasse, Nüsse und kleine Stückchen Rinderrippchen hergerichtet, desweiteren gab es das Fladenbrot, das überall in der Levante verbreitet war und Krüge mit Wein und Wasser. Anippe und ein junger Diener mit langem geflochtenen Haar würden ihnen aufwarten.


    Zwei vergoldete Becher standen auf Beistelltischen, und es duftete nach Mastix, das in Räucherpfannen verbrannt worden war.

    Hierher hatte Athenodoros den Gast gelotst, und er gab ihm die beste Kline mit Blick in den Garten, der winterlich grün war.


    "Wasser ist, was ich vermisse. ", nahm der Syndhiarchos den Faden wieder auf: " Sogar das graue Wintermeer vor Alexandria würde ich gerne vor mir sehen, obwohl ich es früher nicht mochte, es erschien mir wie unedles Blei. Wie seltsam es ist, dass ich hier ständig durstig bin und das Bedürfnis habe, meine Kehle zu befeuchten. "

    Anippe goss Wasser ein; Wasser, das in Palmyra so kostbar war wie anderswo Falerner.

    "Wie lange bist du bereits in der Palmenreichen, Ezra?",fragte Athenodoros: "Ich erinnere mich nicht ganz genau, obwohl du es mir schon einmal berichtet hast. Hast du denn dein neues  Leben lieb gewinnen können?"


    Der junge Diener stand schweigend neben dem Tisch, bereit alle Wünsche zu erfüllen; genauso wie Anippe - ein Blick würde genügen.

    Athenodoros lachte freundlich auf:

    "Die Freuden Alexandrias gehen mir auch ab. Ich war gerne Athenodoros, und hier muss ich den ganzen Tag über Waballat sein. Um so mehr eine Wohltat für meine alten Augen, dich zu sehen o phile ".

    Er führte persönlich den Freund in das Andron, in dem alles für ein Abendessen vorbereitet war.


    >>> Andron

    Andron


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    Das Andron des Athenodoros gleicht einem geräumigen Triclinium römisch- griechischer Art; die Wände sind mit Malereien teils im archaisch- griechischen Stil, teils im parthischen Stil verziert. Verschiedene Beistelltische runden die Einrichtung ab.