Beiträge von Kalypso

    Das Gespräch auf dem Sklavenmarkt zwischen ihrer domina und dem jungen Römer war an Kalypso nicht vorüber gegangen. Auch wenn sie mit ihrem Blick die nähere Umgebung fokussiert hatte, so hatte sie doch gleichzeitig ihre Ohren gespitzt.


    So sollte also am zweiten Tag der Saturnalienfeierlichkeiten die Begegnung zwischen ihrer domina und dem jungen Römer stattfinden. Als Treffpunkt hatte ihre domina eine Weinschenke auserwählt.


    Wie zwei Schwerverbrecher waren sie durch die Dunkelheit gehuscht. Erst im inneren der Weinschenke striff Kalypso die Kapuze des braunen Umhangs vom Kopf und folgte ihrer domina mit gesenkten Kopf, jedoch höchst wachsamer Miene.


    Dem Wortwechsel zwischen ihrer domina und einem Diener der Taberna lauschte Kalypso mit gespitzten Ohren. Dann setzte sich ihre domina in Bewegung und die Thrakerin wirkte wie ihr Schatten.


    “Und du glaubst das er erscheinen wird Domina?“


    Wirkte Kalypso etwa zweifelnd?

    Sim-Off:

    Leider funktioniert der Link nicht.


    Ob ihre Domina mittlerweile die kleinen Präsente entdeckt hatte, die sie extra für die Claudia erworben hatte? Wobei sie die seidene Stola nicht wirklich auf legalem Wege erstanden hatte. Aber dies musste ihre Domina nicht wissen. Umso erstaunter war die Thrakerin dann, als sie von ihrer Domina in deren Cubiculum gerufen wurde.


    Pflichtbewusst beeilte sich die Sklavin das Cubiculum ihrer Domina aufzusuchen und trat vorsichtig näher.


    “Domina, du hast mich rufen lassen.“


    Um dann mit großen Augen auf das Geschenk zu blicken, welches für sie gedacht war.


    “Domina, ich.. ich... das kann ich nicht annehmen.“


    Wisperte Kalypso mit ergriffener Stimme und senkte ihren Blick gen Boden.

    Io Saturnalia


    Auf leisen Sohlen hatte sich Kalypso in das cubiculum ihrer domina geschlichen. In den Händen hielt die Thrakerin ein kleines, immergrünes Bäumchen und eine seidene Stola. Beides hatte die Sklavin auf den traianischen Märkten erstanden. Gleichzeitig waren diese Geschenke eine Geste des Dankes und der Ehrbezeugung an ihre domina. Die Geschenke platzierte Kalypso so, dass sie ihrer domina bei betreten ihres cubiculums sogleich ins Auge fallen mussten. Auch ein Pergamentstück lehnte die Sklavin an das Bäumchen. Darauf war folgendes zu lesen.


    Salve Domina Claudia Marcella.

    Io Saturnalia!

    Meine Ehre und mein Wille gelten einzig und alleine meiner Domina und der Gens Claudia.

    Vale
    Kalypso


    Schließlich drehte sich die Sklavin herum und verließ mit lautlosen Schritten das cubiculum ihrer domina.



    Den Stimmenklang ihrer Domina wusste Kalypso nicht ganz einzuordnen. So hielt sie einfach weiterhin ihren Blick gesenkt und lauschte dennoch mit gespitzten Ohren. Den drohend erhobenen Finger ihrer Domina bemerkte die Thrakerin aus dem Augenwinkel und ließ sie innerlich erstarren.


    “Vergebung Domina. Ich wollte niemanden schaden.“


    Wisperte die Sklavin mit ruhiger Stimme. Bevor sie verstummte und langsam ein- und wieder ausatmete.


    “Ich nehme jede Bestrafung auf mich Domina.“


    Erwiederte Kalypso. Und folgte schließlich ihrer Domina aus den Arrestzellen der Vigiles.

    Die Thrakerin saß auf dem zerwühlten Stroh in eine der Ecken kauernd und wandte ihren Blick keine Sekunde von der hölzernen Türe ab. Noch nicht einmal dann wenn sie nach dem trockenen Brot oder dem Krug mit Wasser griff. Denn beides hatte die Sklavin in ihrer direkten Nähe postiert. Der Wasserkrug war mittlerweile nur noch zu 1/4 gefüllt und der Brotkanten hatte schon längst Bekanntschaft mit Kalypsos Magen gemacht. Und dennoch wartete die claudische Sklavin noch immer. Was dauerte denn so lange? Glaubten die Vigilen ihrer Domina etwa nicht? Ein Gedanke der die junge Frau gereizt vor sich hinknurren ließ.


    Gerade eben wollte Kalypso auch noch den Rest Wasser leeren. Als sie ein Geräusch direkt vor ihrer Zellentüre vernahm und ihre Ohren spitzte. Und tatsächlich öffnete sich ihre Zellentür und ein Blondschopf trat näher. Und an seiner Seite .. ihre Domina.


    “Domina.“


    Entwich es mit einem erfreuten Klang über Kalypsos Lippen. Während sie sich vorsichtig in die Höhe stemmte und sich leicht wackeligen Schrittes der Zellentüre näherte.


    “Vergebung.“


    Dann verstummte die Sklavin und trat schließlich aus der Zelle. Ihren Blick hielt sie gen Boden gewandt und ihre Finger miteinander verkrampft.

    Ihre Domina hatte ihr doch versprochen sie so schnell wie möglich aus diesen unsäglichen Mauern der Zelle zu befreien. Und dennoch saß die Thrakerin noch immer hinter Gittern. Vielleicht wurde ihre Domina auch einfach nicht zu ihr vorgelassen oder sie hatte es sich doch anders überlegt und sagte sich dadurch von ihr los. Nein! So feige wäre die Claudia nicht. Oder etwa doch? Bei diesem Gedanken umklammerte eine eisige Faust das Herz der jungen Frau und ließ sie mit wild glühenden Augen die hölzerne Türe fokussieren.


    “Es ist ein Irrtum. Ich habe meine Domina beschützt. Ich bin doch ihre custos.“


    Murmelte Kalypso vor sich hin und verstummte auch schon, als sie spürte wie ihr die Kehle eng wurde. Mit einem ausdruckslosen Gesichtsausdruck ließ sie sich auf dem Strohlager nieder und zog ihre Knie an den Körper. Ihren Blick hielt die Thrakerin weiterhin auf die Türe der Zelle gerichtet. Das Wasser und das trockene Brot ignorierte sie. Noch.

    Wie betäubt starrte die Thrakerin vor sich hin. So als könne sie es noch gar nicht fassen was gerade mit ihr geschah. Sie war festgenommen. Verhaftet. Und das nur weil sie den Befehl ihrer Domina befolgt hatte. Pure Verzweiflung spiegelte sich in den dunklen Augen der jungen Frau.


    “Domina. Es tut mir Leid.“


    Wisperte Kalypso leise vor sich hin. Sie würde es verstehen wenn die Claudia nun nichts mehr von ihr wissen wollte und sich von ihr lossagte. Ihren Kopf hielt sie gesenkt, als sie von einem der Vigilen an der Kette durch die Straßen gezerrt wurde. Bis sich schließlich die Porta der Statio auftat. Dies würde ihr neues zu Hause sein. Nicht lange, denn ihre Domina würde wohl alles daran setzen um ihre Sklavin wieder auf freien Fuß zu setzen.


    Die Worte des Wachhabenden ließen Kalypso unwillkürlich zusammen zucken und sich auf die Unterlippe beißen. Als ihr Blick über die Vigilen glitt.


    “Ich habe nichts unrechtmäßiges getan.“


    Wiederholte Kalypso monoton und ließ sich auch schon in eine der Zellen führen. Ihre Domina würde sie daraus befreien. Wie eine Besessene klammerte sie sich an diesen Gedanken und durchmaß ihre Zelle, wie ein unruhiges Raubtier.

    Tatsächlich zeichnete sich nun Schrecken im Blick der Thrakerin. Was war das hier nur für eine Farce? Eine Verwechslung. Sie hatte ihre Domina vor diesem Wüstling beschützt. War das den Vigilen etwa nicht aufgefallen? Offensichtlich nicht. Zwar wurde der Räuber an Ort und Stelle festgehalten und man verschnürte ihn, sodass er noch nicht einmal davon robben könnte, wenn er dies vorgehabt hätte.


    Jedoch wandten sich die Vigilen dann an ihre Domina und Kalypso spürte wie ihr das Herz hart in der Brust trommelte. Ihre Domina würde diese Verwechslung aufklären und dann würde jeder seines Weges gehen. Doch so einfach wie es sich die Thrakerin vorgestellte war es leider nicht. Denn einer der Vigilen trat an die Sklavin heran und band ihre Hände mit einem Seil zusammen. Als wäre sie eine Gefangene.


    “Domina!“


    Stieß es sich über die Lippen der thrakischen Sklavin hinweg. Während es zugleich in ihren Augen unheilvoll aufleuchtete. Sie würde sich dieses Gesicht merken. Von ihren Gedanken ließ sie sich jedoch nichts anmerken und ließ ihren Kopf hängen, um den staubigen Boden zu ihren Füßen zu fokussieren.