Worte sind voll Macht und Leben,
Bald wie Engel, deren Fittig
Strahlend uns're Nacht erhellt.
Jedes Wort hat seine Seele,
Die nicht stirbt, ob Ehr', ob Schmach
Ihr zu Theil; entfloh'n der Lippe
Hallt's im Himmel nach.
Von Euphorie beseelt betrat Yaris seine Kammer, nachdem er mit dem Sekretär seines Herrn dem Schreibwarenhändler Nabu einen Besuch abgestattet hatte. Tiberios hatte wahrlich nicht übertrieben, als er erklärt hatte, dass es in diesem Schreibwarengeschäft alles gab, was des Schreibers Herz höher schlagen ließ. Und auch Cengiz war erfreut über die riesige Auswahl, dies hatte Yaris an dessen leuchtenden Augen erkennen können. So hatte der Sekretär seines Herrn einige Schreibutensilien kaufen können. Darunter befanden sich einige Wachstäfelchen, sowie einige Griffel für Yaris. Cengiz hatte offensichtlich vor, ihm tatsächlich die Ausbildung eines Scribaes zuteil werden zu lassen. Ob dies mit seinem Herrn abgesprochen war, wusste der persische Jüngling allerdings nicht. Da Cengiz jedoch das vollste Vertrauen Jumshagins genoss, hatte der Sekretär auch allerlei Freiheiten. Und somit machte sich Yaris über diesen Einkauf keinerlei Sorgen. Sein Herr würde ihn schon darauf ansprechen, wenn es ihm nicht gefiel.
Nachdem die Türe hinter dem Jüngling ins Schloss gefallen war, ließ Yaris seinen Blick durch seine Kammer gleiten und erblickte die Pergamentrolle, mit den Worten, die er bereits auswendig gelernt hatte. Jetzt musste er diese Worte nur noch auf das Pergament niederschreiben können. Dann wäre dies ein weiterer kleiner Fortschritt den er seinem Herrn präsentieren könnte. Wenn sein Herr überhaupt Zeit für seinen Sklaven fand. Denn seitdem sich dieses hübsche Fräulein im Haus befand, hatte sein Herr nur noch Augen für das Mädchen.
Um sich selbst auf andere Gedanken zu bringen, nahm er die Pergamentrolle an sich, sowie eine der Wachstafeln und einen Griffel. Andächtig setzte sich der Jüngling auf seinen Strohsack und breitete das Pergament neben sich aus, um jederzeit einen Blick darauf werfen zu können. Das Wachstäfelchen legte er auf seine Knie und schloss seine Finger um den Griffel. Dieser fühlte sich etwas merkwürdig in seinen Händen an. So begann Yaris Buchstabe um Buchstabe der Pergamentrolle auf das Wachstäfelchen zu übertragen.
Abermals versank er in seiner eigenen Welt und konzentrierte sich einzig und alleine auf die Buchstaben auf dem Pergament. Auf die Worte, die ihm freundlich zuzuwinken scheinen.