Beiträge von Publius Pompeius Pollio

    Nun war es also so weit. Die Wahl war vorübergegangen und offenbar war die Hälfte der Senatoren besoffen gewesen oder aber, Tiberius Caudex hatte sie bestochen. Wahrscheinlich beides. In jedem Fall hatten sie mich gewählt, und heute wurde ich auch als neuer Vigintivir vereidigt. Ich stand also mit den anderen jungen Männern da, die darauf warteten, dass die vielen, hohen Magistrate damit fertig waren, ihren Amtseid aufzusagen, um ganz am Ende irgendwann auch an die Reihe zu kommen. Ich hatte mich schon durchgefragt, wer die anderen beiden Tresviri aere argento auro flando feriundo – oder kurz: Tresviri monetales – waren. Beide waren junge Schnösel aus feinem Haus, die ihre politische Karriere jetzt genauso starteten wie ich, aber dafür weit mehr Geld und Beziehungen mitbrachten. Ich konnte beide nicht leiden. Ich würde mich mit beiden anfreunden, um von ihnen zu profitieren, und deshalb nett sein und ihre Schnöselhaftigkeit herunterschlucken.


    Schließlich waren wir drei auch an der Reihe, und irgendwann durfte auch ich vortreten.


    “Ego, Publius Pompeius Pollio, re ispa honor Imperii Romani me defensurum et semper pro populo Senatusque Imperatorque Imperii Romani acturum esse solemniter iuro.

    Ego, Publius Pompeius Pollio Dei et Deae romanae me fauturum et eam defensurum et numquam contra eius statum publicum me acturum esse, ne quid detrementi affet iuro.


    Ego Publius Pompeius Pollio Officio Tresviri aere argento auro flando feriundo Imperii Romani accepto, deos deasque Imperatorque Romae in omnibus meae vitae publicae temporibus me culturum, et virtutes romanas publica privataque vita me obediturum esse iuro.


    Ego, Publius Pompeius Pollio officiis muneris Tresviri aere argento auro flando feriundo me quam optime functurum esse ceteroqui iuro


    Meo Civis Imperii Romani honore, coram deis deabusque populique romani et voluntate favorque eorum, ego munus Tresviri aere argento auro flando feriundo una cum iuribus, privilegiis, muneribus et officiis adiunctis accipio.“

    Das Rennen war viel schneller vorbei, als ich gedacht hatte. Ich bekam quasi nichts davon mit, denn viel spannender, als Pferde, die im Kreis herum liefen, war für mich die Aussicht auf die junge Dame, die hier keine drei Schritte vor mir saß. Oh, dass sie eine wohlhabende, wohlerzogene junge Patrizierin war, konnte man auf nur einen Blick sehen. Das adrett frisierte Haar, das vornehme Kleid, das mehr kostete, als andere Leute in einem Jahr verdienten, der gerade Rücken beim Sitzen. Und vor allen Dingen der Blick! Nur einmal ganz kurz sah sie zu mir, und ich lächelte höflich zurück. Sie schaute mich ganz kurz an, mit diesem Blick, als wäre ich ein Käfer, und sie wäre sich unschlüssig, ob ich es überhaupt wert wäre, von ihr zertreten zu werden, weil sie sich damit die feinen Schuhe schmutzig machte. Ich glaube, Frauen hatten keine Ahnung, wie sexy so ein Blick war. Aber vielleicht war ich in der Beziehung auch einfach nur ein bisschen krank.

    So oder so nutzte ich aber die Begeisterung der Männer um sie herum dafür aus, ungestört ihre Silhouette betrachten zu können. Viel näher würde ich ihr ohnehin wohl nie kommen, dafür spielte sie schlicht und ergreifend in einer für mich unerreichbaren Liga. Selbst, wenn ich es irgendwie schaffen sollte, mich in den Senat einzuschmuggeln, wäre ich nur ein ganz kleines Licht, ein Homo Novus, und sie eine Verwandte eines ehemaligen Consuls und Patrizierin und so reich, dass weitaus bessere Partien Schlange stehen würden, um sie nach Hause zu führen, als ich. Und die Chance, sie ohne Hochzeit ins Bett zu kriegen, erachtete ich als noch geringer.

    Aber gucken konnte ich. Zumindest die wenigen Momente, bis der aufbrandende Jubel mir sagte, dass das Rennen vorbei war, und ich wieder so tat, als hätte mich auch nur halbwegs interessiert, wer gewonnen hatte.

    Es war zwar nicht so, als ob ich immense Kosten in meinen Wahlkampf bislang gesteckt hätte. Aber ich hatte das Gefühl, als würde niemand auch nur Notiz von meiner Person nehmen oder wissen, dass ich existierte. Gut, ich war neu in Rom und entstammte wahrscheinlich der falschen Familie. Wäre ich hier geboren worden und Patrizier mit ellenlanger Ahnenreihe und zig Senatoren in selbiger, sähe die Sache wahrscheinlich anders aus. Aber wahrscheinlich sollte ich froh sein, dass mir zumindest heute noch niemand den Stinkefinger gezeigt hatte. Aber auch das konnte ja noch kommen.


    Nichts desto trotz musste ich es wohl einfach mal versuchen, noch die ein oder andere Stimme für mich zu bekommen. Und das ging wohl nicht, wenn ich im stillen Kämmerlein saß und darauf hoffte, dass der ein oder andere Senator mein Lächeln bei der Senatsrede so sympathisch halten würde, dass er für mich stimmte. Ich war mir ja nicht einmal sicher, ob Tiberius Caudex für mich stimmen würde, denn besonders enthusiastisch erschien der mir jetzt nicht gewesen zu sein. Vielleicht hätte ich doch ein paar Senatoren zuhause besuchen und mich vorstellen sollen und ein wenig um ihre Gunst buhlen sollen. Für das nächste Mal in jedem Fall nahm ich mir das fest vor.


    Erst einmal aber hatte ich mir diesen wunderschönen Nachmittag herausgesucht, um hier auf die Rostra zu steigen. Zum Glück brauchte man dafür weder Geld, noch besonderes Ansehen. Es reichte eigentlich, Römer zu sein und den Vigilen und Cohortes Urbanae nicht auf den Sack zu gehen, weil die einen sonst hier gleich wieder runterpflückten. Aber solange man sich daran hielt, durfte jeder Depp hier sprechen. Also auch ich.


    "Volk von Rom!


    Die wenigsten von euch dürften mich kennen, darum möchte ich mich vorstellen! Mein Name ist Publius Pompeius Pollio! Ich bin Plebeier, ich wohne auf dem Aventin. Und damit bin ich wahrscheinlich mehr einer von euch, als all die vielen Patrizier mit ihren langen Ahnenreihen im Senat und all ihren Ländereien und ihrem Reichtum. Denn ja, ich bin nicht so reich wie sie. Meine Ahnenreihe ist zwar lang, aber wahrscheinlich nicht so berühmt wie sie. Und wie wohl jeder von euch habe ich auch diesen verrückten Onkel, den man am besten nie erwähnt und so tut, als kenne man ihn gar nicht."


    Ich setzte mein bestes Lächeln auf und hoffte, dass der Witz zündete. Und der ein oder andere, der mir zuhörte, schien tatsächlich amüsiert zu nicken. Zum Glück hatte jeder peinliche Verwandtschaft.


    "Ich kandidiere als Vigintivir für das kommende Amtsjahr. Und ich hoffe hierbei auf eure Unterstützung! Ich bitte euch, sagt euren Patronen, dass sie mir ihre Stimme geben sollen! Eine Stimme für einen Plebeier! Eine Stimme für jemanden, der noch bodenständig ist! Der noch nicht verblendet und blind ist für die Bedürfnisse der Bürger. Einen Plebeier, wie die meisten von euch! Einen Sohn des Aventin, wie so viele von euch! Stimmt für mich, um den alten Familien zu zeigen, dass ihr das wahre Rückgrat Roms seid, und dass ihr einem von euch zu dieser Ehre verhelfen könnt, wenn ihr es wollt!"


    Ja, wahrscheinlich war das jetzt keine so besondere rede, und im Grunde war ihr Inhalt sehr schnell zusammengefasst mit Wählt mich, weil ich kein Patrizier bin. Aber hey, was sollte ich auch sagen? Ich war ja kein Patrizier.

    Ich hatte beschlossen, dass ein wenig göttlicher Beistand wohl nicht schaden konnte. So besonders religiös war ich jetzt zwar nicht, und die Gans in meinen Armen taugte wohl eher weniger dazu, die Massen zu beeindrucken und zum Tempel zu locken, um sie von meiner Frömmigkeit und Eignung zu überzeugen. Aber hey, ich nahm, was ich kriegen konnte, und vielleicht war Iuno zumindest amüsiert, wenn sie mein Opfer sah.


    Ich trat also vor die Statue der großen Göttin. Die weiße Gans in meinem Arm war ganz schön warm, und sie hatte mich schon zwei mal mit ihrem Schnabel erwischt und gezwickt, ehe ich ihn mit der Hand einfangen konnte und sie so wehrlos machte. Nicht, dass sie es nicht noch versuchte, aber ich war stärker als so ein Federvieh.

    Ich trat also vor die große Göttin, die in ihrer Funktion als Wächterin und Manerin hier ihren Tempel hatte. Ich wartete einen obligatorischen Augenblick, um mich und alles um mich herum zu beruhigen, ehe ich mein Gebet an sie richtete.

    "Große Iuno Moneta! Mahnerin und Warnerin vor Gefahr! Große Iuno Moneta, Wächterin über die Münzen und diejenigen, die sie prägen! Große, wundervolle Göttin! Ich, Publius Pompeius Pollio, stehe heute hier vor dir mit dieser Gans, deinem heiligen Tier, und bitte dich um deine Gunst! Oh große Iuno Moneta, die du die Tresviri Monetales bewachst, ich bitte dich, mir deinen Segen zu spenden! Auch ich möchte Tresvir Monetales werden und den ersten Schritt auf dem Weg zum Senator tun. Und ich bitte dich um deinen Segen hierbei. Nimm mein Opfer an und bring die Senatoren dazu, mich zu wählen, und ich verspreche dir zum Ende meiner Amtszeit drei weitere Gänse wie diese hier. Do, ut des."


    Gesagt, getan. Ich hielt die Gans leicht nach vorne und mit einer schnellen Bewegung und einem lauten Knacken war der Hals dann auch gebrochen und das bissige Vieh hatte sich zum letzten Mal an meinen Armen vergangen.

    Ich legte die Gans vollständig auf dem kleinen Opferaltar ab. Ich war mir einen Moment nicht sicher, ob ich sie so im Ganzen ins Feuer werfen sollte, denn der ganze Vogel war für Iuno gedacht. Eine Gans war jetzt nicht so groß, als dass man da irgendwas trennen musste mit Innereien für die Götter und das Fleisch für den Rest. Aber ich wusste es nicht sicher, und ließ sie daher hier erst einmal liegen, während ich mich zum Abschluss meines Gebetes nach Rechts wandte. Der in der Nähe stehende Aedituus würde schon wissen, ob er die Gans zu den übrigen Opfergaben räumen oder verbrennen musste. Für sowas gab es ja schließlich das Personal in den Tempeln.

    Der Tempel der Iuno Moneta steht auf der Arx am Capitol.

    Im Zentrum der Stadt Rom gelegen, befand er sich in unmittelbarer Nähe des Ortes, an dem die ersten römischen Münzen geprägt wurden, und lagerte wahrscheinlich das Metall und die Münzen, die in diesem Prozess verwendet wurden.

    Außerdem werden hier die Bücher der Magistrate, die Libri Lintei aufbewahrt.


    Ich hatte meine Rede aufgeschrieben, ich hatte sie geübt, ich hatte sie ein paar Sklaven vorgetragen und noch ein bisschen daran herumgebastelt. Und jetzt, als ich gerade nach vorne gerufen wurde, um sie zu halten, stellte ich noch etwas fest: Ich hatte sie vergessen. Ich war mir sicher, dass ich wusste, was ich hatte sagen wollen, doch während ich nach vorne trat, auf einmal, PUFF, alles weg. Verdammt nochmal. Ich hatte schon vor Publikum gesprochen, hatte eine entsprechende Ausbildung erhalten und neigte sonst nicht zu Nervosität, aber hier und heute war das schlimmer, als damals in der schule, wenn der Lehrer einen mit drohendem Rohrstock zur Rezitation der Ilias nach vorne rief.


    Zum Glück waren die Vigintiviri als letztes dran am heutigen Tag, so dass ich schon einige, sehr lange und ermüdende Reden mitgehört hatte. Und irgendwo erinnerte sich ein Restfünkchen doch noch an das, was ich in meiner Rede hatten sagen wollen. Ich räusperte mich also einmal und legte dann los.


    "Patres consripti!


    Mein Name ist Publius Pompeius Pollio, Sohn des Decimus Pompeius Strabo und Enkel des Senators Manius Pompeius Trimalchio. Mein Name wird euch nichts sagen, und viele werden sich wohl nicht an meine Familie erinnern, oder wenn, dann nicht unbedingt im besten Licht. Das ist mir sehr wohl bewusst, und ich will eure Zeit auch gar nicht lange verschwenden, indem ich versuche, es anders darzustellen.

    Ich wuchs in Epirus auf, nicht in Rom. Meine Familie hat keine sehr lange und glorreiche Senatstradition, auch wenn wir den Namen mit solchen Größen wie Cnaeus Pompeius Magnus, Quintus Pompeius Aulus oder Quintus Pompeius Rufus teilen. Der Bürgerkrieg hat meine Familie Ansehen und Einfluss gekostet. Das weiß ich.

    Und genau deshalb bin ich hier. Um zu beweisen, dass die Gens Pompeia noch Männer hervorbringen kann, die Rom mit Tatkraft zu dienen bereit sind.


    Ich erhielt eine Ausbildung bei den besten Gelehrten in Epirus. Hier in Rom hatte ich das große Glück, die Bekanntschaft von Aedil Tiberius Caudex schließen zu können, der so gütig war, mich als seinen Tiro aufzunehmen. Durch dieses Tirocinium Fori erhielt ich Einblicke in die wichtige und vielfältige Arbeit eines amtierenden Magistraten von Rom, und ich hoffe, ihm durch meine Tatkraft und Eifer eine Hilfe gewesen zu sein.


    Und heute stehe ich nun vor euch und bitte euch, werte Senatoren, mir die Chance zu geben, auch euch meinen Fleiß und meine Entschlossenheit zu zeigen. Wählt mich zum Vigintivir, und ich werde all mein Streben in die mir gestellte Aufgabe legen. Wenn ihr mich erhöhen wollt, dann gewährt mir meinen Wunsch, bei den tresviri monetales zu dienen. Aber auch wenn ihr mich zu etwas anderem ernennt, seid gewiss, dass ich überall denselben Elan zeigen werde."



    Ich hatte sicher die vielen, geschickten Wendungen, die ich mir zurechtgelegt hatte, alle vergessen und keine einzige eingebracht. Ich war mir nicht einmal sicher, was ich überhaupt gesagt hatte, als ich mich leicht in Richtung der Consulen verneigte und nur kurz wartete, ob jemand seine Zeit an mich tatsächlich mit einer Frage verschwenden wollte. Ich ging mal nicht davon aus. Wahrscheinlich waren alle anderen auch froh, wenn das hier vorbei war. Ich hoffte nur, dass ich genug Senatoren im Gedächtnis blieb, um für mich abzustimmen.

    Ich hatte zwar noch nicht wirklich gute Kontakte und auch keine der alten Gilden hatte irgendwie die Veranlassung, mich zu unterstützen. Aber ein paar Schmierfinken ausfindig zu machen, die für ein bisschen Kleingeld alles an Wände zu schreiben bereit waren, das war dann doch nicht allzu schwer. Und so fand sich dann bald auch der ein oder andere Spruch, der sich für meine Person stark machte, an der ein oder anderen Wand.


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    Ich hatte mich im Hintergrund der Loge unauffällig eingerichtet. Oder anders gesagt, ich stand in der Ecke und versuchte, die Ehre, hier sein zu dürfen, angemessen zu würdigen, ohne unangenehm aufzufallen. Denn eines war ganz sicher, ich war von all denjenigen, die heute eventuell hier noch als Gast hereinkommen würden, definitiv das kleinste Öllämpchen. Ohne meinen Cousin Atticus wär ich wahrscheinlich gar nicht hier. Ich hatte ja gehofft, dass er auch da wäre, so als moralische Unterstützung, aber der elende Sauhund wollte ja nicht. Egal, ich ließ mir diese einmalige Gelegenheit dieser hervorragenden Aussicht nicht entgehen. Das nächste Mal wäre ich wohl erst wieder hier, wenn ich in zehn Jahren oder so mit ganz viel Glück auch Aedil wäre.


    Ich stand also herum und ging nochmal gedanklich durch, ob ich auch alle Aufgaben, die Aedil Tiberius mir im Zuge der Vorbereitungen gegeben hatte, auch wirklich abgeschlossen hatte, als weitere Patrizier die Loge betraten. Ich wusste, dass das irgendwelche Verwandte der Frau des Tiberiers waren. Der kräftig aussehende Kerl erzählte auch beim Eintreten scherzhaft, wie furchtbar die Plätze der Patrizier doch im Vergleich hierzu waren. Ja, was sollte ich sagen? Ich würde wohl eine Weile ganz oben knapp vor den Sklaven sitzen. Aber natürlich sagte ich nichts und grüßte nur stumm mit einem freundlichen Lächeln und einem Nicken.

    Die dazugekommene, junge Frau war da schon viel eher etwas, worum ich meine Gedanken kreisen lassen wollte. Sie war hübsch, ja, wirklich. Lange Beine, eine schlanke Taille, einladende Lippen und einen echt süßen Po. Zum niederknien. Was ich natürlich nicht tat. Sie war so weit außerhalb meiner Reichweite, dass sie mich wahrscheinlich nicht einmal bemerken würde. Nein, mehr als sie verstohlen zu mustern und in ihrem Anblick zu schwelgen war keine auch nur in irgendeiner Welt realistische Option. Ich würde schon selbst Consul werden müssen, ehe ich auch nur daran denken könnte, mich einer Patrizierin anders als auf rein höflicher, sehr öffentlicher und gesellschaftlich akzeptabler Basis zu nähern. Für alles andere war ich weder reich, noch einflussreich, noch berühmt genug, und definitiv mit zu vielen falschen Personen verwandt.

    Aber ihr freundlich zulächeln, sofern sie mich bemerkte, und ansonsten unauffällig ihren Anblick genießen, das war glücklicherweise vollkommen kostenlos und unverfänglich.

    Auch wenn ich mir nicht sicher war, ob ich es wirklich schon wagen sollte, und ich mir noch weniger sicher war, dass ich mein Vorhaben auf Anhieb schaffen würde, und vor allen Dingen auf den letzten sprichwörtlichen Drücker nahm ich dann doch an diesem Morgen an der dafür vorgesehenen Salutatio des amtierenden Consuls teil. Ich war in meine beste Toga gekleidet – was nicht schwer war, denn bislang besaß ich nur zwei, und beide waren neu gekauft vom Geld meines Cousins – und wartete also brav, bis auch ich an der Reihe war, nach vorne zu treten.


    "Salve, Consul", begrüßte ich den Mann so höflich und förmlich wie möglich und brachte dann mein Anliegen vor.

    "Mein Name ist Publius Pompeius Pollio, Sohn des Decimus Pompeius Strabo und Enkel des Senators Manius Pompeius Trimalchio. Ich möchte dich bitten, mich für die nächste Wahl für das Amt des Vigintivir vorzumerken. Sofern möglich, möchte ich mich um einen Platz bei den Tresviri monetales bemühen."

    Ja, das war sehr ambitioniert, ich weiß. Ich hoffte einfach, dass in diesem Jahr die Konkurrenz nicht allzu stark wäre, so dass ich Gelegenheit hätte, irgendwie durchzurutschen. Wenn ich bei Tiberius Nero in meinem Tirocinium nicht alles falsch gemacht hatte, ließ der Patrizier sich ja vielleicht tatsächlich dazu herab, ein bisschen für mich Werbung bei seinen Kollegen zu machen. Und wenn es nicht klappte, war das Vigintivirat wenigstens nicht so teuer, als dass ich es nicht noch einmal versuchen konnte. Da erwartete ja niemand von mir gleich mehrtägige Spiele, um meine Kandidatur zu feiern.

    Ach, so anstrengend hatte ich unser Zusammensein im Balneum nicht gefunden. Zumindest nicht in dem Maße, als dass es die Sache nicht wert gewesen wäre. Aber ich hatte das vage Gefühl, dass es bei einer einmaligen Begegnung hierbei bleiben würde, auch wenn Quintus da etwas offener kommunizierte und eine Wiederholung in theoretische Aussicht stellte.

    "Nun, solltest du Sehnsucht nach – wie hatten wir es genannt? - einem gutaussehenden Philantrophen und zwei Grazien verspüren, weißt du ja, wohin du gehen musst." Publius schlug in die Hand ein, und nein, er hatte nicht mit einem Abschiedskuss gerechnet. Im geschlossenen Balneum war das eine Sache, hier draußen im Garten eine andere. Aber Greta genoss den Kuss und ließ ihre Hand in eindeutiger Absicht einmal über Quintus Körper wandern und unter der Tunika einige Dinge überprüfen. Ja, der Sklavin hatte die Begegnung definitiv sehr viel Freude gemacht, und sie hätte wohl ebenso wenig wie ich etwas gegen eine Wiederholung. Aber das lag wohl an Quintus und ob er wirklich etwas dermaßen verpflichtungsfreies wollte.


    "Ich wünsche dir auch noch einen schönen Tag. Ich hoffe, du findest Klarheit darüber, was du möchtest." Ich hatte nämlich immer noch keine Ahnung davon, was Quintus wollte und wie er es zu erreichen hoffte. Aber das musste ich zum Glück auch nicht. Mein eigenes Leben war schon kompliziert genug.

    Einladung zum Wagenrennen


    Aedil Nero Tiberius Caudex lädt die Factio Purpurea ein,

    ANTE DIEM VII ID AUG DCCCLXXXIV A.U.C. (07.08.2022/131 n.Chr.) an einem Wagenrennen im Circus Maximus teilzunehmen.


    Jede startende Factio erhält ein Startgeld von 200 Sesterzen bei der Meldung eines Fahrers

    400 Sesterzen bei der Meldung zweier Fahrer

    Zwei Fahrer pro Factio sind Maximum.


    Der Sieger im Wettkampf erhält zudem einen Lorbeerkranz und eine Börse von 1000 Sesterzen.

    Maximal 8 Wagen können um den Sieg wetteifern. Sollten mehr Anmeldungen eingehen, werden in Vorwettkämpfen diejenigen 8 Wagen ermittelt, die am Finale teilnehmen.


    Wir bitten um eine verbindliche Rückmeldung bis PRIDIE NON AUG DCCCLXXXIV A.U.C. (04.08.2022/131 n.Chr.) in der Villa Tiberia

    Einladung zum Wagenrennen


    Aedil Nero Tiberius Caudex lädt die Factio Praesina ein,

    ANTE DIEM VII ID AUG DCCCLXXXIV A.U.C. (07.08.2022/131 n.Chr.) an einem Wagenrennen im Circus Maximus teilzunehmen.


    Jede startende Factio erhält ein Startgeld von 200 Sesterzen bei der Meldung eines Fahrers

    400 Sesterzen bei der Meldung zweier Fahrer

    Zwei Fahrer pro Factio sind Maximum.


    Der Sieger im Wettkampf erhält zudem einen Lorbeerkranz und eine Börse von 1000 Sesterzen.

    Maximal 8 Wagen können um den Sieg wetteifern. Sollten mehr Anmeldungen eingehen, werden in Vorwettkämpfen diejenigen 8 Wagen ermittelt, die am Finale teilnehmen.


    Wir bitten um eine verbindliche Rückmeldung bis PRIDIE NON AUG DCCCLXXXIV A.U.C. (04.08.2022/131 n.Chr.) in der Villa Tiberia

    Einladung zum Wagenrennen


    Aedil Nero Tiberius Caudex lädt die Factio Aurata ein,

    ANTE DIEM VII ID AUG DCCCLXXXIV A.U.C. (07.08.2022/131 n.Chr.) an einem Wagenrennen im Circus Maximus teilzunehmen.


    Jede startende Factio erhält ein Startgeld von 200 Sesterzen bei der Meldung eines Fahrers

    400 Sesterzen bei der Meldung zweier Fahrer

    Zwei Fahrer pro Factio sind Maximum.


    Der Sieger im Wettkampf erhält zudem einen Lorbeerkranz und eine Börse von 1000 Sesterzen.

    Maximal 8 Wagen können um den Sieg wetteifern. Sollten mehr Anmeldungen eingehen, werden in Vorwettkämpfen diejenigen 8 Wagen ermittelt, die am Finale teilnehmen.


    Wir bitten um eine verbindliche Rückmeldung bis PRIDIE NON AUG DCCCLXXXIV A.U.C. (04.08.2022/131 n.Chr.) in der Villa Tiberia

    Einladung zum Wagenrennen


    Aedil Nero Tiberius Caudex lädt die Factio Veneta ein,

    ANTE DIEM VII ID AUG DCCCLXXXIV A.U.C. (07.08.2022/131 n.Chr.) an einem Wagenrennen im Circus Maximus teilzunehmen.


    Jede startende Factio erhält ein Startgeld von 200 Sesterzen bei der Meldung eines Fahrers

    400 Sesterzen bei der Meldung zweier Fahrer

    Zwei Fahrer pro Factio sind Maximum.


    Der Sieger im Wettkampf erhält zudem einen Lorbeerkranz und eine Börse von 1000 Sesterzen.

    Maximal 8 Wagen können um den Sieg wetteifern. Sollten mehr Anmeldungen eingehen, werden in Vorwettkämpfen diejenigen 8 Wagen ermittelt, die am Finale teilnehmen.


    Wir bitten um eine verbindliche Rückmeldung bis PRIDIE NON AUG DCCCLXXXIV A.U.C. (04.08.2022/131 n.Chr.) in der Villa Tiberia

    Ich nickte und überlegte, wie ich die Briefe formulieren sollte, sobald ich die Gelegenheit haben würde. Denn der Aedil hatte ja gesagt, dass er noch andere Dinge hatte, die er mit mir abarbeiten wollte, und ich würde erst dann mit meinen Aufgaben anfangen, wenn er soweit fertig war.

    Da ich keine Ahnung hatte, was in Rom so üblich war, war ich sehr dankbar, eine Tabula zu bekommen, auf der genau das stand. Damit konnte ich arbeiten. "Benötigt die Factio Albata auch eine formelle Einladung, oder ist die durch dich selbst ohnehin schon gemeldet? Und möchtest du die Einladungen sehen, bevor ich sie versende?" Ich wusste ja nicht, wie pingelig der Tiberier dabei wäre. Seinem Schreiber vertraute er alles mögliche an, soweit ich das so mitbekommen hatte. Aber mich kannte er ja erst ein paar Wochen.

    Ich griff nach ein wenig von dem bereitgestelltem Gebäck. Die Köchin im Haus war wirklich ausgezeichnet, und auch, wenn ich mich immer bemühte, einen guten Eindruck zu hinterlassen, konnte ich die Köstlichkeiten ja auch nicht verschmähen. Solange ich mich nicht wie ein Geier darauf stürzte, hoffte ich, wäre es in Ordnung.

    Der Tiberius kam auch dann gleich zum Punkt und präzisierte seine Pläne bezüglich des Wagenrennens. Da er mir ja schon angedroht hatte, dass ich die Einladungen schreiben und mich um die Rückmeldungen kümmern sollte, hörte ich aufmerksam zu. Und ja, ich hatte fragen. "Soll das Preisgeld gleich in den Einladungen erwähnt werden? Oder gibt es ein Startgeld? Wie viele Fahrer dürfen pro Factio fahren und hat das einen Einfluss auf die Gelder?" Das musste ich ja wissen, bevor ich etwas schrieb.

    Jeden Tag aufzustehen, wenn vernünftige Menschen noch schliefen, gehörte ganz sicher nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Aber was tat man nicht alles für die Karriere? Trotzdem wäre ich wohl froh, wenn das Tirocinium dann zuende wäre und ich einfach wieder ausschlafen könnte. Sollte ich jemals in den Senat kommen, würde ich sicher niemanden kurz nach Sonnenaufgang schon zu mir zitieren, sondern erst wesentlich später.


    Aber so langsam gewöhnte ich mich zumindest daran, früh aufzustehen und brauchte nicht mehr den ganzen Weg vom Aventin zum Esquilin, um wach zu werden, sondern nur noch den halben. Und so war ich auch heute wieder sehr pünktlich und begab mich auf direktem Weg zum Aedil und tat so, als wäre ich morgens ebenso hyperaktiv wie er. "Guten Morgen, Aedil Tiberius", grüßte ich ihn also wie immer und wartete darauf, was er heute wieder auf dem Plan hatte.

    So wirklich wusste ich immer noch nicht, was Quintus wollte. Wahrscheinlich wusste er es selber nicht, aber jetzt flirtete er wieder doch recht eindeutig. Zumindest fand ich es eindeutig, aber da ich davor auch schon einmal falsch gelegen habe oder Quintus einfach etwas wechselhaft war, bildete ich mir jetzt nicht zu viel darauf ein. Trotzdem lächelte ich. "Nun, dann sollte beim nächsten Mal aber Hanna etwas mehr mit einbezogen werden. Sonst habe ich hier am Ende eine Sklavin, die kein Wort mehr mit mir redet", meinte ich leicht lachend zurück. Auch wenn Greta, die uns ja hier beim Essen etwas zur Hand ging und Sachen hin und herräumte, jetzt gespielt schmollend schaute und Quintus noch einmal einen ziemlich eindeutigen Blick zuwarf.

    "Ich weiß nicht, ob ich dann nicht eifersüchtig bin, Dominus" meinte sie gespielt schnippisch.

    "Nun, dann… brauchen wir wohl gutes Stehvermögen, um euch beiden angemessen für eure Anwesenheit zu danken", grinste ich vor mich hin. Heute Abend würde ich erst einmal Hanna wieder etwas gnädiger stimmen. Und dann mal schauen. Mit Sklavinnen war das mitunter anstrengender als mit Ehefrauen. Nicht, dass ich schonmal eine gehabt hätte. Aber das würde auch die nächste interessante Erfahrung wohl werden.

    Ich war mir jetzt alles andere als sicher, ob meine Meinung in irgendeiner Weise eine Hilfe für Quintus gewesen war oder auch nicht. Da ich aber nach wie vor keine Ahnung hatte, worum es überhaupt wirklich ging, war das wahrscheinlich auch nicht besonders wichtig. Wahrscheinlich wusste Quintus ja selber nicht, worin genau dieses ominöse Angebot bestanden hatte, und daher ging es ihm wohl auch ähnlich. Das war ja immer das Problem, wenn man zu Dingen genötigt wurde, von denen man keine Ahnung hatte: man hatte einfach wirklich keine Ahnung und war daher viel zu verwundbar. Zumindest mir ging es dann immer so, weshalb ich solche Situationen gerne vermied.


    "Nun, dann bin ich schon gespannt, was dabei herauskommt", meinte ich fröhlich. Und ja, ich war wirklich gespannt. Schon allein, um zu erfahren, was sich mir unbekannte Gönner unter einer politischen Bildung vorstellten. Und insbesondere, was denn nun wirklich der Preis dafür wäre. Denn an Gutherzigkeit aus dem Nichts glaubte ich einfach nicht.

    "Und falls es nichts wird, du weißt ja, wie du zumindest einen anderen Gönner großzügig stimmst", zwinkerte ich ihm nur halb ernst gemeint zu. Er hatte zuvor ja sehr deutlich gemacht, kein Prostituierter zu sein. Trotzdem wäre es wohl affig, jetzt so zu tun, als hätte ich unser Intermezzo im Balneum nicht ziemlich genossen. Und ich war mir recht sicher, dass er da auch weit weniger abgeneigt gewesen war, wie er später vorgab, zu sein.