Beiträge von Publius Pompeius Pollio

    "Ich wohne in der Domus Pompeia", bestätigte ich. Nachdem mir Atticus höchstselbst gesagt hatte, dass er das nicht als sein Haus sah und es ihn so gar nicht störte, dass ich mich darin breit machte, erschien mir diese Formulierung richtiger. Außerdem hatte ich vor, nicht ewig nur der Typ zu sein, der im Haus seines Cousins wohnte, sondern irgendwann einmal der Grund, weshalb man zu diesem Haus kam.


    Ansonsten hatte ich eigentlich auch keine fragen. "Um ehrlich zu sein habe ich von dir mehr erhalten, als ich zu hoffen gewagt habe, Aedil Tiberius. Von daher nein, ich habe keine weiteren anliegen", sagte ich ehrlich und wurde dann ein wenig von seiner weiteren Frage verwirrt.

    "Die Entscheidung darüber wollte ich davon abhängig machen, wie schnell ich in Rom Fuß fassen kann. So ein Unterfangen anzugehen, ohne zuvor die nötige Unterstützung zu haben, erschien mir doch etwas gewagt."

    Zur zweiten Stunde? Scheiße. Wusste der Mann, dass grade Sommer war und die Tage dementsprechend lang? Ich bemühte mich, mir nichts anmerken zu lassen, als ich einfach nur zum Zeichen des Verständnisses nickte. "Treffen wir uns dann hier oder am Forum?" fragte ich noch, denn das Forum Boarum war vom Aventin aus weit näher als von hier, so dass ich wenigstens ein bisschen schlafen konnte heute Nacht. Den Weg nach hierhin mit einberechnet musste ich sonst noch vor Sonnenaufgang aufstehen. Das würde morgen früh sicher interessant.


    Und dann begann auch schon die Fragestunde. Ich lächelte leicht und rezitierte aus einem Buch über die Ämterlaufbahn, dass ich wohl mal gelesen hatte. "Der Aedilis Curulis ist patrizischen Ursprungs. Ihm obliegt zusammen mit dem Aedilis Plebis und den übrigen Aedilen die Aufsicht über öffentliche Gebäude, die Thermen, die Bordelle, die Aquädukte, die Straßen, den Verkehr, das Bauwesen und die Märkte und er übt die Marktgerichtsbarkeit aus, das heißt, er führt die Aufsicht über Preise, Maße und Gewichte der Waren, die auf dem Marktplatz verkauft wurden."

    "Das Aedilat stellt die dritte Stufe des senatorischen Cursus Honorum dar und ist erst nach Erlangung der Senatorenwürde ab einem Alter von 27 verfügbar"*

    Soviel zum auswendig gelernten Teil. "Am Forum Boarium wirst du wohl am ehesten die Preise, Maße und Gewichte kontrollieren, nehme ich an." Ich verkniff mir die Bemerkung, dass wir ja stattdessen auch ein paar Bordelle inspizieren könnten. Nein, das wäre ganz und gar nicht angemessen für einen ersten Eindruck. Ich wollte das Tirocinium nicht verlieren, ehe ich es wirklich hatte.


    Sim-Off:

    Aus dem Tabularium :D

    Ich grinste, als die beiden Sklavinnen antworteten. Ob es jetzt stimmte, oder nicht, man hörte doch immer wieder gern, dass man als Liebhaber zu gebrauchen war. Auch wenn da zwischen dem Zusammensein mit einer Frau und dem mit einem Mann doch ein paar geringfügige Unterschiede waren. Oder in Quintus Fall nicht ganz so geringfügig, was, wie ich annahm, auch Bestandteil der Diskussion der beiden Damen gewesen war.

    Und an dem Punkt wurde es jetzt auch knifflig, da ich keine Ahnung hatte, wie geschwätzig die beiden waren. Aber gut, es waren Sklavinnen, und Quintus war käuflich, also bestand eigentlich kein wirkliches Risiko, selbst wenn etwas getratscht werden würde. Und Scheiße verdammt noch eins, ich wollte das hier gerade. Vor allen Dingen, als er näher rückte und an mir runter sah und dabei zweifellos entdecken würde, was unterhalb der Wasseroberfläche wartete.

    Ich neigte mich leicht in seine Richtung, wie er so neben mir saß, und hätte beinahe meine Lippen auf die nasse Haut an seiner Schulter einmal gleiten lassen, als es platschte und die Sklavinnen zu uns kamen. Ich biss mir kurz auf die Lippe und lächelte den beiden entgegen, zog eine von beiden zu mir und gab ihr einen langen Kuss, während sie kicherte und jauchzte und sich an mich schmiegte. Offenbar dachte sie, dass gewisse Körperreaktionen ihr galten. Zumindest freuten sich ihre Finger offensichtlich darüber.


    Ich sah zu Quintus, dem sich die andere Sklavin auch in eindeutiger Absicht genähert hatte, und sah zu, wie ihre Hände über seinen Körper glitten. Ja, ich war eifersüchtig, und dann wiederum auch nicht, weil das zu sehen auch seinen Reiz hatte. Trotzdem zog ich die zweite Sklavin kurz am Arm und dirigierte die Köpfe der beiden Sklavinnen zueinander. "Küsst euch" forderte ich sie mit glasigem Blick auf, und als sie dem kichernd nachkamen und anfingen, sich gegenseitig auch zu streicheln, sah ich mit ziemlich eindeutigem Verlangen zu Quintus hinüber und lehnte mich etwas näher an ihn.

    Dieser erste Augenblick war immer mit etwas Unsicherheit verbunden. Häufig waren Signale nicht so eindeutig, wie man gemeint hatte, ein Restrisiko blieb eigentlich immer. Aber das machte auch eine gewisse Vorfreude aus, als sich meine Hand nun seine Schulter berührte und sich von da dann langsam auf den Weg zu seinem Nacken machte. Wenn er nicht zurückschreckte und es zuließ, dann war es vielleicht nicht römisch und so wahnsinnig männlich, aber dann wollte ich das hier mit einem Kuss beginnen. Und dann einmal sehen, was uns Vieren alles einfallen würde.

    Ich stutzte kurz, als der Tiberius mir sein Angebot unterbreitete. Ich hatte damit gerechnet, dass der Mann wahrscheinlich schon fünf Verwandte oder Nachbarsöhne um sich herum springen hatte, die ihn auf jedem Schritt begleiteten. So, wie das halt üblich war bei Aedilen, Praetoren und Consulen. Da ging es meistens auch weniger darum, zu lernen, sondern mehr darum, eben an der Seite eines solchen Magistraten schonmal gesehen zu werden und auf der politischen Bühne Fuß zu fassen.

    Dass der Mann hier jetzt mich einfach so in diese Position bringen wollte, überraschte mich dann jetzt doch. Ich musste Atticus unbedingt fragen, wie eng die Freundschaft war und wie groß der Gefallen war, den der Tiberier ihm sicherlich schuldete, wenn er das hier als Wiedergutmachung tun wollte. Ich verriet mich wohl kurz durch ein kurzes, unsicheres Grinsen, ehe ich mich wieder unter Kontrolle hatte und dankbar den Kopf neigte. "Nun, Aedil Tiberius, das wäre für mich eine große Ehre und ganz sicher eine mehr als lehrreiche Erfahrung. Und weit mehr, als ich zu hoffen gewagt hätte."

    Ja, eigentlich hatte ich außer einem warmen Händedruck und der vagen Zusicherung, mich vielleicht auch bei dem ein oder anderen Fest dem ein oder anderen Politiker vorzustellen, gar nichts erwartet. Vielleicht noch, dass er sich meinen Namen merkte und ganz vielleicht sich irgendwann mal dazu überreden ließ, mir seine Stimme zu geben, damit ich wenigstens Vigintivir werden würde. Aber ganz sicher kein Jobangebot.

    "Wann soll ich anfangen?" fügte ich mit einem etwas von dieser Überraschung geprägten Lächeln hinzu.

    Ich konnte mir wirklich nicht vorstellen, dass noch kein Senator den jungen Mann bemerkt hatte. Aber gut, da war gerade ziemlich viel Dreck runtergewaschen worden, und viele gingen einfach blind durchs Leben. Und es gab schon verdammt viele, schöne Menschen, wenn man sich darauf einließ. So hatte ich sogesehen wohl Glück, denn so, wie Quintus hier gerade bei mir lag, war das schon ein sehr ansprechender Anblick. Mein Körper reagierte auch ziemlich eindeutig unter der Wasseroberfläche, und das hatte wenig damit zu tun, dass die beiden Sklavinnen anfingen, sich gerade auszuziehen, um zu uns zu kommen.

    "Nun, was müsste denn so ein Philanthrop mitbringen, damit du seinem Interesse nachgehst?" fragte ich mit beiläufig klingendem Ton. Für mich war die Aussage doch schon sehr eindeutig, und vielleicht war dieses etwas, das sich ergab, ja ich. Aber wie es immer bei sämtlichen Prostituierten war, wurde über den Preis als erstes verhandelt. Und auch hier wollte ich ihn kennen. Und vor allen Dingen wollte ich mir sicher sein, dass ich mich nicht täuschte, denn sonst wäre dieses Bad hier schneller vorbei, als es begonnen hatte.

    Hui, hier bekam man was fürs Auge. Ich war jetzt sicher alles andere als häßlich, ganz ganz sicher nicht, aber mit diesen drahtigen Muskeln konnte ich dann doch nicht so ganz mithalten. Lag vielleicht daran, dass ich sicher ein halbes Talent mehr als Quintus auf die Waage brachte. Ich war weit davon entfernt, fett zu sein, aber so wenig Körperfett hatte man wohl nur, wenn man nicht sein ganzes Leben lang genug zu essen hatte.

    Ich ließ auch anerkennend meinen Blick über ihn schweifen, kommentierte aber nichts. Die Sklavinnen kicherten kurz miteinander und schenkten uns beiden abwechselnd Blicke. Ich lächelte, und zog meine Sklavin etwas dichter heran. "Mir wurde gesagt, ich soll nett zu euch sein und mir keine Klagen einhandeln. Würdet ihr euch beklagen, wenn ihr noch ein wenig mit uns badet?" Ich ließ es eindeutig so klingen, dass es zweideutig war, und die beiden Sklavinnen kicherten und fingen an, sich zu beraten.

    Ich ging währenddessen schonmal voraus ins Wasser und winkte Quintus mit mir, während die Mädels tuschelten und überlegten und scheinbar darüber diskutierten, wer zu wem sollte. "Hast du denn bislang noch keinen Senator kennengelernt?" fragte ich, weil er andeutete, ich wäre der erste. Ich konnte mir aber kaum Vorstellen, dass jemand, der so gut aussah wie er, da nicht schon den ein oder anderen Liebhaber gehabt hatte, der auch aus höheren Schichten gekommen war.

    Ich ließ mich in das Becken sinken, in dem wir auch zu viert noch Platz haben würden, und breitete die Arme bequem am Rand aus. "Naja, aber irgendwie bist du doch bisher über die Runden gekommen, sonst wärst du doch schon verhungert. Gab es da nie einen… Gönner, der gerne mehr von dir gehabt hätte?"

    Gut, der erwartete den vollen Schlachtplan. Ich setzte mein gewinnendstes Lächeln auf und hob entschuldigend die Hände. "Nun, ich bin erst vor einer Woche aus Epirus nach Roma gekommen, daher konnte ich mich noch nicht um so viel kümmern. Ein Tirocinium Fori wäre selbstverständlich eine hervorragende Idee, aber ich weiß nicht, ob einer der Magistrate denn zu diesem Zeitpunkt noch jemanden sucht." Üblicherweise war sowas eher am Beginn eines Amtsjahres von Erfolg gekrönt, nicht schon fast am Ende.

    "Aber natürlich habe ich eine umfassende Bildung genossen, Aedil. Also Mathematik, die üblichen Philosophen, Rechtskunde… Für ein Studium in Athen haben die finanziellen Mittel meines Vaters leider nicht gereicht. Aber ich versichere dir, dass das kein Makel sein muss und nicht nur die berühmten Lehrer gebildete Schüler hervorbringen können." Mit meiner Bildung konnte ich vielleicht nicht unbedingt in Rom angeben. In Epirus hätte ich es gekonnt, denn ich hatte wirklich gute Lehrer und war an den besseren Schulen gewesen. Aber hatte schon irgendwer in der Geschichte außerhalb von Eprius mal was von Philaimon von Buthrotum gehört? Oder von Lucas aus Stobi? Vermutlich nicht. Oder nein: Ganz sicher nicht. Denn hätte man außerhalb von Epirus von ihnen gehört, wären sie nicht in Nicopolis gewesen, sondern im verdammten Athen, wenn nicht sogar in Alexandria.

    Im Grunde genommen hatte ich keine Ahnung, wie viel die Sachen gekostet hatten. Sie waren einfach da gewesen, als ich nach meinem Bad aus dem Becken gestiegen war, und auch jetzt waren immer wieder einfach Dinge da, die mir irgendein Sklave lautlos ins Zimmer gelegt hatte. Ich fragte da auch gar nicht nach. Alles war besser, als das Zeug, das ich gehabt hatte.

    Daher zuckte ich nur grinsend mit den Schultern und zeigte Quintus den Weg ins Balneum. So weit war es nicht, denn auch, wenn die Domus Pompeia sich wirklich nicht verstecken musste, es war ein Haus und kein Palast. Aber das eigene Bad war durchaus ein kleiner Luxus, den sicher nicht jeder hatte. Ich öffnete also die Tür, und die feuchte Wärme eines jeden Bades stieg uns entgegen. Ich schaute mich auch schon nach helfenden Händen um, als auch schon zwei Sklavinnen kamen, die uns behilflich sein würden. Es waren dieselben zwei, die mich auch schon am ersten Tag gebadet hatten, und von der eine, ab und zu auch mal nachts in mein Bett schlich. Ein Angebot, das ich ganz sicher nicht ablehnte.

    Jetzt aber ließ ich mir erstmal aus meiner Tunika helfen und sah zu, wie die zweite Sklavin bei Quintus versuchte, irgendwo einen Anfang zu finden, wo sie ihm helfen konnte, ohne sich schmutzig zu machen. In ihrem Gesicht stand geschrieben, dass sie seine Kleidung am liebsten verbrennen wollte.

    "Nun, mein Cousin hat mir zugesichert, mich ein paar wichtigen Leuten vorzustellen. Oder naja, zumindest kennt er wen, der wen kennt… Und wenn alles gut läuft, dann kann ich den Ordo, den mein Großvater mir vererbt hat, nutzen, und wärme mit meinem Hintern irgendwann einmal eine Bank im Senat. Aber… Naja, bis dahin dauert es noch ein wenig."

    Ich war inzwischen nackt und ließ mich von meiner Sklavin ein wenig mit Wasser säubern und dann mit Öl und Sand abschaben, während ich beobachtete, wie Quintus entkleidet wurde.

    "Und ja, ich kann wohl nicht klagen. Auch wenn mein Onkel das hier beinahe alles verspielt hätte, hat mein Cousin das wohl gut zusammengehalten. Und jetzt genieße ich die Früchte ihres Eifers in vollen Zügen. Und wer weiß, vielleicht lässt sich ja das ein oder andere teilen?"

    Ja, ich hielt mich noch etwas vage. Ich wollte keine Schwierigkeiten und keinen schlechten Eindruck hinterlassen, falls ich mich mit meiner Einschätzung zu Quintus’ Lebensunterhalt täuschte. Sowas konnte eine Karriere schon im Keim ersticken, und so gut er aussah, Macht war besser. Und mit Geld gab es ja genug andere, bei denen es eindeutiger war. Deshalb blieb ich etwas zurückhaltend, während ich zusah, wie er entkleidet und erst einmal einer grundlegenden Waschung unterzogen wurde.

    "Und was sind so deine Pläne für die nächste Zeit?"

    Quintus machte mir einige Komplimente zu meiner Garderobe. Aber ja, die hatte sich eindeutig verbessert. "Was ein bisschen Geld nicht für einen Unterschied macht, was?" meinte ich und ließ ihn mich bewundern. Auch wenn ich glaubte, dass Quintus mich nicht wirklich bewunderte, sondern das eben zum Geschäft mit dazu gehörte. Aber ich war da nicht so. Man konnte wissen, dass etwas eine Lüge ist, und sie dennoch genießen.

    Und vor allem beim Thema Bad schien sein Lächeln ehrlich zu sein. Ich lachte über seinen Scherz. "Nein, da war nur ein stinkender Kerl aus Epirus, den ich beim reingehen in einem Spiegel gesehen habe. Als ich wieder raus kam, war der aber verschwunden und hat sich seitdem nicht wieder blicken lassen."

    Ich grinste und sah nochmal kurz an Quintus rauf und runter. Ja, auch jetzt mit meinen neuen Möglichkeiten war ich nicht ganz abgeneigt. Und ich hatte ihm ein Bad ja durchaus versprochen. Deshalb ging ich auch einen Schritt näher und rümpfte die Nase. "Naja, aber vielleicht habe ich grade doch einen stinkenden Kerl aus der Subura entdeckt, der ein Bad nötig haben könnte. Was meinst du, was ich mit ihm anstellen sollte?"

    Quintus wurde durch das Atrium zum Tablinum geleitet, wo ich dann auch nach kurzer Wartezeit für ihn hinkam. Die Nachricht, dass er hier war, hatte mich doch überrascht und ich hatte nicht damit gerechnet, aber ich freute mich und kam mit breitem Grinsen auf meinen einstigen Stadtführer zu.


    "Quintus! Schön dich wieder zu sehen!" begrüßte ich ihn und sah einmal kurz an ihm herab. Wirklich reich sah er immer noch nicht aus, aber durchaus gutaussehend, und ich hatte meine Gedanken vom letzten Mal nicht vergessen. Aber langsam und eins nach dem anderen, ermahnte ich mich. Nicht, dass ich mich irrte. Außerdem gab es hier im Haus eine Sklavin, die zumindest schon zwei Mal dafür gesorgt hatte, dass ich mir nicht unbedingt darum Gedanken machen musste.

    "Na, was sagst du? Schick hier, oder?" meinte ich und drehte mich einmal, um die Fülle des Raumes nochmal zu erfassen. Das war definitiv nichts, wohinter man sich verstecken musste. "Und weißt du, was das Beste ist? Hier gibt es tatsächlich ein Bad!"



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    Barzanes der Ianitor öffnete die Tür. Er blickte etwas missmutig auf den jungen Mann, der davor stand. Auch Publius Pompeius Pollio vor einer Woche hatte ähnlich abgetragen gewirkt, daher war er nicht einmal überrascht, dass ein Freund von ihm ähnlich aussah. Aber mehr als ein abschätziger Blick stand ihm nicht zu.

    "Ich werde fragen, ob Dominus Pollio Zeit hat", sagte er und ließ diesen Quintus erst einmal vor der Türe warten. Erst nach einigen Augenblicken kam er zurück und sagte: "Dominus Pompeius Pollio empfängt dich.Folge mir."

    Ich wurde in die Villa hereingebeten, und bei den Göttern, war das ein Luxusschuppen! Und Atticus war mit dem Hausherrn hier befreundet? Mit einem Mal kam mir die Domus Pompeia geradezu ärmlich vor im Vergleich, und ich fragte mich einen Augenblick lang, ob ich wirklich in diese illustre Gesellschaft von Senatoren und Rittern passen würde, denen bei solchen Gebäuden nicht erstmal die Kinnlade herunter fiel.

    Ich folgte also dem Sklaven einmal quer durch das Haus und sammelte auf dem Weg wieder meine Gedanken. Der Senator sollte mich ja nicht gleich als Landei abstempeln. Im Oecus wurde ich nach nur kurzer Wartezeit auch gleich begrüßt. Der Mann erschien schlicht gekleidet, und ich war froh, auf Atticus gehört zu haben und mich nicht in eine Toga geworfen zu haben. "Salve, Aedil Tiberius", begrüßte ich ihn höflich und nahm auf dem angebotenen Platz eben jenen. Für Essen war ich eigentlich etwas zu angespannt, aber die Höflichkeit gebot einen kleinen Bissen, zumal ich damit auch offiziell zum Gast dieses Hauses geworden war. Auch ließ ich mir sehr stark verdünnten Wein anreichen, ehe ich mich dem widmete, weshalb ich eigentlich hier war.


    "Zunächst einmal möchte ich mich bei dir bedanken, dass du dir die Zeit nimmst. Wie ich mir vorstellen kann, ist dein Terminplan sicher sehr voll. Und ich bin mir im Klaren darüber, dass dies hier nur aufgrund meiner Verwandtschaft zu Atticus zustande gekommen ist." Alles andere wäre eine maßlose Selbstüberschätzung gewesen.

    "Und mein Cousin hat Recht. Mein Großvater war Senator Pompeius Trimalchio, und auch, wenn er niemals zu den Großen im Senat gezählt hat, war er doch Senator. Nun, aufgrund des Bürgerkrieges und den Handlungen meines Großonkels während eben jenem konnte mein Vater nie in dessen Fußstapfen treten, was ihn stets mit etwas Gram erfüllte. Und so habe ich ihm auf dem Totenbett versprochen, dass ich das zu tun versuche, was ihm aufgrund der Umstände unmöglich war. Deshalb bin ich nun auch nach Rom gekommen und habe meinen Cousin Atticus um Hilfe ersucht. Und er meinte, er kenne niemanden, der besser geeignet wäre, mir dabei zu helfen, diesen letzten Wunsch meines Vaters und meines Großvaters zu erfüllen und unserer Familie durch meine Taten vielleicht wieder etwas verlorenen Glanz zurückzugeben."


    Das war jetzt herrlich unkonret, aber hey, was erwartete der? Dass ich einen voll ausgereiften Schlachtplan mit Kandidaturrede hatte, obwohl ich vor einer Woche noch nicht einmal gewusst hatte, ob ich in Rom bleiben könnte?

    "Salve. Mein Name ist Publius Pompeius Pollio. Ich bin ein Verwandter von Titus Pompeius Atticus und habe heute einen Termin bei Aedil Tiberius", erklärte ich dem Ianitor. Wär mein Cousin mitgekommen, wär das alles vermutlich wesentlich einfacher, aber ich wollte nicht schon das Begrüßungskomitee verärgern, weil ich nicht höflich genug war. Also war ich heute ausnahmslos zu allem und jedem hier höflich und hoffte nur, den richtigen Eindruck zu hinterlassen.

    In die beste Tunika gekleidet, die in meinem neuen Zuhause zu finden gewesen war und mir einigermaßen gut stand, klopfte ich am vereinbarten Tag an der Villa Tiberia. Mein Cousin Atticus hatte leider keine Zeit gehabt, mich zu begleiten, aber ich sollte allerhand Grüße ausrichten und er beteuerte, bald mit mir zu einem Abendessen hier her zu gehen. Aber dieses Mal war ich allein, und versuchte gerade ein wenig, die Nervosität einigermaßen im Zaum zu halten. Auch wenn mein Cousin gesagt hatte, dass dieser Senator hier nett war – seine Worte! – und sich nicht so um Traditionen und Etiquette scherte, war ich mir doch sehr sicher, dass ich mich trotzdem von meiner besten Seite zeigen musste, um einen Fuß in die Tür zu bekommen. Immerhin war ich hier der Bittsteller und wollte Hilfe und Unterstützung, und nicht einfach nur jemand, der einen neuen Saufkumpanen suchte.

    Ich musste mich wirklich beherrschen, nicht in breites Grinsen zu verfallen. Ich sollte mich einfach wie zuhause fühlen? Nun, das bekam ich hin! Natürlich durfte ich nicht gleich in die Vollen gehen, insbesondere irgendwelchen Sklaven gegenüber. Nein, ich würde mich so verhalten, dass niemand Grund zur Klage hatte. Aber ich würde das hier definitiv auskosten und sehr genießen. Das lief sogar noch besser, als jemals erhofft!

    "Keine Sorge, es werden keine Beschwerden kommen", sagte ich und meinte es tatsächlich so, Und dann erhob ich mich auch gleich mit meinem neuen Lieblingscousin, um ihn zu verabschieden. "Nein, nein, alles in Ordnung. Ich denke, den Rest kann mir auch der Maiordomus erklären, oder ich finde ihn auch allein raus. Heute will ich sowieso erst einmal nur etwas essen und dann lange in einem sauberen Bett schlafen. Nach der langen Zeit auf Reisen weiß man diesen Luxus erst wieder richtig zu schätzen!" versicherte ich ihm.


    Erst, als er dann wirklich gegangen war, erlaubte ich mir, bis über beide Ohren zu strahlen und orderte erst einmal laut: "Wein! Mir ist nach feiern!"

    Ich hatte also sturmfreie Bude hier? Ich würde mich beherrschen müssen, das nicht auszunutzen. Aber nein, erst einmal richtig Fuß fassen. Danach konnte ich immer noch wilde Partys schmeißen. "Nein, nein, du sollst deine Karriere ja nicht für mich gefährden", sagte ich und ließ es besorgt und bescheiden klingen. "Ich werde schon zurecht kommen. Ich danke dir ganz herzlich, auch für deine ganzen Mühen. Das ist wirklich weit mehr, als ich mir hätte erhoffen können, als ich aus Epirus abgereist bin."

    Ja, ich war wohl wirklich ein Liebling der Götter. Oder zumindest der Göttin Fortuna. Oder vom Subruncinator, wer wusste das schon? In jedem Fall hatte ich mehr Glück als Verstand.

    "Ich werde mit dem Maiordomus schon auskommen. Ich will dir hier ja kein Chaos anrichten."

    Ich sollte allein zu irgendeinem Freund gehen, der Aedil war? Ja, klar doch. Immer. Ich lächelte weiter und gab mich zuversichtlicher, als ich war. "Nun, er ist dein Freund, du kennst ihn am besten. Ich hab aber auch wirklich kein Problem damit, zu warten und mich hier erst einmal einzuleben. Also, sofern du mich nicht gleich wieder loswerden magst. Ich will ja deine Gastfreundschaft nicht über Gebühr strapazieren." Seine Eile klang ein wenig so, als wollte er mich lieber schnell loswerden.

    "Prima." Ich klatschte einmal in die Hände. Was sollte ich auch sonst sagen? Nero Tiberius Caudex, ein Aedil also. Ich merkte mir den Namen schon einmal und vielleicht hatte cih ja Glück und konnte schonmal vorab etwas über ihn herausfinden. Je nachdem, wann ich den kennenlernen sollte. Bislang kannte ich ja niemanden in der Stadt. Außer Quintus. Aber die Huren wussten immer am besten über alles Bescheid, weil Kerle beim Sex redeten. Da war die Bekanntschaft mit Quintus vielleicht tatsächlich gar nicht so schlecht. Sofern der tatsächlich in einer Woche vorbeischauen würde.


    "Hast du dafür schon eine passende Gelegenheit im Kopf? Ich will nicht drängeln und du hast natürlich selber sicher auch viel zu tun." Nein, ein paar Wochen einfach nur dolce vita in einem Haus in Rom genießen war jetzt nichts schlechtes. Das würde ich wohl auch aushalten.

    Ich lächelte wieder freundlich. Das klang so, als ob ich bleiben dürfte. Erste Hürde war also genommen. "Dafür war der Empfang aber wirklich großzügig." auch wenn ich eigentlich nur ein Bad und eine saubere Tunika bekommen hatte, und wohl auf ein weiches Bett hoffen durfte.

    Und mein Cousin schien auch willig, zu helfen. Nur hatte er keine Ahnung, wie. "Naja, ich möchte nicht wie ein Schnorrer klingen. Aber zunächst einmal bräuchte ich ein wenig finanzielle Unterstützung. Es tut mir wirklich leid. Nur seit Vater gestorben ist, ging es uns finanziell nicht so gut. Und ich konnte ja nicht das Haus meiner Mutter unter dem Hintern wegverkaufen. Sie soll ja ihren Lebensabend in Sicherheit verbringen können." Ein bisschen auf die Tränendrüse drücken konnte nicht schaden.

    "Und du als Ritter kennst doch sicher ein paar Leute, die ein paar Leute kennen… Ich meine, wenn du ein fest geben würdest oder so etwas, wo ich dann vielleicht ein paar Senatoren kennen lernen könnte, die sich als Patron eignen würden, wäre das schon mehr Hilfe, als ich je in Epirus hätte erhoffen dürfen." Ich brauchte ja nur einen Ansatzpunkt. Reden konnte ich allein.

    Ich wartete. Und wartete. Und dann wartete ich noch ein wenig.

    Irgendwann kam dann der größte, blondeste Kerl meines Lebens auf mich zu und begrüßte mich fast schon schüchtern. Das war der Sohn von Imperiosus? Seine Mutter musste eine Riesin sein, ansonsten war das nicht zu erklären. Onkel Imperiosus war kleiner als ich. Und auch ich war eher durchschnittlich groß.

    "Ja, genau. Und du musst dann Titus Pompeius Atticus sein?" grüßte ich zurück, als die Überraschung dann mal nachgelassen hatte. Und ich machte mich gleich daran, mich einzuschleimen. "Danke, dass du mich empfängst. Ich hoffe, es ist wirklich in Ordnung, dass ich mich hier eingeladen habe?"