Ein Schiff aus dem Osten
Die Stolz der Triton war eine schon etwas in die Jahre
gekommene corbita, die immer zwischen Ostia und Asia hin und
her fuhr, um Waren zu transportieren. Wenn noch Platz war, nahmen sie
auf diesen Reisen auch Passagiere mit. Und so hatte auch ich eine
kleine Nische gefunden, auf der ich nach Rom mitfahren konnte,
zusammen mit etwa 20 anderen Passagieren, die sich irgendwo ein
Plätzchen im Rumpf hatten suchen dürfen. Es war verdammt unbequem,
und nach einer Woche auf See stanken wir vermutlich alle schlimmer
als rallige Wiesel. Ich schlief nie besonders lang oder besonders
tief, da ich durchaus die berechtigte Sorge hatte, am Ende im Meer
aufzuwachen. Ich hätte vielleicht ein paar Sklaven mitnehmen sollen
auf meiner Reise, aber, wie ich meinem Cousin in Rom schon schlief:
Ich brauchte Geld. Und einen Sklaven mitzunehmen hätte bedeutet,
einen der wenigen, verbliebenen Sklaven meiner Mutter zu entziehen.
Wir hatten schon einige verkaufen müssen, um alle Ausstände zu
bezahlen, und der Rest war wirklich notwendig zum Erhalt des Hauses.
Vielleicht war es
nicht die cleverste aller Ideen, in dieser Situation in Rom eine
politische Karriere starten zu wollen. Mir fehlte dafür ganz
definitiv das nötige Kleingeld. Aber wenn ich es jetzt nicht anging,
würde ich mich wohl damit abfinden müssen, auf dem Land mein
restliches Leben damit zu verbringen, verzweifelt zu versuchen, das
vermögen irgendwie zusammenzuhalten. Wahrscheinlich würde ich
irgendeine dumme, aber reiche Witwe heiraten müssen – gut, das
würde ich jetzt vielleicht auch müssen. Aber das war erst einmal
Plan B. Plan A war es, meinen Cousin davon zu überzeugen, dass ein
Senator in der Familie eine so gute Sache wäre, dass er dafür gerne
etwas von seinem Vermögen investieren sollte.
Es war wirklich ein
Glück, dass Onkel Gaius Imperiosus vor einigen Jahren bei uns
gestrandet war. Der Kerl war so abgebrannt wie wir, also konnte er
nicht meckern, wenn er bei uns keinen überbordenden Luxus zu
erwarten hatte. Die meiste Zeit hatte er mit Trinken verbracht, und
darüber, zu erzählen, was für ein großer und einflussreicher
Ritter er gewesen war. Damals, vor dem Krieg. Ehe er auf das falsche
Pferd gesetzt hatte. Das war alles nur das Gelaber eines betrunkenen,
alten Mannes für mich gewesen. Aber er hatte auch von seiner Frau
erzählt, von der reichen Iunia, die er geheiratet hatte, und die ihm
ja ach so treu wäre und ihn sicher ach so vermissen würde. Tja, bis
bekannt wurde, dass sie sich von ihm hatte scheiden lassen und wieder
einen mächtigen Ritter geheiratet hatte. Dann waren nicht mehr so
nette Worte über sie gesagt worden. Aber dass sie sehr reich war,
nun, das hatte ich mir durchaus behalten. Und da sie reich war, würde
auch mein Cousin wohlhabend sein. Das hoffte ich zumindest. Ansonsten
hatte ich ein Problem.
Ich stieg also von
Bord mit meinen Sachen, die ich in einem einfachen Wandersack trug.
Viel war es nicht. Ein paar ordentliche Tuniken zum Wechseln, ein
wenig was zum Schreiben, die kleinen Utensilien des täglichen
Bedarfs und etwas Geld. Wenn das hier nicht klappte, dann hatte ich
wirklich ein großes Problem. Und da verlieren keine Option war,
schulterte ich meinen Sack und stapfte erst einmal los in Richtung
Ostia. Hoffentlich fand ich irgendwo einen Ochsenkarren, der nach Rom
fuhr und auf dem ich mitfahren konnte. Sonst würde es ein weiter
Fußmarsch werden.