Beiträge von Publius Pompeius Pollio

    Ich ließ mich ins Bad führen, wo ich auch erst einmal die von der Reise schmutzigen Sachen ablegte. Zwei Sklavinnen machten sich daran, mich zu säubern und danach zu waschen. Ich hätte gerne mehr mit ihnen getan, aber ich wollte keinen schlechten Eindruck hinterlassen. Obwohl ich mir sicher war, dass zumindest eine der beiden nicht abgeneigt gewesen wäre.


    Als ich aus dem Wasser stieg, lag auch eine Tunika bereit, die nicht aus meinem Beutel stammte. Aber sie war sauber und weich, und ich nahm sie dankbar an. So wieder vorzeigbar und wohriechend wurde ich ins Tablinum geführt und wartete dort darauf, dass mein Cousin heimkommen würde. Innerlich ging ich immer wieder durch, was ich ihm sagen wollte. Ich hoffte einfach, dass er mich aufnehmen würde.

    Der Blick des Ianitors war tödlich. Trotzdem lächelte ich tapfer weiter und versuchte, so wenig wie möglich zu müffeln. Es half offenbar nichts, denn der erste Vorschlag war, mich zu baden. Aber das war ohnehin meien Absicht gewesen. Und solange ich erst einmal hinein durfte, machte es mir auch nichts aus, erst einmal zu warten.

    "Oh, ein Bad wäre wundervoll." Ich trat ein und ließ mir auch gleich den Weg zeigen. Ich glaubte sowieso nicht, dass ich hier ohne Aufsicht herum spazieren durfte.

    Da war ich also, an der Domus Pompeia. Ich atmete noch einmal tief durch, straffte die Schultern und klopfte schließlich an der schweren Holztüre an. Jetzt galt es. Ich hoffte wirklich, dass mein Cousin zu den freigiebigen Menschen gehörte und einen verwandten nicht von seiner Tür abwies. Ein Antwortschreiben hatte ich natürlich nicht mehr erhalten, dafür war ich zu schnell nach meinem Brief abgereist. Daher hoffte ich vor allen Dingen auch, dass mein Brief angekommen war. Ansonsten würde das gleich eine interessante Erfahrung werden.


    Als die Tür geöffnet wurde, sah ich dem Ianitor praktisch an, wie er Bettler dachte und mich wegschicken wollte, doch ich kam ihm schnell zuvor. "Salve. Ich bin Publius Pompeius Pollio. Ich hatte meinem Cousin Pompeius Atticus geschrieben, dass ich nach Rom reise. Ist er da?"

    Das waren quasi alle meine Trümpfe, die ich hatte. Und ich hoffte nur, dass der Ianitor im Bilde war und mich hereinlassen würde.

    Waren wir hier richtig? Ich war mir nicht ganz sicher, aber die Beschreibung des Hauses passte ungefähr zu dem, was Imperiosus erzählt hatte. Und an der Wand prangte auch der pompeiische Adler, häßlich wie ein alter Geier. Wahrscheinlich war es das hier.

    Also Zeit, Abschied zu nehmen von meinem neuen Freund. "Ja, scheint wohl so. Danke für deine Hilfe und die angenehme Gesellschaft. Wenn du magst, kannst du ja in einer Woche mal vorbeikommen. Wenn mein Cousin mich aufgenommen hat, zeig ich dir dann mal das Haus. Dann weiß ich auch, ob ich dich auf ein Bad einladen kann oder wir eine Therme besuchen müssen dafür", meinte ich verschmitzt. Aber ja, Quintus war mir durchaus angenehm, und wenn er wollte, konnte man das hier durchaus vertiefen. Ich wollte ihm seine Zeit ja nicht gänzlich gestohlen haben, und wenn er gerade jemanden für gewisse Stunden suchte, der ihm dafür mit etwas finanzieller Unterstützung half, nun, wieso sollte dieser jemand nicht ich sein? Da gab es für uns beide wohl schlimmeres.

    Und so wusste er wenigstens, dass er mir durchaus willkommen war und ich nichts gegen ein Wiedersehen einzuwenden hatte.

    Jop, da wusste einer, wie Kundenbindung funktionierte. Eigentlich stand ich ja durchaus mehr auf Frauen, aber der Kerl hier war doch irgendwie niedlich. Und Kostverächter war ich nun auch nicht. Vielleicht, wenn es sich alles fügte und ich bald wirklich etwas liquider bin, konnten wir ja unsere Freundschaft etwas vertiefen. Aber erstmal ein Schritt nach dem anderen.


    Und der erste Schritt bestand gerade darin, irgendwie zu versuchen, jemanden wenigstens zum Stehenbleiben zu animieren. "Entschuldigung, weißt du…? Entschuldige? Ja, hübsche Dame, weißt… hat die mir grade den Stinkefinger gezeigt? Ähm, salve, kannst du mir vielleicht sagen...?"

    Es dauerte eine ziemliche Weile, und ich war mir recht sicher, dass Quintus etwas bekam für sein Geld, das weder er noch ich hatten. Wahrscheinlich war ich ein Anblick für die Götter.

    Schließlich aber erwischte ich ein spielendes Kind am Arm und hielt es fest, so dass es nicht gleich weg kam. Es schrie zwar und wand sich, aber ich konnte wenigstens meine Frage einmal fertig stellen. Und das schnell, bevor irgendwo noch eine wütende Mutter mit einem Kochlöffel daherkam, um den Landstreicher zu vertreiben, der ihr Kind angriff. "Ich will einfach nur wissen, wo die Domus Pompeia ist, dann lass ich dich sofort los."

    Das Kind wand sich noch kurz, schaute dann erschrocken und deutete mit der Hand in eine Richtung. "Danke" sagte ich und ließ es wie versprochen los. Triumphierend wandte ich mich Quintus zu. "Wir müssen da lang" sagte ich, als hätte ich das von Anfang an gewusst.

    Sim-Off:

    Was denn? :unschuldig:


    Als er meinte, er würde auch stinken, ich würde das nur nicht riechen, lachte ich einmal. "Ich würde dich ja auf ein Bad einladen, aber wie du schon gesagt hast, meine Verwandten müssen erstmal mich aufnehmen. Ich glaube, ich sollte ihre Geduld nicht gleich am nächsten Tag strapazieren. Zumal ich gar nicht weiß, ob die überhaupt mehr als eine Waschschüssel im Haus haben."

    Gut, letzteres war gelogen. Zumindest, wenn Onkel Imperiosus nicht wie bei allem anderen maßlos übertrieben hatte. Aber soweit er erzählt hatte, war das Haus riesig und hatte ein eigenes Balneum, eine eigene Küche und überhaupt allen Firlefanz, den man sich nur vorstellen konnte. Und ich konnte mir wirklich viel vorstellen. Trotzdem war meine erste Priorität, erstmal selber da unterzukommen, ehe ich mir irgendwelche nette käufliche Gesellschaft einlud. Zumal ich nicht bezahlen konnte.


    Der Tempel war schließlich direkt vor uns, umgeben von einem kleineren Hain, wie es sich für einen Tempel der Göttin der Jagd so auch gehörte. "Muss hier ganz in der Nähe sein. Ich frag mich einfach weiter durch, bis sich jemand zu einer Wegbeschreibung erbarmt." Ich grinste. "Möchtest du noch zusehen, wie ich mich blamiere, oder ziehst du dann mit meinem besten Dank weiter?"

    Nun, sowas ähnliches wie ein Tagelöhner war was? Ich schaute kurz an dem jungen Burschen unauffällig auf und ab. Konnte sein, dass er seinen Körper verkaufte. Hübsch genug dafür war er eigentlich, hatte angenehme Proportionen und ein gefälliges Gesicht. Ja, da verdiente er sicher genug damit. Auch wenn es in Rom weit verpönter war, und für ihn auch nicht ganz so ungefährlich, wenn er ein freier Mann war. Die Sittengesetze des Augustus hatten da teilweise komische Auswüchse. Mit einem Sklaven konnte man poppen, so viel man wollte, aber mit einem freien Mann, uiuiui.

    Aber ich wollte mich mit meiner Vermutung nicht zu sehr aus dem Fenster legen. Wie gesagt, die Gesetzgebung des guten, alten Augustus war sehr restriktiv und ich wollte nicht, dass Quintus hier sonstwas von mir dachte, wenn ich falsch lag. Also hielt ich mich mit Vermutungen zurück und konzentrierte mich eher darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen, ohne zu jammern.

    Als er dann fragte, was ich machte, wenn mein Verwandter mich nicht aufnahm? "Dann, mein Freund, bin ich im Arsch", meinte ich ehrlich lachend. Aber ja, dann war ich sowas von im Arsch. "Aber er wird mich aufnehmen, keine Sorge." Ich gab mich zuversichtlicher, als ich eigentlich war. "Und dann werde ich glaube ich erst einmal eine Woche lang baden. Sag nichts, ich weiß, ich hab es bitter nötig." Ich müffelte bestimmt schlimmer als ein Rind. Definitiv nicht so, wie ein Prostituierter sich seinen bevorzugten Freier vorstellte.

    "Das ist gut", lachte ich. "Ich hätte als Gegenleistung auch nur durchgelatschte Schuhe anzubieten." Und das stimmte. Ich war so pleite, wie man nur sein konnte. Gut, wenn man es ganz genau nahm, hatte ich irgendwo noch etwa zehn Sesterzen, aber damit würde ich höchstens zwei Tage noch hinkommen. Danach…. Nun, über das danach hatte ich mir keine Gedanken gemacht. Aufgeben und scheitern waren einfach keine Optionen. Die einzige Option war, dass mein Cousin mich aufnehmen und mir das nötige Startkapital bereitstellen würde. Wenigstens so viel, dass ich mir wirklich irgendwo eine dumme, hässliche, aber reiche Witwe anlachen konnte, die vom Namen Pompeius irgendwie fasziniert war. Das war doch wohl nicht zu viel verlangt?

    Die Straße ging beständig aufwärts. Ich hatte unterschätzt, wie riesig der Aventin war. Aber gut, er war groß genug gewesen, dass sich hier eine eigene Siedlung der Plebejer in der Urzeit der Geschichte hatte bilden können, so dass man da, wo heute das Forum Romanum war, schön Krieg hatte führen können. Und meine Füße waren platter als platt. Trotzdem stapfte ich tapfer weiter. "Dann bist du also Tagelöhner?" fragte ich nach, womit Quintus sich seinen Pulsum verdiente. "Und heute kein Glück gehabt? Ich kann dir leider auch keine Belohnung versprechen. Aber sollte meine Cousin so warmherzig sein, wie ich es hoffe, und sollte ich dann irgendwann Karriere machen, versprech ich dir, ich werd mich revanchieren." Im Moment war das freilich ein sehr hohles Versprechen mit sehr, sehr, sehr vielen Wenns und Abers. Aber ich war nicht grundsätzlich ein Schmarotzer, und sollte sich irgendwann die Gelegenheit ergeben, konnte ich vielleicht schon großzügig sein.

    Ah, jetzt waren wir also schon Freunde? Ich lächelte zwar weiter, hatte aber trotzdem so ein misstrauisches Stimmchen im Ohr, das mich warnte, von der Hauptstraße abzuweichen und in irgendwelche Seitenstraßen abzubiegen. Ich hatte zwar nichts, was sich zu stehlen lohnte, aber ich hing trotzdem so ein wenig an meinem Leben. Es war nicht so, als dass ich Quintus misstraute. Es war mehr so, dass ich durchaus genug vom Leben mitbekommen hatte, um nicht jedem anderen gleich zu vertrauen. Und in der Großstadt waren alle verrückt und warteten nur so auf leichte Opfer. Das wusste jeder.

    Trotzdem schulterte ich meinen Beutel und nickte fröhlich, während wir so Seite an Seite diesen Hügel hochzusteigen anfingen. "Und du bist hier also sowas wie ein Reiseführer für verlaufene Provinzler?" fragte ich also weiterhin in scherzhaftem Ton, um ein bisschen ein Gespräch zu starten und rauszufinden, wer oder was dieser Quintus denn war. War ja geradezu eine Steilvorlage, jetzt die traurige Lebensgeschichte des Quintus zu intonieren, zumal ich ja doch schon einiges von mir erzählt hatte.

    "Jop, griechisch", bestätigte ich, auch wenn ich eher annahm, dass das geraten war und nicht gewusst. Aber ich wollte ja auch nicht, dass mir jemand die Landkarte erklärte, mir reichte es vollkommen, wenn ich bis heute Abend das Haus meiner Familie gefunden hätte. Oder besser früher, denn ich hatte Hunger. Und ich brauchte definitiv ein Bad. Oder zwei. Oder fünf. Eine Lupa könnte auch nicht schaden. Oder zwei. Oder fünf. Aber Bad und Essen und Bett hatten Vorrang.

    Quintus, wie er sich vorstellte, erklärte auch gleich, woran er erkannt hatte, dass ich neu war. Ich schlug in die Hand ein. Warum auch nicht? Ich war wohl kaum ein lohnendes Ziel für einen Raubzug, und Bettler konnten bei ihrer Gesellschaft sowieso nicht wählerisch sein. "Nur Quintus? Kein Quintus Flavius Supremus oder so?" fragte ich scherzhaft mit meinem charmantesten Lächeln nach. Einfach nur einen Namen hatten meistens eher Sklaven, aber der Kerl hier trug zumindest keine sichtbare Bulla oder Tätowierung, die ihn als solchen ausweisen würde.

    "Und ich hab keine Angst, mich zu verlaufen, nein: Ich HABE mich verlaufen", gab ich mit einem Lachen zu. Ich hatte mir zuhause natürlich erklären lassen, wo die Domus stand, aber hier auf dem Boden der Großstadt war alles wie weggeblasen. Und die Straßen waren auch nicht so gnädig, ihren Namen irgendwo auf einem Schild stehen zu haben. Das wäre doch mal DIE Erfindung! Aber nein, dafür wiesen ungefähr eine Million Phalli den Weg zum nächsten Lupanar.

    Endlich ließ sich jemand ansprechen und tat nicht so, als hätte ich Aussatz oder sowas. Der junge Kerl war wohl so in etwa in meinem Alter und auch nicht grade wohlhabend, wenngleich er momentan wahrscheinlich besser roch als ich nach zwei Wochen Schiff und einer Nacht auf einem Ochsenkarren. Ich konnte es nicht beurteilen, meine Nase war gerade ziemlich taub, was sowas anging. Aber er war nett und deutete auf eine zugegebenermaßen nicht gerade kleine Straße. Einfach da den Berg hoch und links? Das war so einfach, dass sogar ich das finden sollte.

    "Ich will ihr nicht opfern, ich such nur das Haus eines Verwandten, der dort in der Nähe wohnt. Ich dachte aber, den Tempel kennen vermutlich mehr Leute als das Haus der Pompeii." Ich erhob mich und fühlte mich auf einmal alt, denn mein Rücken knackste einmal und meine Füße fühlten sich immer noch reichlich platt an. Ich war außer Form. Aber nichts, was nicht drei oder vier Nächte in einem Bett und ein warmes, langes Bad richten könnte. Ich hoffte nur, dass mich auch sowas erwarten würde.

    "Und nein, das ist heute mein erster Tag hier. Merkt man, oder?" Ich grinste schief und nahm meinen Beutel. Es war zwar nicht viel, was ich besaß, aber das wollte ich möglichst trotzdem behalten. Wenn mein Cousin mich nicht aufnehmen würde, war es alles, was ich hatte, und es würde nicht einmal für die Rückreise nach Epirus reisen. Scheiße, ich hoffte wirklich, dass mein Cousin ein weiches Herz hatte. "Ich komm aus Epirus. Und du kommst von hier?" Ich machte mir gar nicht erst die Mühe, genauer erklären zu wollen, woher ich kam. Die wenigsten Leute bekamen von allen Provinzen auch nur die Hauptstädte zusammen. Von irgendwelchen kleinen Käffern zwischen den großen Siedlungen musste man da gar nicht anfangen. Wahrscheinlich konnte ich schon froh sein, wenn der Bursche hier ungefähr wusste, wo Epirus lag. "Ich bin übrigens Publius Pompeius Pollio."

    Rom war echt verdammt riesig, wie ich feststellen musste. Nachdem ich für ein paar Münzen auf einem Ochsenkarren hatte mitfahren dürfen und auf dem holprigen Weg sogar etwas geschlafen hatte, war ich irgendwann kurz vor Morgengrauen mit einem unsanften Tritt geweckt und zum Aussteigen aufgefordert worden. Ich schaute auf und stellte fest, dass wir quasi schon da waren, vorbei an verschiedenen Grabmälern und auf dem Weg hinein in das, was eindeutig Rom sein musste. Überall waren Bauwerke zu erkennen, soweit der Blick reichte. Ich wusste, dass das, was sich vor mir auftat, der Aventin war, aber ich hatte irgendwie unterschätzt, wie riesig das war, was man so niedlich als Hügel bezeichnete. Verdammt, wie sollte ich mich da nur zurecht finden?

    Aber gut, erstmal musste ich den wagen verlassen. Ich dankte dem Händler noch einmal überschwänglich, schulterte meinen Sack und machte mich auf den Weg. Zu Fuß war ich von jetzt an auch schneller als die vielen, vielen Wagen, die warten mussten, denn nach Sonnenaufgang durften sie nicht mehr in die Stadt hinein. Ich trottete also auf der Via Ostiense weiter an ihnen vorbei und folgte erst einmal einfach der Straße. Ich wusste, dass im Inneren, irgendwo hinter schon zahlreichen Häusern, die Servianische Mauer wäre, und da musste ich durch. Jeder Ortskundige hätte mich wahrscheinlich ausgelacht, weil ich sicher einen riesigen Umweg latschte, aber irgendwann kam ich an die nach wie vor beeindruckende Mauer und die Porta Trigemina – ich hoffte zumindest, dass es sie wäre. Hier war auch ein größerer Markt, alles stank nach Mensch und Vieh. Ich suchte mir in der Nähe einen Brunnen und setzte mich, trank ein wenig, und ruhte meine Füße aus. Scheiße, ich hatte keine Ahnung, wo ich war, und wo ich lang musste.

    "Entschuldigung, ich will zum Tempel der Diana?" fragte ich einen vorbeikommenden Passanten, aber der lachte nur und ging weiter. Verdammte Großstädter. Alles eingebildete Schnösel. Gut, ich sah auch grade eher nach einem Tagelöhner aus als nach dem Enkel eines Senators. Eines ziemlich armen und unbedeutenden Senators, aber immerhin.

    Ich wusste, der Tempel war irgendwo auf dem Aventin. Und die Domus Pompeia war in der Nähe des Tempels. Aber wenn ich nicht mal den verfluchten Tempel finden konnte, hatte ich wohl ein etwas größeres Problem. Also nochmal. "Entschuldigung, ich möchte zum Tempel der Diana. Wo muss ich lang?" fragte ich also den nächstbesten Passanten wieder nach dem Weg.

    Ein Schiff aus dem Osten


    Die Stolz der Triton war eine schon etwas in die Jahre gekommene corbita, die immer zwischen Ostia und Asia hin und her fuhr, um Waren zu transportieren. Wenn noch Platz war, nahmen sie auf diesen Reisen auch Passagiere mit. Und so hatte auch ich eine kleine Nische gefunden, auf der ich nach Rom mitfahren konnte, zusammen mit etwa 20 anderen Passagieren, die sich irgendwo ein Plätzchen im Rumpf hatten suchen dürfen. Es war verdammt unbequem, und nach einer Woche auf See stanken wir vermutlich alle schlimmer als rallige Wiesel. Ich schlief nie besonders lang oder besonders tief, da ich durchaus die berechtigte Sorge hatte, am Ende im Meer aufzuwachen. Ich hätte vielleicht ein paar Sklaven mitnehmen sollen auf meiner Reise, aber, wie ich meinem Cousin in Rom schon schlief: Ich brauchte Geld. Und einen Sklaven mitzunehmen hätte bedeutet, einen der wenigen, verbliebenen Sklaven meiner Mutter zu entziehen. Wir hatten schon einige verkaufen müssen, um alle Ausstände zu bezahlen, und der Rest war wirklich notwendig zum Erhalt des Hauses.


    Vielleicht war es nicht die cleverste aller Ideen, in dieser Situation in Rom eine politische Karriere starten zu wollen. Mir fehlte dafür ganz definitiv das nötige Kleingeld. Aber wenn ich es jetzt nicht anging, würde ich mich wohl damit abfinden müssen, auf dem Land mein restliches Leben damit zu verbringen, verzweifelt zu versuchen, das vermögen irgendwie zusammenzuhalten. Wahrscheinlich würde ich irgendeine dumme, aber reiche Witwe heiraten müssen – gut, das würde ich jetzt vielleicht auch müssen. Aber das war erst einmal Plan B. Plan A war es, meinen Cousin davon zu überzeugen, dass ein Senator in der Familie eine so gute Sache wäre, dass er dafür gerne etwas von seinem Vermögen investieren sollte.

    Es war wirklich ein Glück, dass Onkel Gaius Imperiosus vor einigen Jahren bei uns gestrandet war. Der Kerl war so abgebrannt wie wir, also konnte er nicht meckern, wenn er bei uns keinen überbordenden Luxus zu erwarten hatte. Die meiste Zeit hatte er mit Trinken verbracht, und darüber, zu erzählen, was für ein großer und einflussreicher Ritter er gewesen war. Damals, vor dem Krieg. Ehe er auf das falsche Pferd gesetzt hatte. Das war alles nur das Gelaber eines betrunkenen, alten Mannes für mich gewesen. Aber er hatte auch von seiner Frau erzählt, von der reichen Iunia, die er geheiratet hatte, und die ihm ja ach so treu wäre und ihn sicher ach so vermissen würde. Tja, bis bekannt wurde, dass sie sich von ihm hatte scheiden lassen und wieder einen mächtigen Ritter geheiratet hatte. Dann waren nicht mehr so nette Worte über sie gesagt worden. Aber dass sie sehr reich war, nun, das hatte ich mir durchaus behalten. Und da sie reich war, würde auch mein Cousin wohlhabend sein. Das hoffte ich zumindest. Ansonsten hatte ich ein Problem.


    Ich stieg also von Bord mit meinen Sachen, die ich in einem einfachen Wandersack trug. Viel war es nicht. Ein paar ordentliche Tuniken zum Wechseln, ein wenig was zum Schreiben, die kleinen Utensilien des täglichen Bedarfs und etwas Geld. Wenn das hier nicht klappte, dann hatte ich wirklich ein großes Problem. Und da verlieren keine Option war, schulterte ich meinen Sack und stapfte erst einmal los in Richtung Ostia. Hoffentlich fand ich irgendwo einen Ochsenkarren, der nach Rom fuhr und auf dem ich mitfahren konnte. Sonst würde es ein weiter Fußmarsch werden.

    P. Pompeius Pollio consobrino suo Attico s.d.


    Wahrscheinlich überrascht dich dieser Brief und ich gebe durchaus zu, dass das ein wenig meine Schuld ist. Soweit ich weiß haben wir einander auch noch nie persönlich getroffen, so dass diese Nachricht noch unerwarteter sein dürfte.


    Ich bin dein Cousin Pollio, Sohn von Decimus Pompeius Strabo und Enkel von Manius Pompeius Trimalchio. Bislang lebte ich in Epirus, wohin es auch kurzfristig deinen Vater verschlagen hatte. Er wohnte einige Jahre bei uns, ehe es ihn weiter zog. Soweit ich weiß, ist er in Thracia. Daher weiß ich auch von dir und deinem Bruder, obwohl unsere Familie – nun sagen wir einmal, wir sind nicht so familiär wie andere seit dem Bürgerkrieg.


    Daher kann ich nur hoffen, dass du es mir nicht übel nimmst, dass ich dir schreibe und auch gleich meine Ankunft in Roma ankündigen möchte. Ich hoffe, du heißt mich im Haus der Familie willkommen, denn ich habe vor, in Rom zu bleiben. Ich musste meinem Großvater damals auf dem Totenbett versprechen, wenn ich zum Mann geworden wäre, dass ich in seine Fußstapfen treten würde. Er war vor dem Bürgerkrieg einmal Senator gewesen, wenn auch von keinem besonderen Rang. Und nunja, ich bin wohl der letzte, der diesen Umstand in der Familie noch ausnutzen kann, um eine politische Karriere anzustreben.

    Aber dafür, lieber Cousin, werde ich deine Hilfe benötigen. Ich kann leider nicht auf einflussreiche freunde oder eine wohlhabende Mutter zurückgreifen. Darum hoffe ich auf dich, Atticus, dass du mich darin unterstützt, die Gens Pompeia wieder ein wenig ins Licht der Geschichte zu rücken, nachdem vorangegangene Generationen uns in den Schatten gestürzt haben.


    Ich reise hier in zwei Tagen mit einem Schiff namens “Stolz des Triton“ von Nicopolis aus über Syracusae nach Ostia. Ich hoffe, dieser Brief erreicht dich schneller und fährt nicht auf demselben Schiff wie ich.


    Bis hoffentlich bald


    P P P

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.

    Salve!


    Nach ein paar Bier hab ich wohl zugesagt, das hier zu machen :prost2:


    Daher, lieber Cousin, das hast du jetzt davon :D


    Name: Publius Pompeius Pollio

    Wohnort Rom

    Stand: Civis (wenn mein Cousin im Stammbaum einen Platz mit Ordo Senatorius findet, nehm ich den gern :D )


    Fehlt noch was?