Beiträge von Tiberia Corvina

    Nero hatte recht. Jetzt kam viel Arbeit auf uns zu. Es musste alles bis auf den Grund ausgekundschaftet werden. Alles was man über diesen Senator herausbekommen konnte. Also war Corvina ebenso gefragt sich daran zu beteiligen. Calvus darüber informieren? Das wäre eine gute Idee. Sie sollte sich mit ihm treffen und ihm davon erzählen. Vielleicht wusste er etwas über ihn oder konnte etwas in Erfahrung bringen. „ Das ist eine gute Idee. Ich werde Calvus davon unterrichten. Er hat mittlerweile ein paar Beziehungen geknüpft und weiß vielleicht etwas über diesen Perversling. Ich werde gleich eine Nachricht losschicken, dass wir uns treffen müssen.“ Corvina war so richtig in Fahrt gekommen. Endlich etwas außergewöhnliches. „ Vielleicht fällt mir noch etwas ein.“ Endlich hatte sie auch etwas für die Tabula, die sie Calvus schicken wollte. „ Ein Thermenbesuch? Warum nicht. Vielleicht ist ja die Freundin von Iunia Axilla da. Die weiß über fast alles, was in Rom passiert, Bescheid.“

    Sie erwiderte seine Begrüßung und setzte sich. Den Namen den Nero nannte musste sie sich unbedingt merken. Er hatte Nero, Corvina und sie selbst unbekannter Weise bedroht. So was mochte Corvina gar nicht. „ Du sagtest er ist pervers? Dann sollten wir ihn am Schwanz packen und ein bisschen Öffentlichkeitsarbeit bei ihm leisten. Bloß stellen oder allein die Drohung ihn bloß zu stellen wäre eine Variante, ihm das Maul zu stopfen, im sprichwörtlichen, wie im reellen.“ Corvina stellte sich das gerade bildlich vor. „ Man bräuchte nur jemanden, der ihn dazu bringt.“ Sie überlegte, was man sonst noch tun könnte. „ Wir sind besser als er, Brüderchen. Was meinst du. Ein Senator der den Mund zu voll nimmt ist nicht mehr als solcher tragbar?“

    Sie saß am Fenster zum Garten und kritzelte Strichmännchen auf die Tabula. Sie war für Calvus bestimmt. Corvina wollte in paar Dinge für das Landhaus aufschreiben, aber ihr fiel so gar nicht ein, wie sie ihre Wünsche formulieren sollte. Da kam das Klopfen gerade recht.

    Sie legte den Stylus beiseite und dreht sich zur Tür. Mit einem freudigen Lächeln winkte sie ihren Bruder herein. „ Ja, auch ein bisschen mehr Zeit.“

    Früher Vogel......kannst mich mal. Heute hatte Corvina diese ihre eigene Regel gebrochen. Das Training begann am frühen Morgen und sie wollte sich unbedingt den Neuerwerb von Nero in Aktion ansehen. Für die Äußerlichkeiten bemühte sie Frija. Ihre Haar war nach hinten geflochten, ihr Geschmack an Bekleidung war heute dem dunklen Grün verfallen. Dazu das Versöhnungsgeschenk von Nero. Corvina gedachte aber nicht nach unten zu gehen. Sie setzte sich ans Fenster und sah hinunter in den Garten. Logenplatz und was für einer. Da tummelten sich drei Männer, einer ansehnlicher als der andere. Herausragend aber war nur einer, der Atticus, dieser langgewachsene Kerl. Die anderen beiden Nero und der Neue, wie hieß er doch gleich? Flambini, Flamm... . " Frija wie hieß der Neue?" . Frija sah zu Corvina erstaunt an. Wie konnte sie den Namen dieses bekannten Gladiatoren nicht kennen. Den, den alle anschmachteten. " Flamma, Domina." sagte sie. Ach ja, Flamma, der Gladiator. Ein ansehnliches Paket und Nero bekam vom ihm eine Lehrstunde. Corvina hielt sich die Hand vor den Mund um nicht laut los zu lachen. Nero hatte sich da ein bisschen überschätzt. Bei Atticus sah es nicht besser aus. Dabei standen beide gut im Futter. Dann rutschte Corvina doch ein Lacher heraus.

    Wie erklärte man das am besten. „ Meine Schwägerin und Freundin Aurelia Corvina hat einen Sklaven, der ist Gärtner. Er wurde von den aurelischen Gärtner ausgebildet und kennt sich sogar mit Orchideen aus. Den könnte ich ihr bestimmt mal für 1 oder 2 Wochen ausspannen.“ Corvina war davon überzeugt, dass ihre Freundin nichts dagegen hatte. Schließlich war es ja nicht für irgendwen, sondern für sie. Für Calvus und ihr Landhaus genau genommen. „ Kann man das Landhaus besichtigen? Wir könnten ja…“ Natürlich würde Corvina mit Anstandsdame unterwegs sein. „ Oder hast du viel zu tun ?“ Corvina winkte einen Sklaven heran und legte ihm ihre Wünsche dar. Er verschwand und tauchte mit einem gefüllten Teller auf. „ Gebackene Austern, Entenpastete, Rebhuhn.“ erklärte Corvina und sah in verschmitzt an. „ Ich würde mich gern dort drüben hinsetzen.“ Corvina ging zu einer Bank und setzte sich.

    Sie nickte ihm unauffällig zu. Calvus war zur Feier erschienen. Zum Glück zerstreute sich alles, Nero dahin und Corvina dorthin und sie musste nicht irgendwelche Ausreden erfinden um dahin zu gehen, wohin sie unterwegs war. Nero hatte ja keine Ahnung. Das zufällige hier Treffen sollte ein weiteres unangekündigtes sein. Hier etwas offizieller und unter vielen bekannten Leuten. Auf dem Weg zu ihrem anvisierten Ziel ließ sie sich einen Becher Wein geben. Als sie bei ihm ankam, grüßte sie ihn so, wie sie es das letzte mal im Park vereinbart hatten. Er hatte den Teller abgestellt und drückte sanft ihre Hand. " Salve, Claudius. Die kleine Aurelia  sah schon süß aus. Etwas zerknittert im Gesicht. Aber sonst fidel. " Sie lächelte. Die Befürchtungen man könnte nicht zusammen passen hatten sich als unbegründet erwiesen. Er war wie sich herausstellte ein angenehmer Zeitgenosse. Sie hatten sich das letzte Mal über grundlegende und belanglose Dinge unterhalten. Waren sich etwas näher gekommen. Im Park war man ungestörter gewesen. " Hast du schon etwas wegen dem kleinen Landhaus unternommen? Die Sommer in Rom sind heiß und die Luft unangenehm stickig. Ich wüsste, wer den kleinen Garten herrichten könnte." Sie stibitzte sich ein Häppchen von Calvus Teller. Hm, Geschmack hatte er. Es war eine kleine Pastete, gefüllt mit Ente.

    Endlich packte er es aus. Das es war in einem Holzkästchen das Corvina vorsichtig öffnete. Eine wunderschöne Kette. Da könnte man seinem Bruder nicht mehr böse sein. War sie ihm ja fast nicht, bis auf die ersten Minuten nach seiner Offenbarung. So nebenbei beim Anhalten vorm Spiegel ging sie auf seine Antwort zu ihrer Frage ein. " Die sollte unter den Umständen nicht mehr ausgeschlossen sein. Ja, Brüderchen ich werde mich den Gepflogenheiten beugen. Du wirst dich nicht vor dem Claudier blamieren." Corvina hatte wieder eine kleine Kostbarkeit in ihrem Schmuckkästchen mehr und so wie es aussah bald einen Ehemann den sie nicht liebte, der aber wenigstens nicht zum fürchten war. Für die Kette fiel sie Nero um den Hals. " Danke Brüderchen, Frieden." 

    Es klopfte und wer sollte es anders sein, ihr Bruder. Außer Frija, die Corvina während ihrer Schmollzeit geduldete, traute sich kein anderer zu klopfen. Was würde er wohl wollen. Sicher ein Friedensangebot. Corvina hatte die ganzen Tage überlegt und nachgelesen sich informiert wie alles zusammenhing, ihr blieb nichts anderes übrig als zu alle dem, was Nero vor hatte ja zusagen. Aber das musste sie ihm nicht auf die Nase binden und es sprang für sie, lief alles sowie immer, etwas raus dabei. Es war so wie befürchtet. Er sagte das, was kommen musste und sein Flüstern brachte sie zum Lächeln und jagte ihr gleichzeitig einen Schauer über den Rücken, weil sie wusste er würde es tun, wenn sie wollte. Nein, wegen ihr sollte in diesem Falle kein Leben ausgelöscht werden. Außerdem, Senator Aurelius war nicht dumm.

    Ihr Erinnerungsvermögen und ein bisschen Nachhilfe durch Frija's Beobachtungen, sagten, dass der Claudier gar nicht so schlecht aussah und vor allem dem jüngeren Semester angehörte. Zudem wollte er ebenfalls hier in Rom in die Politik einsteigen. Das war ein kleiner Trost. Naja Bärchen war ja nicht ganz aus der Welt. Es gab ja Wege und Möglichkeiten.

    So und nun, mal sehen was ihr Brüderchen für sie als Gutmachung mit gebracht hatte.

    " Dann musst du ihn einladen." sagte sie etwas trotzig, immer noch in seine Arme geschmiegt. " Was habe ich damit zu tun?" Sie wusste ganz genau um was es ging. Ach das Brüderchen einfach mal zappeln lassen.

    Nochmal aufstampfen ging nicht und als Nero sie dann so traurig ansah, gab sie die Becher freiwillig aus der Hand. Es war wieder wie früher. Sie wurde augenblicklich ruhig und ließ sich von ihm in die Arme nehmen, sonst war es immer anders herum gewesen. Diesmal war es eben so und sie ließ es geschehen. Sie verstand es so langsam, dass es nicht Nero's Entscheidung war. Hätte er anders gekonnt, hätte er anders entschieden. Aber nun war er dabei in die Politik einzusteigen und da waren Opfer notwendig. Das sie mit dazu gehörte, begriff Corvina und das schmerzte. Wieder war ein Stückchen heile Welt zerbrochen. Ja warum sollte sie einmal von Fortuna beglückt werden. Sie stand nicht auf deren Liste und würde es wahrscheinlich nie auf diese schaffen.

    Gefühlvoll nicht ruppig wand sie sich aus den Armen ihres Bruders. " Ich will das Bärchen" sagte sie trotzig zu ihm, dreht sich weg und rannte aus dem Officium. Unterwegs kamen die ersten Tränen. Corvina beeilte sich in ihr cubiculum zu kommen.

    Corvina war sauer. Mehr als sauer und auch die Tatsache, dass er nicht alt und ....???? Wie ??? Sie hatte neben ihm gesessen? Bei der Verlobung? Nein die Blöße gab sie sich jetzt nicht. " Egaaaaaal..... er ist nicht das Bärchen!!!!" Damit sprang sie auf und stampfte mit dem Fuß auf, was sie im gleichen Augenblick bereute, weil sie falsch aufkam und ihr jetzt der Fuß weh tat. " Was hast du dir dabei gedacht? Ich hatte einmal einen Wunsch!..." Naja das stimmte nicht ganz, sie hatte schon mehrere dutzend Wünsche gehabt. Aber eben nicht so einen Wunsch. Corvina war auf Zerstörungskurs, es gab eigentlich nur einen , der sie davon abhalten konnte. Sie griff sich einen der Becher und holte aus.

    Immer noch im siebten Himmel nahm Corvina Platz und rückte sich zurecht um endlich Nero’s Zustimmung und die Ergenisse des Gesprächs mit Ursus zu erfahren. Bei seinen ersten Worten dachte sie nichts schlechtes. Bei seinen nächsten Worten wurde sie misstrauisch und dann…...Wäre sie bloß nicht so optimistisch gewesen. Irgendwie ging kurz vor Schluss immer alles den Bach runter. WIESO MISCHT SICH DIESER PATRON IN IHR HEIRATSLEBEN EIN ?!?! UND WARUM LÄSST SICH NERO SO VON IHM...!?!?! Und Ursus musste sich notgedrungen zurückziehen???? Corvina holte tief Luft und wurde flüsterleise, was bei Corvina nichts gutes bedeutete. „ Wieso??…..schickst du mein Bärchen weg…?? und war um muss sich dein überkandidelter Senator Schrägstrich Schwiegeronkel Schrägstrich Patron in meine Heiratspläne einmischen???? Und was in aller Welt soll ich mit einem Claudier den ich nicht mal kenne???? Der steinalt ist, eine Glatze hat und kurz vorm Abnibbeln ist ????" Dabei drückte sie mit aller Kraft seine Hände. Hätte er sie nicht festgehalten, dann hätte sie ihm mit ihren Fäusten auf den kleine Tisch eingeschlagen. Von Beherrschung war keine Rede mehr. Corvina war krach sauer. Das einzige was sie mit aller Kraft unterdrückte waren Tränen. Die bekam nicht mal ihr Bruder zu sehen. Nicht hier , nein später irgendwo, wo sie niemand sah oder hörte. Aber hier und jetzt war sie nur wütend. Wäre ihr jetzt der Aurelier über den Weg gelaufen, an ihm wäre wahrscheinlich nichts ganz geblieben.

    Eine berauschende Woche für Corvina. Ihr Traum schickte sich an in Erfüllung zu gehen. Nero hatte ein längeres Gespräch mit ihrem Bärchen geführt. Er war danach in seine Stadtvilla umgezogen. Corvina hoffte, dass er alles für eine baldige Hochzeit vorbereiten ließ.

    Heute wollte sie Nero sprechen. Corvina machte sich fertig. Auffällig schick, mit Ohrringen und Kette. Einen Chiton aus hellblauem Wollstoff feinster Qualität. Gehalten durch einen geflochtenen Gürtel. Eine etwas dunklere Palla um die Schultern. Die Perlenohrringe und eine Perlenkette, die Haare waren wieder nach hinten geflochten und zu einer Schnecke gesteckt. So aufgehübscht machte sie sich auf in das Officium ihres Bruders. Es konnte nur um das eine gehen, auf das sich Corvina seit ein paar Tagen freute. Sie klopfte und trat ein. " Salve, Bruder." Ging sie auf ihn zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

    Ein Gast, nein ein Verwandter war eingetroffen. Corvina war gespannt auf das erste Zusammentreffen mit ihm. Sie hatte sich fertig gemacht, ihr Haar war geflochten und nach hinten zu einer Schnecke gesteckt. Eine hellblaue Tunika und eine hellblaue Palla dazu. Schmuck war heute nicht so wichtig. So ging sie nach unten ins Tablinum um ihren Verwandten zu begrüßen.

    Die Männer unterhielten sich gerade. Corvina wartete einen Moment bis die beiden kurz Luft holten, dann machte sie sich bemerkbar. " Salve. ich freue mich dich kennenzulernen. Tiberia Corvina. " stellte sie sich vor.

    Alle Förmlichkeiten waren erledigt. Corvina nutzte die Gunst der Stunde und bedeutete dem Fabier sich der Geselligkeit zu widmen. Ein Händchenhalten oder sich näher kommen war hier zwar ausgeschlossen, aber ein geselliges nebeneinander und eine ungezwungen Unterhaltung waren möglich. Corvina ließ sich zu Beginn einen verdünnten Wein reichen. Ursus schloss sich ihr an. Ein kleiner Teller mit Kleinigkeiten fand sich in der Hand des Fabiers wieder. Er bot Corvina an, für sie hatte er ein paar Kleinigkeiten auflegen lassen. Sie nahm sich dankend davon. So gemeinsam hier auf dieser Hochzeitsfeier. Ein gutes Gefühl für Corvina. Ungeduldig wartete sie auf ihre Freundin. In der Zwischenzeit konnte man sich ja mal umsehen, wer noch so alles da war.

    Die Claudier waren vor ihnen eingetroffen. Corvina richtete nochmals ihre Kleidung. Ihr hellgrünes Kleid und die etwas dunklere Palla, passten zu Ursus dunkelgrüner Tunika und der wollweißen Toga. Sie nutzte die Gunst der Stunde. Nero hatte nur noch Augen für seine Braut. Corvina blieb kurzerhand in der Nähe ihres Fabiers. Als sie an der Reihe war. Begrüßte sie an der Seite des Fabiers den Senator und ihre Freundin. " Salve Senator Aurelius. Darf ich dir Fabius Ursus vorstellen. Er ist ein Freund der Familie und weilt ein paar Tage in Rom." Corvina erwiderte den gehauchten Kuss und flüsterte ihr schnell zu. " Das ist Ursus, das wird meiner." Sie zwinkerte Corvina zu. Damit war die Begrüßung auch schon vorbei und die beiden Ursus und sie gingen zur Seite. Vielleicht war nachher ein wenig Zeit um kurz mit Corvina zu sprechen.

    " Du kleiner Missetäter." raunte Corvina ihm lächelnd zurück. Sie war so aufgeregt und ließ ihren Bruder links liegen. Sie hatten sich so lange nicht gesehen. Der Bart war neu und stand ihm. Ja jetzt kam er seinem Kosename Bärchen schon näher. Es war seine ganze Art die ihn den Namen eingebracht hatte. Seine großen Hände fühlten sich gut an. Er war immer noch so zärtlich wie früher. Sie erwiderte die Geste, wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen aber das durfte sie ja nicht. " Eine schöne Überraschung. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die ist meinem Bruder wirklich geglückt. Ich freue mich auch dich zu sehen." Sie strahlte ihn an. Von Verlegenheit keine Spur. " Ich setzte mich ein bisschen zu euch, wenn ihr nichts dagegen habt. Weißt du schon, wo du wohnst?" Corvina hoffte, das Nero ihm in der Villa ein Gästezimmer anbot.

    Ein Gast? Heute? Der Tiberius sollte erst in den nächsten Tagen eintreffen. Hatte Nero ohne ihr Wissen weitere Gäste eingeladen? Nein, das würde Nero nicht tun. Oder es war jemand, der vor der Hochzeit noch ein Anliegen hatte, was unbedingt noch an den Mann gebracht werden musste. Corvina machte sich Alltagsschick, wie es sich gehörte. Ihre Frisur war locker und flockig. Die Haare waren in mehreren Strängen geflochten und nach hinten in einen Zopf zusammengebunden. Leicht und dezent die Farbe auf ihren Lippen. Sie mochte reinweiß nicht auch wenn es fast jeder trug, der es sich leisten konnte. Das Kleid in einem mittleren Grünton, dazu ein orange und grün geflochtener Gürtel aus Wolle, der durch den Überwurf nur zu erahnen war. Eine Perlenkette aus Aventurin schmückte ihren Hals. Die Woll-Palla hatte sie über Schultern und Arme gelegt. Das dürfte für diesen unerwarteten Gast passend sein. Wäre es eine höherer Besuch gewesen, hätte Nero das dem Sklaven sicher als Hinweis für sie mitgegeben.

    Sie ließ sich von Frija zum Abschluss begutachten. Ein bejahendes Nicken bestätigte die Vollkommenheit ihres Aufzuges. Mit dem Ja, verließ Corvina ihr cubiculum und lief Kilometer um Kilometer bis zur Treppe ins Atrium und von dort ins Tablinum. Dort saßen Nero und der Gast und unterhielten sich. Das Gesicht kam Corvina bekannt vor. Mit einem Mal fing ihr Herz an zu hüpfen. War das ihr Bärchen? Ja, er war es ganz bestimmt. Strahlend und mit vor Freude geröteten Wangen ging sie auf die beiden zu. Ursus ignorierte sie absichtlich. Er hatte ihr nichts geschrieben, dass er zur Hochzeit hier sein würde. " Salve lieber Bruder." sagte sie gespielt ernst. Er hatte ihr genauso wenig gesagt, dass Ursus kommt. Es roch förmlich nach einer Verschwörung der beiden. Das war sicherlich kein Zufall, dass Ursus hier saß. Aber andererseits freute sie sich wie ein kleines Kind, dass ihr zukünftiger, so Nero es zuließ, hier war.

    In welcher Beziehung sollte ihr Zukünftiger ihr Benehmen beibringen? Sie waren sich per Post näher gekommen, als Nero sich bei ihr vorstellen konnte. Das war der Vorteil von Corvina, sie trat sonst kaum in Erscheinung. Nero wäre damit wahrscheinlich total überfordert. Nicht auszudenken, würden die Briefe bei Nero landen. Sie lagen sicher verwahrt. " Frija hat viel Geduld und ein sicheres Händchen. Ihre Ideen sind manchmal ausgefallen aber exklusiv. Schade das man da nicht in aller Öffentlichkeit vorführen kann." Corvina fing wieder an zu lachen. " Was meinen Zukünftigen angeht. Bringe ihn nicht auf dumme Gedanken Nero und du Atticus schleppst ihn in keines dieser billigen Lupanare." So jung wie er war, nahm er es sehr locker mit den Lupae. So schätzte Corvina ihn zumindest ein. Er hatte eine sehr legere Lebensweise. Dagegen hatte Corvina nichts, aber sollte ihr Zukünftiger einmal außerhalb in Versuchung kommen, dann wenigsten mit Stil. oder sie gingen zusammen. sie hatte gehört, da gab es so eine Villa. Ein wenig Außerhalb von Rom. Aber das durfte warten. Erst musste ihr Bester hier ankommen und die Verhandlungen zur Heirat gut gehen.

    Zwei gegen eine, das war unfair. Na wartet ihr zwei. " Ich schicke euch Frija vorbei, die zeigt euch was angesagt ist. " Frija war Meisterin im Haare zupfen. Für die zwei Herren könnte das durchaus spaßig werden. " Blank ist nicht zu verachten und könnte zur Zeit groß angesagt sein. Ich werde Aurelia Corvina nach ihrer Hochzeitsnacht mal fragen wie du es so handhabst und ob es ihr gefällt." Corvina fand, dass das eine gute Idee war. " Und wen könnte man bei Atticus fragen???" Corvina stand überlegend da. " Da findet sich bestimmt eine Dame die aus dem Nähkästchen plaudert. Ich werde 10 Sesterzen aussetzen, mal sehen wer sich meldet." Corvina hatte ein spitzbübisches Grinsen im Gesicht. " Wenn's nach mir ginge lupfte eure Tuniken und wir finden es heraus." Corvina ging zum Angriff über.

    Hätte sie nur nicht mit Kichern angefangen. Jetzt zog sie Atticus da mit rein, wo sie gar nicht sein wollte. Corvina spielte mit. " Nero hat den größten." sagte sie so ernst wie möglich. " Mach doch mal ein Schaffell drum, dann kann ich mir das besser vorstellen." sagte sie zu Atticus. " Du musst ja wissen wie es am besten dran gehört. Oder trägst du blank?" Jetzt musste Corvina laut los lachen, sie krümmte sich vor lachen und musste sich an eine Säule lehnen um nicht auf dem Fußboden zu landen. " Bei Nero kann ich seit er erwachsener ist leider nicht mehr mitreden. Der Junge Kerl, war Stolz auf seine ersten drei Haare am....." Corvina bekam sich vor Lachen kaum noch ein.