Beiträge von Tiberia Corvina

    Es war nicht zu überhören wer und mit was er in die Villa kam. Corvina hatte sich etwas abseits hingestellt und schaute dem Schauspiel zu, was sich ihr da im Atrium bot. Sie hätte beinahe los gelacht, als Atticus rosa erwähnte. Die bildliche Vorstellung davor war äußerst amüsant. Nero konnte nun zum ersten Mal behaupten hier im Haus den größten zu haben. Nun kicherte sie doch los als es um rasiert oder unrasiert ging.

    Briefe schreiben hätte Corvina beinahe gesagt. Sehr interessante und lesenswerte Briefe besonders für sie. " Er ist Magistrat in Mantua." Das hatte er ihr in einem seiner ersten Briefe geschrieben. Drei Briefe mit den üblichen Floskeln, Nachforschungen und dem von hinten durch die kalte Küche. Corvina fand es amüsant, es gefiel ihr und es war einer ihrer Freunde den sie von Anfang an mochte. Es sich nur nie traute ihm zu sagen. Um so schöner, dass er sich vor 3 Monaten bei ihr gemeldet hatte. Aber Themawechsel. Was Atticus sagte klang barbarisch. " Ihr Plebejier seid ja richtig rückständig. Aus welche Zeiten stammt dieses Ritual " Meins" und ihr verbringt die erste Nacht in einer Höhle? Wie schaurig." War sie froh nicht zu dieser Klientel zu gehören. Fehlte noch, dass dort nur Felle lagen und ein Lagerfeuer brannte. " Er hat seine Absichten bereits kund getan. Das sollte ich dir vielleicht bei dieser Gelegenheit mitteilen, Nero." 

    Corvina reckte sich auf der Kline, sah Atticus frech grinsend an. " Wir sind hier in Familie und nicht beim Militär. Hier gelten andere Spielregeln." Was er mit seinen Vigilen im Sandkasten machte war ihr egal und wenn er sich dabei den Hintern verrenkte. Provokatorisch steckte sie sich ein Stückchen vom Hühnchen in den Mund und hielt ihm ihren Teller hin. " Als Geschwischter teilen wir auch." Sie kaute aus. " Hmmm, kannst du dich an den kräftigen Jungen erinnern, der öfter mit uns gespielt hat? "  Ob er wohl von selbst auf den Namen kam? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. An ihre Jugendbekanntschaften erinnerte er sich kaum. " Primus Fabius Ursus." Damals Corvina's Bärchen und heute immer noch. In jedem Brief den sie in letzter Zeit geschrieben hatte, war er ihr Bärchen. Ein bisschen älter als Corvina, dass passte ganz gut und seine Post war in dieser Beziehung sehr eindeutig, aber das musste Nero nicht wissen.

    Bevor Atticus das ganze Huhn vernichtete, griff Corvina schnell zu. Sie nahm sich zwei Stücke. " Ach, ich wollte dir da noch etwas mitteilen. Ich korrespondiere seit geraumer Zeit mit einem alten Freund." Die zwei Stücke Hühnchen wurden weiter fein säuberlich mundgerecht zerstückelt. Das sollte das letzte für heute sein. Corvina war mehr als satt. Mit verdünntem Wein wurde nachgespült um einem angenehmen Nachgeschmack zu erzeugen. " Ich denke du hast nichts dagegen. Es sind ja nur Briefe." Was in den Briefen stand musste Nero nicht unbedingt wissen. Das behielt sie für sich. Vielleicht sollte sie deren jetzige Aufbewahrung noch einmal überdenken.

    Was mein Brüderchen so alles bemerkt. " Notgedrungen. Er lag neben mir auf der Kline und unhöflich wollte ich nicht sein." Mehr bekam er nicht zu hören. Nur weil ich mit ihm gesprochen habe hieß das noch lange nichts. Ein klein wenig interessant war er. Nicht genug um ein "gefällt" auszusprechen. Für einmal unterhalten wäre das zu vermessen. Es wäre abzuwarten, bei welchen Gelegenheiten man sich wieder unterhielt. Nur gut, dass sie ein Mitspracherecht von Nero eingeräumt bekommen hatte. Sonst hätte sie wahrscheinlich diesen Claudier schon längst an der Backe, wie die klebrige Birne vorhin. Corvina legte die klebrige Serviette beiseite. Zum Abschluss gab es ein bisschen Hühnchen. " Und du hast dich also verliebt. In meine beste Freundin. Bei ihr weiß ich, dass sie treu wie ein Stück eingelegte Birne an der Wange sein wird." Wenn man sie nicht selber abpflückt, wird sie wahrscheinlich bis auf alle Ewigkeiten kleben bleiben. 

    " Oh, wo hast du dir denn was eingeklemmt?" fragte Corvina und lächelte verschmitzt. " Du hältst ihn Nero und ich sehe nach der eingeklemmten Stelle. " Das war unter Geschwistern nichts Unvernünftiges. Corvina fand es sogar sehr unterhaltsam. Ihre Schmerzen waren es ja nicht. " Also, wenn er nicht still hält , kniest du dich auf ihn drauf." Sie war im Begriff aufzustehen und Atticus zu leibe zu rücken. Der arme Kerl soll nicht weiter leiden. Danach konnte er sicher auch wieder gut schlafen.

    "IIHHH." Corvina pflügte die Birne von ihrer Wange und schleuderte sie davon. " Klitsch." hing sie an der Amphore, die neben Atticus Kline stand. Das war klebrig iks. Sie lachte hörte aber sofort auf, als Nero ihren Zukünftigen und die Form ihrer Eheschließung anbrachte. " Spielverderber." murmelte sie und wischte sich mit der Serviette die Wange ab. " Auf einem Riesenphallus reiten, das sind Aussichten." Wir werden sehen Brüderchen. Hatte sie sich in diesem Moment geirrt? Oder hatte sie richtig gehört. " Mein Brüderchen hat sich verliebt. Ich glaube es nicht." Sie sah ihn mittleidig an. Er und sich verlieben ob das nicht nach hinten los geht. Corvina hatte ihre Zweifel. Aber als sie so überlegte und das Mauerblümchen Aurelia Corvina vor sich sah. Da dürfte nichts falsch laufen.

    "Was habt ihr getan, dass er einen braucht?" Corvina war leicht entsetzt. " Ich? Heiraten? mit diesem Brauch? Vergiss es. " Corvina nahm sich vom Salat. " Ich heirate einen vernünftigen , normalen Mann. Das steht fest, so wie der Weihrauch beim Opfer?"  Symbolisch, was die sich haben alles einfallen lassen. " Bleibt das Ding, dann als Glücksbringer vor der Tür stehen?" Wäre ja dann wünschenswert. Zu viel Glück konnte nie schaden. " Obst werfen ist genauso ein bekloppter Brauch der Tiberer." Damit bekam Nero ein Stück eingelegte Birne an den Kopf. Die klebte besonders gut.

    Wieder mal eine Cena mit dem " Bruder, Sohn," Atticus, oder was auch immer. Corvina leger gekleidet, so leger wie möglich, wenn ein " Gast " im Hause weilte. Sie betrat nach den Herrlichkeiten, wie es sich für eine Frau gehörte, das Triclinum und legte sich auf die noch freie Kline. " Salvete. Einen schönen Tag gehabt? Was wolltest du mit einem Eimer Sand auf der Leiter?" fragte Corvina, Sand auf der Leiter? Erschloss sich ihr nicht wirklich. " Hast du nicht deine Leute dafür? " So eine idiotische Arbeit würde sie an seiner Stelle nie selbst machen. " Man altert mit Sandeimern auf der Leiter ziemlich schnell wie ich sehe." ein Lächeln flog über ihr Gesicht. Ihr Blick wendete sich den aufgetragenem Essen zu. Sehr üppig für eine übliche Cena. Was hatte Nero vor?

    Hier kann man so viele verschieden Bauwerke studieren. Allein die Aquädukte, die Brunnen und Tempel, das Kolloseum und der Circus Maximus fantastische Bauwerke.“

    Ein angenehmer Gesprächspartner, nicht aufdringlich, sachlich und er hat ein Ziel. Corduba, eine Villa Rustica, das gefiel Corvina. So wie er es sagte klang es traumhaft. Dort mussten hervorragende Bedingungen herrschen. Sonne, Olivenbäume, Corvina konnte sich das bildlich vorstellen. „ Circus Maximus ja ich mag ihn auch. Eine wundervolle Arena. Wenn die Wagen über die Bahn jagen und in der Mitte, die Delphine, der Obelisk an der Wende. Das Bauwerk zusammen mit dem Zuschauern, eine Einheit, ein phantastisches Schauspiel.“ Sie mochte Wagenrennen. „ Aurelius Lupus richtet demnächst ein Wagenrennen aus, das werde ich mit Sicherheit besuchen.“  

    Corvina fand sich ein wenig später im Atrium ein. Sie wusste warum Nero so wütend war. Ihr ging es nicht minder so. Bei ihr sah man nicht, wie sie sich eben in diesem Augenblick fühlte. Ausdruckslos, als ob sie abwartete wie ihr gegenüber reagierte. Sie trat et was versetzt von hinten an Nero heran. " Guten Morgen Brüderchen. Nach einem weiteren schritt stand sie neben ihm. " Beruhige dich. Es ist passiert. Für uns ungewohnt und unangenehm. Wir werden sehen."  Sie ließ ihn in Ruhe. Sie wünschte sich genauso wie er eine Klärung. Bei ihr wäre es etwas anders gelaufen. Leider war es nicht nur ihr, sondern auch Fremden aufgefallen. Das hatte heute zur Folge, dass sie dagegen vorgehen mussten. Was Corvina sehr ungern tat.

    „ Auf die Verlobten.“ Calvus hob den Becher. „ Und auf die Rückkehr von Tiberia Corvina.“ Sagte er nicht so laut und direkt an die Tiberia gerichtet. „ Claudius Calvus. Erst neu in Rom eingetroffen. Wie fühlt man sich als Rückkehrer ?“

    Nun war es passiert. Ihre beste Freundin war mit ihrem kleinen Bruder verlobt. Dann wird es nicht lange dauern und sie heiraten. Corvina freute sich für beide. „ Auf die Verlobten, den Kaiser, die kaiserliche Familie und den Senat !“ tostete sie mit. Der Mann der neben ihr Platz genommen hatte sprach sie an. Ein Claudier sieh an. Erst neu in Rom. Ein zwangloses Gespräch konnte nichts schaden. „ Salve Claudius, danke für das Willkommen und dir ein herzliches Willkommen in Rom." Corvina lächelte. „ Wie man sich fühlt? Wie am ersten Tag in Rom. Es hat sich so viel verändert. Man beginnt jedes mal auf’s neue Rom kennenzulernen. Die Liebe zu dieser Stadt ist allerdings unverändert.“ Es war wirklich so, kaum war Corvina auf dem Land vermisste sie Rom. „ Wo kommst du her Claudius und wie findest du Rom?“

    Soweit so gut, meinte Corvina zu sich. Am besten sie folgte den Gästen in das Tablinum. Unterhaltung war gefragt und als Gastgeber sollte man seine Gäste etwas mehr umsorgen, als sonst. Der Aurelier war bereits im Tablinum. Corvina sah sich um. Die Reihenfolge der Klinen Belegung regelte sich von ganz allein und nach hergebrachter Sitte. Sie , wenn es dann soweit war, nahm neben der Kline ihres Bruders im Korbstuhl platz. Ihre Sklaven trugen Getränke herein und reichten jedem das was er mochte. Vom Posca über Wein und Mulsum. Die Geschmäcker waren ja so verschieden. Sie ließ sich einen stark verdünnten Wein reichen. Es galt einen klaren Kopf zu behalten.

    Corvina sah Atticus im Tablinum verschwinden und dann ging der Begrüßungsmarathon los. Sie begrüßte die Decimer. Aus dem Gespräch heraus war zu vernehmen, dass Nero die beiden näher kannte. „ Salve, Decimus Massa und Decimus Casca.“ Als nächstes trafen die Aurelier ein. Ein dezentes Lächeln an den Aurelier mit seiner Frau. „ Danke der Komplimente und seid herzlich Willkommen.“ Corvina konnte ihre Aufregung kaum verbergen. Sie fühlte mit ihrer Freundin. Sie grüßte sie, hätte sie am liebsten zu Seite gezogen und ausgefragt, wie es ihr ging. Das musste leider warten. "Salve Aurelius Rufio." Er bekam ebenfalls ein Lächeln geschenkt. Falvia Domitilla und ihr Neffe kamen herein. Ihrem Neffen war Corvina noch nicht begegnet. „ Salve Flavia Domitilla. Die Ehre ist ganz meinerseits. Flavius Mecenas.“ grüßte Corvina und nickte ihm freundlich zu. Nach ihnen folgten die Claudier. Den Claudier kannte Corvina nicht. Dafür die etwas ältere Frau Claudia Marcella. „ Salve Claudius.“ Ein verhaltenes Lächeln zu ihm. Dafür eine umso offenere Begrüßung der Claudia. „ Salve Claudia Marcella, schön dich zu sehen und genauso herzlich willkommen Claudia Agrippina.“ Nachdem etwas mehr Zeit verstrichen war tauchte eine Corvina sehr gut in Erinnerung, lag das an ihrer Freundin?, gebliebenen Frau. „ Iunia Axilla. Herzlich willkommen.“ Sie nickte mit einem hintergründigen Lächeln. „ Vielleicht etwas tiefgreifender als das letzte Mal.“

    Corvina hörte Schritte auf der Treppe. Siehe da ihr Bruder tauchte auf. Wie freundlich er Corvina begrüßte. Sie verzieh ihm, sie hatten sich heute unbestritten sieben Mal gesehen. Seine Anfrage kam so gar nicht unerwartet. Sie wusste Bescheid. Ihm sollte nur klar sein, dass es nicht mehr als 5 Minuten werden würden. Länger brachte Corvina in Gefahr, ins Gerede zu kommen. Was nun nicht förderlich für die angehende Beziehung war. Sie sah ihren Bruder an. „ Aber nur 5 Minuten. Du weißt…“ und ging langsam die Treppe hinunter ins Atrium.

    Hach, endlich löste sie sich ein wenig auf und war nicht mehr ganz so starr wie bisher. „ Ach, dein Onkel , der wird vielleicht deine neuen Schuhe bemerken, aber sein Geldbeutel wird damit nicht belastet. Lass das mal meine Sorge sein.“ Was machten ein paar Sesterzen weniger bei den Tiberi, schließlich kam ja ein viel größerer Schatz in ihr Haus. Nero wird es verschmerzen, dass sie mit und für Corvina einkaufen ging. Es war ja mit für ihn. Corvina sah ihre Freundin lächelnd an. „ Was glaubst du was eine Frau alles braucht. Du denkst in viel zu kleinen Maßstäben. Ja und Schuhe , Schuhe braucht man immer. Je nach Lust und Laune kannst du öfter mal wechseln.“ Corvina sah an sich herunter zu ihren Sandalen. „ Siehst du , da ist innen das bunte Leder abgeschabt. Ich brauch definitiv neue. Ein paar geschlossene noch dazu. Manchmal ist es wirklich kalt an die Füße.“ Sie drehte ihren Fuß hin und her. „ Ja, bitter nötig.“ Sie sah zu ihrer Freundin und musterte ihre Füße. „ Sieh dir deine an. Da müssen unbedingt neue her.“