Beiträge von Tiberia Corvina

    Die Arbeit, das was den Frauen Zeit gab sich zu entfalten. Manchmal war es durchaus gut, wenn der Mann mehr mit Arbeit beschäftigt war. Mit Freundinnen treffen, übers Forum wandeln, die Gärten besuchen, Einkaufen gehen, ja dabei konnte er störend sein.

    Sein Vorschlag mit den Gladiatorenkämpfen fand sie außerordentlich bemerkenswert. Ein paar Dinge ließen sie aufhorchen. Dieses falls nicht, also wenn sie einen Gladiatorenkampf besuchte, dann war die Einladung hinfällig. Eine Einladung die außerdem mit einem vielleicht behaftet war.


    Corvina horchte auf. Ehrlich mit ihr sein? Was hatte das zu bedeuten? Was er dann sagte, so vor all den Zuhörern, Klienten, Förderern und Anhängern. Nicht mal geflüstert. Nein, er sagte es ihr! Anstatt ihren Bruder beiseite zu nehmen. Corvina reagierte sehr reserviert auf das was Orestes da von sich gab. Es war wie ein Angriff auf ihren kleinen Bruder. Der Beschützerinstinkt aus ihrer Kindheit kam wieder voll zum tragen. Mit Kritik konnte sie umgehen, aber nicht mit Kritik die ihren Bruder betraf und an sie herangetragen wurde. Ein Mann sollte genug Courage und Feingefühl besitzen um die Kritik an den weiter zu geben, den sie betraf. „ Vielleicht nehme ich deine Einladung an. Wenn ich nicht vorher schon den ein oder anderen Kampf besucht habe. Da wäre noch etwas. Da alle Umstehenden mitbekommen haben, was mein Bruder in Zukunft ändern sollte, wird sein nächster Wahlkampf überaus erfolgversprechend sein. Du hast für ausreichend Hilfe gesorgt. Wofür ich dir aufrichtig Danke.“ Corvina hatte Baldemar heran gewunken. Frija stand bei ihr. „ Danke für die kurze Unterhaltung. Meine Wenigkeit wird weiter beim Wahlkampf meines Bruders gebraucht. Vale , Aurelius Orestes.“ Corvina ließ sich von Baldemar zu ihrem Bruder begleiten.

    Das freute Corvina. Dann gab es ja einige Berührungspunkte beider Gens. " Du kümmerst dich um die Wasserproblematik, das finde ich, ist ein wichtiger Bereich. Davon hängt das ganze Leben Roms ab." Ein sehr wichtiges Unterfangen , genauso wichtig wie Nero's Vorhaben. Da war es gut, dass sie zusammenarbeiteten.

    " Durch Nero's Wahlkampf kamen einige Sachen etwas zu kurz. Ich würde gern wieder einmal zu Gladiatoren- Kämpfen gehen. Achso, ja ein neuen Sklaven. ja den habe ich. Es bedarf etwas schliff, dann macht er sich gut, vielleicht als Custos."  Er musste einiges lernen, sich umstellen und Corvina musste ihm Vertrauen können. Das ging nicht von heute auf Morgen.

    Nero wieder. Corvina in den Mittelpunkt rücken, das war ihr unangenehm. Als Unterstützung seinen Wahlkampfes nahm sie es in Kauf. Wobei es bei Aurelius Orestes nicht unangenehm war. " Stimmt Aurelius Orestes,  das ganze auch meinerseits." Sie nickte ihm freundlich zu. " Was macht denn dein Wahlkampf? Ich hoffe er läuft bestens." Sie wusste von Nero, dass der Aurelier ebenfalls um ein Amt kandidierte. Das Interesse ihrerseits war nicht geheuchelt. Es interessierte sie wirklich. Durch Nero hatte sie ein wenig Einblick bekommen. Die Inhalte waren sehr interessant für sie, das Proklamieren und Streiten, war eher Männersache.

    " Oh, Dankeschön." sagte Corvina und nahm die kleine Statue entgegen. Den Mann kannte sie zwar nicht, aber sie fand seine Geste reizend. Ihre Geschenke waren verteilt. Schade, sie hätte gern etwas zurück geschenkt. Das hier kam unverhofft um so größer ihre Freude darüber. " Siehst du Taran, es kommt nicht unbedingt auf Größe und Erlesenheit an. Kleine unvorhersehbare Geschenke sind meist die besten." Taran hing seit sie aus der Villa hier her kamen wie ein Schatten an ihr. Ein Schatten, der nicht unangenehm oder lästig war. Deswegen hatte Corvina nichts dagegen, dass er ihr folgte. " Ja, ich habe da jemanden gesehen." Sie reckte den Hals um einen Blick auf die gesuchten Personen zu erhaschen. Fehlanzeige. " Ich habe Aurelia Corvina in Begleitung von Aurelius Orestes gesehen. Eine sehr angesehene und einflussreiche Gens, die Aurelier.  Eine sehr gute Freundin." Corvina hoffte, dass sie sie wieder fand. Ein Treffen zu den Saturnalien war ungezwungener. Deswegen suchte sie mehr nach dem Aurelius. " Übrigens, die Männer mit dem Pileus auf dem Kopf, dass sind die Herren, also sieht man schon einen kleinen Unterschied." 

    Britannien klang in Corvina's Ohren exotisch. Sie wusste nicht sehr viel darüber. Wenn es Gespräche dazu gab, bezeichnete man die Menschen dort als Barbaren, rauh, einfach und unzivilisiert. Ihnen beizubringen, dass man besser leben konnte fand sie da nur gerecht. Ach ja, die Legion. Keine guten Erinnerungen, allein wegen ihrem Bruder. Ein unangenehmes Kapitel, was sie lieber für abgeschlossen betrachtete. " Dann wirst du dich ab jetzt umstellen müssen. die Größe wird dir mit der Zeit nicht mehr groß vorkommen. Römer sind auch nur Menschen. Von Statur und Aussehen her ist es ja offensichtlich. Das wichtigste ist, dass du die Änderungen zu lässt und gewillt bist  das Beste daraus zum machen. " Da stand Corvina, Frija und Baldemar einiges an Arbeit ins Haus. Der Junge musste auf den richtigen Weg gebracht werden. " Du kommst also aus Britannia, wie sieht es mit den Göttern aus oder hältst du dich an die römischen Götter ?" Hatte Nero den neuen eigentlich unter den Schutz ihrer Laren gestellt? Eine sehr wichtige Angelegenheit.

    Ihr Bruder ging wieder mal seine eigenen Wege. Sie hatte einen Chiton aus feiner grüner Baumwolle an, gerafft in der Körpermitte. An den Schultern durch goldene Fibeln gehalten. Eine Palla aus grüner Seide um die Schultern. Die Haare nach hinten zu einem Zopf geflochten und in einer Schnecke am Hinterkopf befestigt.

    Corvina hatte gefragt, wer mit zur Villa Flavia gehen wollte. Zu den Saturnalien konnten die Sklaven ihrer eigenen Wege gehen, wenn sie wollten. Es fanden sich dennoch genug, unter anderem Dede, die mitgingen. " Io Saturnalia." grüßte Corvina in die Runde. Kleine Präsente wechselten den Besitzer. Ein Dankeschön für die Einladung in Form einer wunderschön bemalten Vase aus Ägypten. Dede und die anderen durften sich in alle Winde zerstreuen. Corvina sah sich um, wen sie eventuell unter den Gästen erkannte. Ein Blondschopf und der Aurelius. Aurelius Orestes, neben ihm Aurelia Corvina. Sie kannten sich. Vielleicht war es heute möglich etwas ungezwungener mit dem Aurelier ins Gespräch zu kommen. Corvina bediente sich bei den Kleinigkeiten und ließ sich einen verdünnten Wein geben.

    Es war wohl ein bisschen viel Neues, was hier auf den Neuen einstürmte. Corvina trank einen Schluck Wein und kam dem Wunsch Tarans nach. " Dein Dominus hätte dich tot geschlagen? " fragte sie entgeistert. " An den Saturnalien?" Das war ihr bis jetzt nie untergekommen. Ein Unding wer die Saturnalien so missachtete. Egal wo stationiert oder wo ein Römer lebte, die Saturnalien waren ein wichtiger Teil des Jahres. Sie stand auf und trat vom Tisch zurück, damit Taran an ihr vorbei konnte. Er bestimmte schließlich wo es lang ging. Weil er reden wollte, stelle Corvina ihm gleich eine Frag. " Wie hast du dir Rom vorgestellt?" 

    Corvina suchte die besten Stücke Fleisch heraus, die sie finden konnte. Vom Obst einen Teller mit Trauben und Feigen aus dem Süden, dazu Datteln. Das Brot teilte sie und legte es in eine kleine Schüssel. Alles andere war in mundgerechten Stücken angerichtet. Messer brauchte man nicht. Taran bekam einen Löffel aus Silber, der am anderen Ende einen Spießer hatte. Corvina nahm ebenfalls Brot, einen Apfel und von den säuerlich eingelegten Pilzen, die mit einer feinen Soße zubereitet waren. " Möchtest du Mulsum oder einfachen Wein. Wasser oder Posca?" Heut stand alles bereit. " Most haben wir auch, entschuldige Dominus." Es klang verwirrend, seltsam jemanden mit Dominus anzureden. " Sicher können wir reden und spazieren gehen. Wenn du das so möchtest." Erst einmal wurde gemeinsam gegessen. Ausreichend für Corvina. Sie wollte nicht so ein Völlegefühl haben, dass das Spazierengehen zur Tortur wurde. Außerdem wurde heute nicht alles gleich von den Tischen geräumt, falls noch ein kleiner Hunger vorbei schaute.

    Spazieren gehen und reden. Für manchen nicht leicht. Für sie leichter als letztes Jahr. Stratonice hatte sie Brot backen lassen. Jetzt wusste Corvina wie anstrengend das war. Natürlich hätte sie aufhören können, aber sie wollte es einmal richtig selbst gemacht haben. Es war nicht das beste Brot. Trotzdem lobte Stratonice ihr tun. Beim Essen sah sie Taran zu. War schon ein knuffiges Kerlchen. Auch wenn heute Saturnalien waren. Sie musste ein bisschen an ihre Zukunft denken.

    Daran hatte Corvina nicht gedacht, dass es in anderen Haushalten nicht so gehandhabt wurde. „ Ja, das war ein guter Anfang.“ Sie brachte ihn zum Tisch und wartete bis er sich setzte. „ Oh, es geht heute um dein Wohl. Suche dir etwas aus. Du wirst es schon hinbekommen, dass ich mich ebenfalls dabei wohl fühle.“ Sie sah ihn verständnisvoll an. Ein Sklave der die Saturnalien noch nie so erlebt hatte, dem fiel es schwer im Sinne beider Seiten die golden Mitte zu erwischen. Aber Corvina brachte ihm heute sehr großes Vertrauen entgegen. Sie war gespannt wie er sich schlug. Als erstes setzt sie sich neben ihn. Es war ja ein gemeinsames Essen. Dabei hatte er genügend Zeit sich seine Wünsche zu überlegen." Was möchtest du Essen?"

    Mit einem amüsierten Lächeln sah sie Taran an. „ Lass das Domina heute weg. Hier im Haus ist es am ersten Tag der Saturnalien üblich, dass wir die Rollen tauschen und dazu gehört ein gemeinsames Essen an einem Tisch.“ Corvina fand sich etwas schneller in die Rolle. Seit sie wieder ihre eigene Villa hatten, gab es diesen Brauch jedes Jahr. „ Dominus ?“ kam es fragend von Corvina. Jetzt hatte sie ihn wohl eingeschüchtert. „ Darf ich dich zum Tisch bitten?“ sagte sie zu ihm um das Eis zu brechen. "Du darfst heute bis zu einem gewissen Grade frei über mich verfügen."

    Frejia hatte sich einen der Veteranen auserkoren. Corvina nahm es mit einem flüchtigen Blick zur Notiz. Zwischen den beiden lief seit ein paar Wochen etwas. So lange sie nicht Hand in Hand durch die Villa liefen oder in einer Ecke rum knutschten, sah sie wohlwollend drüber hinweg.

    Eine Tunika, von einfacher Qualität ohne Verzierungen, ein Wollgürtel und Sandalen. Die heutige Bekleidungsvorschrift für alle im Haushalt. Außer Nero, das wurmte Corvina jedes Jahr, dass der sich an Saturnalien immer verdrückte.

    Frija, Baldemar und Taran hatten heute ihren großen Tag. Also alle Vorbereitungen im Kleinen und die kleinen Geschenke hatte Corvina selbst erledigt.

    Sie begab sich wie gewohnt an diesem Tag ins Atrium und hätte vor Staunen beinahe den Mund nicht wieder zubekommen. Unter den Männer stand, ganz ungewohnt ihr Bruder.

    „ Na wie kommt’s denn. Habe ich was verpasst? Oder hasst du eine Wette verloren?“ meinte Corvina als sie an ihm vorbei ging und wuschelte ihm durchs Haar.

    Sie selbst stellte sich ans Ende der Reihe und wartete ab. Wer dieses Jahr um ihre Dienste bat hatte sie im Vorfeld nicht heraus bekommen.

    "Der Pater Familias spielt mit. Er wird mich nicht zwingen eine Ehe einzugehen, die von vornherein zum Scheitern verurteilt ist." Die ganzen Zänkereien, kann man sich so ersparen. " Ein gesunder Mix aus allem. Wie Iunia Axilla anklingen ließ wäre das Beste. " Wer sich von den Bewerbern als die gesunde Mitte herausstellte, würde sich in nächster Zeit ergeben. " Aber mal eine anderes Thema. Was haltet ihr von Bärten? Gepflegt finde ich sie ja sehr reizvoll und sie betonen die Männlichkeit." Corvina hatte sich umgesehen. Männer mit Bärten wurden aktuell und so langsam wurde der Bart zum Trend. Er erfreute sich höchster Aufmerksamkeit bei den modernen Frauen.

    Man merkt, wenn man Blicke zugeworfen bekommt die nicht einfach nur flüchtig vorbei ziehen. Die gewollt sind. Corvina fühlte sich beobachtet. Sie sah instinktiv in die Richtung aus der Blicke kamen und erkannte Aurelius Orestes. Seine Blicke waren nicht aufdringlich, aber sie waren gezielt auf sie gerichtet. Warum sollte sie die nicht erwidern? Mit einem freundlichen Lächeln sah sie zu ihm und grüßte ihn mit einem leichten Nicken.

    Nach der Rede stürzte sich ihr Bruder in die Massen um seine Danksagungen zu verteilen. Sein Drängen durch die Massen hatte ein bestimmtes Ziel. Gerade dieser Aurelius Orestes. Sie heftete sich an seine Fersen und blieb etwas seitlich hinter seinem Rücken stehen um den Aurelius im Blick zu haben.

    Inmitten dieses Pulks, Klienten, Veteranen usw. hielt sich Corvina auf. Sie mochte Menschen, aber nicht so ein Gedränge. Sie war hier, weil es sich gehörte, den Bruder im Wahlkampf zu unterstützen. Dafür blieb sie auch mitten im Gedränge stehen und klatschte Beifall. Die Unterstützungsrufe waren nicht so laut wie die der Männer. Corvina wollte ihre Stimme nicht die nächsten Tage pflegen müssen. Ihre Blicke gingen öfter in die Runde. Es waren viele Römer anwesend. Sogar bekannte Gesichter. Aurelius Lupus nebst Aurelia Corvina und Aurelius Orestes, den sie erst kürzlich kennengelernt hatte. Da der neue Bäcker, von dem Frejia schwärmte und der Schuster. Bei dem hatte sich Corvina ein schönes Paar Sandalen nach ägyptischer Art machen lassen. Es waren wirklich viele da, bekannte wie unbekannte.

    Wieder die Frage aller Fragen. Den Frauen, die nicht verheiratet waren sah man es irgendwie an der Nasenspitze an, so kam es Corvina vor. " Gebunden? Nein. An ihn gebunden sein, im bildlichen Sinne, dass wäre ja zu viel des Guten. " Sie lächelte. " Es gibt da ein paar Kandidaten, die in die engere Wahl kommen. So richtig entschieden habe ich mich noch nicht. Man wird sehen wie sich machen und was sie zu bieten haben. Man muss sich riechen können. " So stellte Corvina sich das vor. Es lag nicht allein an Erscheinung, Geld und Einfluss. Die Chemie musste in den grundsätzlichen Dingen stimmen. " Eine reine Zweckehe schließe ich von vornherein aus." Sie lehnte sich an den Beckenrand und ging die zur Wahl stehenden Bewerber durch.

    " Salvete Claudia Marcella. So lernt man neue Gesichter kennen.  Tiberia Corvina . " Stellte sich Corvina vor und drehte sich etwas mehr zur Claudia. " Ja, es sind wieder einige Kandidaten angetreten. Sagen wir mal zwei Drittel kann man außer acht lassen. Ein Drittel ist eine nähere Betrachtung wert." Sie zählte eine Reihe von Kandidaten die sie so zusammengetragen hatten auf, ihr Vorzüge und Nachteile und fasste zusammen. " ...Unter anderem Aurelius Lupus , Aurelius Orestes und mein Bruder Tiberius Caudex. Die beiden letzteren kennst du ja bereits. Ja alles sehr ansehnliche Männer. Die könnte man sich, mal näher ansehen. Meinen Bruder schließe ich für mich natürlich aus." Sie zwinkerte der Claudia zu.