• Tiberios blieb stehen und betrachtete die Anwesenden. Dominus Aulus lag auf einer Kline, Domina Sextilla saß in einem Sessel an seiner Seite. Dominus Felix war gerade eingetreten und kletterte auf seine Kline. Der Maiordomus konnte sich denken, um was es ging: Der jetzt alleinige Hausherr, da Domina Stella abwesend war, würde samt Gemahlin auch abwesend sein. Bestimmt gab es Befehle oder genauere Instruktionen. So wartete er ab.

  • Marcus war erleichtert, dass es offenbar nicht um eine Schelte ging. Der Reihe nach grüßte er auch Stallia Sextilla in seiner herzlichen Art, dann Tiberios und die übrigen Sklaven, ehe er der Aufforderung folgte und sich auf die zweite Liege setzte. Etwas unbeholfen ließ er sich zur Seite fallen. Er fand die Haltung nicht unbedingt bequem.

    "Ich hab keinen Hunger", sagte er freundlich zu Glafira und nickte ihr freundlich zu, ehe er sich an Gadir wandte. "Aber ein Becher mit Wein wäre schön. Ähm, aber mit viel Wasser."

    Dann blickte er auf zu seinem Onkel, der offenbar was zu sagen hatte und räusperte sich.

    "Aber natürlich. Ich höre zu." Immerhin nichts Schlimmes. "Was kann ich für dich tun, Onkel?"

  • "Es geht darum, dass ich längere Zeit auf Dienstreise bin, ich werde erst nach Ostia, und dann nach Brundisium reisen. Stallia Sextilla wird mich auf der Reise begleiten", Saturninus lächelte, und reichte seiner jungen Frau seine Hand, sie sah zum Anbeißen aus, fand er:

    "Du wirst mindestens einen Monat ohne uns sein, Marcus, und du bist noch nicht großjährig. Ich werde also die Verantwortung für alle häuslichen Belange an den Maiordomus Tiberios übertragen. Er hat das Weisungsrecht für Alltägliches. Wenn du irgendetwas benötigst, besorgt er dir das. Außerdem wird er für deine Bildung Sorge tragen, damit du nicht völlig verwilderst", und nicht auf dumme Gedanken kommst, dachte Saturninus und gab sowie Marcus als auch Tiberios eine Tabula:

    "Hier ist der Stundenplan, den ich für dich ausgearbeitet habe, Marcus. Ich möchte, dass Du dich ausführlich mit diesen Werken, die jedes auf seine Weise die Grundlage von Politik behandelt, beschäftigst. "


    TageszeitDies solisDies lunae Dies martisDies mercuriiDies lovisDies venerisDies saturni
    Sonnenaufgang bis praelectioenarratiocrisisNacherzählung von TextenÜbersetzungsübungenErörterungenWiederholung
    hora septimaVorleseübungen im Griechischen und LateinischenForm und Inhalt erklärenMoralische BeurteilungWerke: Die Politeia von Platon (Der Staat)De re publica von Cicero (Vom Staat)Politika von Aristoteles



    Stallia Sextilla kniff ein wenig die Augenbrauen zusammen, sie fand das wohl schwere Kost für einen Zwölfjährigen. Doch sie war eine viel zu gute Ehefrau, um vor einem Kind einen Einwand zu wagen.

  • Für Tiberios dagegen waren die Verheißungen der nächsten Wochen so etwas wie ein irdisches Elysium. Er sollte in der Casa bleiben und seine vornehmste Aufgabe sollte der Unterricht des jungen Herren sein.

    Er lächelte also, als er die Wachstafel überflog. Die nächste Zeit durfte er in Gesellschaft des großen Platos, des Ciceros und des Aristoteles verbringen und in seiner geliebten Bibliothek.

    Ob der junge Dominus Felix wohl genauso begeistert über den straffen Stundenplan war, den sein Onkel vorlegte? Immerhin hatte er ab Nachmittag frei.

  • "Ihr werdet auf Reisen gehen?", fragte Marcus seinen Onkel und dessen Angetraute, und klang dabei recht enttäuscht. "Dabei habe ich dich gerade erst kennengelernt. Und ich hatte mich auch sehr darauf gefreut, dich kennenzulernen, Sextillia." Verlegen setzte er sich wieder auf und besah sich die Wachstafel mit dem Stundenplan, welchen sein Onkel ausgearbeitet hatte. Das versprach jede Menge Arbeit, doch als er hörte, dass Tiberios ihn anleiten würde, lächelte er zuversichtlich. Er war ja ein freundlicher Geselle.

    "Schön, ich werde mich all den Aufgaben mit Freuden widmen", sagte er. "Ich hoffe, deine Dienstreise zahlt sich für dich aus, Onkel, und dass ihr viel Freude unterwegs haben werdet."

    Wieder glitt sein Blick hinunter auf die Tafel. Oh je, die meisten dieser Texte klangen nach mächtig viel Aufwand... Doch er hatte ja schon geahnt, dass er sich ins Zeug legen musste und in Rom nicht nur Müßiggang auf ihn wartete.

  • Saturninus war erstaunt darüber, dass kein Protest kam. Er im Alter von Felix hätte gegen diese Lektüre protestiert, wenn schon Lesen, dann lieber etwas mit Helden, die Ungeheuern die Köpfe abschlugen oder dass gleich Dutzende feindliche Krieger massakriert wurden. Aber Felix schien sich auf den politischen Unterricht ja regelrecht zu freuen. Seltsamerweise beunruhigte das den Furius. Der Junge schien keine Angst vor Herausforderungen zu haben. Er war zäh, obwohl er so liebenswürdig wirkte. Vielleicht war er doch nicht so händelbar wie erhofft:

    "Wir kommen so bald wie möglich wieder und dann werden wir alle noch viel Zeit miteinander verbringen.", sagte er freundlich: "Wie macht sich dein neuer Sklave, dieser Cantius? Welche Tätigkeit hast du ihm zugedacht?", er beugte sich zu Sextilla hinüber, die nichts tat als lieb zu lächeln:

    "Felix hat sich einen jungen, gesunden Britannier ausgesucht und zieht ihn sich nun zurecht.", erklärte er:

    "Wenn wir fort sind, ist mein Neffe trotz seiner Jugend ja der Herr im Haus."


    Sextilla lächelte nun Felix aufmunternd zu. Sie schien davon überzeugt zu sein, dass er alle Aufgaben meistern würde. Saturninus bemerkte es und dachte, dass sein Neffe bei Frauen, die älter waren als er, erstaunlich gut ankam, erst bei Iulia Phoebe und nun bei seiner eigenen Gattin.

  • Felix warf sich doch etwas stolz in die Brust bei all dem Lob und vor allem bei der Vorstellung, er sei nun der Herr im Hause. Das stimmte ja im Grunde, auch wenn Tiberios als Majordomus de facto sich um alles kümmern würde.

    Die Vorstellung, sich mit all dieser komplizierten Materie auseinanderzusetzen, erfreute den kleinsten Furier in der Tat nur gering, der sich weitaus lieber mit aufregendere Material beschäftigt hätte, doch nahm er dies als einen Preis für das Leben in Rom hin. Zudem hielt er sich mit dem Gestöhne und Gemecker noch zurück, bis er mit Bran allein war.

    "Oh, Bran lernt, Ordnung zu halten und sich um meine Kleidung zu kümmern", erwähnte Felix ausweichend. "Außerdem soll er mich begleiten, wenn ich in die Stadt gehe. Aber keine Sorge, wir werden natürlich nicht ohne einen älteren Begleiter herumstromern, damit uns nichts passiert." Jedenfalls nicht, solange sein Onkel noch da war, um ihn dafür zu schelten...


    Sim-Off:

    Ich entschuldige mich nochmal für die lange Wartezeit. QQ

  • Saturninus nickte zustimmend; Marcus war ja noch jung, und dass er mit Cantius üben würde, die Herrschaft über seine Sklaven auszuüben, gefiel ihm:

    "Oft ist Befehlen schwieriger als Gehorchen. Es ist gut, dass Du deine Erfahrungen machst. "


    Er schickte Tiberios, der nun wusste, was es für ihn zu wissen gab, fort, und der Rest der Cena verlief seiner Ansicht nach in schöner, familiärer Harmonie. Spät würde es nicht werden, da Sextilla und er früh rausmussten.


    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Sextilla schaute ab und zu zu Felix hin und lächelte . Sie wäre vermutlich liebevoller mit Felix umgegangen, aber sie war eine Frau, und ihr stand es gut an, weichherzig zu sein, dachte Saturninus. Ein wenig war sie wie seine eigene Pflegemutter, die Campania Minor.

    Nur in viel klüger.

    Campania Minor war nicht besonders helle gewesen, aber sie hatte Klein- Aulus angebetet und mit Liebe überschüttet.

    Saturninus wollte den Fehler nicht machen, den Jungen zu verwöhnen und zu verzärteln.

    Er selbst war ganz schön auf die Nase gefallen, als er merkte, dass die Welt nicht nur lieb und kuschelig, sondernauch rau und bösartig sein konnte.

    Diese Erfahrung wollte er Felix ersparen.


    Aber Felix würde nicht begreifen, warum sein Onkel so kühl und streng mit ihm war. Und Saturninus würde es ihm nicht erzählen. Das war kein Thema für einen Knaben.


    So ging die Cena langsam zu Ende.


    Sim-Off:

    Alles gut. :winken: Nun ist Onkel Aulus erstmal fort, und Felix hat freie Bahn, Unsinn anzustellen