[ACHAIA] Athen

  • RE: Auf der römischen Agora


    Wieder war Nasica mehr als überrascht, denn der Mann (er war ungefähr in seinem Alter, oder sogar ein klein wenig älter) kannte Nasicas Mutter und deren Namen hatte er ganz gewiss nicht in dem Brief erwähnt gehabt! Hm, also sollte das wirklich sein Verwandter aus Rom, Aulus Furius Saturninus sein? Nasica beschloss diese ewig langen Verschwörungsüberlegungen einfach in den Wind zu schlagen und es einfach anzunehmen. Mit dem Namen seiner Mutter sprach genug dafür, dass es sich hierbei wirklich um einen harmlosen Zufall handelte, dass sie sich als Fremde an einem beliebigen Ort zu einer beliebigen Zeit, viele tausend Meilen von ihren eigentlichen Heimaten, eben getroffen hatten.


    So war es also Zeit, dass sie sich einander auch offiziell als Familienmitglieder begrüßten. Nasica streckte die Hand aus sagte mit einem erfreuten Gesichtsausdruck: "Die Wege der Götter sind wirklich unergründlich, unglaublich! So lass uns noch einmal uns offiziell miteinander bekannt machen. Aulus Furius, ich freue mich deine Bekanntschaft zu machen! Ich bin Marcus Furius Nasica!"


    Nach der Begrüßung war es Zeit auf das zuvor Gesagte einzugehen. "Komm, gehen wir ein wenig über die Agora. Also du hast in meinem Hause gelebt während einer meiner Nilfahrten? Faszinierend. Mater hatte wirklich mal einen Familiengast aus Rom erwähnt nach meiner Rückkehr, ich hätte mir bis heute niemals träumen lassen eben diese Person einmal auch tatsächlich kennenzulernen", lachte er. "Und gräme dich nicht, auch ich laufe gerne ohne Togar herum, das hat mir erst in den letzten Wochen einmal sogar das Leben gerettet! Heute war das zum Glück nicht nötig und ich hatte eigentlich vor heute eine Theatervorstellung anzusehen, deshalb meine etwas pompösere Aufmachung. Denn morgen fährt mein Schiff schon wieder aus Piräus ab in Richtung Sizilien. Aber sei's drum, ich habe dich getroffen und die Familie geht nun einmal vor! Der gestrige Tag hier hat mir schon genug denkwürdige Augenblicke beschert, da lasse ich den Besuch eines Athener Theaters eben für dieses Mal sausen. Also ja, gehen wir etwas essen, dazu war ich ohnehin gerade unterwegs gewesen."

  • RE: Auf der römischen Agora


    "ich muss auch in ein paar Stunden weiter nach Byzantion - mein Schiff ist die Superbia", sprach Saturninus und hoffte, dass dies auf den eloquenten Nasica einigen Eindruck machen möge, dass er mit einem kaiserlichen Schiff unterwegs war.

    Er, gab Firas den Befehl, sich nach dem Pferdchen tüchtig umzugucken und dann nachzukommen, da er das angesteuerte Thermopolion ja auch kannte, und führte seinen Cousin dorthin.


    "Was nimmst du, Cousin ? - fühl dich eingeladen. Magst du den geharzten Wein, den sie hierzulande trinken? Also wie gesagt, ich finde es großartig, dich zu sehen. Leider sind wir in verschiedene Richtungen unterwegs - dich zieht es nach Westen in die Urbs, ich reise in den Osten und werde wohl längere Zeit dort bleiben. Aber zuhause ist Cousine Stella, um dich zu empfangen.; sie ist übrigens die Herrin des Hauses, ich bin es gar nicht. Da ich gerade an die liebe Stella denke, wärst du so gut, ihr einen Brief von mir mitzunehmen?"

    Saturninus zog das Schreiben* hervor, das er geplant hatte, in Athen aufzugeben:

    "Ich kann dir die gefüllten Teigtaschen empfehlen, sie sind köstlich, besonders die mit Käse. Sag mir, hast du an den Nilquellen denn gefunden, was du gesucht hast?"

    Saturninus wusste mehr über Nasica als dieser über ihn , und zwar aus der Tatsache heraus, dass dessen Mutter ihm einiges erzählt hatte. Sie hatte ihren Sohn vermisst, und der Aufenthalt eines jungen Cousins öffnete ihr Herz und lockerte ihre Zunge. Daher war dem Furius bekannt, dass Marcus Furius ein Gelehrter war mit dem hehren Ziel, in das Museion einzutreten. Saturninus hatte damals in Alexandria die Studien sehr genossen (- weniger die im Museion als die mit Damaris, einer jungen Dame, die sehr fortschrittliche Ansichten hegte; nun erinnerte er sich und so etwas wie ein verklärtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, ach Damaris..).doch so hehre Ziele nie verfolgt.



    Sim-Off:

    * Den Brief bekommst du noch

  • Ein gemütliches Mittagsmahl


    Nasica nickte. "Und meines die Astarte, eigentlich ein phönizisches Handelsschiff, doch ich konnte bei ihrem Kapitän eine Passage nach Rom buchen. Geld spielt für mich zum Glück keine Rolle auf dieser Fahrt. Aber sag Aulus Furius, was führt dich denn nach Byzantium?" Leider hatte Nasica keine Kenntnis von irgendwelchen kaiserlichen Schiffen, weshalb er auch nicht wusste, dass die Superbia ein eben solches war und weiter annahm, dass Saturninus auf einem ähnlich gewöhnlichen Schiff wie er selbst mitfuhr.


    Sie wanderten zusammen über die Agora und weiter zu dem kleinen Thermopolion, das Saturninus für ihrer beider Mittagsmahl auserwählt hatte. Nasica folgte ihm hinein und setzte sich. Es war ein nettes kleines Lokal. Sein neuer Vetter (diesen Verwandtschaftsgrad hatten sie garantiert nicht, jedoch war er besser als gar keiner) überraschte ihn sogar noch mehr, als er Nasica einlud. "Vielen Dank! Ich nehme dein Angebot gerne an! Trinken wir zusammen einen?" Er winkte einer Bedienung, damit ihre Order baldmöglichst in die Tat umgesetzt werden könnte. Dann kam Saturninus mit einer weiteren neuen Information für ihn um die Ecke, die bestimmt auch noch nützlich werden konnte. Nasica hob vor Verwunderung eine Braue. "Eine Frau namens Stella führt bei euch das Regiment und nicht du? Wie ungewöhnlich! Was ist mit ihrem Mann passiert? Oder hat sie noch gar nicht geheiratet? Falls nicht müsste sie das ja eigentlich von Gesetzes wegen. Aber sicher kann ich gern einen Brief für dich mitnehmen, überhaupt kein Problem." Er streckte die Hand aus, um den Brief an diese Stella (Saturninus hatte nicht verraten zu welcher Familie sie ursprünglich gehört hatte durch das Verschweigen ihres Gensnomen) entgegenzunehmen. Nasica war schon gespannt wie das mit den familiären Verhältnissen bei den stadtrömischen Furiern zuhause so war. Eine Frau als Pater (bzw. Mater?) familias, was es nicht alles gab in der Ewigen Stadt.


    Als die Bedienung zu ihrem Tisch kam, begann Nasica mit dem bestellen: "Einen geharzten Wein für mich und... wie war das?" wandte er sich nochmal kurz an Saturninus. "Achja, Teigtaschen! Also bitte Gefüllte Teigtaschen mit Käse." Die Bedienung nickte und wandte sich dann Saturninus zu.

    Nachdem sie wieder weg war, schmunzelte Nasica über Saturninus' letzte Bemerkung vorhin. "Nein ganz so weit war ich nicht, aber ich bin mir gerade gar nicht sicher... ich glaube das eine Mal wo du bei uns gewesen warst, muss das das eine Mal gewesen sein, als ich mich für einige Wochen in Hermopolis Magna und in Diospolis Magna* aufhielt. In Hermopolis Magna studierte ich den Kult des ägyptischen Gottes Thot, da dieser Ort eines seiner Kultzentren ist. Sehr interessant übrigens ich habe dort viel gelernt! Ja und in Diospolis Magna besichtigte ich die altägyptischen Tempel und Gräber, soweit sie zugänglich waren und las auch überhaupt viel über die Vergangenheit dieser einst so wichtigen Stadt. Interessieren dich solche Sachen eigentlich auch, oder eher weniger?" Immerhin wusste Nasica ja noch nicht was für ein Typ Mensch sein neuer Vetter war.


    Sim-Off:

    * = Das ägyptische antike Theben in der Römerzeit

  • Re: Ein gemütliches Mittagsmahl


    "Ich bin als kaiserlicher Legat mit dem Auftrag einer Steuerprüfung in die östlichen Provinzen unterwegs, daher reise ich mit einem eigenen Schiff, der Superbia, die gewöhnlich kaiserlichen Würdenträgern vorbehalten ist.", antwortete Saturninus mit jener Beiläufigkeit, die nicht etwa Bescheidenheit war sondern eher: Ich mache sowas ständig...bedeutete:

    "Byzantion ist mein erstes Ziel, dann aber auch noch andere Orte im Osten. Ich hatte also diesen Athener nicht angelogen. Erst hatte ich es bedauert, meine Praetorianer nicht mitzuhaben, mittlerweile bin ich eher froh drum. sie sind schließlich nicht für privaten Händel da. "


    Auch Saturninus bestellte noch eine dieser Teigtaschen, sie waren sehr praktisch, weil man sie essen konnte, ohne die Kleidung zu beflecken und entgegnete auf die Verwunderung seines Cousins bezüglich der Hausherrin:

    "Oh, ich habe nicht gesagt, dass Furia Stella die Mater Familias ist, sondern dass ihr die Casa Furia wohl gehört. Ich dachte immer, was die Position von Frauen angeht, seid ihr in Alexandria fortschrittlicher als in Roma? *
    Ich kenne unsere ganze Familiengeschichte allerdings nur in groben Zügen, da ich selbst erst vor einem Jahr von Parthenope bei Neapolis** nach Roma gezogen bin, daher ist es das Beste, du fragst Cousine Stella selbst, wie alles zusammenhängt. Danke, dass du den Brief mitnimmst.
    "

    Er reichte Furius Nasica die beiden Schriftrollen**, die ineinander gewickelt und versiegelt waren.



    Die Bedienung, eine hübsche dralle Athenerin mit aufgetürmtem Locken und einem sehr freundlichen Lächeln, brachte das Gewünschte an den Tisch. Dann blieb sie stehen und wiegte sich etwas in den Hüften; konnte ja sein, dass die beiden Herren Gesellschaft wünschten.


    "Deine Reise interessiert mich sogar sehr.", sprach Saturninus herzlich und lehnte sich gemütlich zurück: "Was für ein Kult ist das mit Thot? Darfst du darüber sprechen?"


    Das Imperium wimmelte von Geheimlehren und Mysterienkulten, wenn Nasica ein Eingeweihter war, durfte er vermutlich keine Einzelheiten preisgeben.



    **

    Meine liebe Cousine Stella, Aulus grüßt dich und hofft, dass Du dich wohlbefindest. 

    Ich befinde mich wohl und vertrage die Seefahrt vorzüglich, nur der arme Firas leidet sehr unter den Unbillen der Natur und bekommt kein Bissen hinunter.

    Ansonsten verläuft unsere Reise bisher glatt. Meine Begleiter, alles gestandene Praetorianer, sorgen für meine Sicherheit und sind angenehme Reisegefährten. Ab und zu wage ich auch ein Spielchen mit ihnen, aber keine Sorge, Stella, ich setze immer nur ein paar Asse ein. Der Kapitän ist sehr tüchtig, und die Superbia wahrer Luxus; ich habe eine geräumige Kabine und nicht einmal Firas muss auf dem Fußboden schlafen. 

    Morgen landen wir in Piraeus und dann habe ich einen Tag, Athen zu besichtigen und mich an all die Orte wieder zu erinnern, an denen ich den griechischen Philosophen lauschen durfte, einmal sogar Epictetus, wie du sicher weißt. 

    Es ist übrigens etwas Seltsames geschehen, was aber nur zeigt, wie sehr die Unsterblichen mich behüten und auf mich acht geben. Mein Firas hatte einen Traum von einem scheußlichen Sturm auf unserer Seereise. 

    Neptuns Zorn ist nur mit seinem heiligen Tier, dem Pferd, zu besänftigen, so dass wir in der Stadt des Perikles dann auch eine Statue eines edlen Rosses suchen und kaufen werden.

    Ist es nicht beruhigend, dass Neptun selbst meinem Sklaven solche Träume schickt? Firas möchte übrigens Chloe schreiben, daher bitte ich dich, ihr ihren Brief, der mit diesem verschickt werden wird, auszuhändigen. 

    Wenn du mir schreiben möchtest, dann bitte an die Residenz von Statthalter Lucius Gabinius Vortex nach Perinthus, Provint Thrakia oder später an den Duumvir  Caecilius Secundus in Byzantium, dort wird jeweils  mein nächster längerer Aufenthalt sein. Ich umarme und küsse dich, liebe Cousine. Bleib gesund und mir gewogen. Ich wünschte, ich kann dir einen längeren Bericht aus Athen schicken. Leider bin ich nur einen Tag dort. Vale bene Dein Cousin Aulus

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    Aulus Furius Saturninus

    Civis

    Sodalis Factio Veneta

    Klient von Faustus Aurelius Tigellinus

    4 Mal editiert, zuletzt von Aulus Furius Saturninus () aus folgendem Grund: "Wenn du mir schreiben möchtest, dann bitte an die Residenz von Statthalter Lucius Gabinius Vortex nach Perinthus, Provint Thrakia oder später an den Duumvir Caecilius Secundus in Byzantium, dort wird jeweils mein nächster längerer Aufenthalt sein." - als Korrektur eingefügt

  • RE: Ein gemütliches Mittagsmahl


    Nasica pfiff und machte große Augen als er hörte welch hohes Tier sein Verwandter war. Ein Legatus Legionis! Und dazu noch von den Cohortes Praetoriae! "Da sag ich auch nichts mehr! Legat der Praetorianer, sehr beeindruckend! Doch seit wann übernehmt ihr irgendwelche zivilen Aufgaben? Ist die Aufgabe der Cohortes Praetoriae nicht normal den Imperator Caesar Augustus zu beschützen? Oder habt ihr Personalmangel in Rom?", lachte er. Es war aber auch zu skurril, wenn er da Saturninus richtig verstanden hatte. "Dann finde ich es umso interessanter, dass du dich zurückgehalten und diesen fetten Griechen nicht auf der Stelle festgenommen hast, im Namen des Kaisers, versteht sich", zwinkerte er.


    "Diese Furia Stella wohnt jedoch in Rom und nicht in Alexandria, daher ist es irrelevant wie aufgeschlossen die Frauen am Nil auch immer sein mögen. In Rom herrschen andere Gesetze, soweit ich das gehört habe und selbst wenn sie nur die Hausbesitzerin ist, ist dies alleine schon mehr als ungewöhnlich. Oder besitzt sie das ius trium liberorum?" Natürlich war auch Nasica mit dem liberalen Frauenbild des ptolemäischen Ägyptens aufgewachsen, doch wie gesagt in der Ewigen Stadt selbst war dies grundlegend anders und deshalb interessierte es auch Nasica besonders, wie seine Verwandte dort einen derart alexandrinischen Lebensstil pflegen konnte. Ihm fielen hierzu nur zwei Wege ein. Entweder man besaß das ius trium liberorum, oder der eigene Vormund segnete all dies für sie ab. So war das nun einmal bei den Römern. "Gerne! Ich freue mich dir behilflich sein zu können mit diesem Brief und ich brenne ebenfalls schon darauf mich mit Furia Stella zu unterhalten, immerhin komme ich ja extra wegen der Familie nach Rom! Zum Wohle!" sprach er und hob sein Getränk zuprostend zu Saturninus.


    Dass die bedingung am Tisch blieb registrierte er ebenfalls, doch ignorierte sie Nasica. Er wusste nicht genau was sie noch von ihnen wollte. Falls sie weitere Bestellungen aufnehmen wollte, würde sie schon noch fragen ob sie etwas noch auf ihren Plätzen vermissten und für weitergehende Angebote war er sowieso nicht empfänglich. Immerhin wartete seine Penelope auf ihn in der Heimat.


    Saturninus bewies in weiterer Folge, dass er vermutlich nicht besonders vertraut war mit der ägyptischen Götterwelt, als er fragte, ob er über den Kult des Thot sprechen durfte. Nasica lachte. "Klar darf ich darüber sprechen! Thot ist eine ganz gewöhnliche Gottheit wie jede andere auch und genauso wie dieser Ort sein Kultzentrum ist, ist Delphi jenes für Apollo oder Ephesus für Diana und so weiter. Also nichts geheimes. Thot ist der Gott des Wissens und der Schreibkunst und besitzt den Kopf eines Ibis. Das ist ein mittelgroßer Vogel mit einem sehr langen gebogenen Schnabel. Ich finde diese Gottheit sehr faszinierend und wenn ich dir alles über sie erzählen wollte, wir würden Stunden hierfür noch sitzen bleiben müssen. Doch als eines der interessantestens Details seiner Mythologie will ich dir erzählen, dass er bei den Ägyptern dem Totengericht beiwohnt bei dem sogenannten "Wiegen des Herzens". Kennst du dieses Totengericht?"

  • RE: Ein gemütliches Mittagsmahl


    Saturninus wäre beinahe vor Heiterkeit vom Stuhl gefallen, gespielt bedauernd streckte er die Hände aus: "Ich muss dich enttäuschen, Cousin, ich bin kein Militär, sondern Zivilist, und die Praetorianer sind zu meinem Schutz mit mir gereist. ich habe freilich auch nicht behauptet, Legatus Legionis zu sein sondern Legatus Imperatoris, was ja auch ganz ordentlich ist. "


    Prüfend sah er Nasica an. Ob dieser öfter mal nicht genau hinhörte? Vielleicht gehörte er jenem zerstreuten Gelehrtentyp an, der mit dem Kopf in den Wolken lebte? Er seufzte leise. Dann würde man in Roma auf ihn aufpassen müssen.


    Zum nächsten Punkt mit Cousine Stella lächelte er nachsichtig, mochte der Cousin das mit ihr selbst klären. Wenn er, Saturninus, zurück in die Casa Furia käme, hätten sie sich zusammengerauft oder eben nicht.


    Saturninus hörte gerne zu und stellte Fragen, um Menschen dazu zu animieren zu sprechen; nicht nur war interessant, was gesagt wurde, sondern auch wie und worüber sie gerne sprachen. Im Geiste machte er sich Notizen. Er war ein geduldiger Beobachter, den es nicht störte, nicht zu glänzen;


    "Über das Totengericht weiß ich nur, was jeder so weiß, ich habe mich eher in einem griechischen Umfeld bewegt als in einem  aegyptischen.", erwiderte er:

    "Doch ich bin mir sicher, du kannst mir darüber viel mehr berichten."


    Er hob den Becher und das dralle Mädchen schenkte nach. Dabei lächelte sie und beugte sich so vor, dass sowie Nasica als auch Saturninus eine erstaunliche Aussicht geboten wurde. Sie hatte ja mitbekommen, dass beide wohlhabende Reisende waren und keine Frau in Sicht - wie sonst verbrachten sie bitte ihre Freizeit? Oder gehörten sie zu den Römern die in Griechenland umbedingt einmal diese vielbeschworene Knabenliebe mit einem jungen Mann ausprobieren wollten? Auch die gab es durchaus. Wenn sie mit einem entsprechenden Prostituierten verhandeln wollten, das Schankmädchen konnte auch so etwas vermitteln. Hier war alles auf Tourismus ausgerichtet, und die Athener selbst fühlten sich ab und zu wie auf einem großen Ausstellungsgelände.

  • RE: Ein gemütliches Mittagsmahl


    Nasica lachte. "Oh, da muss ich etwas verwechselt haben! Ich hörte hauptsächlich "Legat" und "meine Praetorianer" und welcher andere hat denn schon solche, außer der aus den Cohortis Praetoriae? Aber kaiserlicher Legat klingt auch sehr spannend!" In weiterer Folge referierte Nasica noch eine ganze Weile kang über die ägyptischen Gebräuche des Totengerichts innerhalb ihrer Mythologie und auch im speziellen nochmal über den Gott Thot innerhalb und außerhalb seiner Rolle bei diesem Gericht.

    Dabei durchlebte er im Geiste auch jene Reise noch einmal neu, weshalb er Teile davon ebenfalls seinem Vetter erzählte.

  • RE: Ein gemütliches Mittagsmahl


    "Im Grunde bin ich ein besserer Steuerprüfer mit Praetorianern als Begleitschutz. Ich hoffe jedoch, dass du noch etwas Zeit mit mir verbringen kannst, bis die Vorstellung beginnt.", sagte Saturninus, und das meinte er aufrichtig. Seine Brüder und den Vater hatte er kaum gekannt, und die Onkel*, die seine Tutoren gewesen waren, hatten durch ihr Soldatenleben wenig Kontakt zu ihm gehabt. Das nun ein anderer, nahezu gleichaltriger Furius auftauchte, faszinierte ihn.


    "Du bist wirklich ein Gelehrter", sagte er bewundernd, als Nasica seinen Vortrag beendet hatte: "Und du strebst eine Karriere am Museion an, als Philologos oder vielleicht sogar irgendwann Epistates?** Dein Reisebericht klang freilich so abenteuerlich, dass ich mich frage, ob du nicht auch den Drang hättest, als Geograph wie ein zweiter  Pytheas von Massilia  auf Entdeckungsreisen zu gehen? Ich selbst finde fremde Landstriche überaus faszinierend , bin jedoch an mein Amt gebunden. Und dich, bindet dich etwas?"


    Nun grinste er: "So wie du aussiehst, eine schöne Frau? Oder warte: Mehrere schöne Frauen?"


    Das Schankmädchen wandte sich ab. Die beiden Männer schienen wenig Interesse an den Freuden Aphrodites zu haben, sie wollten nur quatschen:

    "Noch etwas Wein, edle Römer?", fragte es. Wenn sie schon nichts von ihr wünschten, sollten sie wenigstens konsumieren!



    [simoff]*erst Furius Carus, dann Licinus ** Die Ämterhierarchie im Museion [ /simoff]

  • Re: Ein gemütliches Mittagsmahl (ohne zu Stören)


    Das war ja was gewesen. Firas hatte sich die Szene auf dem Markt unter dem Umstand betrachtet, bloß nicht eingreifen zu wollen. Das käme nicht infrage für ihn. Außer sein Herr verlangte es, aber so war es doch besser und völlig unnötig. Nun fand er sich auf dem Markt wieder mit dem Auftrag, das Pferd aus seinem Traum zu finden, was sicherlich auch kein leichtes Unterfangen war. Deutlich besser aber als Ärger, auch wenn er sich vorgenommen hatte, mit den hiesigen Händlern nun deutlich vorsichtiger zu sein. Unangenehm war es auch, sich an den Traum zu erinnern. Da mochte die Gunst Poseidons noch so groß gewesen sein. Eine erschreckende Sache war das gewesen, doch hatte diese dazu beigetragen, dass er sich das alles natürlich hatte gut merken können. Und auch würde es möglich sein – unter eben jener Gunst – das Pferd zu finden. Wie groß oder klein es auch immer sein mochte. So schaute Firas an den Ständen der Handwerkskunst vorbei, betrachtete sich hier und dort deren Produkte, nahm das ein oder andere in die Hand und wendete es prüfend hin und her, doch es war einfach nichts dabei. Bis er angesprochen wurde, was er denn genau suchen würde. Immerhin war er schon eine Weile unterwegs und überlegte schon, ob er aufgeben, oder wenigstens etwas essen sollte zwischendurch.


    “Wie kann ich denn helfen?“, fragte eine liebliche Frauenstimme, zu welcher er sich – auch vollkommen natürlich – sogleich hingezogen fühlte.


    Es war eine dunkelhaarige Schönheit mit entzückenden Mandelaugen. So wie man sie so selten sah, was ihr etwas sehr Exotisches angedeihen ließ, dieser Erscheinung.


    “Ich suche eine… Pferdestatue. Genaueres weiß ich nicht.“ Er lächelte ölig. “Noch nicht!“


    “Das ist der Stand meines Dominus,“ erklärte die Schönheit, die mit Sicherheit Venus oder Aphrodite hieß. Firas war sich ganz sicher. “Seine Werkstatt ist um die Ecke, vielleicht versuchst du es dort?“


    Firas nickte, doch noch wollte er nicht gehen. Also kaufte er von der schönen Frau, die Selene hieß, wie sie dann im Schäckern erklärte, eine kleine Statue eines Pferdes mit dem siegreichen Alexander darauf. Das würde seinem Herrn sicherlich auch gefallen. Während er sich auf dem Weg zur Werkstatt hin und wieder den Hals nach Selene verrenkte und dabei genau vor die Mauer des Hauses lief, was sie wiederum zum Lachen brachte, erreichte er auch die Tür des Gebäudes und trat dann ein. Hier war wirklich was los. Einige Leute waren am Hämmern und ihre Ergebnisse standen in Reih und Glied. Firas warf sofort einen Blick darauf, doch wieder schien nicht das Richtige dabei zu sein, bis er einen heiseren Aufschrei unterdrückte.


    Ein paar Schritte entfernt, was ein dicklicher Mensch dabei, die letzten Pinselstriche an einer Pferdestatue zu tun, welche ihm in etwa bis zur Hüfte ging. Genau diese war es doch! Firas atmete hastig ein und eilte zu dem Mann, der ihn verwundert anschaute und dann anblaffte. Was er hier wolle und wer ihn eigentlich herein gelassen hatte.


    “Poseidon selbst!“, erklärte Firas nun hastig. “Er hat mir einen Traum geschickt, in welchem genaus diese Statue vorkam. Sie war die Rettung!“


    “Bei den Göttern, Mann, bis du besoffen?“, wollte der Kerl wissen, dann allerdings trat doch ein leichtes Funkeln in seine Augen. “Wie viel würdest du denn dafür geben?“


    “Hm...“ So sicher war sich Firas nun wieder nicht. “Ich bin mir sicher, mein Dominus würde eine Menge dafür geben!“, sagte er also vollmundig und nickte dazu. “Sie ist perfekt und ich bin mir sicher, dass ich hier bin ist ein Mirakel und uns beiden zum Vorteil!“


    Der Mann grinste wieder und rieb sich seine Hände an seiner Schürze ab. Immerhin wollte er die Staute gerne verkaufen, wie es schien. So einigten sie sich auf dreihundert Sesterzen und weitere fünfzig für den Transport. Im Handeln war Firas noch nie gut gewesen, doch sein Dominus würde es schon verkraften können. So meinte er. Er war ja nun ein wichtiger und einflussreicher Mann. Firas erklärte nun kurz, wo sein Herr denn zu finden sei und dass es das Geld erst geben würde, wenn die Staute heil und unversehrt den Bestimmungsort errreichen würde. Mit einem Gesellen der Werkstatt machte er sich auf den Weg, gleich nachdem die Farbe getrocknet war. Bis auf der Rückseite, wo sie ein wenig verschmierte auf dem Weg. Aber das war ja nicht wichtig. Vielleicht, so hoffte er, würde sein Herr anstatt am vereinbarten Treffpunkt ja auch noch in dem kleinen Lokal. Stören wollte er allerdings nicht. Also überredete er den Gesellen, für einen weiteren kleinen Aufpreis gleich mit ihm zu warten und nicht mit der Statue wieder abzuhauen. Einer der Beindieungen gab Firas eine kleine Wachstafel in die Hand, welche sie seinem Dominus überbringen sollte. Bin mit der Statue und einem weiteren Mann draußen, stand darauf. Und dann noch: Es war fast ein Schnäppchen! Darunter hatte er seinen Namen, also Firas geschrieben und ein lächelndes Gesicht in einem Kreis gemalt.

  • Re: Ein gemütliches Mittagsmahl (ohne zu Stören)


    Saturninus nahm Firas ernst, so ernst, dass er, kaum hielt er die Botschaft in Händen, sich erhob und zu Nasica sagte: "Bitte entschuldige mich einen Moment. Mein Sklave hat eine wichtige Nachricht, und damit du verstehst, weshalb ich soviel darauf gebe..."

    So erzählte er kurz die Geschichte vom Traum des Firas mit dem zürnenden Neptun, und der Statue dessen heiligen Tieres, das nur Firas im Traumgesicht gesehen und also sicher identifizieren könnte. Der junge Alexandriner schien fündig geworden sein.

    Saturninus trat also nach draußen und fand da tatsächlich den Firas in Begleitung mit einem anderen Mann, der eine Statue schleppte, die ihm fast bis zur Hüfte ging, und die so schwer war, dass ihm die Stirnader geschwollen war und sein Gesicht glänzte vor Schweiß.

    Saturninus machte sich Sorgen. Denn es ging nicht an, dass der Kerl einen Zusammenbruch erlitt. Und es ging auch nicht, dass Firas das Ding trug - das war ihm zu schwer. Aber er selbst würde es keinesfalls tragen.

    (Firas schien übrigens noch eine Pferdeplastik zu tragen, nur kleiner und es saß der große Alexander darauf, weshalb Neptun sie vielleicht nicht gefiel, was wusste er.)

    Der Furius überlegte. Dann sagte er zu dem Gesellen:

    "Guter Mann, diese Statue soll noch bis Piräus geschafft werden. Wie wäre es, wenn du uns einen Esel besorgst, um das Pferd bis nach Zea zu transportieren. Es soll dein finanzieller Schaden nicht sein."

    Und zu Firas:

    "Komm zu uns an den Tisch, bis der Mann mit dem Esel zurück ist.  Du wirst es nicht glauben, wen ich hier getroffen habe: Meinen Cousin Furius Nasica aus Alexandria. Möchtest du etwas Wasser? Und eine Teigtasche?"

    Immer noch freundlich deutete er auf die Statue: "Und stell diese doch näher an unseren Tisch. Ich glaube nicht, dass sie einer stehlen wird, dazu ist sie zu schwer. Und du schriebst etwas von einem Schnäppchen. Was hat sie denn gekostet?"

    Und wieder zu Nasica:

    "Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn mein Sklave bei uns sitzt, bis der Mann mit einem Esel zurückkommt.. Auf Reisen halte ich es immer gerne etwas leger. Er ist der Jüngling mit dem Traumgesicht des Neptuns. Ach, ich wundere mich gerade, Marcus Furius, dass du ganz ohne Diener unterwegs bist. Oder ist er an Bord geblieben?"


    Das Schankmädchen stellte einen Krug Wasser und eine Teigtasche vor den Neuankömmling. Dabei lächelte es ihn verheißungsvoll an.

  • Re: Ein gemütliches Mittagsmahl (ohne zu stören)


    Einen kleinen Moment hatte er noch warten müssen. Der dickliche Kerl schnaufte noch noch ein wenig, denn die Statue war ja auch recht schwer in ihrem Gewicht. Als sein Dominus erschien, strahlte Firas über das ganze Gesicht. Offenbar war er zufrieden mit der Statue, doch der Dicke schien nicht erfreut. Immerhin sollte er das Ding nun noch weiter schleppen. Zumindest wohl bis zu einem Mietstall, denn ein Esel wurde geordert.

    "Ich werde tun, was ich kann!", prophezeihte er dann gar. Schließlich stand ihm kein finanzieller Schaden bevor. Eher das Gegenteil war der Fall. Und so trollte er sich, um den Esel zu beschaffen.


    Firas selbst entsprach der Bitte und folgte in die Gaststätte hinein, nachdem die Statue vorerst neben dem Tisch seines Herrn und dessen Gesellschaft platzgefunden hatte. Sie war wirklich schwer, wie er nun am eigenen Leibe leicht ächzend festgestellt hatte.

    "Vielen Dank, Dominus!", sagte er schnell. Dann begrüßte er den anderen Mann am Tisch. "Salve, Herr!", ehe er sich vorsichtig, fast schon leicht zaghaft, setzte. Ein Cousin seines Dominus also. Schlecht war, den pikanten Preis zu nennen, nun wo sie sozusagen belauscht wurden. "Die Statue war gerade fertig geworden. Und ich bin mir sicher, Neptun wird sie sehr schätzen. Sie... ahm.... kostet auch nicht soooo viel, Dominus. Nur etwa...nun....dreihundert Sesterzen." Am liebsten hätte er sich nun geduckt, aber immerhin sollte dieser Preis zu Ehren des Meeresgottes doch einiges... an Geld.... wert sein.


    Firas lächelte leicht und entschuldigend, räusperte sich dann aber und schwieg nun besser, wobei er sittsam auf die Tischplatte schaute. Durst hatte er nun. Aber das würde er auch nicht sagen.

  • So lebe gut, du mein Athen


    Nasica unterhielt sich noch eine ganze Weile mit seinem Vetter aus Rom und hernach besuchten sie auch noch die schon zuvor geplante Theatervorstellung, bis es für seinen Vetter an der Zeit war sich zu verabschieden und zu seinem Schiff Superbia zurückzukehren. Nasica verabschiedete sich herzlich von ihm und versprach ihm, dass sie sich wiedersehen würden. Dann trennten sich ihre Wege.


    Es war schon der Abend angebrochen und er wollte noch nicht nach Präus zurück, die Astarte würde sowieso erst morgen Früh losfahren. Daher blieb Nasica noch alleine etwas länger in Athen, um auch noch einen Zipfel vom Nachtleben dieser Stadt mitzubekomen. Vom Stadttor aus wanderte er zurück zur Agora, wo trotz der späten Stunde noch viel Volk unterwegs war. Gerade waren überall städtische Sklaven dabei über dem ganzen Platz verteilt Lampen anzuzünden, damit auch nach Sonnenuntergang noch die gesamte Agora hell erleuchtet war. Nasica setzte sich auf die Stufen des Metroon und blickte zuerst auf die Feuerschalen und die zehn Bronzestatuen des Eponymos-Denkmals direkt vor sich und danach weiter in die Mitte des Platzes und ließ die ganze Szenerie auf sich wirken. Neben dem Tempel des Ares hatte sich eine kleine Schar Musiker versammelt und damit begonnen eine liebliche Melodie zu spielen. Nasica schloss die Augen. Wie idyllisch war dieser Moment! Lange noch saß er so da und lauschte der Musik und dem Gemurmel der vorüberziehenden Menschenmenge, als er da ein Zupfen an seiner rechten Schulter spürte. Er öffnete die Augen und blickte sich um. Neben ihm saß der kleine Amphorenhändler von heute Mittag. Durch seinen Bart hindurch grinste er den Furier breit an. "Oh, Chaire nochmal" grüßte er verwundert.


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    Aristophanes, Amphorenhändler


    "Halli hallo, so haben wir uns doch nochmal getroffen! Ich möchte mich noch einmal bei dir bedanken, dass du mir heute gegen diesen Dickbauch von Elpenor geholfen hast, das war sehr anständig von dir."

    Nasica lächelte. "Keine Ursache, das hätte jeder gemacht." Aristophanes schüttelte den Kopf. "Leider leben wir nicht in einer derart vollkommenen Welt wie du heute gesehen hast, daher war dein Geschenk der Hilfe an mich umso wertvoller." Nasica wollte nicht weiter in Gegenrede gegen diesen netten alten Mann sein und so nickte er nur. Währenddessen nestelte der kleine Amphorenhändler an seinem Gürtel herum, bis er aus einem der daran befestigten Beutel etwas hervorholte. Es war ein münzgroßer bronzener Talisman mit dem Doppelkopf des Ianus darauf. Quer über das gesamte Medaillon ging eine tiefe Scharte, wie als wenn man mit einem Dolch oder der Spitze eines Schwerts dagegengeschlagen hätte. Aristophanes hielt sie Nasica entgegen. "Hier, das möchte ich dir zum Dank für heute schenken. Früher hatte mir dieses Münzlein viel bedeutet und sogar einmal das Leben gerettet, doch jetzt brauche ich es nicht mehr. Bitte nimm dieses Kleinod von mir an auf dass es dir genausoviel Glück bringen mag wie mir früher, als... nun ja." Aristophanes kräuselte die Lippen und sah Nasica fest und erwartungsvoll an. Der Furier indes blickte langsam zwischen dem Ianustaler und dem kleinen Amphorenhändler hin und her, dann nickte er und nahm das Medaillon entgegen. "So sei es. Hab vielen Dank für deine Gabe ich verspreche dir ich werde sie auf ewig in Ehren halten." Kaum hatte Nasica den Talisman an sich genommen, sprang Aristophanes auch schon von den Stufen hoch. "So! Jetzt muss ich aber sehr rasch nachhause laufen, ich bekomme nämlich heute noch Besuch! Auf wiedersehen mein Freund und auf dass sich unsere Wege eines Tages wieder kreuzen mögen!" Und schon lief er davon so rasch ihn seine Beine tragen konnten. Nasica lächelte und blickte Aristophanes nach bis er seinem Blickfeld entschwunden war. Dann holte er wieder den Talisman hervor und blickte auf den darauf eingravierten Ianus. Es passte auf irgendeine symbolische Art sehr gut, dass er ausgerechnet in Griechenland eine Ianusmünze als Schutzamulett und Glücksbringer bekommen hatte, nach all dem was er schon erlebt hatte, seit die Astarte in hellenisches Gewässer gekommen war. Ianus repräsentierte die Dualität in den ewigen Gesetzen, wie etwa Schöpfung/Zerstörung, Leben/Tod, Licht/Dunkelheit, Anfang/Ende, Zukunft/Vergangenheit, Links/Rechts. Wie oft war Nasica schon zwischen Licht und Dunkelheit hin und her getaumelt auf Cauda, auf Kreta oder jetzt hier in Athen. Immer wieder skurile Episoden hatten vor seinen Augen ihren Anfang und ihr Ende genommen, waren nun Vergangenheit und er war sicher, dass auch die Zukunft noch einiges für ihn bereit halten würde. So war Ianus ihm der ideale Weggenosse und Führer auf seinem weiteren Lebensweg und den Gefahren und Abenteuern, die da noch auf ihn warten mochten. Erst nach langer Zeit wandte er den Blick wieder von dem Talisman ab und steckte ihn ein, danach stand er auf und schlenderte über den Platz und danach in die erstbeste Gasse hinein. Mittlerweile war es vollkommen dunkel geworden und nur der aufgegangene Mond und die Laternen überall auf Athens Straßen spendeten ihr Licht. Noch viele Leute waren hier unterwegs und er bekam noch einiges mit vom Athener Nachtleben, ehe er gegen Elf Uhr abends die Zeit für gekommen hielt nach Piräus zurückzukehren und die Astarte für sein Nachtquartier aufzusuchen. Während er seinen heute Morgen gemieteten Wagen über die nachtschwarze Verbindungsstraße zwischen der Mutterstadt und ihrem Hafen lenkte dachte er daran, dass sie morgen Griechenland vollständig hinter sich lassen würden auf ihrem Weg nach Sizilien. Fast schon fand Nasica dies schade, er hätte gern noch mehr von der griechischen Welt gesehen, doch der kleine Einblick, der ihm heute und in den letzten Tagen gewährt worden war, war ebenso schon mehr als genug gewesen, um noch viele Jahre lang spannende Geschichten interessierten Ohren erzählen zu können. Und außerdem, wer wusste schon was er noch alles in Sizilien und später in Rom erleben würde? Die Welt war groß und voller Abenteuer und Nasica freute sich schon sich den nächsten zu stellen, gerade jetzt wo er so einen vielverheißenden Schutz geschenkt bekommen hatte. Egal was kam, Nasica war bereit sich dem mit allem was er hatte zu stellen! Lächelnd lenkte er den Wagen zurück in dessen Stall und betrat danach Piräus.