[Außerhalb von Rom] VDR Ablageplatz II Ost - Die Werkstatt der Mosaike

  • Der VDRII im Osten der Urbs Aeterna war einer von vier Plätzen, an denen der städtische Abfall weiterverarbeitet und neuen Verwendungen zugeführt wurde. Ein Keramikhersteller, eine Glasbläserwerkstatt und eine Mosaikwerkstatt waren entstanden, und eine Schmiede war gerade fertig geworden. In der Lagerhalle wurde Restmüll zu brennbaren Presslingen gepresst. Es wimmelte von Arbeitern und Arbeiterinnen in Tunikas, auf die orangefarbene Streifen aufgenäht waren, um sie besser sichtbar zu machen.

    Aus altem Glas wurde neues gemacht, aus den Keramikresten entstanden tesserae, die kleinen Plättchen für Mosaike, die dann auch zu Schmuckmosaiken weiterverarbeitet wurden und in der Schmiede schmolzen sie Altmetall ein – auch wenn Alteisen nicht zur Herstellung eines gladius taugen mochte, gab es viele andere Alltagsgegenstände und wenn es nur metallene Fibeln für Mäntel waren.


    Aulus Furius Saturninus war in Begleitung des Sklaven Tiberios hier herausgeritten und wartete auf Tiberius Caudex, der sich hier mit ihm treffen wollte. Zu seiner Überraschung konnte Tiberios mittlerweile reiten. Er hatte es sich von seinem Mitsklaven Sonnwinn im Tausch für Schreiberdienste beibringen lassen.

  • Tiberios saß, seine kurze Chlamys übergeworfen, wie ein junger graziler Pollux zu Pferde und redete auf Dominus Aulus ein. Es gab über den Ablageplatz II so viel zu erzählen, und er erklärte, wie er die Experimente mit den Presslingen gemacht und das dann Dominus Caudex vorgetragen hatte. So wurde ihm der Weg nicht lang. Als sie dann da waren, bemühte er sich ernst drein zublicken, doch man sah ihm an, wie sehr er sich freute.

    Er wusste natürlich, dass er zukünftig doppelt und dreifach Arbeit haben würde. Tagsüber würde er hier sein, doch abends erwartete man von ihm, zu kontrollieren, was Andreas als seine Vertretung getan hatte und seine weiteren Pflichten als Maiordomus zu erfüllen. Das hatte seine Domina Stella angeordnet, die in Brundisium geblieben war, seine Dienste jedoch nicht ganz und gar verlieren wollte. Aber das kümmerte ihn nicht, Tiberios kam mit recht wenig Schlaf aus. Und seinen Herren nützlich sein, das wollte er gerne, und als Geschäftsführer würde er ihr Vermögen mehren können.

  • Nero hatte seine Termine so gelegt, dass er heute schon früh hier bei der VDR war. Auch wenn er nach und nach die Betriebe abgab und die Entsorgung selbst in die Hände Roms gelegt hatte, war er doch ab und an hier um zu sich zu vergewissern, dass alles so weiter lief, wie er es sich vorstellte. Er wollte, dass sein Projekt ein Erfolg war und es auch blieb. Ja es war ihm eine Herzenangelegenheit. Und wie immer war er von den Arbeiter freundlich begrüßt worden. Auch wenn er nicht mehr Federführend war, vertrauten sie ihm immer noch ihre Sorgen und Nöte an. So erfuhr er immer noch wenn etwas nicht lief und er war auch immer noch bemüht einzugreifen und Hilfe zu geben wo er konnte. So stand er auch gerade in einem Pulk von Arbeiter, als er seien Klienten in Begleiten von Tiberios sah. Er nickte kurz in ihre Richtung, beendete aber dennoch seine Gespräch mit den Arbeitern, bevor er in Richtung der beiden Männer ging. „Salve Furius.“ Begrüßte er ihn freundlich und wandte sich dann an Tiberios. „Und Salve auch dir. Ich freue mich, dass wir uns endlich einmal wiedersehen.“ Ja es freute ihn wirklich. Er sah den Tiberios ja weniger als Sklaven, als einen Freund und Berater an. Ja wenn es nach ihm ging, würde er Tiberios immer noch gern seiner Domina abkaufen. Da er aber um die Loyalität des Mannes wusste, setzte er seien Ansinnen nicht in die Tat um. Er wandte sich wieder seinem Klienten zu. „Möchtest du erst einen Führung um einen Überblick zu gewinnen. Oder soll ich dich gleich zu der Werkstatt führen, über die wir gesprochen haben?“

  • Saturninus war vom Pferd abgestiegen, und überließ es einem jungen Torwächter, sich darum zu kümmern. Auch dem Tiberios bedeutete er mit einer Handbewegung abzusteigen.

    "Salve mein Patron", grüßte er und schaute sich anerkennend um. Es stank viel weniger, als er befürchtet hatte (Er hatte sich sicherheitshalber Stoffläppchen getränkt in Veilchenparfümöl eingepackt, die er aber nun in der Tasche lassen würde):

    "Ich glaube, die meisten Römer waren noch nicht hier draußen. In der Tat würde es mich freuen, einen kurzen Überblick der Praxis zu gewinnen, nachdem mich Stellas Sklave schon mit Theorie überhäuft hat. Und dann kommen wir gerne zur Hauptsache"

    Die Hauptsache war die Werkstätte, die er kaufen wollte.

  • Nero lachte leise. Er konnte sie gut vorstellen, das Tiberios seinen Begleiter all seien Wissen hatte zukommen lassen. Nero nickte ihm zu und sah zu seinem Klienten. „Nun ich denke dann bist du schon bestens Informiert. Vieles von dem was du hier gleich zu sehen bekommst hätte es ohne das Fachwissen und die Ideen von Tiberios gar nicht gegeben. Er hat mir unglaublich viele Ideen und Denkanstöße geliefert, die ich dann nur noch in die Tat umsetzen musste. Eigentlich müsste sein Name eben so auf dieser Inschrift stehen.“ Nero zeigte auf jene vom Senat beschlossenen e Inschrift zu seinen Ehe, die ebnen hier am Hauptsammelplatz aufgehängt worden war.

    Er führte seien Klienten herum. Zeigte ihm wo der Müll ankam, wie er sortiert wurde. Sie kamen weiter zu den Schmieden, der Halle in welcher die Peresslinge hergestellt wurden zur Schmelzerei von Glas geschlossen wurde. Bevor sie nun zur Mosaikwerkstatt gingen kamen sie noch an dem Aufenthaltsort für die Angestellten vorbei. Nero zeigte die Therme die er hatte einrichten lassen und erklärte. „Ich halte es für unabdingbar, das hier auf Sauberkeit geachtet wird und auch das die Arbeiter nach ihrer Schicht sich reinigen können. Sonst können sich Krankheiten verbreiten.“ Nero zeigte dann zu den Garküchen. „Ach diese habe sich hier angesiedelt. So bekommen die Arbeiter auch noch einen warme Mahlzeit, was auch wichtig ist für die Gesundheit der Arbeiter. Die Tuniken die du siehst. Sind einen Leihgabe der VDR. Sie zeigen zum einen jeden, dass der Mann oder die Frau für die VDR arbeitet und zum anderen vermittelt es den Arbeitern ein Gefühl der Zusammengehörigkeit.“ Langsam gingen sie weiter und die Mosaikwerkstatt kam in Sicht.

  • "Salve Dominus Caudex", sagte Tiberios. Er hätte ihn gerne Tiberius Caudex genannt, aber in der Gegenwart von Dominus Aulus wagte er es nicht:

    "Ich freue mich auch, wieder hier zu sein."

    Doch innerlich freute er sich so sehr, Tiberius Caudex wiederzusehen, dass es ihm fast den Atem verschlug. Wie lange hatte er den Anblick des Freundes entbehrt, wie hatte er das leise Lachen und die klugen blauen Augen vermisst, wie sehr, bei dem Römer im Officium zu sitzen und Ideen und Pläne zu diskutieren und über das Leben zu reden.

    Er errötete, als Tiberius Caudex ihn lobte und meinte, auch er hätte eine Inschrift verdient, und er lächelte.

    Das SPQR Tiberius Caudex geehrt hatte, erfüllte Tiberios mit Stolz. Es musste doch so sein, dass man dem Freund das Beste, die höchsten Ehren wünschte, und mit ihm und seinem Kampf mitfieberte, wenn er sie errang.

    "Die Thermen und die Garküche hast du neu errichten lassen.", stellte er fest. An die Mosaikwerkstatt erinnerte er sich gut. Unter der Aufsicht des freundlichen Werkmeisters hatten Caudex und er Mosaiksteine gesetzt; das Mosaik zierte nun sein Officium, dies hatte er sich als Belohnung von seiner Domina gewünscht, als sie ihm einen Wunsch gewährt hatte.

  • "Das ist sehr viel Lob, und ich danke dir dafür, Tiberius Caudex", erwiderte Furius Saturninus, da traditionellerweise alles, was ein Sklave tat, seinem Herren zugeschrieben wurde, im Guten wie im Schlechten. In diesem speziellen Fall hielt er es allerdings besser, Tiberios keine Flausen in den Kopf zu setzen, der Grieche war schon zu Genüge von sich selbst eingenommen.

    Er schaute sich alle genau an, und im Gegensatz zu den Elendsgestalten, die er auf Latifundien oder manchen Betrieben gesehen hatte, fiel ihm auf, dass die Arbeiter gut ernährt, sauber und ordentlich - und nun ja, gutgelaunt wirkten. Sie grüßten Tiberius Caudex ehrerbietig, doch wenn er das Wort an sie richtete, schienen sie sich ehrlich darüber zu freuen.

    "Sogar warme Mahlzeiten", staunte er: "Und soweit ich dich verstehe, meinst du, dass du jeden Sesterz, den du in das Wohlergehen deiner Leute investierst, doppelt und dreifach zurück bekommst? Wenn ich mir sie so ansehe, könntest du Recht haben:Ordentlich behandelte Leute machen weniger Fehler und arbeiten effektiver. Wobei mich das auf eine Idee bringt: Als Procurator Annonae habe ich auch mit Familien zu tun, deren Jugendliche sich sehr an den Müßiggang gewöhnt haben. Sie werden nur noch aktiv, wenn es um die Abholung der Spenden geht - außer Getreide gibt es auch Öl und derlei- ansonsten bevölkern sie die öffentlichen Plätze und haben nur Spiele und Wagenrennen und Huren im Kopf. Könnte man die Befähigten unter ihnen nicht hier ausbilden? Es ist allerdings ein weiter Weg von der Stadt hierher, und sie besitzen ja weder Reittier noch Wagen, das hieße, sie müssten an den Werktagen auf dem Gelände wohnen. Wie siehst du das, Patron?"

    Tiberius Caudex kannte seine Betriebe, und er hatte viel Erfahrung mit dem Einsatz von Freien als Arbeiter gemacht.

  • Nero nickte Tiberios zu. "Ja habe ich." Sagte er und richtete dann aber wieder das Wort an seinen Klienten. "Ja es ist viel Lob, aber er war wirklich nützlich und ich bin deiner Familie zu großem Dank verpflichtet für diese Unterstützung die mir gewährt wurde." Ja auch Nero war bewusst, dass alles was Sklaven taten der Familie zugeschlagen wurde in dessen Besitz sie sich befanden.

    Nero überlegte eine Weile. "Ja ich sehe es so, dass alles was investiert wird dreifach zurückkommt. Wie du selbst sehen kannst, sind die Arbeiter zufrieden und sie kommen gern zur Arbeit. Sie haben also auch ein großes Interesse daran ihren Arbeitsplatz zu behalten und leisten entsprechend gute Arbeit." Wieder machte er eine kurze Pause. "Nun natürlich kann man sie herbringen lassen, auch Übernachtungen sollten nicht das Problem sein." Überlegte Nero laut. "Ich sehe nur ein anderes Problem, du sagst sie haben sich an den Müßiggang und an die Spenden gewöhnt. Die Arbeiter die du hier siehst, waren immer auf der Suche und haben sich vorher als Tagelöhner verdient. Sie wollten also arbeiten. Das Problem ist also, wie bekommen wir diese Jugendlichen dazu arbeiten zu wollen." Nero ging langsamen Schrittes auf die Werkstatt mit den Mosaik zu und sprach weiter seine Überlegungen aus. "Zum einen könnte man ihnen aufzeigen, dass sie mit einer fundierten Ausbildung mehr im Leben erreichen können und bei guter Arbeit auch zu einem gewissen Wohlstand. Zum anderen könnte man ihre Rationen kürzen um ihnen damit aufzuzeigen, dass sie so nicht weiter machen können und jede Leistung auch immer einen Gegenleistung erfordert. Du kannst sie besser einschätzen. Welche der Möglichkeiten würdest du in Betracht ziehen?"

  • Wieder machte er eine kurze Pause. "Nun natürlich kann man sie herbringen lassen, auch Übernachtungen sollten nicht das Problem sein." Überlegte Nero laut. "Ich sehe nur ein anderes Problem, du sagst sie haben sich an den Müßiggang und an die Spenden gewöhnt. Die Arbeiter die du hier siehst, waren immer auf der Suche und haben sich vorher als Tagelöhner verdient. Sie wollten also arbeiten. Das Problem ist also, wie bekommen wir diese Jugendlichen dazu arbeiten zu wollen." Nero ging langsamen Schrittes auf die Werkstatt mit den Mosaik zu und sprach weiter seine Überlegungen aus. "Zum einen könnte man ihnen aufzeigen, dass sie mit einer fundierten Ausbildung mehr im Leben erreichen können und bei guter Arbeit auch zu einem gewissen Wohlstand. Zum anderen könnte man ihre Rationen kürzen um ihnen damit aufzuzeigen, dass sie so nicht weiter machen können und jede Leistung auch immer einen Gegenleistung erfordert. Du kannst sie besser

    Das war nahezu eine philosophische Frage, die der Tiberius da aufwarf, und Saturninus überlegte, bevor er seine Gedanken ausbreitete: " Nicht die jungen Leute sondern die Patres Familiarum beziehen die Spenden - bei einer Kürzung würde man auch den gänzlich unschuldigen Frauen und Kindern die Rationen schmälern. Die Annonae zu kürzen wäre politischer Selbstmord, würde zu Aufständen führen - und mich den Kopf kosten. Der Caesar Augustus wäre ganz und gar nicht amüsiert.
    Es ist ja eine grundsätzliche Frage, ob Menschen eher durch Furcht vor Strafe oder mit einem Leistungsanreiz zu motivieren sind. Was die Sklaven betrifft, so greifen wir zu beiden Möglichkeiten: Wir beherrschen sie durch Prügel und legen sie in Ketten, oder wir geben ihnen ein Peculium und Privilegien.
    Das kommt auf die Art ihres Dienstes an, entweder ist es etwas, das nur rohe Kraft erfordert, da wählt man ersteres; oder es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, da wenden wir zweiteres an.
    Auch Tiberios hier wird ein besserer Geschäftsführer sein, wenn ich ihn prozentual am Gewinn beteilige als wenn ich ihn auspeitschen lasse. Schlimmer noch, er würde mich dann vielleicht hassen, und ich könnte ihm nicht mehr vertrauen.
    Denn Strafen erzeugen, selbst wenn sie gerecht waren, Wut im Bestraften. Jemand, der mich verabscheut, könnte mir und meinen Geschäften jedoch schaden wollen.
    Wenn diese Überlegungen aber schon für Unfreie gelten , sollten sie dann nicht umso mehr mehr für Freie gelten?
    Zum Tagewerk gezwungene Jugendliche würden hier ein schönes Durcheinander anrichten, wenn sie es darauf anlegen. Ich würde daher lieber auf Freiwilligkeit setzen, auch wenn das anfangs erfolgloser sein mag als Zwang.
    "


    Mittlerweile waren sie an der Mosaikwerkstatt angekommen. Hier arbeiteten die Ungelernten , die Keramikabfall mit Hammern zerschlugen, aber auch Mosaiksteinschneider- und Schleifer, die aus den Scherben die wunderbar glänzenden farbigen Plättchen machten, Sortiererinnen, die die Mosaiksteinchen nach Farben in Behälter ordneten und dann die Künstler und die Meister, die die Mosaike frei- oder nach Vorlagen gestalteten. Einige der mit der Produktion beschäftigten Arbeiter trugen feuchte Tücher vor dem Mund wegen des Keramikstaubs. Es herrschte emsige Geschäftigkeit.


    Ein blonder großer und rotbackiger Mann in der üblichen VDR- Tunika kam auch schon angelaufen und grüßte: "Salve Patron Tiberius Caudex!" dann auch die anderen: "Salvete!"

  • Nero nickte Tiberios zu. "Ja habe ich." Sagte er und richtete dann aber wieder das Wort an seinen Klienten. "Ja es ist viel Lob, aber er war wirklich nützlich und ich bin deiner Familie zu großem Dank verpflichtet für diese Unterstützung die mir gewährt wurde." Ja auch Nero war bewusst, dass alles was Sklaven taten der Familie zugeschlagen wurde in dessen Besitz sie sich befanden.

    Tiberios hoffte einen Moment lang, dass Tiberius Caudex ihn wenigstens ein wenig mitmeinte, als er den Furiern Dank sagte, und wieder wagte er ein Lächeln.

    Als Dominus Aulus ihn aber als Beispiel erwähnte

    Auch Tiberios hier wird ein besserer Geschäftsführer sein, wenn ich ihn prozentual am Gewinn beteilige als wenn ich ihn auspeitschen lasse. Schlimmer noch, er würde mich dann vielleicht hassen, und ich könnte ihm nicht mehr vertrauen.

    dachte er bei sich, dass es außer Zuckerbrot und Peitsche noch eine Menge anderer Beweggründe geben konnte, die Menschen motivierten, etwas zu tun,

    Philia natürlich, jede Art von Ehrgeiz, das Nacheifern eines Idols, und dann auch das befriedigende Gefühl, ein gutes Stück Arbeit abgeliefert zu und Nutzen zu haben auf dieser Welt. Oder - weniger selbstlos - die Freude an kalokagathía, dem Guten und dem Schönen; zumindest einen Mosaikmeister musste es doch in Hochstimmung versetzen, wenn er Götter und Menschen aus kleinen Steinchen zum Leben erweckte. War das nicht göttlich, dieses Tätigsein?

    Und war es nicht etwas, was alle Menschen unabhängig von Stand oder Herkunft, empfinden konnten. Tiberios, der früher seinen kleinen Herren erzogen hatte, dachte daran, welche tiefe Freude schon Kinder ausdrückten, wenn ihnen ein Spiel, ein Wurf, eine Konstruktion gelan: poiein - machen, gestalten, schaffen, technē, die Methode jeder Tätigkeit.

    Ein wenig verlor sich der Grieche in seinen Überlegungen; dann rief er sich zur Ordnung, und war wieder sehr präsent, denn sie hatten seinen künftigen Arbeitsplatz erreicht.


  • Nero nickte und war froh, dass sein Klient wie er dachte. "Ich sehe, dass wir uns da einig sind. Ich setze auch eher auf die Freiwilligkeit." Sagte er. und sinnierte weiter. "Man müsste in dem Fall wohl über die Väter gehen. Ihnen aufzeigen, dass ihre Söhne hier eine Chance haben eine fundierte Ausbildung zu erhalten. So dass sie nicht nur für sich sondern auch für ihre Familien einen gewissen Wohlstand erreichen können." Da ja die Väter die Gewalt über ihre Söhne hatten, war dies wohl die vernünftigste Lösung.

    Einer der Männer der Werkstatt kam, begrüße Nero und übergab die Bilanzen des Betriebes. "Danke Quintus. Die hier ist mein Klient der Eques Furius, der zukünftige Besitzer dieser Werkstatt." Sagte er und überlegte kurz und reichte sie an Tiberios weiter. Quintus begrüßte den Furius höflich und zog sich dann etwas zurück. "Ich denke er sollte sie sich ansehen, wenn er zukünftig der Verwalter des Betriebes ist. Er wird dir sagen können, wie wirtschaftlich der Betrieb ist." Nero deutete mit einem Handzeichen an, dass sie weiter durch die Werkstatt gehen sollten. So konnte sich seien Klient die einzelne Fertigungsschritte ansehen. Nero sprach den Vorarbeiter an. "Quintus, kannst du uns einen kurzen Überblick geben?" "Natürlich. Wir haben derzeit 35 offenen Aufträge. 4 Mosaike sind fast vollständig fertig wie ihr sehen könnt. 5 weitere habe wir bereits angefangen und 3 stehen zur Auslieferung bereit. Wir erhalten immer wieder Anfragen. Müssen die Besteller aber leider vertrösten, da unsere Kapazitäten noch beschränkt sind. Wir hatten uns ja bereits über eine Erweiterung der Werkstatt unterhalten. ich denke wir sollten dies bald in angriff nehmen." Nero nickte. "Nun dies müsst ihr dann mit Furius besprechen. Ich habe aber die Pläne für die Erweiterung bereits fertig." Er wandte sich seinem Klienten zu. "Ich werde sie dir, zusammen mit der Kostenaufstellung zukommen lassen. Ob du dann anbaust, liegt in deiner Entscheidung." Sie gingen wieder weiter, so das Saturninus nun auch die Arbeiten selbst sehen und beurteilen konnte. Die Mosaike waren erlesen und von bester Qualität. Nun da sie etwas abseits bei den fertigen Mosaiken standen. Redete Nero etwas leise. "Ich habe übrigens noch ein Attentat auf dich vor." Sagte er und ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. "Ich möchte dich bitte die Eröffnungsrede für die Spiele zu halten."

  • "ich werde mit jedem einzelnen Pater Familias sprechen. Die Jungen geraten sonst sehr leicht auf die schiefe Bahn. Man kann zwar von den staatlichen Spenden leben, aber für die schönen Dinge des Lebens reicht es dann nicht, und dann gibt es immer Leute, die den Jungs gerade in der Subura erzählen, es wäre doch ganz einfach, zu kriegen, was man wolle, man müsse nur und so weiter. Eine Ausbildung würde Auswirkungen auf die Kriminalitätsrate haben, dessen bin ich sicher. - Die Bilanzen? Hervorragend..."

    Tiberius Caudex gab sie an Tiberios weiter:

    "Ich erwarte heute abend nach der Cena deinen Bericht. Die Pläne für die Erweiterung wirst du dir auch ansehen.", wandte sich auch Saturninus an den Griechen, und dann an seinen Patron:

    "Tiberios wird einen Titulus tragen, dass er volle Procura besitzt und alles was er sagt wird genauso sein als würde ich es sagen. Aber er ist mir natürlich verantwortlich, so wie ich nach außen verantwortlich bin. Ich werde leider nur ab und zu hier herkommen können, leider deswegen, weil ich sehe, dass die Werkstatt floriert und die Mosaike wirklich erlesene Stücke sind. Unglaublich, wie man aus Abfall noch Gold macht! Würdest du uns nachher bitte noch der Arbeiterschaft vorstellen? Die Leute sollen wissen, dass auch unter einer neuen Leitung die Kontinuität gewahrt werden wird. "


    Saturninus schaute sich alles an, und merkte sich Quintus vor, dessen Sachlichkeit ihm gefiel. Dann betrachteten sie die schon fertigen Mosaike. Eines davon war ein besonders detaillreiches Werk; es zeigte die Seeschlacht von Mylae gegen die Karthager. Vielleicht für einen Flottenkommandanten oder sonst jemanden, der mit Kriegsschiffen zu tun hatte?

    An dieser Stelle fragte Caudex Saturninus, ob er die Eröffnungsrede der Spiele halten wollte. Und ob Saturninus wollte; alles was ihn weiter bekannt machte, kam ihn gelegen, und dieser Akt kostete ihn zudem keinen Sesterz.

    "Das ist kein Attentat, sondern es ist mir eine große Ehre, und natürlich, sogar sehr gerne mache ich das", antwortete er und schenkte dem Tiberius einen prüfenden Blick:

    "Gibt es diesbezüglich einen besonderen Wunsch? "

  • „Natürlich werde ich sie dir vorstellen oder am besten Quitus übernimmt das. Er kann dir auch gleich sagen, wer hier in welchem Fertigungsschritt eingesetzt ist. So weit ich weiß sind hier zwei jungen Männer...“ Nero sah sich um und deutet auf die Beiden Männer, die derzeit die Scherben nach Farben sortierten. „..die gerade ihre Lehre hier angefangen haben. Quintus hier ist ein erfahrener Mosaikleger und ist gern bereit sein Wissen an die nächste Generation weiter zu geben.“ Erläuterte Nero.

    Mit einem dankbaren Nicken und kleine Lächeln nahm er entgegen, dass sein Klient seinem Wunsch nachkam. „Nein besondere Wünsche habe ich nicht. Ich selbst kann die Rede nicht halten. Es sind die Spiele der Plebeii. Ausrichten kann ich sie, aber die Eröffnungsrede sollte kein Patrizier halten. Ansonsten habe ich vollstes Vertrauen in dich, dass du deinen Sache gut machen wirst.“ Sagte er und sie gingen wieder zurück zu Quitus. „Wärst du so nett und würdest Furius die Arbeiter hier vorstellen?“ „Natürlich.“ Sagte dieser und wandte sich seinem neuen Arbeitgeber zu. Er stellte jeden vor und gab auch gleich an, auf welchem Wissensstand und mit welchen Aufgaben jeder einzelne war. Als er geendete hatte sah er Saturninus an. „Wenn noch Fragen sind... auch wenn Tiberios Frage hat, so stehe ich jederzeit zur Verfügung.“

  • Tiberios hatte es so verstanden, dass sein Dominus der Arbeiterschaft vorgestellt werden wünschte, aber so herum ging es natürlich auch. Er wirkte ernst, aber konzentriert; ein hübscher Jüngling, der alle Eindrücke, die er kriegen konnte, in sich aufsog. An Quintus hatte er auch gleich eine Frage:

    "Wenn eine Auftragsarbeit zu erledigen ist wie diese mit der Seeschlacht von Mylae, bei der doch ein großer Anteil von aegyptischem Blau verwendet wurde"...der Grieche hatte die Glasur erkannt: "Und es gibt nicht genug von dieser Farbe in den Abfallscherben, kauft man dann die Pigmente dazu, um irgendwelche anderen Mosaiksteine einzufärben? Oder muss die Arbeit dann warten, bis genug zusammen gekommen ist?"

    Er konnte sich vorstellen, dass das bei wertvollen Farben sehr lang dauern konnte. Kein Wunder, dass dann Auftragsarbeiten liegen blieben.

  • Quintus freute sich, dass der junge Mann ein wenig Sachverstand mitbrachte und so breitete sich ein ehrliches Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Du hast recht, wenn wir einen derartigen Auftrag erhalten und nicht genug Material da ist, dann kaufen wir die Pigmente hinzu. Natürlich schlägt sich das auf den Preis für das Endprodukt nieder, aber die Kunden wissen das und sind bereit den Preis zu entrichten.“ Sagte er und deute auf das angesprochenen Mosaik. „Für diese Bild mussten wir reichlich hinzukaufen, aber der Senator der es bestellt hat, hat von Anfang an klar gemacht, dass er bereit ist den Aufpreis zu zahlen. Wir erklären es den Kunden vorher, dass sie entweder warten können, bis genug Material da ist oder sie eben mit höheren Kosten rechnen müssen.“ Ja die meisten entschieden sich für den Aufpreis, aber es gab auch einige die warten wollten. Tatsächlich nicht wegen des Preises, sonder weil sie ein Mosaik haben wollten welches wirklich nur aus den recycelten Materialien produziert wurde.

  • "Woher werden die Pigmente bezogen? Zeigst du mir bitte die Liste der Lieferanten? Und alles weitere....", sagte Tiberios und lächelte auch, und er war schon dabei, sich genau umzusehen: "Wie ist der Arbeitsablauf? Am Anfang stehen die Männer, die die Keramik zerschlagen? Würdest du mir bitte einen Gefallen tun, Quintus. Ich möchte jeden einzelnen Schritt kennen lernen, aber auch selbst ausführen. Dominus Aulus erwartet, dass ich für ihn die Geschäfte führe. Aber ich kann doch nur mitreden, wenn ich alles schon einmal selbst getan habe, oder?Und dann erst schaue ich mir die Bilanzen an."

    Tiberios hatte viel gelesen. Durch die Lektüre von Vitrivius wusste er beispielsweise genau, wie das aegyptische Blau hergestellt wurde. Aber er hatte noch nie dabei zugesehen. Durch die Analyse der Presslinge und ihrer energeia war er zu dem Schluss gekommen, dass das Experiment der reinen Überlegung überlegen war, was den Erkenntnisgewinn betraf.

  • „Natürlich.“ Sagte dieser und wandte sich seinem neuen Arbeitgeber zu. Er stellte jeden vor und gab auch gleich an, auf welchem Wissensstand und mit welchen Aufgaben jeder einzelne war. Als er geendete hatte sah er Saturninus an. „Wenn noch Fragen sind... auch wenn Tiberios Frage hat, so stehe ich jederzeit zur Verfügung.“


    Tiberios unterhielt sich mit dem Vorarbeiter über irgendwelche Farbpigmente , und Saturninus meinte mit einem Blick auf ihn: "Ich hoffe, dass es nicht problematisch wird, dass er tatsächlich der einzige Unfreie zwischen Freien sein wird. Aber wir werden sehen. Wo machen wir den Vertrag? "


    Es konnte hier sein oder im Officium des Tiberius. Auf jeden Fall hielt Saturninus die Werkstatt für ein lohnendes Geschäft. Und im Gegensatz zu einem Senator war er als Ritter in seinen Geschäften nicht eingeschränkt.

  • Nero schüttelte den Kopf. „Nein das glaube ich nicht. Ich denke sogar, dass er sich gut hier einfügen wird und die Männer hier... nun ja sie denken nicht so in Standesdünkel wie andere in Rom.“ Ja Nero kannte das Problem, man betrachtete viele als weniger Wert, nur weil ihre Ahnen nicht hochangesehen waren und so weiter, Nero hatte diese Vorurteile nicht und doch hatte er sich den Gepflogenheiten gebeugt und nur eine Ehefrau seines Standes als akzeptabel betrachtet. Das er so viel Glück mit seiner Frau hatte, dafür dankte er den Göttern. „Nun den Vertrag schließen wir ab, wenn du das nächste mal bei mir in der Villa bist. Ich möchte dich gern nach den Spielen zu einer Cena einladen.“ Ja er wollte den Furier gern mal im privateren Rahmen kennenlernen und ihm auch dann seien Frau vorstellen. Natürlich würde er sie schon bei den Spielen treffen, aber üblicherweise hielten sich Faune in der Öffentlichkeit ja eher bedeckt.

  • Tiberios kam, einen Hammer in der Hand, recht eingestaubt, aber heiter auf die Römer zu. Er hatte in den letzten Minuten Keramik zerschlagen. Er gab den Hammer an Quintus zurück: "Ich danke dir", sagte er und strich sich noch mehr Staub aus den Locken.

    Er vernahm die letzten Worte von Dominus Caudex an den Furius, und er war zufrieden. Das war eine große Ehre für Dominus Aulus.

    "Darf ich gleich hier bleiben, Dominus?", fragte er: "Nachher wollen wir noch die zukünftigen Mosaiksteine rechteckig schleifen, das zeigen mir die Frauen, und dann werden wir sie sortieren und ein paar der unansehnlichen werden wir frisch glasieren. Und dann werde ich lernen, wie der Leim gemacht wird. "

    Er strahlte nun auch Dominus Caudex an, mit jener Freude, die er immer fühlte, wenn er sich etwas Neues erschloss. Er wusste aber auch, dass der Tiberius ihn verstand, mehr als Dominus Aulus. Auch Dominus Caudex war ein Forscher ins Unbekannte, auch er hatte mit der VDR Neuland erschlossen.

    Mit ihm fühlte der Grieche eine geistige Verbundenheit. Er hoffte nur, dass Dominus Caudex sich noch daran erinnerte, auch wenn er, der Sklave, mit keiner Silbe darauf anspielen würde.

  • Nero schüttelte den Kopf. „Nein das glaube ich nicht. Ich denke sogar, dass er sich gut hier einfügen wird und die Männer hier... nun ja sie denken nicht so in Standesdünkel wie andere in Rom.“ Ja Nero kannte das Problem, man betrachtete viele als weniger Wert, nur weil ihre Ahnen nicht hochangesehen waren und so weiter, Nero hatte diese Vorurteile nicht und doch hatte er sich den Gepflogenheiten gebeugt und nur eine Ehefrau seines Standes als akzeptabel betrachtet. Das er so viel Glück mit seiner Frau hatte, dafür dankte er den Göttern. „Nun den Vertrag schließen wir ab, wenn du das nächste mal bei mir in der Villa bist. Ich möchte dich gern nach den Spielen zu einer Cena einladen.“ Ja er wollte den Furier gern mal im privateren Rahmen kennenlernen und ihm auch dann seien Frau vorstellen. Natürlich würde er sie schon bei den Spielen treffen, aber üblicherweise hielten sich Faune in der Öffentlichkeit ja eher bedeckt.

    Das war eine Ehre für Saturninus, selbst wenn er als junger Klient nur an den Katzentisch plaziert werden würde, was er aber nicht glaubte, denn durch die Übernahme der Werkstatt und durch die Bitte, die Eröffnungsrede zu halten, hatte ihn Caudex zumindest schon einmal in seinen äußeren Kreis gezogen. Er gehörte mit zum Gefolge, man prägte sich sein Gesicht ein.

    Er erwiderte: "Es ist mir eine Ehre und eine Freude gleichermaßen, Patron. Wir sehen uns also bei den Spielen.Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit."



    Und dem Tiberios sagte er: "Ja, du kannst hier bleiben, wenn du willst. Aber denke daran, dass du mein Geschäftsführer bist und kein Mosaikleger. Mosaikleger gibt es hier schon genug."

    Da er die Pferde wieder mit zurücknehmen würde, musste Tiberios dann auch sehen, wie er nach Hause kam, aber das würde er schon merken. Doch er dachte daran, dem Griechen ein Maultier oder einen Esel zu besorgen, damit er zukünftig ein Transportmittel hatte.