Jetzt bot sich Aulus ein Spektakel, denn zum allerersten Mal durfte er den Dieb sprachlos erleben. Quintus stand sogar der Mund offen, weil ihm die Kinnlade heruntergeklappt war. Nicht nur, weil er nach seiner Bezahlung gefragt worden war, sondern auch, weil ihm in Aussicht gestellt worden war, ihn dem besagten patrizischen Freund vorzustellen, der sich derzeit im Wahlkampf befand. Das Amt beschäftigte sich nicht in geringem Maße mit der Gefahrenabwehr und Quintus konnte nicht verneinen, dass er genau der richtige Mann war, um einer solchen Person zu dienen. Man konnte wohl behaupten, dass sich einem Jungen aus der Subura äußerst selten eine solche Chance bot. Also musste er liefern. Und dem eben noch verhassten Aulus womöglich doch etwas in den Arsch kriechen…
„Ich… a-also, wow“, machte er und konnte seine Verwirrung nun wirklich nicht mehr verbergen. „Dann… werde… ich dir dein Geld mal zurückholen.“
Und dann, er wollte es kaum glauben, fragte ihn der Furier noch nach seiner Meinung.
„Was ich dazu sage?“, antwortete er und konnte sein breiter werdendes Lächeln kaum unterdrücken. „Das klingt großartig!“
Verdammt, jetzt freute er sich auch noch wirklich. Das durfte doch nicht wahr sein. Was sollte der nur von ihm denken? Seine ganze Lässigkeit war dahin.
Nun war Quintus natürlich kein Politiker. Er war schlau und konnte sich – wenn die Euphorie vorbei war – sicher denken, dass das alles keine Nächstenliebe zur Grundlage hatte, doch die komplizierten Verflechtungen, die Aulus da ausbrütete, die kamen ihm nicht in den Sinn.
Zuvor galt es jedoch, einige sehr ernste Dinge zu besprechen, denn wie sich Aulus auf sein gestohlenes Geld konzentrieren konnte, wenn jemand nach seinem Leben trachtete, war Quintus wirklich ein Rätsel. Doppelt blöd wurde die Sache, wenn Aulus starb, bevor er seine Empfehlung aussprechen konnte. Doch Quintus hatte das Gefühl, sich nun bereits zu viel herausgenommen zu haben. Weiterer Widerspruch konnte die Lage nur verschlimmern. Also nahm er sich vor, möglichst handzahm zu bleiben.
„Ich war mal im Mare Lamentorum“, bestätigte er und erinnerte sich genau, dass er den beiden gegenüber betont hatte, dass man dort hinunter nur aus einem einzigen Grund ging. Jedoch führte er es nicht weiter aus.
„Hm… Ich vermute, es könnte sein“, sagte er zurückhaltend auf die Frage, ob dort unten kriminelle Machenschaften ausgebrütet wurden. „Die meisten dort unten haben kein Interesse daran. Das ist ja auch der Grund, weshalb Dextrus keinen gefunden hat, der ihm helfen will. Aber wenn jemand besonders findiges dort unten arbeitet, würde es niemanden interessieren. Keiner bekäme es je raus. Die Frage ist, was das mit dem Fall zu tun hat.
Um ehrlich zu sein bezweifle ich, dass Dextrus selbst überhaupt vom Mare Lamentorum weiß. Es widerspricht sich zu viel. Das heißt, wir kommen nicht über den Mittelsmann an Dextrus heran, sondern nur über Dextrus an den Mittelsmann. Das Rätsel entwirrt sich erst, wenn wir gegen Dextrus vorgehen.
Das Problem ist aber, dass keiner dem Zeugnis von Kriminellen aus der Subura glauben wird. Also… müsste sich jemand bei Dextrus einmal umsehen, oder?“