Die Subura war das vielleicht bunteste, quirligste, auf jeden Fall aber eines der ärmsten Viertel von Roma, durchzogen von dunklen Gassen und pfeffrig riechenden Insulae, die sich aneinander drängten, um den Bewohnern auch das letzte bisschen Tageslicht zu nehmen. Hier wagte sich kaum jemand hinein, der sich nicht auskannte. Hier gab es Diebe, Räuber, Totschläger, sicarii und Prostituierte für jeden Geschmack an jeder Ecke. Aber es war auch ein Viertel der kleinen Leute; der Römer, die aus der Provinz kamen, der armen Freigelassenen und der Ausländer, die ihr Glück suchten, der Walker, Wäscher und Färber, der arbeitenden Bevölkerung. Auch viele der Arbeiter der VDR lebten hier.
Noch enger wurde alles nicht nur durch das Gedränge, das aus den überfüllten Mietshäusern quoll, sondern auch dadurch, dass die Geschäftsleute meinten, ihre Waren vor dem Eingang auftürmen zu müssen. Ein Römer, der genauer hinsah, entdeckte bestimmt zwischen all dem Trödel, der angeboten wurde, ab und zu ein Stück, was ihm kürzlich geklaut worden war.
Der Eques Furius Saturninus war mit acht Veteranen, die ihm sein Patron dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat, aufgebrochen, um zu sehen, ob er den Einbrecher, der seiner Meinung nach die Cura Annonae, die Göttin Annona und auch ihn beleidigt hatte, nicht aufstöbern konnte.
Vom argiletum, der Hauptstraße aus verteilten sie sich sternförmig in alle Richtungen.Sie hatten eine Beschreibung und wussten, nach wem sie Ausschau hielten.
Saturninus hielt sich ein Tuch getränkt in Veilchenöl vor Mund und Nase, denn verschiedenartige Gerüche umwaberten sie, und er erntete ab und zu von dem Veteran, der ihn begleitete, einen Seitenblick. Der Mann hieß Cosconius, und war, wenn man ihm glauben schenkte, während seiner Militärzeit bis zu den Knien in menschlichem Unrat gewatet. Ein wenig Subura konnte den grimmig dreinblickenden Mann nicht schrecken. Er war ungefähr einen Kopf größer als der Furius und doppelt so breit, und machte was her.
"Was machen wir, wenn wir den Kerl finden?", fragte er. Allzugut war er auf den Dieb nicht zu sprechen, wie viele Plebejer hatte er einen Bezug zur Annona.
Saturninus überlegte:" Lasst ihn uns erst finden!", meinte er.
Sein Ziel war das Farbengeschäft, welches Tiberios an jenem Tag hatte besuchen wollen, vielleicht hatte der Furius Glück und der Mann war nicht zufällig ganz in der Nähe gewesen.
Eventuell wusste der Inhaber ja schon, wer das sein konnte, wenn man ihn ausdrücklich danach fragte.
Reserviert
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