Officium Pontifex Aurelius Rufio

  • Ich wies mit einem Handzeig in die Regia hinein. "Lass und in mein Officium gehen." sagte ich und schritt langsam in jene Richtung. Es war nicht weit, so brauchten wir auch nur ein paar Momente. Im Officium angekommen bot ich dem Furius einen Platz an und nahm auch selbst wieder an meinem Schreibtisch Platz. "Mit welchem rat kann ich dir helfen?" Ja er war immerhin nicht zum plaudern hier, er wollte mich in meiner offiziellen Funktion sprechen. plaudern könnte wir auch nachdem er seien Anliegen vorgetragen und ich es hoffentlich zu seiner Zufriedenheit erledigt hatte.

  • Saturninus nahm Platz und legte die Fingerspitzen aneinander, um nachzudenken, wie er sein Anliegen am besten vorbringen konnte. Dann sagte er:

    "Mein Officium wird es durch zwei vergoldete Figurinen der Göttin Annona geschützt. Eine trägt ein Füllhorn und die andere einen Getreidescheffel, und ich opfere ihnen vor meinem Tagewerk immer etwas Weihrauch, auf dass ihr Segen auf dem liegt, was ich tue. Nun waren sie von Einbrechern entwendet gewesen, aber die Sache nahm ein gutes Ende, beide kehrten unversehrt zu mir zurück. "

    An dieser Stelle dachte Saturninus doch mit einer gewissen Wertschätzung an Quintus, der sie immerhin nicht eingeschmolzen hatte:

    "Dennoch wollte ich wissen, ob es ratsam ist, ihnen ein besonderes Opfer zu bringen oder sie irgendwie kultisch zu reinigen. Der Dieb war....von respektloser Natur, ich weiß nicht, was er mit den Göttinnen angestellt hat."

  • Ich lehnte mich zurück und faltete meine Hände während ich dem Furius lauschte. Ich nickte und sagte dann. „Nun deine Opfer haben auf jeden Fall etwas bewirkt. Immerhin sind die Statuen zu dir zurückgekommen unversehrt. Das ist einen Zeichen der Götter.“ Sagte ich, ja ich musste so was sagen. Aber mal ehrlich, wie wahrscheinlich war es, dass ein Dieb seien Beute – und dann noch wertvolle, immerhin waren die Statuen aus Gold – zurück gab. Ja das war eindeutig ein Zeichen. „Ich denke also einen Reinigung sollte nicht von Nöten sein, ein Dankesopfer würde ich jedoch dringen raten, damit die Göttin dir auch zukünftig gewogen ist.“ Ja ich denke das wäre in so einem Fall durchaus angemessen.

  • Der Gedanke, ein persönliches Zeichen der Götter erhalten zu haben, war schmeichelnd und beängstigend zugleich. Der Rat des Pontifex, ein Opfer dazubringen, wurde daher von Saturninus erleichtert aufgegriffen: "Die Dea Annona ist die gütige Spenderin der Gaben des Feldes", sagte er: "Ein unblutiges Opfer wird sie, hoffe ich, mit allem versöhnen. Ich danke dir, Pontifex Aurelius Rufio für deinen Rat. ", die Spannung wich von dem Furius, da er nun wusste, dass er immer noch in der Gunst der Göttin stand.

    Nun lehnte er sich zurück und schenkte Rufio einen aufmerksamen Blick:

    "Werter Aurelius Rufio, ich frage mich die ganze Zeit schon, ob wir uns schon einmal vor jenen Ludi Plebeii getroffen haben? Ich denke, ich habe dich bereits früher und in einem anderen Zusammenhang getroffen. Warst du vielleicht schon einmal in Parthenope in Kampanien - in jener lieblichen Stadt habe ich den größten Teil von Kindheit und Jugend verbracht."

  • Ich nickte. „Ja das wird die Göttin freuen und dir weiter ihr Wohlwollen sichern.“ Sagte ich und achte das er mich nun fragen würde wann und wo er es am besten durchführen sollte, aber es kam eine gänzlich andere Frage. Ich schüttelte verneinend den Kopf. „Nein da muss ich passen. Ich war nie in Parthenope in Kampanien.“ Aber wenn er der Meinung war mich zu kennen.... nun wo und wie hätten wir uns begegnen können? „Ich war hier in Rom, aber die meiste Zeit habe ich in Athen verbracht dort habe ich auch studiert. Wie sieht es bei dir aus?“ Fragte ich nun meinerseits, aber bisher machte es nicht wirklich klick bei mir. Nein ich erinnerte mich wirklich nicht, aber ich hatte ja auch so viele Leute kennengelernt. Vor allem viele, die meine Familie kennenlernen wollten, weil sie sich davon Vorteile versprachen. Aber der Mann hier nein er schien keiner von denen gewesen zu sein, denn die Gesichter hatte ich mir gemerkt, eben jene die nur ihren Vorteil gesucht hatte in einer Freundschaft oder Bekanntschaft zu mir.

  • "Dann war es vielleicht in Athen?", fragte Saturninus: "Ich war zur Vollendung meiner Studien den Jahren 879 und 880 dort."Das war nicht ungewöhnlich für junge Römer, die es leisten konnten, ungewöhnlich war nur die lange Dauer.

    Aber Saturninus hatte bescheiden gelebt, und wenn er ehrlich war, hatte ihn nicht viel nach Hause getrieben. Bei den gleichen Lehrern waren der Aurelius und er vermutlich nicht gewesen, sonst hätten sich beide wohl daran erinnert. Doch ab und zu wenn ein berühmter Vortragende kam, waren die Stoa des Attalos oder die Römische Agora oder wo sonst gesprochen wurde, voll mit bildungsbeflissenen jungen Leuten.


    "Mein Lehrer Sextos war ein Vertreter der pyrrhonischen Skepsis. Doch habe ich auch das Glück gehabt, in meinem letzten Jahr Epiktetus zu hören, bevor er sich ganz und gar nach Nikopolis zurückgezogen hat. Es ging über die praktische Anwendung der Philosophie in der Politik, als hätte er sich gerade an die anwesenden Römer gewandt, und die Stoa platze aus den Nähten.",


    Saturninus erinnerte sich gerne an diese Zeit, auch wenn er das Gefühl hatte, dass die hohen Ambitionen, die er zu dieser Zeit gehabt hatte, in den täglichen Mühlen des Tagewerkes untergingen. Doch damals hatte er keine Rücksicht auf Rang und Namen nehmen müssen. Er war einfach nur der gute, alte Aulus aus dem ländlichen Italia gewesen. Doch wie gesagt, Rufio kam ihm bekannt vor, und vielleicht hatte er ihn schon einmal bei einer der großen Veranstaltungen gesehen, zumal er in Athen gelebt hatte.

  • „Epiktetus...“ Überlegte ich laut. „Nun dann denke ich, dass wir den gleichen Vortrag gehört haben. Ich habe ja mein komplettes Studium in Athen verbracht und ja auch ich war in jenem Vortrag bevor er sich ganz zurückzog.“ Ich schmunzelte und lehnte mich etwas zurück. „Der war aber auch überlaufen, fandest du nicht auch. Ich mein da hat man Studenten getroffen, die sonst nie wirklich nie bei einem Vortrag waren.“ Da wir nun zum eher privaten Teil des Gespräches über zu gingen schienen, fragte ich meine gegenüber auch. „Möchtest du auch einen Wein?“ Er hob mich um aus einem Schrank einen Krug und zwei Becher zu holen. „Hatten deinen Eltern dich auch zum Studium verdonnert, wie so manch anderen oder hast du es freiwillig getan?“ Ich selbst wollte ja ein ordentlichen Studium um eben von zu Hause wegzukommen, wo ich eh nur im Schatten meiner Brüder stand. Ich goss mir einen Wein ein und sah den Furius fragend an.

  • "Oh ja, da waren viele dieser sonst eher halbherzigen Studenten", erwiderte Saturninus etwas verlegen grinsend und dachte daran, dass er oft auch lieber bei Thalia im Bett geblieben war; allerdings verstand die Freundin auch einiges von Philosophie:

    "Einen Wein nehme ich gerne - jetzt weiß ich, woher ich dich kenne - du hast die Hand gehoben und dem verehrten Epiktet eine glänzende Frage gestellt. Zumindest ich habe deine Schlussfolgerung bewundert. Und Epiktet hat auch gleich geantwortet. "

    Obgleich der alte Philosoph ein berühmter Mann war, war er liebenswürdig gegenüber jedermann, und man sagte, er lebe so bescheiden, dass er seine Haustür nie abschließen musste, da für Diebe nichts zu holen war:

    " Ist das richtig? Das warst du, oder?
    Ich hielt den dunkelhaarigen Jüngling, also dich, für einen waschechten jungen Athener, bis mir jemand sagte, dass du ein Aurelius wärst.
    "
    , unter Umständen hätte sich ein Römer beleidigt fühlen können, für einen Achaeer gehalten zu werden, aber auf philosophischem Gebiet war es ein Lob seiner Intellektualität und einer gewählten Sprache. Saturninus selbst hatte, obwohl er als Kind in Parthenope Griechisch gesprochen hatte, den schwerfälligen italischen Akzent nie abgelegt:

    "Nein, meine Eltern haben mich nicht verdonnert. Sie sind beide schon lange tot, und ich bin bei im Hause einer Pflegemutter aufgewachsen - meine Onkel waren Soldaten und nie zuhause. Aber ich hatte griechische Lehrer, und der letzte von ihnen, mein guter Philolaos hat immer davon gesprochen, dass man überhaupt sich nur gebildet nennen kann, wenn man in Athen war, also wollte ich unbedingt hin. Und was hat dich zu jener Mutter der Weisheit gezogen? Elterlicher Druck oder inniges Verlangen?"

  • Ich grinste und goss ihm einen Wein ein. „Nun manchmal findet auch einen blindes Huhn ein Korn...nicht wahr.“ Ich lachte. „Nein mich hatte das Thema immer interessiert. Zu schade, dass er nicht mehr Zeit für einen längere Diskussion hatte.“ Sagte ich und prostet meinem Gast nun mit dem Becher zu. „Nun ich bin dort aufgewachsen und ich denken zumindest in meiner Kindheit gab es kaum einen Unterschied zwischen Römern und Athener.“ Ja ich war mitunter versnobt, aber ich hatte nie einen Problem damit, wenn man mich als Athener bezeichnet. „Nun ich hatte die Wahl entweder die discipina etrusca zu studieren oder eben meine Studium in Athen zu absolvieren. Da mein Blut nicht rein etruskisch ist, wäre es dort wohl sehr schwer für mich geworden. Aber das ich Pontifex werden wollte satdn schon früh für mich fest und nun ja ich strebe auch den Flamen an. Deswegen war ich immer der Meinung, dass jenes Studium nicht schaden kann.“ Ich nahm noch einen Schluck und sah meine Gegenüber an. „Dich hat es also nie zur Legion gezogen? Du wolltest deinem Onkel nicht nacheifern?“

  • "Das ich in den zivilen Dienst ging und nicht zu den Soldaten, war Zufall, als ich nach Roma zurück kehrte, holte mich der erste Ehemann meiner verstorbenen Mutter, der mein Patron wurde und sich immer etwas für mich verantwortlich gefühlt hat, in die kaiserliche Kanzlei. Ich merkte bald, dass die Feder, nein, nicht mächtiger als das Schwert, doch genauso mächtig sein kann. Und dann begann mich die Bürokratie zum Wohle der Bürger zu interessieren. Was erobert wird, muss alsbald verwaltet werden", sagte er.


    Die Wahrheit war, dass er, Saturninus, kein zielstrebiger Jüngling gewesen war. Athen hatte ihn fasziniert, Alexandria hatte den Reiz eines langen schläfrigen Sommernachmittag, und hätte er nicht bemerkt, dass sein Geld zur Neige ging, wäre er vermutlich auch noch nach Antiochia am Orontes gezogen; als einer jener liebenswürdigen jungen wohlhabenden Römer, die sich für Wagenrennen, schöne Frauen und gewagte Thesen interessierten, aber ansonsten die patria patria sein ließen:


    "Wie funktioniert das eigentlich mit dem etruskischen Blut und der disciplina etrusca?.Und was ist zu tun, um zu wissen, was das Schicksal bereithält?.", fragte er:

    "Ich hatte solch ein Gespräch kürzlich mit einem Bekannten, da riet er mir, ich solle einen Etrusker fragen. Dann nehme ich es als Zeichen, dass ich gerade vor einem sitze. Und ich bin sehr froh darüber, einen so frommen Mann, der die Ernennung zum Flamen anstrebt, befragen zu können. Darüber würde ich gerne mehr erfahren. "


    Saturninus wusste nur, was jeder in Roma über Flamines wusste, dass die Männer hochheilig und sehr vielen Regeln unterworfen waren, die den gewöhnlichen Alltag einschränkten. Er bewunderte es, wenn jemand in solch jungem Alter diese feste Berufung hatte, und er interessierte sich für die Lebenswege und Entscheidungsfindungen anderer. Denn er war besessen vom Gedanken an Schicksal, dem der anderen und seinem eigenen:


    "Was ist deine Meinung dazu, wo ich der Göttin Annona opfern und welche Art Opfer gebracht werden sollte? Ich möchte keinesfalls die gütige Annona verärgern", sagte er.

  • Ich trank von meinem Wein und lehnte mich zurück. „Die Liebe zur Bürokratie... so so. Ich muss ehrlich gestehen, dass dieses Bürokratie es ist, die mich mitunter abschreckt oder mich den letzten Nerv kostet. Aber ja ich sehe die Notwendigkeit darin.“ Ich stellte meine Becher weg und zuckte dann mit den Schultern. „Nun mein Blut ist zu verwässert. Meine Großmutter war Etruskerin. Ihr Mann jedoch Römer so ist auch schon nur mein Vater ein halber Etrusker, da auch er eine römische Frau hat.. nun ja ich habe zu wenig etruskische Blut in mir um an der Akademie etruskische Lehre zu studieren. Es ist ein langes Studium und man lernt dort die Zeichen richtig zu deuten um korrekte Weissagungen zu treffen. Man wird in der libri haruspicini (Eingeweideschau), der libri fulgurales (Blitzlehre), dem libri rituales diese beinhaltet Riten der Stadtgründung und Feldvermessung (Limitationslehre), Weihung von Heiligtümern, Festungsanlagen und Stadttoren , Einteilung der zivilen und militärischen Ordnungssysteme. Zudem wird die libri fatales (Säkularlehre), die libri acherontici (Jenseitslehre) und die ostentaria (Vorzeichenlehre)unterrichtet. Wie ich schon sagte es ist ein sehr umfangreiches Studium.“ Versuchte ich grob zum umreißen,was die etruskische Lehre umfasst. „Also vor dir sitz sozusagen nur ein viertel Etrusker. Wenn du tatsächlich einen Weissagung möchtest, meine Onkel Aurelius Lupus, der kann dir eine Weissagung geben oder eben Zeichen deuten. Er hat an eben jener Akademie studiert und auch seien Sohn ist gerade dort um die Lehre zu studieren.“ Ja Weissagungen und Deutungen? Nein das war nicht meines, aber ich konnte wenn ich derartiges benötigte ja zum Glück auf meine Onkel zurückgreifen. „Soll ich ihn mal fragen, ob und wann er Zeit für dich hat?“ Bot ich an, denn meine Onkel sah es immer positiv, wenn die Bürger seien Dienste in Anspruch nahmen und sich die Zeichen deuten ließen.

    „Nun ich würde ihr Getreide und Früchte opfern, etwas Wein natürlich auch. Und dies würde ich an ihrem Schrein* tun, der beim Forum Esquilinum ist.“




    Sim-Off:

    *
    ich weiß gerade gar nicht ob die einen eigenen Tempel in Rom hatte,
    deswegen habe ich einen Schrein gewählt.

  • "Die etrusca disciplina klingt in der Tat beindruckend.", sagte Saturninus:"Du hörst das bestimmt nicht das erste Mal, doch auch ich habe eine gewisse Scheu vor allem, was etruskisch ist.
    Den edlen Aurelius Lupus habe ich während der Ludi Plebeii flüchtig kennen gelernt, aber ich bin nur der Klient seines Klienten Tiberius Caudex und kein Patrizier.
    "

    Saturninus hatte noch keine Gelegenheit gehabt, den Aurelius irgendwie zu beeindrucken, meinte er damit, auch wenn der Ältere durchaus nicht unfreundlich ein paar Worte mit ihm gesprochen hatte. Aber er war nicht wichtig genug, das wusste er, auch wenn das Wort "noch" unausgesprochen dabei mitschwang:

    "Wenn du jedoch für mich eintreten würdest, Aurelius Rufio, wäre ich dir zu großem Dank verpflichtet.", sagte er:

    "Die gütige Annona verlangt ein unblutiges Opfer, und ich werde es so tun wie Du sagst.*
    Desweiteren habe ich mich gefreut einmal jemanden aus den verflossenen Tagen in Athen wieder zu treffen. Ich weiß, dass es seltsam ist, dem hinterherzuhängen.
    "
    jetzt grinste er, denn es war als halber Witz gemeint:

    "Vielleicht ist es auch deswegen so, weil ich noch nicht verheiratet bin. Eine gute Ehefrau macht einen häuslich, sagt man. " Er hatte ja die überaus hübsche Claudia Agrippina ebenfalls begrüßt, und natürlich war es auch für ihn spürbar gewesen, dass die Ehe, obgleich vermutlich aus politischem Kalkül geschlossen, überaus glücklich war



    Sim-Off:

    * Diva Annona erscheint nur auf Münzabbildungen, ob und wie ihr Kult war ist nicht bekannt. :zuck:

  • Ich neigte meinen Kopf leicht. „Nun ich kann ihn natürlich fragen. Aber egal ob du meinem Onkel bekannt bist oder nicht. Jeder der seinen Rat in Dingen Weissagungen sucht ist ihm willkommen. Er meint eh immer, dass viele Römer dies vernachlässigen. Es sollte viel mehr den Rat der Etrusker suchen und sich die Zeichen zum Beispiel für einen Amtszeit oder dergleichen deuten lassen. Nur noch wenige suche die Haruspex um ihren Rat und ihre Deutung zu erfragen. Ich würde also eher sagen, wenn du ihn anschreibst und um einen Deutung bittest, dann steigst du in seiner Achtung.“ Ja das wäre sogar ganz sicher. Jeder der Wert auf diese Deutungen legte war meinem Onkel willkommen. „Aber natürlich trete ich auch gern für dich ein. Ich werde ihn fragen, wann er Zeit hat und dir dann den Termin mitteilen. Meistens ist das so, das meine Onkel zu demjenigen nach Haus kommt. Ein Tier müsstest du besorgen, damit er die Eingeweideschau durchführen kannst.“ Ja ich konnte ihn natürlich fragen, jedoch dachte ich immer noch, dass ein Schreiben mit der Bitte um Deutung meinen Onkel mehr beeindrucken würde. Ich lachte. „Nun hänge wir nicht alle den Zeiten nach, als unsere einzige Pflicht aus ein wenig lernen bestand?“ Dann prostete ich ihm zu. „Dann trinken wir darauf, dass du bald einen gute Ehefrau finden magst.“ Sagte ich und hob meinen Becher um einen Schluck zu nehmen. „Damit auch du häuslich wirst. Gibt es denn schon ein paar die für dich in Frage kommen?“

  • "Das will ich gerne tun, und das Tier soll ganz nach den Erfordernissen des werten Aurelius Lupus bereit stehen.", sagte Saturninus. Die Götter waren für den sonst durchaus spottlustigen Furius ein ernstes Thema, und ein wenig von diesem Ernst blieb nun bei ihm:

    "Ja, du hast ganz recht, diese Zeit war sehr unbeschwert.", sagte er und hob den Becher: "Auf alle guten Ehefrauen"


    Er wusste davon, dass Claudia Agrippina , die Gattin des Pontifex, diesem noch keinen Erben geschenkt hatte, doch er sah das Problem mit der ihm eigenen Pragmatismus: Die Hand einer Claudia war per se schon eine Trophäe. Eine mangelnde Ernte konnte am schlechten Boden, doch auch am schlechten Sämann liegen, das eine oder das andere konnte ausgetauscht werden. Er war sich fast sicher, dass der eine oder andere wackere Freigelassene in den besten Familien sein Andenken hinterlassen hatte und notfalls auch einen kompletten Säugling. Oder es gab die Möglichkeit, einen Heranwachsenden als Sohn anzunehmen, das war noch besser fand er, denn bei eigenen Kindern wusste man doch gar nicht, ob sie wohlgeraten sein würden. Ein Adoptivsohn würde unter Umständen talentierter und auch dankbarer sein:


    "Nein, ich habe noch nicht wirklich jemanden in Aussicht. Sie müsste meinem Stand entsprechen, und wenn sie mir gute Verbindungen schafft, um so besser.", sagte er und auf die Häuslichkeit angesprochen, lachte er:

    "Sofern sie nicht ganz grauslich anzusehen oder dumm ist, wird sie mich schon im Hause halten, denke ich. Nicht jeder kann das große Glück haben, welches du mit der schönen und klugen Claudia Agrippina hattest.",er trank einen Schluck:

    "Einer von beiden wird mich wohl verkuppeln: Entweder meine Cousine oder mein Patron. Oder gibt es eine Verwandte aus deiner Gens, die heiratslustig ist?"

    Saturninus machte sich nichts vor: Er war ein plebejischer Ritter, und eine Aurelia würde ihn nur heiraten, wenn sie musste. Und müssen tat sie nur, wenn es zuvor einen handfesten Skandal gegeben hatte. Und nicht mal dann - man konnte das Mädchen auch auf ein Landgut schicken, bis Gras über die Sache gewachsen war. Doch da Aurelius Rufio die Ehefrauen erwähnte, konnte man sich ja vorsorglich zur Verfügung stellen.

  • Ich nickte. „Ja die Auswahl des Tieres ich wichtig. Aber meine Onkel hat da die entsprechende Erfahrung und wird nicht richtig betraten.“ Sagte ich zuversichtlich, denn ja derlei Dinge waren meinem Onkel wichtig und er legte alle nötigte Sorgfalt an den Tag, die nötig war um alles zum guten gelingen zu bringen.

    Ich lachte leise. „Nun ich denke die richtige wird sich schon finden und wenn du schon zwei im Nacken hast, die für einen Ehefrau sorgen, bist du ja schon mehr als genug versorgt.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Nun heiratswillige gibt es immer. Aber ich selbst hatte ja auch nur wenig Mitspracherecht bezüglich meiner Ehefrau. Da ich wie du weißt hat meine Tutor da das sagen. Ich hatte Glück mit seiner Wahl.... aber mir war immer bewusst, dass ich heiraten werde wen er für mich bestimmt. Und wenn sie gruselig aussehen sollte, dann kann man immer noch das Familienwappen über ihren Kopf ziehen. Denn genau dafür tun wir doch alles... für die Familie.“ Sagte ich und nahm noch einen Schluck des Weines. „Und es ist ja nicht so, dass man sich mit einer hässlichen dummen Ehefrau immer umgeben muss. Zum Glück sind wir Männer und wir können auch außerhalb der Ehe für Abhilfe und oder eben für schöne Frauen in unserem Bett sorgen.“ Ja ich sah das nicht so eng. Wenn man eine hässliche oder prüde Ehefrau zu Hause hatte, dann musste man doch den Mann verstehen der sich was neben her suchte. Es hatte ja auch Kaiser gegeben, die ihre Liebschaft vorgezeigt hatten. Schließlich hatte das ja auch was mit Manneskraft zu tun. So grinste ich nun auch, als ich leiser sagte. „Ich geh doch aber mal davon aus, dass du auch ohne Ehefrau mit Bett gut versorgt bist.“

  • Jetzt lachte Saturninus auf: "Du hast recht, man kann die Augen schließen und an die Patria denken, wenn sie hässlich ist.", sagte er: "Doch wenn sie dumm ist - dann kann man nur hoffen, dass sie ein gutmeinender Gott auch noch mit Stummheit schlägt. ",

    er hob wieder den Becher:

    "Auf die Familie. Und darauf, alles für ihr Wohlergehen zu tun.", leider dachten nicht alle in der Familie gleich, und trotzdem war er jederzeit dazu bereit, auch schwarze Schafe zu beschützen und wenn es möglich war, sie weiß zu waschen:


    "Im Bett bin ich versorgt, ja,", gab er zu: "Dennoch - eine wirkliche Gefährtin hätte ich gerne. Wenn ich so überlege, ich glaube fast, dass mir ein guter Charakter das Wichtigste wäre, eine echte Mater Familias. Dein Tutor meinte es bestimmt sehr gut mir dir. Ich war immer der Ansicht, dass wir Römer noch nie über den Rat einer klugen Frau erhaben waren. Das ist in der Tat anders als in Griechenland. Unsere Frauen sind ganz politische Wesen."


    Zwar war es auch in Athen nicht mehr wie in zu Zeiten von Perikles, dennoch waren ihm die verheirateten Frauen und jungen Mädchen zurückhaltender erschienen als die Römerinnen, und noch immer war ihr Platz bevorzugt im Gyneikon, dem Frauengemach. Wenn eine Frau frei und frech mit einem parlierte, war es vermutlich eine Hetäre, zumindest hatte der Römer Saturninus diese Erfahrung gemacht.

  • Nun lachte ich auch. „Ja genau für die Familie.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Nun wenn sie dumm sind , sollen sie angeblich gut im Bett sein... nicht das ich da Erfahrung hätte. Aber ja ich kann deinen Wunsch verstehen, Zumal ich wirklich Glück hatte und eine bekommen habe, die mich und auch meine Ziele unterstützt.“ Ja ich hatte wirklich Glück. Meine Frau sah nicht nur gut aus, sondern hatte etwas im Kopf und teilte sie selben Ziele wie ich. Das war wirklich einen Glücksgriff. „Aber wenn du im Bett versorgt bist, dann hast du doch alle Zeit der Welt dich umzusehen. Aber ich verspreche dir, dass ich die Augen aufhalte und wenn ich eine Frau für dich kennenlerne, dann werde ich dir natürlich Bescheid geben.“ Warum sollte ich auch nicht, schließlich konnte man Freund der solche die das mal erden konnten oder zumindest Unterstützer immer gebrauchen. „Wir werde dich schon unter die Haube bekommen.“

  • "Ich kenne das Sprichwort, aber ich glaube es nicht!", schüttelte Saturninus den Kopf: "Du kommst doch aus Athen: Wer ist besser im Bett, ein einfaches und geistig schlichtes Straßenmädchen oder eine gebildete und kunstvolle Hetäre?", jetzt grinste er:

    "Ich denke, dumme Frauen sind vielleicht weniger anspruchsvoll und da fühlen sich manche Männer.... natürlich die Anwesenden vollkommen ausgenommen...uns unbekannte Männer meine ich, in ihrer Gegenwart einfach selbstsicherer und dann mag es sein, dass gewisse Funktionen besser funktionieren - wie gesagt, uns betrifft es nicht und auch sonst niemanden, den wir kennen.",

    er nahm noch einen Schluck Wein und so langsam machte sich angenehme Wärme in seiner Magengrube breit:

    "Ja, deine Claudia Agrippina ist wirklich ein Geschenk der Himmlischen", bestätigte er:

    "Ich verschmähe deine Hilfe keinesfalls. Solltest du je auf ein zweites Göttergeschenk treffen, gib mir Bescheid. Ganz soviel Zeit bleibt mir nicht. Der Caesar Augustus meinte, ich solle mit gutem Beispiel vorangehen und wäre ja jetzt eine gute Partie. Ich bin jetzt dreiundzwanzig.", er legte die Stirn in Sorgenfalten.

  • Ich lachte leise und trank einen Schluck von dem Wein. “Nun ich denke wir beide wissen, dass wohl jeder von uns eine gebildete und kunstvolle Hetäre bevorzugen würde.” Sagte ich und trank noch einen Schluck. “Aber wir beide wissen auch, wenn es unsere Familien verlagen, dann müssen wir eben auch eine dumme ehelichen. Ich hoffe dir bleibt wie mir so ein Schiksal erspart. Aber es ist doch wie es ist. Man tut alles für seine Familie auch die Dinge die einem nicht behagen.” Ja so war es nun mal ob man es wollte oder nicht, man tat es wenn es der Familie nützte. “Ja du hast Recht Saturninus... ich darf dich doch so nennen? Und würde mich freuen wenn du mich Rufio nennst ... wo wir uns doch schon so lange kennen..... Du hast Recht, ich bin die Göttern auch dankbar für diese Geschenk welches sie mir mit meiner Frau gemacht haben. Und ich bin hoffnungsvoll, dass wir eiene ansehnliche, kluge und gebildete frau auch für dich finden werden.” Sagte ich und prostete ihm zu, denn es wäre doch gelacht, wenn sich eien solche dame nicht auftreibe ließe. “Und wenn sogar der Caesar Augustus meint, dass du eine gute Partie bist, dann sollte es doch wirklich kein Problem sein.” Sagte ich und trank den letzten Schluck aus meinem Becher.

  • "Familiensinn und Sorge für das Vaterland - so sollte es zumindest sein, ja.", stimmte Saturninus zu: "Auch bei einer Dummen würde ich meine Pflicht tun. Dennoch, vielleicht sollte ich außer Annona auch noch der göttlichen Iuno opfern, damit sie mir eine gute Gattin bestimmt. "

    Die guten Wünsche des Aurelius und sein Anerbieten ließen das Lächeln des Furius bis zu seinen dunklen Augen wandern: "Es ist mir eine Ehre, wenn du mich Saturninus nennst", sprach er:

    "Auf dich, Rufio und auf die Freundschaft.", wieder trank er einen Schluck. Einen Freund in Romas Politikdschungel zu finden, war mehr wert als Gold:

    "Wenn ich auch einmal etwas für dich tun kann, dann mit Freude. Und ich danke dir für deinen Rat."


    Saturninus als Procurator Annonae stand den unteren Ständen nahe und konnte, wenn er es darauf anlegen würde, durchaus eine kleine Volkskundgebung zu Gunsten von jemandem zusammenbekommen. Da konnte er auf die Hilfe der Claudiana Charis bauen, der Eigentümerin der Insula Charis mit ihren vielen Mietern:

    "ich hoffe, ich habe dich nicht zu lange aufgehalten, Rufio", sagte der junge Ritter.