Anfisa und Diocles: Pulchrius in hortis gignitur nihil rosa*

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    Arkade LII Ludi Plebeii>>>


    Die Gärtner hatten sich Mühe gegeben, farbenprächtige Herbstblumen zu pflanzen, und in einer durch die Mauern geschützten Sonnenecke blühtern auch noch gelbe Rosen. Der Springbrunnen plätscherte in der Mitte der Anlage vor sich hin. Der Altar der Göttin Concordia war mit Kränzen geschmückt. Zwei junge städtische Sklaven fegten mit Reisigbesen Herbstlaub.


    Wie Diocles es vermutet hatte, waren jetzt wenig Leute hier, die meisten Einwohner Romas waren zu den Spielen gegangen oder bevölkerten den Vorplatz, um nach den Brotspenden anzustehen und noch ein wenig vom Spektakel mitzubekommen.


    Diocles schlenderte an Anfisas Seite, und war gerade einmal glücklich, bei ihr zu sein, aber wie es ihm so oft ging, wenn er etwas Kluges oder Schlagfertiges sagen wollte, war sein Kopf leer, und ihm fiel nichts Beeindruckendes ein.


    "Es ist schön hier, nicht?", sagte er schließlich: "Es sieht ganz aus wie der kleine Garten in Byzantium, in dem ich als Kind ab und zu spazieren ging. Sag einmal, Anfisa, woher kommen du und Acilinus eigentlich her? Wart ihr schon immer bei unserer Domina Sergia Severa?"



    Sim-Off:

    * Menander, Mon.286: Nichts wächst schöner im Garten als die Rose / Foto by Furia Stella

  • Anfisa wusste, das Porticus einer der beliebtesten und prächtigsten öffentlichen Plätze Roms war. Es wurde von Augustus zu Ehren seiner Frau Livia Drusilla erbaut. So freute sie sich, hier spazieren zu gehen. Das herbstliche Wetter war herrlich und es duftete immer noch nach Blumen. "Ja, es ist schön hier."


    Diocles war ein schweigsamer junger Mann und das gefiel Anfisa, sie konnte die Männer, die unaufhörlich plapperten, nicht leiden.


    Als er dann sprach, erzählte er kurz über seine Kindheit in Byzantium, "Und warst du schon immer ein Sklave, Dicoles ... ?" Anfisa seufzte bitter, "Nun, ich bin frei geboren in einem Dorf in Italien ... aber meine Eltern hatten keine Arbeit und kein Geld, so verkauften sie mich an einen Sergier, der später ums Leben kam und Domina Severa hat mich geerbt",


    Sie schwieg eine Weile, es waren keine schöne Erinnerungen, dann erzählte sie weiter, "Acilino ist kein Sklave. Unsere Eltern...", Anfisa machte eine abscheuliche Grimasse, "... sind weg gezogen und das Kind einfach allein gelassen... Da er aber wusste, wo ich war, kam er in die Casa Sergia und blieb dann da auch." Dabei lächelte Anfisa, "Er ist ein guter Junge und macht sich nützlich, überall, wo er gebraucht wird, aber er kann jederzeit weg gehen, er ist frei!"

  • "Das tut mir Leid.", sagte Diocles und warf Anfisa einen mitfühlenden Blick zu: "Gott sei Dank hat er dich Acilino in Rom wieder gefunden. Die Stadt ist ja sehr groß." Gott sei Dank sagte er, nicht: Den Göttern sei Dank:

    "Bestimmt will er gar nicht weg. Unsere Herrin hat ihn gerne, und er hat seine liebe Schwester hier."

    Bei diesen Worten schaute er Anfisa an, er fand sie nämlich auch sehr lieb:

    "Ich kenne meine Eltern nicht, Anfisa. Mein erster Herr hat mich auf einem Misthaufen gefunden, zumindest hat er mir das oft genug gesagt. " Besonders wenn er wütend auf Diocles gewesen war. Und oft mit dem Nachsatz verbunden, dass er ihn dort hätte lassen sollen, was den kleinen Diocles regelmäßig zum Weinen gebracht hatte.


    Er merkte, dass die Erinnerungen Anfisa melancholisch machten und ihn auch. Und er dachte bei sich, dass es wieder einmal typisch war, dass er, Diocles, mit dem hübschesten und nettesten Mädchen von Rom spazieren ging und sie traurig wurde. Andreas, dem einen furischen Sklaven, wäre bestimmt ein lustiger Spruch eingefallen, und er hätte sie zum Lachen gebracht. Tiberios vermutlich auch. Aber Diocles war immer sehr ernsthaft:

    "Doch jetzt haben wir es richtig gut.", meinte er: "Schau, die Sonne scheint, und wir dürfen wie feine Herren spazieren gehen. Und wir haben Zuckerkringel.", er nahm seinen und steckte ihn zurück in den Beutel:

    " Ich möchte meinen deinem Bruder schenken. Er ist doch noch im Wachsen.", sagte er.

  • Es war einen angenehmer Spaziergang im Park mit Diocles, das Wetter war auch noch warm, aber Anfisa war immer noch in ihre Gedanken vertieft dann vernahm sie Diocles leise Stimme,


    "Ja, Acilino hat es gut bei uns und er ist noch klein, um allein weg zu laufen...", Anfisa lächelte den jungen Mann an, "Natürlich kannst du ihm deinen Zuckerkringel schenken, er wird sich freuen."


    Dann erzählte Diocles über seine Kindheit, die er eigentlich nicht hatte, was sehr traurig war.

    "Es tut mir leid, Diocles, aber jetzt bist du bei Domina Severa auch gut aufgehoben..." Sie seufze leicht, "Mich schickt sie aber bald nach Ägypten, ich soll mich um ihre Casa dort kümmern"... , begeistert darüber war die junge Frau nicht!


    Anfisa nahm dann den Kringel aus ihrem Beutel und probierte es mal , "Danke Diocles, es schmeckt wirklich gut, wir können den aber teilen!"

  • Diocles hörte nur, dass Anfisa bald nach Alexandria reisen würde, und sein Herz wurde ihm schwer.

    Er traute sich nicht, so etwas zu sagen, aber er hatte seine Mitsklavin sehr, sehr gerne. Doch das zweite Haus der Domina war so weit fort, dass er Anfisa vielleicht nicht mehr wieder sehen würde. Zumindest nicht in diesem Leben.


    Er lächelte, als die junge Sklavin ihren Zuckerkringel mit ihm teilen wollte:

    "Danke, gerne.... o das ist wirklich gut.", sagte er, biss ab und kaute gründlich, bevor er ein Bröckchen hinunterschluckte.


    Dann überlegte er, was er noch sagen wollte. Er hatte nicht viele Besitztümer. Aber etwas Besonderes gehörte ihm, und das war die Bronzenadel mit dem Fischsymbol, die er als Lesezeichen benutzte. Sie würde er Anfisa jetzt schenken. Dann würde er auch sehen, wie sie darauf reagierte, und ob sie von den Christianern schon gehört hatte.


    " Wenn unsere Domina dich wirklich so weit in die Fremde schickt, dann wünsche ich mir, dass du immer beschützt wirst auf deinen Wegen.", sagte der junge Sklave sehr bestimmt, holte die Nadel aus seiner Gewandfalte und legte sie auf die flache Hand:

    "Schau, das ist der Ichthys, der Fisch." Es gehört mir. , sagte er und benutzte dabei das griechische Wort: "Hast du dieses Zeichen schon einmal gesehen?"

  • Diocles war ein netter junger Mann, mit dem Anfisa gern spazieren ging, aber er war auch sehr bescheiden und schweigsam. Sie hat jedoch mitbekommen, dass er nicht gerade froh war, dass sie bald nach Ägypten ging. Aber so war das Leben der Sklaven. Wohin ihre Herrschaften sie schickten, mussten sie gehorchen.


    Und nun wünschte Diocles, dass Anfisa in der Fremde beschützt werden sollte und gab ihr ein Amulett, das einen Fisch darstellte.


    "Wie könnte mich ein Fisch beschützen, Diocles?" fragte die junge Frau skeptisch, "Nein, ich habe dieses Zeichen noch nie gesehen ..., woher hast du es?" Das fremde Wort hat Anfisa natürlich nicht verstanden.

  • " Der Fisch ist ein Akronym, was bedeutet, dass jeder darin enthaltene Buchstabe der Anfang eines neuen Wortes ist.", erklärte Diocles:

    "Auf Griechisch heißt Fisch Ichthys. Und nun schau.",

    er brach von einem der Büsche einen Zweig ab, schaute sich um, bevor er ganz sanft Anfisas Hand nahm und sie vom Weg zog. In einer kleinen Sandkuhle schrieb er mit dem Stöckchen:

    I

    CH

    TH

    Y

    S

    untereinander und dann in fliegender Hast, während er die griechischen Worte übersetzte:


    I esus
    CH ristus

    TH eu
    Y ios

    S oter


    "Jesus Christus, Gottes Sohn der Retter. Ich bin ein Christianer, Anfisa.", er schaute die junge schöne Frau mit glänzenden Augen an:

    " Mit dem Bild eines Fisches erkennen wir uns untereinander. Mach dir jedoch keine Sorgen, die Domina weiß Bescheid. Christus der Herr ist groß und gütig. Er will nur das Gute. Und ich bete zu ihm, damit er dich auf der langen Reise beschützt. Wirst du denn Acilino mit auf die Reise nehmen?"


    Während er sprach, kniete er sich hin und verwischte mit beiden Händen schnell das in den Sand Geschriebene. Niemand außer seiner Herrin Severa und seiner großen Liebe Anfisa sollte sein Geheimnis kennen.