CUBICULUM M. FURIUS FELIX

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    Cubiculum Marcus Furius Felix


    Ausgestattet mit allem, was das Leben angenehm macht: Ein Bett mit einem Hocker, Tisch, Stuhl und einer großen Truhe für Kleider und Persönliches. Zwei kleine hohe Fenster spenden Licht. Lässt man die Tür auf, hat man eine schöne Aussicht auf die Säulenhalle, das Peristyl.

  • Marcus öffnete die Tür und und bedeutete dem anderen Jungen, einzutreten.

    "Komm doch rein, setz dich!", sagte er und ließ sich gut gelaunt auf das Bett fallen. Eingekleidet und sauber gefiel ihm der Sklave gleich viel besser. Er war natürlich immer noch mager und die große Tunika half da auch nicht, den Eindruck abzumildern. Doch insgesamt wirkte er gleich viel besser. "Ich hoffe, das eben hat dich nicht zu sehr eingeschüchtert. Oh, und konntest du inzwischen etwas essen und trinken? Hat Tiberios dir etwas besorgt? Oh je, ich bin so aufgekratzt. Das ist das erste Mal, dass ich einen Sklaven habe und ihm sagen soll, was er tun soll..."

    Nachdenklich fuhr er sich über's Kinn. Bran durfte sich durchaus neben ihn setzen. Erwartungsvoll beobachtete er den Größeren.

    "Erzähl mir doch von dir! Bist du schon lange in Rom? Wo kommst du her? Ich weiß kaum etwas über die Nordländer. Schneit es da wirklich das ganze Jahr!?"

  • Ich blieb mit auf den Rücken gefalteten Händen erstmal stehen, als der junge Dominus sich auf sein Bett fallen ließ und anfing, recht schnell zu reden:

    "Soll ich dir deine Schuhe ausziehen, Dominus?" , fragte ich. Ich meinte, dass das auf dem Bett ganz schön krümeln konnte, wenn er seine Schuhe anbehielt:

    "Ja, ich habe zu essen bekommen. Und alles sonst auch, danke."

    Jetzt sagte er mir, dass ich sein erster Sklave wäre. Da hatte er ja Glück, dass er an einen so erfahrenen Sklaven wie mich geriet. Ich war nämlich einer seit ich denken konnte. Das wirklich Geheimnisvolle an mir war meine Großmutter, doch zu der würde ich noch kommen:

    "Nein, ich bin nicht lange in Rom. Ich komme aus Durovernum Cantiacum in der Provinz Britannia." Durovernum Cantiacum war ein richtiges römisches Oppidum, was bedeutete, dass es alles dort gab, was ein Römer zum Leben brauchte: Foren, Thermen, Tempel, Circus, Rennbahn und Hypocausten. Die Fußbodenheizung natürlich nicht für Sklaven sondern für ihre Herren:

    "Schnee? O nein, Dominus, nicht bei uns. Wir haben Wein und sogar Olivenbäume* Und schönen sanften Regen." Den Regen vermisste ich, hier in Rom war es nur heiß und staubig, fand ich:

    " Im Norden soll es aber Berge geben, da liegt immer Schnee." Also so ungefähr. Es sollte da auch die Pikten geben, also Krieger, die sich am ganzen Körper blau anmalten und nackt kämpften, doch in Durovernum wäre so einer eine Sensation gewesen:

    "Mein früherer Herr hieß Veranius Segorix. Er hat mich beim Würfelspiel verloren.", fügte ich an.

    Ich blieb weiterhin stehen, auch wenn Dominus Marcus nett wirkte und Platz machte auf dem Bett. Doch Nikiforos hatte uns genau eingebläut, wie man sich in einem römischen Haushalt zu benehmen hatte: Alles war erstmal verboten, bevor es ausdrücklich erlaubt wurde.



    Sim-Off:

    * Echt!

  • Gespannt hörte Marcus den Erzählungen des Jungen zu, der immer noch vor ihm stand. Er mochte Geschichten aus der Ferne. Er war eben der Sohn eines Handelsmanns und in seiner Vorstellung segelte er auf dem Schiff in andere Länder, um sie kennenzulernen und Abenteuer zu erleben.

    "Ich weiß leider gar nicht viel über den Norden", gab Marcus verlegen zu. "Ich dachte immer, dort schneit es ständig." Er klang ein wenig enttäuscht darüber, fasste sich jedoch schnell und reagierte mit stummer Empörung, als er erfuhr, dass der alte Herr Bran beim Würfelspiel verwettet hatte. Das war nicht nur gemein, sondern auch noch dumm. Wer verwettete schon einen guten Sklaven? Er schnaubte missbilligend, fasste sich jedoch wieder und lächelte, als er Bran noch einmal den Platz neben sich anbot.

    "Willst du dich nicht setzen?", fragte er freundlich. "Oh, und du darfst mich Felix nennen!"

    Verschwörerisch grinste er dem Jungen zu und fügte mit einem Zwinkern an:

    "Aber vielleicht nicht, wenn mein Onkel in der Nähe ist. Ich weiß nicht, ob er das so gut fände. Da bleiben wir lieber beim Dominus." Er hatte nämlich festgestellt, dass er es nicht mochte, "Dominus" genannt zu werden. Das klang so... alt. Sicher, Recht musste Recht bleiben, aber mit Bran wollte er schließlich befreundet sein.

    "Also, wenn wir hier beide neu sind, können wir die Stadt ja zusammen erkunden!", freute sich Marcus.

  • Das es im Land der Cantii nicht schneite, schien Dominus Felix zu enttäuschen. Ich sagte also schnell: "Was nicht ist, kann noch werden. Vielleicht schneit es im nächsten Winter wie verrückt...Felix." , kaum mich an die Anrede Dominus für die Togaträger gewöhnt, gab es eine Änderung. Jetzt musste ich mir schon vier Sachen merken, und das waren erst die Namen.

    Dominus Saturninus rief mich Cantius, doch Dominus Felix nannte mich Bran. Und ich nannte ihn Felix, wenn wir unter uns, aber Dominus Felix, wenn wir in Gesellschaft waren:

    "Setzen, aber klar, gerne doch, Do...Felix.", verflixt noch einmal. Ich schlug mir gegen die Stirn, um mir " Nur- Felix" einzuhämmern und setzte mich neben ihn auf das Bett. Es gab ein Sprichwort unter Sklaven: Steh nie, wenn du sitzen kannst, und sitze nie, wenn du liegen kannst. Kraft sparen war immer gut.

    Dann verblüffte mich Felix aber mit der nächsten Bemerkung, dass er mit mir die Stadt erkunden wollte. Ich war sicher gewesen, dass sie ihn schon als kleines Kind mit Tiberwasser gebadet hatten:


    "Du bist auch nicht von hier, Felix?", fragte ich, um alles richtig zu verstehen:

    "Und dann dein Vater auch nicht?"

    Ich dachte ja immer noch, dass der Ritter Furius Saturninus auch Felix Vater wäre.

  • Marcus blinzelte verwirrt, als sich der Junge gegen die Stirn schlug. Der wirkte ja sehr eifrig und auch noch sehr streng zu sich selbst. Der junge Römer schmunzelte über die Bemerkung mit dem Schnee. Wie umsichtig, doch er wollte nicht darüber trauern. Nun, nicht allzu sehr. Viel wichtiger war ihm, seinen neuen Sklaven zu beobachten, der sich nicht ganz wohl zu fühlen schien. Dennoch, wenigstens hatte er sich gesetzt, also drehte sich Marcus etwas zur Seite, um sich ihm zuwenden zu können.

    "Oh nein", antwortete er lächelnd und war etwas verdutzt, weil Bran von seinem Vater sprach. "Ich komme aus Parthenope. Das liegt am Meer. Ich bin erst seit heute in Rom, um ehrlich zu sein... Mein Onkel, der Furius Saturninus, hat aber verlangt, dass ich schnellstmöglich einen Sklaven brauche." Er zuckte mit den Schultern. "Das war also nicht mein Papa, sondern mein Onkel. Ich lebe jetzt bei ihm. Und vorher habe ich bei meinen Großeltern gelebt."

  • Jetzt verstand ich die Familienverhältnisse etwas besser. Der erwachsene Furius war also der Onkel, und auf gewisse Weise war Felix genauso neu wie ich in Rom. Er kam aus Parte....noch was. Tatsächlich verwechselte ich es mit Parthia, also dem Partherreich. Aber vielleicht gab es da auch schon Römer, und ich hatte was nicht mitgekriegt. Ich meinte, dass die Togaträger eh die ganze Welt erobern wollten.

    "Die Stadt erkunden klingt großartig. Einfach durch die Gassen rennen. Nachmittags am Fluss liegen und angeln, die Fische an Ort und Stelle gleich mit etwas Salz braten und aufessen und Weidenpfeifen schnitzen.,..", sagte ich. Ja, das waren so meine Vergnügungen gewesen. Ich glaubte, dass meine Stimme ganz verträumt klang.

    Ich schaute zu Felix, um zu gucken, ob er sowas auch mochte. Aber dann fiel mir wieder die Gesamtsituation ein:

    "Meinst du denn, dass dein Onkel uns das erlaubt?"


  • Lächelnd sah Marcus zu, wie Bran sich die Tage in der Stadt vorstellte und musste kichern.

    "So, das habt ihr also Zuhause gemacht, ja?", fragte er. "Das klingt schön! Nur leider glaube ich nicht, dass der Tiber ein so schöner Ort ist, um sich aufzuhalten. In der Stadt sucht man die Idylle eines ruhigen Flussufers vermutlich vergebens. Und die Abwässer werden auch hineingeleitet, habe ich gehört. Aber ich bin sicher, es gibt schon ein schönes Örtchen in der Stadt. Und ansonsten frage ich mal Tiberios. Ich wette, der kennt sich hier aus.

    Und mach dir um meinen Onkel keine Sorgen. Er hat mir nicht verboten, das Haus zu verlassen. Ich soll nur einen der älteren Sklaven mitnehmen. Und wenn ich dich auch mitnehmen will, was soll er dagegen haben?"

  • Ich hörte ziemlich gebannt zu, wie gewählt sich Felix ausdrücken konnte: Die Idylle eines ruhigen Flussufers. Aber wenn man nicht angeln konnte, sollte es mir recht sein, ich hatte ohnehin schon wieder einen neuen Einfall:

    "Rom hat doch einen Hafen, oder? Ich weiß es, weil wir da von Ostia aus mit dem Kahn angekommen sind. Häfen sind auch gut um etwas abzustaub.... ich meine, sie sind sehr lehrreich. Wegen der fremdländischen Schiffe und Matrosen. Frage doch bitte Tiberios, wie wir von hier aus gehen müssen."

    Ich dachte gar nicht daran, dass ein Hafen vielleicht kein gutes Umfeld für einen Ritterneffen war. Ich dachte nur daran, dass es hier in Rom vielleicht doch ganz passabel werden könnte, und dass Felix als Dominus in Ordnung schien.

    Aber mit dem großen Togaträger würde ich aufpassen. Und auch mit Tiberios. Ich meinte, er war der Hausvorsteher. Unser Hausvorsteher früher war eine fürchterliche Petze gewesen. Aber Felix kannte ihn ja besser als ich, und er war ein Furius, er würde schon wissen, wie er mit ihm umzugehen hatte.

  • Hätte Felix die Gedanken seines Sklaven vernommen, hätte er wohl laut gelacht. Denn tatsächlich hatte er selbst noch keine große Vorstellung, wie er mit Tiberios umgehen musste. Er war freundlich, ja, aber doch der Hausvorsteher seines Onkels und daher schon prinzipiell nicht vertrauenswürdig. Sie würden ihn vermutlich ein paar Mal über's Ohr hauen müssen, aber das würde zwei pfiffigen Jungs wie ihnen schon gelingen.

    "Der Hafen!", rief Felix, der sich von Brans Begeisterung anstecken ließ. "Oh ja, das klingt großartig! Stell's dir vor, all die Waren und Gewürze und Stoffe, die da ankommen!" Als Sohn eines Handelsmannes fand er den Gedanken an diese exotische Welt natürlich ganz besonders faszinierend.

    "Das machen wir!" Beschlossene Sache.

    Nun mussten sie nur noch Tiberios die Erlaubnis aus dem Kreuz leiern. Und am besten auch nach einem Weg suchen, ohne Aufpasser losziehen zu können...

  • Für mich klang das herrlich. Vielleicht müssten wir den Hafen Tiberios oder dem großen Togaträger gegenüber gar nicht erwähnen. Ich wusste nicht, dass das Schicksal mir gerade in die Hände spielte: Der Onkel begab sich nämlich samt Gattin auf Dienstreise und war gar nicht in Rom. Und ich war mir sicher, dass wir den Griechen austricksen konnte. Ich meinte, der konnte doch nicht die ganzen Zeit Kindermädchen bei Felix spielen. Felix war zwölf und nicht zwei Jahre alt:

    " Gibt es nix Büldungsmäßiges, was wir uns dringend angucken müssten, Felix?", fragte ich: " Da kann doch keiner Nein sagen. Und dann...", ich machte eine Handbewegung: "Ab zum Hafen?"

    Die Römer legten großen Wert auf Bildung. Der Lehrplan für Felix war umfassend, und würde er alles erledigen müssen, was da drauf stand, konnten wir kein bisschen Spaß haben. Ich hoffte sehr, dass uns da etwas einfiel.



    Sim-Off:

    Ich geh jetzt mal davon aus, dass auch Cantius weiß, dass Dominus Saturninus nicht im Haus ist sondern auf Dienstreise ist :D


  • "Tja, ich schätze, ich könnte ihm erzählen, dass ich einen Tempel besuchen will", murmelte Felix nachdenklich. Er schätzte Tiberios nicht für besonders dumm ein, aber eine gute Ausrede mochte ihn vielleicht überzeugen. Obwohl auch das nicht sicher war. Der Grieche hatte sich eindeutig viel zu sehr gefreut, als er diesen gigantischen Stundenplan betrachtet hatte.

    Ach, er hatte ein schlechtes Gewissen. Tiberios war kein übler Kerl, er war eben nur... alt. Und ein wenig langweilig. Mit Bran würde er viel mehr Spaß haben.

    "Dann will ich mit Tiberios reden", sagte er. "Aber erst morgen. Ich will zumindest mit den Arbeiten anfangen, damit er mich nicht faul heißt. Am Nachmittag sollten wir beide genügend Zeit haben, allerhand zu sehen!"

  • Ich war zwar immer noch der Ansicht, dass ich den Furier mit Leichtigkeit verprügeln könnte, weil ich größer war. Aber gescheit war er, und so was bewunderte ich. Tempel war hervorragend. Wer würde schon etwas dagegen haben, wenn man den römischen Göttern die Ehre erwies?


    Als sich Felix an die Hausaufgaben setzte, schlich ich auf Zehenspitzen um ihn herum, um nicht zu stören. Ich fragte mich, ob Lesen- können und Schreiben- können nicht auch Vorteile hatte. Oder auch nicht, wenn man nur Schriftkram erledigen musste, doch es sah mordsmäßig beeindruckend aus.

    Ich dagegen nahm einen Besen zur Hand und fegte ein wenig Staub zusammen, nun ich tat zumindest so, denn eigentlich waren in der Casa Furia genug Putzkräfte. Als mein Herr hochsah, sagte ich:

    "Ich bin doch ein Sklave, Felix. Ich sollte arbeiten. Ich kann jedoch auch Blumen gießen. Oder deine Togas nach Farben ordnen. Oder dir den Nacken massieren. - Ist Schreiben eigentlich so schwer, wie es aussieht? Das C kenne ich. So fängt Cantius an. Und es heißt auch Hundert. Entschuldigung, ich quatsche zu viel, Dominus..",

    Ich konnte es kaum abwarten, dass wir die Erlaubnis erhielten, loszuziehen. Am liebsten hätte ich gequengelt wie ein Kind: Frag schon, bitte.


    Draußen gab es Lärm; Dominus Aulus und Domina Sextilla waren am Packen. Was natürlich bedeutete, dass sie Anweisungen gaben, und ihre Sklaven packten. Ich hörte, wie Körbe und Truhen herumgeschleift wurden.

  • Marcus sah von seinen Rollen auf. Der Cantius war ganz schön redselig. Nicht, dass es ihn störte, im Gegenteil. Seine ungezwungene Art erinnerte ihn ein wenig an Zuhause. Dort hatte es nicht so viele strenge Regeln gegeben und die Menschen waren viel offener zu ihm. Er musste sogar leise Kichern, als er den Monolog seines Sklaven vernahm und meinte sogar, ein wenig Interesse herauszuhören, was seine Tätigkeit hier anging.

    Bran war nicht der einzige, der sich fragte, was er eigentlich genau tun sollte. So wie Marcus es verstanden hatte, ging es seinem Onkel im Grunde darum, dass er überhaupt einen Sklaven hatte. Was dieser jedoch nun genau tun sollte, abgesehen vom hinter ihm stehen, wenn er durch die Stadt schlenderte, wusste Marcus selbst noch nicht.

    "Massage?", fragte er belustigt. "Ich hab schon gesehen, alle alten Männer (also alle von Onkel Aulus' Alter aufwärts) lassen sich massieren. Ich weiß gar nicht, wieso. Fühlt sich das so gut an? Ich glaube, da käme ich mir komisch vor..."


    Auch er hörte das Geräusch draußen und spitzte die Ohren. Es war sicherlich unpassend, wenn er seinen Onkel und dessen Frau nicht verabschieden würde. Er hieß Bran, zu warten und kehrte einige Minuten später wieder zurück.

    "So, das war's. Sie sind unterwegs. Oh! Da fällt mir ein..."

    Er setzte sich an den Tisch und schrieb ein großes "C", das er bald um die restlichen Zeichen ergänzte und ein zweites Wort daneben schrieb.

    "Hier, du wolltest doch wissen, wie dein Name geschrieben wird. Darunter steht 'Bran'. Deine beiden Namen. Willst du es auch mal versuchen?"

    Er fragte sich, ob sein Onkel das gutheißen würde. Doch andererseits sollte Bran ja sein Leibsklave sein. Würde es seinen Wert denn nicht steigern, wenn er etwas gebildeter war?

  • "Keine Ahnung wie sich das anfühlt. Ich habe zuhause manchmal das Schwein geschrubbt, und Tiere mögen Massagen. Menschen wohl auch.", sagte ich.

    Interessiert schaute ich zu, was Felix schrieb, nachdem er den großen Togaträger samt Ehegattin verabschiedet hatte. Irgendwann wurde es ganz still. Sie waren wohl wirklich weg.

    Das Gekritzel sagte mir wenig. Ich erkannte das A S, das waren Asse, Kupfermünzen, doch wie Felix aus der Aneinanderreihung von Buchstaben Wörter oder Sätze herauskriegen konnte, war mir schleierhaft:

    "Ich will es lieber nicht versuchen.", gab ich zu:

    "Es reicht doch, wenn du der Dominus und gebüldet bist, und ich einfach nur Bran. - Soll ich einen Becher Wasser holen?"


    Der erste Buchstabe des Wortes, das Bran heißen sollte, B, sah aus wie die Dinger bei den Mädchen, die Busen; das sagte ich zwar nicht, aber ein wenig rot wurde ich. Nicht dass mich Mädchen interessierten. Höchstens wenn sie Zuckerkringel verteilten oder sonst was Gutes zum Essen dabei hatten.

    Die Frage blieb mir aber im Kopf, und da mir immer alles einfiel so schnell wie ein Schwein blinzelte, fragte ich den jungen Dominus:

    "Magst du eigentlich Mädchen?"

    Dabei lenkte ich ihn schon wieder ab. Ich trat mir geistig in den Hintern. Felix war nett, und mein Gequarke würde ihn gegegenüber seinem Onkel in Schwierigkeiten bringen.

  • "Oh, wie... nett", antwortete Marcus verblüfft. Verblüfft, weil er hier mit einem Hausschwein verglichen wurde. Böse konnte er deshalb nicht sein, es war nur... verblüffend. Bran generell war verblüffend, denn obwohl er ihm widersprach, wirkte er doch neugierig wegen der Worte, fast wie ein Kaninchen, das von der Schlange hypnotisiert war. Er beschloss, Tiberios zu fragen, ob er für Bran ein paar einfache Übungen vorbereiten wolle. Ja, vielleicht war es gar keine üble Idee, seinen ersten Sklaven zu fördern. Nicht nur steigerte es seinen Wert - nicht, dass er einen Verkauf plante -, nein. Wenn er einst seinen eigenen Haushalt führen würde und Bran als sein erster Sklave verantwortungsvollere Tätigkeiten übernehmen würde, dann konnte ihm jede Kenntnis zum Vorteil gereichen.

    Doch noch während er darüber nachdachte, stellte ihm der Cantius schon die nächste Frage, die ihn nochmals überraschte.

    "M-Mädchen?", fragte er verdutzt. Gute Götter, Bran war wirklich neugierig. Den Eindruck hatte er auf dem Markt nicht gemacht. Ihn selbst hätte es nicht gestört, doch er fragte sich, ob sein Onkel sich dann zum Kauf hätte überreden lassen...

    "Igitt, nein! Mädchen, pfui!", rief Marcus, aus reiner Gewohnheit. Obwohl, Iulia Phoebe auf der Sponsalia war schon wirklich nett gewesen. Ihr Lächeln war ganz zauberhaft und... nein. Nein, Mädchen, auf keinen Fall!

  • " Pfui nein. ", stimmte ich erleichtert zu: "Wobei ich nicht die Domina meine. Dominas sind Dominas, und Mädchen sind einfach nur Mädchen." Das sagte ich mal lieber; nicht dass Felix es so verstand, dass ich schlecht über die Herrschaften reden würde. Domina Sextilla war außerdem wirklich ganz nett.

    Dann hielt ich den Mund und schaute meinem jungen Herren beim Schreiben zu. Bei ihm sah das leicht und gekonnt aus. Ein wenig pfupferte es mich schon, dass ich das nicht konnte( war pfupfern überhaupt ein richtiges Wort?)

    Erst als Felix den Griffel sinken ließ, stand ich auf, schüttelte sein Kissen auf, schlug sein Laken zurück und fragte, ob er in seiner Untertunika schlafen würde, wie das gewöhnliche Leute taten oder ein besonderes Nachtgewand wünschte. Die Furier waren für meine Begriffe recht reich, und sie hatten eine Menge Annehmlichkeiten, von denen ich zwar gehört, die ich aber noch nie persönlich gesehen hatte. Es gab sogar ein eigenes Sklavenbad, anstatt sich in einem Kübel zu waschen oder alle neun Tage in eine öffentliche Therme zu gehen. Daher konnte es sein, dass Felix eben anderes gewöhnt war:

    " Oder wünschst du zu baden? Ich kann dir den Rücken striegeln?"

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