[Cubiculum] Claudia Agrippina

  • Nach der Ankunft des neuen Hausherrn  - Agrippina und Onatas


    Onatas Frage war sehr berechtigt, denn auch ich fragte mich das Gleiche. Mein Vetter war erst vor wenigen Stunden in der Villa angekommen. Er war der einzige Mann im Haus und hatte mir bei unserem ersten Gespräch unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er nun die Entscheidungen hier treffen würde. Zwar war er (noch) nicht mein Tutor, doch das konnte sich schnell ändern.

    "Ehrlich gesagt weiß ich das nicht, Onatas. Er ist nicht mein Tutor und kann nicht so einfach über mich bestimmen. Allerdings ist mein Bruder noch immer nicht hier in Rom eingetroffen, wie du ja weißt. Es ist schwierig. Aber ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um ihn zu überzeugen, so dass es eigentlich für ihn keinen Grund geben kann, mir mein Vorhaben abzuschlagen." Ich lächelte meinem Sklaven zuversichtlich zu, um ihm alle Sorgen zu nehmen. Es rührte mich schon, wie dankbar er für seine Aufgabe war, die ich ihm auferlegt hatte. Wenigstens damit konnte ich ihm meine Zuneigung zeigen und er kannte mir seine zeigen, indem er mich mit seinen Werken beglückte. Ja, so war es gewiss am Besten! "Geh nun Onatas! Komme später wieder zu mir und zeige mir deine Bilder!"

  • Nach der Ankunft des neuen Hausherrn  - Agrippina und Onatas


    Ich hoffte sehr, dass der neue Dominus seine Zustimmung geben würde. Meine Herrin meinte es sehr gut mit mir, was mir schmeichelte und mich in großes Glück versetzte, doch letzten Endes hing es an ihm. Unter diesen Gedanken sah ich der Claudia entgegen. Sie wusste es auch nicht, wie er reagieren würde. Auf jeden Fall erschien er mit als ein Mann, der durchgreifen würde, sich nicht leicht zu irgendwas erweichen ließ, was er nicht wollte. Doch ich hoffte sehr auf meine Herrin, welche ja nun meinte, alles in ihrer Macht stehende tun zu wollen. Ich nickte also und würde einfach weiter hoffen. Welch' ein Traum für mich wahr werden würde. "Dann will ich das auch für mich hoffen, dass es dir gelingt," sagte ich und ich hoffte, dabei nicht vermessen zu wirken. Ich lächelte sie an. "Ja, Domina," sagte ich mich, als sie mich nun fort schickte. Flüchtig schaute ich noch einmal auf das Bild, welches ich von ihr gemalt hatte und in meinem Kopf entstanden bereits jede Menge neuer Bilder, welche ich anfertigen würde. Sie würde sich darauf freuen, was meinem Willen, diese auch wirklich zu zeichnen noch bestärkte. So wendete ich mich dann zum Gehen und erreichte dann auch die Tür. Dort angekommen drehte ich mich noch einmal herum und schaute noch einmal zu der Claudia. Lächelte leicht und hoffnungsvoll und ging dann ins Servitricium, wo ich bereits einiges an Malutensil bereit gelegt hatte. Damit würde ich mich an einen ruhigen Ort zurück ziehen und meiner Fantasie freien Lauf lassen.

  • Eine Audienz bei der Augusta


    Tante Marcella hatte wahrhaft Großes vor, ihre noble Idee umzusetzen! Wenn sie die Gunst der Kaiserin gewinnen konnte, warf das gewiss auch ein gutes Licht auf die Familie. Noch immer hatten wir eine gewisse Verantwortung zu tragen. Schließlich hatten unsere Vorfahren lange Jahrzehnte die Geschicke des Reiches bestimmt.

    "Du hast ein gutes Herz, Tante!" Trotz ihres großen Projektes wollte sie auch mich nicht in ihrem Testament vergessen, damit ich immer unabhängig sein konnte und nicht eines Tages in einer Ehe gefangen war, aus der es keinen Ausweg mehr gab.

    Natürlich wollte ich ihr Vorhaben unterstützen, so gut ich nur konnte und ich hatte auch schon einige Ideen. Fragte sich nur, ob diese auch umsetzbar waren und nicht einfach nur Utopie waren.

    "Du solltest ihr klarmachen, welche Vorteile es hat, wenn diese Mädchen eine Chance erhalten und nicht auf der Straße enden, Tante. Wenn man sie in den guten Traditionen unterrichtet, was eine Matrona ausmacht, dann werden sie dies eines Tages an ihre eigenen Kinder weitergeben. Letztendlich ist doch jedes einzelne dieser Mädchen wertvoll, denn jedes verfügt gewiss über Fähigkeiten, die uns nur weiterbringen können." Nicht zuletzt hatte ich dies selbst bei meinem Sklaven Onatas feststellen können. Er verfügte auch über ganz außergewöhnliche Qualitäten, die ich mir zunutze machen wollte, indem ich ihn fördern wollte.

  • Re: Eine Audienz bei der Augusta 


    "Du hast völlig recht, meine liebe Nichte", sprach Claudia Marcella: "Die Matrona ist es, die alle römischen Tugenden in die Erziehung ihrer Kinder einfließen lässt. Ich notiere mir dieses Argument gleich auf, damit es mir nicht verloren geht. Und das ist auch das, was dem konservativsten Schnösel einleuchten muss:

    Eine römische Bürgerin ist zu wertvoll, um sie ihrem Schicksal zu überlassen."

    Sie führte gerade eine deutliche Sprache und zuckte die Schultern: "Ist doch wahr!", lächelte sie:

    "Mein Plan geht freilich noch weiter, ohne dass ich das jedem auf die Nase binde - aber dir vertraue ich es an: Es gibt Mädchen, die von zweifelhafter Geburt sind, etwa wenn ein Elternteil von schlechtem Ruf war, eine Schauspielerin oder ähnliches.

    Diese armen Dinger könnten wenn überhaupt  trotz Schönheit oder Geistesgaben nur in den allerniedrigsten Schichten einen Ehemann finden. Ich dachte nun daran, dass solch ein fähiges Mädchen einen Beruf erlernen soll, der es ihm erlaubt, sich selbst  zu unterhalten. Scriba beispielsweise oder Lectrix oder Pictrix oder Medica *- was hälst du davon?

    Dein Onatas könnte talentierte Mädchen Stunden geben - wenn du ihn mir leihst. " 


    Sie lächelte. Pinas Sklave war wirklich sehr talentiert, und selbstverständlich sollte es sein Schaden nicht sein. Schon mancher Künstler hatte sich mit seinem Peculium selbst freikaufen können. Ihn selbst zu fragen kam ihr aber gerade nicht in den Sinn - selbst eine Verfechterin von modernen Ideen hatte Grenzen.


    Sim-Off:

    * Schreiberin, Vorleserin, Malerin, Ärztin