Termin für den Procurator a censibus ANTE DIEM III KAL NOV DCCCLXX A.U.C.

  • Der Kaiser hatte vor kurzem per Kanzleibefehl den Procurator a censibus Appius Manilius Caprarius bei sich einbestellt und so trottete der Manilier mit ein paar Unterlagen unterm Arm zu diesem Termin. Es war der Höhepunkt seiner ganzen Woche, da auch nach dem Besuch von Procurator a libellis Faustus Salienus Bala in seinem Officium nicht wirklich etwas passiert war. Und dann gleich eine kaiserliche Audienz! Was es wohl zu besprechen gab?


    Caprarius kam an der kaiserlichen Porta zu den Arbeitsräumen seines Herrn an und wandte sich an die beiden davor stehenden Wachen. "Salvete, ich bin der Procurator a censibus, Manilius Caprarius. Der Augustus erwartet mich." Einer der beiden nickte und drehte sich um, um zu klopfen und dann den Besuch Kaiser Antoninus zu melden.

  • Kaiser Antoninus saß gerade über den Grundrissen einer kleinen kaiserlichen Villa die er sich neu auf Sizilien erbauen lassen wollte. Das Klima war ja angeblich so gut dort für ältere Leute und man musste zugeben er selbst war wirklich nicht mehr der jüngste. In seiner Freizeit bereitete es dem Imperator Freude an dem Entwurf für das eine oder andere Bauwerk zu sitzen. Nicht alles davon wurde auch für eine tatsächliche Umsetzung herangezogen, viele waren auch bloße Gedankenübung und zur Erquickung seiner kaiserlichen Vorstellungskraft.


    Gerade kritzelte er am zukünftigen zweiten Atrium der Villa herum als es da vor ihm an der Tür klopfte und eine der Wachen eintrat. Kaiser Antoninus blickte auf.

    "Der Procurator a censibus Manilius Caprarius steht vor der Tür." meldete der Soldat. Ah, sehr gut, der Procurator war zu seiner Audienz erschienen! Kaiser Antoninus nickte und sprach: "Er soll hereinkommen."

  • Caprarius stand vor der Tür und betrachtete die andere der beiden Wachen, während die erste den Augustus konsultierte. Diese Praetorianer hatten schon irgendwie etwas beängstigendes an sich, selbst wenn man gar nicht in ihrer Schusslinie stand. Dieser hier z.B. sah ihn nicht einmal an und trotzdem jagte er ihm Schauer über den Rücken.


    Endlich hörte er von drinnen die erlösenden Worte, dass er jetzt zu Kaiser Antoninus dürfe und der Procurator beeilte sich dieser Aufforderung Folge zu leisten. Nur weg von diesen beängstigenden Gestalten. Vor dem Kaiser angekommen begrüßte er diesen: "Ave Imperator, melde mich wie befohlen." Dann verstummte der Manilier wieder, darauf gespannt was wohl als nächstes kam.

  • "Salve, Procurator Manilius! Komm nur und setz dich." Nach all den Stunden des Sitzens brauchte der Augustus etwas Bewegung und so stand er auf, um mit hinter dem Rücken verschränkten Händen ein wenig hinter seinem Schreibtisch auf und ab zu gehen. "Procurator, bestimmt ist dir zu Ohren gekommen, dass es besonders in den letzten Monaten, aber auch schon davor, zu mehreren natürlichen Abgängen im Senat gekommen ist." Mit anderen Worten die betreffenden Senatoren waren verstorben. "Entsprechend ausgedünnt sind jetzt Teile dieses altehrwürdigen Kollegiums, die ich hiermit wieder aufzufüllen wünsche. Ich möchte, dass Besetzungsvorschläge über geeignete Kandidaten erarbeitet werden, die die freien Plätze einnehmen können. Es sollen Männer sein, die den Mos Maiorum befolgen, das erforderliche Einkommen besitzen und auch das nötige Mindestalter inne haben. Nur aus bestehenden Senatsfamilien, keine Neuaufstiege." Der Kaiser wusste zur Genüge welch Trubel das mitunter aufwirbeln konnte, wenn Römer in den Senat einfach so berufen werden ohne zuvor den Cursus Honorum beschritten zu haben und dazu noch aus Familien kamen die davor noch keine anderen Senatoren gestellt hatten. Der Aufschrei wäre groß gewesen!

  • Manilius Caprarius hörte seinem kaiserlichen Herrn aufmerksam zu und nickte anschließend. Er freute sich sehr darauf, das würde endlich einmal wieder so richtig Arbeit für ihn bedeuten! Vorbei die endlosen Monate wo nichts in seinem Officium geschah, der Procurator war dem Kaiser direkt dankbar für die Erlösung aus seinem tristen Winterschlaf (arbeitstechnisch gesehen). "Verstanden, o Augustus! Gibt es weitere Befehle?"


    Doch wo er auch schon das Wort hatte, wollte er diese Gelegenheit auch für einen weiteren Arbeitsgang nutzen den er noch bei sich offen hatte. Er zog den Brief hervor, den ihm Procurator a libellis Faustus Salienus Bala vor kurzem in seinem Büro vorbeigebracht hatte und legte ihn auf den Schreibtisch des Kaisers. "Imperator, hier wäre noch etwas. Eine gewisse Ritterin namens Iunia Axilla hat einen Brief an die kaiserliche Kanzlei geschickt mit der Bitte ihren Vetter Appius Iunius Varus zum Ritter zu erheben. Ich habe den Fall geprüft und lege ihn dir hiermit für deine allerhöchste Absegnung vor." Es stand zwar auch noch etwas wegen einer Bitte um eine Postenempfehlung in dem brief, aber das fiel nicht in Caprarius' Arbeitsbereich und der Kaiser würde es ohnehin gleich selbst sehen, wenn er den Brief lesen würde.

  • Natürlich hätte der Kaiser auch einfach nur einen schriftlichen Befehl wie sonst auch üblich an die Kanzlei schicken können in Bezug auf eventuelle Standeserhebungen, doch wann immer es um den Senat ging wünschte er äußerste Diskretion, wo dies in der Vergangenheit schon häufig ein höchst brisantes Thema gewesen war. So besprach er derlei Dinge lieber im persönlichen Rahmen.


    Da dies nun erledigt war schüttelte der Augustus auch dementsprechend den Kopf, als der Procurator nach weiteren Befehlen fragte. "Nein, das ist alles." Zumindest von seiner Seite aus, denn der Manilier hatte doch noch ein Anliegen. Der Vetter von Iunia Axilla wünschte zum Ritter erhoben zu werden. Stirnrunzelnd nahm Kaiser Antoninus den Brief entgegen und begann ihn zu lesen. Iunia Axilla kannte der Augustus flüchtig, sie war zweifellos eine sehr gute Referenz für den jungen Mann und wenn er es so wollte, dann sollte er seinen Willen haben. So nickte der Kaiser und sprach: "Danke für den Brief, Manilius Caprarius, ich werde mich darum kümmern. Du darfst dich zurückziehen."

    Damit war die Audienz beendet.

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