CUBICULUM Maiordomus

  • Dies ist das Cubiculum des Maiordomus



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    Dieses Cubiculum war der schmale Raum hinter dem Officium des Maiordomus und von diesem nur durch einen roten Vorhang abgetrennt. So konnte der Maiordomus, selbst wenn er schlief, mitbekommen, ob etwa jemand sein Dienstzimmer betrat; zur Sicherheit gab es außerdem noch ein Glöckchenspiel, ein sogenanntes tintinnabulum über der Tür, das läutete, sobald sie aufgestoßen wurde. Außerdem galten Glöckchen als apotropaion, unheilabwehrende Gegenstände.
    Der Boden des kleinen Raumes war mit Mosaiksteinen in einem schwarzweißen Muster ausgelegt die Wände mit silbernen Girlanden auf rotem und schwarzem Untergrund bemalt.
    Ein Bett auf hohen Füßen, ein Hocker für den bequemen Einstieg und eine Holztruhe
     für Kleidung und persönlichen Besitz vervollständigten die Einrichtung.

  • Erst als Tiberios wieder zur Ruhe kam und die Augen schloss, zogen vor seinen geschlossenen Lidern bunte Bilder vorbei, die sich größtenteils um Alexandria drehten. Der Pharos, die Casa Sergia in der Neapolis, der Anblick des Museions und die strahlende Schönheit von Alexandreia, das hatte sein Herz erfüllt.


    Einen Menschen, den er sehr gerne wieder gesehen hätte, war der Buchhändler Ezra Ben Abraham, der dem jungen Sklaven nie anders als freundlich begegnet war. Tiberios hatte sich, als er so eilig verkauft wurde, nicht von ihm verabschieden können. Doch auch der Jude war nicht in seiner Buchhandlung in Delta, die Fenster und die Tür waren verrammelt und verschlossen, und die Nachbarn sagten Tiberios, er sei verreist. Schade war es, aber nicht zu ändern.


    Philippos, seine große Liebe, als er noch kaum das Ephebenalter erreicht hatte, suchte er dagegen nicht auf. Er war bestimmt mittlerweile ein geachteter Mann, vielleicht sogar mit Familie, und Tiberios, der nur ein Sklave war, wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen.



    Er war auch zu der Villa des Palmyreners, seines ehemaligen kyrios Athenodoros, in Delta gegangen, oder viel mehr er war dort herumgeschlichen. Er wusste nicht, was genau machen. Ihn zur Rede stelle?.


    Ihm sagen: "Hier bin ich, du hast gehofft, dass ich umkomme, aber ich lebe und bin in der großen Stadt Roma aufgestiegen. Nicht in den  kleinasiatischen Minen, in denen das tödliche Auripigment gewonnen wird, bin ich gelandet, sondern im Haus der optima domina, meiner besten, gütigen Herrin. Schau mich an, schau meine Mutter an. Was haben wir dir jemals getan?"


    Aber das war Tiberios dann doch zu theatralisch. Außerdem wußte er schon, dass Athenodoros wie Iason in dem Stück Medea mit ihm reden würde - wenn er ihn denn empfing:; Ausflüchte würde er bringen, abwiegeln, heuchlerisch sagen, dass er sich freue, ihn in so guten Umständen zu sehen...

    Dann erfuhr er, dass die Familie des kyrios nicht mehr in ihrer Villa lebte. Athenodoros war nach Palmyra zurück gekehrt , und auf einer Seite war Tiberios froh darum, dass ihm diese Begegnung erspart blieb. Aber eine Weile war er doch traurig gewesen wegen seiner Mutter, von der er nun nie erfahren würde, was aus ihr geworden war.


    Doch Tiberios erlaubte es sich nie lange, traurig zu sein. Schon richtete er seine Gedanken auf das Fröhliche; auf die langen Nachmittage in der Casa Severa, an das Lauten- und Harfenspiel, die Dichterlesungen, die Spaziergänge und die Ausflüge ans Meer.


    Tiberios war früher nie rausgekommen, nun war er viel in der frischen Luft. Er wurde durchaus kräftiger, wenn auch nicht von so anmutiger Kraft wie der weibliche Custos von Domina Sergia Severa, Tusca.

    Tiberios dachte an Tusca, welch angenehmer Gedanke. Wie eine Amazone, hoch zu Ross, mit dem Pferdeleib schier eins, war sie durch die Gischt des Meeres geritten, das lange dunkle Haar nass und schwer über dem Rücken. Sie ritt wie ein Junge. Vor so viel Beweglichkeit fühlte sich Tiberios steif und dumm wie ein Faun, der einer Dryade nachgaffte. Aber dann zügelte Tusca ihr Ross und streckte ihm die Hand hin, wie sie es schon zuvor mit Glafira getan hatte, die mittlerweile in Brundisium ganz ordentlich reiten gelernt hatte.


    Tiberios ergriff die Hand, und die Piktin zog ihn zu sich, er kam hinter sie zu sitzen und umklammerte ihren Leib und dann preschte das Pferd los, und Tiberios ging es wieder wie Glafira: Erst fürchtete er sich vor dem Herunterfallen "Tusca, bitte nicht so schnell...", bat er, und klammerte sich fest, dann fand er es herrlich.


    Sein letztes Bild vor dem Einschlafen war wieder Tusca, aber diesmal hatten sie einen Ausflug in die Chora zum lacus Mareotis unternommen, und als die Nacht kam; es gab keinen langen Sonnenuntergang, sondern schnell fiel sie wie ein schwarzes Tuch, und als sich das Sternbild des Pegasus im Norden in seiner ganzen Strahlkraft erhob und in den Wellen des großen See spiegelte, da ritt sie nocheinmal mit ihm hinaus.

    Die Sterne waren so viel und schön, dass Tiberios es sich wirklich vorstellen konnte, dass die Ahnen einst geglaubt hatten, sie wären Löcher im Firmament, durch die man direkt in den Olymp blicken könne. Aber er wusste, dass es ferne fremde Himmelskörper waren.

    Sie ritten unter den Sternen, und es war, als flögen sie in jene fremden Welten, die dem elysion glichen.

    Mit diesen schönen Gedanken schlief Tiberios ein, und er lächelte glücklich im Schlaf.

  • Io Saturnalia


    Tiberios hatte den anonymen Brief bis zum heutigen Tag aufbewahrt, nun endlich machte er ihn auf

    Erst als er das Schreiben las, lächelte er und errötete etwas. Es kam von Morrigan, der aurelischen Sklavin, die ihn mit ihrer Anmut, ihren Worten und Gesten in ihren Bann geschlagen hatte. Das sie sich als eine Freundin bezeichnete, machte ihn froh. Überhaupt, dass sie sich seiner erinnerte.


    Er las:


    Vorsichtig wickelte er 10 Bögen Purpurpergament und eine Phiole Goldtinte aus. So etwas Wertvolles hatte er noch nie besessen.

    Diese Dinge würde er nicht verschleudern, sie würde er benutzen, wenn er einem besonderen Menschen etwas Besonderes schreiben würde.


    Dann dachte er an das Fest bei den Flaviern und war voller Vorfreude. Seine Terpsichore würde tanzen!

    Er dankte Tyche.

  • Dies lustricus

    Fama, die Göttin, die auf Schwingen Gerüchte verstreute, gab keine Ruhe, und wen es interessierte, der wusste, dass dem Patrizier Tiberius Caudex und seiner Gattin Corvina ein Sohn geboren war, der lebte und gesund war, und dass es auch der jungen Mutter gut ging.

    An diesem Tag war die Namensgebungszeremonie, und er dachte an seinen Freund und wünschte ihm nur das Beste. Tiberius Caudex war Vater. Ein warmes Gefühl stieg in dem Griechen auf, und er nahm eine Wachstafel.


    Es war gerade die, auf die er kürzlich geschrieben hatte:

    Tis eis andron? Pothi toi polis?*


    und dann dachte er, dass diese Worte in einem viel tieferen Sinn wohl für alle Menschen galten, nicht nur für ihn, und er schrieb:

    Ti pothen eis andron? Alle wissen, was du bist, ein zukünftiger Mann, ein römischer Bürger, ein Patrizier. Vielleicht wirst du Senator, vielleicht ein Kriegsheld. Doch was du sein möchtest, Sohn des Caudex, das geht nicht daraus hervor. Ich wünsche dir, dass du das geliebte Kind deines Vaters bist. Ich wünsche, dass er deine kleine Hand nimmt und dir die Welt erklärt. Ich wünsche, dass du der bist, der die Augen seines Vaters zum Leuchten bringt, wenn er dich ansieht.
    Pothi toi polis? Roma heißt sie, Hauptstadt der Welt. Ich wünsche dir aber auch, dass dir die ganze Welt Vaterland wird, dass es dir gut gehen möge auf all deinen Wegen. Ich wünsche dir die Schönheit der Welt und den Segen der Götter.


    Tiberios legte die Tafel weg, dann erhob er sich, um an die Arbeit zu gehen.



    Sim-Off:

    * Wer bist du unter den Menschen? Wo ist deine Stadt/Heimat?

  • Officium AFS >>>

    Tiberios hatte sich verbeugt: "Gute Nacht Dominus Aulus", und er war gegangen. Er hatte schlafen wollen und war über alle Maßen müde, doch der Schlaf wollte nicht kommen. Er setzte sich an seinen Schreibtisch. Ihm fiel ein, dass die Hypokaustenanlage für den Winter vorbereitet werden musste, dass für Decken und warme Winterkleidung für die Sklaven gesorgt werden musste, dass die leichten Sommervorhänge gegen die schweren Wintervorhänge ausgetauscht und das überall, wo es keine Heizung gab, Kohlebecken aufgestellt werden mussten. Das würde er gleich Morgen tun.

    Denn die Aufgabe als Geschäftsführer war ihm entzogen worden in diesem Moment. Morgen würde er nicht wie jeden Tag noch vor Tagesanbruch in die Mosaikwerkstatt aufbrechen, und mit den Müllkarren mitfahren, da Dominus Aulus ihm zwar versprochen hatte, einen Esel zu besorgen, doch es nicht getan hatte.


    Tiberios nahm zur Hand, was er geschrieben hatte über das Kind von Tiberius Caudex.


    Und das, was ihm selbst galt:

    Tis eis andron? Pothi toi polis? - Wer bist du unter den Menschen? Wo ist deine (Heimat)stadt?


    Was war die Antwort? Du bist niemand unter den Menschen und hast keine Heimat, denn alles kann dir jederzeit genommen werden. Ein Stoiker hätte genickt und erwidert: Aber das trifft doch auf alle Menschen zu, mein Junge. Platon hätte gesagt: Du hast deine Heimat in der Welt der Ideen und eines Tages wird deine Seele frei sein und dorthin zurückkehren.....


    Tiberios war traurig und wütend, aber er gestattete sich nicht, das zu sein. Er sagte sich selbst etwas aus dem Phaidon von Platon vor:

    "Wir müssen demnach auch darin zustimmen, dass die Lebenden nicht weniger aus den Toten entstanden sind als die Toten aus den Lebenden. Wenn das aber so ist, schien es uns doch ein hinreichendes Zeugnis dafür zu sein, dass die Seelen der Toten notwendig irgendwo sein müssen, von woher sie von Neuem entstehen.....", und der Klang der Worte beruhigte ihn etwas.


    Er stützte den Kopf in die Hände, und wünschte sich, Domina Stella wäre wieder hier.

  • Ein Brief an Domina Stella


    Tiberios hatte schon drei Mal in der Nacht den Anlauf genommen, einen Brief an seine Herrin zu schreiben, aber zu seiner Scham war er jedes Mal darüber eingeschlafen. Als er vor Morgengrauen aus unruhigen Träumen erwachte, hatte es die Tinte hatte ganz und gar verdorben, weil sie eingetrocknet war. Tiberios jedoch musste sich fertig und auf den Weg zur Mosaikwerkstatt machen.

    Doch diesmal gelang es ihm, wach zu bleiben und er schrieb:


    Casa Furia

    - Maiordomus-

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    Die Villa am Meer

    fundus cum villa

    Brundisium

    ITALIA



    Tiberios grüßt seine Herrin und wünscht sich, dass sie sich bei bester Gesundheit und wohl befindet; ihm geht es gut, wenn es ihr gut geht.


    Ich schreibe Dir, dass wir alle hier in der Casa gesund und fleißig sind. Wir bereiten die Saturnalienfeier vor, und ich wollte fragen, ob du denn bis dahin zurückkehrst, optima domina?

    Und wenn nicht, wie deine Befehle für deine Familia in dieser Zeit aussehen.


    Ansonsten sind die Vorbereitungen für die Winterzeit getroffen: Dicke Decken, dicke Vorhänge, genug Heizmaterial ist eingekauft und die Hypokaustenanlage funktioniert sehr gut, auch haben Aischylos und Chloe für viele Vorräte gesorgt und sie eingelagert.


    Ich bin zum institor negotii von Dominus Aulus ernannt worden, seinem Geschäftsführer für die Mosaikwerkstatt, so dass ich hoffe, dass er mit meinen Diensten zufrieden ist. Außerdem darf ich einem der Sklaven der Tiberier, der auch mit mir befreundet ist, Unterricht erteilen.

    Bei den Ludi Plebeii waren wir für die Brot und Zuckerkringelspende zuständig, die Dominus Tiberius Caudex bezahlt hatte, die jedoch Dominus Aulus unter seinem Namen verteilte hat, das war eine fröhliche Angelegenheit, und ich habe Diocles und Anfisa von den Sergia wieder gesehen. Eintrittsmarken für die Spiele haben wir auch bekommen.


    Und eine große Freude für mich: Dominus Aulus hat mir in seiner Güte das Geld für einen Esel gegeben, so dass ich keine Mitfahrgelegenheit mehr suchen muss, sondern ganz bequem reiten kann. Mein Esel ist ein liebes und gelehriges Tier, und ich habe ihn sehr gerne.


    Aufregendes ist folgendes geschehen, doch niemand ist zu Schaden gekommen, daher lese folgendes ganz in Ruhe:


    Im Officium der Procura Annonae wurde eingebrochen, und Dominus Aulus einige Gegenstände und Geld entwendet, worüber er sehr aufgebracht war.

    Doch wie der Zufall es wollte: Ich war in der Subura unterwegs, um aegyptisches Blau für die Werkstatt zu bestellen, weil die ursprüngliche Bestellung nicht angekommen war, da wurde ich von einem Jungen bestohlen.

    Er nahm mir mein Schreibzeug weg, ich verfolgte ihn und gerade, als ich es mir wieder holen wollte, kamen drei gedungene Mörder und wollten mich töten. Da rettete mir der Junge das Leben, und versteckte mich, und er war tatsächlich auch der Dieb der Sachen, die in aus dem Officium fehlten. Doch er hat mir meine Sachen und alles andere auch zurückgegeben, so dass ich ihm wirklich dankbar bin.

    Wie gesagt, Tyche hat mich beschützt, doch das tut sie immer, bitte sei mir nicht böse, Domina Stella, dass ich dein Eigentum in meiner Person in Gefahr gebracht habe.


    Damit schließe ich diesen Brief und wünsche dir weiterhin einen erholsamen Aufenthalt in Brundisium, di te bene ament, mögen die Götter dich sehr lieben.

    Vale bene Tiberios Maiordomus




    und brachte den Brief gleich am nächsten Morgen auf den Weg.