Den ganzen Tag hatte er nun die Gesetzestexte studiert und sich Notizen gemacht, nur mit einer Unterbrechung, als er selbst in der Bibliotheca in den Aufzeichnungen über die Verwandtschaft nachgeschaut hatte, ja es gab einen Tigellinus, ein Onkel von Prisca, der wohl einige Zeit im Osten war. Es passte also alles, wenn er jetzt nicht in den nächsten Tagen einen wütenden Brief aus der kaiserlichen Kanzlei erhielt, würde der Aurelier davon ausgehen, dass Tigellinus wirklich der war, der er zu sein vorgab.
Alles in allem ein erfolgreicher Tag, wenn dann in den nächsten Tagen auch noch Lupus zurück aus Etruria kommen würde, dann ginge es wohl wirklich voran. So zufrieden mit sich und der Welt hatte er gerade die Schriftrollen zugerollt und zu den Wachstäfelchen gelegt und auch den Griffel hatte er fallen lassen, metaphorisch, als Morrigan mit einer wirklich köstlich aussehenden kalten Platte hereinkam, diskret wie sie anscheinend war. "Ach ja, " sagte er aufatmend, "Du bist so ruhig Morrigan, sehr erfrischend." Er nahm sich ein Stück Brot und versuchte sowohl einen Käsehappen wie auch einen mittelgroßen Pilz darauf zu platzieren, was ihm nur ansatzweise gelang. Oder besser gesagt, es gelang ihm aber es war nicht gerade hübsch anzusehen. "Oh, " sagte er als ihm der Pilz vom Brotstück herunterfiel, da er genau in seinen geöffneten Mund fiel, war das zwar nicht weiter tragisch, aber wie gesagt aurelische Essmanieren sahen anders aus, "sehr gut, Morrigan, hübsch angerichtet und sehr gut, nur etwas reichhaltig, aber dem kann ja Abhilfe geschaffen werden, nimm Dir doch auch etwas." Wie so oft an diesem Tag, wollte er eigentlich hauptsächlich sehen wie die Sklavin reagierte. Es war kein wirklicher Test, denn es gab kein richtig oder falsch, sondern es war mehr Orestes' Neugierde, mit wem er es hier zu tun hatte, und diese Neugierde hatte zwei Seiten, einmal, dass er sie besser einschätzen können wollte um sie besser einzusetzen und dann aber auch das rein menschliche Interesse, wer diese Sklavin war und was sie dachte.