Vor der Villa Flavia

  • "Ich spreche nicht von Auflehnen.", sagte Tiberios kurz und drückte Eireanns Hand. Zumindest nicht von dieser Art Auflehnen. Wenn man jemanden bekämpfen wollte, der in der Hierarchie über einem stand, musste man sich an den wenden, der noch höher stand und vor allen Dingen eine Menge Geduld mitbringen. Wäre Tiberios in Eireanns Lage gewesen, hätte er Castor genau beobachtet, um jegliche Schwäche herauszufinden, und dann zuzuschlagen.

    Aber er wusste schon, dass Eireann anders dachte. Sie hatte weder die Frage nach anderen belästigten Sklavinnen noch nach einem handschriftlichen Brief des Maiordomus beantwortet.

    Letzeres wiederholte er noch einmal: "Bring mir etwas Handschriftliches von  diesem Castor, wenn wir uns das nächste Mal sehen. Meinst du, da kommst du heran.... ich denke ja, wenn du schon in seinem Cubiculum bist."

    Manchmal war der Grieche erstaunlich mitleidlos.

    Anderseits würde sich Eireann viel weniger als Opfer fühlen, wenn sie aktiv werden könnte.

    "Ich sage dir nicht, was ich tun werde, denn wenn du befragt werden solltest, kannst du alles abstreiten und dies umso überzeugender, da du tatsächlich von nichts weißt.", sprach er:

    " Tu so, als würde es dir nichts ausmachen und du hättest dich in dein Schicksal gefügt. Wir treffen uns in drei Tagen hier, und du gibst mir, um was ich dich gebeten habe. Meinst du, dass du das hinbekommst?", fragte er besorgt.

    Die alte Eireann hätte es hinbekommen, sie hatte damals auch äußerst geschickt die Christen ausspioniert. Aber die neue Eireann kam ihm vor wie eine Schwalbe, deren Flügel man gebrochen hatte.

  • Soso? Tiberios sprach nicht von auflehnen? Von was sprach er denn dann? Fragend neigte sich Eireanns Kopf auf die Seite, während sie den furischen maiordomus mit einer empor gezogenen Augenbraue musterte.


    “Wie soll ich mich Castor gegenüber zur Wehr setzen? Er ist der maiordomus in der flavischen Villa. Und ich nur.. nur eine einfache Haussklavin.“


    Jene letzten Worte murmelte die Dunkelhaarige mit äußerst leiser Stimme und senkte unwillkürlich ihren Blick. Zum Glück war es abermals Tiberios Stimme die sie aus ihren düsteren Gedanken holte. Sodass sich ihr Blick unwillkürlich auf sein Gesicht legte. Sein Gesicht das ihr auf wundersame Weise so vertraut war.


    “Ich weiß wo Castor seine Schreibutensilien verborgen hält.“


    Erwiederte die Keltin und nickte auf Tiberios Worten. Sie würde bestimmt ein beschriebenes Pergament mit Castors Handschrift finden. Und dann? Was heckte der Lockenkopf für einen Plan aus? Forschend konnte sich Tiberios durch Eireanns Blick gemustert fühlen.


    “Ich werde dir das bringen wonach es dich verlangt Tiberios.“


    Abermals nickte die Sklavin und atmete im selben Augenblick tief durch. Hoffentlich wusste Tiberios was er tat und begab sich nicht grundlos in Gefahr nur weil er ihr zur Hilfe kommen wollte.


    “Wir treffen uns in genau drei Tagen wieder hier Tiberios. Du wirst deinen Plan aber nicht alleine durchziehen. Lasse mich dir helfen. Bitte.“


    Beschwor die Silurerin den jungen Alexandriner und blickte Tiberios bittend an.


  • "Dieser Maiordomus überschreitet seine Befugnisse.", sprach Tiberios:

    "Du kannst mir bei meinem Plan nicht helfen. Es ist lieb, dass du es versuchst. Also wir treffen uns in drei Tagen hier an dieser Stelle. Und dann werde ich mich so richtig in diesen Castor hineinversetzen."

    Er lächelte, während er diese dunkle Andeutung machte.

    "Es ist spät geworden.", sagte er: dann: " Besser geh nun hinein. Deine Domina hatte ein großes Fest, bestimmt fehlen fleißige Hände zum Aufräumen.

    Io Saturnalia, Eireann! "

    Der furische Maiordomus hob die Hand zum Gruß.


    >>> Casa Furia

  • Für einen kurzen Augenblick hatte Eireann ein merkwürdiges Gefühl bei Tiberios Worten. Als würde sich etwas unheilvolles auf diese Szenerie herab senken. Und das nur weil Tiberios diese Worte ausgesprochen hatte? Nein. Das nkonnte sich die Dunkelhaarige nicht so recht vorstellen. Auch wenn sie wusste das sich Tiberios von seinem einmal gefassten Plan nicht abbringen lassen würde. Und so schenkte sie ihm lediglich ein trauriges Lächeln.


    “In drei Tagen wieder hier Tiberios. Ich werde dich nicht enttäuschen.“


    Was war jedoch wenn sie versagte? Nein. Daran wollte die Keltin gar nicht erst denken. So war es für Eireann nun wohl das beste wenn sie die flavische Villa durch den Sklaveneingang betrat. Ungesehen. Doch zuerst würde sie sich von Tiberios verabschieden.


    “Io Saturnalia Tiberios.“


    Auch die Keltin hob die Hand. Blickte Tiberios mit einem schmerzlichen Lächeln auf den Lippen an und näherte sich dem Sklaveneingang der flavischen Villa. Um die Villa im nächsten Augenblick auch schon zu betreten.