[Tablinum] AFS et NTC Klärung einer privaten Angelegenheit

  • Auch wenn es kein freundschaftlicher Anlass war empfing man im Hause Tiberius Gäste immer entsprechend. So war das Tamblinum hergerichtet worden. Getränke und ein kleiner Imbiss standen bereit. Ein Tisch zwei bequeme Korbsessel, in einem davon wartete schon der Hausherr, der sich erhob, als der Gast hereingebracht wurde. „Salve Furius.“ Den Sklaven der ihn begleitete schenkte er zwar einen kurzen Blick, ein Nicken beachtete ihn aber nicht weiter. „Ich danke dir, dass du meiner Einladung...“ Ja so konnte man es ganz freundlich formuliert auch nennen. „...gefolgt bist. Wollen wir uns setzen?“

  • "Salve Tiberius Caudex", auch Saturninus hatte sich für diesen Anlass besonders gut gekleidet und trug eine frisch gefältetete Toga und eine mit einem an den Ausschnitten mit einem Rankenmuster bestickte Tunika. Gute Kleidung war nicht nur repräsentativ, sie diente auch dazu, das Gegenüber zu ehren. Und der Tiberius war ein Römer patrizischer Abstammung.


    Saturninus nahm Platz, der Furiersklave blieb hinter dem Korbsessel stehen, die Augen niedergeschlagen.


    Der Furius bemerkte, dass Getränke und kleine Speisen bereit standen. Aber er wartete einen Moment.

    Dann maß er mit seinen dunklen Augen den Mann und sprach:

    "Ich danke dir für die Einladung."

  • Auch Nero hatte sich für seine Verhältnisse schick gemacht. So trug er zwar keine Toga, aber eine edel Tunika bestickt mit den tiberischem Luchs. Er winkte einen Sklaven heran. "Darf ich dir etwas anbieten?" Der Sklaven schenkte seinem Herren wie üblich Posca ein und wartet e nun auf die Getränke wünsche der Gastes. „Nun wie ich schon übermittelt habe handelt es sich um einen private Angelegenheit wegen der ich dich zu mir gebeten habe.“ Begann Nero nun auch das Gespräch. „Wie du ja weißt sind wir für unseren Besitz verantwortlich, aber auch für ihren Schutz da. Ich denke du stimmst darin mit mir überein?“ Führte er weiter aus. „Nun ist es leider so, dass sich eine meiner Sklavinnen durch euren Sklaven Tiberios bedrängt fühlt. So ist sehe ich es als meine Pflicht an sie zu schützen und dich darum zu bitten, dass dieser Tiberios es unterlässt meiner Sklavin nachzustellen oder sie gar zu belästigen. Noch ist zum Glück nicht schlimmeres passiert, aber ich dachte wir klären das lieber im Vorfeld um eventuellen Klagen vorzubeugen.“ Sagte Nero und lehnte sich nun etwas im Stuhl zurück um sein gegenüber mit seinen blauen Augen zu fixieren.

  • "Für mich auch Posca", sagte Saturninus zu dem tiberischen Sklaven und nickte: "Natürlich, unsere Sklaven sind durch den mors maiorum Teil der familia. Sie stehen unter unserem und dem Schutz unserer Laren."


    Der tiberische Sklave hatte die Posca in einen erlesen schönen Becher serviert. Saturninus nahm einen Schluck:

    " Welcher Art von Belästigung hat das Mädchen denn Tiberios beschuldigt?", fragte er wie beiläufig.

  • „Nun sie hätte wohl gar nichts gesagt, wenn ich nicht diesen Brief über die Hauspost auf meinem Tisch bekommen hätte. Auf meine Nachfrage hin erklärte sie mir dann, dass sie ihm keinerlei Hoffnungen gemacht hat. Auch kann sie sich nicht erklären was er sich bei dem Brief gedacht hat und warum er ihn ausgerechnet über die Hausspot geschickt hat. Da muss man sich doch fragen was hatte er vor? Wollte er unsere Sklavin in Misskredit bringen?“ Nero überreichte den Brief. „Ja ich weiß eigentlich einen Bagatelle, jedoch, möchte ich nicht das es zu Verwicklungen kommt und möchte im Vorfeld klären und eben das du deinen Sklaven darauf hinweist, dass er es unterlässt den Sklavinnen unseres Hauses nachzustellen.“

  • Saturninus nahm den Brief und las ihn, wobei er bereits den Inhalt wenn auch nicht den genauen Wortlaut kannte.

    Ein wenig schüttelte er den Kopf über den blumigen Stil des Griechen, Hühnerflüsterin, wer schrieb denn so etwas?

    Dann legte er den Brief weg und sagte:


    " Ich kann in den Worten des Briefes nichts Anstößiges sehen, außer dass seine Ausdrucksweise zu manieriert ist. 

    Wenn man so ein Schreiben über die Hauspost schickt, bedeutet das in meinen Augen, dass man seine Absichten nicht verstecken wollte. Aber Tiberios kann selbst erklären, was er deiner Sklavin gegenüber beabsichtigt hat - ich habe ihn sozusagen als sprechenden Beweis mitgebracht.

    Und wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich auch das Mädchen hören, wie sie ihre Anschuldigung wiederholt.

    Du musst verstehen - die furischen Sklaven sind durch die Bank weg gut erzogen, und ein solcher Vorwurf tangiert die Ehre der Familia."


    Der Ton des Furius verlor ein wenig von heiterer Liebenswürdigkeit und wurde schärfer. Er deutete auf den jungen Griechen, der regungslos hinter ihm stand:
    "Wenn Du gestattest, Tiberius Caudex: Tiberios Maiordomus "

    .

  • Nero zog nun seinerseits die Augenbrauen hoch und betrachtet nun den Sklaven genauer. „Du bist also jener Tiberios? Nun dann kann ich dich ja direkt fragen, hat Dede dir Anlass gegeben oder dich gar aufgefordert ihr Avancen zu machen?“

    Dann wand er sich wieder seinem Gast zu. „Oh das bezweifel ich nicht.“ Sagte er im Bezug auf die erzogenen Sklaven. „Ich habe auch nie was anderes behauptet. Dieses Gespräch hier dient dazu, dass du deinen Sklaven darauf hinweist, dass ein nein auch nein heißt.“ Nero lehnt sich zurück und winkte den Sklaven heran. „Hol bitte Dede.“

    Dies tat der Sklave auch, natürlich informierte er Dede auch was bisher gesprochen wurde und worum es ging. Ja Sklaven waren eben Tratschtanten und die tiberischen hielten nun mal zusammen.

  • Tiberios schätzte weibliche wie auch männliche Anmut und ganz konnte er sich nicht der Bewunderung erwehren, als der Römer ihn nun direkt ansprach. Das Blondhaar, die blauen Augen, der Tiberius glich einem Apollon Helios; einem rachsüchtigen allerdings, so groß war die Kälte, die von ihm ausging. Dennoch flog eine leichte Röte über das Gesicht des furischen Sklaven, als er ihn kurz ansah, bevor er den Blick wieder senkte.


    Fassungslos war er über die Wirkung, den sein in seinen Augen völlig harmloser und unschuldiger Brief nicht nur auf Dede sondern auch auf ihren Dominus gehabt hatte.


    Er überlegte, was er sagte, und trug es ohne Zögern vor; er wäre allerdings nicht Tiberios gewesen, hätte er seiner Stimme nicht diesen äußerst belehrenden Klang gegeben, der so ziemlich jeden auf die Palme brachte:


    "Ich schwöre bei der Iuno meiner Domina und dem Genius der gens Furia, der über die Familia wacht, die reine Wahrheit zu zu äußern.”, sprach er:

    “Es tut mir Leid, dass die Platonsche Definition der Philia in der Urbs aeterna nicht so geläufig ist wie beispielsweise in Alexandria.


     Es ging mir darum, dem Mädchen Dede das beglückende Verbundensein in der Suche nach Tugend und Weisheit zu zeigen, wie es auch Aristoteles in seiner Nikomachischen Ethik würdigt.

    Das zeigt sich doch daran, dass ich mein Schreiben ganz normal zur Hauspost gegegeben habe; hätte ich das denn getan, wenn ich dunkle Absichten oder Heimlichkeiten verfolgt hätte? 

    Das ich Pergament benutze und Eisengallustinte zeigt nur Respekt, den ich der Empfängerin  und auch meiner Handwerkskunst als Scriba erweise.


     Es gab kein Nein und es gab kein Ja und keine Avancen.

    Wir sprachen über das Contagion bei Hühnern und über Lyraspiel, und dann sagte ich etwas - nichts Beleidigendes, doch es erschreckte Dede, und sie lief davon. 

    Mein Brief im Geiste der Philia und der Versöhnung war mitnichten als ein Liebesbrief gedacht.


    Zweifellos habe ich durch das Stiften von Verwirrung in schlichten Gemütern Strafe verdient!

    Aber weitaus eine härtere Strafe für mich ist es, dermaßen missverstanden worden zu sein.”


    Er kniete nach orientalischer Sitte nieder, hob die Hände in leidenschaftlicher  Gebärde und senkte seinen Kopf.

  • Ich hatte gerade noch mit Albina das Lyraspiel geübt, als ich gerufen wurde. Ich sollte in das Officium meines Herrn kommen. Ich hatte ähnliches fast schon befürchtet, wusste ich doch, dass er heute mit Tiberios' Herrn sprechen wollte. Was der Sklave, der mir die Nachricht brachte, aber auch schon mitteilte, war, dass auch Tiberios da wäre, und dass die Furier wohl aus meinem Munde hören wollten, was ich ihm vorwarf.


    Ich schluckte und ging schnell zu dem Officium, während meine Gedanken schon rasten. Ich hatte eigentlich gar nichts vorgeworfen und am liebsten hätte ich die Sache auch einfach vergessen. Aber mein Herr sah das anders, und er war mein Herr. Ich wollte ihn nicht enttäuschen. Ich wusste, wie wichtig ihm Loyalität war.

    Den Kopf voller Gedanken, wie ich das alles möglichst unbeschadet und zu seiner Zufriedenheit überstehen könnte, öffnete ich leise die Tür zu seinem Officium – und fand Tiberios kniend und mit erhobenen Händen vor meinem Herrn auf dem Boden. Den anderen Mann kannte ich nicht, der noch dabei war, aber ich nahm an, dass das wohl Tiberios' Besitzer sei.

    "Du hast mich rufen lassen, Herr?" fragte ich nur unsicher und versuchte möglichst unauffällig den Raum zu betreten und in eine angemessene Position zu meinem Herrn zu kommen, ohne dabei zu nahe an Tiberios heranzutreten. Eine Ohnmacht schien momentan eine verlockende Alternative zu sein.

  • Nero fixierte in seiner typischen Art den Sklaven der während er recht theatralisch und wohl auch in belehrender Manier seien Rede hielt. „Nun sie mag nicht so bekannt sein, jedoch korrigiere mich wenn ich falsch liege....aber basiert die Definition der Philia nicht auf beiderseitigem Interesse? Und woher nimmst du die Annahme, dass Dede auf der Suche nach Glücksehelichkeit ist?“ Nero machte einen kurze Pause und blickte auf den so dramatisch vor ihm knienden nieder. Er würde ihm unter normalen Umständen glatt raten zum Theater zu gehen, Dramaturgie beherrschte er Zweifellos. „Du kannst dich ruhig wieder auf deinen Füße stellen. Ich habe weder vor ein Urteil zu fällen noch steht es mir zu, dies obliegt allein deinem Dominus. Nun du magst belesen sein...“ Überstudiert dachte Nero bei sich. „...aber über Frauen solltest du noch einiges lernen wie mir scheint. Das Leben steht nicht in einer Schriftrolle, es ist nicht immer so wie es die Philosophen gern hätten. Ist es doch so, dass die von dir zitierten Lehren von Philosophen stammen, die Mittels einer Mischung aus Spekulation und empirischer Beobachtung versuchten, die Natur und die Vorgänge in ihr zu begreifen. Sie wollten alle Dinge auf ein ursprüngliches Prinzip zurückführen. In deinen Schriftrollen steht ein Idealbild des Lebens beschrieben, das es aber nicht gibt. Es ist ein Ideal nach dem wir streben, es aber wohl nie erreichen. Was nun Dede angeht, sie hat weder Schriften studiert noch kennt sie diese Lehren. Vielleicht wäre ein einfaches es tut mir leid angebrachter gewesen. Wenn du sie besser kennen würdest so wüsstest du, dass sie ein traumatisches Erlebnis hinter sich hat, hast du das beim Schreiben deines Briefes auch nur in Erwähnung gezogen?“ Fragte Nero, dessen Blick die ganze Zeit auf dem Sklaven geruht hat, und winkte Dede zu sich heran. „Dede wolltest du Post von diesem Mann erhalten? Hast du ihn dazu ermuntert? Hat es dich verschreckt? Sag es uns?“ Welche Antworten er hören wolte war klar und Dede wusste das wohl auch nur zu gut.



  • Saturninus hob die Hand und pfiff den Maiordomus zurück, bevor er sich um Kopf und Kragen redete:

     “Genug, Tiberios!”, sagte er: "Mach  kein griechisches Drama draus!”


    Es war ihm ernst. Tiberios hatte großes Glück, dass er in seiner eigenen Welt der Philosophie und der Poesie leben konnte, und seine Domina ihn beschützte.

    Vielleicht hätte er auf einen anderen Platz gehört, aber die Götter hatten ihm sein Schicksal zugeteilt, wie ihnen allen. Ein Sklave hatte unter keinen Umständen mit Leidenschaft seinen Standpunkt zu verteidigen. Er musste schlicht Befehlen gehorchen, auch wenn er ein kluger Geist war. 


    Also sagte er in freundlicherem Tonfall : Ich schließe aus deinen belehrenden, aber nicht unfreundlichen Worten dem Jüngling gegenüber, Caudex, dass es in der Tat ein error war, kein crimen. Nun möchte ich doch noch hören, was die Sklavin dazu sagen hat.”

  • Mein Herr starrte Tiberios nieder. Bei seinem Blick zog sich auch in mir alles angsterfüllt zusammen, obwohl ich nicht einmal das Zentrum seines Zorns war. Dafür aber das Zentrum seiner Argumentation. Ich schaute kurz etwas entsetzt auf, als mein Herr einfach in einem halben Nebensatz meine Vergangenheit ansprach. Da machte es auch nicht besser, dass er direkt davor meine Unkenntnis irgendwelcher Lehren ansprach.

    Als mein Herr mich ansprach und ansah, wollte ich am liebsten einfach verschwinden. Natürlich ging das nicht und natürlich wusste ich, was er von mir erwartete. Und ich wollte ihm doch so sehr gefallen. Ich wollte einfach nur so sein, wie er mich haben wollte, weil dann, vielleicht... nur vielleicht...

    Ich fasste in einer Geste der Unsicherheit mit meiner rechten Hand nach meinem linken Arm und wollte schon antworten, als nun auch der Gast sprach. Dieser war selbstverständlich vor mir an der Reihe. Allerdings wollte auch er, dass ich sprach. Ich sah kurz zwischen meinem Herrn und ihm hin und her, da ich nicht wusste, wen von beiden ich nun ansehen sollte beim sprechen. Ich wollte es doch nur richtig machen!

    Schließlich entschied ich mich für einen Punkt auf dem Boden. "Ich habe nichts getan oder unternommen, um so einen Brief zu erhalten. Ich wollte ihn auch nicht erhalten. Ich wünsche keine Aufmerksamkeit dieser Art. Ich möchte einfach nur meine Arbeit gut verrichten und meinem sehr gütigen Herrn eine gute Sklavin sein. Ich würde mich niemals in unangemessener Weise einem fremden Mann nähern. Ich bin ein anständiges und sittsames Mädchen. Und... und ich möchte auch, dass nicht der Eindruck entsteht, dass es anders oder ich unsittlich wäre. Das hat mich sehr betrübt, dass solches über mich gedacht werden und ich damit Schande über dieses Haus bringen könnte."

    All das war wahr, es war nicht gelogen, so dass ich es beschwören könnte. Es ließ ein paar Dinge aus und war in anderen vage, aber es war nichts gelogen. Ich hoffte nur, dass es genügen würde. Ich widerstand dem Drang, zu meinem Herr zu sehen und mir durch seine Reaktion eine Rückversicherung zu holen, ob es so richtig war. Unser Gast sollte nicht denken, dass er mir die Antwort diktieren würde.

  • Tiberios hätte gerne viel mehr erwidert und zum ersten Mal bedauerte es, nicht frei zu sein, dann hätte er sich mit dem Patrizier im rhetorischen Wettstreit gemessen  und ein interessantes Gespräch führen können. 

    Als er diese unselige Kreatur Dede vor sich sah, begriff er sehr wohl , dass sie um ihr Überleben kämpfen musste.  Sie wirkte ganz anders als mit ihrer fröhlichen Art auf dem Mercatus, als sie sich hatte zu Pinienkernen einladen lassen. Und eingebildet war sie...glaubte, dass er ihr Avancen machte. 

    Mittlerweile fand Tiberios ihren Dominus wesentlich interessanter als das Hühnermädchen selbst.


    Aber er begriff, dass es dort Dunkelheit gab, die nicht in das helle Licht der Welt der Ideen oder der Philosophie gezerrt werden wollte. 

    Die Dunkelheit hatte mit ihm vielleicht am wenigsten zu tun; er war nur hineingeraten, wie eine Fliege in einen Honigtopf. Etwas Dunkles, Gewalttätiges, Irrationales lag über der Sklavin und ihrem Dominus, und plötzlich sehnte sich Tiberios nach der Stille seiner Bibliothek. Es war katharsis, Dramen zu rezitieren, aber es führte nicht zu galene, sie am eigenen Leib zu erleben.


    Er sprach:

    “So, Dede, die Du nicht nach Glückseligkeit strebst, da dies dein Dominus behauptet, der es ja gewiss weiß.

    Gib mir meinen Brief zurück!

    Ich werde die Schrift von dem Pergament palimpsetieren, abkratzen, danach kann ich es für Nützlicheres verwenden als für Worte an Dich, das nennt man dann einen rescriptus.

    Ich weiß nicht, welcher kakodaimon* dich jagt, noch will ich es jemals wissen!

    Chairete Dede!

    mögest du für deinen Herren so unendlich nützlich bleiben wie du es heute bewiesen hast!"


    Der Jüngling schaute das Mädchen zornig und kalt an und schlang seine Chlamys um sich. 

    Wäre er kein Sklave wäre er jetzt gegangen. 

    Aber auch er hatte seine Art, seinen Zorn zu zeigen, und eine davon war, dass er Tiberius Caudex nicht als Dominus Caudex angesprochen hatte. Auf Dede jedoch war er nicht zornig, er verachtete sie.



    Sim-Off:

    *böser Dämon

  • Neros , der sich inzwischen erhoben hatte, Blick lag wieder auf dem Sklaven, während seine Hand beschützend und stützend in Dedes Rücken lag. Als er Dede so anging bildete sich einen steile Falte auf seiner Stirn. Ob er ihn nun Dominus Caudex oder wie auch immer nannte war ihm egal, er legte auf Ehrbekundungen von fremden Sklaven nur selten wert, dennoch zeigte es, dass es wohl mit der furischern Erziehung der Sklaven wohl doch nicht soweit her war, wie sein Gast behauptet hatte. Nie hätte sich einer der tiberischen Sklaven so echauffiert und so das Gesicht vor ihm Fremden verloren. Überstudiert, abgehoben vielleicht sogar ein wenig verrückt. Ging es Nero durch den Kopf.

    „Dein Sklave verhält sich inadäquat .“ Sagte Nero schlicht zu seinem furischen Gast.

  • Dede war nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte; er hatte eher an eine raffinierte Salomé gedacht jene jüdische Prinzessin , die einst ihren Onkel um den Verstand getanzt hatte; Dede wirkte eher bodenständig, niedlich mit ihrer dunklen Haut und den grünen Augen, aber ängstlich und sehr jung.


    Aber was Tiberios von ihr wusste: Das mit den Hühnern und der Hühnerkrankheit und besonders das mit dem Lyraspiel – das erfuhr man doch nicht dadurch, dass man einem Mädchen nachstellte und es “Nein” sagte? 

    Oder war sie mit der Lyra auf dem Mercatus herumgelaufen? Solche Hobbies erfuhr man nur in einem längeren Gespräch. Das musste Tiberius Caudex doch auch auffallen, wenn er etwas nachdachte.


    Saturninus war sich sicher, dass die dunkle Sklavin log, dass sich die Balken bogen. Sie hätte die ganze Angelegenheit wohl als harmlos abgetan, hätte sich ihr Dominus nicht so an diesem Brief im Alexandrinischen Plauderton aufgehängt.


    Tiberios hatte schon recht mit seiner Bemerkung über das Streben nach Glückseligkeit und dass Caudex sich ach so sicher war, dass Dede es nicht wollte; der Dominus der Kleinen wollte nicht nur die Sklaverei ihres Körpers, er wollte auch ihren Geist und ihre Seele besitzen.


    Nur – Tiberios stand so ein Urteil nicht zu, selbst wenn es richtig war.


    Aber die Bemerkung des Tiberius Caudex über Tiberios, trieb Aulus Furrius Saturninus dazu, den furischen Maiordomus zu verteidigen: 

    " Er hat vor dir gekniet, um dein Wohlwollen zu erflehen.

    Hat er deiner Sklavin nicht gerade gesagt, dass er nie wieder das Wort an sie richtet und somit das erfüllt, was du verlangt hast?

    Um den Brief hat er gebeten, um seinen Text, der für Unmut sorgte, zu vernichten.

    Seine Worte und sein Verhalten dir gegenüber waren bedacht.

    Auch dem Mädchen gegenüber wurde er nicht unhöflich, obwohl ihn doch ob eines harmlosen Briefes schwer beschuldigt hat.

    Sogar alles Gute hat er ihr für ihre Zukunft gewünscht.”


    Der Furius kniff die Augen zusammen:Du selbst hast ihm erlaubt zu sprechen, so hat er dieses Recht in Anspruch genommen.

    Saturninus warf Tiberios einen warnenden Blick zu. Der Grieche sollte jetzt besser die Klappe halten, wenn er wüßte, was gesund für ihn war.:


    “Ich selbst bedaure es, wenn die Angelegenheit zu einem Konflikt führen würde .”, fasste der Furius zusammen: " Denn ich hatte gehofft, etwas von Dedes Lyraspiel genießen zu können, von dem ja anscheinend der ganze Mercatus spricht."


    Er lächelte etwas spöttisch. Diese Bemerkung war böse.


    Doch Caudex beschützte und stützte nun Dede im Rücken, eine Geste, die Saturninus nicht im Traum eingefallen wäre.


    Ob  Caudex mehr für das Mädchen empfand, als statthaft war. Nicht weil er sie höchstwahrscheinlich auf sein Lager holte, das stand ihm zu.

    Doch war er etwa unstandesgemäß verliebt in Dede? 




  • „Der Brief welcher er vernichten will, liegt immer noch vor dir.“ Sagte Nero und zeigte auf das Stück Papier. „Verachtung kann man auch zwischen den Zeilen Ausdrücken ebenso wie Spott. Man  müsste wohl ein Simpel sein um diese in Worten nicht zu erkennen. Und wie ich es Eingangs schon sagte bin nicht ich es dessen Urteil oder Gnade er erflehen sollte, denn nicht ich bin sein Richter. Man kann sich hinter so manchen Worthülsen verstecken. Mit blumigen Worten vieles ausschmücken und mit nicht gesagten Worten seinen Zorn, seine Wut und seine fehlende Ehrbekundung zum Ausdruck bringen.“ Sagte er .“Aber ich wäre wohl ein schlechter Gastgeber, wenn ich dir deinen Wunsch abschlagen würde nicht wahr?“ Ein kaltes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Dede holst du bitte deinen Lyra? Unser Gast möchte dich spielen hören.“ So setzte sich Nero wieder hin. „Nimm dir doch etwas vom Obst und Gebäck.“ Sagte er zum Furius.

  • Saturninus griff zu und nahm Gebäck.


    Dann befahl er dem Tiberios, den Brief zu nehmen und die spitze Seite eines Griffels aus seinem Beutel mit seinem Schreibzeug, das er immer am Gürtel trug, und das Pergament an Ort und Stelle zu palimpsetieren, wie er es genannt hatte:

    "Und arbeite ordentlich", sagte er und zu Caudex gewandt:

    "Ich danke dir für deine Freundlichkeit."


  • Als Tiberios seine Worte an mich richtete, verstand ich zwar nicht alles, was er sagte, aber genug, um zu wissen, dass er wütend auf mich war. Es klang ganz anders, als auf dem Markt, und am liebsten wäre ich auch vor ihm zurückgewichen, aber dort spürte ich schon die Hand meines Herrn, die mich an Ort und Stelle festhielt. Also ließ ich die Schimpftirade über mich ergehen, auch wenn ich sie meiner Meinung nach nicht verdient hatte.

    Ich blickte einfach betreten zu Boden, und blickte weiterhin dorthin, als nun auch der Gast seinem Ärger auf mich Ausdruck verlieh. Meine Schultern sanken noch eine Winzigkeit mehr. Ich fühlte mich schuldig. Nicht gegenüber Tiberios und seinen Avancen, auch nicht gegenüber dem Gast, den ich ja kaum kannte, sondern dass mein Verhalten dazu geführt hatte, dass mein Herr in seinem eigenen Haus gemaßregelt wurde und sich für meine Verteidigung rechtfertigen musste. Das war nicht richtig. Ich wollte nicht zum Inhalt eines Streites zwischen Römern werden.

    Als der Gast meinte, er wolle mein Lyraspiel hören, und der ganze Mercatus würde darüber sprechen, blickte ich kurz verwirrt auf. Mir war nicht bewusst, dass irgendjemand über mein Lyraspiel sprach. Außer Tiberios wusste ja kaum einer davon, und als so gut erachtete ich mich selbst nicht, als dass ich Stadtgespräch hätte sein können. War das vielleicht verhaltener Spott? Ich verstand es nicht.

    Es war aber auch egal, ein Wunsch war geäußert worden. Und auch, wenn mein Herr noch einmal deutlich machte, dass er über Tiberios' Verhalten nicht erfreut war, schlug er einem Gast natürlich keinen Wunsch ab. Das Gastrecht war schließlich das höchste Recht.

    "Natürlich, Herr", sagte ich daher auch nur leise und war froh, für einen Moment das Zimmer verlassen zu können. Da ich zuvor noch Lyra gespielt hatte, war sie auch nicht weit, so dass ich nach wenigen Momenten auch schon mitsamt dem schönen Instrument zurückgekommen war.

    Kurz huschte ein Gedanke durch meinen Geist, dass sich jetzt wohl doch unser beider Saturnalienwünsche erfüllt hätten. Ich hatte meine Lyra erhalten, und Tiberios würde mich spielen hören. "Ich bräuchte einen Stuhl, Herr", sagte ich leise zu meinem Herrn, damit er mir Platz machen könnte und ich mir das Möbel holen und zurechtrücken könnte. Ich spielte im Sitzen weitaus sicherer als im Stehen.

    An den Gast gewandt stellte ich dann auch die Frage, die die Höflichkeit gebot. "Gibt es etwas bestimmtes, das ich für dich spielen soll, Dominus Furius?"

  • Tiberios sah zu Boden und Tiberius Caudex nicht an, aber er konnte nicht verhindern, dass er errötete. Wieder einmal verwünschte er innerlich sein Temperament , das ihn oft unbedacht werden ließ. Je älter er wurde, desto schlimmer war es, und nicht das erste Mal dachte er an den fernen Vater, der ihm vielleicht dieses Temperament vererbt hatte.. Aber wie er oft sagte: Er war schlecht in apatheia, so sehr er danach strebte.


    Tiberios verneigte sich vor den Domini, und weil Dominus Saturninus keine Anstalten machte, ihn an den Tisch zu bitten, ging er in die Hocke, um auf dem Boden zu arbeiten. 

    Er arbeitete schweigend und sehr genau, wie man es ihm aufgetragen hatte.


    Und auch er dachte: Nun werde ich Dedes Lyraspiel hören, und ich hätte mir gewünscht, es wäre unter anderen Umständen gewesen.

  • Nero schüttelte den Kopf. „Bring einen Stuhl für Dede und auch einen für Tiberios:“ Wies Nero den bereitstehend Sklaven an. „Du kannst dich an den Tisch setzen und dort deinen Arbeit verrichten.“ Sagte der Tiberii. So weit kam es noch, dass hier ein Sklave ob nun sympathisch oder nicht auf dem Boden hockend seine Arbeit verrichten musste. Nun wartete er was sich der Gast für ein Musikstück wünschen würde.