[Tablinum] AFS et NTC Klärung einer privaten Angelegenheit

  • "Spiele was du selbst gerne spielst, Mädchen", sagte Saturninus begütend: "Was du gerne spielst, spielst du bestimmt auch gut. Hast du schon ein Stück im Kopf, was du uns präsentieren möchtest?"


    Aber zu Caudex Ansinnen, Tiberios einen Stuhl zu bringen, schüttelte er den Kopf:
    " Deine Güte ehrt dich, doch das ist Teil seiner Strafe.", sagte er und maß Caudex wieder mit seinem dunklen Blick.
    " Du selbst hast ihm Spott und Doppeldeutigkeit vorgeworfen. Weshalb dauert er dich, wenn er nun lernt, wo sein Platz ist?"


    Der Furius hatte Tiberios mehr aus Pflichtgefühl gegenüber seiner Cousine und der Gens verteidigt, als aus anderen Gründen.

    Aber das Einlenken des Caudex überraschte ihn. Der Mann war nicht einfach zu durchschauen, große Strenge wechselte sich mit großem Zartgefühl ab.


    Die Antwort auf seine Frage interessierte ihn.




  • Nero zuckte mit den Schultern. „Dies hat nichts mit Güte zu tun. Er übt seine normale Tätigkeit aus.“ Warum er lernen sollte wo sein Platz ist nur weil er auf dem Boden arbeitete erschloss sich Nero nicht. „Wenn es aber deinen für ihn zugedachte Strafe ist, so sei es denn soll er dies auf dem Boden tun.“ Nero zuckte mit den Schulter und sagte eher beiläufig. „Ich würde ihm wohl einfach für einen längeren Zeitraum den Zugang zu seien scheinbar so geliebten Schriften verwehren.“ Ja genau das hätte der Sklave zu erwarten. Packe ihn bei dem was ihm wichtig ist. Nur so lernten sie. Aber wer war er schon, dass er den Furier belehren würde. Nun nahm sich der Hausherr auch etwas von dem Gebäck und wartete darauf, das Dede mit ihrem Spiel begann.

  • Was ich gerne spielte?

    Ich setzte mich auf den mir gebrachten Stuhl und stellte die Lyra auf meinen Schenkeln ab. Was sollte ich spielen? Ich kannte viele fröhliche Melodien, leichte Liebeslieder und Gesellschaftslieder, aber die schienen mir dem Augenblick nicht angemessen. Am liebsten spielte ich ohnehin frei und ließ meine Finger die Melodie selbst finden, aber der Gast fragte nach einem expliziten Stück. Nach einer Präsentation meines Können. Ich schluckte und nickte dann.

    "Es ist ein Stück für Mercurius. Eine Frau namens Penelope Banthotakis hat damit vor vielen Jahren ein musisches Agon gewonnen."**

    Eigentlich war das Stück für die noch komplexere Kithara ausgelegt und nicht für die Lyra. Aber meinem Herrn, also meinem letzten Herrn, hatte es wegen seiner ruhigen Traurigkeit immer sehr gefallen, und so hatte ich es auf meiner Lyra gespielt und konnte es gut.


    Ich lockerte ein letztes Mal meine Finger und legte sie an die Saiten. Ein Ton, dann ein weiterer, und so fort, erfüllte den Raum mir der dunklen und doch leichten Melodie. Ich schloss die Augen, ließ meine Finger ihren Weg durch die Höhen und Tiefen finden, und fing an, zu singen.

    “ Tell me, Wanderer, where'd you stride

    along the long dark road?

    Among the moon's an pleijad's light

    unnoticed by the mortals' sight

    so lost among the stars so bright

    and swiftly as a thought?


    When you call us, we must obey

    to follow you to far away

    For in this world we're not to stay

    forever like a god


    Oh Strider with your steps so light

    lead us on our last road.

    For when our time comes, we feel astray

    hoping, not to fade away

    awaiting you, that you just may

    lead us to the other side.”


    Nachdem der letzte Ton langsam verklungen war saß ich noch mit geschlossenen Augen da. Ich hatte es gut gespielt, jeder Ton war genau dort erklungen, wo er hatte erklingen sollen, und auch meine Stimme hatte nicht gewankt. Dennoch war ich nicht zufrieden, denn es war nicht das beste, was ich konnte.


    Ich ließ eine kurze Pause.... und spielte dann weiter. Diesmal spielte ich. Nur ich. Und ich war Musik. Mein Alles floss in die Saiten und ließen sie erklingen. Meine Traurigkeit, mein Schmerz, meine Verwirrung, meine Verzweiflung. Aber auch meine Freude. Und Liebe. So viel Liebe. Meine Seele floss in die Noten und verband sie zu Harmonie, zu Melodie, bis nichts mehr von mir war, nur der Friede einer gereinigten Seele. Das war es, was ich Albina beizubringen versuchte, diesen einen Punkt, der nur noch Musik war, die alles verstand und alles auszudrücken vermochte, ohne irgend etwas sagen zu müssen.


    Sim-Off:

    ** Zu finden unter

    Code
    https://roma-invicta.de/forum/thread.php?postid=698437#post698437

    Sim-Off:

  • Tiberios hatte sich nun mit gekreuzten Beinen auf dem Boden niedergelassen, was bei ihm nicht ohne Anmut war, denn im Sklavenpaedagogium in Alexandria hatte er nicht nur nach griechisch-römischer Art schreiben gelernt sondern auch nach aegyptischer.


    Was Dominus Saturninus ihm damit symbolisch sagen wollte, verstand er sofort: Sein Platz war unten. 

    Nur, er wusste das. Er wusste auch, dass sich Dominus Saturninus nicht wegen des Briefes an Dede ärgerte; nicht einmal wenn es ein Liebesbrief gewesen wäre, denn dergleichen taten Jünglinge und es lag an der jungen Frau, ob und wie sie auf einen Brief reagierte. Da nahm er ihn in Schutz.

    Aber Tiberios Art, die Tiberier anzugehen, die wollte er rügen.


    Als Tiberius Caudex nun davon redete, man solle ihm die Schriftrollen wegnehmen, schaute Tiberios kurz von seiner Arbeit hoch, und einen Moment verdunkelten sich seine grauen Augen.

    Was glaubte der Römer, wie es ihm gelungen war, bei Verstand zu bleiben? Er kannte vieles auswendig, und in den Stunden, in denen er von den Göttern verlassen war und dachte, dass es vorbei war mit ihm, hatte ihn das am Leben gehalten. Niemand bekam seine Gedanken ganz, seine Gedanken waren frei. Niemand bekam sein Innerstes zu sehen; lieber hätte er sich mit glühenden Zangen im Tartaros foltern lassen, als sich so zu offenbaren wie es Dede wohl ihrem Dominus gegenüber getan hatte.


    Er arbeitete besonders sorgfältig mit sparsamen Bewegungen, den Kopf gebeugt, und ein wenig tat es ihm wohl. Lieblichkeit, das Wort hatte Dede gestört, aber war es nicht normal, dass man Mädchen freundlich anredete; er hatte Tusca Diana genannt, Eireann Anna Perenna und Morrigan Terspsichore und keine davon hatte sich geärgert. Auch er selbst war schon als hübsch oder Daphnis bezeichnet worden, besonders als er jünger war.

    Er entfernte Dedes Namen in der  Grußformel wie bei einem katádesmos, einer Fluchtafel, bei der man auch den Namen der verfluchten Person Buchstabe für Buchstabe auslöscht.


    Dede kehrte indes mit ihrer Lyra in das Tablinum zurück herein und setzte sich auf einen Stuhl.


    Sie verkündete den Titel des Stückes und die Beschreibung, Penelope Banthotakis hätte damit vor vielen Jahren ein musisches Agon gewonnen, und wieder wurde Tiberios etwas langsamer bei seiner Arbeit, denn Penelope war Alexandrinerin, und er war noch ein Knabe gewesen, als er das das erste Mal Stück gehört hatte.


    Und dann spielte und sang Dede. Ihr gekonntes Fingerspiel paarte sich mit der etwas ungeübten Stimme, dann verschlangen sich Weise und Gesang ineinander und schienen miteinander einen Reigen aufzuführen, ein Wechselspiel, bei dem das eine das andere befruchtete.

    Sag mir, Wanderer, wohin bist du gegangen? entlang der langen dunklen Straße?

    Tiberios senkte den Kopf, und etwas wie Freude überkam ihm, die Freude derer, die im Augenblick lebten, und gerade war nur Freude in ihm wegen der Darbietung der Tiberiersklavin.

    Je länger sie spielte, desto mehr strahlte er. Und die Worte ergriffen ihn, Mercurius - Hermes Psychopompos, der Seelenbegleiter, der der ihn eines Tages sacht abholen würde, so hoffte er doch, wenn Tyche ihm nicht die keres, einen gewaltsamen Tod bestimmt hatte.


    Das Stück war wunderschön, und er lauschte voller Glück:

    ...so verloren unter den Sternen so hell und schnell wie ein Gedanke?


    Aber auch wenn Stimme und Spiel des Mädchens seelenvoll waren, sie war es nicht. Tückisch war sie, das wusste er ja.

    ...Denn in dieser Welt sollen wir nicht bleiben für immer wie ein Gott....


    Aber dann begann Dede zu improvisieren, und wieder sank Tiberios Hand von seiner Arbeit weg; so gerne hätte er einfach nur zugehört. 

    Doch er hatte einen Befehl bekommen, und daher gehorchte er.


    Er holte sein Knochenstück aus seinem Beutel und begann, das Pergament zu polieren. Ab und zu prüfte er mit den Fingerspitzen die Glätte.


    Erst als er sicher war, dass ihn niemand beobachtete, hob er den Blick und sah Dede einen Moment an.


    Liebe, Traurigkeit, Schmerz und Verzweiflung. 

    Er verstand das: Dede hatte den wichtigsten Satz in seinem Brief, der nun für immer nicht mehr existent und nur noch in Tiberios Kopf war, überlesen: Du erinnerst mich an jemanden, der ganz anders war....ein junges Mädchen auch, dass er gar nicht kennen konnte, denn er würde erst geboren werden, eine sechzehnjährige Sklavin mit grauen Augen und einem Herz voller Liebe für ihren kyrios, ihren Herren. 

    Jemanden, von dem er jede Spur verloren hatte; es gab kein Grab, sie zu beweinen; es war, als hätte es sie nie gegeben – außer für Tiberios: Die unbedeutende Sklavin Caenis, seine Mutter.*



    Erschrocken senkte Tiberios die Lider, er hoffte, dass ihn niemand beobachten hatte.

     Wie gerne wäre er nach Dedes Auftritt zu ihr hingegangen, hätte sie angelächelt, ihr gratuliert und sie eine Euterpe genannt. Aber das würde er nicht tun, denn es war deutlich, dass sie ihn verabscheute, und ihr Herr sie darin unterstützte, und außerdem würde sie wieder annehmen, er spräche von eros. 


    Also würde Tiberios sein, was er immer war, wenn er litt: Kalt und höflich lächelnd und alle seine Geheimnisse wahrend.



  • Saturninus lächelte Dede reserviert zu: "Das hast du gut gemacht, puella", lobte er sie und holte sich noch ein Stück Obst.

    Er verstand außerhalb ihres Unterhaltungswertes nicht viel von Musik. Ein wenig wild war das Ende gewesen, aber sonst hatte ihm die Darbietung durchaus gefallen:

    "Etwas melancholisch vielleicht. Kannst du auch eine fröhliche Weise?"


    Dann sah er Tiberius Caudex an und machte eine unwillige Geste, die aber nicht dem Tiberius galt, sondern dem Grund seiner Einladung. Einmal musste Schluss sein mit dieser ganzen Aufmerksamkeit, die Sklaven anscheinend heutzutage erwarteten.

    Tiberios sollte seinen Brief tilgen, weil er wieder einmal zu eigenmächtig aufgetreten war, und irgendwann würde er mit seiner Cousine über ihn sprechen, aber andere Dinge interessierten ihn gerade mehr:
    " Ich hätte Dich gerne unter anderen Umständen kennen gelernt, denn ich hörte, dass Du ein Freund von Orestes bist." "Politischer Freund" meinte er, von weiterem wusste er nicht:
    "Ich bin bereit, ihn zu unterstützen und wollte auch Dich nach deinen Plänen fragen. Ich selbst habe als Kanzleimitarbeiter keine politischen Ambitionen; wünsche aber die besten Köpfe für meine Vaterstadt."

  • Nero nickte Dede zu, damit sie ein neues Stück begann. Dem Sklaven auf dem Fußboden schenkte er keine Weitere Beachtung. Zu diesem Thema war für ihn alles gesagt.

    Nero nickte höflich. „Ja die Umstände könnten besser sein. Aber lieber so als gar nicht kennen gelernt.“ erwiderte er höflich. „Nun Senator Aurelius Orestes ist der Vetter meines Patrons. Allein deswegen hätte er schon meine Unterstützung. Aber wir trafen und erst kürzlich zum persönlichen Gespräch. Er macht einen patenten Eindruck und ich werde ihn nach Kräften unterstützen.“ Das er ein Freund des Senators war würde er nicht gerade behaupten, aber er war ihm nicht unsympathisch. Wer weiß was sich entwickeln konnte. Eine politische Freundschaft war immer von Vorteil. „Ich selbst plane für das Amt des Quatuorvir viarum curandum zu kandidieren.“ Sagte Nero und nahm sich selbst auch noch etwas von dem Obst.

  • Etwas fröhliches? Ich lächelte, wenngleich mir nicht nach Lächeln zumute war, aber ich kannte meine Rolle und meinen mit zugedachten Platz, und dieser beinhaltete es, hier hübsch und lächelnd und leichtfertig zu sitzen und zu tun, was von mir verlangt wurde. Da mein Herr seine Zustimmung signalisierte, spielte ich also jetzt etwas fröhlicheres, eine kleine, verspielte Melodie, die vielleicht an Vogelgesang erinnern mochte. Etwas, das ich auf einem Fest im Hintergrund spielen würde, damit die Herrschaften ungestört miteinander unterhalten konnten. Nichts, das zum Nachdenken anregte. Nichts, das ablenken würde.

    Ich konzentrierte mich einfach nur auf die einzelnen Tonfolgen und hörte mit halben Ohr dem Gespräch zwischen meinem Herrn und dem Gast zu. Ich verstand nicht wirklich etwas von Politik und ich hatte eigentlich auch kein gesondertes Interesse daran, diesen Umstand wirklich zu ändern. Aber wenn mein Herr vielleicht bald einmal Magistrat Roms wäre, würde ich für ihn vielleicht nützlicher sein, wenn ich mich wenigstens an das ein oder andere erinnerte und nicht gänzlich unwissend war.

  • Tiberios arbeitete konzentriert an seinem palimpsēstos . Die Schrift war entfernt, nun rieb er die rauen Stellen mit dem Knochen blank. Ab und zu hielt er das Pergament gegen das Licht, um zu prüfen, dass er nicht zu viel davon abrieb. Er schaute nun nicht mehr auf. 

    Die Domini hatten ein politisches Thema angefangen zu bereden. Die fidicina - Tiberios dachte nicht an ihren Namen, sondern nur Lautenspielerin - hatte ein neues Stück begonnen, um die Unterhaltung zu untermalen, es klang wie Vogelsang oder Bachgemurmel ( Nicht dass Tiberios davon viel wusste, er war kaum aus den großen Städten herausgekommen).

    Er schaute in seiner Tasche nach, ob er genug Kreide hatte, das Pamplimset später zu weißen. Er hatte meistens seine ganze Ausrüstung dabei, so auch heute, also würde es gehen. 

    Dann konnte die tiberische Sklavin oder sonst jemand das Pergament neu beschreiben. Oder wegwerfen. Es war ihm gleich, was sie damit tat - aber perfekt gearbeitet sollte es sein, selbst wenn es auf dem Müll landete. Das tat er nicht für irgendjemanden sondern für sich selbst. 

  • "Aurelius Orestes ist nicht nur integer, er ist auch einer der klügsten Köpfe, die ich kenne. ", pflichtete Saturninus bei: "Wir haben zusammen in Alexandria...studiert." Ein wenig name- droping konnte nie schaden:

    "Quatuorvir viarum curandum  - das ist hervorragend. Da kann man sich auch gleich an Dich wenden, um eventuelle Graffiti wieder entfernen zu lassen. " 

    Das war als Scherz gemeint, aber egal ob Wagenrennen, Nachbarschaftsstreit oder Wahlkampf: Ein Graffito sagte mehr als tausend Worte, Römer liebten sie.

    Zumindest hatte Saturninus jetzt einmal die Vorstellung: Orestes als Aedil und der Tiberius eventuell unter seiner Aufsicht .(  Der Mann war ihm nicht unsympathisch, auch wenn er für seinen Geschmack zu etepetete mit seiner Sklavin war. )


    Aber dann wurde Saturninus sachlich:

    "Welche Ziele gedenkst du in deiner Position zu erreichen?"

    Das interessierte ihn tatsächlich, und  Caudex hatte die Möglichkeit, schon einmal einem fremden Bürger gegenüber so etwas aus dem Stehgreif zu formulieren. 

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  • Zur Ausage zu Orestes nickte er nur. Er konnte nicht sovie dazu sagen, denn er kannte den Aurelier einfach zu wenig. Aber er gedachte das zu ändern. Besonders weil sich dieser Mann für seien Schwester interessiertere.

    Nun Nero lehnte sich zurück, ja er hatte in den vergangenen Wochen so oft für sein Projekt geworben, dass es seien Rede inzwischen aus dem Ärmel schütteln konnte.

    „Ich weiß, dass von mir angestrebte Amt, ist für meinen Stand eher untypisch, jedoch habe ich mir vorgenommen eines der dringendes Probleme dieser Stadt dabei anzugehen und zwar den Müll. Es gibt Ecke in dieser Stadt, da kann man kaum noch hingehen es stinkt im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel. Jetzt zur kalten Jahreszeit ist es zwar etwas besser, aber wenn die Sonne wieder höher steht ist der Gestank bestialisch. Auch Krankheiten breiten sich dadurch aus. Ich habe mit einigen der örtlichen Ärzte gesprochen, sie haben mir bestätigt, dass der Müll eine der Hauptursachen für das Rattenproblem und diese wiederrum die Ursache für sich rasant ausbreitenden Krankheiten sind.

    Was mir vorschwebt ist es zunächst erst mal evaluieren wo die Zentren derer sind, die den größten Müll verursachen. Dort will ich ansetzen. Vielleicht könnte man auch überlegen eine entsprechende Vorlage in den Senat zu bringen, wonach die größten Müllsünder entsprechende Zahlungen leisten müssen um für die Entsorgung aufzukommen. Das würde sicher schon dafür sorgen, dass mehr darauf geachtet wird was wo entsorgt wird. Dann möchte ich die derzeitige Müllbeseitigung reformieren. Es sollte organisiert werden, dass sie mehrfach im Monat oder da wo es nötig ist Wochenweise den Müll abholen. Für besonderen Müll schwebt mir eine extra Truppe vor.“ Ja er führte das etwas länger aus. In kurzen Worte könnte man auch sagen, dass er der oberste Müllmann von Rom werden wollte.

  • Saturninus hörte den Ausführungen zu und nickte ab und zu:


    "Das ist zweifelsohne ein wichtiger Beitrag für die Gesundheit des römischen Volkes, und du hast recht, die Angelegenheit wird zu wenig beachtet, obwohl die alexandrinischen Ärzte schon lange schreiben, dass Müll ein Contagion - ein  Stoff ist,der Krankheiten von Kranken zu Gesunden weiter trägt.", sprach er:


    "Wir konzentrieren uns allzu sehr auf die Miasmen - den schlechten Geruch, und überdecken ihn einfach mit Parfüm.

    Ich jedoch bin der Meinung, dass Marcus Terentius Varro  in  „De re rustica“ recht hatte  mit animalia quaedam minuta, quae non possunt oculis consequi* , die durch Mund und Nase aufgenommen, schwere Krankheiten auslösen, und es sind Prozesse in Schlamm, Schmutz und Müll, die diese Tierchen entstehen lassen, die jährlich so viele Römer dahinraffen. 


    Ich muss sagen, dein Projekt begeistert mich. Denkst du daran, dass der Müll in jedem Haus abgeholt wird oder dass man ihn irgendwo hinbringt? Die Mülltruppe, servi publici vielleicht? - müsste auch besonders geschützt werden, nicht wahr?

    Und was geschähe nach dem Einsammeln? Außerhalb der Stadt verbrennen?"


    Saturninus warf Tiberios einen prüfenden Blick zu. Wehe, er würde etwas zu diesem Thema hinzufügen wollen.

    Aber der griechische Jüngling schien ganz mit dem Pergament beschäftigt.


    Sim-Off:

    " kleine Tierchen, die man nicht mit den Augen
    wahrnehmen kann 

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    Klient von Faustus Aurelius Tigellinus                                                                                                   

  • Oh endlich konnte er jemanden wirklich für sein Projekt begeistern.

    „Nun ich gedenke, dass man den Müll in den frühen Morgenstunden in den Straßen direkt bei den Häusern abholt. Natürlic h will ich den Müll nicht einfach verbrennen oder vor den Toren Roms abladen, damit würden wir das Problem nur verlagern, dass ist nicht mein Ziel.

    Ich schon ein Grundstück vor den Toren Roms im Auge dort würde der Müll hingebracht und nochmal extra sortiert. Sicher kann man einiges davon noch verwerten. Aus den Essensresten zum Beispiel könnte man Futter für das Vieh gewinnen. Oder sie kompostieren um so nährstoffreiche erde zu gewinnen. Dieses könnte man dann an die Landwirtschaft veräußern. Iich denke schon, dass man einiges wiederverwerten kann. Warum soll man zerbrochene Krüge nicht wieder einsetzen. Man kann sie unter Baumaterialien z.B im Fundament verwenden oder Künstler können aus ihnen Mosaike fertigen. Man muss nur wen finden und schon kann man auch Müll zu Geld machen. Wer weiß was man noch so alles weiter verwerten kann.“ Ja man konnte wohl merken, dass sich der Tiberii wirklich Gedanken zu dem Thema gemacht hat.

  • Tiberios hatte seine Arbeit beendet und hörte gespannt zu, ohne die Römer anzusehen.

    Fast mühelos entstand vor seinem inneren Auge der Ablauf der Müllentsorgung: Die einzelnen Schritte, das Werkzeug, Essensreste, die kompostiert wurden; Scherben, die als Material für Fundamente und Mosaike dienten, aber auch Glas und Metalle, die neu eingeschmolzen werden konnten oder was er gerade getan hatte, ein Pergament so aufzubereiten, das es wieder verwendet werden konnte, Stoffe (das Weben war auch eine mühevolle arbeit, deswegen war Kleidung teuer), die man vielleicht zerkleinern und auch wieder zu etwas Neuem zusammenfügen konnte.


    Tiberius Caudex Ideen reichten weit in die Zukunft, und zwar nicht so sehr, den Müll zu entsorgen, als ihn zu verwerten. Nihil novi sub sole, sagte man, aber wenn alles schon einmal dagewesen war, dann konnte man auch aus schon Dagewesenem Neues machen.


    Der furische Maiordomus hatte ein neues Gebiet gefunden mit dem er sich beschäftigen konnte, und ausgerechnet der Tiberier, der für den griechischen Sklaven nur Verachtung zu empfinden schien, hatte ihn darauf gebracht. Aber schon Ovid hatte geschrieben : Fas est et ab hoste doceri *...


    Dede spielte nach wie vor ihre Vogelweisen.


    Sim-Off:

    * Auch vom Feind lernen ist Recht.

  • Saturninus merkte, dass Caudex sich wirklich Gedanken über das Thema gemacht hatte. Wie viele Römer schätzte auch der Furius nicht Wissenschaft an für sich, sondern praktische Anwendungsmöglichkeiten zum Wohle der Res Republica:

    "Weißt du was mein Wunsch wäre?", sagte er: "Wenn es einmal so weit ist, möchte ich gerne einsteigen ins Müllgeschäft. ich bin kein Senator, für mich gelten keine Einschränkungen. Und wie sagte schon der göttliche Vespasianus: Pecunia non olet, Geld stinkt nicht. Ich würde also gerne etwas von meinen Ersparnissen investieren."


    Er lehnte sich zurück:
    "Und ich hoffe sehr, dass wir die leidige Sklavenangelegenheit aus der Welt geschafft haben, auch wenn ich über den Sachverhalt selbst grundsätzlich anderer Meinung bin als du."

    Unerwünschte Briefe zerriss man und beantwortete sie nicht, und damit wäre in Saturninus Augen die Sache erledigt gewesen. Man konnte sich das Leben auch kompliziert machen. Den Praetor rief man deswegen nicht an.


    Er hatte Tiberios auch nicht wegen des Briefes an das Mädchen bestraft, sondern wegen seines arroganten Redens, das ihm nicht zugestanden hatte.

    Nun schaute er zu dem furischen Sklaven hinüber, der mit überkreuzten Beinen auf dem Boden saß und , obwohl er sie nicht direkt ansah, sie im Blick behielt. Irgendetwas, was Tiberius Caudex gesagt hatte, faszinierte ihn anscheinend völlig.


    "Fertig mit deinem Palimpset, Maiordomus?!", fragte Saturninus.

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    Klient von Faustus Aurelius Tigellinus                                                                                                   

  • Hatte Nero tatsächlich gerade einen Investor gewonnen? Ja es schien wohl so. „Nun natürlich kannst du gern einsteigen. Ich werde meine Planungen mit eigenem Geld umsetzen und da sind Investoren natürlich willkommen. Ich würde dich zu gegebener Zeit unterrichten und wir setzen uns dann nochmals zusammen damit du entscheiden kannst wo und wie du dein Geld einsetzen möchtest.“ Denn ja die Entsorgung die Nero plante würde einige teile umfassen. Die Abfuhr, nach Müll getrennt. Also organischer Abfall und anderer sollte am besten schon im Vorfeld durch die Bürger getrennt werden, dass würde den Aufwand minimieren. Dann die Sortierung des Mülls, wo entschieden würde was wiederverwertbar ist und was endgültig entsorgt werden konnte. Und schließlich der Verkauf des recycelten Materials.

    Als sein Gast nun noch mal den Sklaven ansprach war Nero überrascht. Für ihn war die Sache geklärt, jeder hatte seien Standpunkt deutlich gemacht. Aber er wollte nicht unhöflich sein. „Für mich ist die Angelegenheit geklärt. Man muss nicht immer einer Meinung sein. Ich habe meinen deutlich gemacht, so wie es meine Absicht war.“ sagte er. Ob der Furius nun in dieser Angelegenheit seiner Meinung war oder nicht tangierte in weniger. Er hatte deutlich gemacht, dass der Sklave die Frauen des Hauses nicht belästigen sollte. Nicht mehr und nicht weniger hatte er gewollt.

  • Aulus Furius Saturninus war viel mehr der Idee des Ausgleichs als der, umbedingt recht zu behalten , verpflichtet, vielleicht weil er ein Plebejer war.

    Deshalb hatte er auch freundlich zu Dede ob ihres Lyraspiels gesprochen, obwohl er davon nichts verstand, und er das Mädchen für nicht aufrichtig hielt. Wenn es jemand seine Sittsamkeit so arg betonte, war es oft nicht damit so weit her.


    Caudex jedoch hatte das dem Tiberios gegenüber nicht nötig befunden, obwohl dieser bestimmt keine böse Absicht verfolgt hatte. Saturninus wusste jetzt schon, dass seine stolze Cousine das Caudex nicht nachsehen würde, denn sie mochte den alexandrinischen Sklaven gerne und hatte volles Vertrauen zu ihm.


    Die Investition war allerdings interessant:

    "Ja, wie gesagt, ich würde dich in diesem Werk für die Volksgesundheit unterstützen und sobald die Pläne in trockenen Tüchern sind, freue ich mich über unser nächstes Gespräch. Eilig habe ich es nicht, denn ich werde bis Frühling vermutlich in den Provinzen Thrakia und Syria weilen.", sagte er lächelnd und doch, innerlich hatte er Vorbehalte gegen den Mann:

    "Ich möchte dich auch nicht länger von deinen Pflichten abhalten. Ich danke dir für deine Gastfreundschaft und den Musikgenuss."


    Er erhob sich, ging zu Tiberios hin und strich ihm kurz durch die Locken, als sei er eine Katze.

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  • Nero dachte nicht darüber nach ob er den Mann mochte oder nicht. Er wollte investieren , darauf kam es an. Geld stinkt nicht und das hatte der Plebejer ja gerade selbst treffen festgestellt. Ob dieser nun nachvollziehen konnte warum Nero handelte wie er eben handelte. War ihm gleich. Er war wie so viele, die nie hinter die Fassade des Tiberii blicken würden. Denn diesen Blick gestattete Nero nur ganz wenigen Menschen in seiner Nähe. Für alle andere war er einfach der reiche verwöhnte Junge, der arrogante Patrizier.

    So erhob sich nun auch Nero. „Nun dann wünsche ich dir gutes Gelingen in den Provinzen Thrakia und Syriaem. Mögen die Götter dich begleiten.“

    Auch wenn man annehmen könnte, dass Nero den Sklaven nicht beachten sollte. So wurde auch dieser mit einem kurzen Nicken bedacht. „Vale Tiberios.“

    Dede bekam ein Zeichen, dass sie hier bleiben sollte. Ein anderer Sklave würde den Gast und seinen Begleiter hinausführen.

  • Ich spielte und spielte. So lange hatte ich schon eine Ewigkeit nicht mehr am Stück gespielt, insbesondere, wenn man auch die Zeit zuvor dazurechnete, in der ich mit Corvina geübt hatte. Ich fühlte an meinen Fingerspitzen, wie diese anfingen, zu schmerzen. Nicht mehr lange, und sie würden bluten. Und dennoch spielte ich weiter und lauschte dem, was mein Herr und der Gast besprachen.

    Offensichtlich war die Idee meines Herren sehr gut, denn der Furius beschloss, ihm Geld dafür zu geben. Das freute mich, denn das hieß, dass bestimmt auch andere Menschen den Plan meines Herrn unterstützen würden und er so sicherlich Erfolg haben würde.


    Nur kurz blickte ich manchmal auch zu Tiberios, wie er mit dem Pergament arbeitete und alles abkratzte und neu knetete, bis jede Spur des Geschriebenen getilgt war. Ich war mir nicht sicher, ob er meinem Spiel wirklich zuhörte. Im Grunde war es auch egal. Wir hatten beide gesagt, was wir zu sagen hatten, und damit würden wir beide getrennte Wege gehen. Es war auch gut und richtig so.

    Irgendwann war Tiberios fertig, und auch das Gespräch schien zum Ende gekommen zu sein. Ich ließ die letzten Noten verklingen und widerstand dem Drang, meine Finger zu kneten und zu versorgen. Ich würde es erst tun, wenn niemand mehr zusah. Weder wollte ich meinen Herrn, noch den Gast, noch mich selbst in Verlegenheit bringen. Ich hätte mich auch sofort zurückgezogen oder den Gast hinausbegleitet, aber mein Herr ließ mich mit einer kurzen Geste wissen, dass ich bleiben sollte. Also blieb ich erst einmal sitzen und hielt mein Instrument nur stumm fest, wie eine Statue oder ein Möbelstück, bis der Gast gegangen wäre.

  • "Fertig mit deinem Palimpset, Maiordomus?!", fragte Saturninus.

    "Ich bin damit fertig, Dominus Saturninus", erwiderte Tiberios, dann spürte er die Hand des Dominus auf seinem Kopf. Er erhob sich und legte das bearbeitete Pergament auf den Tisch. Poliert und geweißt glänzte es, als wartete es auf seinen neuen Einsatz. Mochte Dede es neu beschreiben oder wegwerfen, das war ihm gleich.

    Dede existierte für ihn nicht mehr.


    Auch wenn man annehmen könnte, dass Nero den Sklaven nicht beachten sollte. So wurde auch dieser mit einem kurzen Nicken bedacht. „Vale Tiberios.“

    Tiberios erwiderte: Vale bene Dominus Nero Tiberius Caudex"; er benutzte aus Höflichkeit den vollständigen Namen, er erhob die Augen nicht, seine Stimme war ruhig und klar, seine Bewegungen gemessen.

    Er verbarg, was er dachte, wie es ihm meistens gelang; nur einen Moment lang war er einfach nur ein gekränkter Neunzehnjähriger gewesen, den ein Mädchen zu Unrecht beschuldigte, aber das war vorbei, wieder verschwand er vollständig hinter der Maske des dienstfertigen Scriba.


    Die Gedanken waren frei, was er dachte, ging niemanden etwas an. Da Tiberios sich für schlau hielt, dachte er daran, dass er mehr Unheil anrichten konnte als der Römer ahnte; aber selbstverständlich würde er die rechte Gelegenheit abwarten.

    Es war gut, dass niemand die Gedanken des Jünglings lesen konnte, der sich lächelnd verneigte.

  • Saturninus nickte Tiberius Caudex zu, der ihm eine gute Reise wünschte: "Und dir einen erfolgreichen Wahlkampf.", sagte er genauso freundlich. Das meinte er aufrichtig: Das Müllkonzept des Tiberius schien ihm wohldurchdacht. Ob der Mann dahinter einfach nur der typische arrogante Patrizier war, war eigentlich zweitrangig. Allianzen konnten auch aus Vernunft geschmiedet werden und nicht aus Sympathie, oder zumindest nicht aus sehr viel Sympathie. Am Ende bedachte der Tiberius auch Tiberios mit einem Abschiedsgruß, was von Saturninus als freundliche Geste gegenüber des furischen Haushalts gedeutet wurde.... Ausgleich auf allen Seiten.


    Das Mädel - Dede- hatte sich die Seele aus dem Leib gespielt und hielt sich tapfer, obgleich sie erschöpft sein musste. Saturninus bemerkte das durchaus , und unter anderen Umständen hätte er einen Scherz über ihren Fleiß gemacht und ihr ein Trinkgeld gegeben, wie er es bei Cressida und anderen Sklavinnen von anderen Gentes durchaus tat, aber er hatte das Gefühl, dass im tiberischen Haushalt solche Scherze übel aufgenommen wurden. Vielleicht hatte er, Saturninus, wirklich zu viel Zeit im heiteren Alexandria verbracht?

    Natürlich bemerkte er, dass Caudex Dede verbot, sie an die Porta zu bringen, und er versuchte, sich nicht zu wundern. Aber meinte Caudex im Ernst, jeder wolle die junge Sklavin belästigen?


    "Vale bene, Tiberius Caudex", sprach er, winkte dem furischen Maiordomus, an seiner Seite zu bleiben und ließ sich von einem anderen tiberischen Sklaven an die Tür geleiten.

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    Klient von Faustus Aurelius Tigellinus