Herbstsonnenschein - Aurelia Corvina kehrt zurück

  • Als er gehört hatte, dass seine Nichte soweit genesen war, war Sextus ehrlich erfreut gewesen. Als sie zudem verkündet hatte, wieder zurück nach Rom zu kommen, geschah etwas, das viel zu selten geschah: Sextus verspürte tatsächlich eine Vorfreude auf ihre Ankunft.


    Und als ihm nun verkündet wurde, dass sie angekommen war, ließ er alles stehen und liegen und ging direkt hinunter ins Atrium, um sie in Empfang zu nehmen. "Corvina!" machte er auf seine Anwesenheit aufmerksam, so dass das junge Mädchen sich zu ihm umdrehte. Sie sah ein wenig müde aus, aber dennoch so viel besser als vor Monaten, als er sie in Etruria hatte zurücklassen müssen

    Er ging gemessenen schrittes auf sie zu und gab ihr einen verwandtschaftlichen Kuss auf die Stirn. "Es ist schön, dass du wieder hier bist, Nichte. Das Haus fühlte sich dunkel und leer an ohne deine Anwesenheit." Ja, es war Schmeichelei, aber es war auch wahr. Sextus wusste den ruhigen und ausgleichenden Charakter seiner Nichte mehr als nur zu schätzen. Auch wenn sein Bruder Quintus das Mädchen überhaupt erst zu ihm gesandt hatte, damit er ihr einen Ehemann finden würde, hatte er es damit überhaupt nicht eilig. Wer schon wäre gut genug für diese Schönheit?

    "Aber sag, wie geht es dir?"

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    Haruspex Primus | Sodalis Salii Palatini

  • Im Atrium war es angenehm warm. Corvina sah sich um und erinnerte sich an das letzte Jahr in Rom, ehe sie... krank wurde. Ja, krank, so konnte man es wohl nennen. Krank vor unerfüllter und unerfüllbarer Sehnsucht. Krank vor Liebeskummer. Krank vor Ansprüchen an sich selbst. Sie atmete einmal tief durch. Dieses Mal würde sie es besser machen. Dieses Mal würde sie ihr Herz nicht so leichtfertig auf Wanderschaft gehen lassen. Sie war nach Rom gekommen, um einen passenden Ehemann zu finden und ihm eine gute Ehefrau zu sein, und eben dies wollte sie tun. Sie wollte es zumindest versuchen.


    Sie hörte die Stimme ihres Onkels und drehte sich zu ihm um. Sie lächelte ihm leicht entgegen, wenngleich sie sich müde fühlte. Sittsam ließ sie sich auf die Stirn küssen und reichte ihrem Onkel die Hände als Grußgeste.

    "Ja, geehrter Onkel, es ist schön, wieder hier zu sein." allein, dass sie sprach, war wohl Beweis genug dafür, wie viel besser es ihr jetzt mit dem Abstand zu ihren vorherigen Gefühlen ging. Vor Monaten hatte sie ihre Stimme verloren gehabt. "Mir geht es wieder gut. Ich soll dich auch von allen grüßen, insbesondere von deinem Sohn. Mein Vetter war mir wirklich eine große Stütze, trotz seiner jungen Jahre." Corvina hatte versprochen gehabt, ihn besonders zu erwähnen. Vielleicht holte ihr Onkel den Jungen auch bald nach Rom zurück, wenn er von dessen Wesen überzeugt wäre.

    "Ist sonst noch jemand im Haus?" fragte sie, da sie natürlich alle verwandten gerne begrüßen wollte, ehe sie hier wieder einzog. Man sollte sich kennen, ehe man sich beim Abendessen begegnete.

  • Ihr Dominus hielt sich, mal wieder, in der kaiserlichen Kanzlei auf und hatte Cressida wieder einmal nicht mitgenommen. Und das obwohl die Zwergin den Aurelier bereits mehrfach angefleht hatte das sie einmal mitgenommen werden wollte. Aber vielleicht schämte sich ihr Dominus für seine zwergenhafte Sklavin und ignorierte ihr betteln aus gutem Grund. Dieser Gedanke ließ CresIda schwer seufzen, als sie ihre Schritte, vom balneum der Aurelier kommend, in Richtung des Atriums lenkte. Und genau in diesem Augenblick wurde eine junge Frau durch die Porta geleitet. Den Hausherrn der Villa Aurelia erkannte Cressida noch nicht. Denn ihr Blick ruhte voller Verzückung auf der jungen Frau. Wer sie wohl sein mochte? Gesehen hatte Cressida sie in den Mauern der Villa zumindest noch nicht.


    Ungeachtet der Tatsache das es sich für eine Sklavin nicht ziemte, trat Cressida hinter einer der Säulen hervor, hinter der sie sich verborgen gehalten hatte. Und blickte die junge Frau, oder das junge Mädchen mit unverhohlener Bewunderung in ihrem Blick an. Dann jedoch bemerkte die Zwergin den Hausherrn und zuckte erschrocken zusammen. Wie ein Mäuschen das den lauernden Blick des Greifvogels spürte, wagte sie es nicht sich vom Fleck zu rühren. Aber vielleicht bekam sie von der jungen Frau oder gar dem Hausherrn selbst eine Aufgabe.


    Sim-Off:

    Wenn mein Post unerwünscht ist, einfach sagen, dann wird er gelöscht.

  • Sie sprach! Sextus fiel ein Stein vom Herzen, als er ihre klare Stimme wieder hörte. Ja, so ging es ihr wirklich wieder besser, und Sextus wollte dafür Sorge tragen, dass es auf ewig so bleiben möge. Oder zumindest so lange, wie er es in den Händen hatte.

    Die Grüße nahm er mit einem Lächeln entgegen, wenngleich dieses nicht so echt war wie das vorangegangene bei ihrem Anblick. Sein Sohn, ja. Wie alt war der Bursche jetzt eigentlich? Sextus hatte ihn gesehen und sich auch mit ihm unterhalten bei seinem Aufenthalt in Tarquinia. Das Kind hatte ihn sehr stark an dessen Mutter erinnert. Aber seine Ausbildung war noch nicht abgeschlossen, und Sextus würde ihn frühestens dann nach Rom beordern, wenn der junge Mann alles Wissen, welches die heiligen Stätten Etruriens zu bieten hatten, in sich aufgesogen hatte. "Das freut mich, dass ihr euch so anfreunden konntet", sagte er daher, und sonst nichts weiter zu diesem Thema.

    Lieber konzentrierte Sextus sich auf die andere Frage. "Nun, Orestes ist ebenfalls hier. Er kandidiert zum Aedil dieses Jahr und ist daher viel beschäftigt, aber ich hoffe, er findet die Zeit, seine Cousine hier ordentlich wieder willkommen zu heißen. Und Priscas Onkel Tigellinus wohnt ebenfalls hier mit seinem... Spielzeug." Sextus hatte die Zwergin aus den Augenwinkeln sehr wohl bemerkt, aber beschlossen, ihr ebenso viel Beachtung zu schenken wie jedem anderen Sklaven im Haus; also gar keine. "Ansonsten sind die Tiberier ja schon vor unserer Abreise wieder ausgezogen. Sie wohnen wieder an alter Stelle auf dem Esquilin, und Prisca schaut nur von Zeit zu Zeit aus der Villa Flavia vorbei. Oh, und meine Frau wohnt natürlich auch hier." Letztere hätte er beinahe vergessen. Sie ließ sich so wunderbar leicht übersehen mit ihrer ruhigen und anspruchslosen Art.

    "Aber du musst dich nicht einsam fühlen. Du kommst zu einer hervorragenden Zeit. Die Flavier laden zu den Saturnalien zu einem Fest ein, und auch Orestes plant ein geselliges Zusammensein im Zuge seines Wahlkampfes. Da wird es sicherlich einige Gelegenheiten geben, neue Freundschaften zu schließen. Oh, und Tiberia Corvina ist auch wieder in Rom, da kannst du sicherlich ebenso die Bekanntschaft wieder auffrischen."


    Sim-Off:

    Nicht übel nehmen. Mich stört dein Dasein nicht, aber SAL ist halt SAL, und Sklaven sind für den Zimmerpflanzen ;)

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    Einmal editiert, zuletzt von Sextus Aurelius Lupus ()

  • Auch Corvina bemerkte die Sklavin, hielt sie im ersten Moment aber für ein Kind. Erst beim zweiten blick erkannte sie, dass die Proportionen nicht wirklich passten und es wohl eher eine zwergwüchsige Frau war. Das war merkwürdig, denn bislang hatte sie noch nie eine dieser Kuriositäten gesehen oder mitbekommen, dass ein Aurelier solcherlei sammelte.

    Aber sie kam nicht viel dazu, sich zu wundern, denn ihr Onkel redete und brachte sie auf den neuesten Stand. Also waren sie erst einmal wohl nur zu fünft in der Villa. Das war wohl ein wenig leer, aber zum glück gab es ja die besagten feste, wo sie vielleicht ein paar Freundinnen fand. Auch wenn Corvina schon ahnte, dass solche Feierlichkeiten wohl eher dazu da wären, die patrizische Männerwelt auf ihre Anwesenheit aufmerksam zu machen. Immerhin war sie nach wie vor unverheiratet.

    "Dann werde ich den Tiberiern in den nächsten Tagen einmal schreiben. Vielleicht lässt sich ja auch ein Besuch einrichten, oder ein Essen bei uns?" schlug sie vor. Gerade mit ihrer Namensvetterin hatte sie sich eigentlich sehr gut verstanden, wenngleich die tiberische Corvina um einige Jahre älter als sie war und Corvina den Eindruck hatte, dass diese nur ihr zuliebe mit gewebt hatte.


    "Und vielleicht könnte ja jemand auch Orestes und Tigellinus Bescheid geben, dass ich angekommen bin", sagte Corvina weiter und sah dabei die missgestaltete Sklavin freundlich an. Dann wandte sie sich wieder an ihren Onkel. "Ich würde sie gern begrüßen. Und vielleicht kann ich ja einem von euch auch irgendwie behilflich sein im hinblick auf den Wahlkampf?" Beim letzten Mal hatte sie auch einige repräsentative Zwecke ausgefüllt, um ihren Onkel zu unterstützen. Weshalb also nicht noch einmal?

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  • Noch immer starrte Cressida die junge Frau an, als wäre diese eine Fata Morgana. Denn insgeheim hatte die Zwergin die Vermutung gehegt das alle Aurelier dunkle Augen und dunkle Haare hatten. Hier jedoch wurde die Sklavin wahrlich eines besseren belehrt. Hm. Sie war wohl mit dem Hausherrn höchstpersönlich verwandt. Zumindest schlußfolgerte dies die Kleinwüchsige aus den sparsamen Zärtlichkeiten die doch tatsächlich ausgetauscht wurden.


    Die Nennung der Saturnalien ließ Cressidas Ohren spitzen. Davon hatte ihr Dominus bisher noch kein Sterbenswörtchen verloren. Hm. Bedeutete dies etwa ihr Dominus würde die Saturnalien etwa nicht feiern? Oh nein. Das wäre äußerst unfair. Die Kleinwüchsige würde ihren Dominus schon daran erinnern das er an den Festlichkeiten der Saturnalien teilzunehmen hatte. Nun gut. Vielleicht nicht in exakt diesem Wortlaut. Etwas blumiger wahrscheinlich. Ihr würde schon etwas einfallen.


    Als der Blick der jungen Aurelia dann tatsächlich auf sie fiel, verneigte sich die Zwergin äußerst tief. Sodass sie beinahe vornüber gekippt wäre.


    “Ich werde meinen Dominus über deine Ankunft informieren Domina. Du musst nur leider wissen das mein Dominus ein vielbeschäftigter Mann in der kaiserlichen Kanzlei ist und...“


    Kaum Zeit für seine Sklavin hatte. Dies verschwieg Cressida jedoch und schielte zu der jungen Aurelia empor.

  • Die Zwergin schien gleich vornüber zu kippen, so tief verneigte sie sich. Corvina war leicht darüber irritiert, da sie derart unterwürfiges Verhalten nicht gewohnt war. Ihr Onkel war zwar streng, aber ihr wäre nie aufgefallen, dass er solcherlei Verhalten bei seinen Sklaven befürwortet hätte. Er ignorierte sie eher völlig. Und sie selbst hatte so etwas auch noch nie von einem Sklaven verlangt oder ihn auch nur dazu ermutigt. Das war schon wirklich seltsam.

    "Schon gut. Er wird seine Entscheidungen treffen, wie auch immer er sie trifft. Und vielleicht hat ja Orestes Zeit?" versuchte sie es aufmunternd und freundlich. Die Sklavin konnte ja schließlich nichts für ihren Herrn oder trug irgendeine Verantwortung dafür.

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  • Sextus nickte zu dem Plan, dass Corvina einmal schreiben wollte und so ihre Freundschaft auffrischen wollte. Ja, sie sollte alles tun, was auch immer ihr Freude bereitete. Nachdem er sie so niedergeschlagen und betrübt hatte erleben müssen, war Sextus sehr bestrebt darin, das nicht erneut miterleben zu müssen.

    "Was immer dir Freude bereitet, liebste Nichte", sagte er.

    Doch wurden sie ernsthaft unterbrochen von Tigellinus Spielzeug. Corvina antwortete freundlich und hilfsbereit, so wie er sie kannte. Dennoch fragte sich Sextus, was an dieser einfachen Anweisung, den verwandten im Haus Bescheid zu geben, so schwer war, als dass es eines sprachlichen Austausches dazu bedurfte. Und erst recht einer Wiederholung der Anweisung.

    Aber gut, Corvina war jung und sanft und nachsichtig. Alles Eigenschaften, für die ja auch Sextus seine Nichte liebte. Und er war froh, dass die Betrübnis, die sie noch vor Monaten befallen hatten, daran nichts geändert hatten. Dennoch sollte sie wohl lernen, nicht zu nachsichtig zu sein, um am Ende nicht ausgenutzt zu werden. Aber für heute, dieses eine Mal, ließ Sextus es unkommentiert stehen.

    "Bestimmt. Wer würde sich schon entgehen lassen, dich zu treffen?" sagte Sextus zu ihrer Anmerkung, dass vielleicht Orestes Zeit erübrigen würde. Er wusste es zwar nicht, hoffte es aber durchaus.

    "Und allein deine Genesung und Anwesenheit hier hilft mir mehr, als ich auszudrücken vermag. Wenn du aber das ein oder andere Mal anwesend sein magst, bist du mir definitiv stets der liebste Gast."

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  • Niemals hätte Cressida damit gerechnet das ihr die junge Aurelia tatsächlich zuhörte und dann auch noch ihre liebliche Stimme erklingen ließ. Denn ihre Stimme hörte sich zauberhaft an und die Zwergin hätte ihrer Stimme allzu gerne länger gelauscht. Hm. Vielleicht würde ihr dies sogar gestattet werden. Wenn sie es schaffte ihren Dominus zurück in die Villa zu locken, um die junge Aurelia zu begrüßen. Wenn es ihr gelang... Bei diesem Gedanken huschte doch tatsächlich ein Schatten über Cressidas Gesicht. Ein Schatten der unbemerkt blieb denn die Zwergin verharrte noch immer in dieser absolut unterwürfigen Positur. Eine Positur die ihrem Dominus immer äußerst gefiel. Also konnte sie gegenüber dem Hausherrn und des blonden Engels an seiner Seite nichts falsch machen.


    “Ich werde meinen Dominus über deine Anwesenheit informieren Domina.“


    Zwitscherte die Zwergin und richtete sich für einen kurzen Augenblick tatsächlich auf. Um der jungen Aurelia herzallerliebst entgegen zu lächeln. Während sie regungslos an Ort und Stelle verharrte. Sie wollte noch nicht gehen. Sie wollte lieber dieses liebliche Geschöpf betrachten. Nein. Wohl eher bewundern.

  • Er hatte sich von seinem Redemanuskript losreißen können, nachdem er von Morrigan informiert worden war. Und tatsächlich im Atrium standen Aurelius Lupus, Cressida die Zwergen von Tigellinus und - Aurelia Corvina. Er konnte sich nicht erinnern wann er sie zuletzt gesehen hatte. "Das Atrium erstrahlt und nicht nur vom Schein der Sonne, wie es in diesen Herbsttagen manchmal geschieht, sondern vom Lächeln und Strahlen meiner Nichte zweiten Grades." sagte Orestes als er das Atrium betrat (wahrscheinlich irgendeine Konversation zwischen ihr und Lupus unterbrechend). "Welch eine Freude Dich gesund wieder zu sehen." - nach vielen Jahren.

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    Quaestorius

  • Warum auch immer das Spielzeug nicht losging, um den Auftrag auszuführen. Sextus kam nicht dazu, sich gezwungenermaßen selbst darum zu kümmern, dass sie ihre Arbeit machte, da Orestes hereinkam und Corvina begrüßte.

    Sextus war sich nicht sicher, ob er und sie sich überhaupt schon einmal gesehen hatten. Wenn, dann musste sie noch sehr klein gewesen sein, so dass sie ihn wohl unmöglich erkennen konnte. Sextus beschloss, mögliche Peinlichkeiten auszumerzen und begrüßte den Vetter. "Ah, Orestes, wir haben eben noch über dich und deine Kandidatur gesprochen", grüßte er ihn also und gab seiner Nichte somit einen möglichen Gesprächseinstieg und den passenden Namen an die Hand.

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  • Corvina lächelte der Zwergin noch einmal aufmunternd zu, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder für einen Moment auf ihren Onkel richtete. Es war sehr lieb von ihm, wie sehr er sich um sie sorgte. Und er lud sie auch gleich ein, ihn zu seinen Wahlkampfauftritten zu begleiten. Natürlich würde sie das sehr gerne machen. Nicht nur, um ihn zu unterstützen, sondern auch, um ein wenig Beschäftigung zu haben. Sie liebte zwar das Weben und konnte den ganzen Tag damit verbringen, aber es ließ eben auch sehr viel Zeit, Gedanken nachzuhängen, und das war nicht gut. Lieber auch ein wenig anderweitige Zerstreuung, bei der sie auf andere Dinge achten und vielleicht sogar ein paar neue Menschen kennenlernen konnte, das war besser.


    Allerdings kam sie nicht zu einer Antwort, da wieder eine neue Person im Atrium erschien, um sie zu begrüßen. Ein Mann, etwas jünger vielleicht als ihr Onkel, mit schwarzem Bart begrüßte sie freundlich und überschwänglich. Sie errötete leicht und überlegte, welcher ihrer Verwandten es sein konnte. Sicherlich wäre Priscas Onkel älter? Oder nicht?

    Ihr Onkel aber half ihr aus, indem er den Mann beim Namen nannte. Ein Glück, so konnte sie eine Peinlichkeit umgehen. Mit freudigem Lächeln trat Corvina auf Orestes zu und ergriff seine Arme, um ihn zu begrüßen. Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um ihm einen verwandtschaftlichen, angedeuteten Kuss auf die Wange zu hauchen. "Onkel Orestes, es ist mir eine Freude, dich wiederzusehen." Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn je gesehen hatte. Aber wenn er sich an sie erinnerte, würde es sicherlich stimmen, und sie hatte es nur vergessen.

    Sie löste sich wieder für einen züchtigen Abstand und schenkte ihm auf ihre freundliche Art ihr Lächeln. "Onkel Sextus meinte eben noch, dass du zum Aedil kandidierst. Ich wünsche dir selbstverständlich Erfolg hierfür. Und natürlich würde es mich auch freuen, wenn ich dich vielleicht durch meine Anwesenheit irgendwie unterstützen kann."

    Corvina hatte zwar keine außergewöhnlichen Talente, aber vielleicht fand sich ja etwas einfaches, das auch ein junges Mädchen tun konnte. Und wenn es nur die Tatsache wäre, da zu sein und zu winken. Aber was sie zur Unterstützung ihrer Verwandten tun konnte, wollte sie gerne tun.

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  • Wahrscheinlich war es gut gewesen, dass Lupus kurz hatte fallen lassen, dass Orestes Orestes war. Denn er hätte ja auch nicht gewusst dass die Corvina vor ihm stand, so viele Jahre waren vergangen. Und wenn er genauer überlegte, vielleicht hatte er sie gar nicht gesehen. War sie es gewesen damals beim Begräbnis von Onkel, wie hieß er noch, oder wahrscheinlich eher nicht. Andererseits so viele blonde Mädchen hatte es ja bei den Aureliern nun auch wieder nicht gegeben.


    Als sie auf ihn zu kam und ihn unschuldig, mädchenhaft begrüßte, fand er sie sofort sympathisch. Freundlich, sanft, normal. Nicht wie ihr erstgradiger Onkel neben ihr. Immerhin. "Oh ja, Deine Gegenwart wird den Veranstaltungen ein besonderes Leuchten geben. Unsere Reden auf der Rostra stehen ja an und wenn Dein Onkel" er machte eine Zwink-Kopf-zu-Lupus-neig Geste "hier nichts dagegen hat, könntest Du ja da dabei sein. Ansonsten stehen einige Feiern an. Da wirst Du sicherlich ein gern gesehener Gast sein, der ja auch hier und da fallen lassen kann, wie toll Deine Onkels so sind. Nicht so platt natürlich..."

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    Quaestorius

  • Und während Aurelius Orestes das Atrium betrat und die junge Aurelia begrüßte, war Cressida davon geeilt, um ihren Dominus über die Ankunft Aurelia Corvinas zu unterrichten. Nur leider war die Nachricht derart niederschmetternd, die Cressida am Palatium Augusti erhielt, dass sie sich kaum traute zurück in die aurelische Vills zu kehren. Was sollte sie denn sagen, wieso sich ihr Dominus nicht an ihrer Seite befand? Sie war gar nicht erst bis zu ihrem Dominus vorgelassen worden? Und warum nicht? Weil die Wachen so verbohrt und halsstarrig waren.


    Beinahe lautlos huschte Cressida durch den Seiteneingang in die Villa und begab sich ohne Umschweife ins Atrium. Hoffentlich würde sie dort die junge Verwandte ihres Dominus noch vorfinden. Puh. Es erklangen Stimmen aus dem Atrium und dann konnte Cressida einen weiteren Aurelier bei der jungen Aurelia Corvina und dem Hausherrn erblicken. Nur ihr Dominus war nicht zugegen. Wie beschämend.


    So blieb die Zwergin am Rande stehen. Jedoch in Sicht- beziehungsweise stolperweise der drei Aurelier.

  • Sextus überließ seiner Nichte das Feld und hielt sich im Hintergrund. Nur, als er von Orestes direkt erwähnt wurde, antwortete er natürlich. "Natürlich habe ich keine Einwände. Ich hoffe nur, dass meine Rede gut genug wird, dass sie im Gedächtnis bleibt und nicht nur die bildschöne, junge Frau, die ihr zugehört hat."


    Ja, es war Schmeichelei, aber mit einem Körnchen Wahrheit. Sextus kannte wirklich kein einziges weibliches Wesen mit der Grazie und natürlichen Schönheit seiner Nichte. Es war nicht einmal sexuelles Interesse, welches sie bei ihm weckte. Als seine Nichte war sie in diesem Bereich ohnehin unantastbar. Aber wenn er sie ansah, konnte er sich nicht vorstellen, dass es auch nur einen Mann geben würde, der sich nicht augenblicklich wenigstens ein klein wenig in sie verlieben würde.

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    Haruspex Primus | Sodalis Salii Palatini

  • Corvina besaß den Anstand, in angemessenem Umfang leicht zu erröten, als sie nun von ihren beiden Verwandten so mit Komplimenten überhäuft wurde. Es war ihr nicht wirklich peinlich, aber sie nahm sich selbst einfach nicht wichtig genug, um sich auf Komplimente etwas einzubilden. Im Vergleich mit anderen Römerinnen fand sie sich eher schlicht und unerfahren, kaum der weiteren Betrachtung wert.

    "Ich werde natürlich sehr gern erwähnen, mit was für großzügigen und charmanten Onkeln ich doch gesegnet wurde. Onkel Sextus sagte auch eben schon, dass die Flavier zu den Saturnalien zu einem Fest eingeladen haben. Und auch, dass auch du eine Gesellschaft planst?" Corvina formulierte es bewusst offen, so dass Orestes so viel erzählen konnte, wie er wollte, ohne in Verlegenheit zu kommen, sollten seine Planungen noch nicht so weit fortgeschritten sein. Aber vielleicht ergab sich ja hier auch schon etwas, das sie für sein Fest tun konnte. Zu den Flaviern konnte sie sich wohl höchstens bei ihm einhaken, wenn er denn daran teilnehmen würde. Aber wenn er selbst der Gastgeber wäre, gab es vielleicht etwas, das ihm einfiel.

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  • Je länger er nachdachte, desto klarer wurde es Orestes, dass er Corvina bestenfalls gesehen haben könnte, als sie noch ein Kind und er auch noch nicht wirklich erwachsen war, auf jeden Fall vor der Studienreise und nicht danach. Aber sie war ihm sympathisch. Natürlich, bescheiden, anscheinend lebensfroh. Denn sie begann sogleich von den anstehenden Festen zu sprechen. "Oh ja, Corvina, wir haben heuer eine richtige Festsaison vor uns. Die Saturnalien bei den Flaviern" - er würde jetzt nicht erwähnen, dass er Morrigan und Tamal mitzunehmen gedachte - ", dann hat auch Tiberius Caudex zu einer Gesellschaft zu laden, er will seine Schwester der Öffentlichkeit vorstellen. Du kennst sie wahrscheinlich. Sie teilt mit Dir nicht nur den Namen, sondern kann auch in puncto Liebreiz durchaus mit Dir mithalten. Und schließlich ja, ich war so lange raus aus der Politik, dass eine Abendgesellschaft mit ein paar Senatoren und den üblichen Familien, vielleicht auch mit einem Ehrengast, schon gut wäre für den Glanz des Wahlkampfes."

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    Quaestorius

  • Corvina hörte aufmerksam zu, was Orestes alles zu berichten wusste. Es war wirklich geradezu ein volles Programm in den nächsten Monaten und viele Gelegenheiten für ein wenig Zerstreuung.

    "Oh ja, ich kenne Tiberia Corvina. Nach dem fürchterlichen Aufstand wohnten sie und einige ihrer Verwandten ja hier mit uns. Wir haben einige Stunden miteinander beim Weben verbracht, auch wenn ich mir recht sicher bin, dass sie es nur mir zuliebe getan hat. Es würde mich sehr freuen, sie wiederzusehen, denn ich mag sie sehr gern und würde mich freuen, sie wieder meine Freundin nennen zu dürfen."

    Mit einem Ehrengast für ein Abendessen konnte Corvina natürlich nicht aufwarten. "Ich habe gehört, dass die Kaiserin sehr gerne auch private Feiern mit ihrer Anwesenheit beehrt. Vielleicht könntest du ja eine Einladung an den Kaiserhof schicken?" versuchte sie dennoch auszuhelfen.

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  • Es war unbestreitbar, dass diese junge Dame eine Aurelia war. Ein herausragendes politisches Gespür, das noch dazu sehr praktisch war. "Meine liebe Nichte, das war genau meine Idee die Kaiserin einzuladen! Direkt nach den Saturnalien wird dies geschehen. Und wenn sie zu sagt, dann steht der Abend schon fast."


    Die andere Thematik über die sie sprachen war für Orestes fast noch interessanter, aber das konnte er noch nicht einschätzen. Auf der einen Seite konnte es ja eigentlich nur positiv sein, wenn die beiden Corvinae sich mochten. Aber das könnte auf der anderen Seite auch für ein rechtes Durcheinander sorgen. Streit zwischen Freundinnen und so was. Aber so weit war es ja noch nicht. "Schön, dass ich - ich meine - dass Du Tiberia Corvina wiedersehen willst. Das wird sicherlich bald passieren."

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  • Corvina lächelte erfreut, dass ihre Idee offenbar nicht ganz abwegig war. Orestes hatte immerhin denselben Einfall gehabt. Und es wäre doch wirklich schön, wenn die Kaiserin oder vielleicht sogar der Kaiser und der Caesar die Villa Aurelia mit einem Besuch ehren würden! Corvina jedenfalls beschloss, zuversichtlich zu sein. "Es wird bestimmt gelingen. Und ich freue mich schon jetzt auf das Fest."


    Auch das andere Thema erfreute sie. In Tarquinia war es zwar schön und erholsam gewesen, aber wirkliche Freundinnen hatte sie dort nicht gehabt. Es wäre doch zu schön, wenn sich das jetzt wieder ändern würde. "Ich hatte mir schon überlegt, ihr einen Brief zu schreiben. Aber bei so vielen Festen wird das wohl in der Tat unnötig sein. Und sollte es sich doch nicht ergeben, kann ich es ja noch nachholen." Allerdings glaubte Corvina nicht, dass ihre Namensvetterin die Feste ausfallen lassen würde. Tiberia Corvina war weit weltgewandter als sie und genoss solche Zusammentreffen.


    "Wenn meine geliebten Onkel aber keine Einwände haben, würde ich mich jetzt doch ein wenig ausruhen. Die Reise war recht lang und kalt und ich würde vor dem Abendessen noch gerne den Reisestaub abwaschen."

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