[Quirinal] Auf dem Weg zur Saturnalienfeier in die Villa Flavia

  • Sim-Off:

    Dieser Weg spielt erst am 19.


    Tiberios, Maiordomus der Casa Furia, ging mit den jüngeren Sklaven seines Hauses, die sich die Festivitäten nicht entgehen lassen wollten und sich schon tagelang über die Einladung gefreut hatten, in Richtung der Villa Flavia. Es waren außer ihm noch Glafira, Rhea, Chloe und Andreas mitgekommen. Alle hatten sie sich besonders fein gemacht.


    Die Mädchen trugen abgelegte Gewänder von Domina Stella; Glafira in Rosenrot, Rhea in einem satten Tannengrün und Chloe in Himmelblau. Glafira hatte ihnen die Haare elegant hochgesteckt,

    wie es normalerweise nur Römerinnen machten und sie sogar geschminkt.

    Die Sklavinnen waren sehr aufgeregt, sonst wurden sie ja nie eingeladen, und sie hatten sich unterhakt und sangen ab und zu.


    Andreas trug eine neue Tunika, und Tiberios war nach griechischer Mode gekleidet, mit Chiton und einer Chlamys. Sein Schreibzeug hing an seinem Gürtel, darunter auch ein besonderes kostbares Geschenk für eine Freundin. Alle trugen sie kleine Saturnaliengeschenke für ihre Freunde unter den Sklaven anderer Häuser bei sich.


    Sie plauderten, winkten Passanten zu und riefen: "Io Saturnalia!"

    Die Standesunterschiede waren ja in dieser Zeit aufgehoben, daher achteten die furischen Sklaven auch nicht darauf, ob sie zuerst gar einen Senator ansprachen oder eine edle Dame.

    Sie waren fröhlich auf ihrem Weg.


  • Ja die Staurnalien, sie waren ein lohnendes Geschäft für Gauner, Diebe und Halunken. Ja gerade wo alles so ausgelassen durch die Straßen liefen, die Straßen voller als sonst und die Menschen unaufmerksam waren konnte man gut Beute machen. Und wieder hatten sie ein Opfer im Blick, er ging am Ende einer Gruppe. Vermutlich Sklaven auf dem Weg zu einer Feier. „Der hat einen Tasche, da ist bestimmt auch Geld und anderer Kram drin.“ zwei unscheinbare Gestalten verfolgten nun de Gruppe und als sie an einer Gasse vorbeikamen waren der schmächtige Sklave abgedrängt und sogleich auch bedrängt. „Los her mit der Tasche!“ Drohende bauten sich die zwei Männer vor dem Sklaven auf. Ja der arme Kerl würde wohl keine Chance habe „Los her damit und dann kannst du weiter.“

    ….


    Nero hatte sich allein auf den weg zu Villa Flavia gemacht. Die Frauen und Sklaven des Hauses waren bereits vorausgegangen. Ja auch an den Saturnalien ruhte die Arbeit nicht, so dass er etwas später aufgebrochen war. Die Straßen quollen über vor Menschen und es herrschte dichtes Gedränge. Überall wurde man freundlich gegrüßt. „Io Saturnalie.“ schallte es ihm mehrfach entgegen und er beantwortete den Gruß ebenso.

    Und doch hatte er ein wachsames Auge und so war ihm die Szene nicht entgangen.

    Er verabscheute Gewalt, er verabscheute es wenn man Schwächere bedrängte, ihnen drohte oder Gewalt antat. Nein er würde nicht wegsehen.

    So bog er nur wenige Augenblicke später in die Gasse und sah die beiden Männer, die sich vor einem ihm sehr wohl bekannten furianischen Sklaven drohend aufgebaut hatten.

    Nein er hegte keinen Groll gegen den Sklaven, für ihn war alles geklärt und so tat Nero für ihn dass ws er wohl für jeden tun würde, den man derart bedrängte.

    Er tart einen weiteren Schritt vor, so dass die Männer ihn wahrnehmn konnten.

    „Ich denke ihr solltet ihn gehen lassen und eures Weges ziehen.“ sagte Nero mit kühler und vollkommen emotionsloser Stimme. „Und warum sollten wir das tun? Und was geht es dich überhaupt an?“ „Genau er ist doch nur ein Sklave.“ Sagte der zweite Kerl und trat näher an Tiberios heran. „Genau, nur ein Sklave und zwar meiner. Tiberios komm her.“ Oh Nero konnte nur hoffen, dass der Mann jetzt einfach mitspielte und zu ihm kam. Er musste ihn unbedingt von den beiden Kerlen wegbekommen.

  • Nun meinten es nicht alle Menschen gut, nicht einmal während dieser fröhlichen Feiertage, und die furischen Sklaven, eben noch vergnügt und arglos, waren in einen Überfall geraten.

    Doch es war Unfreien nicht gestattet, ihre Hand gegen freie Menschen zu erheben, und das hatten sie verinnerlicht.

    Tiberios war ziemlich blass geworden und blieb stehen, die Mädchen waren wie erstarrt und auch Andreas rührte sich nicht.


    "Bitte raubt uns nicht aus", sagte Tiberios: "Ich versichere euch, dass die Dinge in meinem Beutel nur allein wertvoll für mich sind...", aber sein Flehen beeindruckte die beiden Diebe wenig, im Gegenteil. Denn an seiner Art zu sprechen merkten sie ja gerade, dass er ein Sklave sein musste.


    Doch da griff ein Patrizier in das Geschehen ein - den Tiberios nur allzu gut aber nicht allzu gut  in Erinnerung behalten hatte: Nero Tiberius Caudex.

    Er hatte anscheinend den gleichen Weg durch die schmale Gasse eingeschlagen wie die kleine Gruppe.:

    „Ich denke ihr solltet ihn gehen lassen und eures Weges ziehen.“ sagte Nero mit kühler und vollkommen emotionsloser Stimme. „Und warum sollten wir das tun? Und was geht es dich überhaupt an?“ „Genau er ist doch nur ein Sklave.“ Sagte der zweite Kerl und trat näher an Tiberios heran. „Genau, nur ein Sklave und zwar meiner. Tiberios komm her.“


    Der furische Sklave warf Dominus Caudex einen schnellen prüfenden Blick zu, aber dann reagierte er: "Ja Dominus!" und stellte sich an seine Seite. Er tastete nach seinem Griffel in seinem Beutel. Er war ihm einmal vor der Castra als "Waffe" eingestuft worden, und wenn er ihn auch als solche nicht benutzen dufte, war er doch bereit, ihn Caudex zu überlassen, falls ein spitzer Gegenstand benötigt würde.


    Und wieder sah Tiberios Dominus Caudex etwas zweifelnd an. So ganz verstand er nicht, weshalb der Römer ihm half. Er hätte eher angenommen, er wünsche ihn zum Tartarus.

  • Nero nickte Tiberios kurz zu, auch die anderen Sklaven bekamen ein Zeichen sich ruhig zu verhalten. „He hiergeblieben.“ Gerade wollte einer der Gauner nach Tiberiso greifen, da trat Nero einen schnellen Schritt nach vorn, griff das Handgelenk des Angreifers und übte Druck auf einen Schmerzpunkt aus, so das diese leicht in die Knie ging. „Wenn ihr an eurem Leben hängt, solltet ihr jetzt das Weite suchen.“ Die Stimme des Tiberii war immer noch vollkommen ruhig. Er zeigte weder Zorn, noch Wut oder Angst, ja eigentlich zeigte er überhaupt keine Emotion. Der zweite Angreifer wollte das so nicht hinnehmen. „Du bist allein und wir zu zweit.“ Ja der Mann wusste wohl genau, dass die Sklaven ihre Hand nicht gegen sie erheben durften.

    Nero lächelte nur kalt. „Bist du bereit für ein paar Münzen zu sterben?“ Die Tonlage ließ den den Mann, welcher von Nero immer noch im festen Griff gehalten wurde, aufhorchen und stutzen war er breit für ein paar Lumpige Münzen zu sterben? Er riss sich von Nero los packte seinen Kumpan. „Los lass uns verschwinden.“ Und die beiden Männer nahmen die Beine in die Hand.

    Jetzt erst drehte sich Nero zu den Sklaven um. „Alles in Ordnung bei euch? Jemand verletzt? Tiberios?“

  • Tiberios verneigte sich und antwortete: " Nein, Dominus Nero Tiberius Caudex, wir sind alle unverletzt und uns geht es gut. " Er hielt den Blick gesenkt und etwas zögernd - nicht weil er undankbar war, sondern weil er nicht wusste, was er denken sollte. Daher klang seine Stimme unsicher, so unsicher, dass Rhea und Chloe zumindest erstaunt schauten, denn so kleinlaut kannten sie den Maiordomus nicht:

    "Ich danke dir sehr für meine Rettung, Dominus Caudex. Das werde ich dir nicht vergessen."


    Der Alexandriner wusste nicht, ob der Römer sich für seinen Dank interessierte. Aber die klugen Domini hielten Sklaven nicht wirklich für Sachen; viele waren ja schlau und konnten Unheil anrichten oder verhindern. Und klug war Dominus Tiberius Caudex ( Tiberios erinnerte sich daran, wie er über seine politischen Ziele als Quatuorvir viarum curandum gesprochen hatte; er hatte kein Wort davon versäumt oder vergessen.)


    Die drei furischen Sklavinnen

    verbeugten sich nun auch und riefen: "Danke, Herr, das war sehr gütig von dir!" und Chloe, die jüngste, fügte treuherzig an: " Das wäre eine traurige Saturnalia für den Tiberios geworden, wenn er ausgeraubt worden wäre, o danke Herr!"


    Tiberios fühlte ein wenig Neid auf die Unbefangenheit der Mädchen, denn so unbefangen konnte er nicht sein. Er wagte kaum aufzusehen und merkte das er errötete.

  • „Das ist gut.“ Sagte Nero und sah dann alle Sklaven der Reihe nach an um sich zu vergewissern. „Aber ihr müsst euch nicht verneigen oder eure Blicke senken. Zum eine sind Saturnalien und zum anderen.. ihr müsst es nicht.“ Sagte er und sah nun Tiberios an. Der Mann wirkte gänzlich anders als noch in der Villa. Das ganze schien ihn doch mehr mitzunehmen. „Gern geschehen. Und heute Das ganze ohne Dominus ja? In diesen Tagen sind wir doch alle mehr oder minder gleich.“ er legte Tiberios die Hand auf die Schulter. „Geht es dir wirklich gut?“ fragte er sicherheitshalber noch mal nach. „Du hast deine Schreibutensilien in deiner Tasche oder?“ Ja Nero offenbarte wohl, dass er sehr viel mehr mitbekommen hatte, bei dem Besuch, als es den Anschein gehabt hatte. Und auch wusste er, das ihm sein Schreibzeug wichtig war. „Ist noch alles da?“ An Tiberios im speziellen aber auch an alle anderen gerichtet sagt er schließlich . „Ihr seid auch auf den Weg zur Villa Flavia? Kann ich euch begleiten?“ Ja er fragte, denn er wollte sich auch nicht aufdrängen oder gar die Sklaven nötigen nur weil er ein höhergestellter war ihn zu begleiten.

  • Tiberios lächelte etwas verlegen und zeigte seine Tasche vor: “Ich bin eigentlich von meiner Ausbildung her ein Scriba und ja, ich habe Calami und Styli dabei und ....” und da der Patrizier so freundlich sprach, fragte er einfach: “Wie möchtest du denn gerne angesprochen werden?”


    Tiberius Caudex wirkte auf ihn ganz anders als bei ihrer letzten Begegnung, damals war er ihm unerbittlich vorgekommen und so, als hätte er ihn a priori schon verurteilt, ohne ihn anzuhören.

    Auch die Stimme des Tiberius, die diesen kalten ausdruckslosen Ton annehmen konnte, durch den er gerade die Übeltäter in die Flucht geschlagen hatte – wenn die Medusa nicht durch ihre Blicke sondern durch ihre Stimme versteinern würde, müsste sich das so anhören, dachte Tiberios, klang heute ganz anders, fürsorglich und freundlich.


    “Sie hatten gar keine Zeit, mir etwas wegzunehmen, da du vorher eingeschritten bist.”, erwiderte Tiberios:

    “Und mir geht es wirklich gut."


    Der Römer legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter und fragte, ob er die furischen Sklaven begleiten dürfe.


    Die jüngeren Sklavinnen strahlten den attraktiven Tiberius Caudex sichtlich entzückt an, doch da holten sie

    Andreas und Glafira, die beide schon reifer waren, etwas näher zu sich, sie merkten wohl, dass es zwischen dem Maiordomus und dem Patrizier etwas zu bereden gab.


    “Wenn du uns bis zur Villa Flavia begleiten würdest, ist das nicht nur eine Ehre, sondern auch eine Freude.”, sprach Tiberios.


    Normalerweise hätte er sich bei diesen Worten wieder verneigt, aber Tiberius Caudex hatte gesagt, dass er das nicht musste; und er passte sich sofort an, so wie er es immer tat, ohne das selbst zu bemerken. Da er auch die Erlaubnis bekommen hatte, den Römer anzusehen, tat er auch dies.


    So ließen sie die anderen etwa fünf Schritte voraus gehen, und Tiberios schaute Caudex an und überlegte, wie er sagen konnte, was er sagen wollte.

  • „Sag einfach Caudex.“ Bot er dem Sklaven an. „Ich freue mich, das ich rechtzeitig hier war und eingreifen konnte.“ Er dreht sich in die Richtung in welche sie nun gehen wollten. „Die Ehre ist ganz auf meiner Seite.“ Sie ließen etwas abreißen zu den anderen und scheinbar hing Tiberios ebenso seinen Gedanken nach wie auch Nero. Denn sie gingen schweigend nebeneinander her. „Wir hatten einen denkbar schlechten Start....“ Suchte nun der Römer das Gespräch. „... dein Brief hat mich wohl auf dem falschen Fuß erwischt.“ Sagte er und überlegte wie er es erklären sollte. „Er lag auf meinem Schreibtisch, wie jede Post des Hauses und Dede sie ist noch nicht so lang in meinem Besitz, da war das Misstrauen wohl immer noch da.“ Versuchte er sich verständlich zu machen. Er zuckte mit den Schultern und hob die Hände in einer resignierenden Geste. „Ich hoffe, dass du keine weiteren Ärger deswegen hattest?“ Ja das hoffte er wirklich, denn wenn er etwas nicht gewollt hatte, dann das man den Sklaven körperlich bestrafte oder ähnliches. „Du hast übrigens gute Arbeit geleistet, bei dem entfernen der Schrift. Ich habe mit das Pergament weggelegt und ich denke ich werde es nutzen, wen ich an den Kaiser schreibe.“ Ja Nero hatte verstanden, dass der Mann Scriba aus Leidenschaft war und daher vermutet er, dass es ihn vielleicht etwas erfreuen würde, wenn seien Arbeit, die er zweifelsohne sehr gut erledigt hatte auch entsprechend gewürdigt wurde. Nun sah Nero den Sklaven offen aus seinen so unergründlichen blauen Augen, denen wie immer ein Spur von Traurigkeit innen wohnte, an. „Was meinst du können wir einfach die Vergangenheit ruhen lassen?“

  • Tiberios errötete nun wirklich, denn das der Römer es eine Ehre nannte, mit ihnen zu gehen, das widersprach allem was er war und gelernt hatte, aber nun sprach er offen aus was er fühlte:

    “ Ich wollte mich schon lange entschuldigen wegen meiner Worte.”, sagte er: “Sie waren nicht angemessen. Und was Du inaedequates Verhalten nanntest, das war inaedequat.Es steht mir auch nicht zu, zu beurteilen, was Dede darf und was sie nicht darf, die Maxime deiner Entscheidungen ruht allein bei dir.

    Ärger habe ich keinen nachträglich bekommen, nein. Meine Domina ist sehr gütig


    Ich kenne meinen Platz durchaus, doch es ist... schwierig zu beschreiben, ab und zu so, dass mein Platz mich nicht kennt. Dann gibt es etwas in mir... etwas das mir nicht zusteht, das weiß ich und ich kämpfe dagegen an mit all der Philosophie und der galene*, nach der ich strebe.

    Hätte ich einfach um Verzeihung gegebeten und gesagt ich will es nicht wieder tun, wäre es viel besser gewesen. Das tu ich nun, Caudex, ich bitte aufrichtig und mit ganzem Herzen um Entschuldigung für mein Betragen."


    Tiberios hoffte, dass Caudex ihm verzeihen möge. Dessen Worte klangen nach Versöhnung, und als er seine Arbeit lobte, strahlte der Jüngling:

    “Oh, das ist eine große Ehre, denn solch ein Pergament ist nur ein Rescriptus.”, sagte er eifrig :

    “Ich verwende Dinge im Kleinen wieder, das ist nichts verglichen mit den Plänen der Verwertung des städtischen Mülls, die du entworfen hat.

    Wenn man alles verwertet, was zu verwerten ist – ich bin, als wir die Hypokaustenanlage in der Casa Furia gereinigt haben, dort unten gewesen, um das Prinzip zu verstehen – und ich dachte, wenn der restliche Müll verbrannt wird, dann könnte man doch die Hitze des Feuers auch benutzen, um etwas zu erwärmen wie ein hypocauston – freilich ist die Distanz zur Urbs sehr groß, so dass die Rohre.....o verzeih mir Caudex”


    Der Alexandriner verstummte. Er konnte nicht erklären, was er alles klar und deutlich vor sich sah und er wußte genau, dass er zu viel redete.

    Caudex musste ihn für unerzogen halten, und Tiberios litt wirklich unter dieser Vorstellung, denn das hatte seine Domina nicht verdient.


    Dann sah er in die unergründlich blauen Augen des Tiberius Caudex; wie das Meer an ruhigen Tagen waren sie, aber ganz im Inneren lag etwas Dunkles wie ein gewaltiges Tier am Meeresgrund, eine gewaltige Traurigkeit, und den furischen Sklaven schauderte es.


    Gleichzeitig erwachte in ihm der Wunsch, diese Traurigkeit zu lindern und für diesen Mann etwas Nützliches zu tun. Nero Tiberius Caudex, unergründlich wie die See und zuweilen mitleidlos wie die Flut, war im Innersten seines Herzens ein guter Mensch.



    Sim-Off:

    * griechisch, die von Affekten, Verwirrungen und Unruhe befreite, in sich ruhende Seele.

  • Nero nickte. „Das waren sie, aber in dem Moment aus deiner Sicht angemessen. Von daher ich trage dir nichts nach, wenn du es bei mir ebenso hältst.“ sagte er und damit war die Sache für ihn endgültig vom Tisch. „Ich bin erleichtert zu hören, dass du keinen weiteren Ärger bekommen hast. Auch wenn es anders ausgesehen haben mag, so war das nicht meine Intension.“ Wieder blickte er den Sklaven an und nickte verstehen, „Dein wacher Geist fühlt sich gefangen im Körper des Sklaven oder? Aber was versuchst du zu unterdrücken? Deinen Geist? Nein ich denke den sollte man eher fördern. Ich habe einige Monate bei den Griechen verbracht, ich denke dort wärst du ein Gelehrter unabhängig von deinem Stand. Weil ist es nicht so, es gibt die klügsten Menschen unter den Sklaven und die dümmsten unter den Herren. Wir alle werden alle gleich geboren. Unser Leben wird jedoch davon bestimmt, wer unsere Eltern waren und wir leben nach diesen Vorgaben und Erwartungen. Doch im Tod sind wir wieder alle gleich.“

    Nero nickte, als er das nächste Thema ansprach. „Nun die Wiederverwendung ist doch eine Frage der Einstellung, und sie fängt im Kleinen an, so wie bei dir. Man hätte das Papier nehmen und es wegwerfen können, aber nein mit deiner Fingerfertigkeit sorgst du dafür, dass man es wiederverwenden kann. Wenn man dies nun im Kleinen macht warum nicht auch im Großen? Ich bin nicht in Rom aufgewachsen, sondern auf dem Land. Dort wird vieles wiederverwendet, aufgearbeitet oder einer neuen Bestimmung zugeführt. Meine Idee ist nun, dass wenn es im Kleinem funktioniert, muss es doch auch möglich sein ein System zu entwickeln, die ganze Stadt vom Müll und damit auch von einem Krankheitsherd zu befreien.“ Sagte Nero und sah Tiberios freundlich an, auch wenn es ihm nicht gelang alle Dunkelheit aus seinem Blick zu verbannen. „Wofür entschuldigst du dich? Ich höre gern neue Ideen. Rede ruhig weiter.“ Ermunterte er ihn. „Denn ich glaube deine Idee ist ausbaufähig, die Thermen der Stadt könnte man auf diese weise beheizten, was wiederum Kosten sparen würde.“ Nero überlegte laut. „Man müsste den restlichen Mülle vielleicht pressen, etwa in Ziegelform oder ähnlich, dann könnte man ihn zum Bestimmungsort bringen. Was meinst du?“ Ja er fragte den Tiberios tatsächlich nach seiner Meinung, denn es interessierte ihn was er dachte.

  • Oh nein, ich fühle mich nicht gefangen, Caudex”, erwiderte Tiberios:

    “Ich bin ein oikogenes, wie wir es in Alexandria nennen, ein Sklave im Hause meines Herren geboren von seiner Sklavin, und ich kenne es nicht anders.

    Ich hatte großes Glück, dass es meinem ersten Herren nützlich erschien, mir eine Ausbildung zu gewähren und dass ich hier in Roma solch eine gute Position bekommen habe.”


    Er schaute nachdenklich drein:

    “Ich versuche der Stoa folgen, Caudex:

    die Umstände als unwichtig zu erachten, apatheia *anzustreben und wie du schon sagtest: Im Tod sind wir alle wieder gleich.

    Es fällt mir nur sehr schwer, das zu beherrschen, was ich zuweilen fühle, und meine Domina hat schon recht, wenn sie sagt, dass ein Sklave unter keinen Umständen die Beherrschung verlieren darf.

    Ich dachte, es wird mir leichter fallen , je älter ich werde, doch das Gegenteil scheint einzutreten. Wenn du hier einen Rat hättest für mich, so wäre ich dir gerade noch einmal dankbar.”

    Das Thema der eigenen Unzulänglichkeit bereitete Tiberios einen Moment lang Kummer, aber nicht für lange, denn dann fragte Tiberius Caudex nach seiner Meinung zum Thema Müllentsorgung, und da konnte der Alexandriner antworten, ohne an persönliche Dinge denken zu müssen:


    “Das ist die Frage, ob man den Müll presst und als Verbrennungsmaterial benutzt, oder ob man die Abwärme in Form von heißem Wasser durch Rohre über längere Strecken leiten könnte wie es gerade schon in einem Hypocauston geschieht.**

    Wir haben in der Casa Furia aus Gründen der Schädlichkeit von Bleiweiß die Bleirohre durch Tonrohre getauscht, und ich würde sagen, dass sie auch weniger Hitze ausstrahlen als das graue Metall , woraus ich schließe, dass sie die Wärme besser dämmen und daher besser geeignet sind.

    Solche Tonröhren könnte man zu den wichtigsten Thermen führen, wobei man im Versuch herausfinden müsste, wie weit die Distanz zwischen der Verbrennungsstätte und dem Kunden sein darf. Und ob es archimedischer Schrauben, einer cochleas, bedarf, um Unebenheiten des Bodens zu überwinden.”, erwiderte Tiberios:

    Den Restmüll zu pressen und zu sehen, wie und wo er in welcher Konsistenz die größte Wärme erzeugt, dazu würde ich verschiedene Versuche machen wie sie der große Archimedes vorgemacht und wie sie in Alexandria durchgeführt werden. “


    Er sprach mit großer Begeisterung und diesmal sah er mit seinen grauen Augen den Tiberius an. Dann wartete er gespannt auf die Gegenrede, auf Widerspruch, auf Ergänzungen.

    Es ging ihm nicht darum, arrogant zu sein oder Recht zu behalten; es ging ihm darum, ein Problem von allen Seiten zu beleuchten, damit es alle Facetten entfaltete wie ein besonders schöner Diamant, und während er das tat, war er einfach nur glücklich dabei.




    Sim-Off:

    *Apatheia (altgriechisch Unempfindlichkeit, Leidenschaftslosigkeit“, lateinisch impassibilitas) war in der Philosophie der Antike die Bezeichnung für einen stabil gleichmütigen und friedlichen Gemütszustand

    Sim-Off:

    ** Vorgänger der Fernwärme

  • Er nickte verständnisvoll. „Ja ich kann dir gern ein paar Ratschläge geben. Zuallererst ist es nicht so, dass unsere Gefühle unkontrollierbar und wir ihnen ausgeliefert sind. Emotionen lassen sich kontrollieren, denn die verantwortlichen Areale im Gehirn können trainiert werden. Damit meine ich Emotionsregulation. Diese führt zu mehr Selbstkontrolle der eigenen Gefühle, was gerade bei Depressionen sehr wichtig ist, damit negative Gefühle besser gefiltert werden können. Gefühle entstehen hauptsächlich durch unsere Bewertung.

    Wir stellen unterbewusst meist eine Verbindung mit vergangenen Erfahrungen her und projizieren diese auf gegenwärtige Situationen. Oftmals können wir jedoch die Gefühle nicht wirklich benennen und sie zuordnen, sie passieren einfach. Mit regelmäßiger Selbstreflexion und Beobachtung gelingt Ihnen die Beschreibung der eigenen Gefühle immer besser. Wichtig ist, die Gefühle nicht zu unterdrücken, sondern zu kontrollieren. Das kannst du am besten, wenn du dich bewusst auf dein Gefühl konzentrierst und hinterfragst, welche Situation zu diesem Gefühl geführt hat. Da wir immer wieder unsere Emotionen bewerten, ist es wichtig, dass du dich fragst, wie viel Wahrheit eigentlich in diesem Gefühl steckt. Die Frage, wie rational und realistisch das Gefühl ist, hilft meistens schon.“ Ja man konnte wohl durchaus erkennen, dass er sich mit dem Thema intensiv auseinander gesetzt hat. Nun aber lauschte er Tiberios Worten. „Du ist eine gute Idee, so könnte man die Verbrennung den damit einhergehenden Rauch für die Stadt verbannen. Vieleicht könnte man die Rohre unter die Erde legen? Oder sie anderweitig dämmen, damit kein zu hoher Wärmeverlust ist? Ja Versuche wird es wohl einige geben.“ Stimmer er zu. So langsam kam die Villa in Sicht. „Was hältst du davon, wenn wir uns nach den Tagen der Feierlichkeiten mal treffen und unsere Ideen austauschen? Also wenn deinen Domina dem zustimmt natürlich?“ Ja Nero hatte durchaus Interesse daran, das Thema zu vertiefen. Ideen auszutauschen und sie gemeinsam zu entwickeln. Leider ließ die Zeit das heute wohl nicht zu, aber wenn es möglich wäre, dann würde er sich gern mit Tiberios zusammensetzen.

  • Tiberios nickte langsam, dann sagte er: “Darf ich darüber nachdenken, Caudex und dir dazu weitere Fragen stellen ?”


    Nachdenken musste er darüber wirklich.

    Und es erstaunte ihn, dass ein römischer Patrizier, dem die Welt offen stand, solche Überlegungen anstellte. Konnte es sein, dass sie ähnliche Erfahrungen gemacht hatten?....nein, das war doch unmöglich. Und doch.... Tiberios fühlte sich in diesem Moment zu Caudex aufrichtig hingezogen, und das nicht zu seinem Glanz, sondern zu seiner viel tieferliegenden, verborgenen Traurigkeit.


    Gleichzeitig fragte er sich, ob der Tiberier wirklich begriff, was es bedeutete, sich noch nie , nicht einen Moment lang, selbst gehört zu haben; wenn alles, was man gelehrt bekam, rein unter dem Aspekt der Nützlichkeit für Andere geschah und wenn eigene Gefühle einfach irrelevant waren, weil man so etwas wie eine Schriftrolle auf zwei Beinen war.

    Er war zwar zwischendurch immer Menschen begegnet, auch durchaus unter den Römern, die er für ein erstaunliches Volk hielt, die ihm die Hand gereicht und mit ihm gesprochen hatten, als sei er ein menschliches Wesen, doch das waren seltene und ihm daher kostbare Momente.


    Aber in seinem Innersten gab es einiges an was er nie dachte, weil er nicht daran denken wollte. Er schob es weg und bemühte sich um liebenswürdige Heiterkeit;

    wollte Caudex sagen, das dies nicht gelingen konnte, so lange er sich der Situation, in der dieses Gefühl des Zorns entstanden war, nicht stellte und somit dieses Gefühl zu kontrollieren lernte?


    Aber dann müsste er ja zugeben, nein.... es ging nicht.


    Tiberios sprang förmlich in den nächsten Moment, wie er es immer tat, wenn etwas unangenehm war; dann war der nächste Moment wieder besser, und ein Leuchten trat auf sein Gesicht, als Tiberius Caudex vorschlug:

    “„Was hältst du davon, wenn wir uns nach den Tagen der Feierlichkeiten mal treffen und unsere Ideen austauschen? Also wenn deinen Domina dem zustimmt natürlich?“ “

    Er hätte auch einfach Domina Stella fragen können, ob er ihn ausleihen konnte.

    Doch er fragte ihn, Tiberios, was er davon hielte.



    “Ich hielte sehr viel davon, Tiberius Caudex. Ich werde meine Domina fragen. Ich hoffe, dass ich dir von Nutzen sein kann.”, antwortete der Furiersklave.


    In seiner Welt hatte er überhaupt nur eine Existenzberechtigung, solange sein Nutzen die Zahl seiner Irrtümer überstieg. Solange konnte er sich halbwegs sicher fühlen.


    Der Jüngling lächelte nun: “Ich danke dir für deine Freundlichkeit. Es bedeutet mir viel, diese Saturnalia mit Versöhnung und Güte beginnen lassen zu können.”



    Wieder verbeugte er sich, dann schloss er zu den furischen Sklaven auf, begutachtete sie aufmerksam, ordentlich und gut sahen sie aus, keiner würde der Familia Schande machen.

    Mit einer raschen Geste richtete er Chloes Haarband.


    Die Sklavinnen schauten Tiberius Caudex ziemlich hingerissen an. Ein feiner Herr und so leutselig mit ihnen. Und er hatte Tiberios das Leben gerettet, nun ja, mindestens. Diese Geschichte würde die Runde machen, da konnte jeder sicher sein.

  • „Natürlich.“ Sagte Nero auf die Frage hin ob Tiberios darüber nachdenken konnte und später weitere Fragen stellen konnte. Und er fragte sich,warum der junge Mann, der doch eigentlich so glücklich in seiner Welt schien derartige Überlegungen anstellen musste. Der Sklave konnte ja nicht ahnen, dass Nero wenn er es denn gekonnt hätte sofort mit ihm tauschen würde. Was würde er nicht alles dafür geben, wenn er nicht Erwartungen erfüllen müsste, wenn er nicht das Erbe fortführen müsste, wenn er einfach nur er sein könnte? Ja genau das konnte er nicht, konnte er nie und würde er auch nie. Zu sanft sei sein Wesen hatte der Vater gesagt. Zu nett sei er und nicht durchsetzungsstark. All das wurde ihm beigebracht durch den Vater, aber er war nur erlernt das war er nicht und doch trug er genau die Maske. Niemand wusste wie es ist nur Lügen erzählen, keiner kann die Schmerzen und Leiden sehen. Niemand weiß, wie es ist, der traurige Mann hinter blauen Augen zu sein.

    „Wir sehen uns dann hoffe ich in ein paar Tagen.“ Sagte Nero freundlich. „Und ich hoffe auf einen regen Austausch von Gedanken.“

    Nero nickte. „Ich freue mich auch, dass wir dieses Missverständnis aus der Welt schaffen konnte und bitte weder heute noch sonst ...keine Verbeugungen. “ Sagte er und nickte den andere furischen Sklaven freundlich zu bevor er nun die Villa Aureia betrat.

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    "Hach, das ist ja ein netter gutaussehender Römer", sagte Chloe, die immer bereit war für jemanden zu schwärmen und ihn zu verehren:

    "Wie heißt er denn, Tiberios? Du kennst ihn von früher?"

    Rhea stieß sie in die Rippen: "Ich dachte, dass dir der Firas gefällt..."

    "Ja, tut er, aber er ist nicht hier, oder?"


    "Dominus Nero Tiberius Caudex", erwiderte Tiberios und schaute dem Römer nach, der vor ihnen in die Villa Flavia ging.

    Der furische Sklave wusste, dass selbstverständlich heute eine Ausnahme war, Saturnalien eben. Ein erneutes Zusammentreffen war vermutlich nur so dahergesagt und außerdem: Der Standesunterschied war immens, da konnte er sich nichts vormachen.

    Dennoch: Es bedeutete Tiberios viel, dass der vornehme Patrizier mit ihm so freundlich gesprochen hatte, mehr, als dieser vermutlich ahnte.


    Er lächelte die furischen Sklaven an: "Also Kinder, sauber bleiben!", scherzte er:

    "Wir tun nichts, was du nicht auch tun würdest, Maiordomus!", antwortete Andreas grinsend. Die Mädchen lachten aufgeregt und so folgten sie den anderen

    Gästen in die Villa.


    >>> Villa Flavia