[cubiculum] Cnaeus Decimus Casca

  • Nun richtete ich mich in dem Korbsessel ein wenig auf. Ich mochte es gar nicht, die aufkeimenden Tränen in den Augen meiner Verlobten zu sehen. Auch machte sie keinerlei Anstrengungen, sich zu erheben, während sie mir erklärte, dass sie mich lieben würde, doch dass sie Sorge hätte, was die Leute sagen würden. Mein Blicke wurden nun ernster und obendrein besorgter. Zum einen wegen meiner ZUkunft mit ihr, welche ich mir schon so schön imaginiert hatte, zum anderen, weil ich mich doch noch nie um die Worte fremder Menschen geschert hatte. "Aber Grian!", hob ich dann schon fast tadelnd an, doch ich hielt inne, denn ihre Worte waren ja noch nicht am Ende. Sie sorgte sich auch um meinen Bruder und ihren Stand, der ihr nachhängen würde. Fast erschien es mir, als würde sie sich mir ausreden wollen. "Meinst du das ernst?", wollte ich wissen. Diese Worte taten mir nicht sonderlich gut und starrte einen Moment in die Luft, über sie hinweg. Dabei runzelte sich meine Stirn, doch Gedanken meinerseits wollten noch in Gang kommen. "Weißt du, was mir gerade antust?", wollte ich dann wissen und seufzte tief. Dann ließ ich ihre Hand los und schaute sie wieder an. Nachdenklich und betrübt. "Du willst also nicht meine Frau werden, weil .... du dich um jedermanns Glück scherst, aber nicht über unseres?" Mein Glück war bisher mein Lebensprinzip gewesen. Wo wäre ich sonst, wenn es mich gekümmert hätte, was Familie oder andere sagten? Wäre ich schon oberster Augur? Ich schüttelte den Kopf und erhob mich dann, um an ihr vorbei zu treten und einige Schritte in den Raum hinein zu tun. Ich wusste im Moment wirklich nicht, was ich sagen sollte.

  • Ich hatte es ihm sagen müssen und ich hatte es ihm gesagt. Danach fühlte ich mich keineswegs erleichtert. Es tat noch mehr weh als zuvor. Der Schmerz, der mein Herz zerbersten wollte. Er musste mich nicht daran erinnern, was ich ihm damit antat. Er sollte sich doch nicht durch mich ins Unglück stürzen! Nur das lag mir doch am Herzen! Doch damit hatte ich ihm nur noch mehr Leid zugefügt.

    Cascas betrübtes Gesicht lag schwer auf mir. Schließlich ließ er meine Hand los, dann erhob er sich und ging an mir vorbei. Ich sah ihm mit meinen verheulten Augen nach. Was ich auch tat, es würde niemals richtig sein. Offenbar wollte er alles für mich hinnehmen und sogar im schlimmsten Falle auch aufgeben... nur für mich? War das wirklich sein Ernst oder war er durch seine Gefühle dermaßen verblendet, dass er die Konsequenzen nicht sah?


    Nun erhob auch ich mich und ging auf ihn zu, um ihm dann in die Augen zu schauen.

    "Du warst der Erste, der wirklich gut zu mir war. Und du hättest bestimmt ein paar Mal allen Grund gehabt, mich fortzuschicken. Aber das hast du nicht. Ich verdanke dir so Vieles und es gibt keinen einzigen Tag, an dem ich dir nicht gerne gedient hätte," begann ich und wischte mir die Tränen ab. "Du bist das Beste, was mir je passiert ist und ich liebe dich über alle Maßen, auch wenn du mir nicht die Freiheit versprochen hättest. Ich würde dich sogar noch lieben, wenn du mich nun fortschicken würdest. Dass du mich zur Frau haben möchtest, ist eine große Ehre für mich. Und glaube mir, ich täte nichts lieber, als deine Frau zu werden. Aber weil ich dich so sehr liebe, bitte ich dich, genau zu überlegen, was diese Ehe mit sich bringt und ob du diese Bürde auch wirklich auf dich nehmen willst." Ja, in meinen Augen würde es eine Bürde sein, denn ich würde niemals gut genug sein, ganz gleich was ich tat oder sagte.

  • So stand ich nun also da, schaute der Wand meines Cubiculums entgegen und diese wollte mir einen Moment lang sogar wie eine Wand in meinem Leben erscheinen. Ich musste ersteinmal tief durchatmen, während ich nachdachte und dann den Worten Grians lauschte. War es nicht richtig, was ich vorhatte? Reichte meine Liebe ihr nicht? Mein Vorhaben? Ich seufzte schwer, nachdem sie zu Ende gesprochen hatte. Dann drehte ich mich zu ihr herum. Muckel war auch noch da und kam so ebenfalls in meinen Blick. Aber sein Gesicht wollte ich nun gerade nicht sehen und auch seine Ohren nicht in meinem Cubiculum haben. Völlig anders als sonst verzog ich das Gesicht und schnippte mit den Fingern gen Tür. "Raus!", befahl ich ihm gepresst und mit einer Strenge, welche ich ansonsten eigentlich nie an mir hatte. Muckel zuckte sogar ein wenig zusammen und eilte sich dann ohne Widerrede aus dem Raum hinaus zu kommen. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, schaute ich Grian wieder an. Ihre verweinten Augen rührten mich, doch meine eigene Betrübnis rührte mich ebenso. Sollte es in diesem Leben überhaupt kein Glück für mich geben? Ich war fast schon bereit es zu glauben. "Du betrachtest dich also als Bürde?", fragte ich sie. Nun noch immer strenger als es das eigentlich klingen sollte. Dann hob ich die Hand und wischte mir mit deren Fläche durch mein Gesicht. Dann schüttelte ich den Kopf. "Es ist meine Sache, was ich auf mich nehme!", erklärte ich dann betont.


    "Rom hat sich nur selten um micht geschert! Wer bin ich schon? Ein kleiner Aedituus. Nicht mal in der Lage ohne Schmerzen zu laufen!", redete ich einfach weiter. "Ich schulde niemandem etwas!", erklärte ich dann auch noch. Auch wenn das vielleicht nicht stimmte, so war ich in diesem Moment doch tatsächlich davon überzeugt. "Aber gut. Du willst mich nicht heiraten!", sprach ich eingeschnappt weiter. "Doch was ist mit dem Kind?" Ich atmete wieder tief durch. "Werde ich nun Vater eines Sklaven? Soll mein Kind aufwachsen mit der Gewissheit, der Bastard eines Römers zu sein?" Sicherlich dachten so nicht viele Römer, doch in dieser Hinsicht war ich schon immer anders gewesen. Seit meine Feldherrenkarriere an meinem Knie zerschmettert gewesen waren, hatte ich mir stets vorgenommen ein guter Pater familias zu werden. In einem überschaubaren Rahmen und mit schönen Gefühlen, welche ich selbst mit meinem Vater nicht allzu oft gehabt hatte. Schon immer hatte ich mir eine fröhliche, gesunde Familie imaginiert. Und nun? Nun wuchs ein Kind heran und die Frau, die dazu gehörte und die ich liebte redete mir Bedenken ins Gewissen! Ich schüttelte den Kopf, seufzte noch einmal schwer und ging wieder zum Korbsessel, um mich schwer zu setzen, als würde die Last der Welt auf mir liegen. Wieder sah ich Grian an. "Ich bin nach wie vor entschlossen, doch ich werde nichts gegen deinen Willen tun!", stellte ich noch einmal klar. "Bitte lass' mich nun allein. Ich brauche.... nun meine Ruhe." Dann konnte sie überlegen. Ich würde es gewiss nicht tun. Meine Gedanken kreisten um eine Amphore Wein, welche ich einmal mehr meinte verdient zu haben.

  • Er hatte sich von mir abgewandt und ich hörte nur sein Seufzen. Wenn ich ihn doch nur dazu bringen konnte, sich es noch einmal zu überlegen. Er war nur ein Traum, das mit uns. Etwas war nur in Geschichten passierte, aber doch niemals im wahren Leben. Das hatte mich der heutige Tag gelehrt, denn es würde immer etwas geben, worüber ich stolpern würde.


    Als Casca sich wieder umwandte, fiel sein erster Blick auf Nepomuk, den er plötzlich und ohne Vorwarnung anfauchte, so dass nicht nur er sondern auch ich zusammenzuckte. So hatte ich ihn noch nie erlebt und sein Sklave wahrscheinlich auch nicht. Der arme Kerl tat mir richtig leid, doch er folgte ohne zu murren dem Befehl seines Herrn. Bestimmt würde er mich nun noch weniger mögen.


    Die Tür hatte sich hinter Nepomuk geschlossen, als er sich nun mir zuwandte. Cascas Worte klangen weiterhin ungewohnt streng. Was nun folgte, war seine Erklärung, weshalb ihm scheinbar alles egal war. Rom würde sich um ihn nicht scheren. Ich hatte ihn beleidigt, mit dem was ich gesagt hatte. Richtig gekränkt hatte ich ihn, dabei hatte ich ihm doch versichert, dass ich ihn gerne geheiratet hätte, hätte uns nicht so viel im Weg gestanden. Als er dann noch unser Kind mit ins Spiel brachte, war es ganz aus. Ob er Vater eines Sklaven werden solle oder unser Kind der Bastard eines Römers fragte er mich. Eine Frage die ich nicht beantworten konnte, denn keine Mutter wollte für ihr Kind die Sklaverei oder ein Leben ohne Vater und dem Makel eines Bastards. Das einzige wozu ich fähig war, war zu heulen. Selbst jetzt noch hätte er mich noch zur Frau genommen, doch nicht, wenn ich es nicht wollte... oder besser nicht konnte. Als er mich nun hinausschickte, war ich froh, denn es war das Beste, wenn ich jetzt ging. Vielleicht sollte ich mich ganz aus seinem Leben verabschieden. Wortlos ging ich. Ich hatte alles gesagt. Es gab nichts mehr zu sagen.


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    Es ist was es ist, sagt die Liebe

    Gemeinsam mit Sappho war ich zum Cubiculum meines Dominus gegangen. Ich war froh gewesen, dass ich diesen Weg nicht alleine gehen musste. Schließlich war sie es gewesen, die mir meinen Kopf zurechtgerückt hatte. Hoffentlich war es noch nicht zu spät! Dieser Gedanke hatte die ganze Zeit über an mir genagt. Auch wenn Sappho mich hierher begleitet hatte, so lag es nun am mir, den letzten Schritt zu tun und einzutreten. Ich hatte die Tür bereits einen Spalt weit geöffnet. Bevor ich eintrat, sah ich noch einmal zu Sappho, als ob ich mir von ihr noch eine letzte Bestätigung erhoffte, nun das Richtige zu tun. Schließlich trat ich ein. "Dominus, bitte... ich muss mit dir reden." Zunächst blieb ich in der Nähe zur Tür stehen und wartete ab, ob er mich überhaupt noch sehen wollte.

  • Es ist was es ist, sagt die Liebe


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    "Ich werde mit den Gedanken bei dir sein!", versprach Sappho noch, ehe sie tief einatmete und dann einen Blick durch den kleinen Spalt in den Raum warf. Der Dominus war da, doch den Rest des Geschehens würde Grian alleine hinter sich bringen müssen. "Ich werde hier im Gang warten!", versprach sie und nickte Grian dann aufmunternd zu. Mehr konnte sie nun eh nicht mehr tun. Dann schaute sie dabei zu, wie Grian eintrat. Warten würde sie bestimmt.


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    Ich lag inzwischen auf meinem Bett und schaute unter einer Unmege Verzweiflung und Frust zur Raumdecke. Warum musste das Leben mich in eine solche Lage bringen? War es wirklich das Leben oder war es eher Grian, welche nun zögerte und meine Liebe so schändlich verraten wollte. Eigentlich müsste ich ihr zürnen, doch musste ich einsehen, dass es nicht Wut war, welche mich nun ergriff. Eher Hoffnungslosigkeit und an ein angeknackstes Herz. Es war grausam. Eigentlich wollte ich ruhen, schlafen und die Sache hinter mir lassen, doch wie sollte das nun noch gehen? Aus meinen trüben Gedanken schrak ich erst empor, als ich Grians Stimme von der Tür her vernahm. Was war nun? Freuen tat ich mich nicht und ich hob auch nicht den Kopf. Ich richtete mich auch nicht auf, um ihr entgegen zu sehen. "Was ist denn noch?", wollte ich müde wissen. Sie wieder hinaus zu werfen kam mir nicht in den Sinn. Ich liebte sie ja. Was war ich für ein dummer Mann. Nicht nur von einer Frau ließ ich mich foppen, sondern auch noch obendrein von einer Sklavin! Und das immer wieder. Es war besser, sie nun nicht anzusehen. Sollte er vorbringen, was sie vorzubringen hatte.

  • Ich fand ihn auf seinem Bett liegend und er würdigte mich keines Blickes, als ich ihn ansprach. Stattdessen starrte er an die Decke. Er sah furchtbar müde aus, so wie nach einem langen Arbeitstag. So wie früher, bevor wir uns näher gekommen waren und er Stunde um Stunde im Tempel verbracht hatte. Es traf mich wie ein Schlag in die Magengegend, doch ich versuchte dem Stand zu halten. Was hatte ich denn erwartet? Dass er mich warten würde und mich nun freudestrahlend umarmen würde, sobald ich zu ihm kam? Nein, dafür hatte ich ihn wohl viel zu sehr verletzt!


    Erst zögerte ich noch. Doch wenn ich jetzt ging, ohne mit ihm geredet zu haben, war alles verloren. Sapphos Worte bestärkten mich schließlich, so dass ich ein paar Schritte auf ihn zu machte und vor seinem Bett mit gesenktem Blick stehen blieb. Da ich nach den passenden Worten suchte, brauchte ich eine Weile, bis ich endlich weitersprach.

    "Es tut mir so leid, Dominus! Was ich gesagt habe und... dass ich so engstirnig und eigensinnig war .., und dass... dass ich mir angemaßt habe, dir deine Weitsicht absprechen zu wollen. Ich... ich habe dich sehr verärgert und ich war so... respektlos, als ich dein großzügiges Angebot abgelehnt habe. Vielmehr war es meine Dummheit, die mich geleitet hat. Bitte Dominus, verzeih mir!" Die Worte kamen anfangs nur sehr langsam und recht holprig über meine Lippen und meine Stimme klang zittrig. Als ich alles gesagt hatte, was ich sagen wollte, verharrte ich weiter so und unterließ es, auch nur einen Blick in seine Richtung zu riskieren. Stattdessen hatten meine Hände damit begonnen, nervös am Stoff meiner Tunika herumzunesteln, als ich auf eine Reaktion von ihm wartete.

  • Ich hörte, wie Grian auf das Bett zu kam, doch ich hob weder meinen Kopf, noch machte in Anstalten, sie anzuschauen. Völlig ruhig lauschte ich ihren Worten und runzelte dann doch die Stirn. Meine Weitsicht lobte sie? Sollte ich nun lachen? Dergleichen besaß ich eigentlich nicht, wenn ich ehrlich war, doch es war schön, dass sie es wenigstens so sah. Auch die Entschuldigung tat auch gut, auch wenn ich ihr - wieder einmal eigentlich - nicht so schnell vergeben wollte. Ich rappelte mich nun trotzdem auf meine Unterarme, hob meinen Oberkörper so in die Höhe und schaute Grian an. "Und das soll ich dir glauben?", wollte ich mit einem zugegebenermaßen kindlich schmollenden Unterton wissen. Doch wie ich sie so dastehen sah und wie verlegen sie war, musste ich fast schon wieder lächeln. "Oh Grian!", seufzte ich. "Eines Tages bist du wirklich noch mein Ende!". Wie ich das meinte, ließ ich einfach mal im Raum stehen, auch wenn ich es eher liebevoll meinte, wie man meiner Stimme nun wohl auch anhören würde. Trotzdem. Ein wenig durfte sie noch darben!

  • Als er sich auf seinem Bett aufrappelte, sah ich dann doch auf. Genau in dem Moment schmetterte er mir seine Worte entgegen, die mich fast ganz aus der Fassung bringen wollten. 'Er glaubt mir nicht! Er glaubt mir einfach nicht! Dann liebt er mich vielleicht auch nicht mehr.' ratterte es nun unentwegt in meinem Kopf. Panik wollte mich erfassen, denn nun wurde mir so langsam klar, was ich angerichtet hatte. Was sollte ich denn bloß tun? Nun vermisste ich Sappho schmerzlich. Wie sollte ich ihm beweisen, da alles wahr war, was ich gesagt hatte? Und überhaupt, wie konnte er so etwas fragen?

    Dann kam noch dieser Seufzer hinzu und die Feststellung, dass ich eines Tages sein Ende sein würde. Hatte Casca das nun ernst gemeint? Oder war es nur ein Scherz? In meiner derzeitigen Verfassung konnte ich das gar nicht genau sagen. Zumindest hatte er nicht gelächelt. Also musste ich von dem Schlimmsten ausgehen.

    "Ich kann nichts dagegen tun, wenn du mir nicht glaubst, Dominus. Und wenn du mich nicht mehr liebst und auch nicht mehr willst, kann ich das auch gut verstehen." sagte ich und nickte nachdenklich. Nach einer Weile sah ich ihn dann mit einem gequälten Blick an. "In diesem Fall bitte ich dich, an unser Kind zu denken. Ich muss nicht frei sein... aber unser Kind. Wenn dir noch irgendetwas an mir liegt... Du... du sollst wissen, dass ich dich liebe und immer lieben werde, ganz gleich, wie du dich entscheidest." Seinem Blick konnte und wollte ich nicht weiterstandhalten, denn es tat so weh.

  • Während ich noch so dalag wurde mir klar, wie recht mein Vater einst mit seinen Worten hatte, dass Frauen von einem komplett anderen Stern kamen. Von einem schönen und verlockenden sehr wohl, der aber leider auch ebenso anstrengend sein konnte. Ich verstand Frauen einfach nicht, auch wenn ich mich doch so mühte. Klar war mir nur, dass ich Grian noch immer liebte. Eigentlich hatte ich damit niemals aufgehört und es war doch sie, die mein Angebot... nein! Meinen Antrag! - ablehnen wollte. Und nun? Ich hob meinen Kopf etwas mehr und setzte mich nun im Bett auf. Nur um ihren Worten besser zu lauschen und in ihr Gesicht dabei blicken zu können. Sie meinte, sie könne verstehen wenn ich sie nicht mehr liebte. Aber wenn ich es doch war, der sie nicht verstand? Wie konnte sie so etwas sagen? Ich liebte sie doch! Götter! Was war das nur? Ich solle an das Kind denken, wenn ich schon nicht sie....


    Nun hielt es mich aber kaum noch. "GRIAN!", stieß ich nun doch sehr ärgerlich aus. "Willst du mich foppen? Mich martern und quälen?", wollte ich konsterniert wissen und dabei runzelte ich auch noch meine Stirn. "Ich habe mich bereits entschieden!", stellte ich dann obendrein auch noch klar. "Doch wenn du mich nicht möchtest, werde ich dich nicht zwingen. Auch wenn es mein Ende bedeutet!" Emotional wohlgemerkt! Ich wusste zwar, dass ich schon oftmals gemeint hatte am Ende zu sein, aber hier waren doch deutlich die Gefühle im Vordergrund, welche sich in der letzten Zeit doch arg betrogen gefühlt hatten.

  • Kaum hatte ich mein letztes Wort ausgesprochen, vernahm ich auch schon seine Stimme, die diesmal wirklich zornig klang und die mich so erschauern ließ, dass ich ihn nun doch ganz erschrocken anstarrte. Ganz gleich was ich auch sagte, es war immer das Falsche. Hätte ich doch nur Sappho an meiner Seite! Vielleicht hätte sie mir geraten, endlich das zu sagen, was wirklich wichtig war! Dass ich nur ihn wollte und sonst gar nichts. Selbst dann, wenn es mein Verderben sein sollte und auch wenn es bedeutete, noch viel auf mich nehmen zu müssen. Im Augenblick jedoch schien alles nur noch schlimmer zu werden. Denn als er mir dann vorwarf, ihn zum Narren halten zu wollen, glaubte ich nun endgültig den Boden unter meinen Füßen zu verlieren. Ich strauchelte und sank hinab. Meine Tränen konnte ich längst nicht mehr zurückhalten. Auch nicht, als er mir sagte, er habe sich bereits entschieden.

    "Ich habe einen schlimmen Fehler begangen, Dominus... als ich sagte, ich wäre nicht gut genug für dich. Bitte verzeih mir!" Mit verheultem Gesicht schaute ich zu ihm auf, denn inzwischen saß er aufrecht in seinem Bett. "Ich will dich! Die Götter wissen, wie sehr ich dich will! Und du musst mich auch nicht dazu zwingen, denn ich liebe dich doch!" Ich streckte ihm meine Hand entgegen und versuchte mich wieder aufzurappeln. "Es gibt nur dich und unser Kind für mich! Für immer und ewig"

  • In der Tat war da Wut in mir aufgewallt, welche sich in meinen Worten Raum verschafft hatte. Dies hatte zur Folge, dass Grian zu Boden stürzte, auf ihre Knie und bitterlich zu weinen begann, was mich wiederum bestürzte. Doch zum Glück saß ich auf meinem Bett und konnte somit nicht tiefer fallen. Ich seufzte schwer und wollte mich schon aufrappeln, um Grian aufzuheben, denn ich wollte ja gar nicht, dass sie kniete.... oder gar weinte! Sie bekannte ihren Fehler und bat mich um Verzeihung. Sie wolle mich und sie würde mich auch lieben. "Ohhhhh! Ihr Götter, Grian!", kam es nun recht erschrocken aus mir hervor und ich ergriff ihre Hand, denn meine ungelenken Versuche, dem Bett zu entkommen waren leider fehlgeschlagen. "Ich will dich doch auch! Und nun.... Grian....," ächtzte ich hervor und kam ihr noch ein wenig entgegen. Für immer und ewig! Für mich, uns und unser Kind! Ein feines Lächeln glitt bereits wieder über mein Gesicht. Was ein anderer Mann an meiner Statt getan hätte, vermochte ich nicht zu sagen, doch das hier war einfach eine Angelegenheit, welche mich vergessen ließ, wie sehr verärgert ich doch zuvor noch gewesen war. "Komm zu mir!", forderte ich dann deutlich milde und schon deutlich mehr erfreut. Sie würde doch meine Frau werden! Und das war doch das wichtigste!

  • Der Zorn war alsbald aus seiner Stimme verschwunden. Nun war es eher die Sorge um mich, die in seinen Worten mitschwang. Er ergriff meine Hand, die ich ihm entgegengestreckt hatte und half mir so, mich wieder aufrappeln zu können. Gleichzeitig verkündete er mir, dass er mich doch auch wollte. Immer noch! Endlich schien alles in die richtige Richtung zu laufen. Daher ließ ich mich auch nicht lange bitten, als er mir sagte, ich solle zu ihm kommen. das war es doch, was ich die ganze Zeit gewollt hatte. Doch bis vor wenigen Herzschlägen hatte eine undurchdringliche Hürde aus dummen Missverständnissen und mangelndem Selbstwertgefühl zwischen uns gestanden.

    Ich hatte ihn so sehr vermisst! Alles an ihm. Die Wärme seines Körpers und seinen Duft. Aber vor allem seine Hände auf meinem Körper.

    Schließlich stieg ich zu ihm ins Bett und nahm neben ihm Platz. Mit meinen verheulten Augen sah ich ihn an. Wie jämmerlich und mitleidig musste ich wohl aussehen! Aber dann drang endlich der Versuch eines Lächelns hindurch. Ich legte meine Arme um ihn und hoffte, er würde mich nun auch endlich wieder in seine Arme schließen. Mein Gesicht vergrub ich in seine Tunika. "Bitte halt mich ganz fest und lass mich nie wieder los!" flüsterte ich. Ich wollte wieder dieses Gefühl der Geborgenheit spüren. Schutz, Geborgenheit und jede Menge Unterstützung würde ich von nun an dringend gebrauchen können. Wenn ich an meine Zukunft dachte, wurde mir schwindlig.

  • Ich beobachtete nun mit kaum unterdrückten liebevollen Gefühlen, wie Grian zu mir auf das Bett kam. Mein Ärger war schon verlogen. Fast. Nun bemerkte ich, dass noch ein Rest Zweifel darunter war, aber ich wollte diesem keinerlei Beachtung schenken, auch wenn ich wusste, dass dieser Zweifel daher rührte, dass Grian mir ein weiteres Mal die Hochzeit madig reden konnte. Doch das, so nahm ich mir vor, würde ihr nicht mehr gelingen. Immerhin liebte ich sie und ich wollte diese Ehe. Also würde sie stattfinden. Zumindest, wenn die Kaiserin zustimmte. Da musste ich ja auch noch hin! Nur jetzt nicht daran denken. Viel besser war es doch, den Augenblick zu genießen. Als Grian wollte, dass ich sie festhalten solle, tat ich dies auch unverzüglich. "Das werde ich nie wieder tun!", sagte ich fest und recht männlich. Männlicher als vielleicht jemals zuvor. Immerhin würde ich bald Ehemann und Vater sein und das hatte ich ja schon immer gewollt, wenn ich schon nicht Legionär hatte werden können. Ich zog Grian noch fester zu mir und presste meine Lippen auf ihren Haaransatz. "Wie geht es dir und meinem Sohn?", wollte ich dann wissen. Frauen sollten sich ja nicht grämen. Erst recht nicht in der Schwangerschaft! Es reichte, wenn ich mich grämte, doch ob meiner männlichen Konstitution würde ich schon damit fertig werden. So meinte ich immerhin. Dann betrachtete ich Grian aufmerksam und stellte sie mir schon am Tag der Hochzeit vor. Wie schön sie aussehen würde.

  • Ich hatte mich an ihn geschiegt und konnte seinen Herzschlag hören. Dann nahm auch er mich in seine Arme und hielt mich fest, so wie ich es wollte. Es tat so gut. Meine Sorgen und Ängste waren für den Moment verschwunden. Casca versprach mir, mich nie wieder loslassen. Vielleicht konnte ich so alle Schwierigkeiten, die ein Leben in Freiheit mit sich brachten, meistern. Ich kam mir so klein und hilflos vor, wenn ich an die Zukunft dachte. Ich, die ich früher immer eine große Klappe hatte und die den ärgsten Widrigkeiten hatte standhalten können. Doch wenn es darum ging, schon bald frei zu sein und danach auch noch zu heiraten, gab es von meiner Selbstsicherheit keine Spur mehr. Schließlich hob ich meinen Blick und küsste ihn.

    "Deinem Sohn geht es gut... und mir auch," antwortete ich ihm und lächelte endlich wieder. Als habe das kleine Leben in mir auf diesen Moment gewartet, machte es sich in meinem Bauch durch einen sanften Tritt bemerkbar. Es war jedes Mal ein seltsames Gefühl, wenn es das tat. "Möchtest du deinen Sohn schon einmal spüren?" fragte ich ihn verheißungsvoll. Ich wandte mich leicht von Casca ab. Dann nahm ich seine und meine Hand und legte sie auf meinem Bauch ab. Es dauerte einen kleinen Moment, bis eine weitere Bewegung des Kindes zu spüren war. "Hast du ihn gespürt? Das ist unser Kind!" Ich war so glücklich und meine Augen strahlten endlich - so wie sie es sollten!

  • Ich hielt meine Grian fest und schmiegte meine Wange an die ihre. An die Zukunft wollte ich eigentlich nun doch nicht denken, denn ein solchen Unterfangen war nur dazu gemacht, die Gegenwart zu vergessen. Und im Moment war diese doch recht schön. Ich war froh zu hören, dass es Grian und meinem Kind nun doch gut ging, wie meine Zukünftige meinte. "Das freut mich sehr!", sagte ich also und zögerte dann nicht länger und legte meine Hand auf den bereits leicht hervorgewölbten Leib meiner Liebsten. Es fühlte sich gut an. Sonderbar zunächst, aber gut und ich konnte mir kaum vorstellen, dass unter der festen Wölbung tatsächlich Leben war. Oder gar, dass vor langer Zeit ich selbst einmal an einem solchen Ort.... Ich schob meine Gedanken beiseite und lächelte. Dann atmete ich fest ein, denn mir war, als hätte ich etwas verspürt unter meiner Hand. "Oh ja!", sagte ich entzückt. "Er wird einmal ein guter Fußsoldat!", stellte ich fest. Der Tritt stimmte immerhin schon. Somit strahlte ich Grian an und beließ meine Hand wo sie war. Schließlich neigte ich mich vor, presste der Wölbung einen Kuss auf und raunte dann: "Du wirst ein großartiger Decimer!" Das sagte ich ganz leise, denn das ging ja nur mich und meinen Sohn etwas an. Dann schaute ich wieder Grian an, neigte mich zu ihr und stahl ihr einen Kuss von den Lippen. "Und wo dieser herkommt, werden noch viele sein!", versprach ich fest. "Mindestens noch... fünf...," stellte ich dann in den Raum. Immerhin hatte ich von einer großen Familia geträumt und war bereit dafür auch einiges zu tun!

  • Ich konnte es an vielen Dingen festmachen, wie beindrückend dieser Moment war, als das kleine Leben in mir sich bemerkbar machte und mit seinem Füßchen gegen die Innenseite meines Bauches trat. Auch für mich, die ich ja diese Schwangerschaft hautnah miterlebte, war dies jedes mal immer wieder ein kleines Wunder! Casca machte schon Pläne, was aus unserem Kind werden sollte - ein Soldat. Ich wusste jetzt schon, dass mein Sohn mir das Herz brechen würde, wenn er sich dazu entschließen würde, hinaus in die Welt zu ziehen. Doch so war wohl das Los der Dinge!

    Es machte mich so froh, ihn wieder so vor Glück strahlen zu sehen und von nun an würde ich alles tun, damit es so blieb. Denn auch ich war in diesem Moment glücklich. Das kleine Leben in mir würde als freier Mensch zur Welt kommen. Nichts und niemand konnte daran etwas ändern. Ihm würden alle Türen offen stehen.

    Leise sprach er mir seinem Sohn, als könne er ihn bereits hören. Dann küsste er meinen Bauch und schließlich auch meine Lippen.

    Wo dieser herkäme, würden noch viele sein, meinte er dann. Ich staunte nicht schlecht als er noch von mindestens fünf weiteren Kindern sprach. "Noch fünf?" fragte ich lächelnd. "Wenn das dein Wunsch ist, Do..." Um ein Haar hätte ich ihn wieder Dominus genannt, weil ich es einfach gewohnt war, ihn so zu nennen. "Weißt du schon, wie er heißen soll, unser Sohn?" Natürlich wusste ich, dass noch genug Zeit war, um einen Namen zu finden. Doch vielleicht hatte Casca ja bereits eine Idee.

  • Wie herrlich er war, dieser kleine Moment des Glücks. Ich legte noch einen Moment mein Ohr an Grians Bauch, als würde ich hoffen von meinem Sohn selbst eine Antort zu bekommen, dann seufzte ich einmal mehr. Hatte ich vor Kurzem noch gedacht, mein Leben bestünde nur aus Seufzern, so war es doch so nun auch eindeutig besser. Meine Grian schien einen Moment lang überrascht zu sein, dass ich noch mehr Kinder wollte, doch wenn es schon auf anderen Gebieten nicht lohne, großen Einsatz zu zeigen, so doch auf diesem. Ich schüttelte flüchtig den Kopf, als ihr wohl noch ein "Dominus" über die Lippen wollte. Das sollte sie sich abgewöhnen. Am besten so schnell wie möglich. "Liebster wäre mir aus deinem Munde lieber!", erklärte ich leise und überlegte dann. Über einen Namen hatte ich mir noch keinerlei Gedanken gemacht. Doch es wäre wohl bald an der Zeit. "Er wird auf jeden Fall ein Decimus!", war alles, was ich derzeit sagen konnte. "Caius Decimuns....." Und schon überlegte ich noch ein bisschen weiter. "....Faustinius...oder...Cuello.....hm...nein...Dexter?" Ich lächelte leicht. "Uns wird schon etwas einfallen," meinte ich dann. Aber 'Caius' fand ich schon sehr schön. Und wenn es doch kein Junge würde? Nun, dann würde man etwas anderes überlegen müssen, aber noch kam mir das ja nicht wirklich in den Sinn.

  • Liebster wäre sicher die eindeutig bessere Bezeichnung für den Mann gewesen, mit dem ich den Rest meines Lebens zusammenleben wollte. Auch wenn diese Anrede ungewohnt war, entsprach sie doch inzwischen mehr den Tatsachen. Schließlich beruhte unsere Beziehung auf einer Beidseitigkeit. Casca hatte mich zu keinem Zeitpunkt gezwungen, mit ihm das Bett zu teilen. Ich hatte es von mir aus getan, weil ich es wollte. Daraus war dann irgendwann mehr geworden.

    "Gut, Liebster von nun an," entgegnete ich ihm lächelnd und nickte.

    Über einen Namen hatte er sich noch nicht so viele Gedanken gemacht, was ja auch nicht sehr schlimm war, denn es dauerte ja noch eine Weile, bis das Kind da war und bis es dann tatsächlich seinen Namen erhalten würde. Oh je, die Geburt! Wenn ich daran dachte, machte ich mir schon wieder neue Sorgen. So eine Geburt konnte ja schließlich eine gefährliche Sache sein, was man so hörte. Und schmerzhaft war sie allemal! Ich konnte mir gar nicht richtig vorstellen, wie das gehen sollte! Wie bei allen Göttern sollte das Kind aus meinem Körper heraus. Ich konnte mich an Geschichten über Schwangere erinnern, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließen. Wenn das Kind nicht freiwillig aus der Frau herauskommen wollte, schnitt man ihr den Bauch auf. Natürlich war die Frau dann tot, aber das Kind lebte... meistens. Aber das waren sicher nur irgendwelche Schauergeschichten! Daran sollte ich erst überhaupt nicht daran denken! Daher konzentrierte ich mich auch nun ehe auf die Namensvorschläge, die von Casca kamen.

    "Caius... das klingt eigentlich ganz schön. Aber wenn man dann den ganzen Namen hört, finde ich es schon ein wenig furchteinflößend. Caius Decimus Dexter, das klingt nicht wie nach einem kleinen süßen Kind. Das klingt eher nach..." ...einem Dominus, dem ich einmal gehört hatte. Natürlich war das kein Decimus gewesen. Aber das Cognomen war identisch gewesen. Dominus Asinius Dexter war wirklich kein netter Zeitgenosse gewesen!

    "Wirst du dabei sein, wenn es kommt?", fragte ich plötzlich, weil meine Gedanken sich doch wieder um die Geburt drehten. "Ich habe ein bisschen Angst, Liebster", gestand ich ihm leise.

  • Irgendwie wurde ich den Gedanken nicht los, dass meine Namenswahl nicht so recht auf Gegenliebe traf. Aber gut. Es würde ja noch etwas dauern und bestimmt würde sich noch ein anderer wohlklingender Name finden. Ich lächelte, als 'Caius' jedoch bei meiner Liebsten ein bisschen Anklang fand. 'Dexter' jedoch mochte sie nicht, da es nicht nach einem süßen Kind klingen würde. Ich schaute irritiert drein und wollte schon was sagen, doch dann äußerte Grian ihre Ängste. Bezüglich der Geburt und ich lächelte wieder. "Ich denke, das wäre nicht schicklich, Liebste, aber ich werde wacker draußen vor der Tür warten und dir die beste Hebamme angedeihen lassen!" Ich kannte keinen Mann, der bei der Geburt dabei gewesen wäre. Zumindest hatte ich mich noch nie mit einem Mann darüber unterhalten. Waren mir diese ganzen Umstände doch bisher mehr als nur fern gewesen. Und um ehrlich zu sein, würde es mir nur Furcht bereiten, dabei zu sein. Angst um Grian und das Kind und das ganze Drumherum, das Blut.... nein! Dafür war ich nicht gemacht, auch wenn mir Grian die liebste Frau auf Erden war. Dafür drückte ich sie nun und schmatzte ihr einen Kuss auf die Stirn. "Es wird schon nicht so schlimm werden!", versprach ich dann, wohlwissend, dass das gar nicht an mir war, so ein Versprechen über die Lippen kommen zu lassen. Dann fiel mir wieder der Name ein. "Unser Sohn wird dich schon nicht ärgern. Nur einen guten Namen muss er haben! Denn wenn er eines Tages im Senat steht, dann sollte dieser Name bloß nicht an ein kleines süßes Kind erinnern. Ahm.... aber... wir könnten ihn 'Didi' nennen, bis er seine Bulla ablegt," quasselte ich Ungereimtes, bis ich einen leichten Zusammenhang herstellte: "Decimus heißt er ja allemal, also wäre so ein Kosename... naja..." Ich schüttelte den Kopf. "Wir haben ja noch ein wenig Zeit....," versuchte ich dann weiteren Debatten zu entgegen.