• Am Tag nach der Verlobung wollte Caudex die Verlobung auch eintragen lassen. Und so wartete Corvina in Begleitung einiger Sklaven als Absicherung zur verabredeten Zeit eben dort. Ihr Onkel hatte angeboten, sie zu begleiten, aber Corvina wusste, wie viel er zu tun hatte, und hatte ihn daher geradezu gebeten, diesen Termin allein wahrnehmen zu dürfen. Auch, weil sie so ein paar Augenblicke mit ihrem Zukünftigen wohl allein haben würde. Es wäre zwar in der Öffentlichkeit, und unter dem wachsamen Auge von Trautwini, so dass Zärtlichkeiten ohnehin ausgeschlossen waren. Dennoch wollte sie die Gelegenheit nutzen, um den Mann vielleicht ein wenig kennenzulernen, den sie heiraten würde. Es konnte zumindest nicht schaden.

  • Ja nun das die Verlobung bekannt gegeben wurde, wurde es auch Zeit sie offiziell einzutragen. Zu diesem Zecke hatten sich Nero hier und heute mit Corvina verabredet. Ein paar Geschäfte hatte ihn aufgehalten, so dass er etwas später als verabredet kam. „Salve Corvina. Entschuldige das du warten musstet. Ein Termin hat sich etwas verzögert.“ Sagte er zur Begrüßung. Er sah seine Braut einen Moment länger an. Gestern bei der Cena hatte sie ja einen nervösen Eindruck gemacht. Ja sie hasste es im Mittelpunkt zu stehen, dass hatte er inzwischen verstanden. Aber es gab mindestens noch einen Termin wo sie das müsste. Ja genau die Hochzeit. Aber das kam erst später. Sie würden sich noch über den Ablauf unterhalten. Da gab es ja einige Riten, die die Braut ausführen musste, wo sie unweigerlich im Mittelpunkt stand. „Und geht es dir heute gut?“ Fragte er und sein Blick glitt über sie. Ja man konnte sehen, dass er sich wohl Sorgen machte. Es gab vieles an ihm, was sie noch nicht verstand und verstehen konnte. Später nach der Hochzeit würde sie wohl einige der Eigenarten ihres Mannes verstehen.

  • Nach einigen Momenten kam auch Caudex auf sie zu. Ihr Verlobter. Noch immer fühlte sich dieses Wort seltsam und aufregend an. Ganz und gar ungewohnt. Und die Vorstellung, dass es auch bald schon ihr Ehemann wäre, war noch viel ungewohnter. Es würde eine Weile brauchen, bis sie sich daran gewohnt hätte.

    Dennoch schenkte sie ihm ein schüchternes, kleines Lächeln und schüttelte kurz den Kopf. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich war zu früh", sagte sie freundlich und sah langsam zu ihm auf. Sie wünschte sich so sehr, endlich in ihm lesen zu können.


    "Heute geht es mir schon wesentlich besser. Auch, wenn es sich alles noch ein wenig unwirklich anfühlt", gab sie zu und suchte fragend seinen Blick. "Und wie geht es dir?" Er sah so ruhig und selbstsicher aus, wie immer. Corvina glaubte nicht, dass er auch nur ansatzweise die Nervosität fühlte, die sie in den letzten Tagen verspürt hatte und mit Hinblick auf die Hochzeit noch immer fühlte. Aber ob er sie tatsächlich nicht fühlte oder nur besser darin war, seine Gefühle zu verbergen, wusste sie natürlich nicht zu sagen. Auch das gehörte zu den Dingen, die sie erst würde lernen müssen.

  • Ja er konnte es wohl nur besser verbergen und doch schlich sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen. „Ja es fühlt sich noch etwas unwirklich an. Da hast du recht. Wir beide müssen uns an den Gedanken erst gewöhnen.“ Sie wohl aus ganz anderen Gründen als er. Ja er fühlte sich nun auch für sie verantwortlich und wenn es nach ihm gern würde, würde er sie auch jetzt schon in die Villa Tiberia bringen, denn da hatte er alles unter Kontrolle und konnte auch ihren Schutz garantieren. Gut war, dass er ihrem Onkel wirklich vertraute einer der wenigen Menschen in seinem Umfeld, der sein Vertrauen genoss. Wäre das nicht so, dann wäre er jetzt wohl am durchdrehen. Ja hier zeigte sich wohl gerade, dass es für Nero mehr als nur eine politische Ehe war. Er mochte Corvina schon immer. Für ihn war sie nur immer unerreichbar gewesen, so dass er sich über eine Ehe mit ihr keine Hoffnungen und Gedanken gemacht hatte. Das war nun anders. Zum einen mochte er diese Frau und wollte sie nicht enttäuschen und zum anderen war da noch sein Patron.. ja Nero wusste nur zu gut, dass wenn er das hier vermasseln würde, er sicherlich irgendwann aus dem Tiber gefischt werden würde. „Mir geht es auch gut. Ich bin froh, wenn der Wahlkampf endlich vorbei ist, wenn ich meine Rede vorm Senat gehalten habe und endlich das Amt antreten kann.“ Sagte er denn ja er mochte es nicht lange auf etwas zu warten. Er hatte Ideen und wollte diese umsetzen. Immer nur über den Planungen zu hocken ohne das man die Ergebnisse sah war für ihn auf Dauer unbefriedigend. Er hatte seinen Blick die ganze Zeit auf sie gerichtet und nicht lenkte ihn davon ab, schließlich hielt ihr nun also seinen Arm hin. „Und wollen wir?“

  • Die Art, wie er sie ansah, war so verwirrend. Es war schön. Es fühlte sich sicher an. Aber Corvina verstand es einfach nicht. Sie hörte ihm zu, sah, wie er sie anlächelte und anschaute, und überlegte, was sie tun konnte, um diese Schlucht, die zwischen ihnen zu sein schien, vielleicht doch zu überbrücken.

    "Jetzt ist der Wahlkampf ja fast zuende. Mein Onkel will noch ein Wagenrennen veranstalten, und ich glaube, auch die anderen Kandidaten sind soweit in den letzten Zügen. Ich fürchte, ich konnte nicht wirklich viel tun, um ihm oder dir dabei zu helfen." Sie lächelte zaghaft und bescheiden und überlegte, ob sie forscher sein sollte. Es war nur eine Kleinigkeit, aber vielleicht half es ja dabei, ihrem zukünftigen Mann ein wenig näher zu kommen. "Aber... bei deinem nächsten Wahlkampf kann ich ja dann vielleicht etwas tun?" Im Grunde bestand ihr Talent darin, einfach da zu sein und hübsch auszusehen. Außer repräsentative Aufgaben hatte sie noch nie etwas getan und bezweifelte auch, dass sie etwas tun könnte. Aber vielleicht war das bis zu Caudex' Quaestur ja anders. Sie blickte kurz fragend auf, um zu sehen, was er davon hielt, und hakte sich dann bei ihm ein.

    Sein Körper strahlte so viel Wärme aus. Auch das fühlte sich bei jeder neuen Berührung ein wenig richtiger an. Kurz, vielleicht eine Sekunde lang, stand sie so näher bei ihm, als sie es gemusst hätte und versuchte sich dieses Gefühls bewusst zu werden, das seine Berührung auf sie hatte. Sie blickte zu ihm und merkte, dass ihr Blick einen Moment an seinen Lippen hängen blieb, ehe sie ihn niederschlug. "Ja, lass uns hineingehen", stimmte sie leise zu und machte sich bereit, ihre Verlobung auch offiziell zu bestätigen.

  • „Natürlich wirst du das.“ Ja das würde sie. Beim nächsten Wahlkampf wäre sie die Hausherrin in der Villa Tiberia und somit die Gastgeberin einer Cean, die es sicherlich zum Wahlkampf wieder geben würde. „Aber auch deine Anwesenheit in diesem Wahlkampf war eine Unterstützung.“ Versicherte er ihr. „Vielleicht schaffst du es ja auch zur Rede zum Senat zu kommen? Ich würde mich sehr freuen.“ Sagte er. „Du weißt doch reden vor so vielen Menschen. Brrrr.“ Er schüttelte sich wieder leicht und dieses mal huschte ein jungenhaftes Grinsen über sein Gesicht. Natürlich bemerkte er die kleine Gesten, er wusste nur nicht ob sie es bewusst oder unbewusst tat. Das sie etwas länger in seiner Nähe blieb, das ihr Blick zu seinen Lippen glitt. Und ja auch er folgte wohl den Naturgesetzen, denn sein Blick fiel ebenso auf die ihren. Er hatte sie kosten dürfen und er wollte das eindeutig nochmal. Aber sie schien es auch zu wollen. Das beruhigte in zumindest etwas.

    Sie hatten den Arm in den seinen gelegt und er legte seinerseits in einer beschützenden Geste seien Hand auf die ihre als sie nun dieRegia betraten.

  • Nachdem sie nun das Gebäude verlassen und wieder etwas mehr Privatsphäre hatte wandte Nero sich seiner Verlobten zu. „Das können wir gern tun. Ich habe heute nichts mehr vor.“ Kurz überlegte er. „Ich würde gern einen Gegenvorschlag machen. Wir gehen zur Villa Tiberia und wärmen uns dort etwas auf. Ich bekam unlängst das Rezept eines süßlichen Aufguss aus Hagebutten. Gerade bei dem kühlen Wetter einen wohltat. Und für einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft ist der Garten der Villa groß genug.“ Ja auch er wollte mit seiner Zukünftigen allein sein, ohne unbeteiligte Zuhörer. Sie mussten sich besser kennenlernen, denn schließlich würden sie einen lange Zeit, wenn nicht sogar die restliche Zeit ihres Lebens miteinander verbringen.

  • Als sie wieder draußen in der kalten Winterluft standen, beantwortete Caudex doch noch ihre Frage. Mehr noch, er lud sie zu sich nach Hause ein. In einen ganz privaten Rahmen, und diesmal sogar ohne die Beobachtung durch ihren Vetter.

    Eine sanfte röte überzog Corvinas Wangen. Im Grunde war das genau das, was sie sich wünschte. Und in der Tat war zum einen der Hochzeitstermin nicht so weit hin, als dass etwas Unstandesgemäßes öffentlich würde, noch traute sie Caudex zu, so etwas andeuten zu wollen. Sie sah kurz zu Trautwini, der dann jetzt wohl als Anstandsperson herhalten würde müssen und der wohl auch den Ärger bekommen würde, sollte ihr Onkel deshalb erzürnt sein. Sie wollte weder ihn noch sich selbst in Gefahr bringen.

    Dennoch wollte sie sehr gerne eine Weile bei Caudex sein und sich mit ihm unterhalten. Und sie vertraute ihm, dass er nichts tun würde, was diese Verbindung gefährden oder ihren ruf schmälern könnte. "Für eine Stunde, vielleicht?" Corvina schaute ein wenig fragend. Hoffentlich würde er ihre Zögerlichkeit nachvollziehen können und verstehen können, was sie bei ihrer Antwort zögern ließ. "Damit Trautwini seinen sonstigen Aufgaben danach noch nachgehen kann und keinen Ärger bekommt", setzte sie dennoch als Erklärungsversuch hinzu, damit er wusste, dass es nicht an ihm lag.