[Achaia] Athen - Caesoninus in Athen

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    Eine Eskorte für den Legat


    Trierarchus Obsidius Barbillus ließ die Charybdis vertäuen und begann dann seine Mannschaft anzubrüllen, damit diese mit der Arbeit begann was das Aufnehmen der zusätzlichen Vorräte und so weiter anging, während Centurio Ahenobarbus aus den neuen Befehlen aus Kreta die Liste jener Rekruten hervorzukramen versuchte, die sie hier aufnehmen sollten. So waren die militärische und nautische Besatzung eine Weile beschäftigt, während Caesoninus seinerseits sich für seinen eigenen Landgang fertig zu machen begann. Kurz bevor er seine Kabine verlassen wollte, kam der Centurio noch einmal zu ihm, um ihn zu sprechen. Nach einem kurzen Blick auf die anwesenden Sklaven grüßte er Caesoninus: "Salve, Tribun! " Der Angesprochene sah auf. "Salve, Centurio, was gibt es?"

    "Es geht um den neuen Legatus Legionis der XI. Legion, den wir heute von hier abholen sollen. Die Aufgabe ihn von seiner Garnision abzuholen und zur Charybdis zu geleiten fällt dir zu als ranghöchstem Offizier, laut unseren Informationen wurde er bereits dementsprechend informiert."

    Caesoninus hob seine Brauen etwas. Er sollte also den Laufburschen machen, um den neuen Legat für die XI. abzuholen? Was kam als nächstes, ihm die Caligae zu putzen? Doch musste er sich wohl oder übel fügen, wo der Legat doch noch eine Stufe höher stand als er selbst und so nickte Caesoninus bloß und sprach: "Gut, ich werde es machen. Lege die entsprechenden Befehle bitte auf meinen Tisch, ich werde sie mir vor meinem Aufbruch nochmal ansehen."

    Der Centurio tat wie geheißen und zog sich danach zurück. Sobald er weg war ging Caesoninus hin und stopfte sie in seine Rüstung. Natürlich würde er nicht in zivil gehen können, wenn er offiziell einen Höherrangigen abholen musste. "Gut, wenn ihr alles habt, dann kommt!" teilte er seinen Sklaven mit und machte sich dann auf dem Weg an Land. Dort fand er außerhalb von Piräus gleich neben dem Stadttor einen hübschen kleinen öffentlichen Stall vor, bei dem er einen Wagen für sich und seine Sklaven mieten konnte. Heute durften sie nämlich wieder mit und einen freien Tag in Athen verbringen, so wie zuletzt in Gortyna, das hatte Caesoninus ihnen versprochen. "Alle Mann an Bord? Sehr gut, es geht los!" Und schon brauste der Wagen die Straße entlang, hin zur großartigsten Stadt Griechenlands.


    Sim-Off:

    Dies ist Caesoninus' Abenteuer auf Kreta während der Fahrt der Charybdis. Für das Abenteuer seiner Sklaven siehe hier.

  • RE: Eine Eskorte für den Legat


    Nachdem Caesoninus die Stadt betreten hatte, schlenderte er die Straße vom Tor aus weiter und sich dabei fortwährend umsehend. Athen war schon eine schöne Stadt! Die Akropolis war im Augenblick hinter den Häusern seiner direkten Umgebung verschwunden, doch konnte Caesoninus es kaum erwarten die Stadt von ihrer erhöhten Warte aus zu erblicken. Dies musste aber noch ein wenig warten, weil er die Angelegenheit mit dem Legat zuerst erledigen wollte. Es war keine feste Uhrzeit ausgemacht worden, doch bestimmt würde es einen guten Eindruck machen, wenn er jetzt schon auf dessen Türmatte aufkreuzte, anstatt erst in ein paar Stunden. Jetzt erst fiel ihm auch ein, dass er noch gar nicht wusste wo der Legat überhaupt zu finden war!


    Caesoninus blieb kurz stehen, um seine Befehle noch einmal hervorzukramen und sie über die genaue Adresse des Gesuchten ein weiteres Mal zu studieren. Dort stand "von der Garnision" sollte er ihn abholen, aber in Athen war doch gar keine römische Kohorte stationiert, geschweige dem eine Legion? Wenn Caesoninus richtig lag, dann sollten reguläre Militäreinheiten überhaupt in Griechenland fehlen. Also fiel ihm nur die lokale Stadtwache ein die da auf dem Papyrus mit "Garnision" gemeint sein konnte. So sah er sich nach jemandem in seiner Umgebung um der das vielleicht wissen könnte, dann ging er auf einen älter wirkenden Mann in griechischen Kleidern zu. "Salve, Bürger. Ich suche die Garnision der Athener Stadtwache. Wo finde ich die?" Der Mann musterte Caesoninus in seiner militärischen Aufmachung einmal von oben bis unten, dann zeigte er in eine Richtung und sagte: "Du kommst vom Tor nach Piräus, Tribun, richtig?" Caesoninus nickte.

    "Gut, das ist nicht weiter kompliziert. Wenn du diese Straße hier auf der wir stehen weiterläufst, dann kommst du zur Agora. Diese wanderst du einfach bis ganz nach oben zur Stoa Poikile hoch, dann wirst du links von der zwischen der Stoa Poikile und der Stoa Basileios eine breite Straße vorfinden, die zurück zur Stadtmauer geht. Der folgst du bis zum Thriasischen Tor, oder auch als Dipylon bekannt. Dort findest du den Sitz der Stadtwache." Caesoninus bedankte sich bei dem höflichen Mann und machte sich auf den Weg.

  • RE: Eine Eskorte für den Legat


    Nicht lange und Caesoninus gelangte wirklich zur berühmten Athener Agora, dem zweiten Platz der Welt, direkt nach dem Forum Romanum. Auch wenn böse Zungen in jüngerer Zeit behaupten mochten, dass die neueren Kaiserforen dem alten römischen Forum den Rang abgelaufen hatten, doch Caesoninus sah das nicht so. Aufgeregt versuchte er alles hier gleichzeitig zu sehen, während er sich zwischen den Menschenmassen hindurchzwängte. Er hatte schon so viel über diesen Ort gelesen und jetzt sah er ihn das erste Mal im echten Leben, so mochten sich wohl Peregrini fühlen, wenn sie das erste Mal das Forum Romanum erblickten. Caesoninus war von der Straße nach Piräus kommend auf der Agora angelangt, befand sich also jetzt in deren südwestlicher Ecke zwischen dem Tholos und der Mittleren Stoa. Hier folgte er der Straße nach Norden, vorbei am Metroon bis ganz hinauf zum nordwestlichen Rand der Agora. Dabei kam er auch an einem kleinen Denkmal zu seiner rechten vorbei, das seine besondere Aufmerksamkeit erregte. Es war das Eponymos, oder auch das Denkmal der Phylenheroen* genannt. Dabei handelte es sich um ein sehr langes, sehr schmales Podium aus Marmor auf dem, zwischen zwei Feuerschalen eingefasst, zehn Bronzestatuen nebeneinander standen, die die zehn Helden darstellten, die je einen Athener Stamm (Phyle) symbolisierten. Die dargestellten Helden waren Erechtheus, Aigeus der Vater des Theseus, Pandion, Leos, Akamas der Sohn des Theseus, Oineus, Kekrops II., Hippothoon, Ajax der Große und Antiochos Sohn des Hercules. Caesoninus blieb vor dem Denkmal der Phylenheroen stehen und betrachtete die Statuen eine ganze Weile lang. Die hier dargestellten Männer waren wichtige Gestalten für die Athener Vergangenheit, nicht ohne Grund waren die alten Stämme nach ihnen benannt worden. Er kannte natürlich von allen die Geschichten. Vom tragischen König Erechtheus, der eine Tochter opferte, als der Thraker Eumolpos in Attika eingefallen war, weil das Orakel ihm dadurch den Sieg versprochen hatte, über König Oineus von Pleuron und Kalydon, der einst vergaß der Göttin Artemis zu opfern, woraufhin diese den Kalydonischen Eber geschickt hatte, bis hin zu Ajax dem Großen, einem der gewaltigsten Helden des Trojanischen Krieges. Sie alle hatten bleibende Spuren in der Geschichte ihres Volkes hinterlassen, tief genug, damit dieses ihre Bildnisse in Bronze verewigt hatte. Caesoninus war von einem erhabenen Gefühl ergriffen. Eines Tages würde auch er großes geleistet haben, so etwas bedeutendes, dass auch sein Ebenbild für immer auf den großen Plätzen Roms stehen würde! Das nahm er sich fest vor. Gaius Iulius Caesoninus, dieser Name sollte nie mehr vergessen werden.


    Sim-Off:

    * = Im Internet findet man eher Bilder dieses Denkmals, wenn man nach dem englischen Begriff "eponymous heroes" sucht.

  • RE: Eine Eskorte für den Legat


    Von der Agora aus wanderte er bis zum Dipylon, dem Haupttor des alten Athen. Hier sollte sich laut den Worten des Alten der Sitz der Athener Stadtwache befinden. Das Dipylon war der nordwestliche Zugang zur Stadt von der davor gelegenen thriasischen Ebene aus. Es war sehr stark ausgebaut und besaß zwei nach innen versetzte Tore, welche durch zwei Mauerschenkel und vier Wachtürme abgesichert war. Welcher Feind auch immer hier durch wollte war ohne Zweifel lebensmüde.


    Caesoninus meldete sich bei der diensthabenden Torwache und erhielt die Auskunft, dass der Legatus Legionis hier nicht anzutreffen sei, er solle es doch bitteschön bei dessen Athener Privathaus im Kollytos-Viertel versuchen. Caesoninus stöhnte innerlich auf, als er die Wegbeschreibung der Wache hörte. Dieses Viertel lag ja genau am anderen Ende von Athen südöstlich hinter der Akropolis! Caesoninus musste einmal durch die ganze Stadt laufen, um dorthin zu gelangen. Na toll, sein anfänglich scherzhafter Gedanke eines Laufburschen schien sich wohl wirklich zu bewahrheiten. Doch vor der Wache ließ er sich nichts anmerken, er dankte ihr nur höflich und machte dann kehrt. Der Anleitung der Stadtwache folgend lief er den Weg zurück zur Agora und durchquerte diese wieder der Länge nach bis zu jener Straße, von der er vorhin von Piräus aus gekommen war. Doch dieses Mal bog er nicht in diese ein, sondern lief geradeaus weiter, immer nach Süden. Die Straße führte ihn so einmal um den Areopag herum, bis er schließlich vor dem Odeion des Herodes Attikus, direkt südlich der Akropolis stand. Von hier aus musste er dem Weg jetzt weiter nach Osten folgen, vorbei am Theater des Dionysos, bis er endlich in Kollytos ankam. Inzwischen schwitzte Caesoninus nach diesem kleinen Gewaltmarsch ordentlich in seiner Rüstung, wo es jetzt mehr und mehr gegen Mittag zuging und die Sonne entsprechend höher stieg. Ohne es zu wissen hatte er schon ganze 3 Meilen* zu Fuß zurückgelegt, seit er Athen betreten hatte, also fast so viel wie die Strecke zwischen Athen und Piräus! Hätte er die Abkürzung zwischen Akropolis und Areopag genommen, anstatt Letzteren zur Gänze zu umgehen wären es nur 2 Meilen** gewesen, doch das wusste er ja nicht und es war nun auch schon egal. Er war jedenfalls in Kollytos angekommen. Ein paar Passantenbefragungen später hatte er auch endlich den genauen Standort des Hauses des Legaten herausgefunden. So trat Caesoninus vor die Porta und klopfte.


    Sim-Off:

    * = 5 km
    ** = 3 km

  • RE: Eine Eskorte für den Legat


    Nicht lange und ein griechischer älterer Sklave mit äußerst hochnäsigem Blick und einem gewaltigen Riechorgan öffnete die Tür. "Salve, der Herr. Wie beliebst du zu wünschen?" Caesoninus antwortete: "Salve, ich bin Tribunus Laticlavius Gaius Iulius Caesoninus, ich bin gekommen, um Legatus Legionis Gaius Corfidius Cotyla zu seinem Transport zu eskortieren." Der Sklave nickte zum Verständnis. "Verstanden, einen Moment bitte", und mit diesen Worten schloss er wieder die Tür. Minutenlang stand Caesoninus so auf der Matte und starrte die Porta vor sich an. Das dauerte ziehmlich, wo blieb der Kerl nur?


    Wie nach einer Ewigkeit öffnete sich die Tür endlich wieder und der Ianitor verkündete: "Dominus Cotyla erwartet dich im Tablinum, bitte folge mir."

    Er führte Caesoninus durchs Atrium zum halboffenen Raum, der das Tablinum darstellte. In dem stand ein Bär von einem Mann, etwa um die 40-50 Jahre und schon in seiner Rüstung steckend. Mit verschränkten Armen überwachte er seine geschäftig hin und her wuselnden Sklaven, die anscheinend das Gepäck des Legat fertig für die Reise machten. Überall schleppten sie einzelne Gepäckstücke, Kisten und Truhen hin und her. Als er Caesoninus erblickte, löste er die Arme aus der Verschränkung. Caesoninus nahm Haltung an. Da er der Rangniedere war ergriff auch er als Erster das Wort: "Salve, es meldet sich Gaius Iulius Caesoninus, Tribunus Laticlavius der Legio XII Fulminata zu deiner Eskortierung nach Piräus, o Legat!" Legat Corfidius Cotyla antwortete ihm: "XII. Legion, was? Da bist du aber von weit her gekommen, nur um mich abzuholen." Er lachte, während Caesoninus nicht wusste, ob er auch Lachen, oder von unbewegter Miene sein sollte, zur Sicherheit entschied er sich für letzteres. "Steh bequem Tribun und nimm Platz. Einen Wein gefällig?", fragte er mit einem Fingerzeig zu einer nahen Weinkaraffe. Caesoninus setzte sich wie geheißen und nickte "Ich nehme gernen einen Kelch, vielen Dank."


    Der Legat schenkte Caesoninus ein und ließ sich dann seinerseits nieder. "Wir werden noch einige Zeit warten müssen, meine Sklaven haben das Reisegepäck noch nicht ganz fertig. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass ihr schon so früh heute kommt. Nun, wollen wir uns die Zeit einstweilen mit ein paar erbaulichen Gesprächen vertreiben, erzähle mir ein wenig von dir!" Wieder ein Interessierter der seine Lebensgeschichte hören wollte, das erinnerte ihn lebhaft an die letzte ähnliche Situation im Palast des kretisch-kyrenischen Statthalters in Gortyna, Caesoninus musste darüber kurz grinsen. "Nun ich bin Gaius Iulius Caesoninus wie gesagt und komme aus Rom. Ich bin selbst noch auf dem Weg zu meinem Stationierungsort, also ich komme nicht von Syrien", bemerkte er als kleinen Anknüpfpunkt zur vorigen corfidischen Wortmeldung. "Ja das dachte ich mir schon. Also Tribunus Laticlavius bist du, soll das heißen du bist im eigentlichen Leben Politiker?" Caesoninus nickte. "Ja genau, ich habe erst kürzlich mein Amt als Vigintivir abgegeben und leiste jetzt das für Plebejer verpflichtende Jahr als Tribun ab. Nächstes Jahr kandidiere ich dann als Quaestor in Rom."

    "Ich finde ja, dass auch die Patrizier so ein verpflichtendes Jahr in der Armee leisten sollten, das würde Rom nur gut tun, wenn noch mehr fähige Kommandanten mit Erfahrung zur Verfügung stünden!" Caesoninus gluckste und nahm einen Schluck Wein. Für seine Begriffe war es jetzt nicht allzu schlimm, wo die plebejischen Senatoren sowieso längst die Mehrheit im Senat stellten, also der Nachschub an geübten Tribuni ohnehin sichergestellt blieb, egal ob mit oder ohne Patrizier. Wieder wandte sich Legat Cotyla an ihn: "Doch sag mal, hast du schon irgendwie Erfahrung in Sachen Truppenführung und dergleichen, oder noch gar nicht?"


    "Doch schon, zumindest in Ansätzen. In Rom hat mir ein Bekannter mit Centuriatsrang von den Cohortes Urbanae schon etwas Privatunterricht gegeben, um mich auf meine Aufgabe vorzubereiten, z.B. in Kampffertigkeiten und in Ansätzen auch in Taktik und dem Führen von Untergebenen." Cotyla grunzte.

    "Wohl besser als nichts und bestimmt schon mehr als die meisten anderen Frischlinge bei ihrem ersten Kommando mitbringen, doch wir sind hier in der echten Legion an den Grenzen des Imperiums und nicht zuhause im bequemen Rom, wo man es höchstens mit kleinen Taschendieben, oder aufständischen Zivilisten zu tun bekommt. Wir haben hier draußen gegen voll trainierte und disziplinierte Soldaten als potenzielle Feinde zu tun, also lege nicht allzu viel Wert auf diese... "Großstadttricks" der Urbaner." Es war mit diesen Worten wohl offensichtlich, dass Corfidius Cotyla nicht allzu viel von den Kampftaktiken der Urbaner hielt, bzw. diese bloß als etwas bessere Stadtwache ansah. Wieder einmal wusste Caesoninus nicht, ob der Legat einen Scherz gemacht hatte und er lachen sollte, oder nicht. Doch zum Glück blieb ihm kaum Zeit näher darüber nachzudenken, denn schon fuhr er fort: "Ich hingegen war schon in allen Ecken des Imperiums im Einsatz. Ich kämpfte für meinen Kaiser in Dakien, rückte mit ihm in Parthien ein und war auch an den allerletzten Kämpfen des Diasporaaufstands beteiligt. Dann eine längere Zeit als Privatus in Rom und Athen, bis ich vor acht Jahren wieder in die Armee eintrat und nach Britannien ging, um beim Bau des dortigen Grenzwalls zum Schutze des Reichs gegen die kaledonischen Barbaren, des vallum Aelium, zu helfen. Die Jahre seither war ich dann hauptsächlich in Britannien." Caesoninus nickte beeindruckt. "Eine sehr imposante Biographie und das war alles möglich neben dem Cursus Honorum?" Cotyla nickte.

    "Ich war immer schon mehr Soldat, als Politiker. Mein Tribunat leistete ich in Dakien und danach tat ich in Rom in der hohen Politik nur das aller nötigste, um an die militärischen Posten zu kommen die mich interessierten. Der Geruch von Abenteuer und Feindesblut lag mir eben schon immer mehr als der von parfümierten Politikern und muffigen Senatshallen."


    Jetzt gestattete sich Caesoninus doch ein kleines Schmunzeln über die letzte Bemerkung des Legats. Er sah schon, von ihm könnte er noch viel lernen auf der restlichen Fahrt. "Wenn du mir noch diese eine Frage gestattest, wie kam es dann jetzt zu deiner Versetzung in den Osten?"

    Cotyla winkte ab. "Natürlich natürlich. Nun, bei aller Kampfes- und Abenteuerlust verspüre ich schön langsam doch mehr und mehr die Spuren des Alters. Die feuchte britische Luft bekommt meinen Gliedern nicht mehr allzu gut, deshalb hatte ich um meine Versetzung nach Syrien gebeten. Dort werde ich im warmen Klima meine letzten Jahre als militärischer Aktivposten bei der XI. Legion in Emesa wahrnehmen, ehe ich in den Ruhestand trete."

    Ein durchaus würdiges Ende einer langen Militärkarriere wie Caesoninus fand. Nach vielen harten Schlachten konnte es sich der Legat also in Emesa gemütlich machen und seine Glieder sonnen, ehe für ihn entgültig die Zeit gekommen wäre seinen Abschied in Empfang zu nehmen.

    Caesoninus und der Legat unterhielten sich noch eine Weile. So lange, bis ein Sklave zu ihnen trat um zu melden: "Das Reisegepäck ist jetzt fertig gepackt und verladen, Dominus. Wir können aufbrechen."

  • RE: Eine Eskorte für den Legat


    Caesoninus begleitete den Legat und dessen Sklavengefolge zu seinem Wagen und stieg dann mit auf und fuhr mit ihnen langsam zurück in Richtung Piräus. Da er immerhin den höchsten Posten einer Legion bekleiden würde, hatte Corfidius Cotyla eine stattliche Anzahl an Gepäck und Gefolge mitgenommen, das Praetorium der XI. Legion wäre bestimmt gut eingerichtet, wenn das alles erst im Garnisionshaus des Legionskommandanten stünde. Nach einer Stunde (das Pferdegespann ging langsamer als normal durch seine zu ziehende Last), kamen sie in Piräus an. Der Sklave lenkte das Gespann zielsicher zum Hafenbecken Zea. Die Charybdis war durch ihre Größe sogleich zu sehen, sobald das Wasser des Hafens in Sicht gekommen war. Caesoninus konnte ausmachen, dass die Soldaten offenbar schon auf sie warteten, denn alle standen schon in voller Montur an Deck und sobald der Ausguck ihr Kommen meldete, gaben die Centurionen auf den drei Schiffen die entsprechenden Kommandos und alle an Bord nahmen Haltung an, um den Legat gebührend zu begrüßen, ähnlich wie damals in Ostia, als sie dieselbe Ehre Caesoninus erwiesen hatten.


    An Bord nahm sich Centurio Classicus Ahenobarbus dem hochstehenden Neuankömmling an. Caesoninus stand der Form halber daneben und hörte nicht mit ganzem Ohr zu, bis Ahenobarbus folgenden Satz von sich gab: "...deine Kabine steht schon bereit."

    Caesoninus horchte auf. Kabine? Welche Kabine? Es gab doch nur eine an Bord und die hatte...

    Bevor der nautische Centurio Legat Cotyla seine neue Unterkunft zeigte, kam er kurz nochmal zu Caesoninus heran und raunte ihm in möglichst gesenkter Stimme zu: "Ich bin untröstlich, o Tribun, aber angesichts der Ankunft eines Legat an Bord haben wir dich leider aus der Kabine ausquartieren müssen, damit er sie jetzt in Anspruch nehmen kann. Wir haben deine Habseligkeiten bereits zu deiner neuen Schlafstätte gebracht, Rekrut Gaius wird dir den Ort zeigen." Mit einem Kopfnicken gebot er diesem Rekrut Gaius in die Gänge zu kommen und Caesoninus seinen neuen Schlafplatz zu zeigen, während der Centurio losmarschierte, um dem Legat sein neues Quartier zu zeigen. Ausgerechnet jenes in dem Caesoninus bislang gewohnt hatte.


    War man den bisherigen Luxus einer eigenen Kabine gewohnt gewesen, so mussten sich er und seine Sklaven wohl jetzt radikal einschränken, solche und ähnliche Gedanken schoßen Caesoninus durch den Kopf, als er ihren neuen Schlafplatz präsentiert bekam. Es handelte sich um eine Art genageltem Holzverschlag an Backbord im allgemeinen Teil des Decks vor der Offizierskabine, in dem auch die Mannschaft und die Rekruten schliefen. Es waren zwei kleine Verschläge hintereinander. In einem fand Caesoninus, ein Stroh- und Deckenlager und eine Truhe Platz, der andere war mit den übrigen seiner Habseligkeiten vollgestopft. In diesem müssten dann seine Sklaven auf und zwischen den Kisten und Reisetruhen ihre Nachtruhe finden, von Pritschen war keine Rede mehr (nicht, dass die irgendwie auch nur in einen der beiden verschläge gepasst hätten). "Wir hätten auch noch ein paar Hängematten, falls das dir oder einem deiner Sklaven lieber ist. Wegen dem Seegang und so", nuschelte da Rekrut Gaius neben Caesoninus, während dieser in seinem Inneren gerade einen riesen Groll auf Centurio Ahenobarbus hinunterschlucken musste. Zugegeben, verglichen mit den Hängematten der Rekruten im offenen Schiffsraum waren die beiden kleinen Verschläge noch ein Luxus an Privatsphäre und logisch begriff er diese radikale Ausbootung natürlich auch. Jemand Ranghöheres war an Bord erschienen, logisch also, dass dieser auch jetzt das beste Zimmer bekam, während Caesoninus auf der Befehlskette der Charybdis jetzt eine (große) Stufe tiefer gerutscht war.


    Na da wollte er einmal sehen was seine Sklaven dazu sagen würden, wenn die erst aus Athen zurückkämen!

  • Eine neue Bekanntschaft


    Eine kleine Weile noch stand Caesoninus da und blickte von seinem neuen Lager aus in Richtung jener Tür, hinter der seine frühere Kabine lag. Darüber hatte er sich während der Eskorte gar keine Gedanken gemacht gehabt, dass er ausziehen würde müssen, doch dies verdeutlichte umso mehr, dass er jetzt nicht mehr das höchste Tier an Bord war. Besser wohl er verdrückte sich, bevor der Legat wieder hervortrat und womöglich noch auf die Idee kam, dass er weitere Zeit mit Caesoninus verbringen wollte. Der Tag war noch lang, besser also er kehrte zurück nach Athen und ließ ihn dort ausklingen. Er musste ohnehin noch einmal weg, wo er ja auch seine Sklaven noch einsammeln und zurück nachhause bringen musste. Doch jetzt, wo der Pflichtteil dieses Tages erfüllt war wollte er endlich diese schwere Rüstung los werden. Den Rest des Tages wäre er als Privatmann in Athen!

    Deshalb ab mit ihr und hineingeschlüpft in die wesentlich bequemere Tunika und eine Toga. Beim Anlegen von letzterer ließ er sich von einem Rekruten helfen und zog sich seine Calcei an, dann war er auch schon bereit. Kurz kam Caesoninus ins Überlegen. Ob er einen Dolch oder so als Selbstschutz mitnehmen sollte? Wenn er so nachdachte wusste er gerade gar nicht, ob innerhalb von Athens Stadtmauern eigentlich ebenso Waffen wie in Rom verboten waren. Ach was solls, es würde schon niemand bemerken, wenn er ihn an einem Gürtel unter der Toga befestigte! Er wollte alleine gehen, ohne irgendwelche Begleiter oder gar Leibwächter und sich unbeschwert Athen ansehen. Wenn etwas passieren würde, würde es ebe passieren.


    Caesoninus ging von Bord und machte sich zu Fuß auf den Weg durch Piräus, hin in Richtung Stadttor. Vom Hafenbecken Zea aus lag dieses gut 3000 Fuß* entfernt. Unterwegs hatte Caesoninus auch die Muse sich die lokale Bevölkerung von Piräus anzusehen. Im großen und ganzen handelte es sich bei ihnen um die Art Griechen, wie er sie auch aus Rom schon kannte, nur dass sie hier eben die Mehrzahl bildeten, während man nur da und dort einen römischen Togaträger ins Auge fassen konnte. Schon interessant, welch Eigenleben solche Stadthäfen teils entwickeln konnten, wo ihr ursprünglicher Zweck doch nur gewesen war einen sicheren Ankerplatz der Schiffe der weiter im Landesinneren gelegenen Mutterstadt zu bieten. Das war hier so mit Piräus-Athen, doch dieses Phänomen gab es auch überall sonst im mediterranen Raum, wenn man z.B. an Ostia-Rom, Apollonia-Kyrene, oder Seleukia Pieria-Antiochia dachte. Auffällig zumindest, dass man hier viele Seemänner auf der Straße traf, auch mehrere Fischmärkte und Warenlager kamen Caesoninus unter die Augen. Dann jedoch hatte er den Stadtrand von Piräus erreicht. Dort steuerte er gleich auf den öffentlichen Stall zu, von dem er heute Morgen schon einmal einen Wagen ausgeliehen hatte. Als ihn der Besitzer erblickte, zog er seine kleinen Äuglein näher zusammen, um Caesoninus' Gesicht besser zu erkennen. "Dich kenne ich doch! Hast zwar andere Sachen an, aber du warst heute schon mal hier. Bringst du mir meinen Wagen zurück?"

    Caesoninus seufzte. "Nicht so ganz... viel mehr wäre ich an einem weiteren Transport interessiert. Hast du jemanden bei dem ich nach Athen mitfahren kann?"

    Der Stallbesitzer kratzte sich am Kopf. "Du hast ja schon einen meiner Wägen? Wo ist der?"

    "In Athen..."

    "Und du bist ohne ihn wieder zurückgekommen, willst aber jetzt nochmal dahin?"

    "Ähm, ja..."

    "Warum bist du nicht einfach mit meinem Wagen zurückgefahren?"

    "Kann ich bitte einfach einen Transport nach Athen buchen?"

    "Damit du dann zwei Wägen von mir dort oben hast?"

    Caesoninus schluckte seinen aufkommenden Ärger hinunter. Machte sich der Kerl über ihn lustig, oder war er wirklich so blöd?

    "Nein... ich will den zweiten ja nicht mieten, sondern nur bei jemand anderem mitfahren!"

    "Aber meinen Wagen bringst du schon zurück, oder?"

    "Ja natürlich!"

    "Gut, hm, lass mich kurz nachsehen."

    Der Stallbesitzer kratzte sich wieder am Kopf und blickte stumpf auf seine Unterlagen, ganz so, als ob sich dort eine nützliche Information wiederfinden würde. Aber er las sie gar nicht richtig, stattdessen kam er um den Tisch herum und ging an die Tür. Stirnrunzelnd folgte ihm Caesoninus. Der Stallbesitzer lief einmal um den Stall herum und blickte dabei die ganze Zeit in die Ferne. Dann machte er kehrt und kam wieder zurück. Dann ging er ein paar Schritte in Richtung Stadttor und stoppte dann wieder. Auf Caesoninus machte er den Eindruck, als dass er gar nicht wirklich so recht wusste, was er jetzt tun solle. Es gab doch bestimmt regelmäßige Verbindungslinien zwischen Athen und Piräus. Kutschen, Wägen oder sonstige Transporter, die Leute mitnehmen könnten und wenn es nur der Cursus Publicus wäre!


    Der Stallbesitzer war auf einen älteren Mann aufmerksam geworden. Er ging auf ihn zu und sprach ihn an. Sie unterhielten sich ein wenig, dann nickte das Väterchen und der Stallbesitzer klopfte ihm auf den Rücken. Dann kehrte er zu Caesoninus zurück. "Theophanos sagt er kann dich mitnehmen. Er ist ein gutbefreundeter Zwiebelbauer aus der Gegend, er wäre sowieso gerade auf dem Weg nach Athen gewesen sagt er, um auf die Agora zu gehen. Warte hier auf ihn, er wird gleich mit seinem Wagen vorbeikommen, dann kannst du aufsteigen." Caesoninus dankte ihm und wandte sich ab. Hinter ihm hörte er den Stallbesitzer noch einmal rufen: "Und dass du mir ja nicht meinen Wagen vergisst!"


    Sim-Off:

    * = ca. 1 km

  • RE: Eine neue Bekanntschaft


    Es hatte nicht lange gedauert, ehe hinter einer Ecke der piräischen Stadtmauer ein offener Wagen voller Zwiebeln und dem alten Theophanos vorne am Kutschbock oben drauf hervorgetuckert kam. Caesoninus nahm neben dem Zwiebelbauern Platz und so trotteten das Ochsengespann in einem ganz gemächlichen Tempo los. Nach noch nicht mal einer Viertelstunde war sich Caesoninus gar nicht mehr so sicher, ob das wirklich die beste Option gewesen war, um nach Athen zu kommen. Die Ausdünstungen der vielen vielen Zwiebeln direkt hinter ihm hüllten das ganze Gefährt ein, ziehmlich sicher, dass nach dieser Fahrt seine ganze Kleidung nach Zwiebeln stinken würde. Dazu kam noch, dass Ochsen wesentlich langsamer waren als Pferde, dementsprechend länger würde auch diese Fahrt hier dauern. Nach Zwiebeln stinkend auf Schneckentour nach Athen, wenn das mal nichts war!

    Theophanos schien das jedoch nichts auszumachen. Er war froh, dass er jemanden zum Plaudern hatte und zögerte auch nicht Caesoninus in äußerst breitem attischen Dialekt die neuesten Gerüchte und Tratschgeschichten aus der Gegend kund zu machen. Bis sie die Athener Stadtmauern erreicht hatten, war Caesoninus bestens darüber im Bilde, was der Fisch am heutigen Tag so am Markt kostete, wer mit wem geschlafen, oder das Geschäft seines Lebens abgeschlossen hatte. Wer sich zum Bund der Ehe vereinigt und wer die ehelichen Bande wieder aufgelöst hatte. Es war eine Gnade der Götter, als sie in Athen endlich ankamen. Caesoninus gab dem Zwiebelbauern ein fürstliches Entgeld und sprang danach vom Kutschbock. Mittlerweile war es wesentlich ruhiger um das Stadttor geworden, als noch heute Vormittag. Auch die von Angus zertrümmerte Stele lag noch so dar, wie sie sie zurückgelassen hatten. Komisch, warum noch niemand diesen Scherbenhaufen aufgekehrt hatte? Hm, bestimmt mochte das seine Gründe haben, es war ja jetzt nicht mehr seine Sache. Caesoninus betrat die Stadt.


    Zurück auf der Straße in Richtung der Agora meldete sich sein Magen mit einem mächtigen Knurren zu Wort. Caesoninus legte eine Hand auf seinen Bauch. Bei all dem Ärger wegen des Auffinden des Legats, gefolgt von seinem anschließenden Eskort nach Piräus, war Caesoninus heute noch gar nicht dazu gekommen ein ordentliches Mittagsmahl einzunehmen. Der Mensch musste ja auch von etwas leben, es wurde also langsam Zeit die heimische Küche auszuprobieren! Er würde einfach in das nächstbeste Lokal gehen, das ihm ins Auge sprang. Wenige Schritte später ward er auch sogleich fündig. Ein gemütliches kleines Lokal mit einem knorrigen alten Holzschild war es, das jedem Passanten verkündete, dass sich hier der "Wirt zum krummen Fisch" befand. Neugierig betrat Caesoninus das Lokal.


    Das Innere des Krummen Fisches war eigentlich genauso wie alle anderen Tavernen gehalten, die er bislang gesehen hatte. Nichts besonderes. Das Essen jedoch musste gut sein, denn trotz, dass es schon nach Mittag war, saßen immer noch viele Leute an den Tischen. Einen einzelnen freien Platz gab es gar nicht mehr. So steuerte Caesoninus einen Tisch rechts von sich an auf dem nur eine Person saß und fragte: "Salve, ist dieser Platz noch frei?"

  • RE: Eine neue Bekanntschaft


    Nachdem Nasica sein Gepäck vom Spediteur Euxenes geholt und zurück auf die Astarte gebracht hatte, war er bereit gewesen den Rest des Tages in Athen zu verbringen. Der Transport seiner Sachen zurück aufs Schiff war schnell erledigt gewesen. Eine kleine Truhe mit Schriften, persönlichen Aufzeichnungen und Unterlagen aus der Großen Bibliothek aus Alexandria, sein Wasserschlauch, ein Proviantbeutel, seine Reisetruhe mit Kleidung, Brennschere und weiteren Pflegeprodukten und die zwei Bücherkisten mit den Schriftrollen des Gilgamesch-Epos und des griechischen Tanachs war alles gewesen. Vier Truhen also, die bequem auf einem ausgeliehenen Handkarren passten. Nasica ließ den Karren am Kai stehen und trug jede Truhe einzeln an Bord und in seinen Verschlag unter Deck. Achja, es tat gut wieder "zuhause" zu sein! Doch sobald er fertig war, machte er, dass er davonkam, denn er wollte den arbeitenden Phöniziern ja nicht unnötig im Wege stehen. So machte er, dass er schleunigst wegkam.


    Es dauerte nicht lange und wenig später hatte Nasica auf einem gemieteten Wagen Athen erreicht. Dort stellte er ihn bei einem der Mauer nahen Stall unter und betrat die Stadt. Das Stadttor war auffällig von zwei Eulenstelen eingefasst, sehr ansehnlich. Auch die Straße dahinter war nicht minder ein Gedicht von authentischer griechischer Architektur. Viele kleine Wohnhäuser drängten sich da aneinander, nur gelegentlich unterbrochen von einem Laden, oder eine Taverne. Als Nasica den Mündungsbereich des Straßenzugs erreichte, verschlug es ihm die Sprache. Vor ihm erweiterte sich der Weg zu einem riesigen Platz voller berühmter Gebäude; die Agora von Athen! Am liebsten hätte Nasica gleich alles auf einmal sehen wollen. Da war das Tholos! Und dahinter auf einem Hügel das Hephaisteion! Und auf der Mitte des Platzes, der Tempel des Ares! Und da rechts direkt vor ihm, das Odeion! Und was lugte da hinter ihm ganz am Platzrand hervor? War das nicht ein Stückchen der Stoa des Attalos? O Mann o Mann o Mann! So vebrachte Nasica den ganzen restlichen Vormittag und die Mittagszeit über hier und erkundete die verschiedenen Bauten. Auch eine kleine Vorstellung im Odeion fing zufällig an, die er ebenfalls besuchte und sich an der Schönheit der griechischen Musik erfreute. Als er wieder herauskam stellte er beinahe schon mit Schrecken fest, dass es schon Nachmittag war und er bislang immer noch nichts von Athen außer dem Marktplatz gesehen hatte! Aber er hatte noch nichts gegessen, was er vorher noch nachholen wollte. Dann würde es heißen: "Auf direktem Weg hoch zur Akropolis!".


    Nasica verließ die Agora wieder in südwestlicher Richtung und kam an der Straßenkreuzung zurück, von der die Straße zum Stadtrand und weiter nach Piräus abzweigte. Dort fand er eine kleine Taverne namens "Wirt zum krummen Fisch". Ein skurriler Name, mal sehen ob wenigstens das essen versprach was es hielt. Nasica betrat die Gaststätte und suchte sich einen freien Platz. Dann bestellte er Wein und das Tagesmenü und begann dann die um ihn herumsitzenden Leute zu beobachten. Nicht lange jedoch und er wurde unterbrochen. Ein blonder junger Römer war an seinen Tisch getreten und fragte, ob er sich zu ihm setzen könnte. Natürlich hatte Nasica nichts dagegen. "Salve, ja natürlich, setz dich ruhig zu mir!"

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  • RE: Eine neue Bekanntschaft


    Gesagt getan. Caesoninus setzte sich zu dem jungen Kerl, der ungefähr in seinem Alter zu sein schien. Oder ein klein wenig jünger. Nach all der Zeit auf der Charybdis war es Caesoninus beinahe schon gar nicht mehr gewohnt sich mit einem gleichrangigen Zivilisten (oh Götter... jetzt betitelte er die anderen um sich in Gedanken auch schon mit diesem unsäglichen Wort...) zu unterhalten, wo es in den letzten Wochen immer nur Ränge über oder unter ihm gegeben hatte. Bis heute und einmal kurz auf Kreta jedoch eher unter ihm. Doch auch die zivilen (da war es ja schon wieder! Grr!) Umgangsformen wollten gepflegt und aufpoliert werden und deshalb streckte er seinem Gegenüber kurzerhand ebenjene entgegen und stellte sich vor: "Salve, ich heiße Gaius Iulius Caesoninus, Tribunus Laticlavius der Legio XII Fulminata und wer bist du?"


    Er hatte Caesoninus zumindest ebenfalls mit lateinischen Worten gegrüßt, wenn auch ein vermeintlicher klitzekleiner östlicher Akzent herauszuhören war, aber sowas mochte in heutigen Tagen wirklich nicht mehr allzu viel bedeuten.

  • RE: Eine neue Bekanntschaft


    Bei der Erwähnung des Namens und der Funktion seines Gesprächspartners machte Nasica kurz große Augen. Er pfiff, während er die dargebotene Hand ergriff und seinerseits schüttelte. "Ein Iulius und ein Tribun in einer altehrwürdigen, ausgerechnet iulischen Legion, alle Achtung. Dann liege ich also richtig, wenn ich behaupte, dass du mit Divus Iulius verwandt bist?" In diesem Moment kam die junge freundliche Bedienung zurück an ihren Tisch. Die junge Griechin stellte Nasica seinen bestellten Wein und das Tagesmenü hin und fragte dann auch den Neuankömling: "Chaire! Und was darf es für dich sein?"


    Nachdem sie wieder weg war, war es nun auch an der Zeit, dass auch er seinen Namen preisgab: "Mein Name ist Marcus Furius Nasica. Ich bekleide keinerlei Rang und stamme aus gewöhnlichem Hause der Alexandriner Oberschicht. Momentan bin ich auf der Reise nach Rom, um meine Verwandten dort zu besuchen und wie sieht es bei dir so aus? Wo ist die Zwölfte derzeit stationiert?" Nicht, dass er sich wirklich dafür interessierte, Nasica betrieb lediglich etwas höfliche Konversation. Mit dem Militär fing er für gewöhnlich eher wenig an, wo er ja eher der Gelehrte und Philosoph war. Zumindest sah er sich selbst eher in dieser Rolle. Aber er erkannte es an, dass Iulius Caesoninus diesen hohen Posten ergattert hatte, das sprach über ihn, dass er vermutlich ein Karrieremensch war. Andernfalls würde er ja jetzt nicht hier vor ihm sitzen. Oder auch doch, nur dann eben ohne militärischen Rang.

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  • RE: Eine neue Bekanntschaft


    Caesoninus hatte es sich schon halb gedacht, dass eine solche Reaktion folgen würde, immerhin kam sie mit der verbundenen Frage sehr oft, wenn neue Leute ihn kennenlernten. Er schmunzelte und sprach: "Nein nein, so gut wie gar nicht. Ich entstamme einem plebejischen Familienzweig der Gens Iulia, der sich noch vor den Punischen Kriegen schon vom patrizischen Hauptstamm abgespalten hatte, also nicht wirklich verwandt. Und wenn, dann nur über einen jahrhundertelangen Umweg." Was der Andere mit dem Begriff "iulische Legion" gemeint hatte wusste er natürlich ebenfalls als Kenner des Gallischen Krieges. Die Legio XII Fulminata war nämlich im Jahre 696 ab urbe condita* vom berühmten Gaius Iulius Caesar im ersten Jahr seiner gallischen Statthalterschaft ausgehoben worden und hatte ab dem Jahr darauf den Gallischen Krieg mitgemacht. Die Zwölfte war unter anderem gegen die Nervier, die Veragrer, die Seduner und die Bellovaken marschiert und hatte auch an der schicksalswendenden Schlacht um Alesia teilgenommen. Nach der Befriedung Galliens folgte sie Caesar in den Bürgerkrieg gegen Pompeius Magnus und dem Senat und leistete in der Schlacht von Pharsalos ihren Teil dazu bei, dass der iulische Titan in weiterer Folge entgültig über seine Widersacher triumphierte und zum allmächtigen Diktator Roms aufstieg. Nach diesem Sieg wurde die Legion auch für einige Zeit in Legio XII Victrix umbenannt und aufgelöst. Während des Bürgerkriegs im Zweiten Triumvirat zuerst von Marcus Antonius und später von Caesars Erben, Oktavian, reaktiviert, ging die Geschichte der Legion weiter. Nach ihrer Teilnahme an der Schlacht bei Actium blieb die Zwölfte unter Augustus und auch unter den nachfolgenden römischen Herrschern während der nächsten hundert Jahre vornehmlich im Osten des Reichs, immer wieder einmal an diversen Feldzügen in Armenien, Syrien, oder Parthien teilnehmend. Und dort lagerte die Altehrwürdige heute noch, Caesoninus wusste es also durchaus zu schätzen, dass er dazu ausgesucht worden war, sein Tribunat in einer derart geschichtsträchtigen Einheit verbringen zu dürfen.


    Aber nicht nur Caesoninus hatte einen klingenden Namen vorzubringen, auch Nasica konnte, wenn er wollte mit dem seinen protzen. "Furius, das ist doch auch ein sehr berühmter Name zuhause? Stammst du mit deiner Familie aus eben jener Gens Furia, die auch in Rom sitzt? Die mit Marcus Furius Camillus, dem "zweiten Gründer Roms", in der Ahnenreihe?" Zwischendurch war auch eine Bedienung an ihren Tisch gekommen, die Nasica etwas zu Essen brachte und sich dann auch nach seinen Wünschen erkundigte. Natürlich hatte auch Caesoninus Hunger! Deswegen war er doch hergekommen. Da das auf Nasicas Teller ziehmlich gut aussah, bestellte er kurzerhand einfach das gleiche. Dann wandte er sich wieder seinem furischen Gesprächspartner zu: "Achja, die Legio XII Fulminata ist übrigens gerade in Antiochia am Orontes stationiert, weil du vorhin gefragt hast. Was mich angeht, so komme ich aus Rom und bin auf dem Weg dahin, um mein Tribunat in der Armee abzuleisten. Danach geht es auch schon wieder zurück und weiter die Karriereleiter hinauf. Also erzähl einmal, was gibt es so neues aus Alexandria?" Denn Caesoninus nahm es zumindest einmal an, dass Nasica daher kam, wenn er deren Oberschicht schon extra erwähnt hatte und gerade auf dem Weg nach Rom war.


    Sim-Off:

    * = 58 v. Chr.

  • RE: Eine neue Bekanntschaft


    Als Nasica hörte, dass auch Iulis Caesoninus etwas essen wollte, ließ er sein eigenes Essen aus Höflichkeit solange stehen, bis auch der Iulier seine Speis' und seinen Trank hätte. Vom Wein jedoch nippte er kurz. Er fand es interessant was Caesoninus zu erzählen hatte. Also doch verwandt...irgendwie... oder nicht? Natürlich bekam er die Namenssache postwendend wieder zurück. "Hm, ja vermutlich ein ähnlicher Fall wie bei dir. Meine Familie kommt wirklich von den Furiern aus Rom her, denn erst mein Vater ließ sich nach seiner Dienstzeit in der Armee in Ägypten nieder. Ich habe die Ewige Stadt bislang nur in Gedanken stets besichtigt und freue mich schon richtig darauf Rom in Echt endlich erblicken zu dürfen. Denkst du, dass Rom mit Alexandria vergleichbar ist? Wie lange bist du schon mit dem Schiff unterwegs? Also bei mir sind es jetzt genau 17 Tage, die ich auf See bin und dabei habe ich vermutlich mehr schon erlebt, als in meinem ganzen bisherigen Leben zusammen. Wenn alle Schiffsfahrten so sind, dann kann ich gut nachvollziehen, weshalb Seemänner nach ihren ersten Fahrten nie wieder glücklich werden können an Land!" Nasica grinste. Es war wirklich toll, jedoch fürchtete er, dass er dieses Geschäft wohl nicht lange überleben würde. Sein halbes Ohr erinnerte ihn an jedem neuen Tag nur allzu deutlich daran.


    Doch komischerweise hatte ihn Caesoninus bislang überhaupt nicht darauf angesprochen, sondern wollte stattdessen lieber den neuesten Tratsch aus Nasicas Heimat hören. Kurz fuhr er sich durch die Haare. "Puh, gute Frage. Nicht viel eigentlich. Alexandria ist nach wie vor die tollste Stadt der Welt mit dem Museion als Herz allen Wissens und unserem berühmten Leuchtturm. Die Griechen und Römer wohnen immer noch in der Neapolis und die Ägypter, Ausländer und Juden außerhalb im Delta und in Rhakotis. Ich denke mittlerweile sollte seit meinem Aufbruch ein befreundeter Buchhändler von mir sein Geschäft aufgelöst und Alexandria entgültig verlassen haben und nach Palmyra ausgewandert sein. Dann weiß ich auch noch, dass ein kyrenischer Grieche ein neues Nobelgeschäft auf der Alexandriner Agora eröffnet hat und dort unter anderem mit feinstem karthagischen Tuch handelt aber ansonsten...hm, ich denke nichts, was Außenstehende besonders interessieren würde. Und in Rom? Du willst also Senator werden, richtig?"

    Also doch ein Karrieremensch, ganz so wie Nasica es richtig getippt hatte.

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  • RE: Eine neue Bekanntschaft


    Nach der Bestellung entfernte sich die junge Frau wieder und Caesoninus lauschte Nasica. Also doch ein ursprünglich römischer Furier, auch wenn Furius Nasica seinem östlichen Akzent nach schon ein waschechter Orientale sein mochte. Da tat so eine kleine Romreise ("Erinnerung der Wurzeln") bestimmt nur gut für ihn. Er freute sich schon riesig darauf Rom endlich in Echt zu sehen, was Caesoninus ebenfalls so erging. Er freute sich seinerseits ebenfalls in einem Jahr wieder in der caput mundi wandeln zu können. Alle anderen Städte waren ja doch nur schmächliche Abbilder dieser wunderbaren Stadt. Dann erzählte Nasica noch ein wenig mehr über sich und wollte in weiterer Folge wissen wie lange denn schon Caesoninus mit der Charybdis unterwegs war. Kurz überschlug er in Gedanken die bisherige Reise. "Ich denke... mal kurz überlegen. Bis Kreta haben wir gut zwei Wochen gebraucht und von da nochmal nach Athen.... hm, ja ich denke gut zwanzig Tage müssen das jetzt schon sein. Langweilige zwanzig Tage, wie ich anmerken möchte, nicht einmal ein Stürmchen hat unsere Fahrt behelligt. Keine Ahnung was du so erlebt haben magst, aber erzähl doch mal, vielleicht werde ich dann schlauer?" Zumindest von seiner bisherigen Seereiseerfahrung konnte Caesoninus für sich jetzt nicht gerade ableiten, was an diesen Fahrten so besonders spannend sein sollte. Da war man wochenlang zusammen mit vielen anderen auf einer kleinen Nussschale von Boot eingesperrt, nur gelegentlich unterbrochen von kleineren Landgängen, um Proviant aufzunehmen. Was mochte man da schon groß erleben? Caesoninus' Blick war natürlich auch schon mal kurz zu Nasicas beschädigtem Ohr gewandert, jedoch gebot es die Pietät, dass man sein Gegenüber (erst dann nicht, wenn man es neu kennenlernte!) nicht gleich über jeden körperlichen Makel ausquetschte bei erster Gelegenheit. Doch die Wunde sah nicht gerade alt aus, eher so, als würde sie erst seit kurzem heilen. Ob Nasica wirklich während der Reise sein Ohr verloren hatte? Und mit den kurzen Sätzen über Alexandria hatte er Recht gehabt, nichts interessantes, was besonders der Rede wert gewesen wäre, ebenso wenig wie in Rom. Was wollte ein ägyptisches Landei auch schon groß von der hohen Politik in der Hauptstadt verstehen? Die Mühe sparte sich Caesoninus daher lieber.

  • RE: Eine neue Bekanntschaft


    Die Griechin kam mit dem Tagesmenü und einem, mit Wasser verdünnten Wein an ihren Tisch zurück und servierte beides Iulius Caesoninus. Jetzt konnten sie also endlich essen und Nasica beeilte sich dieser Erkenntnis sofort nachzukommen. Es schmeckte vorzüglich, auch wenn seines inzwischen schon ein klein wenig abgekühlt war. Er glaubte fast sich zu verhören, als Caesoninus seine eigenen Tage auf See nannte (fast so viele wie er, nur ein paar mehr!) und hinzufügte sie wären langweilig gewesen. Also diese Meinung konnte er wirklich nicht teilen! Noch einmal ordentlich die Kehle befeuchtet mit einem Schluck Wein, dann begann er zu erzählen: "Wie gesagt, gut zwei Wochen und noch drei weitere Tage bin ich jetzt schon unterwegs an Bord eines phönizischen Handelsschiffs namens Astarte und habe jetzt schon viele unvergessliche Dinge erlebt. Ich erforschte an der afrikanischen Küste die Ruinen vergessener Pharaonenpaläste, schlug eine Bande von Räubern in die Flucht und verlor dabei ein halbes Ohr, begann einem Schiffsjungen Lesen und Schreiben beizubringen und habe seither deswegen einen Disput mit dem Kapitän, ich hatte eine merkwürdige Begegnung auf der Insel Cauda und ich wurde auf Kreta eines vermeintlichen Menschenraubs wegen angeklagt und vor Gericht gestellt, bin aber von der kydonischen Heliaia in allen Punkten freigesprochen worden, keine Sorge!", beeilte sich Nasica seinem Gesprächspartner noch einmal zu versichern, nicht dass dieser noch denken mochte, dass Nasica kriminell oder so wäre!


    Fakt war nun einmal, dass er bislang jedes Mal höchst aufregende Sachen erlebt hatte, wenn er an Land ging, da konnte er einfach nicht glauben, dass es während dem Rest der Reise nicht so sein sollte! Dass Caesoninus seine letzte Frage ignoriert hatte, war Nasica durchaus aufgefallen, doch vermutlich hatte er schon seine Gründe ob dieser kleinen Unhöflichkeit.

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  • RE: Eine neue Bekanntschaft


    Jetzt war es an Caesoninus große Augen zu machen. Der Bursche hatte ja wirklich schon einiges erlebt! Wenn er auch stark bezweifelte, dass sich das alles wirklich so zugetragen haben mochte. Ein gewalttätiger Raubüberfall in einem stark vom Handel frequentierten Küstenort oder Streit mit dem Kapitän gut und schön, aber komische antike Paläste und stante pede erfolgende Gerichtsurteile während eines Zwischenaufenthalts? Das klang doch sehr stark an den Haaren herbeigezogen!


    Doch Caesoninus äußerte kein einziges abfälliges Wort, stattdessen fing auch er jetzt zu Essen an und sagte dabei: "Das hört sich wirklich alles sehr interessant an! Ich fahre auf einem Truppentransporter der Armee namens Charybdis mit, ich vermute einmal stark, dass solche Militärschiffe sehr viel seltener an Land anlegen und dafür größere Strecken auf See in einem Stück zurücklegen, als ein gewöhnliches Handelsschiff. Doch erzähl einmal, ich würde gerne all diese haarsträubenden Geschichten mehr im Detail hören."


    Es wäre bestimmt eine ganz passable Unterhaltung für ihn während des Essens.

  • RE: Eine neue Bekanntschaft


    So verbrachte Nasica zusammen mit Iulius Caesoninuns die nächste Zeit beim Essen. Dabei erzählte er zwischen zwei Bissen immer wieder seine Geschichte weiter. Wie er in Paraetonium von der Hexe Shukura die Zukunft vorhergesagt bekommen hatte, wie er anschließend Phaeton, dem "Kenner aller Wunder Paraetoniums" über den Weg gelaufen war und der ihm von Kleopatras Palast erzählt hatte, gefolgt vom Überfall der Banditen und seiner Flucht aus den Ruinen. Dann die Tage der Erholung auf der Astarte und wie das mit ihm, Kapitän Methusastartos und Hanno im Detail gewesen war. Die Episode auf Cauda hätte er eigentlich jetzt im Nachhinein doch lieber ausgelassen, denn im Grunde sagte sie ja nur aus, dass er vor einer jungen Frau weggelaufen war, aber er hatte sie vorher Caesoninus gegenüber schon erwähnt gehabt, weshalb er sie jetzt auch nicht einfach auslassen konnte. Den krönenden Abschluss bildeten dann die Ereignisse auf Kreta, von seinem ersten Treffen mit Pseydione und ihrer falschen Spiele, bis hin zur Gerichtsverhandlung.


    Dann war er fertig. Nasica hatte lange geredet, doch nun war er mit seiner Erzählung und seinem Essen fertig und es war an der Zeit bald wieder aufzubrechen. "Jetzt kennst du also meine Geschichte. Was machst du jetzt noch so?"

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  • RE: Eine neue Bekanntschaft


    Caesoninus aß und trank und lauschte währenddessen Nasicas Geschichte. Es war in der Tat eine Erzählung wie er sie noch nie gehört hatte. Mit den näheren Details zu den vorigen Behauptungen schien es durchaus in den Bereich des möglichen zu rücken, dass sie sich wirklich so zugetragen haben mochte, oder Furius Nasica war ein exzellenter Geschichtenerzähler, der aus dem Stegreif derlei "Epen" hervorbrachte. Oder er war schlichtweg ein Lügner. Doch was hätte er davon bei einem Fremden Eindruck schinden zu wollen? Immerhin kannten sie sich nicht und sie würden sich nach heute auch nie wieder sehen, deshalb nahm Caesoninus zu Nasicas Wohlwollen einmal an, dass das alles wirklich so gewesen war. "Alle Achtung, bei derlei Abenteuern an Land muss ich meinem Kapitän wohl auch anweisen häufiger einen Zwischenstopp einzulegen, das klingt wirklich nach einer ereignisreichen Reise!", scherzte er. Vielleicht wäre es auch für ihn einmal ganz interessant spaßeshalber eine kleine Passage auf einem Handelsschiff zu buchen und zu sehen was passierte, aber im Augenblick nicht, wo er sich auf seine Karriere konzentrieren musste. Da war es nur recht und billig, dass sein eigener Transporter eine direktere Route zu seinem Ziel verfolgte. Nun gut... so direkt wie es die Befehle eben zuließen, andernfalls wäre er ja gar nicht aktuell in Athen.


    Mit einem wohligen Seufzer lehnte sich Caesoninus nach Beendigung seines Mahls zurück und rieb sich den Bauch. Wie gut, dass er seine Rüstung nicht mehr tragen musste. Als Nasica ihn fragte was er heute noch unternehmen wollte, musste er gar nicht lange überlegen. "Ich hatte heute den ganzen Tag dienstlich zu tun, Tribunkram und so. Erst jetzt habe ich wirklich Freizeit und ich wollte hinauf auf die Akropolis steigen. Wie sieht es mit dir aus?"

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    Nachdem beide fertig waren, gab Nasica der Bedienung ein Zeichen, dass er zahlen wollte. Sie nickte zum Zeichen, dass sie ihn gesehen hatte und lief dann weiter mit einem Teller, um ihn einem Gast zu servieren. Währenddessen lehnte sich auch Nasica auf seinem Sitzplatz zurück und streckte sich. "Ja, bislang ist mir wirklich noch selten langweilig geworden auf der Astarte. Auch die meisten anderen Männer aus der Mannschaft sind nett und man kann sich gut mit ihnen unterhalten." Ob es wohl ein sehr großer Unterschied war auf einem phönizischen Handelsschiff zu fahren im Vergleich zu einem imperialen Truppentransporter der Armee? Nasica hatte keine Vorstellung davon wie groß so ein Schiff sein musste, aber er hatte die leise Vermutung, dass so einer wohl ein klein wenig größer sein musste, als Methusastartos' alter Kahn.


    "Du willst die Akropolis besichtigen? Was für ein Zufall, ich auch! Bislang habe ich heute noch nicht viel von Athen gesehen, weil ich auf der Agora die Zeit vergessen hatte, aber wie wärs, wollen wir zusammen gehen?" Nasica würde sich freuen einen Gesprächspartner für unterwegs zu haben und nachdem sie schon zusammen gegessen und danach das gleiche Ziel hatten, warum nicht gleich zusammen dahin gehen?

    Die junge Griechin kam zurück zum abkassieren, Nasica bezahlte ihr seine Sachen. Dann wandte er sich mit einem fragenden Blick an den Iulier. "Soll ich deins auch? Ich lade dich ein."

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  • Auf der Akropolis


    Als sich ihr Gespräch nun der Gestaltung des weiteren Tagesverlaufs zuwandte, kam schnell heraus, dass sie offensichtlich das gleiche Ziel hatten, nämlich die Akropolis. Nasica bot ihm an, dass sie doch zusammen dahin gehen könnten. Caesoninus fand keinen Grund der dagegen sprach, also zuckte er nur mit den Schultern und antwortete ihm: "Klar, gern, können wir machen." Ob er jetzt alleine sich die Athener Oberstadt ansah, oder jemanden dabei hatte mit dem er reden konnte, machte jetzt auch nicht mehr einen allzu großen Unterschied. Interessanter wurde es vielleicht jedoch mit der zweiten Wahl.


    Als die Bedienung dann zum Zahlen an ihren Tisch kam bot Nasica Caesoninus an auch seine Rechnung zu übernehmen, aber das musste er dann doch ablehnen.

    "Vielen Dank, aber ich begleiche meine Rechnung selbst." Gesagt getan. Nur wenige Minuten später traten sie dann auch schon wieder hinaus ins gleißende Sonnenlicht, Caesoninus blinzelte etwas und beschattete seine Augen. Er musste sich einen Moment erst wieder orientieren wohin es hier zur Akropolis ging.