Termin für den Primicerius ab epistulis A. Furius Saturninus ANTE DIEM VII KAL AUG DCCCLXXXIII A.U.C.

  • An jenem Tag zu bezeichneter Stunde im bezeichneten Officium sollte der Primicerius ab Epistulis und gewesene Legatus Imperatoris Aulus Furius Saturninus seinen Bericht über die Wirtschaftsprüfung der Provinzregierung von Syria abgeben.

    Folgende Schriftstücke lagen für den Caesar Augustus bereit

    Der Auftrag:



    IN NOMINE IMPERII ROMANI ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI

    Befehle

    Ad

    Aulus Furius Saturninus Casa Furia ROMA



    Hiermit wirst du durch die kaiserliche Regierung zum
    l
    egatus imperatoris

    im Falle der Wirtschaftsprüfung der Provinzregierung von Syria ernannt.


    Deine Befehle lauten wie folgt:


    1.) Prüfung der Verhältnisse der Provinzregierung vor Ort, Einsichtnahme in die Akten und Steuerunterlagen und Durchführung einer insgesamt peniblen Untersuchung auf jedwede mögliche wirtschaftliche Korruption des syrischen Statthalters Faustus Abronius Dentatus. Sollten sich derartige Fälle erhärten ist es dem kaiserlichen Abgesandten gestattet Abronius Dentatus seines Amtes zu entheben und mittels einer zugeordneten Abordnung der Praetorianergarde gefangenzunehmen und nach Rom für den Prozess zu überstellen.


    2.) Der kaiserliche Palast erwartet regelmäßige Berichte über den Fortschritt der Untersuchung.


    3.) Untersuchung des Verbleibs einer bestellten Statue von Kaiser Gnaeus Septimius Antoninus für das Amphitheatrum Antiochiae wegen Verdachts einer möglichen Verbindung mit evt. Korruptionsfällen des syrischen Statthalters Faustus Abronius Dentatus. Zu diesem Zweck soll die letzten bekannten Meldungspunkte des Statuentransports durch den Legatus imperatoris näher untersucht werden, angefangen in Thrakien in der Provinzhauptstadt Perinthus bei Statthalter Lucius Gabinius Vortex und anschließend dem letzten bekannten thrakischen Meldungspunkt in Byzantium. Je nach Untersuchungsergebnis soll anschließend der Kurs nach Antiochia wieder direkt aufgenommen werden, ansonsten eine weitere Verfolgung der Transportroute nach Ancyra und je nach Bedarf weiter bis dieser Fall aufgeklärt ist.


    Am Tag des Aufbruchs werden dich die dir zugeordneten Praetorianer von der Casa Furia abholen. Dein Schiff wird ANTE DIEM XI KAL DEC DCCCLXXXIII A.U.C. (21.11.2020/130 n. Chr.) in Ostia absegeln, es ist die Superbia unter dem Kommando von Lucius Gallonius Decula.


    Mit Abschluss dieser Mission verfällt der kaiserliche Gesandtenstatus automatisch.


    Gaius Geminius Valens


    Procurator ab epistulis





    und der schriftliche Bericht, den der Furius mündlich vortragen und sofern notwendig ergänzen würde:


    Ave Caesar Augustus, Aulus Furius Saturninus grüßt dich und wünscht dir den Segen des Iuppiters und Gesundheit.

    Dies ist der Bericht deines Legatus Aulus Furius Saturninus, den du zur Überprüfung der oben genannten Sachverhalte in die Provinzen Thracia und Syria entsandt hast.
    Getreu der Maxime, auch dem Kleinsten und Geringstem Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, begann ich mit meinen Ermittlungen in der Werkstatt "Söhne des Phidias" in Athen. Dort wurde die besagte Statue gefertigt, auch die Abrechnungen der Materialien hatte stattgefunden und sie wurde auf den Landweg geschickt. Marmor Thasium wurde geliefert und wie es üblich ist, schon im Steinbruch vorbearbeitet. Es waren 18 centenarii, wie vermutet. Außerdem: eine trilibra Gold, eine trilibra Silber, drei Unzen Malachite, zwei Unzen Smaragde, zwei Unzen Rubine, desweiteren alle Farben wie aegyptisches Blau, Auripigment und Zinnober.
    Die Rechnungen entsprechen den Rechnungen, die der syrische Statthalter Abronius Dentatus eingereicht hat; keine Abweichungen waren festzustellen.
    Der Landweg war auf 280 Tage berechnet. Der Transport war jedoch schon bereits vor 340 Tagen aufgebrochen und nicht am Bestimmungsort angekommen.

    Mein nächstes größere Ziel war Perinthus, Thracia. Proconsul Lucius Gabinius Vortex in Perinthus zeigte sich sehr hilfsbereit und unterstützte all meine Bemühungen. Aus seiner Provinz gab es auch weder Unregelmäßigkeiten noch Beschwerden. Allerdings erwähnte er einmal, die Statue des Kaisers, die doch für Antiochia bestimmt gewesen wäre, wäre bereits "geweiht" gewesen, was nach § 2 des Gesetzes Majestätsverbrechen gegen die maiestas principis auf dem Transport selbst ein Ding der Unmöglichkeit wäre, da dann jede Beschädigung einer Straftat entsprochen hätte.

    Natürlich wurde in jedem Ort, durch den die Statue zog, ein Volksfest abgehalten, und gerade für die einfachen Leute war es so, als käme ihr Caesar Augustus persönlich zu Besuch.
    Aber mit einer tatsächlichen Weihe am Aufstellungsort hat dieses Gebaren nichts zu tun. Ich befragte Vortex näher, doch er beharrte darauf, ich hätte mich verhört. Dennoch wurde ich hellhörig. Denn meiner Meinung nach bedeutete das, dass ein Ritual stattgefunden hatte,wenn auch kein offizielles. Nur wer konnte Interesse daran haben, solch ein Ritual durchzuführen? Ein Verkäufer? Ein Käufer? Hier lag der Hinweis auf eine Unregelmäßigkeit vor.

    Obwohl sich GabiniusVortex augenscheinlich korrekt gezeigt hatte, musste er in die Angelegenheit mit verwickelt sein.
    Nur Verdachtsmomente reichten mir jedoch nicht, ihn nachdrücklicher durch die Praetorianer befragen zu lassen, und ich setzte meinen Weg nach Byzanz fort.
    In Byzantium war ich Gast bei Decurio Caecilius Secundus, der mich in allen Belangen unterstützte.
    Ab Byzantium wurde die Statue von drei Turmae der Cohors IV Gallorum equitata in Empfang genommen und sollte den langen Weg nach Antiochia begleitet werden. Der Name des Kommandierenden wurde mir mit Praefekt Tiberius Porcius Cornilianus genannt. Ich reiste mit meinen Begleitern auf ihren Spuren bis nach Nicaea. Dort sprach ich mit Praetor Marcus Atilius Cleander, der mich in seinem Haus beherbergte. Es gab einen Anschlag mittels einer Uraeusnatter auf mich, den mein Cubicularius vereitelte. Dann unterzogen die Praetorianer Cleander einem strengen Verhör, welches Folgendes zu Tage treten ließ:

    - Ein Priester der Ma Bellona, ein gewisser Astyages, hatte sich dazu hergegeben, eine Weihezeremonie durchzuführen. Danach sollte die Statue des Caesar Augustus wohl nach Ktesiphon gebracht werden, um als Zeichen der Unterwerfung Romas dem Gott Ormazd oder Ahura Mazda dargebracht zu werden. - Die Reiter der Cohors Gallorum hatten tapfer gekämpft, um das zu verhindern und wurden völlig aufgerieben. - Atilius Cleander, der bekannte, von Statthalter Abronius Dentatus persönlich mit 200.000 Sesterzen bestochen worden zu sein, führte uns an die Stelle, an der der Kampf stattgefunden hatte. Zwischen den römischen Gefallenen fanden sich keine Leichen der Angreifer; die Betreffenden hatten ihre Toten wohl mitgenommen, allerdings fanden sich parthische Pfeile und Dolche . Ich befahl, unsere Gefallenen ehrenvoll bestatten zu lassen. Und ich traf die Entscheidung, auch die monumentale Statue von Gnaeus Septimius Antoninus so bestatten zu lassen, als sei er als Imperator im Kampf gefallen. Es kann sein, dass es nicht die richtige Entscheidung war, aber ich wollte allen Gerüchten vorbeugen, dass ein geweihtes Monument vom Feind geschändet worden wäre. Allen Beteiligten wurde strengstes Stillschweigen abverlangt.

    Ich konnte nicht verhindern, dass sich Atilius Cleander selbst richtete, und da der Verbleib der Statue geklärt war,setzte ich meinen Weg von Byzantium aus mit der Superbia bis Antiochia fort, was bei günstigem Wind acht Tage dauerte.

    Da ich die Aussage des römischen Bürgers Cleander hatte, ließ ich Statthalter Dentatus gleich nach meinem Eintreffen unter strengste Bewachung stellen, während ich die Bücher überprüfte. Die Aufzeichnungen stimmten nicht mit der Schatzschatulle über ein. Dentatus hatte große Summen für sich zurückbehalten, und noch größere Goldsummen aus unbekannter Quelle erhalten. Die Abrechnungen liegen ebenfalls bei.

    Insgesamt hatte sich Dentatus um fünfzig Millionen Sesterzen bereichert. Zu einer Anklage nach dem Lex Iulia de maiestate kam es nicht, da die Statue, die er an die Feinde verkauft hatte,wohl noch nicht rechtmäßig geweiht gewesen war. Da die Paragraph §2 der Lex Cornelia de maiestate gestrichen wurde, ohne durch einen neuen ersetzt zu werden, konnte ich den Statthalter auch nicht des Hochverrats beschuldigen.

    So blieb mir der Nachweis eines Vergehens nach der Lex Iulia de Repetundis §1 nämlich Gelder aus der Provinzkasse an sich selbst zu überweisen und der Vorwurf desselben, um Faustus Abronius Dentatus Amt und Würden zu entheben, und ihn nach Roma zu führen, damit du verehrter Caesar Augustus ihm die Gerechtigkeit zuteil werden lässt, die er verdient.

    Seinen Scriba Lucius Valerius Dio, der mir beim Prüfen der Bücher eine große Hilfe und am Verrat seines Vorgesetzten unschuldig war, setzte ich komissarisch an seine Stelle.

    Desweiteren ließ ich alle Mitwisser, verhaften und auch nach Gabinius Vortex in Perinthus schicken, der mir nicht die Wahrheit gesagt hatte. Aber ich erfuhr, dass er gleich nach meiner Abreise nach Cappadocia geflohen war, wo er sich wohl versteckt hält. Diese Flucht erscheint mir so gut wie ein Schuldeingeständnis, außerdem muss sein Posten neu besetzt werden. Ich persönlich würde Decurio Caecilius Secundus vorschlagen,der große Umsicht bewiesen hatte.

    Alle Beteiligten an diesem großangelegten Betrug, die kein Bürgerrecht besaßen und deren Schuld augenfällig war wie die des Priester der Ma - Bellona, ließ ich zur Abschreckung kreuzigen.

    Außerdem empfing ich eine Abordnung der Bürger von Antiochia, die sich bei dir bedanken, dass die drückende Hand des Statthalters endlich von ihnen genommen wurde, denn er hatte auch ganz unbescholtene Einwohner foltern lassen, um zu erfahren, ob sie tatsächlich alle Vermögenswerte angegeben hatten.

    Ich bitte darum, diejenigen, die zum erfolgreichen Abschluss meiner Mission mit beitrugen, Kapitän der Superbia Lucius Gallonius Decula zu belobigen, und die mich eskortierenden Praetorianer unter der Leitung des Centurio Nero Nasidius Bestia für ihre tapferen und treuen Dienste zu honorieren.

    Ich hoffe damit als Legatus Schaden von der Republik abgewendet zu haben und gebe die mir gegegebenen Vollmachten zurück.

    Roma PRIDIE ID IUN DCCCLXXXIII A.U.C.

    Anlagen: Abrechnungen

    A. Furius Saturninus





  • Der Raum war für den Termin hergerichtet worden, um sowohl der Ernsthaftigkeit der zu besprechenden Thematik gerecht zu werden, als auch eine nicht allzu große Strenge auszustrahlen und dem Komfort der Beteiligten gerecht zu werden. So stand ein Sklave bereit, um jegliche Getränkewünsche des Kaisers oder seines Audienzgastes zu erfüllen oder, sollte es längere Zeit in Anspruch nehmen, auch kleine Häppchen zu reichen. Hungrig diskutierte es sich oftmals hitziger als eigentlich geplant.


    Der Kaiser hatte sich den Bericht noch einmal vorlesen lassen und sich die ein oder andere Notiz auf einer Wachstafel dabei gemacht. Eine solche Sache sollte nicht völlig unvorbereitet besprochen werden.

    Während der Kaiser darauf wartete, dass der Furius ankommen würde, arbeitete er aber dennoch an dem ein oder anderen Schriftstück zu einer anderen Sache. Als Augustus gingen einem die Aufgaben nie aus, es gab immer eine Provinz, einen Statthalter oder einen verwandten, der ganz dringend seine Aufmerksamkeit erhaschen wollte für die wichtigen und weniger wichtigen Angelegenheiten. Und auch über die Vorgänge in der Stadt musste man schließlich auf dem laufenden bleiben, um nicht eines Tages eine böse Überraschung zu erleben. Antoninus hatte nicht vor, wie seinerzeit Kaiser Nero zu enden: Auf der Flucht vor den eigenen Prätorianern.


    Und so arbeitete er und wartete auf den Gast.

  • Porta>>>

    Saturninus klopfte kurz an, weniger um Eintritt zu erbitten als um anzukündigen, dass er da war - er hatte einen Termin, und wurde erwartet, und er wusste, dass Septimius Antoninus Augustus ein vielbeschäftigter Mann war.

    Die Schreiben, die er abgeschickt hatte, hatte er noch einmal in Kopie dabei, außerdem die Abrechnungen, die jedoch alle an die Finanzabteilung gehen würden.

  • Die Wache stehenden Prätorianer öffneten auf ein kurzes Nicken des Augustus hin die große Tür, um Furius Saturninus so Einlass zu gewähren. Gnaeus Septimius Antoninus Augustus blickte freundlich auf. “Ah, Furius, da bist du ja. Sehr schön, sehr schön. Komm her und setz dich. Möchtest du ein Getränk?“ bot der Kaiser freundlich an. Es gab keinen Grund, hier besondere Strenge oder Herrschaftlichkeit zu demonstrieren, denn der Furier brachte gute Neuigkeiten und war kein hoher Abgesandter eines fremden Reiches oder ähnliches, sondern ein kleiner Kanzleibeamter, der eine große Aufgabe gelöst hatte.


    Nachdem die Höflichkeiten geklärt waren und der Audienznehmer versorgt war, konnte das eigentliche Gespräch dann auch beginnen. Septimius Antoninus tippte mit einem Finger auf den auf einem Tischchen neben ihm liegenden Bericht. “Ich habe deinen Bericht gelesen. Höchst beeindruckend, was du aufgedeckt hast, das muss ich schon zugeben. Aber ein Bericht ist immer nur halb so lebendig wie eine wirkliche Erzählung und erfasst nie alle Einzelheiten. Daher würde ich gerne aus deinem Mund hören, welche Eindrücke du gewonnen hast bei der Nachverfolgung dieser Sache.“

  • "Ave Caesar Augustus, etwas Wasser für mich, bitte"

    Saturninus setzte sich. Etwas nervös war er, denn er hatte bestimmt Kompetenzen überschritten, doch was hätte er in Antiochia sagen sollen? Tut mir leid, Männer, ich mach das zum ersten Mal? Und wenn er ganz aufrichtig war, hatte ihm gefallen, unabhängig zu handeln. Er war Römer genug, um ehrgeizig zu sein.


    Der Caesar Augustus wirkte freundlich und fast leutselig, aber der Furius unterschätzte ihn nicht. Natürlich hatte er seinen Bericht gelesen, und bestimmt hatte er bis zur letzten Minute vor seinem Eintreffen noch an etwas anderem gearbeitet. Das Pensum, was er leistete, war immens.


    "Mein Patron Aurelius Tigellinus gab mir den Tat mit, auf Kleinigkeiten zu achten, und das war weise", begann Saturninus:

    "Denn so fügte sich eines zum anderen, und Gabinius Vortex in Perinthus hatte sich durch einen einzigen Nebensatz verraten. Leider ist er mir entwischt und geflohen. Den Statthalter von Syrien habe ich dagegen seines Amtes enthoben und dir mitgebracht. Sein Scriba Valerius bekleidet die Stelle komissarisch. Den betrügerischen Ma - Priester ließ ich kreuzigen, alle anderen sind gerichtet worden - oder haben sich selbst gerichtet. " Römische Bürger bekamen ein Verfahren, bei denen, die gleich wussten, dass sie schuldig waren, hatte er zugelassen, dass sie sich suizidierten. Damit sicherten sie wenigstens ihr Eigentum ihren Familien. Er hoffte, der Kaiser hatte Verständnis für solche Milde von seiner Seite. Er selbst hatte keine Freude am Tod seiner Mitbürger:

    "Mein Eindruck war, dass im Osten viel mehr als in Roma selbst die Vergöttlichung deiner erhabenen Person eine große Rolle spielt", fuhr Saturninus fort:

    "Hier In der Urbs oder sogar in Italia wäre die Statue vielleicht nicht so wichtig gewesen, aber dort war ihr Symbolgehalt immens. Hätten die Parther sie bekommen, so wäre das propagandistisch ausgeschlachtet worden. Bisher ist Dentatus allerdings nur wegen Unterschlagung angeklagt."

    In seinen Augen war der Mann ein Hochverräter, der aus Gier nach parthischem Gold seine Patria verkauft hatte, aber der Kaiser selbst sollte ihn richten:

    "Doch abgesehen von den Schurken gab es auch Verdienstvolles: Decurio Caecilius Secundus, Decurio in Byzantium. Die drei Turmae der Cohors IV Gallorum equitata unter ihrem Praefekten Porcius Cornilianus, die für Romas Ehre fielen. Nasidius Bestia, der tapfere Centurio der Praetorianer. Wenn ich mir etwas wünschen darf, Caesar Augustus, so bitte ich, sie zu ehren. "

    Seinen Sklaven Firas, der ihm das Leben bei einem Anschlag gerettet hatte, erwähnte er nicht, das war ihm zu unwichtig.

    Der Furius richtete seinen dunklen Blick auf seinen Kaiser und wartete auf Fragen.

  • Achja, Aurelius Tigellinus. Gnaeus Septimius Antoninus Augustus erinnerte sich. Seine Frau hatte sich schon wegen dem Mann in den Ohren gelegen. Noch eine Sache, um die er sich kümmern musste. Aber jetzt erst einmal ging es um gänzlich andere Dinge.

    Aufmerksam hörte der Kaiser zu und versuchte, zu folgen. Aber er selbst fand die Aussage doch eher verwirrend, als erhellend. Sämtliche Namen richtig zuzuordnen war nicht unbedingt eine seiner starken Seiten, für solche Dingen gab es ja Nomenclatoren. So nahm er doch den Bericht noch einmal in die Hand, überflog ihn und hoffte, sämtliche Namen nun im Kopf richtig sortiert zu haben.

    “Ja, der Osten ist ein wenig anders als der Westen, das stimmt durchaus“, murmelte er eher nebenbei und und legte die Rolle wieder in Griffweite beiseite.

    “Nun, du erwähntest diese Männer bereits in deinem Bericht“, meinte der Kaiser dann und man konnte ihm wohl schon am Gesicht ablesen, dass die ebenfalls im Bericht vorgeschlagenen Ehrungen nicht seinem Willen entsprachen. “Ich werde zeitnah einen neuen Legatus Augusti Pro Praetore aus den Reihen der Senatoren nach Thracia entsenden, damit er meine kaiserliche Provinz verwaltet. Was mir nicht ganz klar geworden ist, ist, wieso du der Meinung bist, dass… Gabinius Vortex nach Cappadocia geflohen ist? Wenn sein Fluchtweg bekannt ist, sollte es den Praetorianern leicht fallen, ihn aufzuspüren“. Septimius Antoninus hatte da vollstes Zutrauen in seine Praetorianer.

    “Für den Decurio hingegen werden wir andere Mittel der Belohnung finden. Ich kann nicht einen einfachen Decurio zum Provinzstatthalter machen!“ Wo käme man da denn hin? Septimius Antoninus würde nicht an den Grundfesten der republikanischen Ordnung rütteln. Auf den offenen Widerstand des Senats konnte er gut verzichten. “Die tapferen Gefallenen sollen posthum noch mit einer persönlichen Auszeichnung geehrt werden und ihre Cohors mit einem Torques für ihr Signum geehrt werden. Der Centurio der Praetorianer wird von mir persönlich geehrt.“ Ja, mit den Praetorianern sollte man sich auf persönlicher Ebene gut stellen.


    “Und, Furius Saturninus, was ist mit dir? Du hast immerhin eine knifflige Aufgabe erhalten und sie gut gelöst. Gibt es etwas, das du persönlich erbitten möchtest?“

  • Saturninus merkte wohl, dass der Augustus durch die Vielzahl der Namen verwirrt war, und es war auch nicht der Punkt, dass man sich die merken sollte. Aber eben so wenig sagte der Primicerius je etwas völlig ohne Hintersinn, und die Bedeutung war, dass gerade zwei Männer senatorischen Ranges unehrenhaft gehandelt, während Rangniedrigere und Angehörige der lokalen Elite dem Caesar Augustus treu gedient hatten. Diese Männer hingen direkt vom Caesar Augustus ab, da sie sich weder auf große Namen noch auf eine einflussreiche Gens berufen konnten. Und im Grunde gehörte Saturninus zu ihnen.


    Aber ja, natürlich hatte Antoninus Augustus Recht. Einen Dekurio einer Provinzstadt konnte man nicht zum Statthalter machte. Er nickte also. Der Name war jedoch gefallen, und der Kaiser würde ihn nicht vergessen.


    Bei der nächsten Frage musste Saturninus in seinen Unterlagen nachsehen, denn das war ein Hinweis, den Priester Astyages unter der Folter gegeben hatte:

    "Vortex Gemahlin war eine Neratia.", antwortete er: "Diese Gens war seit den Siebzigerjahren sehr einflussreich in Hierapolis in Cappadoca und hat dort immer noch Klienten. Auch das Kultzentrum der Ma, welches den Priester entsandte, ist ja dort. Das Gebiet soll mit Gängen und Höhlen durchlöchert sein wie ein Käse. Der richtige Zufluchtsort für einen....Flüchtigen. "

    Er hätte am liebsten "Ratte" gesagt. Er überlegte kurz, ob es eine offizielle Proskription geben oder ob man den Fall diskret von Praetorianern erledigen lassen würde.Oder beides. Er hatte persönlichen Grimm auf den Mann, der ihn in Perinthus unter Drogen gesetzt hatte:

    "Ich bedaure es sehr, o Augustus, dass mir Vortex entwischt ist und daher vorläufig nicht von seinesgleichen gerichtet werden kann.
    Und ich danke dir, dass du meine Begleiter ehren wirst
    "
    , sprach er. Zumindest würden die Lebenden wissen, wessen Fürsprache sie die Ehrung verdankten.


    Bei der abschließenden Frage brauchte Aulus Furius Saturninus nicht lange, um zu überlegen, das hatte er zu Genüge während der Fahrt auf der "Suberbia" nach Ostia getan:

    "Danke für dein Lob, o Augustus. ", erwiderte er gemessen:

    "Mein größter Wunsch ist es, der Patria und dir mit all meinen Kräften dienen zu dürfen. Ich bin mir sicher, dass ich dies noch besser kann, wenn du mir mehr Verantwortung überträgst. Daher bitte ich dich um Erhebung in den Ritterstand "

  • Während Furius Saturninus erzählte, gab Gnaeus Septimius Antoninus Augustus seinen Prätorianern im Raum unauffällig einen Wink. Natürlich hörten sie zu. Prätorianer hörten immer zu. Aber so musste Antoninus wenigstens nicht so tun, als könne er sich das alles merken und korrekt an die Wachen weitergeben. Und ja, er war sich sicher, seine Speculatores würden diese Hinweise aufnehmen und dann die Verfolgung aufnehmen. Denn Antoninus wollte den Mann unbedingt. Lebend, sofern es nach vernünftigen Maßstäben vertretbar war, ansonsten eben auch tot.


    Dann kam das Gespräch auf die Wünsche des Furnier, und ja, der Mann hatte sich Gedanken darüber gemacht, was er haben wollte. Den Ritterring also. Nun, das wäre wirklich kein großes Problem.

    "Nun, du hast bereits bewiesen, dass du dem Staat und insbesondere meiner Person gut dienen kannst, Furius. Daher sehe ich keinen Grund, dir diesen Wunsch abzuschalten, das Reich kann gute und engagierte Ritter immer brauchen. Erfüllst du denn den Zensus, was Landbesitz angeht? Und natürlich ist ein Ritter nichts ohne seinen Posten. Nun hast du ja schon einige Erfahrung sammeln können und kannst mir daher sicherlich sagen, ob es dich mehr ins Militär oder in die verwaltung dabei zieht?"

    Immerhin nützte es wenig, einfach nur Ritter zu sein, auch wenn das einigen Menschen schon genügte. Aber der wahre einfluss kam erst durch die Posten, die diese bekleideten, und davon gab es sehr viele.

  • Saturninus nickte zustimmend, als man ihn lobte. Aber bei der Frage nach der Erfüllung des Zensus schloss er zum Zeichen der Verneinung kurz die Augen:

    "Ich danke dir für deine Großzügigkeit, o Augustus. Ich verspreche dir, dass ich das in mich gesetzte Vertrauen nicht enttäuschen werde.", sprach er:

    "Landbesitz habe ich leider nicht, auch hier bin ich auf deine Großzügigkeit angewiesen."

    Der Furius wäre nicht der Erste, der in den Ritterstand gelangte, in dem ihm der Kaiser unter die Arme griff. Das damit besondere Loyalität einherging, war nur natürlich.

    "Ich möchte weiterhin im zivilen Bereich bleiben, Augustus. Es sei denn, du möchtest mich an anderer Stelle sehen. "


    Jetzt da das Gespräch an jener Stelle angekommen war, bemerkte Saturninus, dass er doch leichten Hunger verspürte. Er wäre einem Häppchen nicht abgeneigt, doch da der Kaiser nichts aß, gab auch er den aufwartenden Sklaven keinen Wink.

  • Bei einem kleinen Kanzleibeamten erwartete Gnaeus Septimius Antoninus Augustus nun nicht unbedingt, dass dieser ein großes Familienvermögen vorzuweisen hatte. Ja, seine Beamten waren allesamt gebildete Leute, was ein gewisses Vermögen ja voraussetzt. Aber dass dieses nicht unbedingt den Kriterien für den Zensus des Ritterstandes entsprach, war ihm durchaus klar. Daher hatte er schon mit einer solchen Antwort gerechnet.


    "Nun, am Landbesitz sollte es nun nicht scheitern. Ich werde veranlassen, dass dir ein entsprechendes Grundstück in einer meiner Provinzen überschrieben wird." Der Furier würde wohl nicht enttäuscht sein, wenn sein Grundstück irgendwo in Britannia oder Dacia wäre und er es nicht selbst bewirtschaften könnte. Aber Grund und Boden in Italia war knapp und teuer, in den Provinzen hingegen konnte Antoninus großzügig sein.

    "Du warst ja nun ziemlich lange fern von Rom und konntest dir ein Bild der Provinzen machen. Würdest du gerne wieder in die Provinzen zurückkehren, oder präferierst du eine Stellung hier in Rom?" Denn auch im zivilen Bereich gab es ja durchaus verschiedene Posten.

  • Saturninus nickte höchst erfreut: "Ich danke dir Augustus, für deine Großzügigkeit." Die nächste Antwort überlegte er:

    "Ich gehe selbstverständlich dorthin, wo du meine Fähigkeiten am meisten brauchst, o Augustus. Nur...", er dachte kurz nach, wie er es formulieren sollte:

    "ich bin gerade der einzige Furius in Roma selbst, und meine Cousine lebt ganz alleine in der Casa Furia. Sie ist eine junge unverheiratete Frau, die männlichen Beistands bedarf. Daher würde mir Roma besser passen, aber wie gesagt, ich bin flexibel einsatzfähig."


    Saturninus war sich sicher, dass seine liebe Cousine Stella ihr Leben wunderbar im Griff hatte, doch es klang ganz gut, das zu sagen.

  • Ja, weibliche Verwandte sollte man nicht allein in Rom zurücklassen, das verstand Gnaeus Septimius Antoninus Augustus schon, Auch wenn er glaubte, dass die junge Dame ja auch die Reise des Furiers allein bewältigt zu haben schien und daher nicht ganz so hilfsbedürftig sein sollte. Aber er konnte da den Wunsch des Furiers schon verstehen, erst einmal hier in Rom zu bleiben.

    "Nun, dann solltest du die Zeit nutzen und deiner Cousine einen passenden Ehemann suchen. Jede gute Römerin sollte verheiratet sein, wusste schon der edle Augustus Imperator höchstselbst und hat daher seine Gesetze entsprechend erlassen. Und auch du bist bislang noch unverheiratet, wenn ich das richtig im Kopf habe? Nicht wahr, Furius? Nun, als Ritter stehen dir ja dann alle Möglichkeiten für eine vorteilhafte Ehe offen, ha ha ha", lachte Septimius Antoninus über seinen eigenen, kleinen Scherz. Aber ein Fünkchen Ernsthaftigkeit schwang doch mit, denn natürlich war es der gesellschaftliche Konsens, dass jeder aufrechte Römer verheiratet sein sollte.


    "Nun, ich werde sehen, was ich tun kann. Es wird ohnehin mal wieder Zeit, die Posten ein wenig durchzumischen, damit niemand zu sehr auf dem seinen klebt und dabei faul wird."

    Septimius Antoninus überlegte einen Augenblick und sah dann seinen Gast offen an. "Gibt es sonst noch etwas, was du gerne besprechen möchtest, Furius?" fragte er. Er selbst hatte nichts mehr. Zumindest nichts, an dass er sich jetzt erinnern würde.

  • Saturninus nickte beipflichtend, während er sich ausmalte, wie es wäre, seine Cousine zu verheiraten. Sie schien im Moment recht glücklich ohne Ehegatten zu sein, und er würde ihr nie jemanden aufdrängen, dazu hatte er sie zu lieb. Würde er das aber zugeben, würde man ihn am Ende für jemanden halten, der sein Hauswesen nicht im Griff hatte.

    Er selbst würde irgendwann(aber auch nicht sofort) seine Hand zum Ehebund reichen. Ein Römer brauchte Kinder, besonders Söhne, obwohl er eine Tochter genauso lieben würde.

    "Ich bin noch auf der Suche Augustus", antwortete er. Die Zukünftige sollte vom Stand zu ihm passen, wohlerzogen und umsichtig sein, klug und hübsch wäre auch kein Fehler:

    "Nein, ansonsten ist nichts zu bereden. Ich erwarte deine Entscheidung edler Augustus"

    Saturninus wäre ja im Hause, wenn der Augustus befehlen würde, ihn zu ernennen.

    Aber dann fiel ihm doch etwas ein:

    "Ich wollte um eine Woche Urlaub bitten. Meine Cousine weilt zur Sommerfrische in Brundisium, und ich würde sie dort gerne überraschen."

    Er lächelte zufrieden in sich hinein.

  • Gnaeus Septimius Antoninus Augustus wiegte leicht seinen Kopf und schmunzelte. "Als Ritter solltest du dich um besseren Anschluss an die höhere Gesellschaft Roms bemühen. Es wird zwar schwierig, denn grade die alten Familien sind Aufsteigern gegenüber skeptisch. Aber ich bin sicher, du wirst deinen Weg finden. Versuch, auf ein oder zwei Festen eingeladen zu werden. Dann ergibt sich das mit dem Heiraten meiner Erfahrung nach von ganz allein."

    Er selbst hatte seine Frau ja auch so bekommen nach dem Tod seiner vorangegangenen Ehefrau. Er war von ihrem Vater angesprochen worden. Als Mann von Stand bekam man häufiger Angebote, sofern der Anschein erweckt war, dass man verfügbar wäre. Und der Furier hatte nun einen Stand.


    "Der Urlaub sei dir vergönnt. Ich und meine Gattin werden auch aufs Land fahren, um der Sommerhitze zu entfliehen. Und bis zu deiner Rückkehr wird dann auch die Kanzlei das nötige erledigt haben."

    Septimius Antoninus erhob sich als Zeichen dafür, dass die Audienz nun beendet war. Als Furius Saturninus auch stand, verabschiedete er sich. "Dann wünsche ich dir einen angenehmen Urlaub. Vielleicht ergibt sich ja in Brundisium schon eine gute Partie für deine Cousine oder für dich, ha ha ha."

  • Saturninus nickte. Ja, er war ein Homo Novus, was das anging, und die alten Familien sahen das kritisch. Er selbst war der Ansicht, dass frisches Blut nur gut tat, aber sag das mal einem Menschen, der seine Abstammungslinie bis zu Romulus verfolgen konnte?

    "Dann hoffe ich auf die in Zukunft stattfindenden Feste ", sagte er:

    "Ich danke dir für dein Entgegenkommen Augustus, und ich wünsche dir und deiner edlen Gemahlin einen schönen Urlaub. Vale bene"