Calvus als Mittler in den politischen Eheverhandlungen zwischen Claudiern und Aureliern

  • Der Oecus war sehr schön. Calvus sah sich um. Die Wandgemälde, Säulen, sehr ansprechend in seiner Gesamtheit. Für ihn sehr sehenswert. Aber er war wegen etwas anderem hier, worauf er sich jetzt besser konzentrieren sollte. Es ging um die Verhandlungen zur Mitgift und so weiter. Das war für Calvus die erste Verhandlung dieser Art.

  • Und der Dominus begrüßte ihn dann auch sogleich.

    “Ah, Claudius, schön, dass du es so kurz vor den Parentalia einrichten konntest.“ Sextus wollte es seinem neuesten Klienten auch geraten haben, es eingerichtet haben zu können, aber man wollte ja freundlich sein. “Setzen wir uns“, bot er mit einer Geste seinem Gast einen Platz auf den äußerst bequemen Liegesesseln an, während die Sklaven auch schon die obligatorischen Getränke und Kleinigkeiten herbeibrachten, um den Eindruck von Gemütlichkeit zu vermitteln.

    Nachdem der Claudier also ein Getränk nach Wahl und Sextus seinen Posca hatte, konnten sie dann also auch voranschreiten. “Ich habe meinen Neffen über die Möglichkeit einer Verbindung zwischen ihm und Claudia Agrippina informiert und er ist höchst erfreut“, meinte Sextus also zum Einstieg und signalisierte damit die Zustimmung des zukünftigen Ehemannes. Selbst, wenn sein Neffe gezetert hätte und sich nur jammernd in sein Schicksal gefügt hätte, hätte Sextus nicht viel anderes gesagt.

  • " Salve Senator und Patron Aurelius." grüßte Calvus förmlich zurück und nahm nach Aufforderung auf einem der Liegesessel platz. Die waren wirklich angenehm bequem. Er wählte Posca als sein Getränk, schließlich wurde hier verhandelt und Wein würde nur die Klarsicht beeinträchtigen. " Claudia Agrippina ist ebenfalls nicht abgeneigt. Sie gab mir ihre Zustimmung." Das sie ihn regelrecht dazu gedrängt hatte eine Übereinkunft mit dem Aurelier zu treffen sagte er nicht. Es kam jetzt nur darauf an, was es für eine Eheschließung werden sollte und was für eine Mitgift der Aurelier angedacht hatte.

  • Der Claudier war ungefähr so enthusiastisch wie zuvor schon der Tiberier bei dessen Eheverhandlungen. Sextus war inzwischen ja fast schon geübt darin, den Gesprächsverlauf bei diesen Verhandlungen zu bestimmen, also schritt er einfach weiter voran, nachdem der Claudier seine Möglichkeit für Fragen oder Anmerkungen nicht genutzt hatte. Sextus war ohnehin weit geübter darin, zu tun, was auch immer er wollte, als darin, auf sein Gegenüber Rücksicht zu nehmen.

    “Sehr gut. Da Aurelius Rufio eine sacrale Karriere anstrebt und Flamen werden möchte, kommt selbstverständlich zusätzlich zu den offensichtlichen Gründen nur eine confarreatisch geschlossene Ehe in Frage. Die bedingt dann allerdings auch wieder besserer Vorzeichen und Vorbereitungen, und da im Februar die Termine schon reichlich knapp sind und der März als dem Mars geweiht ausfällt für Eheschließungen und dergleichen, kann der mögliche Ehetermin überhaupt frühestens im April terminiert werden. Dasselbe gilt aber für eine gefeierte Sponsalia, die nun während der Parentalia selbstverständlich ebenfalls nicht stattfinden kann. Solltest du eine solche Feier wünschen, sollten wir uns also heute über die Eckpunkte einig werden, damit genug Zeit zur Ausrichtung einer Sponsalia bleibt. Allerdings bestehe ich nicht unbedingt auf einer Sponsalia, würde dabei aber auf die Wünsche der Claudier selbstverständlich Rücksicht nehmen.“

  • Was der Aurelier angedachte brachte er ausreichend zum Ausdruck. Eine confarreatisch geschlossene Ehe, logisch. Er Haruspex und seine Familie sollte diese Tradition weiterführen. Natürlich ging es da auch um Einfluss usw. Sollte er sie haben. Calvus tangierte das nicht so sehr. Es wäre dumm dem nicht zuzustimmen. Das einzige der Aufwand der Feierlichkeiten wurde Umfangreicher. Der Termin war ergab sich von selbst, da der Aurelier als Haruspex die beste Einsicht hatte. Also überließ Calvus das ebenfalls ihm. Das Ding mit der Sponsalia, eine Gelegenheit gleich Werbung für sich selbst zu machen. Die nächsten Wahlen standen an. Calvus musste sich dahingehend entscheiden, für welches Amt er antreten wollte. Das andere wäre Hochzeit und Sponsalia in einem Monat wären sehr viel. Er war sich nicht ganz schlüssig. Das fiele alles mit seinem Wahlkampf zusammen. Er könnte die Sponsalia gleich mit dazu nutzen.

    „ Zum ersten Punkt der Form der Eheschließung, ja. Dazu gibt es nichts weiter zu sagen. Zum zweiten Punkt dem Termin der Hochzeit. Den hast du als Haruspex besser im Auge als ich. Also wäre ein Termin im Monat April am wahrscheinlichsten. Da verlasse ich mich voll und ganz auf dich als Haruspex, Patron. Der dritte Punkt die Sponsalia, sollte dann auch im April stattfinden oder verschiebt sich dadurch der Hochzeitstermin sehr wesentlich weiter? Denn es stehen dazu die Wahlen an. Es wär ein sehr großer organisatorischer Aufwand. Alles in allem.“ Es hatte alles sein Vor und Nachteile.Calvus würde die Sponsalia schon nutzen, nur übernehmen wollte er sich mit dem ganzen auch nicht.

  • Sextus nippte an seinem Posca. Besonders entscheidungsfreudig war sein Klient nach wie vor nicht, der Eindruck von der Hochzeitsfeier erhärtete sich. “Eine Sponsalia nur kurze Zeit vor der Hochzeit macht wenig Sinn, da hierdurch nur Kosten entstehen und eine gewisse Feiermüdigkeit bei den Gästen entsteht. Daher setze ich den achten Tag vor den Kalenden des Mai (24.04.) erst einmal als Hochzeitstermin an, als dies compitales stehen an diesem Tag keine Hindernisse im Weg, und solange kein unerwartetes Gewitter aufzieht, sollte der Termin so stehen können.“ Damit wäre dann einmal eine Entscheidung getroffen, solange keine Einrede kam. Sextus konnte Ineffizienz nicht ausstehen und akzeptierte sie nur als gesellschaftliche Konvention.

    “So solltest du zuvor und danach genügend Zeit für die Vorbereitung deiner Wahl haben“, über die Sextus jetzt nicht zu reden gedachte. Er hatte seine Amtstätigkeit gerade erst aufgenommen und erwartete durchaus, dass der Claudier imstande wäre, seine eigene Wahl eigenverantwortlich voranzubringen.


    “Damit die Hochzeit aber stattfinden kann, sollten wir uns über die wesentlichen Punkte des Ehevertrages einig sein. Das wäre natürlich neben der confarreatischen Eheschließung die Frage von Gewaltübergang, Dos und Donatio. Ich gehe davon aus, dass die junge Dame sui iuris bleiben möchte?“ Sextus rechnete nicht damit, dass die Claudier einer Manus-Ehe unbedingt zustimmen würden, aber man konnte ja mal sich dumm stellen und nachfragen.

    “Welche Höhe für die Dos der Braut schwebt dir denn als angemessen vor?“ ging es dann erst einmal ans Eingemachte.

  • Calvus hörte zu. Gut, dann sollte es so sein. " Keine Sponsalia, Hochzeitstermin achter Tag vor den Kalenden des Mai, confarreatische Eheschließung. Die Dos sollte ein Grundstück und 20 000 Sesterzen umfassen. "  Alles andere, die Wahlen und das ganze Drumherum war jetzt nicht wichtig. Hauptsache Agrippina kam gut weg bei gewünschten Ehe mit Aurelius Rufio und es wurde für beide das was sie sich erhofft haben.

  • Zwanzigtausend Sesterzen war jetzt deutlich mehr, als Sextus erwartet hatte. Er überschlug kurz, was er ursprünglich erwartet hatte in Relation zu dem, was er ursprünglich als Donatio geben wollte und korrigierte also seine angedachte Summe nach oben.

    “Gut, die Braut würde von unserer Seite mit einer Donatio in Höhe von 15.000 Sesterzen ausgestattet, teils in Geldwerten, teils in Schmuck und Edelsteinen. Wenn du hiermit einverstanden bist, würde ich einen Vertragsentwurf hierüber anfertigen und dann an die Villa Claudia zur Prüfung senden, so dass der Eheschließung nichts mehr im Weg steht.“

  • Soweit war alles geregelt. Calvus stimmt mit einem "Ja" durch ein Nicken bekräftig, der Donatio wie der Zusendung des Vertragsentwurfs zu. Weiter gab es nichts von seiner Seite her. Wie die Feierlichkeiten dann abliefen, das hatte ja noch Zeit. Was alles dafür notwendig war, confarreatisch hatte in seinem Zweig der Familie keiner geheiratet, wusste er jetzt nicht aus dem Stehgreif, aber das fand sich irgendwie und irgendwo. Was noch gekauft werden musste, dass würde er von seinem Vermögen bezahlen. " Gibt es sonst noch etwas, was mit der Hochzeit und ihren Feierlichkeiten zu tun hat, was wir besprechen müssten? Wenn dem nicht so wäre, würde ich mich verabschieden. Ich danke Für deine Gastfreundschaft." Der Claudier wartete ab, ob der Senator noch etwas dazu zu sagen hatte. Sollte er nichts mehr haben, dann würde er sich erheben und von ihm verabschieden und gehen."

  • Da Sextus den Claudiern durchaus zutraute, eine Hochzeitsfeier auszurichten, schüttelte er den Kopf. “Nein, von meiner Seite aus gibt es nichts, das jetzt besprochen werden müsste. Dann danke ich dir für das Gespräch und freue mich schon auf die Verbindung unserer beiden Häuser.“

    So verabschiedete er Claudius Calvus und setzte den Ehevertrag mit auf die Liste der Dinge, die er erledigen musste.