• Es war nur noch eine Frage der Zeit gewesen, aber an diesem Tag hatte die Geburt scheinbar endlich begonnen. In den vergangenen Tagen hatte Curtia Minor schon immer wieder einmal Wehen gehabt, die aber nicht weit genug gereicht hatten, um die Geburt wirklich einzuleiten, aber scheinbar war es heute so weit. In den sehr frühen Morgenstunden hatte das Spektakel begonnen und die Hebammen waren gerufen worden. Da die Geburt eben so nahe bevorstand, waren auch noch die etruskischen Gäste anwesend und die werdende Großmutter hatte sich den Frauen angeschlossen, als diese sich zurückzogen.


    Sextus unterdessen ging seiner Tätigkeit als Praetor nach und verbrachte den Tag in der Basilica Ulpia. Als er am späten Nachmittag zurückkam, tönte sein Eheweib das Haus mit langgezogenen 'Oooooooh's zusammen. Spontan entschied sich Sextus noch zu einem Besuch der Nachbarn und einer nahe gelegenen Taberna mit hübschen Bedienungen.

    Als er nach Einbruch der Nacht wiederkehrte und sich in seine Räumlichkeiten zurückzog, konnte er geräuschvoll das Ende des ganzen miterleben. Über eine stunde lang hörte er seine Frau immer mal wieder aufschreien, aufstöhnen und die wilden Rufe und Beschwörungen der anderen Frauen. Zum Glück kannte er das ganze schon und wusste, dass wenn es so weit war, es bald vorbei war. Ansonsten hätte er sich eine andere Schlafmöglichkeit gesucht.

    Nach einer Weile kehrte dann aber die erhoffte Ruhe ein. Sextus wartete geduldig auf die Nachricht, die ihm irgendwann von der Hebamme überbracht werden würde. Er hatte es nicht besonders eilig, zu seiner Frau zu gelangen. Das Zimmer würde noch aussehen wie ein Schlachtfeld, und bis seine Frau in der Lage wäre, es zu verlassen und in ihr Cubiculum zurückzukehren, würde es vielleicht auch bis zum nächsten Morgen dauern. Dann war immer noch Zeit genug, sie und das Kind zu sehen und die Vaterschaft zu bestätigen. Jetzt konnten die Frauen den blutigen Teil gerne für sich beanspruchen.

    Nach einer Weile also klopfte es vorsichtig an seiner Tür, und eine der Hebammen trat nach Aufforderung ein und verkündete ihm, dass er erneut Vater geworden war. Seine Frau war soweit wohlauf und hatte die Geburt wohl ohne größere Schäden überstanden, war jetzt aber erschöpft. Und auch das Kind war soweit gesund und gut entwickelt.

    Und Sextus hatte nun acht Tage Zeit, sich einen Namen zu überlegen und die Nachbarschaft dazu einzuladen. Es war ein Mädchen.