Tiberios wusste, von wem Lea sprach, als sie Malachi erwähnte. Das war Flammas Trainer, er war würdevoll und schweigsam und wohl niemand, der mehr Worte verlor als notwendig. Vielleicht war er schon immer so gewesen, vielleicht hatte das Leben überflüssige Worte aus ihm herausgehämmert wie ein Schmied Luftblasen aus einem Stück Eisen hämmerte, um ein Schwert daraus zu schmieden.
Das Lea mitspielte, gefiel ihm. Er fand überhaupt, dass sie kameradschaftlich war und nicht so kompliziert wie die meisten Mädchen.
Als sie antwortete, sie sei für die Sicherheit der Domina verantwortlich, nickte er respektvoll und warf einen Blick auf ihren durchtrainierten Leib:" Ein weiblicher custos also? Ich hörte, dass einige hochgestellte dominae welche haben, doch ich selbst kannte zuvor noch niemand in dieser Position. Du siehst aus, wie ich mir als Junge früher immer die Amazonen vorgestellt habe, Königin Hippolyte und Penthisileia und wie sie hießen. "
Das er Tusca kannte, verschwieg er, Lea kannte die duccische Sklavin ja nicht.
Das es praktisch war, leuchtete ihm ein. Es gab Orte, an denen auch männliche Sklaven keinen Zutritt hatten, und auch da brauchte eine römische Dame vielleicht Schutz.
Leas Frage belustigte ihn, denn wenn er die Wahl gehabt hätte, hätte er den Herren dem Sklaven vorgezogen, also Tiberius Caudex dem Flamma. Der Tiberius war etwas Besonderes ,und er verehrte ihn sehr. Doch selbstverständlich war Flamma sehr gutaussehend, und er selbst empfänglich für männliche Schönheit. Er hätte Flamma, wenn der etwas mit ihm gewollt hätte, nicht abgewiesen, doch Liebe war es nicht, auch nicht Verliebtheit. Er mochte ihn nur.
"Nein, ich liebe Flamma nicht. ", erwiderte er: "Das Geschenk fiel mir nur so ein. Er sagte mir, dass er als Kind habe lesen können, aber nun alles vergessen hätte, und ich glaube, ein Buch in seiner Muttersprache würde Vergessenes wieder aufwecken."
Er richtete seine grauen Augen auf Lea:
"Wenn du nicht antworten möchtest, sag Weiter, denn es soll kein Zwang sein: Gibt es denn bei dir jemanden, den du liebst?", fragte er.