Officium des Procurator Annonae

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    Der Procurator Annonae kümmert sich um die Überwachung der Häfen in Italia und insbesondere um die Cura Annonae.

    Schon seit den Tagen der Republik strömten viele Römer vom Lande, teilweise verarmt, in die Hauptstadt. Die res republica versuchte zunächst, das Ernährungsproblem mit dem subventionierten Verkauf von einem modius* Getreide monatlich an jeden Haushaltsvorstand zu lösen, völlig kostenlos wurde das Getreide dann ab 695 AUC.

    Berechtigung dafür waren tesserae , Wertmarken, die in einem bestimmten horreum , einem Getreidelager, eingelöst werden konnten.


    Der Procurator Annonae untersteht dem Praefectus Annonae.


    Sim-Off:

    *Modius, römisches Getreidemaß = ca. 8,7 Liter


  • Saturninus saß hinter seinem Schreibtisch, hatte aufgerollte Schriftrollen vor sich liegen und überflog kurz die Namen. Es waren die Listen der Haushaltsvorstände, die berechtigt waren, tesserae der Getreideversorgung zu beziehen, es waren um die zweihundertausend. Durch Todesfälle und Zuwanderungen waren die Listen zu aktualisieren.

    Er dachte bei sich, Tiberios nach Ostia mitzunehmen, da dieser aus seiner Zeit als Vilicus den Portus sehr gut kannte. Einmal im Monat gab es dort eine Begehung, sofern die Annona regelhaft funktionierte.

    Die vielen Bittschriften von Zugezogenen, die baten, als Neubürger in die Liste aufgenommen zu werden, musste er auch überprüfen, besonders das Bürgerrecht von Liberti. Es war viel zu tun, und er arbeitete akribisch.

  • Das hier war schon eine recht ungewöhnliche Aktion, das musste selbst er zugeben. Vielleicht nicht so aufregend wie der Einstieg bei diesem pompösen Marmorhändler mit der unglaublich scharfen Tochter, aber doch ehrfurchtgebietend. Immerhin war so ein Officium etwas anderes als ein Privathaus und die Anwesenheit von Wachen machte die Lage auch nicht eben ungefährlich.

    Quintus sah sich gut um. Er war nicht allein, doch seine beiden Kumpane waren nirgends zu sehen. Hier zu dritt aufzutauchen und verdächtig auszusehen, war eine dumme Idee, also sahen sie sich an, wo man den Lagerraum finden konnte. Dieser Ort hier bot den Bedürftigen Nahrung an. Das war zwar recht nobel, aber schützte nicht unbedingt davor, dass die Bedürftigen sich etwas mehr nahmen, als unbedingt nötig. Quintus jedenfalls interessierte sich sehr dafür, eventuelle Geldvorräte aufzustöbern, denn Münzen waren so viel leichter zu transportieren als Reissäcke...

    Zugegeben. So wirklich überlegt war die Sache noch nicht. Aber das war in Ordnung. Improvisation war schließlich ein wichtiger Teil ihrer Zunft.

    Oder so.


    "Sprich", wies ihn der Wachmann in seiner imposanten Aufmachung an, als er den Jungen in das Arbeitszimmer hineinführte. Und Quintus gehorchte nur zu gern.

    "Guten Tag, Herr!", grüßte er und gab sich ganz bescheiden. Unschuldig der Gesichtsausdruck und geeignet, jeden noch so misstrauischen Legionär zu täuschen. "Ich hörte, ich kann zu dir kommen, um Essen zu erbitten. Man sagte mir, ich soll hierher kommen."

  • Der junge Mann, der eintrat, machte durchaus einen ehrerbietigen Eindruck, und Saturninus zeigte nicht unfreundlich auf den Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand.


    Sein eigener Schreibtisch war mittlerweile gut ausgestattet: Es lagen Schriftrollen, Tabulae und Schreibwerkzeuge darauf und links und rechts davon standen, auf was er besonders stolz war, zwei etwa drei Handbreit große, vergoldete Figurinen, von der eine die Göttin Annona mit einem Füllhorn, die andere die gleiche Göttin jedoch mit einem Getreidescheffel darstellte:


    "Salve Bürger. Du bist doch ein Bürger Romas?", er fragte lieber noch einmal nach, obwohl der Wachmann den Besucher vermutlich sonst nicht eingelassen hätte:

    "Und du bist gekommen, eine Berechtigung für die Annonae, die kostenlosen Getreidezuteilungen, zu erbitten? Wie ist denn der Name und die Tribus? Und du bist erwachsen und hast deinen eigenen Haushalt? "

    Die Tribus waren die Stimm- und Verwaltungsbezirke, und jeder Römer war einer zugeordnet. Es ersparte eine Menge Tabulae- und Papyruskram, wenn der Jüngling da seine Daten bereit hatte.

    Wenn er des Lesens mächtig war, konnte er seinen Namen vielleicht sogar selbst aus der endlosen Tabelle heraussuchen. Dann musste Saturninus das nicht tun. Der Procurator lehnte sich also zurück und wartete.

  • Ui, hier hatte jemand Geld. Das konnte man auf den ersten Blick sehen. Quintus war überaus interessiert an dem ganzen Tand, der die Wände und Ablagen schmückte. Dass es sich hier um eine Einrichtung handelte, die Leuten helfen sollte, kam ihm dabei nicht in den Sinn. Sicher, das bisschen Reis, das sie mitgehen lassen würden, hatte sicher seinen Wert für ein paar Leute, aber ihn selbst lockte ein anderer Preis. Aber das musste sein Gegenüber ja noch nicht wissen.

    "Aye, Herr", antwortete er also brav und ließ sich auf dem dargebotenen Stuhl nieder. "Ich bin geboren und aufgewachsen hier. Mein Name ist Marcus. Ich stamme aus der Subura. Du siehst, Herr, ich bin bedürftig, denn ich besitze kein Heim und mein Name wird sich auf keiner Liste finden. Ich hatte gehofft, hier Verständnis und Hilfe zu finden."

    Na hoffentlich zog die Masche. Die Paragraphenreiter mochten schließlich ihre Regeln. Aber eine Abfuhr würde sein schlechtes Gewissen mindern, den feinen Pinkel auszurauben, von daher hatte es nur positives.

  • Ehrerbietig, aber eindeutig unbedarft und eher schlichten Verstandes; Saturninus seufzte leicht, legte weg, was er gerade tat und wandte sich dem Besucher zu.

    Alles zu erklären würde etwas dauern.

    " Wenn du Römer bist, musst du mich nicht mit Herr ansprechen. Nenne mich Procurator. Und die Annona steht überhaupt nur römischen Bürgern zu. Niemandem anderen, auch wenn er noch so hungrig ist. Entweder stehst du bereits auf meiner Liste oder du musst mir dein Bürgerrecht mit einer beglaubigten Abschrift beweisen. Marcus genügt nicht, ich brauche deinen Gentilnamen. Wie heißt deine Familie?"

    Verständnis und Hilfe, das war so eine Sache. Saturninus war in erster Linie Bürokrat. Durchaus hilfsbereit, aber alles musste seine Ordnung haben. Da konnte ja jeder kommen:

    "Desweiteren musst du einen eigenen Hausstand haben. Wenn du noch bei deinen Eltern wohnst, soll dein Vater dich mitversorgen. Bist du des Lesens bewandert? In diesem Fall könntest du die Liste selbst durchschauen, ob du bereits draufstehst? "

    Arbeit an die Bittsteller selbst zu delegieren war eine Sache, die er recht gut konnte.

  • Quintus bemerkte wohl, dass der verehrte Procurator ihn für ein einfaches Gemüt zu halten schien.

    Na gut, er war ja auch dumm.

    Dennoch gefiel ihm der Tonfall nicht und fühlte sich schon weitaus weniger schlecht (nicht, dass er Gewissensbisse gehabt hätte) dabei, diesen Geldsack um ein paar wertvolle Stücke zu erleichtern.

    "Aurelius", erklärte er nach der Frage nach seinem vollen Namen. "Marcus Aurelius. Und mein Vater ist abgehauen, als ich klein war, meine Mutter tot. Damit habe ich wohl einen eigenen Hausstand, oh Herr, auch wenn ich kein Haus besitze."

    Was für ein verkacktes System. Was glaubte dieser Einfaltspinsel denn, wie viele gebürtige Römer aus der Subura nicht ihren Nachweis erbringen konnten? Diese Idioten wussten doch von der halben römischen Bevölkerung gar nicht, dass sie existierte...

    "Bedaure, kann nicht lesen." Nun, das war zur Abwechslung mal die Wahrheit...

  • Aurelius? Die Aurelier waren in Roma wohlbekannt, die waren hochpatrizisch. Aber der Bursche hier hatte bestimmt nichts mit diesen Aureliern zu tun; Saturninus fragte sich, wie dieser Marcus an diesen Familiennamen gekommen war. Vielleicht stammte er aus einer Brut ehemaliger aurelischer Sklaven. Aber die waren meist nicht so heruntergekommen wie der vor ihm Sitzende.


    Saturninus schaute in seiner Kartei unter A wie >A bove maiore discat arare minor.*< und Tribus Suburana nach, aber da gab es nur einen Marcus, der hieß aber nicht Aurelius, und tatsächlich einen Aurelius, der war aber vierundsiebzig Jahre alt.

    "Du stehst hier nirgends. Und bewiesen hast du mir auch nichts.", sagte er streng:

    "Begib dich zum Tabularium und hole dir da den Nachweis, dass du das Bürgerrecht hast. Dann kommst du wieder, ich trage dich ein, gebe dir deine Tessera, die dich berechtigt und du kannst dir deine Getreideration und das Öl abholen. Die Wertmarken sind in diesem Monat besonders schön.Auf der Rückseite ist Werbung darauf für die Gladiatorenspiele, die Ludi Plebi am ersten November."

    Diese Werbeaktion war Saturninus Idee gewesen, daher erwähnte er sie:

    "Solange kann ich nichts für dich tun, Marcus Aurelius. Verschwinde also. Es warten noch andere Leute vor der Porta"

    Der Ton von Saturninus wurde entschieden unfreundlicher, und er machte eine beiläufige Handbewegung, als wolle er den jungen Mann wie eine lästige Fliege verjagen.


    Aber ganz herzlos war er nicht. Saturninus bückte sich und holte etwas umständlich seinen Beutel mit Kleingeld unter dem Schreibtisch hervor. Er ließ zwei Asse über den Tisch rollen, Kupfermünzen. Der junge Mann hatte gesagt, er habe Hunger.

    Damit konnte er sich in irgendeiner Kaschemme in der Subura einen Teller Gemüsesuppe kaufen, und ihn, den Ritter Saturninus, erstmal in Ruhe lassen.


    Sim-Off:

    * Vom älteren Ochsen lerne der jüngere pflügen

  • Und er fand sich wieder auf der Straße. Abgefertigt und verhöhnt, so kam es ihm vor. Dieser arrogante Kerl hatte ihn behandelt wie Dreck und sich damit als nur einer von vielen Möchtegern-Wohltäter erwiesen. Pah, er hatte genug davon. Mit grimmiger Miene betrachtete er die beiden kleinen Kupfermünzen, die ihm der Emporkömmling in die Hand gedrückt hatte. Hätte er seinen echten Namen angegeben, ihn hätte dieser sentina ebensowenig gefunden.

    "Hey", grüßte er seine beiden Kumpane. "Habt ihr einen Weg ins Lager gefunden?"

    "Das kriegen wir hin", ließ der erste verlauten, ein Junge, der ebenso aus der Subura stammte. "Drei, vier Säcke schaffen wir in jedem Fall hinaus. Wie hat es bei dir ausgesehen?"

    "Der Scheißkerl hatte ein paar hübsche Spielsachen da oben in seiner Schreibstube", grinste Quintus. "Besonders zwei goldene Statuetten von irgendeinem Flittchen. Ich glaube, die würde er vermissen, sie waren jedenfalls hübsch fein poliert. Ich will, dass dieser Phallus auf zwei Beinen richtig ausgenommen wird."

    "Großartig!"

    "Perfekt. Dann sollten wir uns mal daran machen, diese Arschlöcher auszutricksen. Ich schlage vor, wir warten bis zum Abend."
    "Weniger Wachen werden dann nicht da sein."

    "Aber weniger Zivilisten. Jeder Zeuge weniger ist ein Fortschritt."

    "Dann also heute Abend. Klingt gut."

  • Der Plan war einfach: Am Abend, wenn keine Besucher mehr das Officium mit ihrer Anwesenheit beehren und sie stören würden, würden die drei jungen Männer einsteigen. Zwei in den Lagerraum und einer in das Büro. Sie würden Reis in rauen Mengen und eine hübsche Stange Geld und wertvolle Schätze mitnehmen und diesem arroganten Scheißkerl eine gehörige Lektion erteilen.

    Quintus, als ein geborener Kletterer, würde die Wand des Officiums erklimmen und durch das Außenfenster hinein klettern. Von innen würde er den Weg zum Büro finden.

    Die letzten Stunden hatten sie damit verbracht, um das Gebäude herum zu spionieren und zu schnüffeln, die Positionen der Wachmänner auswendig zu lernen und sich die Rotation ihrer Rundgänge einzuprägen. Diebstähle, Einbrüche, das alles war harte Arbeit und hatte nur selten etwas mit Improvisation zu tun. Oft mussten sie bis ins letzte Detail geplant sein, damit es keinen Ärger gab. Und meistens gab es dann doch welchen.


    "Jetzt", sagte er. Der Wachmann, der bereits seit zwei Stunden immer dieselbe Route beschritt, war nun um die Ecke des Gebäudes gebogen. Er nahm Anlauf und sprintete auf die Wand zu und ergriff den Türrahmen, an dem er sich hoch zog. Das Ziel war das Dach des Gebäudes. Dort würde er ausharren, bis der nächste Rundgang vorbei war und dann durch ein Fenster einsteigen.


    Das Ganze dauerte noch etwa fünfzehn Minuten. Doch er schaffte es unbehelligt in die Stube, in welcher ihn dieser Hornochse heute Mittag abgewiesen hatte. Vorwitzig und um ihm eine Idee zu geben, was hier passiert war, ließ er die beiden Münzen, die ihm ausgehändigt worden waren, auf den Tisch fallen und sammelte ohne viel Federlesen die Statuetten ein, die er in einem Beutel aufbewahrte, der an einem Riemen über seiner Schulter hing. Auch die Kasse wollte geplündert werden. Hach, es war ein schöner Tag!

  • Das Alltagsleben römischer Berufssoldaten war oft eintönig und monoton, ja die Soldaten erlebten während ihrer gesamten Dienstzeit keinen einzigen Kampf. Schaut euch nur die Aufzeichnungen der Tätigkeiten an, die geben einen tiefen Einblick in den alltäglichen Dienstbetrieb des römischen Militärs zu.

    Torposten, Bäder, Patrouille, so lauten die Vermerke für den Urbaner L. Sextilius Germanus im Dienstplan für die ersten zehn Tage im Oktober eines Jahres. Ja langweilig und jetzt auch noch Nachtdienst. Aber was sollte man machen Dienst war eben dienst und so gingen er und seine 5 Kameraden eben Streife. Sie kamen gerade am Officium des Procurator Annonae, als sie einen Geräusch wahrnahmen. „Wartemal Jungs was war das?“ Sie sahen sich um und konnten nichts sehen. „Wir gehen rein und durchsuchend das Gebäude.“ Zweimann Trupps bilden und durchsuchen.“ Befahl Sextilius den Männer. Sie schwärmten aus und begannen mit ihrer Durchsuchung des Gebäudes.

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  • Natürlich waren die Gebäudewachen von dem plötzlichen Auftreten der Cohortes überhaupt nicht begeistert, doch wussten sie es besser, als den gestandenen Soldaten im Weg zu stehen, als diese lautstark Einlass in das Gebäude verlangten.

    Glücklicherweise waren die Männer laut genug, dass selbst Quintus sie die Treppe hochkommen hörte, der mit dem Kopf ziemlich tief in Sachen steckte, die ihn nichts angingen. Er beschloss, noch einige Listen mitgehen zu lassen, nur so zum Spaß und um dem kostbaren Herrn Procurator höllische Kopfschmerzen zu bereiten. Doch als ihm klar war, dass ihm die Zeit wegblieb, riss er so viele der kostbaren Papiere an sich, wie er tragen konnte und hüpfte zurück zum Fenster - gerade als die Tür zum Büro aufschlug.

    Einige Sekunden starrten sie einander nur an, der Dieb und der Soldat, als sei dies alles eine völlig abwegige Komödie. Quintus fand als erster seine Stimme wieder.

    "Das, äh, ist überhaupt nicht so, wie es aussieht."

    Es war genauso, wie es aussah.

    Sobald er sah, wie sich die Männer in Bewegung setzten, war Quintus durch das Fenster. In einem eleganten Bogen zog er sich auf das Dach hinauf (und verlor einige der Listen während dieses Prozesses) und lief hastig über selbiges auf die andere Seite des Gebäudes. Diese gepanzerten Schwachköpfe würden ihm niemals durch dieses Fenster folgen können und wenn sie Bögen dabeihatten, wollte er lieber aus der Schusslinie bleiben. Auf der Rückseite konnte er bequem hinuntersteigen und verschwinden. Oh, hoffentlich hatten seine Kumpane es ebenso rausgeschafft...

  • Die Durchsuchung schritt voran. Als er nun einen Tür öffnete starrte er einen jungen Mann an und dieser ihn. Es ist nicht so wie es aussieht? Ne schon klar der wollte hier nur sauber machen. Eher er aber reagieren konnte war der Kerl durch Fenster verschwunden. „Verdammte Scheiße!“ er rannte zum Fenster und brüllte dann seinen Kameraden zu. „Hier haut einer übers Dach ab, der hat Dokumente gestohlen.“Das war ja mal eine große Scheiße, jetzt würden sie auch noch rausbekommen müssen, was hier abhandengekommen ist. „Wir haben zwei geschnappt.“ kam es da gerade von den anderen. Na zum Glück wenigstens das. „Bringst sie Carcer und dann kriegen wir aus denen aus, wer der dritte im Bunde war! Vorm Gebäude sammeln und abrücken.“ So viel zum Thema ruhige Nachtschicht. Aber gut, er würde aus den beiden schon herausbekommen, wer die Katze war, die übers Dach geflüchtet und sich der gerechte starfe entzogen hatte. Sie rückten ab und hatte die zwei Unglücklichen im Schlepptau.

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  • Als Saturninus von der Salutatio zur Basilica Iulia kam, merkte er gleich, dass etwas anders war als sonst. Einer der Apparitores, der Scriba Volusius Pansa kam auch schon heran, und entgegen seiner sonst schnippischen Art wirkte er kleinlaut:

    "Wir hatten einen Einbruch, Procurator. Fehlen ein paar Säcke und..."

    "Und was?", fragte Saturninus. Er traute seinen Ohren nicht.

    "Och, die Urbaner haben zwei der Einbrecher erwischt. Die sind schon Futter für den Orcus.", sagte Volusius: "Nur - Sie waren auch in deinem Officium... besonders in deinem..."

    Weiter kam er nicht, denn Saturninus schonb ihn zur Seite und rannte mit wehender Toga in sein Officium. Was er da sah, stellte ihm die Nackenhaare auf:

    Die Kasse fehlte. Die Papyri mit den Berechtigtenlisten waren durcheinander gebracht - wer wußte, ob noch alles vollständig war?

    Saturninus schaute sie hastig durch, und nein, sie waren nicht vollständig, er fand die Berechtigten zwischen Pupius und Rutilius nicht, und der kalte Schweiß brach ihm aus.

    Er ließ sich in seinen Sessel sinken und starrte auf den in völliger Unordnung geratenen Schreibtisch. Er sah nach links und nach rechts. Da herrschte eine ungewöhnliche Leere: Die GÖTTINNEN! DIE ANNONAE ! Die goldenen Figurinen , die eine mit dem Füllhorn, die andere mit dem Getreidescheffel.

    Sie waren weg.

    Saturninus sprang auf wie von der Tarantel gestochen: Das war kein Diebstahl mehr, nicht einmal nur mehr ein Angriff auf Staatseigentum, das war Frevel gegen die Götter! Wer das auch immer getan hatte, das Kreuz war noch viel zu gut für den!


    Er stützte sich auf und seine Hand streifte eine Kupfermünze, die zu Boden fiel, dann noch eine Münze. Zwei Kupfermünzen. Saturninus runzelte die Stirn und überlegte. Etwas dämmerte ihm: Ein junges Gesicht, ein junger Mann, der nicht bewiesen hatte, dass er Römer war, blondes Haar. Saturninus hatte ihn fortgeschickt und ihm zwei Kupfermünzen für Suppe mitgegeben.


    Und ein Name kam ihm in den Sinn: Marcus Aurelius aus der Subura....


    Saturninus musste umbedingt mit seinem Patron sprechen. Und mit den Urbanern.

  • Mein neuer Freund und Unterstützer hatte mir einen Nachricht zukommen lassen. Nun da die Tage ein wenig ruhiger wurden, da für die Beisetzung alles organisiert war und ich eh in der Nähe zu tun hatte, wollte ich ihm in seinem Officium einen Besuch abstatten und mich zum einen bedanken und zum anderen besprechen, wie seine Unterstützung im Wahlkampf aussehen könnte.

    So ließ ich mich in sein Officium führe und begrüßte ihn. „Salve Saturninus. Ich hoffe ich komme nicht ungelegen?“ Fragte ich der Höflichkeit halber. „Ich war gerade in der Gegend und da dachte ich mir, ich schau mal rein und sehe ob du ein wenig deiner Zeit für mich übrig hast.“

  • Saturninus erhob sich, und erfreut fasste er den alten Studienfreund am Unterarm: "Salve Rufio, du kommst doch nie ungelegen", sagte er herzlich:

    "Bitte nimm Platz. Was führt dich zu mir?" Er hatte ihm politische Hilfe angeboten und das ernst gemeint. Er schätzte Rufio sehr; besonders dass er ihm gegenüber, dem noch recht neuen Ritter nicht arrogant war. (Saturninus dagegen benahm sich selbst Untergebenen und Standesniedrigeren gegenüber gerne arrogant; warum das so war, hatte er noch nicht analysiert.)

    Einer der Servi Publici trat nahezu geräuschlos ein, und stellte eine Schale mit salzigem Gebäck auf den Tisch, dann wartete er mit Wasser und Wein, falls der Procurator oder sein Gast bedient werden wollten.

  • „Das freut mich zu hören.“ Sagte ich während ich den Unterarm meines Gegenübers ergriff. Ich nahm den angebotenen Platz wahr und nachdem ich mich gesetzt hatte. Lachte ich leise. „Nun zum einen bin ich hier, weil man Freundschaften schließlich pflegt.“ Ich deutete auf den Wein. „Und zum anderen wollte ich sehen, welchen wein du hier deinen Gästen servierst.“ fügte ich mit einem Grinsen hinzu. „Aber eigentlich bin ich hier um mich zu bedanken, dass du mir deinen Unterstützung angeboten hast und um zu besprechen, wie wir diese Unterstützung angehen beziehungsweise sie umsetzten. Aber bevor wir zum geschäftlichen kommen. Sag mir, wie geht es dir? Was macht die Brautschau und das Liebesleben?“

  • "Den Wein habe ich nicht verbrochen. Irgendein Hausmeister bestellt ihn, und so wie er schmeckt, glaube ich, er verabscheut mich.", wehrte Saturninus lachend ab:

    "Ihr Pontifices habt entschieden den besseren Amphorenvorrat.
    Nun die Brautschau geht bald los, ich werde mich mit der Tochter des Eques Stallius verloben. Mein Patron Tiberius Caudex hat mich dankenswerterweise mit ihm bekannt gemacht.
    "
    , er ging davon aus, dass das klappte. Mit dem Vater würde er sich schon einig werden, und die junge Stallia war viel zu wohlerzogen, um sich einem Wunsch des Vaters zu widersetzen. Dennoch war ihm mulmig zumute, denn schließlich war das ein neuer Lebensabschnitt:

    "Und wie geht es deiner Gattin, der edlen Claudia Agrippina?", er kannte die junge Matrona von den Spielen und vom Sklavenmarkt, und fand sie in allen Ehren ganz reizend:

    "Ja, natürlich, ich unterstütze Dich gerne. Und ich hätte auch schon eine Idee für deine Wahlwerbung, wenn Du sie dir anhören magst. "

  • Ich lachte und nahm mir einen Becher von dem Wein. „Ich muss dir Recht geben, wer auch immer ad Zeug einkauft hat keine Ahnung von Wein.“ Sagte ich und nahm mir vor meinem Freund ein paar Krüge guten Weines zukommen zu lassen. „Stallius? Ist das nicht ein Händler?“ Ich meinte den Namen schon mal gehört zu haben. „Wenn der Tiberii der ja dein Patron ist ihn dir vorgestellt hat nehme ich mal an, dass dies eine vorteilhafte Verbindung sein wird.“ Ja ich ging davon aus, dass der Tiberii seinem Klienten keinen Blödsinn vorschlagen würde, sondern sehr wohl auf einen gute vorteilhafte Verbindung wert legen würde. „Meiner Frau geht es gut.“ Ich beugte mich etwas vor und sprach etwas leiser. „Wir hegen die Hoffnung, dass wir bald bekannt geben können, dass sie meinen Erben unter ihrem Herzen trägt.“ Sagte ich und ein kleines Lächeln zierte mein Gesicht, denn natürlich kannte ich die Gerüchte die zwischen Unfruchtbarkeit meiner Frau und Zeugungsunfähigkeit meinerseits schwankten.

    Ich lehnte mich etwas zurück und sah Staurninus nun interessiert an. „Ich bin sehr neugierig, welche Idee du hast.“ Sagte ich trank einen kleine Schluck des Weines und sah Saturninus erwartungsvoll an.

  • "Das würde mich für Dich freuen für dich, mein Rufio. Ein Mann braucht einen Erben.", sagte Saturninus und lächelte zurück. Er hatte Gerüchte gehört, dass keine aurelische Sklavin vor Rufio sicher und dass er selbst mit außergewöhnlicher Virilität gesegnet war. Das der Furius nicht enthustiastischer wurde, lag an seiner Scheu, Unglück auf den Freund zu ziehen, wenn man zu sehr etwas pries, was noch nicht geschehen war:


    "Jeden Monat werden für den Bezug der Cura Annonae tönerne Wertmarken an römische Familien verteilt.", sprach Saturninus:

    "Auf der Vorderseite steht der Name der zuständigen Verteilungsstelle, die Rückseite ist meist unbeschrieben. Ich habe auf der Rückseite zuweilen Bilder von Spektakeln und Einladungen zu den Ludi anbringen lassen. Eine vorzügliche Werbung, die viele Leser unter den Plebejern findet. "


    Saturninus zog eine der entsprechenden Tesserae, die er benutzt hatte, um für die Spiele seines Patrons zu werben, hervor und legte sie auf den Tisch:


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    "Bei dir habe ich allerdings etwas anderes geplant, denn du weißt ja sicher, dass unser verehrter Caesar Augustus selbst in der Cura Annonae eine seiner vornehmsten Pflichten sieht. Außerdem ist sie ein Garant seiner Popularität bei den einfachen Bürgern.

    Eine direkte Werbung für deine Wahl würde eventuell den falschen Eindruck erwecken, dass du mit dem Kaiser irgendwie in Konkurrenz treten möchtest.

    Der Caesar Augustus ist zwar, so viel ich weiß, kein eifersüchtiger Mann, aber dieses Missverständnis würde ich vermeiden wollen."


    In früheren Zeiten war man schon für viel weniger in den Verdacht gekommen, nach dem Thron zu streben.


    "Ich würde also vorschlagen, dass wir an der Statio Annonae am Austeilungstag zusätzlich Tesserae verteilen, die Lose für eine Lotterie darstellen, die am Ende des Tages stattfindet. Die Preise müsstest du stiften, und ich besorge eine Jungfrau, die die Lose zieht - unter deinem Dach gibt es ja keine mehr", Saturninus grinste, das war ein Witz:

    "Ich dachte an Folgendes. Auf der Vorderseite der Tessera eine Nummer und die Aufschrift: JEDER GEWINNT! , auf der Rückseite folgender Text:


    Aurelius Rufio zum Tresvir Capitales !


    D. R. PUB. O. V. F*"



    ,er machte nun ein geheimnisvolles Gesicht:

    "Der Clou des Ganzen ist eben : Jeder, wirklich jeder gewinnt eine Kleinigkeit. Um zu vermeiden, dass die Verlierer auf dich wütend werden. Und um noch einmal symbolisch zu bekräftigen, dass deine Wahl auf alle Fälle einen Gewinn für die Bürgerschaft darstellt.
    Was hälst du davon, Aurelius Rufio?
    "
    ,

    Saturninus war gespannt, ob Rufio sein Vorschlag zusagen würde. Hätte er eine anderen Einfall oder Wunsch, würde er ihn abändern; da war der Furius flexibel. Es ging gerade nicht um ihn, es ging um Rufio. Eines Tages würde es um ihn gehen, dann würde der Aurelier ihm genauso beistehen.



    Sim-Off:

    * d(ignus) r(ei) pub(licae) o(ro) v(os) f(aciatis) = Er ist würdig, die öffentliche Interessen zu vertreten. Ich bitte euch, ihr möget ihn wählen.