[CUBICULUM HOSPITALE]

  • Tablinum>>>

    Der halbwüchsige Botenjunge hatte mich in das Gästezimmer geführt. Kurze Zeit später wurden mir ein Teller mit Brot, Käse und Oliven sowie Wein und Wasser von einer Sklavin gebracht, ich bedankte mich und aß etwas, obwohl ich nun merkte, wie mich die Müdigkeit überkam.

    Ich legte mich auf das Bett und sah einer kleinen Spinne zu, die unermüdlich an ihrem Netz webte.

    "Kleine Weberin", flüsterte ich, und während ich sie beobachtete, schlief ich gleich ein.

    Ich träumte von meiner Stella. Sie stand am Strand, hatte die Hand über die Augen gelegt und schien nach etwas Ausschau zu halten.

    Ich ging zu ihr hin: "Stella!", rief ich: "Fridila!" Da sah sie mich an, und während sie mich ansah, fielen die goldenen Strahlen der Sonne auf sie und hüllten sie in hellen Schein. Ich fasste nach ihr.... und weg war sie, und ich erwachte.

    Ich war alleine. Sieben Tagesreisen wie ein Reiter reitet war ich von meiner Fridila entfernt. Auch sie war allein. Dieser Gedanke bedrückte mich fast noch mehr als meine Einsamkeit. Mir fiel ein Lied ein, welches meine Mutter gesungen hatte, es handelte von der Sehnsucht einer Liebenden, die von ihrem Friudel getrennt worden war:


    Ein grauer kalter Tag ist es.

    Er ist auch kalt und grau für Thusnelda,

    Segestes' Tochter

    die ihr Haar im vollen Becken wäscht.....



    Es war noch hell oder schon wieder, in den Mauern aus Stein wusste ich es nie so genau. Doch die Spinne hatte ihr Netz fertiggewebt. Ich stand auf und wusch mich in der Schüssel, die auf einem Tischchen stand; dann bemerkte ich, dass jemand meine alte Kleidung entsorgt hatte und eine frische Tunika auf einem Hocker lag. Ich hob sie hoch und entdeckte - Hosen, wie wir sie in Germanien trugen. Wie lange hatte ich keine Hosen mehr gesehen. Die Römer nannten sie barbarisch, aber in den nördlichen Provinzen trugen sie sie im Winter auch.

    So fertig, kämmte ich mein Haar und legte es in den Knoten, den ich mir machte, wenn ich zu arbeiten hatte. Denn nun schaute ich aus dem Fenster und erkannte am Stand der Sonne die Tageszeit. Meine neue Domina hatte mir gesagt, ich solle am Morgen in das Tablinum zurück kommen, da sie Arbeit für mich hätte, und ich beeilte mich nun, einen Schluck Wasser zu trinken und etwas zu essen, denn ja, es war bereits der nächste Morgen, die Stunde des Sonnenaufgangs.

    Dann trat ich aus dem Zimmer.

    Ich hatte mir gemerkt, dass das Tablinum am Nordende des ersten Peristyl lag und somit machte ich mich auf den Weg dahin.