Nachdem er informiert worden war, dass sein Gast in Kürze eintraf, hatte Sextus sich noch schnell einigermaßen repräsentabel gemacht. Toga würde er in seinem eigenen Heim nicht anlegen für eine Bittstellerin, aber er hatte noch eine etwas modischere Tunika gewählt, ehe er ins Atrium gegangen war. Er fragte nicht nach, ob alles für den Gast vorbereitet worden war, er ging schlicht und ergreifend davon aus, dass alles entsprechend hergerichtet worden war. Es war ja nicht das erste Mal, dass in der Villa Gäste empfangen wurden. Selbst in den Wirren des Aufstandes hatte es funktioniert, die geflohenen Tiberier damals adäquat aufzunehmen, dann sollte dies mit mehreren Stunden Vorlauf auch bei einer einzelnen Cornelia möglich sein.
Und so wartete er im Atrium, als besagte Cornelia hereingeführt worden war. Sextus war positiv überrascht, da er mit einer ältlichen Matrone mit zu viel Fett auf den Rippen gerechnet hatte. Aber die Dame, die sich der Freundschaft seines Vetters in Mantua wohl versichert hatte, war jung, hübsch, blond und schlank. Definitiv eine Verbesserung zu seiner Vorstellung, auch wenn er sich selbstverständlich nichts davon anmerken ließ.
Ruhig trat er auf die Cornelia zu mit einer einladenden Geste ihr die Hände entgegenhaltend, so dass sie sie ergreifen konnte zur Begrüßung. "Cornelia, sei willkommen in der Villa Aurelia. Ich hoffe, die Umstände, die dich hier her führen, sind nicht zu schrecklich? Dein Schreiben lässt dramatisches erahnen?" heuchelte er auch gleich ein wenig Sorge, wobei sich dahinter eigentlich eher die Frage verbarg, in welche Tragödie er sich aus Höflichkeit gerade hineinziehen ließ. Er hatte nicht vor, in einem Verwandtschaftsstreit der Cornelier Partei zu ergreifen und wünschte auch eindeutig nicht, in fremde Angelegenheiten mehr als unbedingt nötig verstrickt zu werden.