[Via Nomentana] Die Waisenmädchen der Kaiserin Valeria Sorana und die Wand der edlen Spender


  • Puellae Valerianae

    Ein Heim für verwaiste junge Römerinnen, die hier zu guten Bürgerinnen erzogen werden sollen.


    Das zweistöckige Haus hat ein Officium, Lagerräume, ein Balneum, eine Culina, sogar ein Gästezimmer und ein großer Raum für Unterricht.

    Der große Salon trägt den Namen Tiberia Phila nach der Tochter des Tiberius Caudex, einem der großzügigsten Spender.

    Außerdem gibt es einen kleinen Hortus und in der oberen Etage liegen vier geräumige Schlafzimmer.

    Die Culina besitzt einen Wasseranschluss. Durch eine Öffnung in der Wand und eine Schwenkvorrichtung kann Wasser ins Balneum umgeleitet werden. Über den Hortus kommt man zur Befeuerung des Hypokaustum.


    Hier leben unter der Leitung der früheren Lehrerin der verehrten Augusta Rabonia Penna die Mädchen, ihre Lehrerinnen und einige Sklavinnen.


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  • An dieser Wand werden diejenigen Wohltäter verewigt, die das Projekt mit Leben und ihren Spenden erfüllen, möge sie Inspiration für andere sein:


    VALERIA SORANA AUGUSTA

    CLAUDIA MARCELLA

    NERO TIBERIUS CAUDEX

    AURELIA CORVINA

    LUCIUS CLAUDIUS CALVUS

    FLAVIA DOMITILLA

    CLAUDIA AGRIPPINA

    CURTIA MINOR

    DUCCIA CLARA

    AULUS FURIUS SATURNINUS


    *

    Sim-Off:

    * Fortsetzung folgt

  • Die war also das Haus, welches bald die jungen Mädchen ohne Eltern beherbergen sollte. Ich sah mich um. Es war großzügig und was ich bisher gesehen hatte zeugte von Freundlichkeit. Ich sah mich um und nachdem wir den Raum erreicht hatte in welchem das Mosaik angebracht werden sollte. Stand ich für der Wand. Ich betrachtete den Lichteinfall, der auf die Wand traf. Ich schloss kurz die Augen und stellte mir die jungen Mädchen vor, die hier unterrichtet werden sollte. Jene armen Geschöpfe, die keine Eltern mehr hatten. Natürlich tauchte Kara vor meinem inneren Augen auf. Sie war auch so ein Mädchen, eines das nicht nur keine Eltern hatte sondern auch noch ausgesetzt worden war. Ich stellte mir vor wie es für sie gewesen wäre, wenn es für sie schon so ein Haus gegeben hätte. So setzt ich mich nun der Wand gegenüber und holte ein älteres Blatt hervor. Ich nutze gern abgegriffene Blätter für Skizzen und fing an jene Idee die mir gerade durch den Kopf schwirrte aufzumalen. Denn ja, Kara wäre vielleicht glücklicher und unbeschwerter, wenn sie ein solches Zu Hause gehabt hätte.

    Ich brauchte nicht lange und schon konnte man erste Strukturen erkennen, die ich mit Kohle skizzierte. Ja meine Idee nahm Gestalt an und ich verlor mich ganz und gar in der Erstellung der Zeichnung.


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  • Tiberios hatte sich anfangs etwas schlecht gefühlt, weil er Flamma die Wahl hatte überlassen wollen, ob er den Auftrag zur Gestaltung des Waisenhauses überhaupt annehmen wollte. Das hatte er auch in seinem Brief geschrieben. Zeichnen, die eigene Seele durch den Stift ausdrücken, das war nichts, was zu Abmühen und Arbeit hinabgewürdigt werden sollte.

    "Ich hoffe, du möchtest auch gerne etwas entwerfen. Es hätte keine ...keine Sklavenarbeit sein sollen. Ich glaube ich habe zu viel herumerzählt, wie begabt du bist", entschuldigte sich Tiberios:

    "Ich war zu begeistert, fürchte ich."

    Das Gebäude selbst war im Umbau, aber sie waren angemeldet, und Tiberios trug seinen Titulus mit seiner Vollmacht als Institor Negotii. Der Grieche nahm sein Faltmaß heraus und begann die Wand abzumessen, dann aber faltete er den Zollstock zusammen und legte ihn auf den Boden. Das hatte Zeit.


    Denn Flamma stand ganz still da und hielt die Augen geschlossen. Etwas sah er in seinem Geist. Dann holte er Blätter und Kohle und begann zu skizzieren.

    Tiberios betrachtete ihn, wie seine Hand über den Papyrus flog, sein konzentriertes Gesicht, wie er ganz und gar bei der Sache war. Das Tageslicht, welches durch das Fenster hineinströmte, malte rötliche Reflexe auf sein langes, dunkles Haar.


    Zwei Arbeiter wollten lachend einen Eimer Farbe durch den Raum tragen, aber der Furiersklave trat ihnen in den Weg, schüttelte den Kopf:

    "Jetzt nicht bitte", sagte er so drängend, dass die Männer einen anderen Weg nahmen.


    Tiberios hielt den Atem an, er wagte es nicht, sich zu nähern. Flamma zeichnete. Er war ganz bei sich. Das erste Mal seit langem zeigte er jene in sich ruhende Fokusiertheit, die der Grieche so bemerkenswert fand.

  • Ja ich sah sie die tanzenden Göttinnen die zur Musik der Harfe auf Erden tanzten. Ich sah eben jenen kleinen Amor, der für die Liebe unter den Menschen sorgte. Liebe war es was ich jedes Junge Mädchen so sehr wünschte und sich sah ihn den Obersten aller Götter, wie er in einem prachtvollen Streitwagen über dem Himmel ritt. Mit jedem weiteren Strich würde es deutlicher und auch den Kaiser und die Kaiserin vergaß ich nicht sie wurden auf einer Statue mit ihrem Konterfei verewigt. Der steinerne Sockel so geformt als hielten sie sich an den Händen, für ewig verbunden. Ob ich damit nun das Kaiserpaar meinte oder es mein unterbewusster Wunsch war für immer mit Kara zusammen zu sein, wer konnte das schon sagen. Nach einer Weile blickte ich auf und bemerkte erst jetzt die Stille um mich herum. Ich rieb mir kurz über das Gesicht und suchte nach Tiberios. Als ich ihn erblickte, streckte ich ihm das Bltte entgegen. „Was hältst du davon?“ fragte ich ihn. Denn ja zum einen war mir seine Meinung wichtig und zum anderen kannte er seinen Dominus besser als ich und wusste was diesem gefallen würde. Immerhin bezahlte er das ganze hier.

  • Tiberios nahm das Blatt und betrachtete es; das Gemälde strahlte eine Freude aus, als sei es während einer unschuldigeren Zeit als die, in der sie lebten, entstanden; Göttinnen oder waren es Nymphen?, tanzten zum Harfenspiel, zwei kleine Eroten waren dabei, Vater Zeus fuhr über den Himmel und selbst der Augustus und die Augusta waren als Plastiken Kopf an Kopf zu sehen, in einer Landschaft, die einer Hirtendichtung entsprungen schien..

    Der Grieche betrachtete es lange: "Bezaubernd, Flamma, diese bukolische Heiterkeit ", sagte er dann: "Die jungen Mädchen werden wohl oft davor sitzen und von der Liebe träumen - auch wenn sie von ihren Lehrerinnen zu nützlichem Tagewerk gerufen werden. Bitte berate mich bei den Mosaikfarben , diese besondere Atmosphäre möchte ich nicht zerstören. Heute kommen wir nicht mehr dazu, doch für Morgen möchte ich Dominus Aulus fragen... ",

    er machte eine rasche Bewegung:

    "Wenn du willst, Flamma, begleite mich in die Werkstatt. Nur wenn du willst. Zwischen uns soll es keinen Zwang oder Verpflichtung geben. Wenn du keine Lust hast, so sag mir es bitte. Ich bin dir nicht böse."

    Wenigstens dort wo ein Sklave frei entscheiden konnte, nämlich bei seinen Freundschaften gleichen Standes, sollte er es tun dürfen.


    Tiberios schaute wieder das Bild an: "Diese Vision ist so lieblich und sanft.", sprach er: "Keiner würde denken, dass es aus einer Hand stammt, die schon so viele Leben nahm. Du bist erstaunlich, Exgladiator Flamma, und ich bin mir nicht sicher, ob deine Kara das überhaupt weiß."

  • Ich blickte gespannt Tiberios an und ein ganz ganz kleines Lächeln umspielte meine Lippen, als er genau den Punkt ansprach, den ich hatte treffen wollen. Ja die jungen Mädchen sollte einen Traum von der Liebe habe. „Ich freue mich das es dir gefällt und natürlich werde ich dich mit den Farben beraten. Sie sollten nicht zu aufdringlich sein. Blau, Grün, ein weiches Rot für die Kleider der Frauen. Etwas Gold, dass die Sonnenstrahlen symbolisiert auf welchem der göttlich Streitwagen fährt....“ Ja ich sah das Bild in all seien Farben vor mir und natürlich würde ich meine Freund dahingehend beraten. „Ich würde dich gern zur Werkstatt begleiten, aber ich muss den Dominus bei seiner Arbeit abholen. Vielleicht schaffen wir das morgen?“

    Dann aber zuckte ich mit den Schultern. „Kämpfen Tiberios, kämpfen kannst du jedem lernen. Kämpfen ist nichts was man mit dem Herzen tut.“ Ich zeigte auf das Bild. „Das dort jedoch kommt von hier.“ Ich deutete auf die Stelle wo mein Herz saß, denn ja die Zeichnungen kamen von Herzen und waren ein Teil meiner Seele die ich damit offenbarte.

  • "Wann immer Du Zeit findest...Ja, du hast Recht, bitte mach dich auf den Weg, Dominus Aulus von seinem Amt abzuholen. Er wartet nur ungern", sagte Tiberios:

    "Genau das meinte ich, Flamma, als Künstler zeigst Du etwas von deinem Herzen - deinem mitfühlenden Herzen. Du hast Mitgefühl mit den jungen Waisenmädchen. Die Jahre im Ludus hätten vielleicht aus einem anderen einen grausamen Mann gemacht, der Schwächere nur verachtet. Du bist nicht so geworden. Gerade daher bin ich mir sicher, dass Du nie einen anderen Menschen willkürlich verletzen würdest", ihm gingen viele Gedanken im Kopf herum.

    Er hätte seinen Freund gerne wieder so glücklich gesehen wie an seinem Hochzeitstag.

    Er selbst wäre fähig gewesen, Flamma zu lieben, an seiner Seite zu sein und ihn zu ermuntern, der Welt zu zeigen, was in ihm steckte.

    In seiner Vorstellungswelt konnte überhaupt nur ein Mann einen anderen mit tiefstem Verständnis lieben; Tiberios war eros, amor zugeneigt und fand Frauen wunderschön, aber einer Frau, die mit ihm aufrichtige philia teilte, war er bisher nicht über den Weg gelaufen. (Sollte es geschehen, würde er seine These über menschliche Liebe auch wieder ändern, verbohrt war er nicht)

    Doch wie gesagt, Flamma liebte Kara, sie war sein Glück, und weil das so war, wünschte ihm der Grieche, dass er sie zurückgewinnen würde.


    Nun lachte Tiberios und stieß seinen Freund etwas an: "Wir haben Glück, dass die Mädchen noch nicht hier sind, oder? Das Gekreische, wenn die Älteren von ihnen alten Schwarm Flamma erkannt hätten, mag ich mir nicht ausmalen. Aber signieren musst Du dein Werk, da bestehe ich drauf.", er tunkte einen Finger in den weißen Kalk und schrieb auf Griechisch und Latein auf die Wand:


    Φλαμμα ἐποίησεν - Flamma epoíesen - Flamma hat gemacht

  • F Ich nickte und erhob mich. „Dann mach ich mich mal auf den Weg.“ Ja das sollte ich wohl, denn unabhängig davon ob der Furier gern wartete oder nicht, ich wollte schon aus eigenem Antrieb nicht zu spät kommen, so war ich einfach nicht gestrickt. Dann aber schüttelte ich den Kopf. „Ich glaube kaum, dass einer meiner Brüder Schwächere verabscheut.“ Nein das tat wohl keiner von uns. „Denn Tiberios, jeder von uns weiß, wie viel Blut, Schweiß und Tränen es gekostet hat ein solcher Kämpfer zu werden. Die Jahre im Ludus.... nun abseits der Kämpfe... gerade bei uns, weil der Director Bekanntschaften zu sagen wir mal nicht so zivilisierten Römern pflegte, die hätten einen brechen können. Ja aber ich sehe das anders. Ich hätte mit meinem Schicksal hadern können. Ich hätte verzweifeln können, aber so bin ich nun mal nicht. Das Leben hat mir etwas vor die Füße gekotzt, also habe ich die Herausforderung angenommen. Ich hätte als Junge mich auch verkriechen können und wäre wohl ein einfacher Sklave geblieben. Aber ich wurde ein Kämpfer. Und Tiberiso ich wollte nie einer von vielen sein. Nein ich habe länger trainiert, ich habe härter trainiert um nicht einer von ihnen zu werden, sondern um der Beste zu werden.“ Ich sah ihn einen Augenblick lang an und deutete dann auf das Bild und signierte es. „Die Bilder, die Sprachen, das Kämpfen. Ich will immer mein Bestes geben, das hat man mir von klein auf an so beigebracht.“ Ja genau das hatte meine Vater mir beigebracht, das war ja auch der Grund gewesen, warum er mich so jung mit in die Schlacht genommen hatte. Warum ich den Römern mit dem Schwert meines Vaters in der Hand gegenüber getreten bin. Es lag in meinem Blut. Ich nickte zum Ausgang. „Ich werde dann mal los.“

  • Flamma hatte so leidenschaftlich gesprochen, so mit Schwung, und in diesem Moment glich er in nichts weniger dem Mann, der aus Liebe litt, sondern dem, was er hätte sein können oder dem was er schon war.


    Sein Bild signierte er, und Tiberios lächelte ihn strahlend an, und als Flamma ging, um seinen Dienst als Leibwächter zu erfüllen, rief er ihm hinterher: " Bis später. Und hol dir zurück, was dir gehörte, ganz gleich was sie sagen! Jede Herausforderung hast du angenommen, dann nimm auch diese an."


    Dies hier war das Gegenteil von galene, der Gemütsruhe, es war wild, es war Leben, es war das, was den Puls schneller schlagen und das Herz klopfen ließ. Es war auch das Gegenteil von Niedergeschlagenheit. Man riskierte etwas, man liebte und starb, oder man liebte und siegte.


    Tiberios sah Flamma nach und wusste nicht, ob er ihn noch gehört hatte. Er verstaute die Skizze und maß nun bedacht mit seinem Faltmaß, welches er auf den Boden gelegt hatte, die Wand aus.


    aien aristeuein - immer der Beste sein, das war auch griechisch, das verstand Tiberios zu gut, und seine grauen Augen leuchteten vor Stolz über den Freund. Denn auch darum ging es: Sich die Besten zu Freunden zu wählen.

  • Zehn Tage später wurde das Mosaik von einem Werkmeister für den Salon "Tiberia Phila" verlegt:

    Die Überschrift lautete für den Stifter " Furius Saturninus dono dedit ", doch Flamma wurde, wie es Tiberios versprochen hatte, unten rechts für seinen Entwurf als Künstler des Werkes genannt: amīr



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