[Subura] Taverne "Zum blinden Esel" gegenüber der neuen Urbanerstation

  • Hier befindet sich die neu eröffnete

    Taverne "Zum blinden Esel",

    geführt von Nero Helvetius Archias.

    Direkt gegenüber steht eine neue

    Station der Urbaner, die sich zwar

    schon noch in der Subura, jedoch

    ziemlich am Rande des Viertels

    befindet.


    Soldaten von der Station lieben

    es hier ihren Tag in aller Ruhe

    ausklingen zu lassen und zusammen

    einen zu heben.

  • Ein kleines Gespräch


    Die Leute der umliegenden Nachbarschaft hatten es ja schon von Anfang an gesagt gehabt kaum dass der Grundstein der neuen Station der Urbaner vor ein paar Monaten gelegt worden war, dass sich früher oder später findige Unternehmer in der Gegend zeigen würden, um in deren Nähe Geschäfte und Lokalitäten zu eröffnen, die bestmöglich auf die Bedürfnisse der Soldaten zugeschnitten waren, um ihnen so maximal den hart erarbeiteten Sold aus der Tasche zu ziehen und eben jene Leute sollten Recht behalten. Nur wenige Wochen nach der Fertigstellung der Station hatte direkt gegenüber ein, den Nachbarn unbekannter, älterer Herr eine kleine Taverne aufgemacht. Was nur passte besser zu Soldaten als eine gute Taverne, wo sie gerade mal einen Steinwurf von ihrer Kaserne weg den Tag ausklingen und sich mächtig besaufen konnten? Eine Goldgrube, wenn man den Laden richtig führte!


    Dies war jedenfalls die feste Meinung der neuen Nachbarn von Helvetius Archias' Etablissement und gewiss mochte dies einmal der Fall sein, doch dafür war der Blinde Esel nicht eröffnet worden. Um den wahren Grund zu erraten musste man zuerst einmal wissen wer Nero Helvetius Archias überhaupt war.
    Seines Zeichens nämlich einer der großen Unterweltbosse der Subura, der stets unter seinem Decknamen "Corvus", bzw. "die Krähe" zu operieren pflegte. Archias hatte dieses nette kleine Lokal als seine zivile Tarnung und als Horchposten eröffnet, um direkt an der Quelle allen Übels, der von nun an hier stationierten Urbaner, zu sitzen und sie in ihrem Suff so gut es ging unauffällig auszuhorchen und Informationen über die Station und deren Bewohner direkt aus erster Hand zu erhalten. Über ein Jahrzehnt war es still gewesen um das kriminelle Imperium der Krähe, doch in letzter Zeit hatte es von neuem begonnen.


    Die Taverne besaß nicht gerade ein Luxusinterieur, alles war schlicht und rustikal, doch für die Belange der hiesigen Gegend Roms durchaus als solide zu bezeichnen. Es war warm, es zog nicht und es war größenteils sauber. Vermutlich eines der besseren Lokale in der Gegend. So verwunderte es nicht, dass auch die hiesige Zivilbevölkerung schnell das neue Etablissement angenommen hatte. Gerade jetzt ging wieder die Tür auf und im Scheine gleißenden Sonnenlichts betrat ein magerer, ärmlich gekleideter Mann die Schenke. Archias stand gerade hinterm Tresen und wischte Tonbecher. "Ah, Planta mein Freund! Wie schön dich zu sehen! Wieder das übliche?" rief er seinem Stammkunden der ersten Stunde zu, als der Mann zu ihm trat und sich ächzend auf einen Stuhl setzte.


    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. | Sextus Gabinius Planta


    "Ja bitte, eine große kühle Cervisia mit viel Schaum." Archias nickte und legte seinen fertig gewischten Becher beiseite, um Plantas Getränk zu holen. Währenddessen sah dieser sich im Raum um. "Na viele Gäste hast du heute aber nicht. Doch andererseits, wen wundert das schon angesichts der jüngsten Ereignisse." Archias war gerade dabei die Schaumkrone von Plantas' Cervisia zu vollenden, als er ihn fragte: "Was meinst du damit?"
    Bevor er antwortete, sah er sich kurz nochmal um, ob sie belauscht werden würden, ehe er sich etwas vorbeugte und mit gesenkter Stimme sprach: "Es sind wieder Krähenschädel und auf Wände geschmierte rote Schwingen aufgetaucht!" Archias hob eine Braue. Jetzt wurde es interessant, doch natürlich stellte er sich absichtlich unwissend. "So? Und was hat das zu bedeuten?" Plantas' Augen weiteten sich vor Entsetzen, dass Archias augenscheinlich nicht wusste, was dies verhieß. "Aber weißt du das denn nicht? Rote Schwingen an den Wänden und nackte, weiße Schädel von Krähen an einem Tatort, das sind beides Erkennungszeichen der Krähe! Sie ist wieder in Rom!"
    "Alle Achtung! Ich habe nicht allzuviel darüber gehört, doch das ist doch einer dieser große Nummern in der Subura von früher, oder?"
    Planta nickte heftig mit dem Kopf, während ihm Archias seine fertige Cervisia überreichte.
    "Ja, genau der! Es hat wieder begonnen, genauso wie früher. Freunde von mir mit einem eigenen Laden hatten mir erzählt, dass Männer bei ihnen aufgetaucht waren und regelmäßige Zahlungen verlangt hätten, angeblich dafür, dass sie ihre Geschäfte beschützen vor Einbrechern und anderem Gesindel. Leute sind verschwunden, oder wurden tot in der Gosse aufgefunden, entweder mit einem Krähenschädel auf der Brust, oder die Leiche lag unter roten Schwingen."
    "Bei den Göttern! Und macht schon jemand etwas dagegen?" fragte Archias unschuldig und nahm das Reinigen seiner Trinkgefäße wieder auf.
    Planta ließ ein freudloses Hüsteln hören. "Von wegen, wir sind hier in der Subura, Mann! Hier hält man für gewöhnlich dicht und regelt seine Angelegenheiten selbst, wenn man nicht des Nachts die Kehle aufgeschlitzt haben will bei all den Räuberbanden hier."
    Er nahm einen großen Schluck von der Cervisia. "Ich gebe zu, ich habe selbst ein, oder zwei Mal für die Krähe gearbeitet. Früher, weißt du?"
    "Wirklich? Also gehörst du zu seiner Bande?"
    Wieder Plantas typisches Hüsteln, "Ach was, nein bei allen Göttern! Ich bin nur ein einfacher Mann mit bescheidenen Bedürfnissen, der seine Familie durchbringen will."
    Jetzt lag es an Archias so zu tun, als ob er sich nach Lauschern umsah, ehe er fragte: "Warum hast du ihm dann geholfen? Und waren es schlimme Dinge?"
    Planta schloss kurz die Augen, während er den Kopf schüttelte. "Nein, nein. Kleinigkeiten eben. Mal eine Botschaft hier überbringen, mal dort eine Person beschatten, mit der er was vorhatte...nichts aufregendes. Die Männer der Krähe waren dafür immer sehr gut zu mir und für geleistete Arbeit gab es immer Brot für mich und die meinen. Auch einmal den einen oder anderen Sesterz. Das ist schon mal mehr, als sich unsereiner von den ehrenwerten Herren Senatoren und dem anderen reichen Gesocks erwarten kann, oben auf ihren sieben Hügeln!" meinte er mit verhärtetem Gesichtsausdruck mit darauf folgendem tiefen Zug aus der Cervisia. Dann stellte er wieder den Humpen ab und wischte sich über den Mund. "Ich jedenfalls fürchte mich nicht vor der Krähe. Sie ist ein Freund für jeden, der gewillt ist für sie zu arbeiten. Jeden Tag rechne ich damit, dass ich wieder von ihr kontaktiert werde, weißt du? Dann heißt das wieder Brot für meine Familie!"
    Eine durchaus interessante Information für Archias, also wäre Sextus Gabinius Planta auf jeden Fall jemand, auf den er zurückgreifen konnte, wenn er einmal wieder einen Niemand von der Straße für eine Aktion brauchte. Der Helvetier machte sich dafür eine geistige Notiz. Bevor er seine neue Taverne eröffnet hatte, hatte er Planta nicht gekannt. Offenbar war er früher von einem seiner Hauptmänner, vermutlich Babilus, angeheuert worden. Ein weiterer Vorteil, den er mit seiner hübschen neuen Tarnung als braver Tavernenwirt genoss; Archias hatte die Chance direkter mit jenen Leuten interagieren zu können, die für ihn arbeiteten, ihn aber nicht kannten. Dass dabei einer seiner eigenen Schergen einmal gegen ihn die Hand erheben könnte, im Glauben Archias sei wirklich nur ein kleiner Wirt und nicht sein Boss, da machte er sich keine Sorgen. Egal wo er sich aufhielt, es waren immer und überall entweder Bursa oder Nasica, Archias' menschliche "Bluthunde" unerkannt in seiner Nähe, um für den Schutz ihres Herrn zu sorgen. Auch jetzt saß Bursa in der Nähe der beiden, einen großen Becher Wein vor sich, eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und mehrere Wurfdolche im Gürtel unter seinen Gewändern verborgen.
    "Ist das nicht ein wenig unvorsichtig von dir, das alles einfach so hier in aller Öffentlichkeit herumzuposaunen?" fragte Archias Planta.
    Doch der winkte ab. "Wer soll es hier schon hören? Etwa die Urbaner? Pah! Denen bin ich sowas von egal, ich und meine ganze Nachbarschaft! Keine Sorge, ich habe aufgepasst und dir vertraue ich, mein treuer Freund und Cervisienspender", sprach er und prostete Archias zu, ehe er wieder einen großen Schluck nahm und den Becher damit leerte.
    Archias zeigte ein schmallippiges Lächeln. Wenn Planta nur wüsste...

  • Insula Charis >>> Saturninus war mit Helia in der Subura angekommen und bahnte sich, sie an der Hand, den Weg durch die Menge. Tag und Nacht herrschte wildes Treiben. Die Taberna vor ihnen wirkte aber nicht wie eine der übelsten Spelunken, sondern eher solide. Er stieß die Tür auf und suchte sich mit Helia einen Platz. Dabei mussten sie so eng beiander sitzen, dass sich ihre Knie berührten, und Saturninus nutzte die Situation aus, Helias Knie zu streicheln:

    "Was möchtest du trinken?", fragte er.


    Sim-Off:

    Die geschilderten Ereignisse finden weiterhin vor Saturninus Dienstreise statt.

  • Verbotene Liebe


    Der Mond ist aufgegangen,

    Mein Schatz, komm her zu mir,

    Ich hatte groß Verlangen

    Den ganzen Tag nach dir.


    Die Welt darf ja nicht wissen

    Um die verbot'ne Lieb' –

    Sich selten nur zu küssen,

    Das macht das Leben trüb.


    Hermann Frey

    (1839 - 1911), deutscher Bühnenautor und Lyriker


    In der Subura angekommen herrschte dort reges Treiben und Helia ließ ihren Blick mit einem sachten Lächeln von links nach rechts gleiten. Dabei schmiegten sich ihre Finger vertrauensvoll in die Hand ihres Geliebten, als sie sich von ihm durch die Menschenmenge ziehen ließ. Schließlich entdeckte der Furier eine Taberna, welche tatsächlich einen nicht so heruntergekommenen Eindruck hinterließ, wie es einige der Tabernas in der Subura taten.


    “Also doch Cervisia und Würfelspiel?“


    Grinste die Schankmaid und folgte dem Furier in eben jene Taberna hin. Im Inneren herrschte bereits geschäftiges Treiben und Helia war sich gar nicht so sicher ob sie hier überhaupt noch einen freien Tisch ergattern würden. Der Furier jedoch schien ein untrügliches Gespür dafür zu haben, wo sich ein freies Plätzchen befand, denn er bugsierte die Freigelassene zielsicher durch den Schankraum, auf einen freien Tisch zu.


    Nachdem der Römer Platz genommen hatte, ließ sich auch Helia auf der Bank nieder. Dabei saß sie äußerst eng neben dem Dunkelhaarigen, so dass sich ihre Knie berührten und sie im selben Moment die zarte Berührung seiner Finger an ihrem Knie fühlen konnte.


    “Für mich einen Mulsum bitte.“


    Bat die Weißblonde und blickte dem Dunkelhaarigen dabei direkt entgegen. Dabei umspielte ein Lächeln ihre Lippen. Hach. Sie genoss die Nähe zu dem Furier sichtlich. Auch wenn diese Nähe nicht gerne gesehen wurde.

  • Die Geschäfte von Archias hatten sich seit seinem ersten kleinen Treffen mit Silius mehr als positiv entwickelt. Es hatte noch zwei weitere Treffen gebraucht und verstärkter brieflicher Austausch, doch schlussendlich war man zu einer Einigung gelangt.

    Sobald das Bündnis der Krähe mit Silius gültig war, waren Archias‘ Schergen mit doppelter Härte gegen Egilius vorgegangen. Nicht viel später und ein dümmlich grinsender Babilus hatte seinem Chef das abgeschlagene Haupt des Egilius präsentiert. Egilius war tot, lang lebe Archias!

    Das alte Revier des gefallenen Unterweltbosses war vollständig in den Besitz der Krähe übergegangen und dessen „Befriedung“ (das Vollenden der letzten noch ausstehenden Schutzgelderpressungsbesuche bei den im Revier liegenden Kaufmännern) abgeschlossen. Nero Helvetius Archias aka Corvus aka die Krähe hatte zur alten Stärke zurückgefunden.


    So verwunderte es also nicht weiters, wenn er in seinem Lokal, dem „blinden Esel“, in den Tagen darauf mit besonders zufriedenem Gesichtsausdruck die Krüge und Becher wischte und nebenher die nichts ahnende urbanische Kundschaft von gegenüber aushorchte. Aber auch die zivile Kundschaft hatte viel zu erzählen. Planta kam wie üblich fast jeden Tag zu ihm. Doch nicht nur Stammkunden fanden ihren Weg herein, auch immer wieder neue Gesichter, so wie heute, wo es besonders voll war. Offenbar erwarb sich der Blinde Esel nach und nach einen guten Ruf. Damit er bei dem Ansturm nicht bald schon mit keiner Ware mehr dastehen würde, war Archias gerade am Notieren einiger Dinge gewesen, die er später noch als Nachschub besorgen gehen müsste, als er danach wieder eine Runde durch die Menschenmenge zog um zu sehen ob jemand etwas benötigte. Dabei entdeckte er an einem Tisch zwei völlig neue Gäste, einen Mann und eine sehr hübsche weißblonde Frau. Ganz den guten Wirt mimend trat Archias sofort herbei um sie zu begrüßen: „Salvete und Willkommen im blinden Esel. Was darf es sein der Herr? Die Dame? Eine Kleinigkeit zu Essen? Wein? Cervisia? Wir haben alles da.

  • Saturninus goutierte es schon, dass der Wirt, ein älterer Römer, persönlich an den Tisch kam und nach seinen Wünschen fragte, anstelle einen Sklaven zu schicken. Aber dann fiel ihm wieder ein, dass er als gewöhnlicher Plebejer hier war und nicht als Ritter, also war das Zufall:

    "Einen Wein", er machte die Fingerbewegung für Einen Teil Wein und vier Teile Wasser. Dabei war Cervisia nicht schlecht, wenn man sich erstmal an den herben kräutrigen Geschmack gewöhnt hatte:

    "Einen Mulsum für die Dame",

    dabei streichelte er weiter unter dem Tisch Helias Knie und Schenkel, denn sie war eben keine Dame der Gesellschaft und das gefiel ihm ja gerade.:

    "Was gibt es an Speisen?" Nach ihrem Liebesspiel knurrte ihm der Magen.

  • Verbotene Liebe


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    Hermann Frey

    (1839 - 1911), deutscher Bühnenautor und Lyriker


    Die Taberna ‘Zum Blinden Esel‘ war tatsächlich äußerst gut besucht, was Helia beim Betreten eben jener Taberna gar nicht so aufgefallen war. Doch jetzt, nachdem sie sich neben den Furier auf eine hölzerne Bank niedergelassen hatte und ihren Blick durch den Innenraum gleiten ließ, bemerkte sie die unterschiedlichsten Charaktere an den Tischen sitzen.


    “Wie gut das wir zeitig losgelaufen sind. Sonst hätten wir kaum einen Platz ergattern können.“


    Meinte die Weißblonde an den Dunkelhaarigen gewandt, während sie eben jenem Dunkelhaarigen ein sanftes Lächeln schenkte. Die zarte Berührung seiner Finger unter dem Tisch, wie er über ihr Knie und Schenkel streichelte, ließ die junge Frau leicht unruhig werden, was sie jedoch gut zu überspielen wusste. Lediglich das funkeln ihrer Augen wurde eine Spur intensiver, doch ansonsten wirkte Helia vollkommen gelöst.


    Als sich ein älterer Herr, offensichtlich der Wirt dieser Taberna, dem Tisch näherte, hob Helia ihren Kopf an und blickte dem Herrn entgegen. Es mutete schon merkwürdig an, dass dieser ältere Römer als Wirt hier tätig war und keine jungen Schankmädchen für solcherlei Dienste einsetzte. Doch wer war Helia schon um sich darüber ein Urteil zu bilden. Claudiana Charis hielt sich meistens im Hintergrund und strich lediglich die Münzen der zahlenden Kundschaft ein. Es wäre auch ein Bild für die Götter, wenn die dickliche Claudiana Charis die Gäste im Thermopolium bedienen würde, wie es dieser ältere Römer hier tat.


    Nicht nur dem Furier knurrte der Magen, auch Helia spürte einen leichten Magendruck und war innerlich erleichtert, dass der Dunkelhaarige das Thema ‚Speisen‘ ansprach.

  • Archias kam mit seinem Blick immer wieder zu den weißblonden Haaren der Frau zurück, diese faszinierten ihn. Jung und schön und trotzdem schon fast weißes Haar. Sie schien auf jeden Fall sicher keine Römerin bzw. Italikerin zu sein, wo diese für gewöhnlich schwarzes, oder auch braunes Haar hatten und auch das schon weit seltener. Von den Germanen hatte er gehört, dass diese besonders oft blonde Haare haben sollten, vielleicht kam sie also von jenseits des Limes? Doch so zart und feingliedrig wie sie aussah kam er auch von diesem Gedanken wieder ab. Bei dem kalten und rauen Wetter mussten die alten Hennen dort oben viel robuster sein, eher schien sie daher aus dem mediterranen Raum zu kommen, aber ein Volk mit weißblondem Haar? Zumindest Archias kannte keines und so musste er zugeben, dass er die Dame nicht zuordnen konnte. Höchst interessant, sowas passierte ihm nur höchst selten.


    Einen Augenblick später als normal erwartbar kam sein Blick dann wieder auf den Mann zu und antwortete ihm: „Durch die zahlreichen Gäste wird der Herr bestimmt verstehen, dass wir heute nur einfache Kost zu unseren Getränken servieren. Wir haben warmen oder kalten Puls mit den Wunschzutaten eurer Wahl, belegte Brote und etwas kaltes Wildschwein, von einer Urbanerfeier gestern, ist auch noch da das ich in Streifen schneiden könnte. Das Küchenmädchen hat auch vorhin frisches Moretum mit würzigen Kräutern drinnen gemacht, welches ich ebenfalls sehr empfehlen kann, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf geehrte Gäste!


    Mit einem dienstbeflissenem Blick und der Andeutung eines gütigen Lächelns (das halb sein Bart verbarg) erwartete er ihre Bestellung, als es da plötzlich hinter ihnen schepperte. Archias fuhr herum. Ein Schankmädchen war bei all den Füßen in ihrem Weg gestolpert und mit einem Stapel Teller gestürzt, welche alle verständlicherweise jetzt in Scherben waren. Archias ließ einen Mittellaut zwischen Zischen und Knurren hören, dann fuhr er hin und ohrfeigte das arme Ding. „Das wird dir alles vom Lohn abgezogen und den Rest der Woche machst du Überstunden bis du umfällst!“ zischte er und bedachte sie dabei mit einem Blick, als wünsche er ihr Pest und Cholera an den Hals. Ganz verschüchtert und sich die Wange reibend saß das junge Ding am Boden und nickte nur. Dann richtete sich Archias wieder auf und kam mit einem erneuten wohlwollenden Blick und vor dem Bauch verschränkten Fingerkuppen zu seinen beiden Gästen zurück. „Verzeiht dieses bedauernde kleine Zwischenereignis ihr guten Leute, normal arbeitet mein Personal besser. So denn, was darf ich auftischen?“ Und somit tat Archias so als hätte diese Episode von eben niemals stattgefunden.

  • Der Wirt betrachtete Helia genauer; ihr Mondscheinhaar war wohl auffällig, aber die junge Frau hatte auch Saturninus nie erzählt, wer es ihr vererbt hatte. Vielleicht wusste sie es gar nicht.

    Was der Mann nun an Speisen aufzählte, klang verlockend:

    "Ich bevorzuge die schnörkellose italische Kost. ", sagte er: "Wer braucht schon gebratenen Pfau, wenn er frisches Moretum haben kann? Für mich bitte von der Käsepaste und vom kalten Wildschwein, dazu Brot. Und du, Helia? ",

    In der Zwischenzeit ließ das Schankmädchen Teller fallen, was - verständlicherweise - den Zorn des Wirtes wachrief. War sie eine Sklavin, würde sie den Stock zu kosten bekommen, aber nein, der Wirt erwähnte ein Gehalt, also war sie angestellt.

    Saturninus legte nun seine Hand auf Helias Arm: "Meine Freundin ist auch ein Schankmädchen, geehrter Wirt.", sagte er: "Und ich wette, ein Besseres als deines."

    Das er gerade eine Wette auf Helias Kosten startete, entging ihm geflissentlich.

  • Verbotene Liebe


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    Hermann Frey

    (1839 - 1911), deutscher Bühnenautor und Lyriker



    Immer mehr Menschen strömten in die Taberna und Helias Blick glitt aufmerksam über die Neuankömmlinge. Welches Klientel wohl diese Taberna besuchte, wenn sie sich doch in naher Gesellschaft der Urbanerstation befand? Die meisten Gäste waren wohl Soldaten der Urbanerstation, mutmaßte Helia. Ganz genau konnte sie es natürlich nicht wissen. Und so neigte sie ihren Kopf leicht auf die Seite, während sie nach des Furiers Hand griff und diese zart drückte. Ein stummes Bekenntnis dessen, dass sie sich freute die Zeit mit ihm zu verbringen. Auch wenn der Furier zu Hause seine Ehefrau sitzen hatte. Beim Gedanken daran spürte Helia wie ihr leicht übel wurde und so verscheuchte sie jeden unliebsamen Gedanken. Sie wollte die Zeit mit ihrem Geliebten verbringen und an nichts anderes denken müssen. Jedoch spürte auch Helia den durchaus als intensiv zu bezeichnenden Blick des Wirts und warf dem Älteren einen raschen Blick unter gesenkten Wimpern entgegen. Irgendwoher kam ihr dieser Herr bekannt vor, jedoch konnte Helia sein Gesicht nicht einordnen. Vielleicht hatte er geschäftlich mit ihrem verstorbenen Dominus Marcus Accius Natalis zu tun gehabt und hatte seine Schenken besucht? Für einen kurzen Augenblick huschte ein nachdenklicher Ausdruck über Helias Gesicht. Dieser Gesichtsausdruck verschwand jedoch im nächsten Moment, als der ältere Herr seine Stimme erhob und die heutigen Mahlzeiten anpries. Für was sich wohl der Furier entscheiden würde? Helia hatte ihre Wahl bereits geschlossen. Ein süßer Puls würde es für die Weißblonde werden.


    “Für mich bitte einen warmen Puls mit Honig.“


    Erwiederte Helia auf die Nachfrage des Wirts. Als es urplötzlich laut zu scheppern begann und Geschirr zu Bruch ging. Augenblicklich war Helia alarmiert und richtete ihren Blick auf die unglückselige Gestalt, die vor einem wahren Scherbenmeer stand. Das der Wirt des ‚Blinden Esels‘ jedoch seine Hand erhob und das arme Geschöpf ohrfeigte, ließ Helia unwillkürlich erstarren.


    “Das hätte doch nicht sein müssen.“


    Empörte sich die Freigelassene mit unterdrückter Stimme, wobei es in ihren Augen kurzzeitig aufflackerte. Am liebsten wäre sie an die Seite des unglückseligen Mädchens geeilt, um ihr bei ihrem Tagwerk behilflich zu sein. Ein Blick in das Gesicht ihres Geliebten jedoch erinnerte Helia, weswegen sie diese Taberna aufgesucht hatten und so blieb die junge Frau ruhig auf der Bank sitzen. Auch wenn ihre Körperhaltung alles andere als entspannt anmutete. Und dies bemerkte wohl auch der Dunkelhaarige, denn Helia spürte des Furiers Hand auf ihrem Arm und lauschte seiner Stimme. Was sie da jedoch zu hören bekam, ließ sie den Älteren kurzzeitig fragend mustern. Was sollte das? Was hatte der Römer vor?

  • Archias der Wirt wandte sich zuerst dem Herrn und dann der Dame zu um ihre Bestellung zu erwarten. „So also einmal Käsepaste mit Brot und Wildschwein und Wein für den Herrn und warmen Honigpuls mit Mulsum für die Dame, kommt sofort!“, hatte er noch einmal die ganze Bestellung wiederholt.


    Bevor Archias den Tisch verließ sprach der Mann noch einmal und erwähnte dabei, dass seine Begleitung ebenfalls Schankdirne wäre. Archias gab ihr einen anerkennenden Blick. „Ist das so? Sehr interessant, ich kann immer gutes Personal gebrauchen, so du also das nächste Mal eine Stellung suchen solltest zögere nicht zu mir zu kommen.“ Mit diesen Worten deutete er noch einmal eine Verbeugung vor den beiden Gästen an und ging weg. Hinter der Bar kümmerte er sich um die Getränke, während ein Mädchen die Speisen so wie gewünscht bereitete. Als alles auf einem Tablett war, wollte Archias hinter der Theke hervorgehen. Dabei kam er zu seiner linken genau auf Höhe des Thekenendes auch an dem vorhangbewährten Türrahmen vorbei, der in die privaten Hinterzimmer wie u.a. dem Lagerraum, der Speisekammer und einer kleinen Wohnung führte. Am Boden gegen den Türrahmen gelehnt saß im Schneidersitz ein kleines Mädchen, das hoch zu Archias blickte. Der Wirt stutzte kurz, als er es entdeckte, dann ging er weiter, zurück an den Tisch seiner beiden Gäste von vorhin. „Bitteschön geehrte Gäste, einmal ein Mulsum für die Dame und ein Wein für den Herrn.“ Bei der Erwähnung der jeweiligen Getränke hatte sie Archias dem jeweiligen Besitzer hingestellt. Dann kamen die Speisen an die Reihe. Als alles an seinem Platz war sagte er: „Sollten da noch weitere Wünsche sein so zögert nicht sie zu äußern! Ich wünsche guten Appetit!


    Danach machte er kehrt und ging direkt zur Theke zurück. Ohne stehen zu bleiben legte er das Tablett auf die Bar und verschwand hinterm Vorhang des Türrahmens. Ein oder zwei Augenblicke später stand auch das kleine Mädchen auf und ging ebenfalls hindurch.

  • "Es sieht köstlich aus, Herr Wirt. Überhaupt eine schöne Taberna ist das hier; und mit so vielen Soldaten anwesend ist zweifellos auch für die Sicherheit gesorgt. Oder gibt es Klagen?" Saturninus interessierte das Thema aufrichtig ; als Procurator Annonae fühlte er sich als Fürsprecher der arbeitenden Bevölkerung von Roma, der Handwerker, Wirte und kleinen Geschäftsleute. (Was aber kein Widerspruch dazu war, dass man in ihm einen Feind hatte, wenn man ihn selbst nicht seinem neuerworbenen Stand gemäß behandelte).

    Er tätschelte Helias Oberarm: "Wie wäre es, Helia? Willst du Claudiana Charis untreu werden?", er grinste über seinen eigenen Witz, dann fuhr er fort:

    "Die Leute, die hierher kommen, erscheinen mir gesitteter als in anderen Wirtshäusern. Es wäre vielleicht wirklich ein besserer Umgang für dich, Helia. Frag doch, ob du probearbeiten kannst?"

    Er probierte den Käseaufstrich, den Braten und vom Wein.; die Köchin verstand ihr Geschäft, und der Wein war kein Fusel:

    "Danke. Schön, dass ich diesen Laden entdeckt habe. Alles schmeckt auch so gut wie es aussieht"

  • Verbotene Liebe


    Der Mond ist aufgegangen,

    Mein Schatz, komm her zu mir,

    Ich hatte groß Verlangen

    Den ganzen Tag nach dir.


    Die Welt darf ja nicht wissen

    Um die verbot'ne Lieb' –

    Sich selten nur zu küssen,

    Das macht das Leben trüb.


    Hermann Frey

    (1839 - 1911), deutscher Bühnenautor und Lyriker



    Den anerkennenden Blick des Wirts spürte Helia deutlich auf sich und erwiederte diesen Blick unumwunden. Als der Wirt erklärte, dass er immer auf der Suche nach fähigem Personal war und sie sich gerne bei ihm bewerben könnte, röteten sich die Wangen der Weißblonden kaum merklich. Mit solch‘ einem Angebot hätte die Libertina niemals gerechnet und das der Furier dann auch noch den Vorschlag des Wirts für bare Münze nahm, ließ Helia fragend in Aulus Richtung blicken. Erst als der Wirt ihrem Tisch den Rücken gekehrt hatte, erhob die junge Frau ihre Stimme und blickte den Römer direkt an.


    “Hast du das wirklich ernst gemeint, dass ich den Wirt nach eine Probearbeiten fragen soll? Was aber wird Claudiana Charis sagen, wenn ich mein Kündigungsgesuch einreiche und mit meiner Wohnung?“


    Denn auch wenn ihre Wohnung der Furier bezahlte, so befand sich diese Wohnung im Obergeschoss des Thermopolium der Claudiana Charis und so wie Helia die Geschäftsfrau kennen gelernt hatte, würde sie garantiert nicht wollen, dass Helia aus ihrem Arbeitsverhältnis ausschied. Denn dies bedeutete eine helfende Hand weniger.


    “Diese Taberna wirkt auf mich nicht so schmuddelig wie das Thermopolium.“


    Jetzt wirkte Helia nachdenklich und wiegte ihren Kopf von einer Seite auf die andere, wobei sie sich mit ihren schlanken Fingern gegen ihre Unterlippe tippte. Wobei sie den Furier noch immer nachdenklich anblickte, auch als dieser ihren Unterarm tätschelte.


    Bevor sich die Freigelassene jedoch weitere Gedanken über ihre Zukunft machen konnte, wurden die Getränke und auch die Speisen an den Tisch gebracht und Helia spürte wie sich ihr Magen vor Hunger verkrampfte. Dankend nickte Helia dem Wirt, sowie dem Schankmädchen zu und griff nach dem hölzernen Löffel, welchen sie in ihren mit Honig gesüßten, warmen Puls steckte. Genüßlich probierte Helia von der Süßspeise. Auch der Mulsum wurde gekostet.


    “Beides schmeckt vorzüglich. Der Puls, sowie der Mulsum. Dir scheint es auch zu schmecken Aulus?“


    Dabei grinste Helia mit einem frechen funkeln in ihren Augen. Bevor sie sich abermals auf ihre Mahlzeit konzentrierte. Jedoch bekam sie die Worte des dunkelhaarigen Römers nicht aus dem Kopf. Sollte sie Claudiana Charis wahrlich untreu werden und hier im ‚Blinden Esel‘ um eine Anstellung ersuchen?

  • Gespräch mit der Kundschaft


    Nachdem Archias die Speisen am Tisch serviert hatte lobte der junge Mann diese und so machte Archias eine höfliche Verbeugung und antwortete: „Zu gütig, guter Herr! Natürlich ist es sehr förderlich, in geschäftlichen Fragen wie auch denen der Sicherheit, wenn man sein Lokal direkt vor einer Station der städtischen Wachen hinsetzt. Demgemäß gibt es natürlich auch keine Klagen, ein dummer Dieb, der in das Haus eines Urbaners einbrechen will. Oder dessen Lieblingsschenke“, schloss er mit diesem ernst ausgesprochenen Witz.


    Im Hinterzimmer


    Archias ging mit der Kleinen im Schlepptau den engen Gang entlang bis zu einer Tür zu ihrer rechten. Er stieß sie auf und betrat den kleinen Raum. Das Mädchen folgte ihm und schloss hinter sich wieder zu, sodass sie jetzt ungestört reden konnten.

    Wütend blaffte er sie an: „Was fällt dir ein in die Schenke zu kommen, ich habe euch das doch ausdrücklich verboten!“ Das kleine Mädchen war unbeeindruckt von diesem Gefühlsausbruch, sondern sah ihn weiterhin mit einem erwachseneren und wissenderen Gesichtsausdruck an, als er Mädchen ihres Alters normal eigen sein sollte.


    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. | Noctua, ein Vögelchen



    Ich kenne deine Regeln, Corvus.

    Jetzt sagt sie auch noch diesen Namen“, wimmerte Archias in mehr gemimten, denn realem Zorn. „Erwähne diesen Namen an diesem Ort nie wieder, Noctua! Hier in der Taverne bin ich ein einfacher Wirt, merk dir das! Und jetzt schnell, heraus damit was so wichtig ist, dass du sogar meine Gebote brichst und wenn es weniger bedeutend als deine Übertretungen sein sollte, setzt es eine saftige Strafe!


    Ferox wurde überfallen und mit einem Dolch verletzt“, hauchte die Kleine. Archias‘ Gesichtszüge entglitten kurz. „Pluto! Ist er tot?

    Nein, er lebt.. gerade noch. Wir haben es beim Haus gemeldet, er sollte schon dort sein.

    Archias nickte, während er sich den Bart strich. Ferox seine Hand war angegriffen worden, wie sollte er dies bewerten? War es die Tat eines kleinen Ganoven von der Straße gewesen, der nicht gewusst hatte wen er da vor sich hatte, oder war es (was er für viel wahrscheinlicher hielt) eine Art Warnung oder Drohung von einem der anderen großen Verbrecherbosse Roms gewesen? Doch wenn ja von wem? Wer hätte genug Mut und Motivation die rechte Hand der Krähe zu attackieren? Archias witterte gefährliche Zeiten in der Unterwelt. „Ich schicke dir Nasica herein, erzähle ihm was geschehen ist, er soll sich die Sache ansehen und mir dann berichten.“ Dann ging er zur Tür und verließ das Zimmer.


    Gästeraum


    Archias kam mit einem frischen Fässchen Cervisia wieder nach vorne in den Schankraum und stellte es auf der Theke ab. Dann holte er einen kleinen Becher hervor und füllte ihn mit dem Gesöff. Diesen trug er dann zu einem der Tische und stellte ihn einem griesgrämig dreinblickenden Mann hin, der dort saß. Dann ging Archias weiter. Der kleine Becher Cervisia für den Mann, Nasica dem Bluthund und Leibwächter der Krähe, war für diesen das Zeichen, dass es für ihn etwas zu tun gab und jemand im schon bekannten Hinterzimmer wartete, um ihm den Willen der Krähe kund zu tun. So zog der Mann den Becher zu sich und leerte ihn in einem Zug. Dann saß er noch eine Weile auf seinem Platz, ehe er aufstand und die Schenke verließ. Er würde rundherum gehen, um die Taverne dann durch den Hintereingang wieder zu betreten.


    Archias war unterdessen wieder am Tisch des Herren und der weißblonden, unzuordbaren Dame angekommen, um seine Gastgeberpflichten zu erfüllen. „Alles in Ordnung?“, fragte er, „alles zu eurer Zufriedenheit?

  • Das war gut zu wissen, dass hier der Ort war, an dem die Urbaner verkehrten. Saturninus war kein Aedil, sonst hätte er eine verschärfte Kontrolle des Ortes auf seine Agenda gesetzt. Er beschloss aber, dass seinem Patron weiterzugeben, der gerade im Wahlkampf stand. Zwar wirkte die Taberna reinlich, doch nur einmal verdorbenen Fisch kredenzt, und man setzte Teile der Stadtwachen außer Gefecht.

    "Wenn du hier lieber arbeiten möchtest, dann ja, Helia", sagte er mit einem Blick in die Richtung der Acciana: "Obgleich ich nicht finde, dass die Geliebte eines Ritters das nötig hat. Ich kann dich unterhalten. Anderseits bist du eine freie Frau und frei in deinen Entscheidungen.", er prostete ihr zu und schnippte drei Tropfen auf den Boden:"To triton to soteri.", widmete er auf Griechisch den dritten Tropfen Iuppiter dem Retter:

    " Die Charis brauchst du nicht zu fürchten. Diese Claudiani sind in Ungnade gefallen, weil sie versucht hat, ihren Patron zu bescheissen.* Die Claudier werden keinen Finger für sie rühren, und ganz Roma weiß das inzwischen. Undankbare Freigelassenenfamilien sind das Letzte, was solch eine Gens zu schätzen weiß. Wenn du möchtest, sag ich ihr Bescheid. Dazu musst du aber erstmal dem Herrn Wirt hier zeigen was du kannst", er zwinkerte ihr zu und seine Hand wanderte etwas höher auf ihrem Knie:

    "Oder du zeigst mir noch einmal später auf dem Laken, was du kannst", mit dem Kopf wies er auf drei junge Frauen, die auffällig geschminkt waren. Eine von ihnen hatte sogar die Haare blau gefärbt oder trug eine blaue Perücke:

    "Dort sind Lupae. Soll ich eine von ihnen für uns buchen?", flüsterte er Helia ins Ohr: "Obwohl, sie sehen unter ihrer Schminke doch grob und gewöhnlich aus. Nicht so mein Fall."


    Er lächelte dem Wirt zu, der an ihren Tisch trat, um sich nach ihrer Zufriedenheit zu erkundigen: "Alles ausgezeichnet, Herr Wirt, danke. Wie ist eigentlich dein Name? Ich heiße Aulus." Er benutzte seinen Vornamen, als käme er aus ganz einfachen Verhältnissen.




    Sim-Off:

    * Diese Geschichte wird hier erzählt

  • Es schien keine Probleme am Tisch zu geben, sehr schön, es war für einen Wirt doch immer die größte Freude, wenn die Gäste des eigenen Betriebs zufrieden mit den gebotenen Speisen und Getränken waren und wenn man dann auch noch eine angenehme Atmossphäre schaffen konnte, hatte man sowieso gewonnen. So gewann man Kunden die immer wieder kamen und Stammkunden wurden, welche wiederum regelmäßige Geldzuflüsse garantierten und so den Geschäftserfolg des Wirtshauses überhaupt hoben.


    Diesen Gästen schien es hier sogar so sehr zu gefallen, dass der Herr der Partie von ihm seinen Namen wissen wollte. Auffällig war, dass er nur seinen Vornamen nannte. Hatte er etwa was zu verbergen? Es war zumindest merkwürdig, doch in einer Eingebung von Mimikry antwortete ihm Archias: „Salve Aulus, angenehm. Ich bin Nero.

    So wusste jeder von jedem jetzt gleich viel vom Namen und waren somit auf gleicher Stufe. Archias blickte noch einmal die Dame an, ob vielleicht sie noch Wünsche an ihn hätte oder er seine Arbeit wieder aufnehmen konnte.

    In seinen Hintergedanken indes war er immer noch mit dem Anschlag auf Ferox beschäftigt. Nicht auszudenken was wäre, sollte er wirklich an seinen Wunden sterben…

  • Verbotene Liebe


    Der Mond ist aufgegangen,

    Mein Schatz, komm her zu mir,

    Ich hatte groß Verlangen

    Den ganzen Tag nach dir.


    Die Welt darf ja nicht wissen

    Um die verbot'ne Lieb' –

    Sich selten nur zu küssen,

    Das macht das Leben trüb.


    Hermann Frey

    (1839 - 1911), deutscher Bühnenautor und Lyriker


    In den letzten Minuten war Helia wahrlich nachdenklich geworden und stocherte gar lustlos in ihrem Honigpuls herum. Denn die Worte des Furiers wollten der Acciana einfach nicht aus dem Kopf gehen. Claudiana Charis würde toben, wenn sie, Helia ihr Kündigungsschreiben einreichte und sie höchstwahrscheinlich mit allen möglichen Schimpfwörtern überhäufen. Und diesem Gefühl wollte sich die junge Frau nicht aussetzen. Auch wenn sie innerlich wusste das der Furier mit seinen Worten Recht hatte und sie als Geliebte eines Ritters nicht arbeiten musste. Jedoch wollte Helia arbeiten, denn was anderes kannte sie nicht. Denn bereits als junges Mädchen musste sie in den Schenken ihres verstorbenen Dominus Gläser putzen und das dreckige Geschirr von den Tischen räumen. Somit war die junge Frau harte Arbeit gewohnt und war ausdauernd in ihren Bemühungen.


    “Ich werde den Herrn Wirt erst einmal fragen ob er Verstärkung für seine Taberna benötigt.“


    Dabei lächelte Helia in des Furiers Richtung. Bevor sie ihren Kopf kaum merklich auf die Seite neigte und den hölzernen Löffel sinken ließ. Denn diesen hielt sie seit geraumer Zeit einfach nur in den Händen. Als sie dann spürte wie die Hand des Dunkelhaarigen auf ihrem Knie empor wanderte, rutschte Helia etwas auf der hölzernen Bank umher. Bevor sie im nächsten Moment vollkommen ruhig verharrte und sich so gab, als würde sie die Berührung des Älteren überhaupt nicht tangieren.


    “Ich möchte später in deinen Armen einschlafen und in deinen Armen aufwachen.“


    Wisperte die Weißblonde mit gesenkter Stimme und warf dem Römer einen glutvollen Blick aus ihren silberfarbenen Seelenspiegeln zu. Bevor sie sich jedoch in seinen Augen verlieren konnte, erschienen wie auf Kommando einige Luape und Helias Blick wandte sich etwas unwillig den drei sehr stark geschminkten Damen zu. Auch die junge Frau erkannte unter der dick aufgetragenen Schminke die groben Gesichtszüge. Eine der Damen hatte sogar ein flammendes Mal auf ihrer rechten Wange, welches sie großzügig mit Schminke abgedeckt hatte. Was Helia jedoch an den drei Damen faszinierend fand war die Tatsache, dass eine der Lupae tatsächlich blaue Haare hatte. Eine Perücke oder echtes Haar?


    “Diese blauen Haare faszinieren mich. Aber ich mag nicht wie sie aussehen. Ihre Gesichter wirken auf mich derb. Nein Aulus. Bitte nicht. Ein elfengleiches Gesicht muss es sein, wenn du mich darum bittest, mit einer Dame oder einem Herrn das Lager zu teilen.“


    Nun hatte Helia wahrlich ihre Stimme gesenkt und flüsterte diese Worte äußerst nahe am Ohr des Procurator Annonae. Bevor sie sich auch schon zurück lehnte, denn der Wirt trat in just diesem Augenblick an ihren Tisch und erkundigte sich nach ihrem Wohlbefinden.


    Jetzt oder nie, dachte sich Helia und atmete tief durch. Bevor sie ihren gräulichen Blick auf das Gesicht des Wirts heftete.


    “Geehrter Wirt. Ich wollte dich um eine Anstellung im ‚Blinden Esel‘ ersuchen. Ich weiß wie man als Schankmädchen arbeitet und welche Aufgaben anfallen. Ich bin auch erst einmal bereit, eine Anstellung auf Probe zu akzeptieren. Damit du siehst wie meine Fähigkeiten und Fertigkeiten sind und ob du mit mir zufrieden bist.“


    Ruhig entwichen diese Worte den Lippen der Freigelassenen, wobei sie unter dem Tisch nach des Furiers Hand gegriffen hatte und diese fest gedrückt hielt. Denn aufgeregt und nervös war die Weißblonde sichtlich, auch wenn sie ihre Gefühle nicht nach draußen dringen ließ.

  • Archias stand da und hörte das junge Ding an. Als sie fertig war raunte er: „Eine sehr gewählte Wortwahl die ich so von meinen üblichen Schankhilfen wie der Subura überhaupt gar nicht kenne. Außerdem sprichst du viel zu leise und zu schüchtern!“ Ein Moment des Schweigens in dem er die Frau nochmal von oben nach unten und zurück betrachtete und dabei seine Überlegungen anstellte.

    Du fängst morgen zur dritten Stunde nach Sonnenaufgang an. Tageslohn zwei Sesterze pro Arbeitstag und eineinhalb freie Tage pro Woche, welche unbezahlt sind. Eine Dienstwohnung wird nicht gestellt. Komm pünktlich.“ Damit war alles gesagt und Archias verließ wieder den Tisch. Es gab keinen Grund länger an ihm zu verweilen wo den Gästen alles passte und der Neuen die Arbeitsbedingungen mitgeteilt worden waren.


    Zurück an der Theke fing Archias an Becher zu wischen, während sein Blick durch die Menge glitt auf der Suche nach Nasica, aber dieser war noch immer abwesend. Somit also auch nichts neues über Ferox.

  • Saturninus amüsierte sich ziemlich, zwinkerte Helia zu und meinte: "Nun hast du sogleich eine neue Arbeit." Als der Wirt aber das mit den Schankhilfen sagte, verstand er schon, wie das gemeint war, und setzte hinzu:

    "Nero, wenn du Zeit hast, bitte auf ein Wort.",

    was er dem Wirt sagen wollte, war nicht für Helias Ohren bestimmt. Er wartete also bis Archias wieder an den Tisch kommen würde, dann hoffte er, mit ihm kurz unter vier Augen reden zu können. Solange genossen sie das wirklich gute Essen.


    Stattdessen begutachtete er mit Helia zusammen die Lupae: "Blaue Haare würden dir stehen. Du würdest damit aussehen wie eine zarte Nymphe aus dem Reich Neptuns", sagte er: "Ich weiß nicht, ob die Frau dort die Haare färbt oder eine Perücke trägt. Doch eine der Frauen ist krank, ihre Schminke überdeckt das nur notdürftig. Und alle drei sind hässlich."

    Da Helia so ungerührt tat, reizte das Saturninus, sie noch liebevoller zu streicheln:

    "Ich muss nichts überstürzen. Wir warten solange, bis uns jemand so richtig gefällt. Und so lange....", er lachte, beugte sich vor, umschlang Helias Nacken und küsste sie auf den Mund.

    Es war soviel Betrieb, dass keiner auf das junge Paar achtete, dass da ganz verliebt schien.

  • Verbotene Liebe


    Der Mond ist aufgegangen,

    Mein Schatz, komm her zu mir,

    Ich hatte groß Verlangen

    Den ganzen Tag nach dir.


    Die Welt darf ja nicht wissen

    Um die verbot'ne Lieb' –

    Sich selten nur zu küssen,

    Das macht das Leben trüb.


    Hermann Frey

    (1839 - 1911), deutscher Bühnenautor und Lyriker


    Unter dem Tisch hielt Helia noch immer die Hand des Furiers fest gedrückt, während sie zu dem Wirt empor blickte und in dessen Gesichtszügen forschte, wie wohl seine Reaktion auf ihre Frage ausfallen würde. Dabei schlug das Herz der Libertina bis zum Hals. War sie zu vorschnell gewesen? Zu rasch voran geprescht? Was war wenn der ‚Blinde Esel‘ überhaupt keine neuen Angestellten benötigte? Und wie sollte sie es Claudiana Charis erklären, dass sie eine neue Anstellung gefunden hatte? Hoffentlich würde ihr Aulus bei diesem Gespräch zur Seite stehen, auch wenn Helia wusste das sie dieses Gespräch selbständig führen musste. Schließlich erklang abermals die Stimme des Älteren und Helia drückte unwillkürlich ihre Schultern nach hinten, um aufrechter auf der hölzernen Bank zu sitzen. Seinen musternden Blick erwiederte die Weißblonde ohne mit der Wimper zu zucken. Und dann endlich erklangen die für Helia so erlösenden Worte. Sie hatte den Älteren tatsächlich mit ihren Worten von sich überzeugen können. Denn die Worte des Wirts klangen nicht so, als hätte er einen Scherz in seinen Worten eingebaut.


    “Ich habe deine Worte verstanden und werde morgen pünktlich zur dritten Stunde nach Sonnenaufgang erscheinen.“


    Nach diesen Worten blickte Helia dem Wirt nach, als dieser sich herumdrehte und ihren Tisch wieder verließ. Puh. Sie hatte sich gerade eine neue Anstellung verschafft. Und dies wäre ohne die Anwesenheit ihres Geliebten niemals vonstatten gegangen. So drehte sich Helia in des Furiers Richtung und lächelte den Dunkelhaarigen zärtlich an. Bevor sie vorsichtig seine Wange berührte und mit ihrem Daumen zärtlich über seine Unterlippe glitt. Abermals versank ihr gräulicher Blick in seinen dunklen Augen und das lustvolle glühen kehrte in ihre Seelenspiegel zurück. Doch der Furier wusste ihre aufkeimende Leidenschaft sogleich zu kühlen, in dem er sie auf die Lupae aufmerksam machte. Die blaue Perücke faszinierte Helia sichtlich und gedanklich begann sie sich auszumalen, wie sie sich selbst eine solch blaue Perücke auf ihre silberblonden Strähnen setzen würde. Ob es dem Furier gefallen würde?


    “Vielleicht werde ich mir eine solche Perücke für die nächsten Saturnalien kaufen. Ich wäre gerne deine Nymphe Aulus.“


    Dabei intensivierte sich das funkeln in ihren Augen und die Luape waren für Helia in just diesem Augenblick vergessen. Schließlich hatte die Freigelassene nur noch Augen für ihren Geliebten. Und als der Furier sie dann auch noch freimütig zu küssen begann, rutschte Helia näher und erwiederte diesen Kuss nicht minder leidenschaftlich.