[Cubiculum Faustus Aurelius Rufio] Er lebt! Meister, er lebt!

  • Es war zwar noch früher Morgen, aber doch nicht ganz so früh, wie ich sonst aufstehen musste. So war ich im Balneum der Sklaven fast allein und bekam nur nach und nach den Tratsch des Hauses mit. Der Hausherr und mein Dominus hatten wohl gestern das Haus gleich wieder verlassen, um Gerechtigkeit einzufordern. Erst spät waren beide wieder zurückgekommen, so dass sie die Geburt verpasst hatten. Die war aber ohnehin recht schnell und wohl sehr unkompliziert vonstatten gegangen. Ich erfuhr noch, dass es ein Mädchen war.

    Ich wusch mich schnell und zog mir frische Sachen an, kämmte notdürftig meine Haare und band sie zu einem einfachen Zopf zusammen, ehe ich in die Küche eilte, nur um festzustellen, dass schon jemand sich um das Frühstück für meinen Dominus gekümmert hatte. Ausgerechnet Hedwig, wie ich hörte. Ich unterdrückte ein Augenrollen und machte mich dann also auf den weg nach oben. Kurz lauschte ich an der Tür zum Cubiculum meines Herren, ob daraus nicht vielleicht eindeutige Geräusche kommen würden – denn ich kannte Hedwig inzwischen gut genug. Die würde meinem Dominus ganz sicher schöne Augen machen und sich ihm anbieten, schon allein, um aus der Küche rauszukommen. Aber ich hörte nichts, also klopfte ich an und trat ein.

    "Guten Morgen, Dominus Rufio", grüßte ich ihn erst einmal vorsichtig. "Ich gratuliere dir zu deiner gesunden Tochter." Ja, ich wusste, was sich gehörte. Und wenn ich schon zu spät kam – wobei ich doch stark hoffte, dass man meinem Herrn gesagt hatte, wo ich gewesen war – musste ich wenigstens doppelt und dreifach die gebotene Höflichkeit wahren.

  • Ja ich war früh auf den Beinen und ja ich hatte bescheiden geschlafen. Viel...zu viel war gestern auf einmal passiert. Ja viel viel und das hat mich schlecht bis gar nicht schlafen lassen. Immer und immer wieder war mir in den Sinn gekommen, dass gestern hätte alles vorbei sein können. Ich hätte tot sein können. Meine Frau hätte tot sein können. Sie hätte bei der Geburt sterben können. Unserem Kind hätte was passieren können. Ja der Decksack der alles ausgelöst hatte wurde noch gestern an das Kreuz geschlagen und doch hatten mich die Geschehnisse kaum Schlaf finden lassen. Entsprechend übernächtigt sah ich heute wohl auch aus. Als es nun wieder klopfte war ich nur zu bereit diese Sklavin, die mir heute morgen mein Frühstück gebracht hatte rauszuwerfen. Sie hatte doch vorhin wirklich die Dreistigkeit gefunden mir zu sagen, das Rhian keine Zeit hätte weil sie sich um den Sklaven kümmerte der gestern verletzt wurde. Ich hätte mich ganz vielleicht darüber gewundert, wenn Morrigan mich nicht schon gestern Abend darüber in Kenntnis gesetzt hätte. Ja sie hatte mit gesagt, das Rhian sich um ihn kümmerte. Sie kamen wohl aus der selben Gegend oder so was. So genau hatte ich nicht zugehört. Ich hatte nur genickt. Nun ja heute morgen hat diese andere Sklavin da gemeint sie könnte sich doch viel besser um mich und alle meine Bedürfnisse kümmern. Und oh ja ich war kurz davor ihr den Hals umzudrehen. Als ich nun aus meine müden Augen aufblickte sah ich zum Glück meine Sklavin und nicht dieses Schlampe die mir das Frühstück gebracht hatte. Ich nickte auf ihre Worte hin. “Danke Rhian.“ Sagte ich und erhob mich etwas schwerfällig. „Geht es dem Sklaven gut? Angus war sein Name richtig?“ Ja ich meinte mich dunkel erinnern zu können, dass Morrigan diesen Namen verwendet hatte. Und ja ich wollte wirklich wissen ob es ihm gut ging, denn immerhin hatte er mir und meiner Frau das Leben gerettet.

  • Dominus Rufio sah fürchterlich aus – aber ich würde ihm das ganz sicher nicht sagen. Aber er hatte die schlimmsten Augenringe, die ich je an ihm gesehen hatte, und wirkte so, als hätte er überhaupt nicht geschlafen. Ich hoffte nur, dass sich das nicht auf seine ohnehin nie besonders überschäumende Laune auswirkte. Immerhin wollte ich etwas von ihm.

    Er erhob sich auch, und bestimmt erwartete er auch von mir irgendwas, aber wie üblich, gab er mir keine Hinweise, was er von mir wollte. Hatte er sich schon gewaschen? Umgezogen? Sollte ich ihm irgendwas bringen? Aber scheinbar sollte ich erst einmal nur eine frage beantworten, und mein Lächeln wurde sehr glücklich, als er sich nach Angus erkundigte. Ja, ich konnte wohl nicht verbergen, wie glücklich ich war, und es wäre sicher auch nicht schwer zu erraten, warum ich so glücklich war, wenn ich an Angus dachte. "Ja, Angus ist richtig. Er ist heute morgen aufgewacht und hatte kein Fieber mehr, Dominus Rufio. Gestern hatte er noch sehr schlimm gefiebert, aber der Medicus meinte, wenn er die Nacht übersteht und das Fieber weggeht, dann hat er gute Chancen. Und das Fieber ist weggegangen! Er hat auch getrunken und ich konnte ihn zu ein paar Bissen zu Essen überreden, aber er ist noch sehr müde. Als ich vorhin gegangen bin, wollte er noch einmal schlafen."

    Ich rang ein wenig mit meinen Händen. Der Zeitpunkt jetzt schien ideal zu sein, wo wir ja gerade ohnehin schon von Angus sprachen. Trotzdem hatte ich ein wenig Angst, als ich meine frage stellte. "Ich würde mich auch sehr gerne weiter um Angus kümmern, Dominus. Also, wenn du mich nicht dringend brauchst, würde ich dann gerne bei ihm sein. Ich helfe dir natürlich auch gern weiter beim Baden und Ankleiden und alles, Dominus, und ich bin mir auch sicher, dass du es kaum merken wirst." Ja, wenn man ehrlich war, beachtete er mich ja ohnehin 90 Prozent des Tages gar nicht. Im Grunde brachte ich ihm nur morgens sein Frühstück und half ihm in die Toga, und dann badete ich ihn einmal am Nachmittag, massierte ihn und trug dieses scheußliche Sandelholzöl auf. Aber die ganze Zeit dazwischen hatte ich andere Aufgaben, die mit ihm so gut wie gar nichts zu tun hatten und die sicher auch jemand anderes einfach übernehmen konnte.

  • Natürlich kam ich nicht umhin zu bemerken, wie Rhian, die sonst kaum mehr als ein paar Worte zu mir sprach regelrecht ins schwärmen geriet und auch das Lächeln auf ihrem Gesicht bemerkte ich natürlich. Ich blickte sie eine ganze Weile stumm an. „Es ist gut zu hören, dass er außer Gefahr ist.“ Sagte ich und blickte Rhian immer noch an. „Du magst ihn oder?“ Fragte ich ohne zunächst ihre Frage zu beantworten ob sie sich weiter würde um ihn kümmern dürfe. Ich kante die Frage auf meine Antwort, schließlich war es offensichtlich, dass sie den Sklaven mochte. Ich neigte meine Kopf leicht und rieb mir über die Stirn, ja der Tag gestern hat mir Kopfschmerzen verursacht. Schließlich nickte ich ganz leicht. „Du kannst dich um ihn kümmern. Eine Bedingung habe ich allerdings.“ Und ich und machte nur einen kleine Kunstpause bevor ich weiter sprach. „Sorge bitte dafür, dass diese Hedewig, oder wie auch immer die Sklavin hieß die mir heute Morgen mein Frühstück gebracht hat, nie wieder deinen Aufgaben übernimmt.“ Dann dreht ich mich um und griff nach meiner frischen Tunika. „Und jetzt bereite das Blaneum vor. Ich würde gern baden. Gestern Abend hat die Zeit dafür nicht mehr gereicht.“

  • Seine Frage kam nicht wirklich ganz unerwartet, trotzdem fühlte ich mich ertappt und wurde wohl auch rot, während ich jeden Blickkontakt mit ihm vermied. Er war mein Herr, und wenn er wirklich wollte, durfte er mir so eine Beziehung auch verbieten. Zwar hatte Morrigan gemeint, dass es ihm sicher nichts ausmachen würde, und auch die anderen Sklaven schienen dahingehend ganz locker. Aber ein bisschen Restunsicherheit bei so etwas blieb ja doch immer. Schließlich wusste man nie, was im Kopf eines Römers so vor sich ging und wann sie plötzlich eifersüchtig werden konnten.

    Aber natürlich konnte ich nicht lügen, und so nickte ich. "Ja, ich hab ihn sehr gern", antwortete ich leise. Dass er mir gesagt hatte, dass er mich sogar liebte, musste ich dem Dominus jetzt nicht gleich auf die Nase binden. Schließlich hatte er mich danach auch gar nicht gefragt, und soviel hatte sogar ich schon mitbekommen, dass die Aurelier ihre Sklaven am liebsten etwas schweigsam mochten.


    Schließlich aber gestattete er es mir, und ich konnte mein Lächeln nicht zurückhalten. Nur kurz war ich verunsichert, als er von einer Bedingung sprach. Als ich deren Inhalt dann aber vernahm, musste ich doch etwas mehr lächeln. Aber ich verbarg es gleich. Ich wollte ja nicht, dass mein Herr dachte, ich lache ihn aus. "Nein, Dominus, ich werde dafür sorgen, dass sie dir nicht noch einmal das Frühstück bringt", sagte ich und fragte mich ein wenig, was die blonde Sklavin wohl gemacht hatte, um ihn gleich so gegen sich aufzubringen. Eigentlich sollte er sich ja doch geschmeichelt fühlen, wenn eine Frau mit ihm vögeln wollte. Aber wenn ich mir seine Reaktion jetzt und auch das, wie ich ihn die letzten Wochen so kennengelernt hatte, anschaute, konnte ich die Erzählungen kaum glauben, dass er jemals auch nur irgend eine Sklavin in sein Bett geholt haben sollte.


    Da er ein Bad wollte, und das schon am Vormittag, brachte das ein wenig meinen Tagesplan durcheinander. Ich hätte gedacht, er hätte Termine, aber vielleicht nahm er sich nach dem gestrigen Tag auch bewusst frei. Und so nickte ich.

    "Ja, Dominus. Ich werde alles vorbereiten", sagte ich dann auch gleich und machte mich schleunigst auf nach unten zum Balneum. Glücklicherweise hatte jemand das Becken für den heutigen Tag schon einmal gesäubert und gefüllt. Ich lief noch schnell in die Culina, um Bescheid zu geben, dass das Hypocauston noch einmal gefeuert werden sollte, damit es schön warm wäre – auch wenn die Temperaturen langsam so warm waren, dass man das Balneum auch zur Kühlung nehmen konnte. Mit einem Eimer voll mit warmem Wasser frisch vom Herd bewaffnet ging ich dann also ins Balneum, öffnete die Gitterfenster zum Wintergarten für den schöneren Ausblick und wartete auf meinen Herrn.


    Und die ganze Zeit über strahlte ich, denn heute würde ein ausgezeichneter Tag werden. Angus liebte mich, und er würde wieder gesund werden und ich durfte bei ihm sein. Was sollte diesen herrlichen Tag da trüben?

  • Ich gab ihr einen kleinen Vorsprung, natürlich gab ich ihr den denn ich hatte nicht vors sinnlos im Balnum herumzustehen und zu warten das meine Sklavin alles vor bereitete. So betrat ich nun nach einer Weil das Bad und stellte zufrieden fest, dass sie fertig mit den Vorbereitungen war. Da ich nur eine Untertunika trug, drückte ich Rhian, meine frische Tunika für den Tag in die Hand und zog meine Untertunika selbst aus. Aber ich legte sie nicht zusammen oder dergleichen, sondern ich ließ sie in gewohnter Manier einfach neben mir auf den Boden fallen. Dann stand ich da und wartet darauf, dass sie mich anspülte und eben tat was sie immer tat, bevor ich ins Becken ging. Zum Glück hatten wir schon so was wie eine Routine und sie wusste was zu tun war. „Der Kerl der mich angriffen hat...“ Sagte ich leise und ja ich war wirklich sehr bemüht, dass Zittern aus meiner Stimme zu verbannen. „... er wurde noch gestern ans Kreuz geschlagen.“ Sagte ich ihr jetzt in dem Wissen, dass sie es diesem Angus wohl mitteilen würde. Als sie schließlich soweit fertig war, stieg ich ins Becken und setze mich, legte meinen Kopf zurück auf den Beckenrand und schloss meine Augen. Ich genoss einen Moment schweigend das warme Wasser, aber auch das war nicht wirklich genug um die Kälte die seit gestern von mir Besitz ergriffen hat zu vertreiben. „Er hätte mich.. meine Frau... er hätte uns töten können.“ Meine Stimme war leise, meine Hände zitterten leicht auch wenn ich versuchte sie unter Kontrolle zu halten. „Dieser Angus.... er hat... er hat mich und meine Familie gerettet. Ich hoffe wirklich das er alles gut übersteht und es keine Komplikationen gibt.“ Ja ich hoffte das wirklich, denn ich wusste wie viel ich diesem Mann zu verdanken hatte.

  • Wie immer war ich es, die sich nach seinen Sachen bücken musste, um sie ordentlich hinzulegen, damit sie nicht nass würden. Danach rieb ich ihn wie immer mit Öl und Sand ab, schabte es mit den Strigilis wieder von seinem Körper, so dass seine Haut rein und geschmeidig zurück blieb, ehe ich ihm einen Hocker hinstellte, so dass er sich setzen konnte, während ich ihm die Haare mit dieser verflixten Seife einrieb, auf welche er bestand. Ich hätte weiterhin eher gutes Olivenöl oder etwas Essig genommen, aber er wollte die seife, also bekam er die Seife.

    Während ich also seine Kopfhaut massierte und vorsichtig alles mit Wasser wieder auswusch, fing er leise an, zu erzählen. Und er war so angespannt dabei, dass ich es gar nicht nicht bemerken konnte. Offenbar steckte der Schreck darüber immer noch in seinen Gliedern. Und er erzählte mir, dass der Mann gekreuzigt worden war. Ich hielt nur kurz in meinen Bewegungen inne und nickte dann. Das war ein grausamer Tod. Ein sehr grausamer sogar. Das, was alles Sklaven fürchteten, wohl sogar noch mehr als die Minen. Es dauerte manchmal Tage, bis man unter schrecklichen Schmerzen starb. Es war erniedrigend und entwürdigend, nackt dort am Kreuz zu hängen, während alle anderen zusahen, wie man langsam erstickte. "Er hat es sicher verdient, Dominus", sagte ich leise in Ermangelung einer besseren Erwiderung.


    Er ging auch gleich ins Becken. Ich zog mein Kleid aus, wie sonst auch, und folgte ihm ins Wasser, das kleine Körbchen mit Schwämmchen und dem verfluchten Sandelholzöl in einer Hand. Ich stellte es am Rand ab und wartete einfach im warmen Wasser darauf, dass er so weit wäre, dass er sich von mir massieren lassen wollte. Oft wollte er erst noch eine ganze Weile entspannen, ehe ich ihm die Verspannungen aus den Schultern kneten sollte. Und auch heute lag er ruhig im Wasser mit geschlossenen Augen. Anders als sonst aber redete er mit mir. Gut, nicht wirklich mit mir, aber sonst war ja niemand da. Und so ein wenig hatte ich schon das Gefühl, dass er gerade jemanden zum reden haben wollte.

    "Ja, Angus ist ein wundervoller Mann. Ich hoffe auch, dass er wieder ganz gesund wird. Der Medicus wollte morgen wiederkommen und nach ihm sehen, und sich dann auch um seinen Arm kümmern, dass die Wunde dort wieder gut verheilt. Er arbeitet in einem Ludus, also denke ich, er kennt sich damit aus", erzählte ich Dominus Rufio, weil ich schon dachte, dass es ihn interessierte.

    "Du könntest ihn ja auch besuchen und dich bedanken, falls du magst?", schlug ich noch vor. "Er würde sich bestimmt freuen, zu sehen, dass es dir gut geht. Ich muss ihm auch noch erzählen, dass es deiner Frau gut geht und sie ihr Kind bekommen hat." Ja, vielleicht plapperte ich ein wenig, aber wenn ich an Angus dachte, konnte ich einfach nicht anders. Mein Herz flatterte schon wieder und ich hatte dieses Lächeln, das wohl alle frisch verliebten so hatten, wenn sie an denjenigen dachten, dem ihr Herz gehörte.

  • „Hat er, er hat mich angegriffen und wollte mich töten, bei meiner Frau hat dies die Wehen ausgelöst... sie hätte unser Kind und oder ihr Leben verlieren können und er hat einen unserer Sklaven schwer verletzt. Er hat es mehr als verdient.“

    Ich öffnete irgendwann die Augen und drehte mich so, dass sie mich massieren konnte. „Ich werd ihn besuchen... in ein paar Tagen wenn es ihm besser geht. Richte ihm aber bitte schon mal meinen Dank aus.“ Ja ich würde ihn besuchen, wenn klar sein würde, dass er das Ganze tatsächlich überlebte. Jeder wusste das derartige Wunden sich würden entzünden können. Er hatte die erste Nacht überlebt, was seien Chancen steigerte aber ob das so bleiben würde lag wohl in der Hand der Götter allein. Ich genoss dann bieder einen Weile schweigen die wohltuende Wirkung ihrer Hände. Sie löste wie immer die Verspannungen meiner Muskeln mit geschickten Händen. Irgendwann legte ich meine Hand auf ihre um ihr zu signalisieren, dass es genug ist. Und drehte mich zu ihr um, so dass ich ihr nun ganz nah war. Ich blickte einen Moment schweigend zu ihr, bevor ich ihr Kinn umfasste und sanft mit dem Daumen über ihre Lippen fuhr. „Ich hoffe das er dich zu schätzen weiß.“ Sagte ich leise, bevor ich sie losließ und mich langsam aus dem Wasser erhob und das Becken verließ. Ja ich redete nicht viel mit ihr, ich schenkte ihr wenig Aufmerksamkeit. Aber nicht weil ich sie nicht sah oder nicht bemerkte das sie einen schöne Frau war. Ich tat es einzig und allein aus dem Grund weil sie mir vom ersten Moment an vermittelt hatte, dass ihr meine Aufmerksamkeit unangenehm ist.

  • Als er vorrutschte, glitt ich wie immer hinter ihn und fing an, ihn zu massieren. Wie immer war er verflucht verspannt für jemanden in seinem Alter, aber ich hatte inzwischen schon gute Übung darin, wie und wo ich ihn anfassen musste, damit er sich entspannte. Und ich hatte auch nicht mehr so die Bedenken wie am Anfang. Ich hatte das jetzt schon so oft gemacht und nie hatte er irgendwas gesagt oder getan, da wurde es langsam normal, ihm nah zu sein und seine Schultern mit meinen Fingern zu bearbeiten und ihn anschließend noch ein wenig mit Sandelholzöl abzutupfen.

    "Ich werd es ihm sagen, wenn ich nachher zu ihm gehe", versprach ich auch gleich, als er mich darum bat, Angus seinen Dank auszurichten. Und ja, ich glaubte wirklich, er würde sich darüber freuen. Als mein Dominus mir signalisierte, aufzuhören, tupfte ich noch schnell das Öl rund um seinen Hals.

    Ich war noch nicht einmal wirklich fertig, als er sich auf einmal zu mir umdrehte und mein Kinn in seine Hand nahm. Ich war so perplex, dass ich wahrscheinlich ziemlich verdattert dreinschaute. Ich verstand gar nicht wirklich, was er da tat. So etwas hatte er noch nie getan. Erst recht nicht im Balneum, nackt. Eine Tatsache, der ich mir auf einmal überdeutlich bewusst wurde. Ich konnte mich grade noch davon abhalten, prüfend an ihm runterzusehen, als er auf einmal mit dem Daumen über meine Lippen strich.

    Nein, nein, das konnte nicht sein! Er sah mich nie! Er hatte mich nicht einmal angesehen! Er wollte jetzt nicht. Nein, das war… nein, das konnte nicht sein. Seine leisen Worte, ehe er mich losließ, bekam ich erst mit, als er mich schon wieder losgelassen hatte und aus dem Becken stieg. Ich saß noch sehr verwirrt da, den Schwamm mit dem Öl noch immer in der Hand, als er schon draußen war.

    Er verstaute kurz alles wieder und machte mich daran, ihm zu folgen, denn ganz sicher würde er auch jetzt darauf bestehen, dass ich ihn abtrocknete. Oh Götter! Ich war noch immer ganz verwirrt, als ich aus dem Wasser stieg und vorsichtig zu den Handtüchern hinüber ging. Ich versuchte, so zu tun, als wäre alles wie immer, aber es reichte, zu ihm zu sehen, um sofort wieder unsicher zu werden. Reiß dich zusammen, Rhian, schalt ich mich selber und ging zu ihm und fing an, ihn abzutrocken. Sollte ich ihn darauf ansprechen? Sollte ich irgendwas dazu sagen? Wahrscheinlich würde es das alles nur noch schlimmer machen. Ich kaute mir auf der Unterlippe herum und trocknete ihn weiter ab.

    Als ich schließlich bei seinen Füßen angekommen war, hielt ich die Spannung doch nicht mehr aus. "Du hast doch nichts dagegen, Dominus?" fragte ich leise. Morrigan hatte mir gesagt, es wäre kein Problem, aber jetzt und hier war ich verunsichert, und das nur wegen einer so kleinen Berührung und ein paar leisen Worten. Unsicher sah ich auf zu ihm und hoffte irgendwie, dass er mich wieder so wenig beachten würde wie zuvor. Dann hätte er nämlich sicher keine Einwände dagegen, dass sein Eigentum drauf und dran war, sich zu vermehren, wenn es nicht aufpasste.

  • Ich stand da und wartete das sie mich abtrocknete so wie immer. Und da war sie wieder ihre Unsicherheit. Ich konnte es deutlich sehen. Ich blickte zu ihr hinab und sah wie sie mit sich rang sie wollte etwas sagen oder fragen. Aber ich sagte nichts. Ich wartete einfach stumm bis sie sich traute die Worte die sie sagen wollte über ihre Lippen zu bringen und schließlich gelang es ihr. Als sie mich nun mit ihrem unsicheren Blick von unterer ansah blickte ich sie lange stumm an, bis ich schließlich auf ihre Frage antwortete. „Nein das habe ich nicht.“ Warum sollte ich auch, solang das Ganze ihre Pflichten nicht beeinträchtigte. Immer noch lag mein Blick auf ihr sie wirkte wie immer so unschuldig auf mich, doch jetzt da ich wusste dass sie einen Mann hatte und somit doch nicht so unschuldig war... nun ja ich sah sie mit anderen Augen. Ein kleiner Gedanke setzte sich in mir fest, ja es war nur ein Gedanken aber dennoch. Ich würde längere Zeit auf meine Frau verzichten müssen und ja ich hatte mich schon im Haushalt umgesehen und überlegt wer den Platz in meinem Bett einnehmen könnte. Rhian hatte ich bisher nicht in Betracht gezogen, weil sie so unschuldig und unerfahren wirkte aber nun? Mein Blick glitt über ihren Körper und ja mir gefiel was ich sah. Ich streckte ihr meine Hand hin und half ihr auf. Ja ich weiß ich bin kein netter Mann. Aber ich zog sie eng an mich, so das unsere nackten Körper sich nun berührte. Ich blickte zu ihr hinunter. „Ich habe nicht dagegen, aber er wird dich teilen müssen.“ Sagte ich und beugte mich vor um sie sanft und dennoch bestimmend zu küssen.

  • Er blickte mich eine ganze Weile lang an, als müsse er überlegen. In dem Moment rutschte mir mein Herz in die nicht vorhandene Untertunika, da ich wirklich dachte, er würde es mir verbieten. Als er dann aber endlich sagte, dass er keine Einwände hatte, konnte ich nicht anders: Ich lächelte ihn erleichtert und glücklich an. Angus und ich würden zusammen sein können! Vielleicht – aber das fragte ich jetzt nicht – konnte ich auch ein etwas breiteres Bett in meine Kammer bekommen, so dass wir dort gemeinsam schlafen könnten. Oder alternativ in einem anderen Zimmer. Ich wusste, dass es einige servitricia gab, die für einzelne Familien gedacht waren. Auch wenn Angus keine Kinder wollte, vielleicht änderte er ja mal seine Meinung. Und so oder so wäre ein eigenes Zimmer für uns beide wundervoll.

    Oh, ich war so glücklich, dass ich den Blick gar nicht bemerkte, den mein Dominus mir schenkte, als er mir die Hand reichte, um mir aufzuhelfen. Eigentlich hätte ich wohl da schon vorsichtig sein müssen, denn mein Herr half mir sonst nie auf. Aber ich war freudestrahlend in Gedanken bei Angus und bei der wundervollen Zukunft, die uns erwartete, so dass ich alles andere ausblendete.

    Nunja, bis mein Dominus mich dicht an sich zog und meinte, Angus müsse mich teilen. Ich konnte gar nicht so schnell erschrecken, wie er schon seine Lippen auf meine legte und anfing, mich zu küssen. Ein erstickter, leicht protestierender Laut entglitt mir, aber als meine Lippen sich dafür öffneten, sorgte das nur dafür, dass seine Zunge Einlass in meinen Mund fand. Ich zitterte. Ich wollte das nicht! Ich wollte Angus! Aber ich durfte mich nicht dagegen wehren, das wusste ich. Wenn ich mich jetzt wehren würde, ihn abweisen würde, er würde sehr ärgerlich werden. Caius Norbanus Cervidus hatte mich nach so etwas verkauft. Weg von Gwen. Noch einmal würde ich das nicht ertragen. Noch einmal verkauft werden, noch einmal Ungewissheit über mein Schicksal. Noch einmal weg von einem Menschen, in den ich verliebt war. Nein, ich wollte nicht weg von Angus.

    Es schmeckte nach Verrat, als meine Zunge ganz vorsichtig versuchte, den Kuss zu erwidern. Es hatte nichts von dem an sich, wie ich Angus küsste. Es fühlte sich an, als hätte ich noch nie geküsst und als wisse meine Zunge nicht, wie das ginge. Aber ich hatte auch noch nie jemanden geküsst, den ich nicht geliebt hatte. Meine Hand hielt noch immer das Handtuch ganz fest in der Faust umklammert. Zitternd umarmte ich meinen Herrn, ohne es loszulassen. Es fühlte sich falsch an. Er war nicht grausam oder tat mir weh, aber ich wollte das Angus nicht antun. Und als ich seinen nackten Körper so dicht an mir fühlte, fühlte, wie er erwachte, wie sein Glied sich langsam gegen meine Schenkel und meinen Bauch drückte, da bekam ich einfach ein wenig Angst.

    Ich löste den Kuss und floh ganz dicht an ihn, hielt mich an meinem Herrn fest und legte meinen Kopf an seine Schulter, auch wenn es da so fürchterlich nach Sandelholz roch, dass ich fast niesen musste. "Ich mache, was du möchtest, Dominus. Aber bitte, tu mir nicht weh", flüsterte und flehte ich ihn an, während ich mich so ganz nah an ihm versteckte. Denn ja, davor hatte ich immer noch angst: Dass es weh tun würde, was auch immer er mit mir machen wollte.

  • Es brauchte etwas, aber schließlich gab sie nach und erwiderte wenn auch etwas zaghaft meinen Kuss. Ich strich sanft über ihren Körper bis ja bis sie den Kuss löste und sich zitternd an mir festhielt. Ihre Worte waren es aber die die Wirkung einen Kübel gefüllt mit Eiswasser nicht besser hinbekommen hätten. Ich schloss für einen Moment die Augen und fragte mich ernsthaft für welche Art von Monster sie mich eigentlich hielt. Ich hielt sie noch einen Moment lang sanft fest, bis das Zittern ihres Körpers nachgelassen hatte. Dann schob ich sie sanft von mir weg. Ich drehte mich zu der Bank auf der meine Sachen lagen, ergriff die Untertunika und warf sie mir über. Immer noch schwieg ich eisern, denn ja immer noch fragte ich mich, wann ich ihr das Gefühl gegeben habe einen Monster zu sein, das einen Frau Schmerzen zufügte. Erst als ich auch meine Tunika übergestreift hatte dreht ich mich wieder zu ihr. „Ich tue dir nicht weh und Frauen keine Gewalt an.“ Sagte ich mit leiser gepresster Stimme. „Räum hier auf und dann kümmere dich um den Sklaven.“ Ich drehte mich wieder um und griff nach meinem Gürtel. Ich würde mir heute wohl von Morrigan in die Toga helfen lassen. Ja ich wollte Rhian gerade nicht um mich haben. So blickte ich auch zu der Wand vor mir satt mich umzudrehen. „Du kannst die nächsten Tage und Nächte bei ihm bleiben. Ich benötige dich nicht,.“ Ja ich war wirklich sauer, dass sie mir unterstellte ich würde ihr weh tun, sie mit Gewalt oder sonst irgendwie zwingen. Ich wollte sie erst mal nicht mehr sehen.

  • Er hielt mich sanft, und ich war dankbar, dass er mir Zeit ließ. Ich hatte ja keine Erfahrung mit Männern. Natürlich wusste er das nicht. Aber wenn man es genau nahm, war ich seit phänomenalen zwei Tagen keine Jungfrau mehr und meine Erfahrungen waren jetzt nicht unbedingt sehr umfangreich, auch wenn Angus mir doch einiges gezeigt hatte. Aber vermutlich glaubte er, dass es sehr viel mehr wäre und ich genau wusste, wie man einen Mann befriedigen konnte. Wer rechnete denn auch schon mit so etwas? Und genau deshalb war ich froh, dass er mich nicht drängte.


    Naja, was auch wiederum so lange anhielt, bis er sich von mir löste und mich böse anfauchte, dass er kein Vergewaltiger wäre und er mich die nächsten Tage und Nächte gar nicht mehr sehen wollte. Und was irgendwie am erschreckendsten war, war, dass er sich selber anzog. Ich kannte Dominus Rufio ja jetzt nicht sooo gut, aber zumindest hatte ich bislang gelernt, dass er sich immer bei allem helfen ließ, egal, wie banal die Aufgabe auch war. Einfach aus Prinzip. Nicht, weil er es nicht gekonnt hätte. Dass er da jetzt auf einmal alles selber machte und mich nicht anwies, ihn anzukleiden, zeigte, wie wütend er war.

    Und auf einmal hatte ich noch viel mehr Panik als zuvor. Ich wollte ihn doch nicht wütend machen! "Bitte, Dominus, so meinte ich das doch gar nicht!", versuchte ich, mich zu entschuldigen. Ich hatte keine Ahnung, was er dachte, das ich gesagt hätte, aber zumindest hatte ich ihm nicht unterstellen wollen, dass er generell zu Gewalt neigte. Ich trat näher zu ihm, aber er schaute mich nicht einmal an. Ja, sonst ignorierte er mich auf eine Art und Weise, bei der ich zumindest annahm, dass er wusste, dass ich da war. Jetzt aber ignorierte er mich so richtig, und das machte mir riesige Angst.

    "Bitte, Dominus..." versuchte ich, nach seiner Hand zu greifen, auch wenn ich das nicht durfte. Aber ich wollte wirklich nicht, dass er wütend auf mich war und mich vor lauter Wut dann wegschickte, weil er sich gekränkt fühlte.

    Und es war auch diese Panik, die mich schließlich verzweifelt die Wahrheit sagen ließ. "Ich hatte bisher noch keinen Mann außer Angus!" rief ich schon fast, weil ich vor Angst ganz durcheinander war. Ich wollte hier aus dem Haus nicht weg. "Bitte, Dominus, ich weiß doch nicht…. Ich weiß fast gar nichts. Wir hatten nur eine Nacht... Bitte sei nicht wütend auf mich. Du bist nur so groß, und… ich hab doch wirklich keine Ahnung."

    Und ja, ich sollte das nicht tun und wahrscheinlich machte ich grade alles schlimmer, aber ich ließ den Kopf hängen und weinte leise, weil ich doch wirklich nicht wusste, was ich jetzt sagen oder machen sollte.

  • Innerlich musste ich wirklich bis 10 zählen einmal auf Latein und sicherheitshalber noch einmal auf etruskisch. Ja ich hörte ihre Worte. Ihre gestammelte Entschuldigung. Aber bei allen Göttern nochmal, auch wenn sie keine Erfahrung hatte... ich hatte ihr doch nur wirklich nie und ich betone niemals den Anlass gegeben zu glauben, dass ich ihr Gewalt antun würde. Ich schüttelte unwirsch den Kopf und balle eine Hand zur Faust. Die zweit ging ja nicht, weil sie diese ergriffen hatte. Manchmal, ja manchmal wünschte ich mir wirklich mehr wie mein Onkel zu sein, emotionslos und gleichgültig all denjenigen gegenüber die nicht zur Familie gehörten. Ich brauchte noch ein zwei Armenzüge um mich zu beruhigen. „Ich werde dir nicht weh tun.“ Sagte ich immer noch an die Wand blickend. Dann drehte ich mich zu ihr um und blickte zu Rhian herab. „Ich habe noch nie... wirklich noch nie einer Frau weh getan, weder das ich sie gezwungen hätte noch mit meiner Größe.“ Sagte ich immer noch mit unterdrücktem Ärger. „Du musst keine Angst habe. Und jetzt tu was ich gesagt habe, räum hier auf und kümmere dich in den nächsten Tagen um den Sklaven.“ Ja ich wollte sie immer noch nicht um mich haben. Auch wenn ich jetzt wusste, dass es wohl nur Unsicherheit und oder Unkenntnis gewesen war, saß der Stachel tief. Jetzt wusste ich auch, warum sie sich mir gegenüber immer so komisch verhalten hatte. Bei allen Göttern sie hatte Angst gehabt, vor mir, davor das ich über sie herfallen und ihr weh tun würde...weil ich so groß bin? Allmächtige Götter. „Schick Morrigan zu mir, damit sie mir mit der Toga hilf. Ich bin in meinem Arbistzimmer." Sagte ich noch und verließ das Bad.

  • Er war immer noch wütend. Er beherrschte sich zwar, aber natürlich merkte ich es. Ich ließ seine Hand wieder los und nickte, unterdrückte ein Schluchzen. Eigentlich sollte ich ja froh sein, dass er jetzt nicht mit mir schlafen wollte. Aber irgendwie hatte ich jetzt nur Angst, dass er mich wegschicken würde, weil er so wütend auf mich war. Auch wenn er sagte, ich solle keine Angst haben. "Ja, Dominus" fiepte ich wohl wie eine Maus und suchte nach meiner Tunika, um mich wieder anzuziehen.


    Ich brauchte etwas länger als gewöhnlich, um das Bad in Ordnung zu bringen, weil ich so durcheinander war und weinte. Aber schließlich war wieder alles an seinem Platz, und ich ging los, um nach Morrigan zu suchen, damit mein Herr nicht noch länger warten musste und noch wütender auf mich wurde.