Audienz ANTE DIEM VII ID NOV DCCCLXXXIV A.U.C. (07.11.2022/131 n.Chr.) - Publius Pompeius Pollio

  • Die Wache geleitete Publius Pompeius Pollio bis zur Aula der Regia. Wie immer bei kaiserlichen Audienzen waren mehrere Personen geladen, die nach und nach an die Reihe kommen würden.

    "Du wirst aufgerufen, wenn du vortreten darfst", verkündete der Praetorianer und ging dann wieder zurück in Richtung Eingang. Hier im Audienzsaal standen genug andere Wachen bereit, dass er nicht weiter gebraucht wurde.

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  • Ich war der Wache über das mir unbekannte Palastgelände gefolgt. Mit seinen ausladenden Bauwerken und vielen Räumen war es für mich jetzt nicht unbedingt einfach, mich zu orientieren. Da das aber mein erster besucht hier war, erwartete das zum Glück auch niemand, und ich durfte nur den Praetorianer nicht aus den Augen verlieren. Was nicht weiter schwer war, denn der achtete darauf, dass ich nicht plötzlich scharf nach links abbog. Irgendwann setzte er mich in einem Raum mit zig anderen Leuten ab und sagte, ich würde aufgerufen werden. Gut, eine Einzel-Audienz hatte ich jetzt auch nicht erwartet, das wäre wohl eindeutig zuviel gewesen. So konnte ich mich auch nochmal umsehen und blickte in zahlreiche teils nervöse, teils sehr entschlossen dreinblickende Gesichter.


    Vorne war grade eine Delegation aus irgend einer Stadt. Ich hatte nicht mitbekommen, woher. Auf jeden Fall fragten sie gerade nach Marktrechten und legten wortreich dar, dass das nur logisch wäre, da sie wohl zwischen zwei Städten mit Marktrecht lagen und die Händler auf dem Weg von A nach B ohnehin bei ihnen durchkommen würden. Ich hörte nicht so genau zu und legte mir im Kopf lieber die Dinge zurecht, die ich ansprechen wollte.


    Irgendwann verkündete ein Ausrufer, dass der Tresvir monetales Pompeius an der Reihe wäre. Das war mein Stichwort.

    Ich trat vor und deutete eine leichte Verbeugung zum Gruß an. Römer unterwarfen sich schließlich niemanden, auch dem Imperator nicht, und allzu ehrerbietiges Verhalten wäre nur verpönt. Außerdem würde meine Toga dann sonstwohin rutschen.

    "Ich grüße dich, Imperator", begrüßte ich ihn und kam dann gleich zur Sache, weil ihm wahrscheinlich von den zahlreichen Bittgesuchen schon die Ohren bluteten. "Ich bin als Tresvir monetales mit meinen Amtskollegen für die Prägung der neuen Münzen zuständig. Hierbei ist mir aufgefallen, dass die Prägestempel, mit denen dein Abbild in die Münzen geschlagen wird, schon recht alt sind und schon lange keine besonderen Münzen zu Ehren deiner Herrschaft geschlagen worden sind. Daher wollte ich, in aller Bescheidenheit, vorschlagen, dass wir neue Stempel fertigen. Ich hätte auch einen Entwurf dabei, der dich und deinen Sohn, den ehrenwerten Caesar, zusammen zeigt."

    Ich ersparte mir irgendwelche Hinweise darauf, dass der gute Mann ja nicht jünger wurde und sein Sohn vielleicht bald den Menschen etwas bekannter sein sollte, als bislang.

  • Gnaeus Septimius Antoninus Augustus begrüßte den Magistraten mit einem kaiserlichen, kurzen Winken seiner Hand. Da er heute sehr vielen Leuten zuhören musste, fielen die Begrüßungen immer recht knapp aus, da alles andere auf Dauer ermüden würde. Und er hatte heute noch viele Bittgesuche und andere Dinge vor sich. Zum Glück streute sein Procurator bei der Terminvergabe immer ein paar leichtere Dinge unter die komplizierteren Vorgänge, so dass der Kaiser keine Kopfschmerzen bekam. Und das jetzt schien einer dieser erfreulicheren Fälle zu sein.

    "Du willst also neue Münzen prägen lassen mit mir und dem Caesar darauf?" fragte er noch einmal zum Verständnis nach und strich sich über den Bart. Ja, das könnte ihm durchaus gefallen. Und vielleicht würde es Publius Septimius Geta auch ein wenig mehr an seine Verantwortung erinnern. Es konnte zumindest nicht schaden, und so langsam wünschte sich Antoninus schon, dass sein Sohn sich ein wenig kaiserlicher geben würde und sich mehr für die Staatsgeschäfte interessieren würde. Vielleicht sollte er ihm einen Auftrag erteilen, der ihn ein wenig an die Grenzen des Reiches schickte, um ihn auch in den Provinzen bekannter zu machen. Ja, er fand, das war eine gute Idee.


    "Nun, wenn du den Entwurf mithast, dann zeige ihn", forderte der Imperator freundlich auf und erlaubte dem jungen Magistraten so, näher zu treten. Auch wenn die Praetorianer sowas nicht mochten, Antoninus hatte da durchaus genug Vertrauen, dass er nicht von einem Magistraten Roms abgestochen werden würde.

  • Ja, das war das, was ich gesagt hatte. Mir lag ein sarkastischer Kommentar auf der Zunge, aber nein, nein, wer Karriere machen will, muss lieb sein. Und wer vögeln will. Und wer was gekocht bekommen will, in das niemand hineingespuckt hat. Überhaupt war Sei nett, wenn du dir fies sein nicht leisten kannst generell ein guter Tipp. Und so lächelte ich wohl etwas dümmlich auf seine Frage und bemühte mich um ein möglichst neutrales "Ja, genau, mein Kaiser."

    Dass der Kaiser da länger drüber nachdenken musste, machte die Sache irgendwie nicht besser. Ich bemühte mich, geduldig zu bleiben und mich nicht zu fragen, was an der Sache denn so schwer war, bis er mich endlich erlöste und mich sogar vortreten ließ. Oh, prima. Ich sollte mich echt geehrt fühlen. Oder darauf achten, keine ruckartigen Bewegungen zu machen, wenn mir mein Leben lieb war und ich den Blick des ein oder anderen Prätorianers richtig interpretierte. Ich zog also erst einmal die Schriftrolle aus meiner Toga und näherte mich dann mit überschaubaren Bewegungen dem Imperator des römischen Reiches, ehe ich sie ihm überreichte.

    "Das ist jetzt erst einmal eine vergrößerte Zeichnung. Ich habe auch schon auf eigene Kosten einen einzelnen Prägestempel fertigen lassen. Das hier ist in dem Fall eine schon geprägte Münze. Als Rückseite haben wir die gerade gängige mit Pax als Motiv belassen, aber wir könnten da natürlich auch etwas neues anfertigen lassen, wenn du da etwas anderes bevorzugst."

    Ich überreichte ihm auch den einzelnen, schillernden Denar. Solange er nicht die Erlaubnis dazu gab, die Dinger zu prägen, wäre es absoluter Selbstmord gewesen, mehr als eine Münze zu machen, und der verdammte Stempel war verdammt teuer gewesen. Erst recht für nur ein einziges Silberstück. Daher hoffte ich, dass es dem Kaiser gefiel, das steigerte meine Chancen, nicht auf diesen Kosten sitzen zu bleiben.

  • Gnaeus Septimius Antoninus Augustus nahm die Schriftrolle entgegen und besah sich den Entwurf. Er war sich nicht wirklich sicher, ob er mit seinem Seitenporträt wirklich einverstanden war. Hatte er wirklich SO eine Nase? Sein Sohn war ja ganz gut getroffen als Relief hinter ihm, aber er selber…

    Der Magistrat erzählte weiter und zog dann auch eine Münze aus seiner Toga hervor. Ein einzelner, schillernder, neuer Denar. Das war schon eher nach seinem Geschmack als eine Zeichnung, unter der man sich nur wenig vorstellen konnte. Er nahm die Silbermünze und drehte sie im Licht, um sie sich genau anzusehen.

    "Ja, das ist sehr schön", lobte er, während er die Münze in den Fingern drehte. "Aber für die Rückseite brauchen wir etwas anderes. Pax hat uns gute Dienste geleistet, keine Frage, aber für eine Münze mit meinem Sohn neben mit möchte ich etwas kraftvolleres. Etwas, das Stärke und Entschlossenheit vermittelt. Eine neue Dynastie eben. Vielleicht eher die Dioskuren oder ein thronender Mars oder sowas." Ja, das würde ihm mehr gefallen, auch wenn er nicht vorhatte, einen Krieg vom Zaun zu brechen. Aber seine Feinde sollten bedenken, dass er die Möglichkeit dazu hatte, und dabei half manchmal die ein oder andere Erinnerung in Münzform. Außerdem mochte das Volk die Vorstellung von Macht und Größe.

  • Der Kaiser besah sich meinen Entwurf eher halbherzig. Die Münze aber schien ihm ehrlich zu gefallen, und ich war durchaus erleichtert, als er anfing, das Ding in den Fingern zu drehen und zu loben. Treffer. Ich war erleichtert Es erhöhte erheblich meine Chancen, ihm positiv im Gedächtnis zu bleiben und nicht von den Prätorianern heimlich, still und leise entsorgt zu werden. Ich entspannte mich ein wenig und erlaubte mir ein dezentes Lächeln.

    "Natürlich, Augustus. Wenn du erlaubst, werde ich den Auftrag erteilen für weitere Prägestempel mit deinem Konterfei und einem thronenden Mars, als Zeichen des Wachstums und der Stärke." Ich dachte, dass ich das so herausgehört hatte, dass ihm diese Möglichkeit gefallen würde. Und ich persönlich fand halt Mars da besser als die Dioskuren. Mehr auch für Wachstum und Landwirtschaft und weniger Pferde und Wettkampf. Aber gut, wenn er es anders haben wollte, würde er es schon sagen.

  • Gnaeus Septimius Antoninus Augustus drehte weiter die Münze in seinen Fingern. Er würde sie später seiner Frau und seinen Söhnen zeigen, wenn die Audienz für heute vorüber war und er ein paar Momente für die Familie hatte. Sicher wären sie ebenso begeistert wie er.

    "Ja, ja, das ist eine gute Idee..." Er lehnte sich nur ganz kurz nach hinten, wo ein Sklave ihm nochmal half. "...Tresvir Pompeius. Du hast meine Erlaubnis, das alles in die Wege zu leiten und nicht nur Kupfer- und Bronzemünzen zu schlagen, sondern auch Silbermünzen nach diesem Vorbild. Die Goldmünzen lassen wir erst einmal so, von denen gibt es sowieso grade nicht so viele in Umlauf und ich möchte keine weiteren unter das Volk bringen. Aber ja, ein paar hübsche, neue Denare, das ist durchaus in meinem Sinne."

    Der Kaiser grinste vergnügt und übergab die Münze erst einmal dem Sklaven hinter ihm. Er konnte ja nicht die restliche Audienz damit herumspielen. "Ich hoffe, dein Anliegen ist damit erledigt?" fragte er noch einmal freundlich nach, denn es warteten ja auch noch dutzende andere Anliegen darauf, angehört zu werden.

  • Ich erlaubte mir ein Lächeln. Ja, die Dinger würden teuer werden, und ich hatte so das Gefühl, dass von einem Magistraten erwartet wurde, das selber zu zahlen. Man tat das ja schließlich für das Gemeinwohl, so wie die Aedile auch Spiele auf eigene Kosten abhielten. Was war ich froh, dass mein Cousin reich war. Aber nicht nur die in meinen Zuständigkeitsbereich fallenden Kupfer- und Bronzemünzen prägen zu dürfen, sondern tatsächlich auch die Silberdenare, ja, das konnte ich mir am Ende der Amtszeit schon als Pluspunkt anrechnen lassen.

    "Ich danke dir, mein Kaiser, und werde alles entsprechend in die Wege leiten lassen", sagte ich und überging dabei die Tatsache, dass der Kaiser sich an meinen Namen hatte erinnern lassen müssen. Vielleicht wäre es daher ratsam, gleich noch was für die eigene Karriere anzufügen. "… und ich hoffe, dass du dich positiv an mich erinnerst, wenn du die senatorischen Tribune für das nächste Jahr berufst." So ein kleiner, nicht ganz dezenter Hinweis konnte zumindest nicht schaden.


    Bevor die Prätorianer aber doch auf die Idee kamen, dass ich nervte, deutete ich wieder eine leichte Verneigung an und räumte den Platz für den nächsten Bittsteller, während ich mich wieder zurück in die Menge begab und mir dann den Weg nach draußen langsam schlängelte.