Reise nach Kaschgar I - Die Durchquerung Parthiens

  • An der Grenze zweier Welten


    Von ihrem Aufbruch von Antiochia aus dauerte es neuneinhalb Tage bis Našrihabs Karawane den Euphrat erreichte, welcher der Grenzfluss zwischen den Ländern Parthiens und dem Römischen Reich war. Während dieser ersten Etappe durch das römische Syrien hatte Ezra ben Abraham genug Zeit gehabt seine Reisegefährten in aller Güte kennenzulernen. Našrihabs Karawane bestand mit ihm aus elf Männern, zwei großen Hunden und 33 Kamelen. Die Hunde waren zu ihrem Schutz da und beherrschten ein ganz besonderes Kunststück. Damit sie auf ihren Fernstrecken mitkommen konnten ohne elendig in der Wüste vor lauter Hitze und Erschöpfung zu krepieren, hatte Našrihab ihnen beigebracht auf Kamelrücken zu springen und so dann mitgetragen zu werden. So gab es zwei Kamele, die je eine ziemlich abenteuerliche Konstruktion von Sattel mit sich trugen, auf dem ein Hund mit seinen Pfoten etwas Halt fand und darüber ein kleines Sonnensegel als Schutz vor der Sonne. So konnten sie bequem durch die Wüste transportiert werden und hatten abends im Lager immer noch genug Kraft ihrer Schutzfunktion nachzukommen. Našrihab war vermutlich der einzige auf der ganzen Welt, der so Hunde durch die Wüste mitbrachte, in ein oder zwei Dörfern entlang der westlichen Seidenstraßen war er regelrecht berühmt für dieses Kunststück. Doch wie schon erwähnt reiste er natürlich nicht alleine, die Namen der zehn anderen Männer waren Sargon, Marduk, Ea, Enlil, Tammuz, Belit, Anu, Shamash, Bagoas und Mitro. Dies hier war keine Nomaden- sondern eine reine Handelskarawane, weshalb auch z.B. Ziegen oder Frauen und Kinder fehlten. Sie waren auch großteils nicht miteinander verwandt, als einzige familiäre Bande gab es nur Našrihab und seinen jüngeren Bruder Marduk und Ea und Enlil waren zwar nicht vom selben Blut wie die beiden Vorderen, dafür aber untereinander Vetter und Vetter. Und Bagoas hatte im letzten Jahr die Schwester von Mitro geehelicht. Sie alle stammten ursprünglich aus Medien von einem kleinen Marktflecken, eineinhalb Tagesritte nordwestlich von Saavakineh*.


    Ezra ben Abraham war ja schon einmal von Hatra aus mit Našrihabs Karawane nach Antiochia gewandert. Jetzt taten sie im Grunde nichts anderes als genau diese Strecke rückwärts zu reisen. Erst jenseits Hatras würde er Neuland betreten, doch so weit waren sie natürlich noch längst nicht. Jetzt hatten sie gerade erst einmal die römische Welt hinter sich und befanden sich nun im Begriff über den Euphrat überzusetzen. Sie lagerten einen Tag und eine Nacht an dessen Ufer, ehe sie früh im Morgengrauen gleich als eine der ersten mit einem der riesigen Lastenfähren über den Fluss übersetzten, der sie ans andere Ufer brachte, an die Gestade des zerstörten Landes Osrhoene.


    Sim-Off:

    * = Antiker parthischer Name der Stadt Saveh.