OFFICIUM MAIORDOMUS

  • Tiberios erhob sich zur Begrüßung, als seine Domina eintrat, die Tafel, die er beschrieben hatte, drehte er um.

    "Du reist nach Brundisium, Domina",wiederholte er ihre Worte:"Du nimmst Lyda, Timon und Sonnwinn mit. Ich selbst hatte Sonnwinn gesagt,dass er in einem Bett schlafen sollte, doch er meinte, du hättest es erlaubt, dass er im Garten schläft. Die Mauern bedrücken ihn - Barbaren halt", er zuckte die Schulter.

    Bei Barbaren wusste man nie wirklich,was in ihrem Kopf vorging:

    "Natürlich werde ich Sonnwinn deinen neuen Befehl mitteilen, Domina Stella",sagte er. Die nächste Anordnung jedoch entlockte ihm zumindest einen erstaunten Blick:

    " Ich leihe in deinem Namen den Wagen von Domina Clara. Doch in drei Tagen schon? Zu welchem Datum wünschst du zu reisen, Domina?"

    Das schien alles sehr schnell zu gehen, und Tiberios machte sich Sorgen. Vor allen Dingen deswegen, weil außer den beiden Älteren Lyda und Timon nur noch die ein wenig wirrköpfige Chloe und Sonnwinn, der von römischem Leben wenig Ahnung hatte, mitkommen sollte. Wer würde die Herbergen besorgen? Wer kannte den genauen Weg?

    "Darf ich etwas anmerken, Domina? Nestor wäre die bessere Wahl, da er die Strecke und alle Gepflogenheiten kennt. ", sprach er fest.

    Als er das sagte, fiel ihm noch etwas ein:

    "Eine Frage hätte ich wirklich, Domina: Was wird nun aus Tuscas Aufenthalt in der Casa Furia? Sie wollte gerne die Zeit, da ihr auf Reisen seid, hier verbringen."

  • Stella schnitt eine undefinierbare Grimasse, als Tiberios ihren geliebten Germanen als Barbar bezeichnete, sagte aber dazu nichts, zuckte nur auch mit den Schultern... ,"Ja, Tiberios, sorge bitte dafür, dass Sonnwinn in einem Bett schläft, im Zimmer ist ein großes Fenster, also es ist genug Luft da..." , dabei wedelte Stella mit ihrem Fächer hin und her.


    "Nun, in drei Tagen endet dein Hausarrest, dann kannst du die beiden Damen besuchen. Ich dachte eher an Domina Severa, aber auch Domina Clara kann uns helfen. ..."


    Stella dachte nach, "Ich denke wir fahren los, soweit du alles für diese lange Reise organisiert hast, ... und... ich kenne auch die Strecke gut und kann selbst unterwegs um alles kümmern. Nestor bleibt hier, aber vielleicht wäre besser, wenn Rhea mitkommt ... Was meinst du?"


    Dann fragte Tiberios über Tusca, er machte sich wirklich Sorgen um die Keltin , "Domina Clara hat es erlaubt, dass Tusca zu uns kommt, während sie in Britannia verweilt ..."

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    Furia Stella

  • Tiberios hatte sich versprochen. Er hatte Domina Severa sagen wollen, hatte aber Domina Clara gesagt, und das aus dem Grund, weil letzere die Domina von Tusca war. Tusca ging ihm nicht aus dem Kopf. Das er sie nicht wirklich glücklich machen konnte, schmerzte ihn, ein feiner Schmerz, wie eine kleine offene Wunde. Er hätte es so gerne getan. Doch das war etwas, was er nicht über seinen Verstand lösen konnte. Vielleicht gab es auch keine wirkliche Lösung....

    Er unterbrach seinen Gedankengang, ganz gegen seine Gewohnheit war er abgelenkt. Nun konzentrierte er sich wieder, alle Gedanken an Tusca mussten warten:

    "Ich werde Sonnwinn hoffentlich von den Vorzügen eines Bettes überzeugen, Domina.", sagte er.


    Domina Stella hatte es eilig, nach Brundisium zu kommen, soviel verstand er, und seine Aufgabe bestand darin, es möglich zu machen, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

    Unter diesem Gesichtspunkt beantwortete er die nächste Frage:

    "Rhea ist diejenige, die Lyda am meisten unterstützt. Sie wird Nestor auf Reisen vermissen, aber darüber wird sie wegkommen und dir zweifellos sehr gut dienen, Domina. Sie ist vernünftiger als Chloe. Aber für Chloe hielte ich es für besser, dass sie etwas aus Roma heraus kommt. Sie ist...nun sehr schnell verliebt und zu beeindrucken. Dennoch ist sie auch eine tüchtige und freundliche Sklavin und ein liebes Mädchen. Ich werde, sobald du deine Entscheidung getroffen hast, Domina Stella, sie der betreffenden Sklavin mitteilen. Auch damit Glafira sie noch einweisen kann, wie du alles wünschst. "


    Weder Rhea noch Chloe waren ausgebildete ornatrices, aber in Brundisium ging es etwas legerer zu als in Roma.


    Beim nächsten Satz strahlte er "Tusca wird demnach dennoch herkommen? Glafira freut sich schon sehr, Zeit mit ihr zu verbringen. "

    Er auch, aber das sagte er nicht.


    Außer dem Hausputz war also auch noch die Generalreinigung des Reisewagens zu organisieren, der sicherlich nach der langen Winterpause schmutzig sein würde.

  • Tiberios schien etwas nachdenklich zu sein. Was sich in seinem Kopf abspielte konnte seine Domina natürlich nicht wissen, sie wartete geduldig, bis er wieder sprach und wieder hat er sich herablassend über Sonnwinn geäußert.


    Stella ignorierte seine Bemerkung und als er über die Sklavin Rhea sprach, sah sie Tiberios verwundert an, "Ich dachte, Glafira ist in Nestor verliebt und nun Reha auch? ... Interessant, ich wusste nicht, dass Nestor so ein Herzensbrecher ist!", Stella lachte vergnügt. "Dann nehme ich Rhea mit, damit keine Rivalitäten unter den beiden entstehen. "


    Stella überlegte, was sie noch sagen wollte, aber es fiel ihr im Moment nicht ein,


    "Tiberios, das Bad und Glafira warten auf mich, wenn du keine Fragen mehr hast, dann gehe ich jetzt ..." die Herrin stand auf und schaute ihren Maiordomus an.

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    Furia Stella

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  • Tiberios kam es nicht zu Bewusstsein, dass er herablassend über Sonnwinn sprach, er meinte "Barbar" nicht einmal böse. Er verstand nur nicht, warum Sonnwinn nicht einfach dort schlief, wo sein Platz war. Er selbst war froh gewesen, dass es in der Casa Furia überhaupt ein Bett für ihn gab, in Alexandria hatte er dort geschlafen, wo er sich gerade befand.


    "Rhea ist nicht wirklich verliebt, sie möchte nur haben,was auch Glafira hat, und da Glafira Nestor mag, meint sie, sie mag ihn auch.",sagte Tiberios:

    "Das ist eher ein Wettstreit zwischen Freundinnen, Domina. Da aber das letzte Mal Glafira auf Reisen gehen durfte, und nun Rhea dran ist, wird sie sehr glücklich sein, weil wieder alles ausgeglichen ist. Aber wie gesagt, nichts davon beeinträchtigt ihren Dienst, Rhea ist gescheit und denkt mit. "


    Da sich Domina Stella zum Gehen erhob, erhob sich der Maiordomus auch:

    "Vale bene Domina"


    Dann machte sich Tiberios auf, Rhea und Sonnwinn in sein Officium zu bitten. Da Rhea gerade mitten am Zubereiten von Quittenbrot war, war es erst Sonnwinn, mit dem er zu reden hatte.

  • Stella und ich hatten in der Nacht über Brundisium gesprochen, aber nun im Licht des Tages erschien mir alles wie ein ferner Traum. Ich hatte heute Morgen schon im Hypocaustum gerarbeitet, denn auch wenn im Mai nicht mehr geheizt wurde, so bedurfte es doch warmen Wassers für die Bäder.

    Ich dachte an die Gemme mit Stellas Antlitz, die ich im Pavillon versteckt hatte, da ich im Keller nur ein Subligaculum trug, denn dort unten war es sehr heiß. Ihr Abbild war das einzige, was ich tagsüber von meiner Geliebten hatte.


    Ich wollte mich baden und umziehen und die Gemme wieder an mich nehmen, da beorderte mich Chloe, die mich gesucht hatte, in das Officium des Maiordomus.

    Ich ging also so, wie ich war, klopfte an und trat ein.


    Mit der Innenseite meines Ellenbogens rieb ich mir einen Russfleck von der Stirn.


    Der Grieche saß hinter seinem Schreibtisch.

    "Salve Tiberios", sprach ich: " Ich sollte zu dir kommen."

  • Sonnwinn trat, nur ein Tuch um die Lenden, wie ein leibhaftiger Apoll mit muskulösem leicht gebräuntem Oberkörper und blondem Haar, ein. Er kam direkt von der Arbeit, und ein Russfleck zierte seine Stirn, den er gleich abrieb.


    Tiberios sah den Germanen einen Moment lang an., gegen seinen Willen bewunderte er dessen Schönheit. Wie ein Schneeleopard sah er aus, nichts an ihm war gekünstelt. Er war der, der er war.


    " Du bist sofort aus dem Hypocaustum gekommen, das ist sehr freundlich von dir."., sprach Tiberios:

    " Du hättest auch erst baden können. Doch da du schon einmal hier bist, setz dich. Und nimm dir einen Becher Wasser.".


    Die Arbeit in der Hitze machte Durst, also schob der Maiordomus ihm ein Getränk hin:

    " Ich habe etwas mit dir zu bereden. Die Domina befiehlt, dass du sie nach Brundisium begleitest, Sonnwinn. Das ist ein Badeort etwa sieben Tagesreisen entfernt von Roma. Du wirst der einzige Custos sein. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, doch ich gehe davon aus, dass du von Nestor gut ausgebildet wurdest. "

    Er überlegte. Er wusste, dass Sonnwinn nicht schreiben konnte, aber ganze Gedichte im Kopf verfasste und sie auch vortrug. Sein Gedächtnis war also gut:

    "Wenn ich dir die Strecke erläutere , meinst du, dass du die Einzelheiten behalten kannst?", fragte er und fuhr dann fort:

    "Desweiteren ordnet Domina Stella an, dass du zukünftig bei Timon im Zimmer schlafen wirst. Der Garten soll instand gesetzt werden, deshalb."

    Tiberios gab Anordnungen der Herrin weiter, daher erwartete er keinen Widerspruch.

  • Tiberios schaute mich von oben bis unten an, bevor er mir einen Platz und etwas zu trinken anbot.

    "Danke Maiordomus", sagte ich und setzte mich gerne. Seinen Blick konnte ich nicht deuten.

    Ich dachte oft, der Grieche konnte mich nicht sonderlich leiden, tat aber seine Pflicht. Und ja, er war kühl, aber nicht ungerecht.


    Nun sagte er mir, Domina Stella gäbe mir den Befehl, sie nach Brundisium zu begleiten. Als ob ich Stella nicht begleitet hätte, wohin immer sie wollte. Aus ihrem Mund war es eine verheißungsvolle Einladung gewesen, ein Ort zum Träumen. Aus dem Mund des Griechen klang es nach einer Pflicht. Doch er konnte von nichts wissen beziehungsweise durfte es nicht, obwohl garantiert etwas wusste.

    Ich spielte mit:

    "Selbstverständlich, Maiordomus. Ich kenne meine Pflichten und werde weder Domina Stella noch der Familia Schande machen. Nestor hat mich gelehrt, was ich wissen sollte. Und wenn du mir den Namen der Orte nennst, die wir passieren, behalte ich sie im Gedächtnis."


    Der nächste Satz jedoch verwirrte mich. Stella wollte nicht mehr, dass ich im Garten schlief.

    Nicht, dass ich darauf bestanden hätte. Oder wünschte sie, dass ich sie nicht länger besuchte?


    Ich war niemand, der sich lange mit schweren Gedanken tragen wollte. Sobald es schicklich war, würde ich mein Albenmädchen fragen. Und solange ich keine Antwort hatte, würde ich nicht zweifeln, keine Minute.

    " Gut, ich räume gleich meine Sachen zu Timon."


    Ich trank meinen Becher aus und blickte zu Tiberios. War er fertig mit mir?

  • Der Germane hatte schnell Latein gelernt, das musste man ihm lassen. Vermutlich hatte er ein gutes Gehör für Sprache. Das er aber behalten würde, was man ihm vorlas, das hielt Tiberios für Prahlerei.

    Nun, er würde sehen. Bevor er es nicht ausprobiert hatte, konnte er kein sicheres Urteil fällen, das war eine Regel bei jedem wissenschaftlichen Vorgehen.


    Tiberios holte eine Schriftrolle, auf der der Weg von Roma nach Brundisium eingezeichnet war, allerdings nicht nach den natürlichen Gegebenheiten, sondern nach Tagesreisen und mit Anmerkungen, von seinem Regal herunter.


    "Ihr werdet via redeae, mit einem vierrädrigen Wagen fahren. Ich lese dir vor und erkläre dir, was du wissen möchtest, und danach werden ich sehen, was du im Gedächtnis behälst. Ihr werdet zunächst die Via Appia und ab Beneventum die Via Appia Traina nehmen, was euch einige Tage Unterwegssein erspart."

    Er deutete auf die verschiedenen Ortschaften:





    Roma

    Forum Appii ( aufdringliche Schiffer und listige Wirte, kein gutes Wasser, Mücken und Frösche )
    Anxur (hoch gelegen, gute Luft aber ein Umweg?)
    Formiae
    Sinuessa ( An der Campanischen Brücke ein erträgliches Landgasthaus)
    Caudium ( auch hier ein erträgliches Landhaus)
    Beneventum (servieren dürre Drosseln, aber durch die Apullischen Berge etwas bessere Luft)
    Acae
    Herdoniae (gutes Brot, bitte damit eindecken soviel man kaufen kann!)
    Canusium
    (hartes Brot, schlechtes Wasser und bis Barium ein schlechter Weg)
    Barium (schon am Meer, frischer Fisch)
    Neapolis
    Brundisium




    las Tiberios langsam vor. Dann schaute er Sonnwinn an. Was immer der Neue glauben wollte, es war schwierig, ihn, Tiberios, für dumm zu verkaufen.

    Log er in kleinen Dingen, log er vielleicht auch in den großen.

  • Meine Hand fuhr über den Papyrus und ich erwiderte: " Fehu wie das Vieh, , ... Forum Apia. S wie Sonn oder Sol, die fährt über den Himmel: Sinuessa. Kenaz der Kahn ist , hier ist es rund C: Caudium und Canusium. B wie Birke, das ist Benevent und Barium und Brundisium. H, Haglaz ist der Beginn von Herdon. Und natürlich Raido, der Ritt, für Rom. Ich verstehe, was Schrift ist."


    Ich war in meinem Volk ein Runenkundiger, allerdings hätte niemand damit solche Listen geschrieben und auch keine Gedichte. Unsere Schrift war heilig. Aber sie erlaubte mir nun doch, einiges davon in den Namen der Städte zu erkennen. Doch das Anuz fand ich nicht, so sehr ich suchte, und ich fragte:

    "Was ist dein Ansu - A?"


    Sim-Off:

    Ältere Runen:Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. = Fehu, Vieh; Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.= Sol, Sonne; Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.= Kenaz, Kahn;Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. = Birke, Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.= Haglaz, Hagel; Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. = Raido, Ritt Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.= Ansu, Ase; entwickelten sich evtl. aus einem italischen Alphabet im 1. Jarhundert

  • Gegen seinen Willen war Tiberios vorn dem blonden Mann beeindruckt.

    Er deutete auf das A. "Das ist der Buchstabe A", sagte er.

    Sonnwinn war offensichtlich aufmerksam, und gerade das beunruhigte den furischen Maiordomus. War ihm zu trauen? Oder würde er die Reise dazu benutzen, sich in die Büsche zu schlagen und sich einer der Räuberbanden anzuschließen, die entsprungene Sklaven in ihrer Mitte aufnahmen. Groß und kräftig war er. Und er war vielleicht auch in seinem eigenen Volk von hohem Rang gewesen. Solche Leute waren jedoch als Sklaven oft Unruhestifter.

    Sonnwinn hatte Tiberios tatsächlich keinen einzigen Anhaltspunkt gegeben, dass er nicht loyal war. Und doch...


    "Dein Gedächtnis ist hervorragend, Sonnwinn", stellte er fest: "Ich werde dir künftig, also nach eurer Wiederkehr, Aufgaben geben, in denen du es vermehrt einsetzen kannst. Vielleicht ist die Heizungsanlage für dich nicht der adäquate Platz", er lehnte sich zurück:


    "Da dein Gedächtnis so gut ist,erinnerst du dich gewiss auch daran, was du genau getan hast, um ausgepeitscht und als Sklave verkauft zu werden. Warum ich frage? Ich möchte wissen, ob ich dich beruhigt mit der Domina reisen lassen sollte - oder ihr abraten. Du machst ein großes Geheimnis um deine Vorgeschichte. Warum? "


    Der Grieche hatte genau diesen hochmütigen Ton angenommen, mit denen er Leute gewöhnlich auf die Palme trieb. Aber er war nicht hochmütig, er hatte um Domina Stella Angst. Und um sich und um alle anderen in der Casa Furia.

  • Ich warf dem jungen Maiordomus einen kurzen Blick zu und neigte meinen Kopf: "Danke für dein Lob, Maiordomus".


    Aber ich kannte seine Art schon etwas: in den Blumen war eine Schlange versteckt; er sagte und tat wenig, ohne dass er eigene Pläne verfolgte.

    Tiberios hätte mich fragen können, ob ich irgendetwas Unrechtes plante , und ich hätte beim Haupte meiner Mutter oder wie es die Römer taten, beim Genius der Furier geschworen, dass das nicht so war. Doch natürlich fragte er mich nicht direkt, da er davon ausging, dass ich nicht die Wahrheit sagte.

    Dennoch war ich nicht gekränkt. Ich hätte ihm am liebsten gesagt, dass Angst ein schlechter Ratgeber war. Angst trieb einen Mann vor sich her. Der Grieche fürchtete mich, er fürchtete, was ich tun könne und er fürchtete meine Liebe zu Stella. Er verstand nicht, dass ich die Verantwortung für meine Taten bereits übernommen hatte.


    "Maiordomus Tiberios", sagte ich und schaute ihm in die Augen: "Du kannst mich zu jeder Arbeit einteilen, die anliegt und ich bin dir in allem gehorsam, was die Casa Furia betrifft. Aber über meine Vergangenheit muss ich dir keine Auskunft erteilen. Wenn Domina Stella wissen möchte, was damals geschehen ist, so werde ich ihr Rede und Antwort stehen, denn nur sie hat jedes Recht über mich."


    Ich berief mich auf unsere Herrin. Das musste er akzeptieren.

  • Manchmal verliebten sich Herren und Sklaven. Oder sie glaubten zumindest, dass das Liebe sei. Tiberios war hier ein gebranntes Kind, denn seine Mutter hatte ihren Herren geliebt und war von ihm verstoßen worden. Der Grieche glaubte nicht an die Liebe zwischen verschiedenen Ständen. Der Schwächere zahlte drauf.

    Es war nur eine Frage der Zeit, wann der eine den anderen ins Unglück stürzte. So dachte Tiberios zumindest von den Sklavinnen, die ihre Domini liebten. Eine Decima Grian, die freigelassen worden war, um ihren ehemaligen Dominus zu heiraten, war so etwas wie ein weißer Rabe.


    Doch hier war der Fall etwas anders, und Tiberios neigte eher dazu, die Domina beschützen zu wollen. Sonnwinn war Angehöriger eines barbarischen Stammes, er war vielleicht gefährlich. Aber es war nicht nur das. Sonnwinn war wild und schön wie ein gefangener Schneeleopard. Es war nichts Unterwürfiges an ihm, obwohl er jede Arbeit gewissenhaft ausführte. Er war frei gewesen, und in seinem Herzen war er das immer noch, viel mehr als Tiberios, den man schon als Kind dahin erzogen hatte, anderen zu gefallen.


    Die Freiheit dieser beiden Menschen, Domina Stella und Sonnwinn, war etwas Unantastbares, viel Weitergehendes als alle sozialen Normen, so als würde man in das aurea saecula schauen. Ein rebellischer Sklave hätte sich widersetzt, ein gewöhnlicher Diener die gewünschte Auskunft erteilt. Das sich Sonnwinn ihm nun unterordnete und gleichzeitig widersetzte, das tat er, weil er frei war.


    Tiberios erwiderte den blauen Blick des Germanen.


    "Es ist gut, Sonnwinn", sprach er: "Ich brauche dich nun nicht mehr. Geh! Die Karte, die du so gut im Kopf hast, darfst du mitnehmen."


    Er holte das Haushaltsbuch hervor, schon waren die Kalenden des Juni, und er musste abrechnen.

  • Maiordomus Tiberios schickte mich fort. Ich trank mein Wasser aus und wollte endlich baden gehen.

    Doch als ich aus der Tür herausging, konnte ich mir endlich gestatten, meiner Freude freien Lauf zu lassen. Am liebsten hätte ich mit der Hand in die Luft geschlagen: "Brundisium! Wir kommen! Und Stella liebt mich!"

    Vor Tiberios hatte ich mich nicht so offen freuen können.


    Den Göttern sei Dank hatte ich Freudebekundungen unterlassen, denn schon kam mir Rhea entgegen, die wohl auch etwas von Tiberios wollte oder er von ihr.

  • Haushaltsbuch Mai A.U.C. DCCCLXXXIII




    Bezeichnung Kosten p.d.*monatlich römisch
    Kosten Wasserversorgung70sHSLXX
    Kosten Hypocaustenanlage70sHSLXX
    Wartung und Instandhaltung390sHSCCCXC
    Kosten Eigentümer persönlich 300sHSCCC
    Kosten Lebensmittel70s2100sHSMMC
    Kosten Wäscherei40sHSXL
    sonstige Kosten: Kleidung, Garten300sHSCCC
    Kosten Equile400sHSCD
    Kosten Hunde150sHSCL
    Sonstige Kosten: Sklaven 80sHSMMCD
    sonstige Kosten: Peculia80sHSLXX
    sonstige Kosten Haushalt 900sHSCM












    gesamt                           4880 sestertiiHS IV DCCCLXXX
  • Rhea wich Sonnwinn aus und lächelte ihm zu, sie mochte den Germanen, der immer freundlich und hilfsbereit war, gerne.

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Dann klopfte sie vorsichtig an und steckte den Kopf durch die Tür:"Ich sollte herkommen?", fragte sie.

    "Setz dich", sagte Tiberios, räumte Sonnwinns Becher auf ein Tablett und stellte einen neuen hin, und um mögliche Sorgen Rheas zu zerstreuen, sagte er:

    "Warum ich dich rufen ließ: Es ist etwas Schönes. Lyda und du werden die Domina nach Brundisium begleiten."

    Rheas Gesicht leuchtete auf. Seit Glafiras Brief hatte sie davon geträumt, auch einmal all diese schönen Dinge zu erleben.

    " Und Glafira?", fragte sie aber sofort, denn immerhin war die Italikerin die Ornatrix, und sie war nur eine Beiköchin.

    Tiberios schüttelte den Kopf: "Timon und Lyda sollen etwas Erholung und Wärme finden,und da du Lydas Helferin bist, dachte die Domina, es ist gut,dass du diesmal mitkommst. Glafira wird dir zeigen, was du alles als Cubicularia beachten musst."

    "Aber Glafira wird nicht traurig?", fragte Rhea schnell. Sie war viel zu gutmütig, um ein anderes Mädchen auszubooten.

    "Glafira bleibt hier und hat ihre Freundin Tusca und Nestor. Sie freut sich.", sagte Tiberios und beobachtete Rhea ganz genau. Aber die Freude blieb, auch wenn Nestor nicht mitsollte. Der Custos schien ihr nicht so wichtig zu sein wie die Aussicht auf Ferien.

    "Danke, Maiordomus, da freue ich mich!", sagte Rhea.


    Da es nichts mehr gab, ging sie zurück in die Küche und schmiedete Pläne. Ob sie reiten lernen würde? Oder schwimmen?

  • .....noch mehr Reisevorbereitungen


    Tiberios schrieb einen Brief an Donna Tulla, die die Villica der Villa am Meer in Brundisium war. Sie war eine freie Frau, ebenso wie die anderen Bediensteten,, und sie musste auf die Ankunft von Domina Stella und ihrem Gefolge vorbereitet werden.




    Casa Furia

    - Maiordomus-

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    Die Villa am Meer

    fundus cum villa

    Brundisium





    Tiberios grüßt Donna Tulla und hofft, dass Du bei guter Gesundheit bist .

    Ich möchte Dir darüber Bescheid geben, dass ab morgen in etwa einer Woche Domina Furia Stella mit folgenden Mitgliedern der Familia bei euch in der Villa eintrifft: Timon, Sonnwinn, Lyda und Rhea, außerdem einr Reisecarruca mit drei Pferden und ein Kutscher, dessen Namen ich noch nicht kenne.

    Bitte bereite die Zimmer und alles vor wie gehabt, und wenn Notwendigkeit besteht, stelle einige ordentliche und saubere Mädchen oder Frauen ein.

    Ich bedanke mich im Voraus für deine Mühe und verbleibe mit freundlichen Grüßen.


    Tiberios Servus


  • Haushaltsbuch Juni A.U.C. DCCCLXXXIII




    BezeichnungKosten p.d.*monatlichrömisch
    Kosten Wasserversorgung70sHSLXX
    Kosten Hypocaustenanlage70sHSLXX
    Wartung und Instandhaltung390sHSCCCXC
    Kosten Eigentümer persönlich300sHSCCC
    Kosten Lebensmittel70s2100sHSMMC
    Kosten Wäscherei40sHSXL
    sonstige Kosten: Kleidung, Garten300sHSCCC
    Kosten Equile400sHSCD
    Kosten Hunde150sHSCL
    Sonstige Kosten: Sklaven80sHSMMCD
    sonstige Kosten: Peculia80sHSLXX
    sonstige Kosten: Proviant und Reise nach Brundisium900sHSCM























    gesamt                           4880 sestertiiHS IV DCCCLXXX
  • Haushaltsbuch Juli A.U.C. DCCCLXXXIII




    BezeichnungKosten p.d.*monatlichrömisch
    Kosten Wasserversorgung70sHSLXX
    Kosten Hypocaustenanlage70sHSLXX
    Wartung und Instandhaltung390sHSCCCXC
    Kosten Eigentümer persönlich300sHSCCC
    Kosten Lebensmittel70s2100sHSMMC
    Kosten Wäscherei40sHSXL
    sonstige Kosten: Kleidung, Garten300sHSCCC
    Kosten Equile * 50 sHSCD
    Kosten Hunde150sHSCL
    Sonstige Kosten: Sklaven*60sHSMMCD
    sonstige Kosten: Peculia*60sHSLXX



    * Domina Stella und ein Teil des Haushaltes sind abwesend













































    gesamt                           3590 sestertii HSIII DXC
  • Aufsuchen des rechtmäßigen Besitzers.( Doch kein Seifenmädchen!)


    Posticum >>>


    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Chloe ging mit Helia über das Atrium zum Officium des Maiordomus. Dabei ließ sie sich Zeit, sollte die Fremde ruhig das Impluvium bewundern, in dem sich der blaue Himmel spiegelte, die korinthischen Säulen und die vielen Mosaike und Statuen, die aus der Casa einen angenehmen und gemütlichen Aufenthaltsort machten.

    Vor der Porta des Büros, die nur angelehnt war - ein Zeichen dafür, dass der Hausverwalter anwesend war, blieb sie stehen und klopfte.

    "Tiberios!", rief sie: "Hier ist eine Helia. Kannst du herauskriegen, was sie genau wünscht?"


    Tiberios hatte vor einem Moment die Monatsabrechnung für Juli beendet und lehnte sich zurück.

    "Komm herein, Chloe, du störst nicht!", sagte er.

    Chloe trat mit Acciana Helia ein. Der Grieche schaute von seinem Schreibtisch hoch. Neben Chloe stand ein hübsches zierliches Mädchen mit fast weißblondem Haar . Sie trug eine einfache Tunika, aber nichts, was sie als Sklavin auswies.

    "Salvete "grüßte Tiberios beide und dann zu Helia:" Ich bin Tiberios Maiordomus Furiorum. Wer bist du und was kann ich für dich tun - nachdem Chloe so offensichtlich eine Anordnung missachtet und jemand Fremdes hat eintreten lassen."


    Domina Stella wünschte während sie auf Reisen war, keine Besucher im Haus.

    Chloe wurde rot und Tränen stiegen ihr in die Augen.

    "Aber Dominus Aulus ist doch wieder hier, daher dachte ich, es geht in Ordnung.", sagte sie.


    "Hol mich das nächste Mal an das Posticum", sagte Tiberios:

    "Es ist nichts Schlimmes geschehen, Chloe, ich wollte dich nur erinnern. Jetzt kannst du deinen Platz wieder einnehmen und auf deine Freundin mit den Seifen warten. Ich kümmere mich."


    Die Fremde sah nicht gefährlich aus. Tiberios machte eine Handbewegung auf der beiden Stühle, die vor dem Schreibtisch standen:

    "Etwas Posca? Um was geht es?"


    Seine grauen Augen blickten freundlich, er blieb aber wachsam.