[Hortus] In der Melancholie verhüllt der Nebel das Sonnenlicht.

  • Unruhig wälzte sich die Keltin auf ihrer Schlafstatt in den Sklavenunterkünften der flavischen Villa. Bis sie sich schließlich mit einem Ruck aufrichtete und ihr Blick in das Dämmerlicht blinzelte. Bald würde sie ihre Schlafstatt ohnehin verlassen müssen. Denn dann würde ihr Tagwerk beginnen. Wie das schrubben der Latrinen. Und dennoch beschwerte sich die Dunkelhaarige nicht. Schließlich war es in einem der hohen Häuser besser zu arbeiten, als in einem der Lupanare. Augenblicklich verspannte sich die junge Frau bei diesem Gedanken und presste ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen.


    Schließlich schwang sie ihre Beine vom Bettrand und erhob sich. Auch wenn sich der Boden unter ihren nackten Fußsohlen kalt anfühlte, so würde sie doch nicht ihre Schuhe anziehen. Denn dieses Geräusch hätte mit Sicherheit ihre Mitsklaven aufgeweckt. Und dies wollte Eireann unter allen Umständen vermeiden. Lautlos schlich sie sich zwischen den Schlafstätten hindurch zur Türe und verließ die Sklavenunterkünfte.


    Ob die Keltin ein Ziel hatte? Der Hortus ihres neuen zu Hauses war ihr Ziel. Denn heute stand der Mond in seiner vollen Pracht am Himmel und dies spürte Eireann im rauschen ihres Blutes. Ein zusätzliches Erbe ihrer Mutter. Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen erreichte die Sklavin schließlich den Hortus und richtete ihren Blick auf die silbern schimmernde Scheibe am Firmament.


    “Salve Mondgöttin.“


    Wisperte die Keltin in ihrer Muttersprache und betrachtete gar versonnen den Himmelskörper dort über ihrem Kopf.


    “Nur eine Berührung ersehne ich mir.

    Rosenblätter schweben hinauf zu dir.

    Die Sterne umarmen dich Nacht für Nacht.

    Tief in mir die Liebe erwacht.“


    Flüsterte die Dunkelhaarige mit leiser, gar brechender Stimme und glänzenden Augen die in Tränen schwammen.

  • Mit einem kalten Lächeln blickte die Mondgöttin auf die Keltin hernieder und Eireann senkte unwillkürlich ihren Kopf. Schließlich wusste sie das es einzig und alleine an ihr lag, wie sich ihre Zukunft gestaltete. Hätte sie nur damals nicht so kopflos gehandelt und wäre davon gelaufen. Dann hätte sie sich ein wunderschönes Leben mit dem furischen Maiordomus aufbauen können.


    “Tiberios...“


    Murmelte die junge Silurerin und man konnte deutlich die Sehnsucht und Liebe nach dem furischen Sklaven in ihrer Stimme heraushören.


    “Wieso bin ich nur so dumm gewesen?


    Diese Frage richtete Eireann an die matte Scheibe dort oben am Firmament und spürte wie ihr Herz hastiger in ihrer Brust pochte. Es war falsch. Alles was sie berührte zerbrach oder ging in Flammen auf. Bei diesem Gedanken liefen nun doch Tränen über die Wangen der Keltin. Tränen die sie rasch beiseite wischte. Und ein unsicheres Lächeln auf ihre Lippen zauberte. Aber vielleicht könnte sie hier in der flavischen Villa neu beginnen und mit ihrer Vergangenheit abschließen. Auch wenn sich ihr Herz nach dem furischen Maiordomus sehnte.

  • “Vielleicht kannst auch du mir vergeben Tiberios.“


    Murmelte die Keltin mit leiser Stimme und ließ ihren Blick weiterhin auf der matten Mondscheibe ruhen. Um dies jedoch in Erfahrung zu bringen musste Eireann erst einmal herausfinden ob sich der Lockenkopf überhaupt in Roma aufhielt. Vielleicht befand er sich auch im Handelshaus der Furii? Sollte dem so sein wäre es für Eireann unmöglich in Kontakt mit Tiberios zu treten. Schließlich war die junge Frau kaum des lesens und schreibens mächtig. Etwas was bisher lediglich der furische Maiordomus wusste. Noch nicht einmal ihre neue Domina wusste von diesem Defizit ihrer Sklavin. Diese Gedanken verscheuchte Eireann dann auch schon, in dem sie ihren Kopf hastig schüttelte.


    “Vielleicht ist es mir einfach nicht vergönnt zu lieben.“


    Wenn sie da nur an Cathal dachte.... Cathal mit den silbern schillernden Augen, wie er seinen letzten Atemzug tat und sie auch alleine ließ. Schließlich straffte die Keltin ihre Schultern und warf der glänzenden Mondscheibe ein spöttisches Lächeln entgegen.


    “So leicht lasse ich mich nicht in die Knie zwingen. Von niemanden.“