[Cubiculum Sergia Severa]

  • "... Und wie geht es mit deiner Karriere weiter, Saturninus, irgendwelche höhere Ambitionen?", fragte Sergia, das würde sie interessieren, denn sie selbst stammte aus einer der ältesten Familie, die viele Politiker hervorbrachte, unter anderem auch den unglücklichen Catilina ... Sie seufzte, denn wegen ihn wurde der Gens Sergia die patrizische Würde weggenommen. Severa hat aber das Rebellische von ihren Urahnen geerbt. Und herrisch war sie auch, wie ihre Vorfahren.


    "Oh nein, ich möchte nicht eingeweiht werden, in keinen Kult, wie gesagt, es interessiert mich nicht..."


    Severa lächelte nun leicht, "Neugierig? Ich bin nur neugierig, warum deine Cousine anstatt nach Britannia, wie sie vorhatte, nach Brundisium reiste ... Aber weil du nicht darüber sprechen möchtest, frage ich mal Duccia ...," sie wollte auf keinen Fall, dass ihr Gast wieder nervös wird, Severa schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln, sie konnte manchmal auch charmant sein...


    Dann sprach Saturninus mit einer weichen Stimme über eine andere Liebe, er meinte wohl, eine Liebe zu einem Mann, und fragte, ob er sie danach eines Tages fragen würde. ..."Natürlich bist du würdig, mir solche Fragen zu stellen, werter Saturninus, und weil du mich so direkt danach fragst, möchte ich auch wissen, warum es dich so interessiert?", fragte sie als wäre sie ganz ahnungslos.


    Als Furius sich dann erhoben hat, sah Sergia ihn mit einem unschuldigen Blick und einem kleinen Lächeln an, "Es tut mir leid, dass ich dir außer Wein nichts mehr anbieten könnte, aber alle meine Sklaven feiern Saturnalia und niemand ist zu Hause, außer Makitros, der an der Porta Dienst hat" ...

  • Sergia Severa war nicht leicht um den Finger zu wickeln, das merkte Saturninus schon. Sie war geistvoll und von bestrickender Unabhängigkeit. Der Furius hatte ganz und gar nichts gegen unabhängige Frauen; fast alle Furierinnen waren genauso, er mochte das.

    Bei der Frage nach seinen Ambitionen überlegte er, um eine aufrichtige, aber nicht allzu detaillierte Auskunft zu geben. Wenn ihn seine Mission in Syria etwas gelehrt hatte, so dass er Ambitionen hatte. Er hatte allerdings einen großen Teil seiner Jugend verbummelt, nun erst holte er auf.

    "ich werde dem Kaiser und dem Imperium auch in Zukunft mit all meinen Kräften dienen, wenn mir die Götter gewogen sind. Und ja, ich dachte im zivilen Bereich zu bleiben. Es sei denn, unser geehrter Caesar Augustus möchte einen Krieg führen. Dann wäre mein Platz als Subpraefekt bei einer Ala. Ich hoffe allerdings eher im Osten als in Germania "

    Saturninus sprach Griechisch so gut wie seine Muttersprache, und die Kulturen im Osten hatten ihn schon immer fasziniert. Ein Krieg würde ihm Gelegenheit geben, sich zu profilieren. Außerdem hielt er die Parther für eine weit größere Gefahr als die Germanen. Der Norden war im Grunde arm. Die Parther besaßen ein Imperium, das sich vermutlich mit dem Imperium Romanum messen konnte.


    Als die Sergia dann den Bogen zu ihrer Freundin Stella schlug, zuckte er die Schultern:

    "Das ist eine längere Geschichte. Oh, mach dir keine Sorgen, unsere liebe Stella ist bei bester Gesundheit, zumindest war sie das, als ich aus Brundisium abgereist bin. Duccia zu fragen, ist eine hervorragende Idee."

    Man merkte ihm an, wie unangenehm er die ganze Sache fand. Dabei hatte er gar nichts gegen Sonnwinn persönlich, der Mann war ein guter Reisegefährte gewesen, er war gewiss auch ein guter Mann und dass er über beide Ohren in Stella verliebt war, sah ein Blinder. Aber ein Libertus! Auch wenn Sonnwinn freigeboren und in Sklaverei geraten war, das Manko konnte niemand nehmen. Saturninus hätte Stella günstig verheiraten wollen, am besten an jemanden, der ihm politisch nützte.

    Da die Veilchenaugen noch immer auf ihm ruhten, sagte der junge Ritter widerwillig:

    "Stella hat sich verliebt, musst du wissen. - Vom Wein nehme ich gerne. Ich bin auch dein minister vini, wenn du magst, und mische dir den Wein.",

    er holte die Karaffe Wasser und fragte: "Welches Verhältnis soll es sein, Domina? Warum es mich interessiert, Sergia, ob ich dich fragen darf. Vielleicht weil Du mich interessierst"

    In seine dunklen Augen trat einen Moment lang ein Ausdruck von Wärme, den zeigte er nicht oft.

  • Aulus Saturninus hat ausführlich über seine Pläne erzählt. Während seiner enthusiastischen Rede nickte Severa ab und zu verständnisvoll,


    "Das freut mich zu hören, dass du dem Kaiser und dem Imperium auch in Zukunft dienen würdest, ich denke aber, den Krieg brauchen wir nicht weder im Osten noch in Germania "... Severa machte eine kleine Pause und schaute ihren Gast mit einem netten Lächeln an, "Auf jeden Fall wünsche ich dir in Zukunft weiterhin viel Erfolg, Ritter Aulus Saturninus..."


    Dann sprach Saturninus doch über seine Cousine; Stella war gesund, als Furius Brundisium verließ und es wäre besser, wenn Sergia sich mit Clara über die gemeinsame Freundin unterhalten würden, was Severa auch tun wird. Sie merkte aber auch, dass es ihm unangenehm war darüber zu reden und dann platzte es aus ihm heraus, dass Stella sich verliebt hat...


    Auf einmal war Severa hellwach und holte ihren Fächer, "Aber das ist doch schön, es wird auch Zeit, warum freut es dich nicht, werter Saturninus?", rätselte sie kurz, "Stimmt da etwas nicht?", und sie wedelte mit ihrem Fächer wild um sich herum!


    Nun, ging es wieder um Wein und Verhältnisse, "Für mich bitte halbe-halbe, danke, mein minister vini, ..." Severa lächelte den Ritter an, der sich wieder beruhigte und sie mit seinen braunen Augen warm anschaute,


    "Du interessierst dich für mich, Aulus Furius Saturninus? ", Severa lächelte ihren Gast fraglich, aber auch freundlich an, "Warum?"

  • "Natürlich müsste es ein gerechter Krieg sein", antwortete Saturninus nachdenklich: "Mit einem wirklichen Casus Belli. "

    Er wollte nicht sagen, dass man, falls man keinen gerechten Kriegsgrund fand, man einen solchen konstruieren konnte, so zynisch wollte er Sergia Severa gegenüber nicht klingen:

    "Ich danke dir für deine guten Wünsche bezüglich meiner Zukunft, verehrte Severa ",

    das Privatleben von Stella weckte offensichtlich die Aufmerksamkeit der Sergia, das war aber auch kein Wunder; waren beide Frauen doch enge Freundinnen.

    Stella war trotz allem Saturninus Cousine, er würde niemals Schlechtes von ihr sagen. Er hatte aber etwas Sorge, dass ihm eine bittere Bemerkung entwischen könnte. Stella hatte ihn verletzt. Sie hatte ihm nicht einmal mitgeteilt, dass sie und dieser Sonnwinn offiziell geheiratet hatten. Saturninus hatte es beiläufig erfahren. Die Ehe war gültig und entsprach den Gesetzen; Duccianus Sonnwinn war Latiner und zur Ehe berechtigt. Nur um auch noch römischer Bürger zu werden war die Schwangerschaft von Stella dann zu weit fortgeschritten gewesen. Aber beide waren jung, sie konnten noch mehr Kinder haben:

    "Stellas Auserwählten kennst du, es ist der Libertus Duccianus Sonnwinn", erwiderte Saturninus, und dass keinerlei Begeisterung in seiner Stimme lag, war noch untertrieben. Er hätte sich auch einen Fächer gewünscht, um alles Unangenehme wegzuwedeln:

    "Er ist vom Stand her nicht der Mann, den ich für Stella gewünscht hätte. Sie ist schön, jung und gebildet, sie hätte eine sehr gute Partie machen können", antwortete er. Sergia Severa kam aus einer Familie von Politikern, vielleicht würde sie es verstehen.


    Er schenkte nun den Wein halb und halb ein und wählte für sich die gleiche Mischung. Auf ihre Frage aber zögerte Saturninus nicht:

    "Kannst du es dir wirklich nicht denken, Severa?", meinte er sehr direkt und wich ihrem Blick nicht aus:

    "Ich suche nach einer Gattin und würde gerne um dich werben, wenn ich dir nicht ganz und gar zuwider bin. "

  • "Casus Belli? Nun hoffentlich wird es nicht dazu kommen...", Severa seufzte und blickte Saturninus an, "Ach, nicht zu danken, ich meine es ganz ehrlich ...", sie nickte und trank einen Schluck Wein.


    Als der Furier dann doch sich über seine Cousine Stella äußerte, dass sie sich in einen Libertus verliebt hatte, sah Severa ihn erschrocken an, "Ist das wahr? ...Nein, einen Duccianus kenne ich nicht...". Sergia wusste von Clara, dass Duccier das römische Bürgerrecht besaßen, sie musste unbedingt mit ihr sprechen und sie ausfragen! Dass Saturninus so darüber aufgebracht war, hat Severa nun verstanden. Aber in ihren Gedanken wünschte sie sich, dass ihre Freundin glücklich wird, auch mit einem Duccianus! Sie schüttelte nur den Kopf und schwieg eine Weile.


    Kaum hat sie sich wieder gefasst, dann kam der Ritter Furius Saturninus endlich zur Sache und sagte, dass er nach einer Gattin sucht, so, als ob es um einen Grundstück handelte. Mit solchem "Charme" wird er wohl lange suchen müssen, dachte Severa, aber er war auch ihr Gast, sie lächelte gelassen und wedelte langsam mit ihrem Fächer hin und her,


    "...Es ehrt mich, dass du mich so fragst. Natürlich kannst du dich um mich werben, das ist ja nicht verboten, aber ich bin noch nicht bereit, zu heiraten, werter Aulus Saturninus ..."

  • "Es ist gleichermaßen wahr wie bedauerlich. Dabei habe ich nichts persönlich gegen den Mann, er ist von jener ...nordischen Attraktivität, die mancher anziehend findet", beinahe hätte er barbarisch gesagt, aber er hatte sich vorgenommen, derlei Wörter nicht mehr zu gebrauchen:" Ist nicht dumm, Latein sprechen und schreiben hat er sehr schnell gelernt, und meiner Cousine scheint er zugetan. Er war kurz hier im Hause, zweimal schon, glaube ich. "

    Sergia Severa aber gab ihm einen Korb. Umworben werden würde sie, aber nicht heiraten wollen. Offenbar gab ihr Vater ihren Flausen nach und ließ sie tun, was ihr gefiel. Sie war schön, anmutig und gebildet, doch ihr freier Sinn machte eine Eheschließung auch eher schwierig. Römische Ehen wurden aus Kalkül geschlossen und sollten Erben bringen. Saturninus wäre es nicht eingefallen, seine Gattin wie eine Geliebte zu behandeln. Es war ein wenig wie beim Kauf eines Feldstücks oder einer wertvollen Kuh. Liebe oder respektvolle Zuneigung konnten sich durchaus entwickeln. War aber keine Bedingung.


    "Dann auf die Freundschaft mit der lieben Freundin meiner Cousine", sprach Saturninus und hob den Becher. Einen Moment lang blickte er die Sergia unverwandt an. Ihr schwarzes Haar, ihre ungezwungene Art und wie sie den Fächer hielt....etwas in seinem Herzen zog sich zusammen, und Saturninus hatte immer geglaubt, er hätte nicht viel Herz.


    Gegen die beunruhigende Farbe von Severas Veilchenaugen hätte er in einem Moment lang alle Reichtümer und Ehren der Welt getauscht....aber diese Anwandlung hatte er wirklich nur einen Moment lang. Dennoch blieb ihm etwas im Kopf:


    Er würde seine erste Tochter Viola nennen, Veilchen.

  • "... Duccianus war ein paar Mal hier in der Casa?", Sergia zuckte mit den Schultern, sie wird schon herausfinden, was hier so alles hinter Ihrem Rücken getrieben wird... "Nun, ich denke, Stella wird schon wissen, was sie tut, sie hat es verdient, glücklich zu sein ..." , Severa nickte nachdenklich, sie war selbst noch nie in ihrem Leben verliebt.


    Saturninus nahm den Korb gelassen an und das veranlasste Severa zu einem fröhlichen Lächeln, "Es tut mir leid, dass ich so direkt war, aber ich verwalte selbst meine große Casa und da ich die Räume auch noch vermiete, habe ich viel zu tun und muss mich alleine um alles kümmern, aber ich bin damit zufrieden",


    Sie hob auch den Becher, "Ja, auf Freundschaft, werter Ritter Aulus Saturninus", dabei bemerkte sie, wie Furier sie kurz anschaute und unwillkürlich stieg ihr unter seinem durchgehenden Blick die Röte ins Gesicht, auf jeden Fall war es kein freundschaftlicher Blick, es machte sie nervös und Severa trank einen Schluck und noch einen,


    "Auf Stella!"

  • "Auf Stella", sagte Saturninus: "Duccianus war erst Stellas Sklave. Sie hat ihn Duccia Clara geschenkt, und die hat ihn freigelassen", das das alles auf seinem Mist gewachsen war, sagte er nicht dazu. Aber Stella war so überaus dickköpfig, was wäre bitte die Alternative gewesen? Ein Contubernium der Liebenden, und das erwartete Kind vaterlos? So war wenigstens alles in geregelten Bahnen, doch skandalös war es, und ein wenig wünschte er sich, die Beiden würden in Brundisium bleiben. Er hatte so gar keine Lust auf skandalöse Familienverhältnisse:


    Er trank seinen Wein aus und verabschiedete sich dann auch bald. Draußen hatte der Wind aufgefrischt, und er zog den Mantel fester. Es war gerade ungewöhnlich kalt für Roma, doch er hatte nicht den Eindruck, dass die Kälte allein am Wetter lag.

  • Eine Einladung


    Diocles hatte die Morgenpost geholt und klopfte nun an die Tür des Cubiculum seiner Domina.


    Furius Saturninus Sergia Severa s.d.

    Werte Freundin, es ist mir eine Freude und Ehre, meine Sponsalia mit Stallia Sextilla bekannt zu geben. Ich möchte Dich und Begleitung* im Namen meines verehrten Schwiegervaters Stallius Maximianus am ANTE DIEM V KAL MAR DCCCLXXXIV A.U.C. zur glücksverheißenden dritten Stunde am Tage in die Domus Stallia einladen. Ich würde mich freuen, dich dort begrüßen zu dürfen.

  • Severa verweilte gerade auf dem Balkon und genoß der Duft der Frühlingsblumen, als es klopfte. Sie ging langsam zur Tür, öffnete die und erblickte Diocles mit einem Brief in der Hand.


    "Komm rein, Diocles ..., ist der Brief für mich?"... Es könnte auch ein Schreiben für einen Bewohner der Casa sein, "Lass mal sehen..."

  • Diocles verbeugte sich ein wenig: "Salve Domina", grüßte er und schaute auf den Brief in seiner Hand: "Es ist die Handschrift von Dominus Aulus.", sagte er bestimmt. Er hatte ja einst dem Furier gehört, bis dieser ihn an die Sergia verkauft hatte, und er kannte Saturninus Handschrift. Er legte den Brief auf ein kleines Tablett und gab ihn so seiner Herrin.

  • Severa nahm den Brief, las ihn und lächelte in sich hinein. Also doch, der Ritter Saturninus hat die passende Braut gefunden, eine Stallia! Severa wusste, dass ihre ehrbare Familia sehr reich war. Sie dachte einen Moment nach, bevor sie zu Diocles sprach.


    "Diocles, dein früherer Herr Aulus Furius Saturninus wird heiraten, so wie es aussieht, und hat mich zu seiner Verlobung eingeladen ... " , Severa musterte ihren Sklaven von oben bis unten und nickte zufrieden, "Du wirst mich begleiten, als mein Leibwächter, bereite alles vor und hol mich morgen zur dritter Stunde ab ..." .

  • Diocles war nicht in der körperlichen Verfassung, einen guten Leibwächter abzugeben, aber er würde auf jeden Fall seine Domina begleiten und sie bedienen. Außerdem war es in der Domus Stallia wohl nicht gefährlich:

    "Dominus Aulus wird sich verloben. Welch Freude.", sagte er: "Ich werde die Sänfte richten und dich morgen abholen, Domina."

    Er verbeugte sich noch einmal und schloss aus ihren Worten, dass er entlassen worden war. Außerdem war einiges vor Morgen zu tun: Die Sänfte musste geputzt, und die vier Träger von anderen Pflichten entbunden werden. Einen Laternenträger würde er auch auswählen. Diocles eilte los. >>>