[officium] MAO (nebst Anhang) & SAL

  • Während sie durchs Haus gingen, versuchte Orestes Morrigan anzusehen, was sie denken würde. Erfreut wäre sie nicht, das war klar, aber viel mehr sah er ihr dann auch nicht an. Seit dem letzten Mal, dass sie in Lupus' officium gewesen war und danach einen kleinen Zusammenbruch erlitten hatte und diesem Gang war nicht sehr viel Zeit vergangen. Er würde sie beobachten und im Zweifel wegschicken, wenn sie abwesend wirkte. Aber erst nach dem Teil der Anliegen, bei denen ihre Anwesenheit notwendig war.


    Als sie ankamen, war die Tür verschlossen und nichts verriet, ob Lupus in seinem Officium war oder nicht. Also klopfte er und sagte laut aber deutlich in spaßigem Ton: "Sextus, die bucklige Verwandschaft, wünscht Dich zu sprechen."


    Auch Orestes hatte nicht vergessen, dass ihre letzte Begegnung unter vier Augen nicht so erfreulich gewesen war. Aber das Morrigan sich an nichts erinnern konnte, was hier vorgefallen war, wusste Orestes natürlich auch nichts, so dass sein Misstrauen gegenüber seinem Vetter wieder zurückgefahren war. Er wollte den Lupus sehen, der ihm geholfen hat und nicht den der in seiner Sklavin irgendwie einen Zusammenbruch ausgelöst hatte. Mit sich brachte er nicht nur eben diese Sklavin, sondern auch die beiden überraschenden Urkunden.

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    Quaestorius

  • Morrigan die inzwischen sehr wohl wusste, was Aurelius Lupus von Sklaven erwartete, nämlich das sie einfach nur da sind, ihre Aufgaben erledigen und ansonsten ihn weder ansprachen noch irgendwie auf sich aufmerksam machten, würde einen Schritt Abstand zu ihrem Dominus zu ihrem Dominus halten. Wenn sie nicht zum sprechen aufgefordert werden würde, dann wäre sie stumm. Nun da ihr Dominus ihr auch eine ungefähre Leitlinie gegeben hatte, was sie dem Hausherren erzählen konnte und was nicht wusste sie auch was sie preis geben durfte. So nickte sie ihrem Dominus kurz zu und senkte dann wie es sich gehörte ihren Blick.

  • "Dann soll die bucklige Verwandtschaft die Tür öffnen, ansonsten unterhält es sich so schwer" erschallte von drinnen die Antwort.


    Sextus brütete wie jeden Tag über seinen Aufzeichnungen. So langsam war er drauf und dran, sein Unterfangen aufzugeben und sich irgend etwas anderes zu suchen, was er als Praetor umsetzen könnte. Es konnte doch nicht so dermaßen schwer sein, diesen Wust an Vorschriften und Gesetzen in eine einigermaßen lesbare Form zu bringen?

    Leider hatte Sextus am heutigen Morgen auch die schlechte Nachricht erhalten, dass Senator Purgitius verstorben war. Ein Verbündeter weniger, auf den er in dieser Sache und weiteren Dingen zählen konnte. Und ein weiterer, potentieller Ehekandidat weniger für seine Nichte. Sollte diese sich wieder vollständig erholen und nicht ohnehin für den Heiratsmarkt verloren sein. Letzteres wäre für Sextus in mehrerlei Hinsicht mehr als bedauerlich, mochte er seine Nichte doch wirklich über alle Maßen.


    Jetzt aber brauchte erst einmal die andere, nach eigenen Angaben bucklige Verwandtschaft seine Aufmerksamkeit, also rollte Sextus die Schriftrolle wieder ordentlich auf und legte seine Wachstafel, auf der er seine Notizen niederschrieb, beiseite. Auch nutzte er die Gelegenheit, einmal wieder aufzustehen und die Glieder ordentlich zu strecken. Den ganzen Tag nur zu sitzen machte schwerfällig und faul, das wollte er vermeiden.

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    Einmal editiert, zuletzt von Sextus Aurelius Lupus ()

  • Der Ton der Stimme war schwerlich zu deuten durch die Tür, aber sie standen ja eh schon hier, und selbst wenn er übel drauf sein sollte, dann war er es halt. Orestes öffnete die Tür und trat ein. Morrigan würde es ihm in angemessenem Abstand nach tun. "Salve Sexte!" Und ein Blick auf den Schreibtisch verriet einen arbeitsintensiven Tag. "Hoffe Du kommst etwas voran? Dinge tendieren ja dazu sich zu verkomplizieren wenn man in die Details geht..." und er spielte ebenso stark auf seine eigenen Projekte an, wie auf die des Vetters.


    "Aber deswegen komme ich nicht. Es sind einige kleinere und eine etwas bedeutendere Sache, über die ich mit Dir sprechen will. Wollen wir erst einmal die kleinen Fragen vom Tisch haben, bevor wir auf das etwas kompliziertere Anliegen kommen?"

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  • "Frag nicht" war Sextus' ehrliche Antwort auf die Frage nach seinem Vorankommen. Eigentlich war Sextus ein großer Freund von Details, aber in diesem Fall fragte er sich wirklich, wie viele verschiedene Vorschriften er noch entdecken würde, die genau regelten, wer wann wie die Freiheit erlangen konnte, und wann nicht. Das Thema war komplexer als ursprünglich gedacht, so viel stand fest.


    Da waren ein paar leichtere oder auch kompliziertere Fragen seines Vetters geradezu erfrischend dagegen. Sextus wollte schon antworten, als er die kleine Sklavin seines Vetters im Hintergrund bemerkte. Folgte der kleine Kaktus seinem Herrn nun überall hin, oder hatte sie wohl einen Grund für ihr hiersein? Nun, Sextus würde es sicher erfahren.

    "Nun, du kennst deine Fragen und hast daher die nötigen Kenntnisse, über die richtige Reihenfolge zu entscheiden. Ich vertraue also einfach deinem Urteil." Ohne zu wissen, worum es ging, konnte Sextus wohl kaum eine fundierte Meinung äußern.

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  • Es war ja auch mehr eine Höflichkeitsfloskel gewesen, wie wenn man fragte gute oder schlechte Nachricht zuerst. Denn Orestes wollte mit den einfachen Fragen anfangen. "Bene, dann von Einfach zu Komplex. Also Primum nur zu Deiner Information - Ich habe mir einen nubischen Sklaven angeschafft. Ein Schnäppchen. Ich will ihn zum Cursor ausbilden, ich, wir, werden eine Menge Korrespondenz haben. Da kann das hilfreich sein. Er heißt Tamal. Und für die erste Zeit würde ich ihn mit verschiedenen der Haussklaven rausschicken. Da er die Urbs kennenlernen muss, und wer weiß wir kennen ihn ja auch noch nicht. Wäre zwar dumm aus diesem goldenen Käfig auszufliegen, aber weiß schon wie Sklaven ticken." Da hätte Lupus gewiss nichts zu zu sagen. Also fuhr er gleich fort.


    "Dann secundum: ich habe - eben bei diesem Sklavenkauf - einen Deiner Klienten getroffen Tiberius Caudex. Sympathischer Typ. Mit hübscher Schwester. Ich würde mich mit ihm ganz informell treffen. Nichts besonderes, also eigentlich auch nur ein Informationspunkt. Aber dennoch, Du bist sein Patron und wenn sich doch irgendetwas Politisches oder Geschäftliches ergibt, kann ich mir denken, dass Du nicht gerne überrascht wirst." Als Orestes die Schwester erwähnte, zog er beide Augenbrauen kurz hoch. Um anzudeuten, dass sich hier vielleicht Perspektiven auftun könnten.


    "Und schließlich tertium: Je näher die nächsten Wahlen rücken, desto voller wird es in meinem Cubiculum. Ich mag das ja eigentlich so, aber wenn wir einen freien Raum in der Villa hätten" - und derer gab es hinreichend zur Genüge - "dann würde ich ganz gerne ein Officium beziehen. So das wären die drei kleinen Themen, was denkste, Sexte?"

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  • Im stehen hörte Sextus sienem Vetter zu. Den ersten Punkt nahm er dabei erst einmal zur Kenntnis und überlegte schon, wie und ob er seinem Vetter noch einmal klarmachen sollte, dass ihn Sklavenangelegenheiten grundsätzlich nicht interessierten. Auch machte Sextus quasi sofort von seiner geheimen Superkraft Gebrauch: Namen vergessen, noch während die Leute vorgestellt wurden. Er merkte sich Namen von Personen, die ihm nützten, nicht von Einrichtungsgegenständen.

    "Was immer du für sinnvoll erachtest", war daher nur die etwas knappe Antwort auf den ersten Punkt. "Solange er tut, was ihm befohlen wird und keine Unordnung in den Haushalt bringt" – keine weitere, musste man wohl dazu sagen, da Sextus durchaus noch das Gespräch mit dem Maiordomus im Hinterkopf hatte – " ist mir jeder Sklave im Haushalt recht."


    Der zweite Punkt war gleich etwas ausschweifender zu beantworten, deshalb zog Sextus auch den dritten vor. "Ich dachte, du hättest schon längst ein Officium. Als Senator solltest du in jedem Fall eines beziehen. Wir haben genug freistehende Zimmer, suche dir eines mit geeigneten Lichtverhältnissen aus und lass es entsprechend einrichten. Genügend Mobiliar sollte auch vorhanden sein." Immerhin hatten in diesem Haus einstmals mehrere Senatoren, Amtsträger und Anwärter gleichzeitig gewohnt. Dieser tage war es geradezu erschreckend leer, selbst mit der buckligen Verwandtschaft und dem Lebendmobiliar.


    Nun aber kam Sextus auch auf den zweiten Punkt zu sprechen. "Zu seiner zweiten Anmerkung: Ich wollte mit dir ohnehin einmal über Tiberius sprechen. Daher trifft sich das jetzt ganz gut. Er ist einer meiner tüchtigsten und treuesten Klienten und er und seine Familie waren nach dem Massaker an den Tiberiern und dem Abbrennen ihrer Villa hier mehrere Monate zu Gast. Daher kenne ich auch seine Schwester."

    Die wirklich sehr gutaussehend war, wie Sextus selbst sehr wohl wusste.

    "Sie hatte sich mit meiner Nichte Corvina angefreundet und kam auch danach hin und wieder zu Besuch. Eine wirklich angenehme Person." Sextus hatte es sehr begrüßt, dass die beiden Corvinae sich miteinander gut verstanden hatten, soweit er das beurteilen konnte. So konnte seine junge, unschuldige Nichte ein wenig Aufblühen durch etwas erfahrenere, weibliche Gesellschaft.

    "Aber zurück zu Tiberius. Er will zur nächsten Wahl mit meiner Zustimmung als Quatuorvir viarum curandum kandidieren. Ich vertraue hierbei auch auf deine Unterstützung im Senat." Natürlich ging Sextus davon aus, dass seine Familie seine Klienten unterstützen würde, wenn er darum bat, genauso wie Sextus die Klienten seiner Verwandten unterstützen würde, wenn diese keinen groben Unfug anstellten. "Und als er mir von dieser Absicht erzählte, erwähnte er auch die Vergangenheit deiner Sklavin. Er plant eine grundsätzliche und langfristige Säuberung der Stadt vom Müll und ist hoch ambitioniert, nicht nur die Wohnviertel der bessergestellten, sondern auch Gebiete wie die Subura dabei mit einzuschließen. Daher erbat er sich die Möglichkeit, von deiner Sklavin dafür die ein oder andere Information zu erhalten. Ich habe ihm gesagt, ich würde abklären, inwieweit die Sklavin abkömmlich wäre. Wenn du also ohnehin vor hast, mit ihm zu sprechen, kannst du überlegen, deine Sklavin mitzunehmen oder nicht."

    Das war ein kleines Zugeständnis an Orestes, der sich zuvor so echauffiert hatte, dass Sextus sein Spielzeug benutzt hatte. Sextus wollte keinen Streit innerhalb der Familie, da konnte man also schon einmal guten Willen zeigen und dem Verwandten die Entscheidung überlassen.

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  • Das war ja bis jetzt ganz gut gegangen. Vor allem was die Tiberier anging sogar über das erwartbare Maß hinaus. Denn wenn Orestes Tiberius Caudex einen Gefallen tun konnte, dann würde er ihm ja auch schon mal einen kleinen Gefallen schulden. Und das war ein Anfang. Dass Morrigan davon ziemlich unerfreut wäre, war nicht zu ändern, aber er würde versuchen es ihr leichter zu machen. "Das klingt alles hervorragend. Und natürlich will ich den Tiberier unterstützen wo ich kann. Ich hatte vor ihn bald hier zu uns einzuladen, dann kann Morrigan einfach für die entsprechenden Auskünfte dazukommen."


    Jetzt räusperte er sich. "Apropos Morrigan. Da gäbe es, und dass ist das etwas komplizierte Thema, etwas was vielleicht und zum Teil eine freudige Überraschung ist, aber auch ein wenig verworren. Hier lies einfach selbst." Und er gab ihm die beiden Urkunden:


    Betriebe der Morrigan verwaltet von Greta und Antonius.
    exotische Gwürze der Persischen Blume : 3 Sklaven
    Nähkästchen: 2 Sklaven
    Weberei: 3 Sklaven
    Schäferei der Morrigan: 4 Sklaven
    Die Erlöse der Betriebe gehen bis auf Widerruf an Greta, welche das Geld für Morrigan verwaltet.

    Derzeitiger Geldwert: 6500 ,- Sz


    Auf der zweiten stand folgendes:

    Hiermit übertrage ich Quintus Caesetius Perolla

    im Vollbesitz meiner gesitigen Kräfte 2 unwiederruflich
    2 Grundstücke aus meinem Besitzt um damit meien Schulden bei der Besitzerin des
    Luparnas Morrigan zu begleichen.


    gez. und gesiegelt Quintus Caesetius Perolla
    Roma PRIDIE KAL DEC DCCCLXVII A.U.C.
    Zeugen: Caius Patisius Tacitus
    Lucius Epidius Agrippinus


    "Laut Morrigan sind diese Besitztümer weder bei ihrer Versklavung enteignet worden, noch hat ihr Vorbesitzer Anspruch erhoben. Und da bräuchte ich Deine fachkundige Meinung."

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  • Sextus nahm die Schriftstücke entgegen und las. Seine Stirn legte sich leicht in Furchen und er lehnte sich nun doch leicht gegen seinen Schreibtisch in einer etwas lockereren Gesamthaltung. Das war zumindest interessant.

    "Per Gesetz können Sklaven kein Eigentum besitzen. Daher sind Besitzurkunden auf den Namen von Sklaven per se erst einmal ungültig." Das war das erste, was grundlegend galt.

    "Die Frage ist also eher, ob diese Dinge hier mit der Sklavin als Einheit wissentlich oder unwissentlich als Einheit mitveräußert wurden, so dass der Eigentümer der Sklavin ebenfalls Eigentum an diesen Dingen erhält. Dazu wäre es notwendig, zu wissen, wie genau der Urteilsspruch bei ihrer Versklavung formuliert war und insbesondere, ob ihr Vorbesitzer Kenntnis hiervon hatte." Sextus rieb sich leicht die Stirn. Es gab natürlich Dinge, die als Gesamtheit verkauft wurden. Ein klassisches Beispiel hierfür waren Grundstücke, die selbstverständlich mit den darauf befindlichen Bäumen, Häusern oder Minen verkauft wurden und deren Nutzungsrechte üblicherweise bei eben jenem Eigentümer dann lagen.

    "Sofern bei ihrer Versklavung ihr Eigentum beschlagnahmt wurde, gilt dies auch für gegebenenfalls verstecktes Eigentum. In diesem Fall wären diese Urkunden ein Beweis für einen Diebstahl am Staat und du solltest sie möglichst zügig loswerden, sofern du auf Besuch durch die Prätorianer verzichten willst und Leichen im Keller, die deine Feinde gegen dich verwenden könnten, minimieren möchtest." Sextus konnte seinem Vetter nicht dazu raten, eine Straftat zu begehen. Die Familie war reich genug, um nicht auf Betrügereien angewiesen zu sein, und sie hatten genug Leichen im Keller. Gerade Orestes war davon bislang noch sehr unbeleckt und hatte die Möglichkeit, sich als gesetzestreuer Vorzeigebürger zu präsentieren. Ob er das leichtfertig für ein wenig mehr Geld wegwerfen wollte, musste er selbst wissen.

    "Sofern ihr Eigentum aber an ihren vorherigen Besitzer mitübertragen wurde, kommt es darauf an, wie dein Kaufvertrag für die Sklavin mit dem Vorbesitzer ausformuliert ist, ob sie mitsamt ihrer früheren Eigentümer auf dich übertragen wurde oder nur sie selbst. In ersterem Fall greifen auch hier wieder meine Ausführungen von zuvor, in letzterem Fall wärst du neuer Eigentümer dieser Dinge. Aber beim Blick auf die Betriebe hättest du dann das Problem, dass du als Patrizier keine Betriebe erwerben darfst, die nicht landwirtschaftlichen Ursprungs sind. Das heißt, du hättest in dem Fall einen Verstoß gegen die Lex Mercatus mit dem Kauf der Sklavin begangen, wenn auch unbeabsichtigt, und müsstest dementsprechend Strafe zahlen. Aber da ich davon ausgehe, dass der Aedil auch noch nichts davon weiß, könntest du den Verstoß selbst melden, wodurch die Strafe erlassen werden könnte. Dann müsstest du nur noch sämtliche Betriebe außer dem Schäfer schließen."


    Sextus überlegte kurz, ob er eine Möglichkeit ausgelassen hatte, fand aber keine weitere. "Ohne die weiteren Verträge oder Prozessschriften kann ich leider keine genauere Antwort geben."

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  • Orestes hörte zu, das meiste war ihm im Prinzip bekannt gewesen. Implizit hatte er angenommen, dass die Besitztümer immer mit Morrigan verkauft worden waren und dass es keine Beschlagnahmung des Eigentums gegeben hatte. Aber weil Lupus implizites explizit wissen wollte, hatte er Morrigan ja mitgebracht: "Vielen Dank für diese erste Einschätzung. Ich habe nicht überprüft, was das Urteil gesagt hat. Und in der Kaufurkunde von den Claudiern ist es weder genannt noch ausgeschlossen. Kleidung und ähnliches hatte Morrigan aber dabei. Also die Dinge, die in ihrem Usufructus waren, wurden übertragen. Aber expressis verbis ist im Kaufvertrag nichts geregelt. Morrigan, kannst Du etwas zum Urteil sagen?"


    Und Orestes schaute zu ihr, um klarzumachen, dass sie jetzt sprechen dürfe.

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  • Bis her hatte Morrigan alles stumm aber aufmerksam verfolgt. So fing sie auch den Blick auf und nickte kurz. „Nun es wird sicherlich irgendwo schriftlich hinterlegt sein, aber ich kann dir den genauen Wortlaut mit welchem ich öffentlich verurteilt wurde. Diese Worte werde ich nie vergessen.“ Sagte sie atmete tief durch und zitierte wörtlich.

    "Sie handelte gegen Rom. Diese Frau handelte gegen unsere Heimat. Sie verbrüderte sich mit den Aufständischen, bot ihnen Schutz und Hilfe und verstieß gegen unsere geliebte Ordnung. Sie spuckte auf die Freiheit, die ihr gnädig gegeben war und verlor diese nun durch Willen des römischen Staates. Einst Sklavin, nun wieder Sklavin, so lautet das Urteil, welches die Prätorianer im Namen des Kaisers über sie vollstrecken werden. Sie soll das Zeichen eines durch das Gesetz Versklavten tragen und nie wieder frei sein, um unserer geliebten Ordnung nie wieder zu schaden. Als Zeichen ihrer Sühne wird sie ebenso zwölf Schläge mit der Peitsche erhalten."

    Noch einmal atmete sie tief durch.

    „Es gab nur das und keinen weitere Prozess. Meine Freilassungsurkunde haben sie vernichtet vorher und mir gesagt ich sei nie frei gewesen.“ fügte sie noch an. „Von den Besitztümern wusste sie nichts und ich übertrug die Betriebe schon länger vor meiner Versklavung auf die beiden Verwalter. Es gibt noch einen Vertrag in welchem steht, dass sie die Besitzer sind, ich jedoch 80 % der Einnahmen bekomme. Nur die beiden Grundstücke befanden sich also zum Zeitpunkt meiner Versklavung rein rechtlich in meinem Besitz.“ Morrigan sah Aurelius Lupus an und wartete ob er noch weitere Fragen haben würde.

  • Aufmerksam hörte Sextus den Ausführungen zu, sowohl denen von Orestes als auch anschließend denen des sprechenden Kaktus. Sein Stirnrunzeln wurde skeptischer. "Das war die komplette Urteilsbegründung?" fragte er noch einmal nach und quittierte das ganze dann mit einem trockenen "Stümper"


    Sextus schüttelte den Kopf und entspannte seine Stirn. "So etwas passiert, wenn statt ordentlicher Richter hirnlose Schläger Urteile zu fällen glauben", schimpfte er noch hinterher. So etwas war kein vernünftiges Urteil, das war bar jeglicher rechtlicher Konsequenz.

    Aber das eröffnete natürlich andere Möglichkeiten. Wenngleich die Sklavin noch einen weiteren Punkt einbrachte. "Sind diese Verwalter als Besitzer oder als Eigentümer eingetragen? Mit dieser Einnahmenverschiebung steht das ganze dann rechtlich zwar so oder so auf äußerst tönernen Füßen, ist aber in Hinblick auf die Eigentumsverhältnisse insgesamt natürlich ein gewichtiger Unterschied. Ebenso bei den Grundstücken."

    Warum nur so wenige Menschen den Unterschied verstanden?

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  • Morrigan nickte auf die erste Frage hin. Zu gern hätte sie auf die Bemerkung mit dem hirnlose Schläger vehement zugestimmt. Jedoch hielt sie sich zurück.

    "Sie besitzen die Eigentumsrechte und die entsprechende Urkunde wurde im Tempel des Merkur hinterlegt, auf jener ist auch vermerkt, das 80 % der Einnahmen an mich zu gehen haben. Dieser Vertrag müsste entsprechend geändert werden, damit die Einnahmen an meinen Dominus gehen. Die Grundstücke jedoch waren zum Zeitpunkt der Versklavung in meinem Eigentum.“ Bei den Göttern das hatte sie doch schon gesagt, aber ja diese Rechtsverdreher hatte damals ja auch immer diese oder jene Formulierung gebraucht und versucht zu erklären was was zu bedeuten hat, als ob ein einfach Bürger oder eben einen ehemalige Sklavin dieses Rechtsverdreher Latein verstehen würde.

  • Sextus schüttelte den Kopf. "Nein, der Vertrag müsste dahingehend verändert werden, dass Orestes nichts mehr erhält und sie einfach nur die Eigentümer des ganzen sind. Da er den überwiegenden Großteil der Einnahmen erhält, könnte er sonst auf ein Scheingeschäft, was hier ganz offensichtlich vorliegt, verklagt werden. Eine einmalige Zahlung als endgültige Ablösesumme des Vertrages, mehr nicht. Und es erspart uns eine Selbstanzeige und einen Gang zum Aedil."

    Für Patrizier und Senatoren gab es schlicht keine Möglichkeit, von Betrieben nicht-landwirtschaftlicher Art zu profitieren. Das war gegen jede Sitte und Tradition, und wenngleich die Aurelier von syrischen Händlern abstammen mochten, sollte man seinen Feinden nicht unbedingt scharfe Schwerter in die Hand drücken, wenn es absolut unnötig war.

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  • Er hörte dem Geplänkel zwischen seiner Sklavin und seinem Vetter zu. Das der Plan, den die Sklavin eigentlich vorgeschlagen hätte als Scheingeschäft gedeutet werden könnte oder müsste, damit hatte sein Vetter freilich recht. Und auch wenn viele solche Geschäfte tätigten, wollte Orestes das nicht. "Also. Habe ich recht verstanden, dass zwar ein Anspruch auf diese Güter vorliegen könnte, aber dass wenigstens was die Mehrzahl der Betriebe angeht wir sie so schnell wie möglich verkaufen sollten und zwar sinnvoller und logischerweise an diejenigen die sie jetzt schon führen, um diesen ersten wackeligen Vertrag zu sanieren? Aber was ist mit dem Landbesitz, das wäre ja viel interessanter."


    Er musste sich eingestehen, er war etwas verwirrt und versuchte die Begriffe Besitz und Eigentum zu vermeiden. "Wahrscheinlich liege ich da falsch, aber ich hätte es so verstanden. Vor der Versklavung ist ja alles einfach - oder auch nicht denn kommt es nicht auch noch darauf an, wo diese Grundstücke sind? Jedenfalls Morrigan hat dieses Land als Eigentümerin und Besitzerin. Dann kommt das Urteil und es wird nicht erwähnt, was mit möglichen Besitztümern geschieht. Wenn es heißen würde: Morrigan und all ihr Eigentum gehören nun Roma und der Staat verkauft danach Morrigan an eine Privatperson, dann wäre es ja klar, dass das was vorher mal Morrigan gehörte nun weiterhin beim Staat bleibt. Das ist aber nicht explizit und der Staat hat auch nicht Besitzergriffen. Also könnte angenommen werden, dass das Land zu Morrigan gehört wie die Bäume auf dem Grundstück. Dann könnten wir unsererseits das Land ergreifen, oder?"


    Die juristischen Feinheiten waren (bisher) nicht Orestes Sache gewesen, aber wenn er weiter aufsteigen wollte musste er mindestens anfangen sie verstehen zu wollen.

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  • Mit jeden Satz mehr seines Vetters erhellte sich Sextus Miene. Er hatte es verstanden. Es war doch immer wieder schön, wenn man sich nicht wiederholen musste und die Leute von selbst die richtigen Fragen stellten.

    "Genau. Wir sollten, um sicherzugehen, noch nachsehen, ob diese Stümper noch eine schriftliche Urteilsbegründung zu den Gerichtsakten gegeben haben oder ob sie auch das vergessen haben. Eventuell könnten sich dann noch andere Dinge ergeben. Allerdings denke ich, wer eine Versklavung so schlampig durchführt, wird auch bei diesem Teil der Rechtspflege keine besondere Sorgfalt gezeigt haben, so dass uns wohl kaum Überraschungen drohen."

    Jetzt gab Sextus auch die Urkunden zurück, wobei die eine ohnehin recht wertlos war. "Die Betriebe sind ohnehin der kleinere Wert, da ist es auch kein größerer Verlust." Wenn Orestes Betriebe haben wollte, konnte er auch einfach rechtlich einwandfrei selbst welche gründen.

    "Bei den Grundstücken sollten wir dann aber vor einigen Zeugen noch eine Trennung der Gütereinheit vornehmen und sie vollständig vom Eigentum an deiner Sklavin abtrennen, so dass du über sie frei verfügen kannst und es später keine Probleme gibt, solltest du sie verkaufen oder sie sterben. Aber das sollte ja kein Problem sein."

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  • Orestes nickte. Der im juridischen Sinn laienhafte Verstand des Orestes hatte den Sachverhalt nach Lupus Erklärungen einigermaßen erfasst. "Gut, dann machen wir es so." Und damit meinte er die Nachforschungen, die Absprachen mit Greta und wie hieß er Antonius und die Trennung der Gütereinheit. "Und wenn ich Caudex sehe, werde ich ihm Hilfe anbieten wie abgesprochen." Er überlegte kurz, dann fuhr er fort: "Ich will dich auch weiter nicht stören. Oder hast Du noch etwas anderes, das wir besprechen sollten?"

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  • Hah, mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Orestes war zufrieden, dass er gefragt worden war, sein Klient würde die Hilfe erhalten, die er erfragt hatte, und Sextus hatte weiterhelfen können, so dass irgendwelche Animositäten aus der vergangenen Woche damit hoffentlich der Geschichte angehörten. So war Sextus zufrieden, so konnte es ruhig öfter laufen.

    "Nein, ich fürchte, diese Schriftrollen haben noch nichts außer einem Berg an Notizen hergegeben."

    Sextus wollte Orestes schon gehen lassen, als ihm doch noch etwas einfiel. "Die Bewerbungsphase für die Ämter startet nächste Woche. Wir sollten unseren Wahlkampf noch miteinander absprechen. Ich dachte daran, ein Pferderennen zur Belustigung des Volkes abzuhalten. Bevor wir allerdings beide ähnliches planen, wollte ich das noch mit dir besprochen haben, so dass wir eventuelle Planungen aufeinander abstimmen und Synergien nutzen können."

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  • Tatsächlich war auch Orestes zufrieden. Die Rechtsexpertise seines Vetters und die anderen Dinge, die sie ansprechen konnten, würden einige positive Folgen zeitigen. Jetzt kam er noch auf den Wahlkampf zu sprechen. Und auch wenn Orestes bis jetzt noch vom Status quo ante ausgegangen war, dass Lupus erst in der übernächsten Wahl seine Prätur wiederholen wollte. Aber anscheinend hatte er seine Planung geändert. Kein Problem für Orestes.

    "Ein Pferderennen, das klingt doch gut. Mach das! Ich hätte mir für diesen Wahlkampf vorgestellt, mich erst einmal bei den Senatoren selbst bekannter zu machen. Du erinnerst Dich an die Idee einer Feier hier in der Villa mit den wichtigsten Familien, das sollte mit kleineren Aktionen um ein wenig Bekanntheit zu erringen, genügen. Ich werde mich neben dem Alltagsgeschäft als Aedil und meinem Piscina-Projekt dann ja auch um die Megalesia kümmern, wenn ich gewählt bin."

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  • Eine Feier, und sonst nichts? Sextus beschloss, seinem Vetter etwas unter die Arme zu greifen. "Die Feier ist eine gute Idee. Zusätzlich werde ich aber bei den Gilden dafür werden, entsprechende Schriftzüge in unser beider Namen – oder unser aller drei, den Tiberius mit eingerechnet – an geeigneten Stellen innerhalb der Stadt anbringen zu lassen. Und ich habe auch eine öffentliche Rede auf der Rostra ins Auge gefasst, um dem Volk meine Ziele vorzustellen. Das könnten wir auch als gemeinsames Redeereignis planen, also erst ich, dann du, dann sparen wir den Aufwand, zweimal die Menge entsprechend zu motivieren. Dazu vielleicht noch ein geeignetes Opfer mit entsprechender Wirkung."

    Gut, Orestes wollte 'nur' Aedil werden, aber man sollte durchaus seine Pläne etwas breiter fächern als nur darauf, sich bei den Senatoren ein wenig bekannt zu machen. Es war außerdem eine gute Übung für später.

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