Heute hatte ich nicht viel zu tun, also nutzte ich diese Gelegenheit für etwas, das ich wirklich gerne tat: Ich spielte Musik. Gerne würde ich den ganzen Tag üben, nach der Zeit ohne Lyra waren meine Finger bisweilen etwas steif und erinnerten sich nicht mehr an alle Melodien, und noch viel lieber hätte ich auch neue Lieder, die ich erlernen und einstudieren könnte. Aber auch so war es für mich wie mein eigenes, kleines Stückchen Elysium, wenn ich einfach nur dasitzen und spielen konnte.
So suchte ich mir eine Ecke im Atrium, da hier der Klang so schön war, und setzte mich dort auf eine der Bänke, damit ich nicht im Weg war. Die wunderbare Lyra, die mein Herr mir geschenkt hatte, lag ruhig an meine Arme gelehnt. Ich atmete einmal tief durch und strich über das schöne Holz wie über einen alten Geliebten. Erst dann fanden meine Finger die Seiten und fingen an, erst leise, dann etwas lauter, sanfte Melodien zu zupfen und den Raum mit Klang zu erfüllen.
Eine Weile spielte ich einfach vor mich hin, bis ich leise Schritte vernahm. Ich hatte das Mädchen natürlich schon im Haus gesehen und mich auch mit den beiden Sklaven, die sie mitgebracht hatte, unterhalten. Ich kannte also auch ihren Namen, aber war mir nicht sicher, ob sie den meinen kannte.
Ich unterbrach mein Spiel und ließ den letzten Klang des Liedes sanft verklingen. "Salve", grüßte ich das Mädchen. Es blickte mich etwas ertappt und unsicher an. "Mein Name ist Dede", stellte ich mich also vor.
"Ich bin Purgitia Albina" sagte sie schließlich nach kurzem Zögern. Ich lächelte ihr aufmunternd zu. Das ermutigte sie scheinbar ein wenig. "Du spielst schön."
"Danke sehr. Kannst du auch spielen?" Ich hielt die Lyra einladend ein wenig von mir, so dass sie sich zu mir setzen und ihr Können zeigen konnte, wenn sie wollte. Aber das Mädchen schüttelte den Kopf.
"Komm her, ich zeig es dir" lud ich sie also ein und rutschte ein wenig beiseite. Ein wenig zögerte das Kind, dann setzte es sich zu mir. Ich also hielt die Lyra so fest, dass ihr Fuß auf Albinas Schoß zu ruhen kam und sie ihre Finger an die Seiten legen konnte. Ich half ihr mit meinen Händen, sie richtig zu platzieren.
"Hier, diese drei Töne. Der hier... der... und der... das ist der erste Akkord. Probier es mal."
Zaghaft probierten die schlanken Finger, und wieder, und wieder, bis die Harmonie sich schließlich in die Luft erhob zum perfekten Klang.