• Wer von den Vigiles auf ihrer Streife festgenommen wird, kommt erst einmal hier rein.

    Sei es ein entlaufener Sklave, ein Trunkenbold oder ein Randallierer, hier können sie sich erst einmal ein wenig abkühlen, bis sie an die entsprechende Stelle überstellt oder wieder freigelassen werden.

  • Durchs Tor und ab zu den Zellen. Der Wachhabende freute sich mal neue Gesichter zu sehen. " Hui , was bringt ihr denn da mit. Ganz neue. " Er musterte das Geschenkpaket von Feras, Verleihnix und Sextus. " Der hats faustdick hinter den Ohren. " Er machte eine Inspektionsrunde um den Kerl. " unterwegs gejammert und rumgeheult?" Die Vigile nickten. "Gut, Aristophilus hast du was für mich?" Der zückte seine Tabula. Der Wachhabende rief seinen Schreiber ran. " Los in unsere Gästeliste eintragen. Ordentlich, sonst schepperts. Ich will nicht wieder einen Sklaven zwei Tage suchen. Mit Kost und Logie. Steht schon fest wie lange?" Aristophilus verneinte. " Das wird der Tribun entscheiden. Er bekommt heute noch alle nötigen Unterlagen. " Das reichte dem Wachhabenden. " Zelle VII für den Herrn. und Zelle IX für die Sklavin. Beide bekommen für heute einen Krug Wasser und ein halbes Brot. Los notiere das. Ist wichtig für den Fiskus."



    Zelle VII

    Name: Crasonius
    Alter: unbekannt
    Stand: Peregrinus
    Wohnort: Subura

    Anschuldigung: Angriff auf eine Patrizierin, versuchter Diebstahl

    eingeliefert: ANTE DIEM III ID DEC DCCCLXX A.U.C. (11.12.2020/117 n.Chr.)





    Zelle IX

    Name: Kalypso
    Alter: unbekannt
    Stand: Sklavin / Eigentum Claudia 
    Wohnort: Villa Claudia

    Anschuldigung: Benutzung eines Stockes als Waffe, Bedrohung eines Peregrini

    eingeliefert: ANTE DIEM III ID DEC DCCCLXX A.U.C. (11.12.2020/117 n.Chr.)



    Je eine Tabula wurde an der zugehörigen Zelle angebracht. Damit war man doppelt abgesichert. Der Schreiber klappte die Tabula zu und verkrümelte sich wieder.


    Den Gefangenen packte man aus und schupste ihn in die Zelle. Der Sklavin nahm man die Fesseln ab und ließ sie in die Zelle gehen. Die Tür war kaum ins Schloss gefallen und verriegelt, da öffnete sich am unteren Teil der Tür eine Luke und ein halbes Brot und ein Krug Wasser wurden hinein geschoben.



    Beschaffenheit und Ausstattung der Zellen: aus Naturstein gemauert 2 x 4 m, kein Fenster, nur eine Türe aus Eichenbohlen, mit besagter kleiner Luke am Boden und im oberen Teil ein kleines vergittertes Fenster 20x20 cm. Steinfußboden, In einer Ecke Stroh zum schlafen. In der anderen ein kleiner Eimer für die Notdurft.

  • Wie betäubt starrte die Thrakerin vor sich hin. So als könne sie es noch gar nicht fassen was gerade mit ihr geschah. Sie war festgenommen. Verhaftet. Und das nur weil sie den Befehl ihrer Domina befolgt hatte. Pure Verzweiflung spiegelte sich in den dunklen Augen der jungen Frau.


    “Domina. Es tut mir Leid.“


    Wisperte Kalypso leise vor sich hin. Sie würde es verstehen wenn die Claudia nun nichts mehr von ihr wissen wollte und sich von ihr lossagte. Ihren Kopf hielt sie gesenkt, als sie von einem der Vigilen an der Kette durch die Straßen gezerrt wurde. Bis sich schließlich die Porta der Statio auftat. Dies würde ihr neues zu Hause sein. Nicht lange, denn ihre Domina würde wohl alles daran setzen um ihre Sklavin wieder auf freien Fuß zu setzen.


    Die Worte des Wachhabenden ließen Kalypso unwillkürlich zusammen zucken und sich auf die Unterlippe beißen. Als ihr Blick über die Vigilen glitt.


    “Ich habe nichts unrechtmäßiges getan.“


    Wiederholte Kalypso monoton und ließ sich auch schon in eine der Zellen führen. Ihre Domina würde sie daraus befreien. Wie eine Besessene klammerte sie sich an diesen Gedanken und durchmaß ihre Zelle, wie ein unruhiges Raubtier.

  • Ihre Domina hatte ihr doch versprochen sie so schnell wie möglich aus diesen unsäglichen Mauern der Zelle zu befreien. Und dennoch saß die Thrakerin noch immer hinter Gittern. Vielleicht wurde ihre Domina auch einfach nicht zu ihr vorgelassen oder sie hatte es sich doch anders überlegt und sagte sich dadurch von ihr los. Nein! So feige wäre die Claudia nicht. Oder etwa doch? Bei diesem Gedanken umklammerte eine eisige Faust das Herz der jungen Frau und ließ sie mit wild glühenden Augen die hölzerne Türe fokussieren.


    “Es ist ein Irrtum. Ich habe meine Domina beschützt. Ich bin doch ihre custos.“


    Murmelte Kalypso vor sich hin und verstummte auch schon, als sie spürte wie ihr die Kehle eng wurde. Mit einem ausdruckslosen Gesichtsausdruck ließ sie sich auf dem Strohlager nieder und zog ihre Knie an den Körper. Ihren Blick hielt die Thrakerin weiterhin auf die Türe der Zelle gerichtet. Das Wasser und das trockene Brot ignorierte sie. Noch.

  • Atticus schritt voran zu den Arrestzellen. Den Bericht über den Vorfall hatte er mitgenommen, damit jetzt nicht auf den letzten Schritten eine Verwechslung stattfand.

    Die Zelle mit dem Angreifer war so auch schnell ausgemacht.

    "Sieben öffnen" befahl Atticus der Wache am Carcer und wartete, dass der Peregrinus heraustrat.

    "Wie es scheint, ist heute dein absoluter Glückstag. Das Missverständnis hat sich aufgeklärt, dass du selbstverständlich niemanden Ausrauben wolltest. Damit du den ganzen Vorfall überwinden kannst und keinen Groll hegst oder dich irgendwo beschwerst, möchte dir die verehrte Dame hier gerne ein kleines Schmerzensgeld übergeben."

    Und Atticus schaute bei diesen Worten sehr eindringlich vom einen zum anderen. Wenn jetzt hier irgendwer quer trieb, dann rastete er aus....

  • Die Claudia ging aus dem Officium Atticus hinterher und drückte derweil einen anderen Knopf. Sie probte einen Augenaufschlag und presste sich beide Hände ans Herz.

    Ihre schrägstehenden Augen schimmerten von plötzlich aufquellenden Tränen:

    "Wirst du mich denn beschützen? Ich habe Angst vor Kerkern.", fragte sie kläglich in Pompeius Atticus Richtung.


    Sie näherte sich dem Peregrinus und nun zitterte tatsächlich ihre Hand, obgleich sie wusste, dass wenn der Kerl nicht irgendwie besessen war, er wohl nicht so dumm sein würde, auch nur eine falsche Bewegung zu machen.

    Sollte jedoch Tribun Atticus allemal sehen, wie es einer sensiblen, gepeinigten Seele ging, die man zwang ihrem Peiniger....jawoll! Auch wenn er ihr die Bürokratie ersparte.

    Sie reichte dem Räuber, der übrigens auch nicht mehr so wagemutig aussah wie noch vorhin, als er seinen Prügel und böse Absichten gehabt hatte,

    die Münzen.

    "Das ist wegen des Missverständnis", sagte sie laut , aber ihr Blick sagte eher:

    Sollte ich dir einmal noch begegnen, lasse ich dir deine Eingeweide herausreißen und....kennst du die Statuengruppe der Darstellung des Todeskampfes des Lakoon und seiner Söhne?;

    nun lächelte sie gar sanft und allerliebst.

    Der Peregrinus, der die Hände geöffnet hatte, die Münzen zu empfangen, schaute halb verdattert, halb misstrauisch drein. Er wagte sich kaum zu rühren.


    Die Claudia wandte sich nun an den Tribun, immer noch äußerst liebenswürdig: " Und nun bitte meine Kalypso", sagte sie.

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  • Vor dem Kerker beschützen? "Sicher, werte Claudia", murmelte er mehr zu sich selbst. Wieso auch immer man vor einem Carcer Angst haben konnte, solange man sich außerhalb von eben jenem befand. Drinnen war das anders, aber davor stehen sollte gefahrlos möglich sein in Atticus vorstellung. Zur Not würde er eben das Gebäude ermahnen, weniger bedrohlich zu sein, wenn sie sich so fürchtete. Oder sowas in der Art.


    Glücklicherweise lief aber bei dem Peregrinen alles glatt. Der war wohl noch verwirrter als Atticus, stellte sein Glück aber auch nicht in Frage. "Verschwinde", befahl Atticus nur schon mehr als ein wenig enerviert. Das musste er wiederum glücklicherweise nicht zweimal sagen, und der Mann trollte sich. Punkt Eins also erledigt.


    Atticus sah auf seine Liste, ging ein paar Türen weiter, sah sicherheitshalber noch einmal auf das Schild und befahl. "Die Neun öffnen!"

    Der Riegel wurde geöffnet und die Tür aufgestoßen. Die Wache trat zurück und Atticus machte eine einladende Geste zur Claudia. "Bitte sehr, einmal Sklavin zum Mitnehmen."

  • Die Thrakerin saß auf dem zerwühlten Stroh in eine der Ecken kauernd und wandte ihren Blick keine Sekunde von der hölzernen Türe ab. Noch nicht einmal dann wenn sie nach dem trockenen Brot oder dem Krug mit Wasser griff. Denn beides hatte die Sklavin in ihrer direkten Nähe postiert. Der Wasserkrug war mittlerweile nur noch zu 1/4 gefüllt und der Brotkanten hatte schon längst Bekanntschaft mit Kalypsos Magen gemacht. Und dennoch wartete die claudische Sklavin noch immer. Was dauerte denn so lange? Glaubten die Vigilen ihrer Domina etwa nicht? Ein Gedanke der die junge Frau gereizt vor sich hinknurren ließ.


    Gerade eben wollte Kalypso auch noch den Rest Wasser leeren. Als sie ein Geräusch direkt vor ihrer Zellentüre vernahm und ihre Ohren spitzte. Und tatsächlich öffnete sich ihre Zellentür und ein Blondschopf trat näher. Und an seiner Seite .. ihre Domina.


    “Domina.“


    Entwich es mit einem erfreuten Klang über Kalypsos Lippen. Während sie sich vorsichtig in die Höhe stemmte und sich leicht wackeligen Schrittes der Zellentüre näherte.


    “Vergebung.“


    Dann verstummte die Sklavin und trat schließlich aus der Zelle. Ihren Blick hielt sie gen Boden gewandt und ihre Finger miteinander verkrampft.

  • " Na hopp raus mit dir", sagte Claudia Marcella und hob drohend den Fingern: "Zu den drei Stockhieben von heute kommen jetzt nochmal drei hinzu wegen deines UNMÖGLICHEN Verhaltens eines fremden Mannes gegenüber, Kalypso! Du hast mich gerade zwanzig Sesterze zusätzlich gekostet!

    Mir ist entfallen, wen die Vigiles besonders verehren, aber ich werde der Gottheit selbstverständlich ein Opfer bringen, um mich für  das beherzte Eingreifen deiner Männer plus meiner Rettung zu bedanken.

     Vale bene Tribun Pompeius Atticus! "

    Das hieß: Danke für garnichts.

    Die Claudia erwartete, dass die Sklavin ihr folgte. Sie wollte endlich zu ihrer Nichte in die Villa Claudia.

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  • Den Stimmenklang ihrer Domina wusste Kalypso nicht ganz einzuordnen. So hielt sie einfach weiterhin ihren Blick gesenkt und lauschte dennoch mit gespitzten Ohren. Den drohend erhobenen Finger ihrer Domina bemerkte die Thrakerin aus dem Augenwinkel und ließ sie innerlich erstarren.


    “Vergebung Domina. Ich wollte niemanden schaden.“


    Wisperte die Sklavin mit ruhiger Stimme. Bevor sie verstummte und langsam ein- und wieder ausatmete.


    “Ich nehme jede Bestrafung auf mich Domina.“


    Erwiederte Kalypso. Und folgte schließlich ihrer Domina aus den Arrestzellen der Vigiles.