Alle Wege führen nach Rom - oder: Die Ankunft des Flavius Maecenas

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    Im Atrium, wie auch in der übrigen Villa liefen bereits die Vorbereitungen für die anstehende Saturnalienfeier. Man hatte inzwischen schon einige Girlanden aufgehängt und rote, sowie goldene Stoffbahnen an den Wänden angebracht. Nur noch wenige Tage und dann war es soweit. Daher herrschte unter den Sklaven eine besonders heitere Stimmung.


    Ebenso war der junge Phoebus ganz heiter gestimmt, als er den jungen Flavius samt seiner Entourage ins Atrium führte. Währenddessen begannen weitere Sklaven das Gepäck des Dominus hereinzutragen. Auch sie schienen alle schon von einer gewissen Vorfreude beseelt sein, das sie ein leises Liedchen trällerten.

    Eine Sklavin wurde damit beauftragt, dem neuen Familienmitglied mit eine Erfrischung und einen Imbiss zu bringen. In der Zwischenzeit war ein weiterer Sklave zu Domina Domitilla geeilt und hatte ihr von der Ankunft ihres Verwandten berichtet.


    Domitilla hatte alles stehen und liegen lassen, war aus ihrem Cubiculum herausgetreten und ins Atrium geeilt. Den guten Maecenas hatte sie zum letzten Mal bei ihrem Besuch in Baiae vor einigen Jahren gesehen. Inzwischen war ein stattlicher junger Mann aus ihm geworden.

    "Maecenas! Mein Junge! Komm her und lass dich drücken!", rief sie und bewies damit, dass auch in ihr irgendwo ein Mutterherz schlummern musste, auch wenn ihr es bislang noch nicht vergönnt gewesen war, Mutter zu sein.

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  • CF: Porta - Alle Wegen führen nach Rom


    Hier schien schon mächtig etwas los zu sein und ich schaute mich verwundert um. Dann fiel mir ein, dass ja in Bälde diese unsäglichen Saturnalien auf die Menschheit warten. Ich hasste dieses Fest ob seiner Tradition des zeitweiligen Rollentauschs, dem ich mir nur selten hatte entziehen können. Doch ich machte bis heute gute Miene zum bösen Spiel und bisher hatte sich diesbezüglich über mich auch niemand beklagen können. Immerhin hatte ich gerade dieses Fest als Kind einmal geliebt. Warum war mir heutzutage ein Rätsel.

    Auch Telys reckte seinen Hals, schaute nach den schönen Vorhängen und betrachtete sich die Sklavenschaft, welche wohl zu diese Anlass gerade eine wahre Frohnatur entwickelte. Auch der junge Sklave, der mich hierher geleitet hatte, war guter Dinge , während Liedchen aus erfreuten Kehlen ihre Anwendung fanden.

    "Nun denn...," kommentierte ich das Ganze und schnalzte dann ärgerlich mit der Zunge, als mir an meiner Tunika entwas auffiel, nachdem eine Sklavin mir den Umhang abegenommen hatte. Ein übler Fleck, vermutlich vom Straßendreck. Ich gab einen Unmutslaut von mir verzog dann ein weiteres Mal den Mund, ehe ich mit Freude zur Kenntnis nahm, dass nun auch eine Stärkung für mich vorbereitet wurde. "Kein Garum!", mahnte ich noch an. Das Zeug war widerlich und auf meiner Reise hatte ich eine Garumproduktionsstätte passiert, welche am Meer gelegen war, etwas außerhalb eines Dorfes. Beinahe hätte ich von dem bestialischen GEstank übergeben müssen. Wie konnte man so etwas nur essen? Meine Blcike schweiften nun weiter und ich suchte schon eine Sitzgelegenheit - dummes Herumstehen lag mir nun einmal nicht - als ich auch schon eine weibliche Stimme vernahm und - so wähnte ich - Flavia Domitilla erblickte. Sie musste es einfach sein. Die Erinnerung an sie war dunkel und bestimmt hatte ich sie... ja. Ich hatte sie schon einmal gesehen, doch es war einige Jahre her. Noch vor der Ablegung meiner Bulla und somit vor den Reisen mit meinem Vater. Sie kam auf mich zu, mit dem Wunsch mich zu drücken und ich lächelte dazu, breitete die Arme aus und umarmte sie ebenfalls, ehe ich in der Tat erfreut war.


    "Tante Domitilla!", erklärte ich herzlich, fasste sie kurz bei den Schultern, ehe ich meine Arme und somit auch die Hände wieder sinken ließ. Ich deutete dann im Atrium umher. "Ich hoffe, du lässt diesen Aufwand nicht wegen meiner Ankunft betreiben!", scherzte ich sachte und grinste dann. "Ich hoffe, der Brief meiner Mutter hat dich erreicht?" Manchmal gingen Briefe ja auf der Strecke unter. Domitlla sah wunderbar aus, wie ich fand. Eine schöne Frau mit einem gewissen Flair, der in diesem Moment sogar etwas Mütterlich angemutet hatte. Doch immerhin war sie die ältere von uns, weshalb es mich überhaupt nicht störte und im Gegenteil: Mich ob meiner Anreise nun doch sehr familiär stimmte.

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  • Die anstehenden Saturnalienfeiern verwunderten Eireann sichtlich. Schließlich hatte sie bisher noch nie die Saturnalien feiern dürfen. Umso aufgeregter wirkte die Keltin in diesem Augenblick, als sie in der culina der flavischen Villa stand und in Gemeinschaft mit einigen anderen Haussklaven die Mahlzeiten zubereitete.


    Völlig in ihre Aufgabe vertieft, bemerkte Eireann nicht das sich die Haussklaven tuschelnd zu unterhalten begannen. Offensichtlich war ein fremder Flavier in der Villa erschienen. Über die Verwandtschaft ihrer Domina wusste die Keltin nichts. Und dennoch wurde Eireann das Tablett in die Hand gedrückt, auf dem sich ein Becher eines wärmenden Getränks befand. Sowie ein Teller mit einem kleinen Imbiss.


    Artig nickte Eireann und brachte das Tablett in das Atrium.


    “Dominus.“


    Ließ Eireann ihre leise Stimme erklingen und reichte dem flavischen Gast das Tablett mit dem kleinen Imbiss.

  • Alles sollte perfekt sein! Schließlich hatte Domitilla halb Rom eingeladen. Sie hasste es, wenn etwas nur halbherzig erledigt wurde! Auch wenn das Sklavenpack scheinbar in höheren Sphären schwebte, hatte sie ihren Maiordomus angewiesen, die Augen aufzuhalten. Die Flavia duldete auf keinen Fall irgendwelche Stümperei! Selbstverständlich hatte sie schon vor Wochen bezahltes Personal für diese Tage ordern lassen. Ganz gewiss gab sie sich nicht die Blöße, dem Gesinde das Essen zu richten! Ebenso hatte Attalus, der flavische Koch eine Auflistung von verschiedenen Menüfolgen vorgelegt, aus der sich Domitilla für eine entschieden hatte. Er hatte dann alle Zutaten und den Wein geordert. Selbstredend kam letztere von den flavischen Weingütern in Surrentum, Baiae und in Hispania. Fleisch und Fisch stammten ebenso von flavischen Betrieben meiner Verwandten. Wie man sich vorstellen konnte, gab es ja noch so viel zu tun.


    Da lobte sie sich diese willkommene Abwechslung! Ihr lieber Neffe hatte sich zu einem ungemein attraktiven jungen ambitionierten Mann entwickelt. Die römische Damenwelt würde sich um ihn reißen, sobald er sich der Öffentlichkeit stellte. Dies würde dann schon bald geschehen, anlässlich der Saturnalien!


    "Maecenas sag, wie war deine Reise? Und wie geht es deinem Vater und deiner Mutter? Und was macht Onkel Arestides?" Sie überschüttete ihn mit Fragen. Währenddessen erschien plötzlich ihre neue Sklavin Livia, die ihrem Neffen, dem armen Jungen, mit Speis und Trank versorgte. Mit einer inneren Genugtuung stellte sie fest, dass dieser Sklavin die zwei Wochen im 'Loch' ganz und gar nicht geschadet hatten. Im Gegenteil! Aus der Wildkatze war ein zahmes Kätzchen geworden! Womöglich war sie nun für höhere und wichtigere Arbeiten bereit. Man würde sehen!


    "Komm, nimm doch Platz!" Domitilla bot ihrem Neffen an, es sich auf einer der Klinen bequem zu machen, während sie sich auf einer andern niederlies.

    Wie schön war es doch, die eigene Familie um sich zu haben! Domitilla genoss es sichtlich und himmelte ihn förmlich an, wie er da so lag. Ja, er würde seinen Weg hier beschreiten - den Cursus Honorum, um letztendlich seiner Familie alle Ehre zu machen.

    Natürlich waren ihm auch schon die Vorbereitungen für das große Fest aufgefallen und sie musste kichern, als er einen Schwerz machte.

    "Nein mein Lieber. ich muss dich enttäuschen! Die Dekoration ist bereits für die diesjährigen Saturnalien. Du musst wissen, ich möchte dieses Jahr ein großes Fest feiern. Für den dritten Tag habe ich nahezu halb Rom eingeladen. Dies wird eine vortreffliche Gelegenheit sein, die wichtigsten Köpfe Roms kennenzulernen"

    Ganz gespannt beobachtete sie ihn, was er dazu sagen mochte. Schließlich mochte er doch dieses Fest, als er noch ein keiner Junge war.

    Dann sprach er noch den Brief seiner Mutter an, den sie selbstredend erhalten hatte. Daher hatte sie auch ausreichend Zeit, sein Cubiculum zu richten. Lediglich sein Gepäck musste dort noch hingebracht werden, was allerdings bereits schon geschah.

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  • Dass die Saturnalien eine so große Angelegenheit waren, wurde mir nun selbst erst jetzt so recht wieder bewusst. Auf der Reise und in Athen hatte niemand in meiner Nähe gesteigerten Wert darauf gelegt und es wurde nur in Grundzügen gefeiert. Nun aber wurde mir das alles erneut bewusst. Noch einmal schaute ich mich um, beobachtete sehr flüchtig einen Sklaven auf einer Leiter, der sich sichtlich mühte, einen der Vorhänge korrekt anzubringen, während ein anderer es wagte, darüber zu scherzen. Lange waren meine Blicke aber dann doch nicht an dieser Stelle, denn es folgten schon die Fragen meiner Tante, die wohl kommen mussten. Ich grinste, als ich sie vernahm und dann auch noch in einer Menge, dass ich wohl länger für die Antwort brauchen würde. “Diese Berichte wären wohl ein abendfüllendes Programm,“ sagte ich also. “Die Reise währte lang und auch mein Aufenthalt in Athen. Meinen Eltern geht es gut, bis auf Mutters ständige Probleme mit dem Rücken und Onkel Aristides hat sich in sein privates Häuschen in Baiae zurück gezogen. Man munkelt, er würde dort niemals mehr herauskommen.“ Ich lachte leicht nach meinen Worten und lenkte meine dann zu der mir angebotenen Kline hinüber, um es mir deutlich bequemer zu machen. Die Sklavin, welche mich angesprochen hatte, schaute ich gar nicht genauer an. Dennoch bemerkte ich durch einen Seitenblick das warme Getränk und das willkommene Essen, auf welches ich aber ebenso wenig sogleich reagierte. Ich deutete der Sklavin nur an, mir zur Kline zu folgen, denn ich war nicht willens mit dem Imbiss im Stehen oder gar Laufen zu beginnen. Auch Telys folgte mir, während die Custodes von anderen Sklaven aus dem Atrium hinaus begleitet wurden. Wahrscheinlich in die Culina, doch das war mir gleich.


    Der Fleck auf meiner weißen Tunika mit dem üppig bestickten Halsausschnitt und ebensolchen Stickereien an Ärmeln und unterem Saum hatte das Potenzial mich wahnsinnig zu machen, doch ich schaute sogleich wieder zu Domitilla hinüber, was ein wunderbarerer Anblick war. “Wie ich während der Reise hierher eine gute Kline vermisst habe!“, sagte ich aufseufzend und griff nun nach dem Becher mit dem Getränk und lächelte, als meine Tante nun meinen Scherz aufgriff und erklärte, weshalb der Trubel hier veranstaltet wurde. Ich staunte nicht schlecht, doch was hatte ich anderes erwartet? Es wäre ein Wunder, wenn ein flavisches Haus die Gelegenheit zum Repräsentieren verstreichen ließ. Und ich war nun wohl mittendrin. Doch es stimmte ja, dass es eine gute Chance war, den ein oder anderen kennen zu lernen, um mich vorzustellen und erste Kontakte zu knüpfen. Immerhin war ich nicht hier, um die Luft zu genießen, sofern man denn in Rom von ‚Luft‘ reden konnte. Ein Konglomerat an Gerüchen war es wohl eher, über welches sich der politische Nebel zog, in den ich auf Wunsch meines Vaters eintauchen sollte. Oder war es eher ein Befehl gewesen? Wohl eher Letzteres, doch wusste ich sehr wohl, dass ich mein Leben nicht als Taugenichts verbringen konnte. Dies wollte ich auch gar nicht.


    “Dann bin ich wohl zur rechten Zeit gekommen,“ gab ich bekannt und trank einen Schluck, nur um das Getränk dann mit einem wohlwollenden Laut zu bedenken. Es war sehr gut. Dann nahm ich mir ein wenig Obst von dem Tablett. Nicht zu viel. Selbst bei den größten Banketten hielt ich mich zurück, denn mein Magen war empfindlich und hatte mir schon auf Reisen große Malässen bereitet. “Wie ich sehe, scheust du keine Kosten und Mühen. Es wird wundervoll aussehen und Eindruck machen. Wen hast du denn auf deiner Gästeliste? Ich muss gestehen, dass ich mich noch nicht erkundigt habe, wer dieser Tage in Rom weilt, doch Bekanntschaften sind sehr von Vorteil.“ Ich lächelte und schnaubte dann leise auf. “Was das angeht, bin ich wohl nun in Fortunas unvergleichlicher Hand.“ Dann sah ich wieder zu Domitilla. “Oder in deiner.“ Mein Schmunzeln blieb in meinem Gesicht. “Vater hat mir einen Brief für dich mitgegeben. Er weigerte sich, mir den Inhalt zu verraten, doch ich denke, es dreht sich um den Umstand, dass ich hier den Cursus Honorum beschreiten soll. Darauf freut er sich doch, seit ich geboren wurde. Und wer wäre ich, ihn zu enttäuschen. Aber sag’, wie ergeht es dir in Rom? Ich vermute außer dir weilt niemand in diesem Haus?“ Sklaven, so war allgemein bekannt, zählte ich keineswegs mit. So achtete ich auch weder auf die Sklavin mit dem Tablett, noch auf Telys, der hinter meiner Kline stand und eben jene Sklavin skeptisch betrachtete.

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  • Die Keltin war höchst erstaunt und sehr überrascht gewesen, als man ihr doch tatsächlich das Tablett in die Hand gedrückt hatte. Wieso ausgerechnet sie? Wollte man sehen wie sie sich blamierte und dadurch selbst demütigte? Denn die Spuren Castors zeichneten ihren Körper, auch an Stellen die sie nicht durch ihre Tunika verbergen konnte. Und heute Abend würde er sie erneut in seine Kammer beordern.


    Bei diesem Gedanken schluckte Eireann und erntete den strafenden Blick des Meisters über die culina. Eigentlich hätte sie sich schon längst nach draußen bewegen sollen. Wieso also zögerte sie? Sie hatte doch geschworen das sie ihrer Domina und dem flavischen maiordomus in sämtlichen Belangen gehorchen würde. Und jetzt wagte sie nicht das Atrium zu betreten?


    Nachdem die Dunkelhaarige schließlich tief durchatmetet und den mahnenden Blick des Meisters über die culina im Nacken spürte, umklammerte Eireann das Tablett fester und lenkte ihre Schritte in Richtung des atriums. Denn von dort konnte sie bereits die Stimme ihrer domina vernehmen und eine ihr noch völlig unbekannte Stimme. Dies musste der flavische Gast sein, über den die anderen Haussklaven bereits angeregt tuschelten.


    Den Wink des jungen Mannes bemerkte die Keltin durchaus und ließ ihren Blick in Richtung ihrer domina gleiten. Doch schließlich folgte sie dem jungen Römer zu einer der clinen und platzierte sich so, dass er jederzeit dem warmen Getränk und den Leckereien zusprechen konnte. Und dies tat er auch schon, wie Eireann mit einer empor gezogenen Augenbraue feststellte. Zart röteten sich schließlich Eireanns Wangen, doch nicht aus Verlegenheit. Sie hatte den skeptischen Blick des Sklaven durchaus bemerkt und schoß einen giftigen Blick in seine Richtung.