Axilla hatte das Peristyl als Treffpunkt für ihren Termin mit Tiberius Caudex gewählt. Dies hatte einige ganz einfache Gründe: Sie interessierte sich absolut gar nicht für Müll, nur für den Mann, also wollte sie nicht irgendwo in einem Raum herumsitzen, wo er auf allem, was sie zu begutachten dachte, ebenfalls herumsitzen würde und sie letztendlich nichts zu sehen bekam. Im Peristylum konnten sie herumgehen, sich bewegen, sie konnte sich dabei bei ihm einhaken, und es war absolut unauffällig, wenn sie sich dabei mal umdrehte oder ihm den Vortritt überließ und dergleichen. Für ihre Zwecke war das Peristyl also weitaus besser geeignet als das Tablinum.
Aber auch ein wenig frischer. Zwar war es ordentlich überbaut und hier und da brannten auch wohlweislich noch Kohlepfannen gegen die herbstliche frische, aber der Blick zum Garten war nun einmal offen und es war später Herbst. Entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit für dünne, fließende Stoffe hatte Axilla heute ein grünes Kleid aus feiner Wolle gewählt, fein genug gewebt, um alles wichtige zu betonen und nur das unwichtige zu kaschieren, aber warm genug, nicht frieren zu müssen. Dazu hatte sie sich noch eine Stola aus hellem Kaninchenpelz umgelegt, falls es doch zu frostig wurde. Die Haare waren fein säuberlich hochgesteckt, aber nicht so ausgeschmückt, als wolle sie zu einem Fest gehen. Sie wollte schick sein, aber nicht auffällig schick. Daher trug sie auch weder Schminke noch großartig Schmuck.
Sie wartete auf einer Holzbank in der Nähe der Küche, wo es schön warm war, dass ihr Besuch also kommen möge.
Als Begoas angetrappt kam und ihren Besuch ankündigte, stand Axilla auf und wollte den Gast lächelnd begrüßen, als sie kurz doch stockte. Oha, da hatte sich aber jemand in Schale geworfen. Wie sollte sie denn so was sehen?
"Salve, Tiberius. Sei willkommen in meinem Haus. Wenn ich gewusst hätte, dass es ein so förmlicher Besuch werden würde, hätte ich mich etwas mehr herausgeputzt."
Sie lächelte und überlegte schon, wie sie es wohl anstellen könnte, ihn aus diesem Stoffberg zu schälen, ohne dass es komisch wirkte.