[litus Ostiense] zwei beinahe Brüder unter sich

  • Ja er hatte es geschafft. Trotz all der Verhandlungen über seine Ehe und den Besuch, den er danach noch bei Axilla eingeschoben hatte, hatte er es noch rechtzeitig zu seiner Verabredung mit Atticus geschafft. Die Pferde waren schnell gesattelt und so ritten sie nun erst mal gemächlich Richtung Meer. Es zog sie wohl beide wieder ans Wasser. Ja das rauschende Meer hatte eben auf die meisten einen beruhigende Wirkung. Bisher hatte sie geschwiegen, was unter Männern ja nichts ungewöhnliches war. Man verstand sich schweigend. Kurz bevor das Meer in Sicht kam war es Nero, der das Gespräch suchte. „Es tut mir leid, dass wir dich da gestern irgendwie reingezogen haben.“

  • Caudex war erst relativ spät zu den Stallungen gekommen. Atticus fragte gar nicht erst nach, was so lange gedauert hatte. Nach dem, wie sein Freund am vergangenen Abend drauf gewesen war, wollte er ihn nicht auch noch mit dem Kopf drauf stoßen. Erst einmal Ablenkung. Wenn er reden wollte, würde er schon kommen.


    Und so waren sie losgeritten, Caudex auf seinem schwarzen Kraftpaket und Atticus auf seinem roten Faulpelz, immer Richtung Westen zum Meer hin. Die Luft lag schon voller Salzgeruch, als sie eher langsam nebeneinander hertrotteten, als Nero seine Sprache fand und sich erstmal entschuldigte.

    "Ach, red kein Blech. Ist ja nicht so, als ob ich noch nie einen Familienstreit mitgekriegt hätte." Atticus zuckte leichthin die Schultern. "Ich glaube, meine Mama und deine Schwester würden sich gut verstehen. Bis gestern dachte ich ja, es gäbe nur eine von der Sorte, aber hui, offenbar gibt es zwei davon." Atticus lachte. "Vielleicht verstehen wir uns deshalb so gut. Wir wissen beide, wie das ist." Atticus liebte seine Mutter ja, auch wenn sie ihn manchmal zur Verzweiflung brachte. Und nach dem, wie Corvina gestern auf das Verlöbnis reagiert hatte, ging es Caudex wahrscheinlich nicht ganz unähnlich.

  • „Ja ich denke die würden sich gut verstehen.“ Bestätigte Nero. „Und ja deswegen verstehen wir uns wahrscheinlich so gut.“ Leiser fügte er hinzu. „Zum Glück.“ Wieder ritten sie eine Weile schweigend nebeneinander her. Dann lachte er trocken auf. „Ich habe heute die Verträge gemacht. Zumindest auf dem Papier habe ich dann nun wohl einen Verlobte.“ er atmete einmal tief durch. „Eine die mich nicht will.“ ja es war immer klar, dass es eine politische Ehe werde würde. Aber in keiner seiner Vorstellung hatte die Braut so .. nun ja abgelehnt konnte man wohl nicht sagen. Sie hatte zwar zugestimmt aber hatte sie das wirklich.. nein es war wohl eher Pflichtgefühl gewesen. „Ich dachte zumindest weil wir uns kennen und uns bisher...“ Er zuckte mit den Schultern. „.. nun wir standen...eigentlich hatte ich bisher den Eindruck, dass wir uns recht gut verstehen.“ Wieder zuckte er mit den Schultern. „Nun ja vielleicht fügt sie sich doch irgendwie ein und .. ist irgendwann zufrieden?“



  • "So schlimm?" fragte Atticus nach, als Caudex neben ihm auf seinem Pferd immer kleiner wurde und die Schultern hängen ließ. Dieses Gespräch schrie geradezu nach einem Besäufnis. Problem war nur: Caudex trank nicht.

    "Ich hoffe, du erwartest jetzt nicht von mir, dass ich dir erkläre, warum Frauen so sind, wie sie sind? Ich habe nämlich absolut keine Ahnung, was die so denken. Die sprechen irgendwie eine ganz eigene Sprache, die man selbst mit Dolmetscher noch nicht versteht. Ja heißt nein, nein heißt ja, und vielleicht heißt auf gar keinen Fall." Atticus untermalte seine Worte mit entsprechenden Gesten. Frauen waren wirklich kompliziert. Selbst Lea war kompliziert gewesen, eben weil sie nicht kompliziert gewesen war.

    "Warum meinst du denn, dass sie mit dir unzufrieden sein könnte? Ich mein, du hast doch alles. Ganz ehrlich, wenn sie es schafft, in deiner Hütte zu wohnen und trotzdem unzufrieden zu sein, bin ich ernsthaft beeindruckt." Oder entsetzt, je nach Betrachtungswinkel.

    "Seit wann weiß sie das mit der Verlobung denn?" Atticus riet einfach mal ins blaue und stellte ein paar Theorien auf. Er kannte die zukünftige Braut ja gar nicht und wusste nur, dass es eine Freundin von Tiberia Corvina war. Was vielleicht auch ein guter Punkt war. "Sie ist doch eine Freundin deiner Schwester? Das wird ihre Laune doch sicher auch aufhellen, bei ihrer Freundin zu sein."

  • „Ja du hast Recht. Frauen sind schwer zu verstehen. Ich verstehe ja selbst meine Schwester mitunter nicht.“ Sagte er zustimmend. „Sie weiß es seit heute. Ihr Onkel hat es ihr nach unseren Verhandlungen über die Dos mitgeteilt.“ Ja vielleicht war es das, aber er hatte eben den Eindruck, das es nicht nur das war. „Ich habe keine Luftsprünge erwartet... aber...sie.“ Nero sah Atticus einen Moment schweigend an. Vertraute er ihm? Ja tat er. „Ganz im Vertrauen? Ich denke sie wollte einen anderen. Ich denke es gibt da jemanden dem ihr Herz gehört. Und nein ich ziehe nicht ihre Tugendhaftigkeit in Frage.“ Ja das tat er wirklich nicht. „Aber zumindest habe ich mir das sagen lassen, dass es Leute gibt, die eine Person sehen und sich ...verlieben.“ Das letzte Wort sprach er eher fragend aus. „So mit diesem ganzen Gedöns Herzklopfen und so.“ Dann lachte er trocken. „Ja auch wenn man es wohl nicht vermutet. Ich war auch mal jung, dumm und naiv genug mich zu verlieben.“ Ja war er und es hatte nicht gut geendet für keinen. „Aber apropos verlieben. Was war das neulich mit Nichte und so. So recht bin ich nicht schlau geworden was du mir sagen wolltest.“

  • Noch so ein Thema, bei dem Atticus eher weniger mitreden konnte. So mit Herzklopfen und allem verliebt hatte er sich noch nie. Er hatte auch keine Ahnung, wie das gehen sollte. Er hatte schon diverse Körperregungen gefühlt bei diversen Frauen, aber das war jetzt nicht das, was Caudex wohl meinte. Er meinte so richtige Gefühle, nicht so Gefühle wie Hunger, oder eben körperliche Anziehung. Etwas verlegen kratzte Atticus sich am Kopf.

    Da er aber in der Pflicht stand, seinen Freund aufzumuntern, versuchte er, etwas nicht allzu blödes zu sagen. "Meinst du nicht, dass das schon früher irgendwie aufgefallen wäre, wenn sie irgendwem hinterherschmachtet? Ich mein, kann ja kein allzu wichtiger Kerl sein, wenn sie ihrem Vormund da nichts gesagt hat, damit sie den heiraten kann. Und bei irgendwas unter ihrem Stand wär das doch sicher aufgefallen." Atticus hatte ja keine Ahnung, wie die Aurelier so auf ihre jungen, unverheirateten Damen aufpassten. Aber in seiner Vorstellungswelt blieb bei der Schnittmenge von 'kann sie getroffen haben' und 'kann sie nicht heiraten' eigentlich fast nur irgendein Sklave im Haushalt übrig. Oder...

    "Bist du denn sicher, dass sie Männer mag?" Es gab ja sowohl Männer die eher auf Knaben standen, als auch Frauen, die lieber unter ihresgleichen blieben. Wie die Amazonen. Auch wenn die wohl Ausnahmen machten...


    Und zack, genau da fragte Caudex auch nach einer Nichte. Atticus schreckte hoch, und Spinther beschwerte sich prompt. "Häh? Was für eine verliebte Nichte?" Atticus war doch sicher nicht so blöd gewesen, irgendwas von Lea zu erzählen, oder? Er hatte eine ziemlich große Lücke in seiner Erinnerung. Daher wusste er nicht, was genau er gesagt hatte. Blödstellen war damit nicht einmal gespielt oder aufgesetzt. Er wusste es wirklich nicht.

  • Nero zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht ob das aufgefallen wäre. Sie ist sehr zurückhaltend.“ Die Theorie, dass ihr eventuell Auserkorener unter ihrem Stand war passte da schon eher. „Es könnte sein. Auf diversen Festen trifft man ja den ein oder anderen.“ Ja das konnte tatsächlich sein. Nero grübelte wem sie wohl alles vorgestellt worden war. Da gab es schon einige, die gut aussahen, ein Frauenherz wohl gewinnen konnten, aber definitiv unter ihrem Stand waren. Hatte sie deshalb nichts gesagt? WAS? „Ähm... nein das glaube ich nicht. Also auf Frauen.“ Nein das wäre wirklich nun ja ungünstig? Nein ich denke das wüsste man. „Ich glaube eher an deine erste Theorie. Das es jemand unter ihrem Stand ist. Was durchaus auch ihre Krankheit erklären würde. Deswegen hat mein Patron sie ja aufs Land bringen lassen. Die Ärzte konnten nichts finden.“ Ja irgendwie passte alles zusammen. Die ominöse Krankheit, das mehr als reservierte Verhalten heute. Das sie ihm nicht ansehen konnte als er sie gefragt hat ob es jemanden gab. Alles passte zusammen. „Weißt du ich kann damit leben, wenn sie einen anderen liebt...aus der Ferne, aber wenn sie mich hintergehen sollte...“ Nein er wollte gar nicht so weit denken, denn das wäre etwas womit er nicht klar kommen würde.

    So wandte er sich doch lieber dem anderen Thema zu und Atticus schien sich irgendwie ertappt zu fühlen. „Woher soll ich das wissen. Du hast bei den Saturnalien was davon gefaselt, das du ein Idiot bist. Das ich Idiot schuld wäre, weil sie meine Nichte ist. Ich frage mich immer noch welche Nichte du gemeint hast? Ich habe keine Nichte nur einen Neffen. Na ja nicht offiziell, da meine Bruder ja mehr oder minder aus der Familie verstoßen wurde vom Vater. Aber für mich wird er immer mein Bruder sein. Also weiß ich nicht von welcher Frau du gesprochen hast, die du wegen mir, weil ich deinen Freund bin verlassen hast.“ Ja Nero war entsprechend verwirrt. Er hatte Atticus Aussagen nicht wirklich verstanden.

  • "Also meine erste Theorie ist immer noch, dass sie sich einfach nur erschreckt hat und das ganze verdauen muss", meinte Atticus aufmunternd. Auch wenn das mit der Krankheit jetzt wirklich seltsam und ein wenig ungünstig klang. Es klang zumindest nicht nach einer robusten Konstitution und einem langen Leben.

    "Meinst du denn, sie wäre der Typ dafür? Also, dich zu hintergehen?" Nach dem, was Atticus heute und am vorangegangenen Abend von dieser Aurelia gehört hatte, klang die eher wie ein verschrecktes Mäuschen, das man kaputt machte, wenn man einmal zu fest drückte. Frauen waren zwar mitunter mehr als seltsam, aber es klang jetzt doch eher weniger danach, als wenn das jemand wäre, der sich einen Ehebruch trauen würde.

    "Oder meinst du, deine Schwester könnte ihr da auf den Zahn fühlen, so von Frau zu Frau?" Frauen untereinander waren noch seltsamer als allein, aber sie verstanden sich gegenseitig. Irgendwie. Vielleicht.


    Dass er selber im Suff aber wirklich so viel erzählt haben sollte, machte Atticus nun wirklich verlegen. Er kratzte sich nochmal am Hinterkopf, wo es anscheinend eine echt fies juckende Stelle gab. "Ähm.... das hab ich wirklich gesagt?" Scheiße, was sollte er da sagen?

    Er wollte seinen Freund nicht anlügen. Aber die Wahrheit sagen konnte er auch nicht. Es ging immerhin um seine Familie. Und um seine Familie, denn sein eigentlicher Bruder war der Blödmann, weswegen die ganze Sache überhaupt so scheiße kompliziert war. Also, seine beiden Brüder. Der, der Lea gezeugt hatte, und der, der sie umbringen wollte.

    "Ich glaub, ich war ziemlich durch wegen der Trennung von... von meinem Mädchen. Sie war echt sauer auf mich, und... es ist kompliziert." Ja, soweit stimmte das alles, nichts war gelogen. "Aber es ist auch vorbei und wird nicht wieder so vorkommen. Von daher wird das, denke ich, einfach.... ach, keine Ahnung."

  • „Ich werde Corvina auf jeden Fall mal fragen.“ Sagte er zustimmend. „Es ist ja eh nicht zu ändern. Wir werden heiraten. Ich könnte mir keinen Grund vorstellen warum diese Hochzeit nicht stattfinden solle. Ich habe ihr angeboten, dass ich meinem Patron irgendwas erzähle warum ich sie nicht verdiene, aber das hat sie abgelehnt. Also nehme ich an, dass sie sich wohl damit abfinden wird.“ Nero versuchte es mit einem Grinsen. „Wenigsten werde ich keine Wappen in der Hochzeitsnacht brauchen, weil hübsch ist sie.“ Hübsch und zart. Ja er würde wohl eher aufpassen müssen sie nicht kaputt zu machen.

    „Ja so was hast du gesagt.“ Bestätigte der Tiberii. „Du meintest du hättest dich getrennt, weil ich dein Freund bin.“ Dann sah er seinen Freund ernst an. „Du weißt, dass du ...also wenn du willst...Ich habe ein offenes Ohr und bin recht gut darin Geheimnisse zu bewahren.“ Mehr sagte er nicht. Wenn Atticus reden wollte sollte er das tun, wenn nicht, dann würden sie gemeinsam schweigen und das Thema nicht wieder ansprechen.

  • Dass Caudex wieder grinsen konnte, war schonmal ein Fortschritt. "Ich schau trotzdem mal nach einer schicken Decke als Hochzeitsgeschenk. Sicher ist sicher", scherzte er zurück. Wobei er jetzt wirklich gespannt war, wie die Verlobte denn jetzt wirklich aussah und war. Wenn ein einzelnes Frauenzimmer so viel durcheinanderbrachte, musste sie es ja wenigstens wert sein.


    Sie ritten eine Weile nebeneinander her, ohne etwas zu sagen. Atticus wusste, dass Caudex wirklich ein Freund war. Und er würde so gern mit ihm darüber reden. In jedem anderen Fall hätte er das auch getan. Aber in genau diesem Fall ging es nicht. Und das nagte an ihm. Wirklich.

    "Es... es ist nicht so, als ob ich wirklich verliebt in sie war. Eigentlich kannten wir uns kaum", sagte er irgendwann. Er wollte ja darüber reden. Aber was konnte er sagen, ohne ihre Freundschaft zu gefährden oder seine Familie in Gefahr zu bringen? Atticus hasste Geheimnisse.

    "Sie ist eine Sklavin. Das wäre eh nicht gegangen, selbst wenn wir verliebt gewesen wären." Gut, Atticus war jetzt nicht grade auf dem Weg zum Senator. Er hätte theoretisch eine Freigelassene heiraten können, für Ritter gab es da kein Ehehindernis. Aber seine Mutter hätte das ganz anders gesehen, wenn er unter stand heiraten würde. "Sie..." Atticus schwieg eine Weile. Er wollte Caudex wirklich gern die ganze Wahrheit sagen. Aber es würde das Ende ihrer Freundschaft bedeuten, dessen war er sich sicher. "Sie hatte was mit dem Sklavenaufstand zu tun. Ganz am Rande zwar, aber..." Gut, wie viel sie damit zu tun hatte, wusste Atticus ehrlicherweise nicht. Aber dass sie da zum Tode eigentlich verurteilt war, das reichte ja. Er konnte im Grunde nur hoffen, dass Lea wirklich nichts damit zu tun hatte, dass die Villa Tiberia abgefackelt worden war und ihre Einwohner massakriert worden waren. "Das hab ich erst später rausgefunden, sonst wär das alles nicht passiert." Er hoffte, dass Caudex bei dieser Erklärung nicht weiter nachbohren würde und verstehen würde, weshalb Atticus so niedergeschlagen und im Zwiespalt war. Und dass er es ihm nachsah, mit einer Sklavin geschlafen zu haben, die etwas mit den Aufständen zu tun gehabt hatte.

  • Nero grinst. „Ja aber mit Wappen, da bestehe ich drauf.“ damit war das Thema wohl abgearbeitet.

    Irgendwann in vielen vielen Jahren würde ein Schriftsteller wohl diese Worte als seine ausgeben. Da steh' ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor! Aber genau so ging es Nero jetzt

    Er runzelte die Stirn. „Am Aufstand? Bist du dir sicher?“ Er konnte sich das nicht vorstellen. Nein ganz und gar nicht und nachdenken wollte er darüber nicht. „Also...ähm. Bist du dir wirklich sicher? Weil ich kennen meine Bruder und der war mitunter für die Bestrafung derer am Aufstand beteiligten zuständig. Ich glaube kaum, dass er jemanden übersehen hat. Er hat ja sich sogar... also soweit ich weiß vom Kaiser den Befehl geholt, ein ganzen Volk zu vernichten, weil diese Varia den Aufstand angeführt hat oder eher haben soll. Ich meine einen Frau? Die einen Aufstand anführt?“ Er wurde nachdenklich. „Aber wenn sie wirklich was damit zu tun hatte.“ Er atmete tief durch. „Dann sollte sie damit nicht hausieren gehen. Also nicht wenn ihr ihr Leben lieb ist.“ Ja auch wenn seien Familie vom Aufstand wirklich schwer getroffen wurde und er dieser Varia den Tod gewünscht hatte, so wollte er doch nicht das irgendjemand unschuldig reingezogen wurde. „Wenn du sie kennst, dann kennst du bestimmt auch die Familie der sie gehört. Vielleicht solltest du ihnen sagen, dass sie sie weit weg von Rom schicken? Oder sie soll sich bedeckt halten.“ Nero sah zu seinem Freund. „Sie ist dir schon irgendwie wichtig oder?“ Musste sie ja sonst hätte er sich wohl kaum wegen ihr betrunken. „Also wegen mir.. nur weil sie am Aufstand eventuell beteiligt war... wenn du sie weiter..“ er machte das internationale Zeichen für Anführungszeichen mit seinen Fingern. „ ..treffen willst. Dann tu das. Ich habe nichts dagegen. Aber was ich nicht verstehe, was hat das mit meiner angeblichen Nichte zu tun?“

  • War Atticus sicher? "Ja, nein, keine Ahnung." Atticus zuckte die Schultern. Er war nicht dabei. Er hatte keine Ahnung, was Lea getan oder auch nicht getan hatte. Er hatte keine Ahnung, ob sie jemanden getötet hatte, gebrandschatzt hatte, geplündert hatte. Wenn er darüber nachdachte, dass er gar nichts über sie wusste, sie aber durchaus eine Mörderin sein könnte, und sie jetzt bei seiner Mutter wohnte, wurde ihm ein wenig schlecht. Er glaubte zwar nicht – nein, er wollte nicht glauben – dass sein Onkel Silanus und seine Mutter beide eine Mörderin decken und beschützen würden, aber sicher wissen konnte er es nicht.

    "Sie geht nicht damit hausieren. Sie ist vorsichtig. Es war nur... ach, ist egal. Sie hat es mir halt gesagt, und... da war die Kacke dann schon am dampfen", versuchte Atticus eine Erklärung. Er verstand das alles ja selbst nur so halb. Eigentlich war er da auch nur so reingerutscht und hatte gar nicht gedacht, dass da irgendwas draus werden würde.

    Ob sie ihm wichtig war? Das war eine schwere Frage. "Ich bin nicht verliebt oder so. Es war nur.... Es fühlte sich so einfach an. Und, sie war... anders. Nicht so... zerbrechlich, und irgendwie... so geradeaus und ohne Hintergedanken und... Ach, scheiße..." Atticus merkte, wie seine Stimmung kippte. Er wollte nicht darüber nachdenken, wie Lea war. "Es hätte nichts gebracht. Und ich will das auch nicht mehr. Ich meine... das hat doch keine Zukunft. Ich hätte sie nie heiraten können, oder Kinder haben mit ihr. Ich will das auch nicht. Das war einfach nur blöd von mir, das überhaupt anzufangen." Vom Kopf her wusste Atticus das. Wirklich. Nur fühlte es sich trotzdem einfach beschissen an.

    "Ich war besoffen, Caudex. Ich weiß nicht mehr, was ich gesagt habe", sagte er noch halblaut eher zu sich selbst. Nein, er würde Lea nicht verraten. Soviel war er ihr doch noch schuldig. Wenigstens dieses Geheimnis war sicher.

  • „Du hattest deinen Spaß.“ Faste Nero es kurz zusammen. „Ähm.. das ist in Ordnung weißt du? Meinst du das wenn ich mit einer Frau schlafe ans Heiraten oder Kinderkriegen denke?“ Nero schüttelte den Kopf. „Nein um ehrlich zu sein, geht es da rein um den Spaß und die Befriedigung. Und her je, mach dir doch keine Gedanken um Kinder, die meisten Frauen wissen das schon zu verhindern.“ Schließlich sind es die ja auch, die am Arsch sind wenn sie unverheiratet Schwanger werden. Er stieß Atticus mit der Faust in die Schulter. „Einigen wir uns darauf, das du betrunken und frustriert warst, weil du eine gute Gelegenheit hast sausen lassen?“

  • Atticus jugendliche Stirn legte sich in erhebliche Falten. "Das heißt, du denkst da wirklich gar nie drüber nach, wenn du bei einer Frau bist?" irgendwie klang das für Atticus falsch. Er konnte doch nicht mit einer Frau einfach so schlafen und sie dann mit Problemen später alleine lassen. Bei einer Lupa vielleicht. Auch wenn er noch nie wirklich mit einer geschlafen hatte. Aber da konnte er ja nicht wissen, ob das Kind von ihm wäre. Aber Lea war Jungfrau gewesen. Da war das was anderes. "Ich weiß nicht, ob ich meinen Kopf da ausschalten könnte...."


    Caudex gab ihm einen Stoß und holte ihn damit ein Stück weit aus seinen Grübeleien. "Du darfst ruhig sagen, dass ich ein absoluter Volldepp war." Atticus grinste schief.

    "Meinst du, wir schaffen es noch rechtzeitig zurück, oder kehren wir lieber in Ostia ein und reiten morgen zurück?"

  • Ja natürlich machte er sich Gedanken, bei Dede zum Beispiel. Bei Axilla? Nein da tatsächlich nicht. Er ging davon aus, dass sie erfahren genug war. Oder sollte er vielleicht mal mit ihr darüber..? Nein oder? Himmel! So zuckte er nur mit den Schultern. „Nun vielleicht bin ich bei meiner Wahl anders als du.“ Doch er würde mit Axilla darüber reden. Wenn sie bei den Göttern!!! Ja Atticus würde ihn im Tiber versenken mehrfach wohl möglich. Er schaute in Richtung Horizont. „Ich würde sagen wir kehren ein und reiten Morgen zurück.“ Niemand ja wirklich niemand wollte in der Dunkelheit reiten und Nachts durch Rom laufen.

  • "Kann schon sein", sagte Atticus nur zu der Sache mit der Wahl. Es war ja nicht so, als ob es da wirklich bislang eine Wahl gegeben hätte. Auch Lea war weniger eine bewusste, aktive Entscheidung gewesen, als vielmehr eine Gelegenheit und ein recht tollpatschiger Versuch. Dass man da irgendwas wählen könnte, konnte Atticus jetzt aus seiner Erfahrung heraus so nicht bestätigen.


    Wo Caudex aber in jedem Fall recht hatte, war, dass sie besser einkehren sollten. Die Sonne stand schon sehr tief und jetzt im Winter wurde es schnell dunkel. Selbst das Dämmerlicht war schon schlecht, um zu reiten.

    "Gut, dann reiten wir nach Ostia hinein. In der Nähe unseres Hauses damals war eine sehr gute Herberge, auch mit Stall. Ist jetzt zwar fünf Jahre her, aber ich glaub nicht, dass sie die ganze Stadt umgebaut haben."

    Atticus gab Spinther also leicht die Fersen in die Flanken, was diesen zu einem missmutigen, leichten Galopp antrieb Richtung Ostia hinein.